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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2612 Bewertungen
Bewertung vom 25.02.2023
Ringolf Rüsselkäfer rockt die Wiese
Fliegenbein, Amanda

Ringolf Rüsselkäfer rockt die Wiese


sehr gut

Ein lustiger, abenteuerlicher und tierischer Spaß mit Insekten

Stubenfliege Edda lebt eigentlich im Haus von Menschen und kam durch ein Missgeschick auf die große Blumenwiese. Nun hat sie sich auch noch einen Flügel verletzt und fühlt sich in der Wildnis mit fremden Tieren ziemlich unwohl. Sie möchte schnellstens zurück nach Hause und schwärmt den Insekten von ihrer Heimat vor. Sie hat Glück, denn Rüsselkäfer Ringolf, Tausendfüßler Gilbert und Zitronenfalter Blomster wollen sie auf ihrem Weg begleiten. Die Reise ist nicht ganz ungefährlich und Edda hofft, dass diese wilden Insekten ihr helfen können.

Das Buch startet mit einem Figurenregister, in dem sich die Tiere mit Wort und Bild vorstellen. Neben Name, Tierart, Lieblingsort, sowie Lieblingsessen erfährt man außerdem, was sie am liebsten machen oder so gar nicht mögen. Dabei lernt man die kleine Truppe gleich kennen und auch, wovon sich die Tiere ernähren.

Ringolf ist ein lebensfroher Rüsselkäfer, der sich für rhythmische Musik begeistert und mit seinen Freunden "Tschakka-tschakka-Abenteuer" unternimmt. Er hasst Langeweile und isst am liebsten leckere Schafgarben-Blüten an seinem Lieblingsort, einem kleinen Platz mit bemoosten Steinen. Richtig wohl fühlt er sich aber nur, wenn auch seine Freunde bei ihm sind und er mit ihnen so richtig abrocken kann.

Als Ringolf die Stubenfliege Edda trifft, schwärmt sie ihm von ihrer Heimat bei den Menschen vor und möchte unbedingt wieder zurück. Er beschließt, sie mit Blomster und Gilbert nach Hause zu bringen, denn so ein Menschenhaus möchte er gerne mal sehen. Doch der Weg ist beschwerlich und sie müssen einige gefährliche Abenteuer bestehen, wie einen Fluß überqueren, sich vor einer hungrigen Forelle und einem arbeitssamen Ameisentrupp in Acht zu nehmen, oder heil über eine Straße zu gelangen. Und dann kommt ihnen auch noch ein Vogel in die Quere.

Der Erzählstil ist sehr locker und humorvoll und zeigt aus der Sicht der Krabbeltiere, welche Lebensgewohnheiten sie haben und welche Gefahren sie fürchten müssen. Dadurch lernen Kinder etwas über die Lebensräume der Tiere und fiebern bei Ringolfs spannender Reise mit und hoffen auf einen guten Ausgang der Geschichte.

Die Schrift ist recht groß, einige Wörter sind fett gedruckt und fallen damit besonders ins Auge, wie bspw. lebensmüde, prächtig, Ungeheuer, Naturlandschaft, mausetot, Tschakka-tschakka oder aber wichtige Anweisungen, wenn den Tieren eine Gefahr droht.

Die Illustrationen sind zweifarbig in Schattierungen aus Schwarz-Weiß und Grüntönen, also nicht wirklich bunt und doch reichen die Farben, um naturgetreu zu wirken und man kann die Tiere und Pflanzen alle gut erkennen.

Die Geschichte zeigt, wie die Insekten auf ihrem Weg füreinander einstehen und sich gegenseitig helfen und als sie endlich im Menschenhaus angelangt sind, merkt Edda, wie schön es ist, endlich echte Freunde zu haben.


Ein lustiger, abenteuerlicher und tierischer Spaß mit Insekten und der Botschaft, wie schön es ist, gute Freunde zu haben, die zusammen halten.

Bewertung vom 24.02.2023
Audrey Hepburn
Hess, Megan

Audrey Hepburn


ausgezeichnet

Diese wunderschön illustrierte Biografie ist ein echtes Schmuckstück
Im Prestel Verlag erscheint mit schwarz glänzendem Buchschnitt "Audrey Hepburn - Die zauberhafte Welt der Stilikone von Megan Hess.

Die Australierin Megan Hess ist eine weltweit gefragte Mode-Illustratorin, die für Luxus-Labels wie Chanel, Prada und Dior arbeitet. In diesem Buch stellt sie uns mit ihren Illustrationen die Stationen in Audrey Hepburns Leben vor.

Audrey Hepburn (1929-1993) zählt zu den der berühmtesten Schauspielerinnen Hollywoods und spielte sich mit ihrem ungezwungenen Charme und ihrer Anmut in die Herzen ihrer Zuschauer. Ihre Rolle in "Sabrina" oder als Holly Golightly im schwarzen Givenchy-Kleid in "Frühstück bei Tiffany" oder in der Musicalverfilmung "My Fair Lady" sind unvergessene Meilensteine in ihrer Karriere. Mit ihrem Ausdruck, ihren anmutigen Bewegungen und dem unvergleichlichen Stilbewusstsein wurde sie zu einer der gefragtesten Schauspielerinnen ihrer Zeit.
Durch ihre Erscheinung wurde sie zur Muse von Fotografen, sie zierte die Cover zahlreicher Fashionmagazine und war insbesondere durch ihre Freundschaft mit Modeschöpfer Hubert de Givenchy auch mit der Welt der Haute Couture verbunden.

Dieses hochwertig verarbeitete Buch fällt äußerlich durch seinen goldenen Buchschnitt und die Goldfolienprägung auf und zaubert mit den wunderbaren Illustrationen in originalem Tiffany-Blau ein ganz spezielles und schönes Flair.
Megan Hess zeichnet den Lebensweg Audrey Hepburns und die persönlichen Stationen ihrer Karriere nach. Schon als Kind lernte Audrey Ballett und wollte Tänzerin werden. Doch ihr Weg führte sie nach Hollywood, wo sie ein gefeierter Star wurde und in vielen Verfilumgen mitwirkte. Später wurde sie Mutter und engagierte sich als UNICEF-Botschafterin.

Der Lebensweg Audreys wird interessant und mit bildhaften Szenen beschrieben, die Bilder sind einfach ein Traum und wirken durch die überwiegenden Farben Türkis, Weiß, Gold und Schwarz absolut edel und spiegeln damit auf perfekte Weise den zeitlosen und einzigartigen Stil Audrey Hepburns wider und es ist erstaunlich, wie perfekt Megan Hess mit ihren Illustrationen den Charme und die Außenwirkung Audreys eingefangen hat.
Audreys Erscheinung war ein Sinnbild von anmutiger Eleganz und Weiblichkeit und prägte damit die Modewelt in besonderer Weise, die ihr einen Platz als Stilikone gesichert haben. Sie beeindruckte damit selbst Givenchy, inspirierte ihn und gewann seine Freundschaft. Er kreierte einige Kleider, die in Filmrollen zu sehen waren.


Dieses zauberhaft illustrierte Buch ist ein Schmuckstück und eine Hommage an die wunderbare Schauspielerin und Ikone Audrey Hepburn und damit ein Must-have für Modebegeisterte und Fans!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


gut

Reichte nicht an den Charme der Vorbände heran

In der Residenz Coopers Chase wohnen die vier Senioren Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim, die als Mitglieder vom "Donnerstagsmordclub" ungelöste Fälle aufklären. Vor zehn Jahren kam die Journalistin Bethany Waites ums Leben, als ihr Auto von einer Klippe stürzte, ihre Leiche wurde allerdings nie gefunden. Kurz zuvor kam Bethany einem gewaltigen Steuerbetrug auf die Schliche. Als sich der Donnerstagsmordclub an die Ermittlungen macht, wirbelt das Staub auf und aus dem alten Fall wird ein aktueller.

Für Cosy Crime bin ich immer zu begeistern und fand bereits die Vorgängerbände der Reihe recht gut. Neben dem britischen Humor konnte ich auch schon die Protagonisten in mein Herz schließen. Nun wollte ich unbedingt wissen, wie es mit den Senioren weitergeht.

Der dritte Band liest sich typisch humorvoll und recht kurzweilig, zu den bekannten Figuren gesellen sich noch jede Menge weiterer Figuren, was es nicht nur für Neueinsteiger etwas unübersichtlich macht und auch zu Lasten des Tiefgangs der Personen geht. Auf alle Fälle wäre ein Personenregister von Vorteil gewesen.

Von den Senioren gefällt mir Joyce mit ihren Tagebucheinträgen bisher am besten. Sie bringt immer noch einmal ein paar Vorgänge auf den Punkt ihrer Sichtweise und fasst damit auch Fakten auf spezielle Weise zusammen.

Der Krimifall ist ziemlich verzwickt, schon allein weil die Leiche unauffindbar ist. Die Handlung verläuft mit vielen speziellen Aktionen der Senioren, die wirklich unterhaltsam sind, aber nicht gerade für große Spannung sorgen.

Man merkt, dass sich die Charaktere in diesem Band weiter entwickeln, aber die charmante Art, die mich bisher so fasziniert hat, war dieses Mal nicht so wirklich zu entdecken. Irgendwie konnte mich der neue Fall nicht so packen wie erhofft und die Auflösung war zwar logisch, aber etwas konstruiert und damit wenig überzeugend.

Im Großen und Ganzen ein grundsolider, unterhaltsamer Folgeband der "Donnerstagsmordclub"- Reihe, der aber nicht ganz an die Vorbände heranreicht. Trotzdem möchte ich die Reihe weiter verfolgen!

Bewertung vom 21.02.2023
Der kleine Waschbär feiert Ostern
Käßmann, Lea

Der kleine Waschbär feiert Ostern


ausgezeichnet

Liebevoll und kindgerecht erzählte christliche Osterbotschaft

Als eines Morgens die Sonne gerade aufgeht, wird der kleine Waschbär von einem Hasen geweckt, der ihn bittet, ihm beim Verstecken von vielen bunten Eiern im Wald zu helfen. Da merkt der Waschbär, das der Osterhase persönlich vor ihm steht! Natürlich hilft er fleißig mit und versteckt die bunten Eier im Moos, hinter Bäumen und Blumen und zwischen den Sträuchern. Als sie fertig sind, möchte der Waschbär wissen, warum man zu Ostern Ostereier versteckt und weshalb man dieses Fest im Frühling überhaupt feiert. Die Eule kennt die Antwort und erzählt die Ostergeschichte von Jesus und Gott.

Dieses farbenfroh und wunderschön illustrierte Bilderbuch versprüht die Lebensfreude, die das Erwachen der Natur im Frühling mit sich bringt. Doch hier geht es um viel mehr, denn in der Geschichte verbirgt sich die christliche Botschaft, die zum Osterfest gehört.
Das Buch ist durch die kurzen und kindgerechten Texte gut vorzulesen und lässt auf verständliche Weise die Botschaft erkennen. In der Geschichte weiß die weise Eule wieso man Ostern feiert und erklärt es mit einfachen Worten. Beim Betrachten der bunten Naturszenen im Wald begeistert die schöne Natur und Vorlesende und Kinder haben gleichermaßen Spaß an den niedlichen und naturnah dargestellten Tierfiguren und den versteckten Eiern und können noch viele entzückende Details entdecken, über die gesprochen werden kann.

Das großformatige Pappbilderbuch besteht aus stabiler Pappe und hält damit auch die Beanspruchung von häufigem Umblättern durch kleine Kinderhände hervorragend aus.

Das Buch ist eine Augenweide, denn die Bilder zeigen den Wald und die Bewohner, kleine Säugetiere, sowie Vögel und Schmetterlinge, so naturgetreu und lebensfroh dargestellt, dass man sich an der Natur erfreuen kann. Gleichzeitig wird durch die enthaltene christliche Botschaft des Osterfestes die Hoffnung auf neues Leben verbreitet und Kinder mit der Osterbotschaft vertraut gemacht.

Ein wunderschön illustriertes Buch mit kindgerechter Darstellung der Osterbotschaft!

Bewertung vom 20.02.2023
Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1
Teichert, Fritzi

Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1


gut

Das Chaos zwischen Leben und Liebe
Helga ist gemeinsam mit Monika Hebamme im Geburtshaus Storchennest, sie bekommen Unterstützung durch die junge Kollegin Madita, die mit ihrer fröhlichen und energiegeladenen Art nicht nur frischen Wind in die Praxis bringt, sondern auch in Helgas eingefahrenes Leben. Beide Frauen sind völlig verschieden, Helga ist routiniert und erfahren, leider etwas ruppig, aber von Herzen Hebamme und auch Madita brennt für diesen Beruf. Mit ihrer flippigen, liebevollen Art und den esoterischen Vorschlägen eckt sie bei Helga an, doch in entscheidenden Momenten klappt die Zusammenarbeit.

Dieser Roman wird wechselweise aus Helgas oder Maditas Sicht erzählt, sodaß man ihnen näher kommt und ihre jeweilige Persönlichkeit kennenlernen kann.

In "Storchenherzen" wird durch den Arbeitsalltag der Protagonistinnen der Beruf der Hebamme in den Mittelpunkt gerückt und es werden Szenen mit Schwangeren gezeigt, die sich mit Vorsorge, der Geburt und der Nachsorge befassen. Dadurch erlebt man hier die natürlichen Vorgänge der Geburt mit, positive Momente und auch Probleme, die bei Geburten eben auftreten können. Madita und Helga werden sehr lebendig beschrieben und man merkt ihnen ihre Liebe zum Beruf an. Es gibt immer wieder Szenen, in denen Humor durchblitzt und die mich schmunzeln liessen. Beide Hebammen sollen mit ihrer Arbeit wieder dafür sorgen, dass sich die Beurteilungen des Geburtshauses wieder zum Positiven wenden, denn dank Helgas ruppiger Art haben einige Mütter schlechte Bewertungen abgegeben.

Doch es geht nicht nur um die Berufsausübung, wir erfahren auch wie das Privatleben der Frauen aussieht. Madita ist eine fröhliche junge Frau, deren Liebesleben zur Zeit recht chaotisch verläuft. Und auch bei Helga läuft es nach vielen Ehejahren nicht mehr wie früher, ihr Mann hat sich gerade von ihr getrennt.

Das Autorinnen-Duo beschreibt auf empathische Weise das große Wunder einer Geburt und den Ursprung neuen Lebens. Wir erfahren von den Besonderheiten der werdenden Eltern und es gibt viele trubelige und humorvolle Szenen aus dem Leben der Hebammen, die für gute Unterhaltung sorgen. Leider war mir in dieser Geschichte einfach zu viel Drumherum und ich hätte mir gewünscht, die Handlung wäre etwas mehr einem roten Faden gefolgt als flippig hin und her zu springen. Diesen unruhigen Effekt verstärken auch die reichlich vorkommenden Nebenfiguren, die jedoch schlüssig in die Handlung eingebaut werden. Die Männer der Geschichte konnten nicht bei mir punkten, ich hätte es gefeiert, wenn hier mal ein Mann als Hebamme aufgeschlagen wäre.

Übrigens hat mich gestört, dass die Geschichte mit offenen Fragen endet. Wobei das sicherlich dem Folgeband geschuldet ist.

Ich habe interessiert verfolgt, was hier über den Hebammenalltag geschrieben wurde und ich fand es toll, wie die doch so unterschiedlichen Frauen Helga und Madita zwischen Entbindungen und Terminen ihr privates Leben neu ordnen und sich anfreunden. Der lockere und leichte Erzählstil lässt sich angenehm lesen und bringt auch noch einigen Humor für unterhaltsame Lesezeit mit.

Ein leichter, etwas turbulenter Roman über die Aufgaben als Hebamme und über die Freundschaft zweier Frauen mit diesem anspruchsvollen Beruf. Die Verantwortung und die Sensibilität machen es so wichtig, das es weiterhin ausgebildete Hebammen gibt, die mit Herz und Seele für Mutter und Kind da sind.

Bewertung vom 19.02.2023
Feldpost
Borrmann, Mechtild

Feldpost


sehr gut

Dieser Roman ist spannend wie ein Krimi!
Im Droemer Verlag erscheint der historische Roman "Feldpost" von Autorin Mechtild Borrmann.

Die Anwältin Cara erfährt kurz vor Weihnachten im Jahr 2000 bei einem Kaffee von einer älteren Dame, dass sie eine gewisse Adele suche. Sie hinterlässt der überraschten Cara ein Bündel Feldpostbriefe aus dem 2. Weltkrieg und Unterlagen über den Verkauf einer Villa in Kassel zu einem symbolischen Preis. Aus Interesse beginnt Cara mit ihren Nachforschungen und deckt eine tragische, weil verbotene Liebe auf und auch einen bitteren Verrat.



"Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden, aber das stimmt nicht. Es gibt Verletzungen, die unversorgt geblieben sind, die immer wieder aufbrechen... Auch verschwiegende Ereignisse, die wir längst vergessen glauben, ... verlangen nach erneuter Beachtung." Zitat Seite 7

Dieser fiktive Roman von Mechtild Borrmann verbindet auf spannende Weise eine gegenwärtige Handlung mit den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und den Folgen von Gräueltaten und des Verrats aus dieser Zeit. Durch Recherchen im Tagebuch-Archiv Emmendingen wurde die Autorin auf diese wahre Geschichte aufmerksam, die sie zur Grundlage ihres Buches machte.

Bei diesem Buch haben mich die berührenden Schicksale von Anfang an gefangen genommen und ich wollte gemeinsam mit Cara herausfinden, was mit Adele geschah und und welche Gründe es für den Verkauf der Villa gab. Sehr schnell entwickelt sich eine dramatische Story, in der man in die Ereignisse aus der Vergangenheit von 1935-1945 eintaucht und wieder ins Jahr 2000 wechselt, um Caras Recherchen zu begleiten.

Der Schreibstil ist nüchtern, präzise und bringt besonders in den Dialogen die Dinge schnell auf den Punkt, die Schauplatzbeschreibungen sind schon ausführlicher und stellen bildhaft die Szenerie nach, sodass man als Leserin tiefer in das Geschehen eintauchen kann.

Nach und nach entwickelt sich eine tragische und dramatische Geschichte, die von der Freundschaft der Familien Kuhn und Martens erzählt. Nach der Machtergreifung durch die Nazis werden die Martens zu überzeugten Anhängern der Partei, doch Gerhard Kuhn kritisiert die Ansichten und das Handeln der Nazis. Als Folge seiner regimefeindlichen Haltung bleibt ihm und seiner Frau nur die Flucht ins Ausland. Um seine Kinder Albert und Adele soll sich sein Freund Martens kümmern.

Die kurzen Kapitel wechseln zwischen den Protagonisten hin und her, durch die Nennung der Namen und der Daten kann man den Geschehnissen gut folgen und wird immer wieder mit unerwarteten Wendungen überrascht. Die Briefe und Emotionen der Figuren werden nicht groß thematisiert oder überdramatisiert, sind aber aus der Handlung heraus offensichtlich und so erfährt man von einer großen Liebe, die nicht sein darf und von einem Verrat, der das Schicksal einiger Menschen besiegelt hat. Ich fand es sehr schade, dass sich die dramatischen Ereignisse zum Ende fast überschlagen und die Geschichte nicht in aller Ruhe auserzählt wird, sondern die einzelnen Schicksale wie in einer Aufzählung eher nebensächlich abgehandelt werden. Deshalb ziehe ich leider einen Stern ab.


Und wieder hat Mechtild Borrmann mit ihrem dramatischen Roman Zeitgeschichte zum Leben erweckt und mich mit einer tragischen Familiengeschichte gefesselt.

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Bewertung vom 17.02.2023
Wenn ihr wüsstet
Garrett, David;Linder, Leo G.

Wenn ihr wüsstet


ausgezeichnet

Vom Wunderkind zum Superstar
Die im Heyne Verlag erscheinende Biografie "Wenn ihr wüsstet" erzählt aus David Garretts Leben und Leo G. Linder hat es in Schriftform gebracht.

David Garrett ist ein Virtuose auf der Violine, er zählt zu den weltbesten Geigenspielern und verzaubert seit vielen Jahren mit seiner Musik ein Millionenpublikum. Er ist ein Ausnahmetalent und wenn er spielt, sitzt jeder Ton und es gleicht einer musikalische Perfektion. Doch dieser Erfolg ist ihm nicht zugeflogen, er musste sich seinen Erfolg hart erarbeiten und das schon von Kindesbeinen an.

Schon als Zehnjähriger spielte David Garrett gemeinsam mit internationalen Orchestern die großen Werke der klassischen Musik und wurde als Wunderkind gefeiert, aus diesem Image löste er sich mit Anfang zwanzig und ging zum Studium nach New York. Er findet seinen eigenen musikalischen Weg, indem er den Crossover zwischen virtuoser Geigenmusik mit aktueller Popmusik verbindet.


Wunderkinder haben stets ein großes Talent, aber um dieses Talent zu fördern, braucht es Drill, Disziplin, Lernfähigkeit und viel harte Arbeit. Das Wunder hat aber einen entscheidenden Nachteil, denn diese Kinder verzichten dafür auf eine normale Kindheit mit freier Zeit.

Von frühester Kindheit an wurde David Garrett von seinem Vater zu stundenlangem Üben angehalten und durch die besten Privatlehrern gefördert. David berichtet ehrlich kritisch über diesen Zwang. Und dieser Druck im Kindesalter hinterlässt seine Spuren, der jugendliche Musiker wird krank. Später bewirbt er sich heimlich an der renommierten Juillard School in NY und muss einen harten Weg gehen, bis er im Crossover Erfolg hat und seine Karriere ihm ein Auskommen sichert und ein Leben, das von seinen eigenen Vorlieben geprägt ist.

Auf sehr ehrliche und offene Weise erzählt David Garrett aus seinem Leben, lässt seine Gefühle erkennen und hinter die Fassade seines musikalischen Talents blicken. Was ihm als Karrieresprung geholfen hat, ist gleichzeitig der Verlust der eigenen Kindheit. Doch mittlerweile kann er selbst entscheiden, wohin seine musikalische und persönliche Reise geht. Das Crossover bringt sein Talent auf hervorragende Weise zum Strahlen, denn David verbindet Rockelemente mit klassischer Musik und lässt damit etwas Einzigartiges entstehen, das Musikfreunde aus aller Welt begeistert.

Die kurzweilige Lektüre berichtet auch über berühmte Geigen und deren Besonderheiten und Erbauer. Wir erfahren von der Zusammenarbeit mit Yehudi Menuhin, vom Auftriff bei der Queen, von einem besonderen Erlebnis mit gefärbten Haaren für seine Rolle als "Teufelsgeiger" und von einem Mann, in dessen Leben auch Einsamkeit ein Problem war. Seine Liebe scheint er inzwischen gefunden zu haben, was ich ihm von Herzen gönne.
Diese lebendig geschriebene und interessante Biografie lässt sich gut lesen und wird durch zahlreiche Fotos aus David Garretts Leben in besonderer Weise vervollständigt. Außerdem gehört zu jedem Kapitel ein QR-Code, über den man viele unveröffentlichte Konzertmitschnitte und Aufnahmen, sowie Fotos abrufen kann. Diese Musikerlebnisse vervollkommnen das Buch und machen es auch musikalisch zu einem großartigen Erlebnis.

Eine lebendig erzählte, großartige Biografie über Höhen und Tiefen im Leben des Star-Geigers, die deutlich macht, wie aus dem Wunderkind ein Superstar wurde.

Bewertung vom 16.02.2023
Im Schatten des Turms
Anour, René

Im Schatten des Turms


sehr gut

Ein lesenswerter historischer Schmöker über Wien

Wien, 1787. Der Medizinstudent Alfred ist fasziniert vom sogenannten Narrenturm, dort werden die Irrsinnigen behandelt, es entsteht damit ein neuer Zweig der Medizin. Wie die Menschen behandelt werden, ist jedoch recht grausam und Alfred bekommt Einblicke, die ihn nicht wieder loslassen.
Die junge Adlige Helene Weydrich war noch nie am Wiener Hof, weil ihr Vater von den Intrigen und Machtspielchen weiß und Helene davor schützen möchte. Als er stirbt, bekommt Helene einen neuen Vormund und ihre Situation ändert sich gewaltig. Im Schatten des Narrenturms begegnen sich zwei diese zwei Menschen, wird es das Schicksal gut für sie meinen?



Zu Beginn nimmt die Historie Wiens die bildhafte Hintergrundkulisse des Romans ein, die mich gedanklich nach Wien versetzt hat. Inhaltlich geht es im Roman um die Entwicklung der medizinischen Psychologie, die im sogenannten Narrenturm ihren Anfang hatte und um die Geschichte von zwei junge Menschen.

Protagonist Alfred ist ein mittelloser Medizinstudent, der sich sein Studium mit Arbeit finanzieren muss. Helene Weydrich gehört dem Hochadel an, bekommt vor ihrer Vorstellung bei Hofe privaten Unterricht in Naturwissenschaften und Latein. Um sein Studium zu finanzieren nimmt Alfred die Stelle als Lehrer bei Helene an und beide verlieben sich ineinander. Doch das Schicksal wendet sich gegen diese Liebe, Helene wird der Vormundschaft ihrer Tante unterstellt und Alfred als Soldat dem kaiserlichen Heer unterstellt.

Abwechselnd lässt der Autor die Figuren ihre Erlebnisse erzählen und stellt so die gesellschaftlichen Zustände vor und zeigt, welche Wünsche, Probleme und Lebensumstände Helene und Alfred bewegen.



Der lebendig beschriebene Schauplatz des historischen Wiens wirkt auf mich sehr authentisch und ich habe die Szenen gern verfolgt. Es war aber auch befremdlich, wie damals mit psychisch Erkrankten umgegangen wurde, von Respekt konnte da leider gar keine Rede sein.

Die beiden Protagonisten können mit ihren Charaktereigenschaften punkten, Alfred ist ein empathischer Arzt, der den schlechten Umgang mit den Erkrankten nicht mit ansehen kann. Und Helene ist eine starke Frauenfigur, die aus ihrer Adelsrolle ausbrechen und ihre Freiheit erreichen will.

Die Liebesgeschichte nimmt ihren Raum in der Geschichte ein und es war interessant, die Entwicklung der Charaktere zu beobachten, die sich gegen Intrigen und Ränkespiele häufig beweisen mussten. Das Paar hat viele Hindernisse zu überwinden, was mit einigen zeitlichen Einblicken auch gut nachzuvollziehen ist und ein Bild der damaligen Zeit abbildet.

Ich hatte mir allerdings mehr Hintergründe aus dem medizinischen/psychiatrischen Bereich erhofft, das Thema wurde aber nicht so sehr vertieft.

Wie es in historischen Romanen üblich ist, hat der Autor (recht lange) Kriegsschilderungen, Szenen der Liebe und des Ausbrechens in die Freiheit und einige Machtspiele/Intrigen in die Handlung eingebaut. Dadurch wird man abwechslungsreich unterhalten und erfährt auch die politischen Entwicklungen und das übliche Gebahren der damaligen Zeit aus nächster Nähe. Trotz der Länge des Buches blieb immer eine Grundspannung erhalten, die mich von einem Punkt zum nächsten folgen ließ. Einige Zufälle waren mir aber definitiv zu offensichtlich konstruiert.


Sehr anschaulich wird in diesem Roman das historische Wien beschrieben und bringt mit sympathischen Charakteren und widrigen Intrigen gute Unterhaltung mit sich. Ein Wien-Schmöker, der den Zeitgeist lebendig macht und eine Zeitreise bereit hält.

Bewertung vom 14.02.2023
Der kleine Ritter Kackebart
Safier, David

Der kleine Ritter Kackebart


gut

Kinder kringeln sich vor Lachen, ich bin zwiegespalten!

Der kleine Bauernjunge Kackebart träumt von einem heldenhaften Leben als Ritter. Als bei König Pipifax ein Ritterturnier stattfindet, ergreift Kackebart seine Chance und reitet mit seinem Einhorn Windelpups zur Burg. Doch die anderen Ritter machen sich über sein Aussehen lustig. Traurig begibt sich der kleine Junge nach Hause, wo die Familie ihn ermutigt, dass Anderssein auch positiv sein kann. Als dann aber der Dache Stinkerülps die Burg angreift und Prinzessin Tortenfee gefangen nimmt, ergreifen die Ritter vor Angst die Flucht. Nun ist Kackebarts Chance gekommen, um seinen Mut zu beweisen und zu zeigen, dass das Aussehen nicht darüber entscheidet, wie man wirklich ist.

In diesem Bilderbuch tragen die Figuren wirklich spezielle Namen, da gibt es das Einhorn Windelpups, einen König Pipifax und den Drachen Stinkerülps. Bei solchen Namen kringeln sich kleine Kinder vor lauter Lachen und wiederholen mit Inbrunst die sonst so verpönten Worte. Auch wenn ich diese Worte nicht so wiederholenswert finde, kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Ein kleiner Junge, der mit seinem Kackebart etwas eklig erscheint, wird am Ende der Geschichte zum Bezwinger des Drachens und erweist sich der toughen Prinzessin als ebenbürtig. Es zeigt, dass in jedem Menschen doch mehr Fähigkeiten stecken, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Ob man nun gerade Bärte voller Kacke haben muss, um anders zu sein, ist natürlich so eine Sache! Da hätte vielleicht auch schon ein anderes Merkmal gereicht, aber nun gut! Auf alle Fälle hat mich die Reaktion des Drachen leider nicht überzeugen können. Wer Feuer speien kann, erledigt so einen Kackebart doch ohne Probleme.

Die Illustrationen sind wirklich drollig anzusehen und bei der Familie des kleinen Kackebarts ist die Zusammengehörigkeit auch äußerlich gut zu erkennen. Das macht in gewisser Weise den liebenswerten Reiz aus, auch wenn die Vorstellung dieser Bärte sicher nicht jedem behagt.

Der Humor kommt bei Kindern gut an und ich finde es auch gut, dass hier die Prinzessin als mutiges Mädchen dargestellt wird, die sich selbst wehren kann.

Dieses Bilderbuch ist für Kinder natürlich eine witzige Sache und die Botschaft des Andersseins finde ich auch wichtig. Sie erscheint mir dann aber doch etwas zu albern umgesetzt. Aber Kinder werden dieses Bilderbuch lieben, ich feiere auf alle Fälle die wunderbaren Illustrationen.

Bewertung vom 14.02.2023
Helenes Stimme
Jellings, Sanne

Helenes Stimme


ausgezeichnet

Ein bewegender und einnehmender Roman über Helene Lange
Eningen, Schwäbische Alb, Sommer 1864: Im Pfarrhaus der Familie Eifert verbringt die 16-jährige Waise Helene Lange mit zwei weiteren jungen Frauen ein Pensionatsjahr. Dort geht es weltoffen zu, es wird mit Gästen über Politik, Literatur und Philosophie diskutiert, Frauen haben jedoch in diesen Runden kein Mitspracherecht, das empört Helene, denn sie hat einen wachen Geist und möchte mitreden. Sie freundet sich mit der sensiblen Pfarrerstochter Marie an, die sich als Frau bisher nur ein Leben in der Familie und im Haushalt vorstellen kann. Aber Helene will mehr und weckt auch in Marie den Wunsch nach einem selbstbestimmteren Leben. Gemeinsam mit Maries Bruder Max und dessen Studienfreund Ludwig unternehmen Marie und Helene etwas an den Wochenenden. Ludwig und Marie verstehen sich gut, Ludwig ermuntert Marie, Geschichten zu schreiben. Doch dann verändert ein Verrat das Leben der vier Freunde jäh.

Als Helene in die Pfarrfamilie kommt, freundet sie sich mit Marie an, der Helenes Art imponiert. Denn Helene ist ganz anders als die bisherigen jungen Frauen, die hier als Pensionsgäste auf ihre Ehe vorbereitet werden. Sie ist intelligent, hat eine eigene Meinung, liebt es zu diskutieren und findet es ungerecht, dass Mädchen häufig die Schulbildung verwehrt wird, sie selbst träumt von einem Zugang von Frauen an den Universitäten und möchten diesen ungleichen Zustand verändern.

Die sprachliche Umsetzung ist Sanne Jellings besonders authentisch gelungen, sie verfasst die Dialoge im der Zeit angepassten Sprachgebrauch und stellt auch die Umgangsformen und die Unterwürfigkeit der Frauen deutlich dar. Man erlebt in der Handlung sehr anschaulich wie die gängigen Konventionen in Bezug auf Alltagsgeschäfte, Religion und die Rolle der Frau in der Zeit gelebt wurden.

Bei dieser Romanidee verschmelzen reale Gegebenheiten und Personen mit dem fiktiven Part rund um Maries berührende Geschichte und die schwäbischen Sagengeschichten zu einem runden Ganzen. Gebannt habe ich die Handlung von Anfang an verfolgt und es ist gut möglich, dass die Vorgänge im Pensionatsjahr in Eningen Helenes Entschluss reifen ließen, um Lehrerin zu werden und sich für Frauenrechte und Bildungschancen für Mädchen stark zu machen.

Es ist gut vorstellbar, dass das ergreifend geschilderte Schicksal Maries, die sich aus den engen Vorstellungen ihrer Familie befreien will, von Helenes Bildungswillen ermutigt und dabei zum Spielball männlicher Macht das "schuldige" Opfer wird. Die Männer sind in ihrem Verhalten immer frei von Schuld. Sanne Jellings beschreibt in ihrem Roman sehr klar die Unterwürfigkeit und Abhängigkeit von Frauen und macht deutlich, dass Helene anders ist und den Frauen den Weg zur Unabhängigkeit freimachen möchte. Das ist ihr später auch gelungen!

Ein bewegender Roman über die junge Helene Lange, eine treibende Kraft der deutschen Emanzipation, die das Bildungswesen für Mädchen reformierte.