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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2518 Bewertungen
Bewertung vom 05.10.2022
Rosenkohl und tote Bete / Manne Nowak ermittelt Bd.1
Nikolay, Mona

Rosenkohl und tote Bete / Manne Nowak ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Aufregung nach Mord im Schrebergarten
"Rosenkohl und tote Bete" ist der Auftakt der Schrebergarten-Krimi-Reihe von Mona Nikolay (Eva Siegmund) aus dem Droemer Verlag.

Im Berliner Kleingartenverein Harmonie haben Eike und Caro von Ribbek eine Parzelle gepachtet, um hier im Grünen mit ihrer Tochter mal vom Alltag abschalten zu können. Doch ihre ersten Spatenstiche im Gemüsebeet sorgen gleich für eine unangenehme Überraschung, denn sie stoßen auf eine Leiche. Der Vorsitzende des Vereins, Manne Nowak, ist völlig entsetzt, denn der Tote ist sein früherer Garten-Nachbar und Freund Kalle, der zuletzt einen regelrechten Sinneswandel durchlitt. Als Ex-Polizist weiß Manne, was zu tun ist. Doch die Polizei verdächtigt Manne wegen eines simplen Streits mit Kalle. Alas Caro ihre detektivischen Instinkte entdeckt, stellen beide Nachforschungen wegen des Toten an, die auch in die deutsch-deutsche Vergangenheit führen.

Der Start ins neue Gartenjahr hätte so schön sein können, aber was als Gartenidylle beginnt, wird schnell zum Fundort einer verbuddelten Leiche. So hatte sich Caro ihre Zeit im Garten nicht vorgestellt und sie will unbedingt den Täter finden und herausfinden, wieso die Leiche unbedingt hier versteckt wurde. Als sie Manne kennenlernt, kann sie ihre detektivischen Fähigkeiten gut einbringen, als Ex-Polizist öffnet sich ihm so manche Tür und sie können ihre Befragungen starten und in Kalles Leben angehen.
Bei diesem Krimi gefällt mir das Setting des Berliner Kleingartenvereins mitsamt Nachbarn und Ermittler-Duo Manne und Caro. Beide sind grundverschieden, ergänzen sich aber gerade deshalb auf eine wunderbare Weise. Manne ist ein bodenständiger Typ, Kleidung ist ihm egal und so läuft er ständig in Gartenklamotten herum. Caro macht in "Socialmedia", sie hat einen Instagram-Account und legt Wert auf eine gepflegte Erscheinung. Bei den Befragung kommt ihr zugute, dass sie sich gut auf Menschen einstellen kann.

Der Erzählstil ist wunderbar flüssig, bildhaft und voller kleiner Schmunzelmomente. Man kann hier nicht von einem blutigen Krimi sprechen, auch wenn das Opfer einige üble Verletzungen aufweist. Durch die eingebundenen Nebencharaktere bekommt man ein umfassendes Bild aller Personen und kann sich anhand der gefundenen Puzzleteile im Mordfall selbst an der Tätersuche beteiligen. Der Spannungsfaktor ist eher gering, gewinnt aber im Laufe der Handlung immer mehr an Fahrt und endet in einem echten Showdown.

Ein unterhaltsamer Gartenkrimi mit Einblicken in sozialistische Gebräuche der DDR!

Bewertung vom 01.10.2022
Sterne glitzern auch im Schnee
Werkmeister, Meike

Sterne glitzern auch im Schnee


sehr gut

Ein kleiner Vorgeschmack auf die Weihnachtszeit mit DIY-Adventskalender
In Bremen bei Anni und Thies mag sich trotz Schneegestöbers kurz vor dem Fest noch keine weihnachtliche Stimmung einstellen. Anni muss noch Illustrationen für den Verlag fertigstellen und Thies verkündet auf einmal, dass er eine Diät macht. Dann backt er dieses Jahr wohl keine seiner legendären Zimtsterne. Als dann auch noch unerwarteter Besuch eintrifft, kann man nur noch auf ein weihnachtliches Wunder hoffen, damit es doch noch ein schönes Fest wird.

"Eine Umarmung ist wie Lametta für die Seele!" Zitat Seite 8

Wir erleben Anni und Thies an den letzten acht Tagen vor Weihnachten. Während Thies sonst vor dem Fest wunderbare Stimmung verbreitet, indem er Zimtsterne backt, die verführerisch duften und für Lichterglanz sorgt, macht er auf einmal Diät und wünscht sich ein Rudergerät. Das verunsichert Anni und als dann auch noch Morlen, die Tochter von Annis Freundin Maria, überraschend auftaucht, ist das Chaos vorprogrammiert. Es beginnt eine turbulente Zeit, die aber dennoch mit heimeliger Wohlfühlatmosphäre mit glitzerndem Schnee, Kachelofen, Keksbäckerei und leckeren Gerichten Vorfreude auf die Weihnachtszeit weckt. Die Figuren im Buch sorgen mit ihren Aktionen für gute Unterhaltung und tragen jeder auf seine Weise zu dieser lebendig wirkenden Geschichte bei.

Der besondere Pfiff dieses Buches liegt im Anhang, dort enthüllt ein wunderschön illustrierter Adventskalender von Renata Wolff DIY-Ideen für die Adventszeit. Es gibt Bastelanleitungen für Weihnachtsschmuck, Rezepte zu Zimtsternen und verganem Weihnachtsbraten, eine Weihnachts-Playlist und schöne Zitate, die diese Zeit stimmungsvoll machen.

Die kleine, aber stimmungsvolle Geschichte unterhält mit winterlichem Flair und zaubert Vorfreude mit dem gelungenen Adventskalender. Für alle Fans der Autorin ein Muss!

Bewertung vom 30.09.2022
Crashkurs Selbstständigkeit
Basic, Tanja

Crashkurs Selbstständigkeit


ausgezeichnet

Ein kompakter und hilfreicher Leitfaden für Gründer:innen

Wer sich selbständig machen will, steht vor vielen Fragen. Wie gestaltet man eigentlich den Weg in die erfolgreiche Selbstständigkeit? Tanja Basic zeigt potentiellen Gründer:innen den ganzen Prozess der Existenzgründung, von der Geschäftsidee bis zum profitablen Business.
Dabei hat sie ein festes Grundgerüst aufgestellt, das sich an sieben nachvollziehbaren Schritten orientiert und bei dem man mit speziellen Übungen die eigene Positionierung im Markt, die gewünschte Zielgruppe und das Marketing zugeschnitten auf die persönlichen Bedingungen festlegen und verbessern kann.

Angefangen mit dem Mindset für Gründer, über die Geschäftsidee bis zum profitablen Business, überlegt man sich die eigene Positionierung im Markt. Welches sind die Kunden und wie erreicht man sie, welche Marketing-Strategien sind hilfreich und was muss der Vertrieb leisten? Am Ende zeigt eine Erfolgskontrolle anhand der Verkaufszahlen, ob sich dieses Business lohnt und zum Lebensunterhalt auch ausreicht.

Viele Menschen träumen davon Ihr eigener Chef zu sein, wer diesen Traum umsetzten möchte, sieht sich einigen Hürden ausgesetzt.

Dieser Ratgeber bietet feste Anhaltspunkte, praktikable Lösungsmöglichkeiten und die entscheidenden wirtschaftlichen Grundlagen, die man bei einer Selbständigkeit beachten sollte.

Die Erklärungen werden verständlich und einfach erklärt und sind auf die wichtigsten Ziele oder Punkte beschränkt. So hat man einen guten Einstieg in das Thema und wird nicht überfordert mit zuvielen Informationen.
Die Sternebewertung fiel mir aus eigener fehlender Fachkenntnis für dieses Thema etwas schwer, ich habe mir dazu den Rat meiner Tochter geholt, die genau in diesem Bereich arbeitet. Sie war von dem Buch begeistert und kann es sehr empfehlen.

"Crashkurs Selbstständigkeit" ist ein hilfreicher und kompakter Wegbegleiter, um in die eigene Selbstständigkeit zu beschreiten.

Bewertung vom 29.09.2022
Ein Alman feiert selten allein
Atmaca, Aylin

Ein Alman feiert selten allein


gut

Ein ironisch, amüsanter Blick auf Weihnachten mit Klischees
Elif wurde als Kind türkischer Gastarbeiter in Deutschland groß, Weihnachten wurde in ihrer Familie auf türkische Weise gefeiert, um die Kinder nicht zu benachteiligen. Nun wird sie zum Kennenlernen von den Eltern ihres Freundes Jonas zu einem traditionellen Weihnachtsfest eingeladen. Doch in Jonas Familie gibt es recht skurrile Deutsche, die es mit der Planung reichlich übertreiben. Elif ist gespannt auf die Menschen und das Weihnachtsfest. In Jonas Familie verläuft das Fest dann doch anders als erwartet, durchgetaktet und nicht sehr harmonisch.

Die junge Türkin Elif wird bei der Weihnachtsfeier natürlich von allen Seiten mit Fragen überhäuft, einerseits möchte die Familie sie kennenlernen und andererseits gilt es, das christliche Weihnachtsfest zu feiern und alle möchten wissen, wie Elifs Gewohnheiten so sind. So bleibt es nicht aus, dass das Interesse auch etwas taktlos verläuft und Jonas Schwester kommt mit Elif anscheinend auch nicht gut zurecht. Aber allen Differenzen zum Trotz verläuft das Fest dann doch so, dass Elif auf liebevolle Familienangehörige trifft und mit gegenseitiger Sympathie in der Familie aufgenommen wird. Kulturelle Grenzen muss man in gemischten Beziehungen eben überwinden.

Aus der Sichtweise Elifs erfahren wir, wie sie ihren ersten "Weihnachtsstress" bei der Familie ihres Freundes erlebt und dort einige deutsche Gewohnheiten bei der Feierei entdeckt, die sie verwundern und mich amüsiert haben. Wobei fades Essen und fade Deko wohl nicht bei allen Deutschen angesagt ist. Aber das nur am Rande! Leider ist ihr Freund ihr auch nicht gerade eine Hilfe und das lässt Elif auch ein wenig an der Beziehung zweifeln.
Elif versteht übrigens unter Almans Menschen, die Tupperdosen horten, gerne im Vorfeld planen und Birkenstock tragen.

Die Geschichte liest sich witzig und etwas überspitzt, denn was in der Familie im Sauerland zu Weihnachten abläuft, liest sich schon als Kritik an Gewohnheiten dieser durchgetakteten Feier. Da wäre ich wohl auch nicht gerne Gast. Es wird aber auch so, dass Elif ihre Kultur hinterfragen muss, weil die deutsche Verwandtschaft sie mit klaren Vorurteilen versieht. Wie wäre es denn, wenn ihr Freund zu einem Bayram Fest eingeladen würde, das könnte auch zu Missverständnissen führen.

In diesem Buch wird beiden Kulturen der Spiegel vorgehalten und das finde ich gut. Inhaltlich passiert allerdings nicht gerade viel und so bleibt es bei der Botschaft, sich doch tolerant und offen zu zeigen, wenn unterschiedliche Kulturkreise ihre eigenen Gewohnheiten pflegen.

Eine unterhaltsame und amüsante Story über ein Weihnachtsfest mit türkischem Gast.

Bewertung vom 28.09.2022
Café Hoffnung / Die Wunder-Frauen Bd.2
Pauly, Gisa

Café Hoffnung / Die Wunder-Frauen Bd.2


sehr gut

Unterhaltsame Weiterführung der Familiengeschichte
"Café Hoffnung" ist der zweite Teil der Sylt-Saga von Gisa Pauly aus dem Heyne Verlag.

Sylt, 1985: Brit und Olaf führen erfolgreich das Café und Hotel König Augustin, Brits Tochter Kari verbringt ihre Zeit lieber mit Alkohol und Drogen-Partys der Schickeria-Szene als im Hotel zu helfen. Sie möchte ein selbstbestimmtes Leben führen und sich den familiären Verpflichtungen entziehen. Als sie den Modedesigner Mike Heiser heiratet, freuen sich ihre Eltern und erst recht, als sie schwanger wird. Doch sie wissen nicht, aus welchem Grund Mike Kari geheiratet hat. Auch Kari hat ein Geheimnis, welches für einen skandalösen Aufruhr sorgt.

Der zweite Band der Reihe knüpft an die Figuren von "Fräulein Wunder" an und es war mir eine Freude, alle Personen weiter begleiten zu dürfen. Im Mittelpunkt der Handlung steht Kari, die einen Mann geheiratet hat, den sie nicht liebt. Beide hatten aber ihre Gründe für die Eheschließung. Karis Eltern spüren schnell, dass hier keine Liebesheirat stattgefunden hat und als Kari wegen ihres bekannten Ehemanns ständig von Paparazzi belagert wird, flieht sie nach Achim in das Entbindungsheim, wo auch ihre Mutter gelebt und gelitten hat. Mittlerweile ist es ein Heim für ledige Mütter. Karis Verfolger geben aber nicht auf und entdecken ihre Adresse.

Nachdem ich mir die Personen des ersten Bandes alle wieder vor Augen geführt hatte, war ich schnell in die Handlung eingetaucht und habe die erlebnisreichen Vorgänge gefesselt verfolgt.

Der Erzählstil ist flüssig und bringt die Vorgänge auf gefühlvolle und interessante Weise zum Ausdruck. Authentisch wirkt auch die Darstellung der gesellschaftlichen Ansichten der Zeit. Mit Themen wie People of Color, AIDS, Homosexualität und deren Ausgrenzung gewinnt die Story an Brisanz und zeigt, wie damit von den handelnden Figuren umgegangen wird.

Die Charaktere zeigen Ecken und Kanten, besonders Kari macht eine Entwicklung durch, die ich ihr anfangs nicht zugetraut habe.

Manche Szenen enden mit spannenden Cliffhangern, andere sind eher Füllmaterial und so braucht es eine Weile, bis das Ende in Sicht ist. Gelangweilt habe ich mich allerdings zu keinem Zeitpunkt und habe am Schluß zufrieden das Buch zugeklappt.


"Café Hoffnung" ist eine unterhaltsame Weiterführung der Familiengeschichte und macht neugierig auf den abschließenden Band "Hotel Freiheit", der im März 2023 erscheinen soll.

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Bewertung vom 28.09.2022
Die Pfütze
Huber-Janisch, Angelika

Die Pfütze


ausgezeichnet

Ein tolles, wissenswertes Natursachbuch für die ganze Familie
Das Sachbuch "Die Pfütze" von Dr. Angelika Huber-Janisch enthält Illustrationen von Annette Zacharias und erscheint im Knesebeck Verlag. Das Buch richtet sich an Kinder ab acht Jahren.

Pfützen haben auf Kinder eine enorme Anziehungskraft und sie bieten als Mikrokosmos Kleinstlebenwesen einen Lebensraum. In diesem Buch wird das verborgene Leben in Pfützen vorgestellt und gezeigt, warum solche kleinen Wasserstellen für die Natur so wichtig sind.

Inhaltlich wird der Bogen von der Entstehung und Bedeutung der kleinen wasserspendenden Pfütze von den ganz kleinen, fürs Auge "unsichtbaren" Tieren zu den größeren gespannt. Es geht mit der Vorstellung der Mikrotierchen wie Räder- und Bärtierchen los, es folgen die Wasserspinnen, Wasserwanzen, Wasserschnecken und Käfer, die Gelbbauchunken, Kröten und Salamander. Bei der Gelegenheit wird erklärt, welche Kinderstuben die Pfützen beherbergen und wie die Entwicklung von Eiern zu Larven geschieht. Diese wiederum sind Nahrung für Nattern und Ottern, die bei der Gelegenheit auch näher vorgestellt werden.

Angelika Huber-Janisch bringt hier auf interessante und wissenswerte Weise Wissen über kleine Wasserflächen näher. Und es wird richtig spannend, denn wie atmen eigentlich Pfützentiere unter Wasser? Oder was machen diese Tiere, wenn die Pfützen austrocknen? Und was kreucht und fleucht oberhalb der Wasserlöcher? Hier gibt es viel zu entdecken!

Dieses Buch sollten Eltern gemeinsam mit ihren Kindern lesen, denn manche Inhalte sind für Kinder vielleicht noch etwas hoch gegriffen. Doch nur so wird schon einmal Interesse für die Tier- und Umwelt geweckt und Kinder an die Belange der Natur herangeführt und die Geheimnisse von Pfützen aufgedeckt.

Die Zeichnungen von Annette Zacharias sind wirklich der Knaller, absolut naturgetreu, so richtig lebendig und einfach nur wunderschön anzusehen, man hat wirklich den Eindruck, die Tiere direkt in der Natur zu beobachten.

Ein Interesse weckendes Sachbuch über den Lebensraum Pfütze, dass das dort angesiedelte Leben mit wunderschönen, naturgetreuen Illustrationen abbildet und mit Wissen füllt. Ein empfehlenswertes Highlight für kleine und große Naturfreunde!

Bewertung vom 27.09.2022
Das Glück hat acht Arme
Van Pelt, Shelby

Das Glück hat acht Arme


sehr gut

Wohlfühlgeschichte, die die Spezies der Riesenkraken in den Mittelpunkt rückt

Die Rentnerin Tova Sullivan putzt im Aquarium von Sowell Bay, sie liebt ihren Job und hat besonders die Hauptattraktion, den Pazifischen Riesenoktopus Marcellus in ihr Herz geschlossen. Dem intelligenten Kraken erzählt Tova aus ihrem Leben, besonders von ihrem verschwundenen Sohn, den sie schmerzlich vermisst.

Eines Tages erscheint der junge Cameron auf der Bildfläche und Marcellus bringt es auf eine besondere Weise zustande, dass Tova und Cameron in ihrem Leben wieder glücklich werden.

"Menschen. Meistens sind sie stumpfsinnig und tollpatschig. Doch hin und wieder sind sie erstaunlich kluge Geschöpfe." Zitat Seite 453

Marcellus ist ein schlauer Riesenkrake, er hat ungeahnte Fähigkeiten und macht sich nach Publikumsbesuch auf Wanderschaft, um im Nachbarbecken Seegurken zu stibitzen. Als er sich bei so einer nächtlichen Aktion in Gefahr begibt, hilft ihm Tova und beide freunden sich an.

Neben Marcellus und Tova gehört auch Cameron zu den Hauptfiguren. Der perspektivlose 30jährige hat gerade seinen Job und seine Freundin verloren, seine Kindheit verbrachte er bei seiner Tante, die ihn trotz aller Geldsorgen liebevoll umsorgte. In einer alten Kiste seiner Mutter findet Cameron ein Foto seines ihm unbekannten Vaters. Seine Suche führt ihn nach Sowell Bay, wo er auf Tova und Marcellus trifft.

Anfangs habe ich mich nur schwer auf den sprechenden und nahezu heldenhaften Erzähler Marcellus einlassen können. Ich weiß von der Intelligenz der Oktopusse, manche Fähigkeiten im Roman erscheinen mir aber zu idealisiert und auf bestimmte Weise schon etwas übersinnlich. Doch dann wurde ich von der Faszination für Marcellus und der ganzen Story gepackt und ließ mich in die fantastische Geschichte fallen. Ich muss sagen, sie hat mich regelrecht bezaubert, schon allein durch die liebenswerten und problembehafteten Charaktere und die unterschiedlichen Erlebnisse aller Beteiligten.

Der außergewöhnliche Held Marcellus in dieser Geschichte ist für viele Leser:innen sicherlich ein Anlaß, sich mehr über diese Spezies zu informieren. In der Handlung erfährt man einige Infos und von den erstaunlichen Fähigkeiten von Oktopoden, die mir aber noch lange nicht gereicht haben. Allerdings ist es ja auch ein Roman und kein Sachbuch. Die Haltung solcher Lebewesen in Aquarien sollte man meiner Meinung nach einmal überdenken.
Was hier zunächst etwas eigenartig beginnt, entwickelt sich zu einer bezaubernden und beglückenden Wohlfühlgeschichte, die ich noch lange im Gedächtnis behalten werden. Durch Marcellus wird der Blickwinkel verändert und man betrachtet nun einmal die Menschen aus Sicht der Tiere.


Ein schön erzählter, fantasievoller Roman über Einsamkeit, Familie und einen intelligenten Oktopus, der zum eigentlichen Held der Geschichte entwickelt.

Bewertung vom 25.09.2022
Chiemseesommer / Chiemsee Bd.1
Blum, Franziska

Chiemseesommer / Chiemsee Bd.1


sehr gut

Ein gefühlvoller Familienroman
Nelly lebt in Berlin und als ihre Mutter an Krebs verstirbt, löst sie deren Wunsch ein, endlich ihren leiblichen Vater Anton kennenzulernen. Dazu reist sie an den Chiemsee, wo sie Antons Lakritz-Manufaktur kennenlernt und sofort von den leckeren Kreationen begeistert ist. Im Laden wird sie für die neue Aushilfe gehalten und spielt diese Rolle gleich mit, so muss sie sich nicht gleich ihrem Vater zu erkennen geben. Es gefällt ihr dort sehr gut, noch mehr als sie Quirin kennenlernt und dadurch in ihrem Bauch die Schmetterlinge flattern.

Bei diesem Roman taucht man in das schöne Urlaubsflair des Chiemsees ein, hat den Geschmack der herrlichen Lakritzvarianten auf der Zunge und erlebt eine Liebes- und Familiengeschichte, die wirklich gut unterhält.

Ich habe mich gefragt, wie es mir ergangen wäre, wenn ich meinen Vater erst als junge Frau kennengelernt hätte. Nelly hat jedenfalls einige Zweifel und die werden gut und nachvollziehbar dargestellt. Allerdings lernt sie Anton ja als Angestellte kennen, die kleine Lügengeschichte verselbständigt sich und Nelly muss irgendwann Farbe bekennen.

Nelly ist eine sympathische junge Frau, ihr macht die Arbeit im Lakritz-Geschäft viel Spaß, sie entwickelt Ideen für neue Sorten und steht dafür mit ihrem Vater in der Lakritz-Küche. Beide kommen gut miteinander aus. Sie lernt auch ihre Halb-Schwestern kennen und muss sich darauf erst ein wenig einstellen, denn sie sind nicht gleich Freundinnen.

Es ist sehr interessant, die Herstellung von Lakritze mitzuerleben und durch den schönen Erzählstil und die wunderschön gezeigte Gegend am Chiemsee habe ich mich in dem Roman gleich wohl gefühlt.

Die fein gezeichneten Charaktere werden mit vielen Emotionen gezeigt, sie alle haben ihre Sorgen und Nöte zu tragen, was sie sehr lebensnah und authentisch wirken lässt. Es hat mich berührt, wie sie sich alle immer mehr öffnen und zu einer neuen Familie zusammenwachsen. Auch die Liebesgeschichte mit Quirin sorgt für eine schöne Erweiterung der Geschichte, hier werden romantische Momente gezeigt, die deutlich machen, dass sich Nelly hier am Chiemsee immer mehr heimisch fühlt und neuen Familienanschluss noch dazugewinnt.


Ein leichter und doch auch mit tiefsinnigen Dingen angereicherter Familienroman, der mich gut unterhalten hat und mir an der Nordsee echtes Chiemsee-Flair geschenkt hat.

Bewertung vom 24.09.2022
Der Regenbogenfisch glaubt nicht alles
Pfister, Marcus

Der Regenbogenfisch glaubt nicht alles


sehr gut

Farbenfrohe Illustrationen mit einer Botschaft zu Fake-News
Das Bilderbuch "Der Regenbogenfisch glaubt nicht alles" von Marcus Pfister aus dem NordSüd Verlag eignet sich für Kinder ab vier Jahren.

Der Regenbogenfisch trifft den Fisch Humbrecht, der ihm eine merkwürdige Geschichte erzählt. Angeblich gibt es am Meeresgrund einen Stöpsel, der das Wasser im Meer hält. Und nun will ein böser Typ genau diesen Stöpsel ziehen und damit alle Fische gefährden. Ist das nun eine Lügengeschichte oder ging mit Humbrecht einfach nur seine Fantasie durch? Der Regenbogenfisch erzählt die Sache seinen Freunden und alle halten das eher für ein Märchen. Aber wie kann man Humbert dazu bringen, nicht mehr solche Geschichte zu erfinden und alle in Angst und Schrecken zu versetzen?

Die Verbreitung von Unwahrheiten oder Lügen ist in der heutigen Zeit in der Presse gar nicht so selten, denn damit gewinnt man Leser:innen.

Humbrecht erzählt bei den Fischen leider auch so einen Humbug und es fallen ihm dank seiner überbordenden Fantasie täglich neue Geschichten ein. Doch damit kommt er bei den Fischen überhaupt nicht gut an, sie lachen ihn aus und meiden ihn. Aber Rotflosse hat Mitleid mit ihm und möchte ihm eine Möglichkeit bieten, sein Erzähltalent sinnvoll nutzen und in den Schwarm integriert zu werden. Gemeinsam mit dem Regenbogenfisch schlägt er Humbert vor, ihr täglicher Geschichtenerzähler zu werden, dann natürlich nur noch mit schönen Geschichten.

Wer die Unwahrheit sagt, muss damit rechnen, dass er auffliegt und ihm niemand mehr glaubt, was er erzählt. Bei Humbert finden die Fische eine Möglichkeit, wie er weiterhin sein Talent sinnvoll nutzen kann, aber dann auch bei der Wahrheit bleibt.

Der Regenbogenfisch wird dreißig und zu diesem Anlass hat Marcus Pfister sich ein neues Abenteuer ausgedacht.
Die Illustrationen sind wieder herrlich farbenfroh und die Glitzerflossen funkeln wunderbar. Da macht das Anschauen richtig Spaß.

Die Botschaft über die Verbreitung von Lügen wird auch kleinen Kindern verständlich dargeboten. Allerdings ist dieses Mal gar nicht der Regenbogenfisch der Star der Geschichte, sondern sein Freund Rotflosse. Das hat mich etwas erstaunt.

Dieses Bilderbuch ist rein optisch eine Augenweide und die Botschaft der Geschichte besagt, dass man keine Lügen erfinden soll, weil man sich damit unbeliebt macht.

Bewertung vom 23.09.2022
Inselstille (Hella Brandt 8)
Husmann, Rieke

Inselstille (Hella Brandt 8)


gut

Solider Inselkrimi, dem etwas mehr Spannung gut getan hätte

Der ehemalige Generalstaatsanwalt Hartmut van Harmel wurde auf Langeoog tot aufgefunden, die nähere Untersuchung zeigt eine Einstichstelle, es könnte sich also um ein Verbrechen handeln. Nun muss Hella Brandt anrücken und herausfinden, wer ein Motiv für eine Tötung gehabt hat. Bei diesem Fall müssen alte Akten gesichtet werden, denn der Staatsanwalt arbeitete schon länger nicht mehr.

Hella Brandt hat es bei diesem Fall nicht leicht, denn sie muss nicht nur im Bekanntenkreis des Toten ermitteln, sondern auch in der Vergangenheit, bzw. in sehr alten Akten wühlen. Hartmut van Harmel hatte von Berufs wegen sicherlich Feinde, aber auch so einige Menschen, die ihm nicht wohlgesonnen waren. Aber hatte er wirklich so ein reines Gewissen, wie er vermittelt hat?

Bei diesem Krimi muss Hella den Spagat zwischen ihrer Mutterrolle und der polizeilichen Arbeit bewältigen. Das ist nicht einfach und ihr Mann Leon fügt sich nun unwillig in die Pflicht.

In diesem Tötungsdelikt treten einmal ältere Charaktere auf den Plan, die ihre Geheimnisse lieber verschweigen und sie in sich tragen. Dabei kann es sich um rechtes Gedankengut handeln und auch um homophobe Ansichten, die in den 50er Jahren noch in den Köpfen der Menschen feststeckten.


Der Erzählstil ist flüssig und hat mich durch die klaren Beschreibungen gut durch die Handlung und die vielen Befragungen geführt. Doch vom geringen Spannungsaufbau war ich eher enttäuscht, da wäre noch einiges möglich gewesen. Ich vermute mal, dass es der Autorin mehr um die Anprangerung von Intoleranz und bestimmte Denkweisen ging und sie zeigen wollte, dass Vorurteile gegen diverse Ansichten veraltet sind und einfach unnötig. Hella gibt sich da sehr offen und erzieht auch ihre Tochter in diesem Stil.

Die Ermittlungen ziehen sich über viele Mutmaßungen meinerseits hin zur Auflösung, ich hätte gern noch mehr mitgerätselt, leider hat sich mir vieles immer erst im Nachhinein erschlossen.


Dieser Krimi wird solide erzählt und ist logisch aufgebaut, er ist aber nur mäßig spannend und hat wohl mehr den Ansatz, die Leserschaft zum Denken anzuregen und intolerante Denkmuster aufzusprengen.