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Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2015
Die Quigleys Bd.1
Mason, Simon

Die Quigleys Bd.1


ausgezeichnet

>>"Das schmeckt ziemlich gut", sagte Papa. "Es ist ein bisschen so, wie ganz, ganz alte Pralinen zu essen." "Gebt mir noch ein bisschen Fladenbrot",, sagte Mama. "Vielleicht ist es inzwischen ja aufgetaut.">>

Ob der Papa beim Babysitten das Nachbarkind verliert, die kleine Lucy sich als Brautjungfer unbedingt als Biene verkleiden möchte oder ihr Bruder Will erkennen muss, dass es gar nicht so einfach ist, ganz subtile Hinweise auf seinen Weihnachtswunsch, einen Würgadler nämlich, zu streuen ~ bei den Quigleys ist immer was los.

~ ~ ~

Diese ersten 4 herzerfrischenden, liebevollen, chaotischen Geschichten über den ganz alltäglichen Wahnsinn der Familie Quigley, haben mich wieder einmal großartig unterhalten. Auch als Erwachsene schmunzelt man sehr über die Ideen und die Zielstrebigkeit mit der sie dann auch verfolgt werden.

Ein kurzweiliges Buch, mit vielen kleinen witzigen Zeichnungen, deren Geschichten sich auch besonders zum Vorlesen eignen.

Fazit: Wer Jeremy James, Meine Schwester Klara und ich oder Hilfe die Herdmanns kommen mag, der wird auch die Quigleys lieben!

Bewertung vom 18.03.2015
Atlantia
Condie, Ally

Atlantia


gut

>>"Das wird schwer heute", seufzt Bay. Ich nicke. Es wird schwer heute, denke ich, weil ich nicht das tun werde, was ich immer tun wollte. Doch ich weiß, dass Bay das nicht meinte.>>

In einer Welt, die in Unten (unter Wasser) und Oben (an Land) getrennt ist, gelten die Unten als privilegiert.

Die Unterwasserstadt Atlantia ist die Heimat der Zwillinge Rio und Bay ~ aber während Bay Ihr Leben und Atlantia liebt, ist es seit jeher Rios größter Traum nach Oben an Land zu gehen. Doch nach dem überraschenden Tod Ihrer Mutter, der Hohepriesterin, nimmt Bay ihrer Schwester das Versprechen ab, für immer bei ihr im Unten zu bleiben. Und so spricht sich Rio am Tag der Entscheidung tatsächlich für Unten aus. Bay, die direkt nach ihr an der Reihe ist, sagt: Oben, und ist innerhalb von Minuten ohne Erklärung aus Rios' Leben verschwunden und lässt sie fassungslos stehen. Allein in Atlantia zurückgelassen, versucht sie das Geschehene zu verstehen.

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Meine anfängliche Begeisterung ist leider ziemlich rasch abgeflaut und zurück blieb nur gefühlte Mittelmäßigkeit. Schade eigentlich, denn die Idee von Atlantia, einer von Menschen erschaffenen Welt unter dem Meer, fand ich total faszinierend. Allerdings konnte Ally Condie meine Erwartungen nicht komplett erfüllen.

Sie hat es trotz 400 Seiten nicht so wirklich geschafft "Atlantia" ein eigenes Gesicht und Persönlichkeit zu geben und meiner Meinung nach, auch die Chance verpasst, eine neue einzigartige Welt zu kreieren. Es gab hier und da Ansätze (wie z.B. der Tiefmarkt), die zum Ende hin auch mehr wurden, aber ein Atlantia als Welt unter Wasser mit all seinen Figuren, Eigentümlichkeiten und Plätzen, war immer nur sehr oberflächlich vorhanden.

Auch den Charakteren fehlte es allesamt an Tiefe. Sie waren zwar nett, aber irgendwie auch 0815 und austauschbar. Weder direkt sympathisch noch unsympathisch und seltsam emotionslos. Ich konnte nicht wirklich einen Bezug zu ihnen aufbauen und somit auch wenig mit ihnen fühlen. An leicht schrägen Nebenfiguren und Charakterköpfen, die der Geschichte ganz gut getan hätten, fehlte es vollständig. Und so dümpelt vor allem der Mittelteil so vor sich hin.

Teilweise hatte ich das Gefühl, Rio schwimmt 200 Seiten lang auf dem Tiefmarkt hin und her und dann wieder her und hin und nichts passiert. Auch alle scheinbar wilden und gefährlichen Aktionen konnten mich weder überzeugen noch emotional erreichen. Alles verlief so reibungs- und auch recht ereignislos ab und war schon vorüber, bevor ich es überhaupt greifen konnte.

400 Seiten, die größtenteils so vor sich hinplätschern waren zu viel. Denn obwohl er sich flüssig liest und ich die Geschichte immer noch recht nett finde, fehlt es dem Roman an Emotionen und vor allem auch an Spannung und Höhepunkten. Und so wirken manche Passagen einfach nur langweilig.

Allein die eingeflochtene Geschichte der Sirenen fand ich sehr interessant. Ansonsten hätte ich gerne viel mehr über das Leben und die Familien etc. auf Atlantia erfahren. Und so blieb alles recht blass und farblos und das nicht nur im Unten, sondern auch im Oben.

Fazit: Ally Condie hat es nicht wirklich geschafft, mich in ihre Welt zu entführen, weder emotional noch per Kopfkino ~ es blieb alles reichlich blass. Dennoch ist Atlantia eine nette Geschichte, allerdings mit viel verschenktem Potential und einem spannungslosen Mittelteil.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2015
Sturmküste
Montefiore, Santa

Sturmküste


gut

>>Ellen stellt überrascht fest, dass Ihre Tante mit starkem irischen Akzent sprach - dabei redete Ihre Mutter wie die Queen.>>

Ein paar Wochen vor der Hochzeit lässt Ellen in London alles hinter sich und flüchtet klammheimlich zu ihrer Tante nach Irland. Ihre Mutter hatte das Land noch vor ihrer Geburt verlassen und den Kontakt zur Familie nie wieder aufgenommen. Und so ist Ellen auch reichlich überrascht, nicht nur Tante Peg sondern dazu auch noch einige Onkel vorzufinden - doch sie lebt sich in der großen Familiengesellschaft schnell ein. Hier stellt ihr niemand unangenehme Fragen, denn keiner ahnt auch nur, dass sie verlobt ist. Man denkt, sie ist nach Irland gekommen, um in der Ruhe und Abgeschiedenheit einen Roman zu schreiben.

Die raue Küstenlandschaft mit den alten Burgruinen haben es Ellen angetan und dort begegnet ihr auch eines Tages Conor, ein faszinierender Mann über den man munkelt, er hätte seine Frau umgebracht. Die wunderschöne Caitlin, die von allen angebetet wurde. Doch was ist damals wirklich geschehen und welches Geheimnis verbirgt Ellens Mutter vor der Familie?

~ ~ ~

Ich habe mich mit der Bewertung ein wenig schwer getan und habe mich letztendlich für 3,5 Sterne entschieden.

Einerseits erzählt Santa Montefiore eine richtig schöne Geschichte, mit großartiger Beschreibung der rauen Küstenlandschaft, der Dorfgemeinschaft und das Leben in Irland auf dem Lande ("wenn es geheim bleiben soll, erzähl es den Fischen"). Andererseits aber lehnt sie sich vom Stil her schon sehr an Daphne du Mauriers "Rebecca" oder auch "Jane Eyre" von Bronte an und der Schuh ist (momentan) definitiv noch eine Nummer zu groß. Nicht, dass es deswegen schlecht geschrieben wäre, es hat mich schon sehr gut unterhalten, aber als Fan der vorher genannten, fehlte mir das durchgehende Niveau und vor allem die unterschwellig beklemmende Atmosphäre. Ansätze sind da, aber das ist für mich noch ausbaufähig.

Ein weiterer Punkt, der mir nicht ganz so gut gefiel, war, die dann doch sehr altbackene Liebesgeschichte. Hätte die Autorin das Geschehen in die Vergangenheit gelegt, ok. Aber es spielt in der heutigen Zeit und so mutet es doch etwas komisch an, wenn Ellen auf eine Einladung von Conor (um seiner kleinen Tochter die Nägel zu lackieren) nur mit ihrer Tante Peg als Anstandsdame erscheinen darf. Irland hin oder her.

Auch der Schreibstil ist manchmal vielleicht etwas dicht am Kitsch, aber ansonsten sehr flüssig und schön bildhaft. Mich hat er sofort nach Irland entführt und ich bin dort auch sehr gerne geblieben.
Die Charaktere sind sympathisch und gut aufgebaut und die Autorin hat neben der Liebesgeschichte auch noch eine berührende Familiengeschichte gekonnt umgesetzt.

Fazit: Die perfekte Lektüre für kuschelige, regnerische Herbst- und Winterabende. Mit Sicherheit nicht mein letztes Buch der Autorin.

Bewertung vom 21.02.2015
Strandraub
Petersen, Dietrich

Strandraub


sehr gut

>> Landläufig gelten Küstenbewohner als Menschen der Weite, den Blick stets aufrecht und stolz auf den fernen Horizont gerichtet, eine Art Leuchtturm in Menschengestalt>>

Ermittlungen auf dem Campingplatz Sonneninsel Fehmarn: Ein Toter am Strand stört die Idylle! Er sollte Millionen für ein Ferien-Resort mitbringen, dem ein naturbelassener Küstenabschnitt zum Opfer fiele. Kommunalpolitiker, ein Baulöwe und dubiose Hintermänner auf der einen Seite, eine entschlossene Bürgerinitiative auf der anderen, liefern sich einen erbitterten Kampf. Clemens Moor ermittelt in einem Sumpf aus Intrigen, seelischen Traumatisierungen, Eifersucht und Tod. Bis der Zufall und ein entführtes Kind ihm die schöne Psychologin Greta in die Arme spülen, mit deren Scharfsinn er am Ende alle Rätsel löst. Oder doch nicht alle?
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Minimalistisch, anders vermag ich die durchaus gewöhnungsbedürftige Schreibweise von Dietrich Petersen nicht zu nennen. Ich brauchte schon ein paar Seiten mehr um mich darauf einzulassen, doch ein richtig fließender Lesegenuss wollte sich bis zum Schluss nicht ganz einstellen. Manchmal habe ich mich nämlich ertappt, wie ich irritiert zurückgeblättert habe, in der Annahme irgendetwas sei hier doch grad an mir vorbeigegangen ~ vor allem im Bezug auf die Beziehung von Clemens Moor und seiner Greta.

Ansonsten ist der Erstling von Dietrich Petersen ein solider, sehr ruhiger Inselkrimi, mit viel Fehnarm- und Campingflair, einer interessanten Geschichte und einer noch gelungeneren Auflösung. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte der Autor (als praktizierender Psychiater) ruhig noch etwas mehr in die Tiefe gehen dürfen - das wäre so das Sahnehäubchen gewesen - aber da war er wieder: der Minimalismus.

Trotzdem hat mich der Krimi gut unterhalten und ich freue mich auf den zweiten Teil "Todesbelt", der auch tatsächlich schon bereit liegt. Denn, und so bin auch nur auf den Autor aufmerksam geworden, mein Arbeitskollege hat diesen Krimi zufällig im Regal seiner norddeutschen Ferienwohnung entdeckt, signiert. Beim durchstöbern des Gästebuches stellte sich heraus, dass auch der Autor dort ein paar entspannte Tage verbracht hatte. Mein Kollege konnte sich kaum von dem Buch losreißen, so dass er sich gleich die Fortsetzung besorgt hat. So geht das manchmal....

Fazit: 3,5 Sterne für einen soliden Krimi mit stilistischen Eigenheiten. Wer rasante Action sucht, ist hier allerdings falsch.

Bewertung vom 21.02.2015
Ostfriesenkiller / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.1
Wolf, Klaus-Peter

Ostfriesenkiller / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.1


gut

>>Ulf Speicher liebte es, den feuchten Meeresboden unter seinen Füßen zu spüren, wenn der Schlick zwischen seinen Zehen hervorquoll. Er fühlte sich dann gut und lebendig.>>

Die Angst geht um in Ostfriesland. Eine Serie von Morden erschüttert die kleine Stadt. Alles beginnt mit dem Mord an Ulf Speicher, dem Leiter des Vereins "Regenbogen" aber dann werden nach und nach weitere Mitglieder des Vereins auf grausame Weise umgebracht. Wer hasst diese Institution so sehr und vor allem warum? Für Ann Kathrin Klaasen wird dieser Fall zu einer echten Bewährungsprobe.
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Ostfriesenkiller ist ein solider Krimi mit einer nicht unbedingt sympathischen und in der Tat sehr gewöhnungsbedürftigen Kommissarin.
Mir hat sie manchmal -grade auch zum Ende hin- zu viel Raum eingenommen, so dass der eigentliche Fall und damit auch die Spannung, ein wenig auf der Strecke blieb.
Das was schon schade, denn die Geschichte ist durchaus interessant, denn auch wenn nach der Hälfte des Buches eigentlich ziemlich klar ist, WER mordet, hat mich das WARUM am Ende dann doch ziemlich überrascht. Der Plot hat mir sehr gefallen, außergewöhnlich vielleicht, aber nicht unrealistisch.

Vom Lokalkolorit hatte ich mir allerdings weitaus mehr versprochen. Bis auf 1-2 Mal "Norden", war da noch recht wenig von zu spüren. Aber ich denke, das wächst und nimmt wahrscheinlich von Band zu Band zu.

Da der Humor und der, wenn auch manchmal etwas ausufernde, Schreibstil von Klaus-Peter Wolf mir gefallen haben, darf sich Kommissarin Klaasen im zweiten Band noch einmal bei mir beweisen. Ich gespannt, was mich dort wieder an verrückten Einfällen erwartet.

Fazit: Solider Start einer Krimi-Reihe mit klasse Ideen, aber auch noch Luft nach oben. Wer Spannung pur erwartet, ist hier allerdings falsch.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.01.2015
Brombeerwinter
Jio, Sarah

Brombeerwinter


ausgezeichnet

Nein, Claire", fuhr er fort, "hör mir zu. Einen derart späten Schneesturm hat es schon einmal 1933 gegeben und zwar an exakt dem gleichen Datum!" Ich hörte wieder Papier rascheln. "Das ist echt der Hammer. Vor fast 80 Jahren hat plötzlich eintretender Schneefall die ganze Stadt lahmgelegt."

Eigentlich steht der Frühling schon vor der Tür und plötzlich schneit es, im Mai! Brombeerwinter nennt man jenen ungewöhnlichen Wintereinbruch. Von diesem Phänomen hat die Journalistin Claire noch nie gehört, aber mit den Worten den letzten Brombeerwinter gab es 1933 drückt Ihr Chef ihr einen 6000-Wörter Artikel aufs Auge. Claire begibt sich ziemlich unmotiviert auf Spurensuche. Als sie aber entdeckt, dass in der Mai-Nacht 1933 ein dreijähriger Junge verschwand, ist ihre Neugierde geweckt und sie setzt alles daran Licht in diese dunkle Geschichte zu bringen. Sie weiß, wie unvorstellbar die Mutter damals gelitten haben muss, denn niemand wollte ihr helfen, der Fall wurde einfach mit dem Vermerk, der Junge sei fortgelaufen, geschlossen. Aber 3-jährige Kinder laufen nicht mitten in der Nacht von alleine fort und schon gar nicht ohne ihren heißgeliebten Teddy....

~ ~ ~

Ich habe eigentlich gar nicht so viel von dem Buch erwartet, aber die Art und Weise wie Sarah Jio die Geschichte erzählt, völlig unverkitscht, sowohl in der heutigen Zeit als auch 1933 während der Wirtschaftskrise, ist sehr realitätsnah und lässt einen so schnell nicht mehr los.

Die Autorin schafft es, den Roman nicht nur auf die beiden (starken) Frauenfiguren zu stützen, sondern sie gibt allen Charakteren, damals wie heute, und der jeweiligen Umgebung ein Gesicht. Selten hat man so einen Bezug zu Nebenfiguren und Schauplätzen. Das macht für mich sehr viel von dem Charme des Buches aus. Auch wenn manche Personen nur kurze Randauftritte haben, bekommt man sofort ihre Präsenz und einen Eindruck ihrer Persönlichkeit. Beeindruckend.

Die Geschichte spielt auf 2 Zeitebenen, die immer wieder perfekt aneinander anknüpfen und auch von der jeweiligen Länge her gut abgestimmt sind. Dazu ein sehr flüssiger, angenehm klarer Schreibstil, der umgehend das Kopfkino anwirft.

Ich bin regelrecht in dieses Buch versunken und habe es an einem Nachmittag verschlungen.

Fazit: Brombeerwinter ist ein großartiger, menschlicher Roman über Familie und die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind in den Zeiten der Wirtschaftskrise. Mein erstes Lesehighlight 2015.