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Wedma

Bewertungen

Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 08.06.2017
Das Panama-Erbe
Aernecke, Susanne

Das Panama-Erbe


sehr gut

Die Handlung ist auf zwei zeitebenen angesiedelt: in der Gegenwart auf Panama und La Palma, kurz am Anfang in Harvard, und in der Vergangenheit um 1517 in Spanien und Panama.
Es ist schwer zu sagen, welchem Genre diese Geschichte zuzuordnen ist. Etwas von Fantasy ist dabei, da Amakuna Pilz, der Schwerverletzte und Schwerkranke in paar Stunden heilen kann und alle Menschen über die Zeit hinweg verbindet, die den mal genommen haben. Alte Legenden und die Gesänge der alten Hexe, die an mehreren Stellen auftauchen, sind nicht nur weise und schön, sie bereichern das Ganze ungemein. Etwas vom Thriller ist auch da, im Sinne von Kampf Gut gegen Böse, dabei stützt sich die Geschichte auf wohl recherchierten Begebenheiten, u.a. aus der Geschichte La Palmas und Spaniens. Die Rolle der spanischen Konquistadoren wurde als die der grausamen und machtgierigen Eroberer angeprangert. „Das Panama Erbe“ trägt auch Züge eines historischen und sicher auch eines Frauenromans, da liebende Paare in der Vergangenheit wie in der Gegenwart agieren als Bewahrer des wundersamen Pilzes. Es gibt aber auch, wie so oft in Frauenromanen, etwas zu viele Erklärungen: alles wird ins Kleinste zerredet, von allen Seiten beleuchtet und genau erklärt. Die allwissende Erzählerin springt mal in die Köpfe der Protagonisten, mal in die der Bösewichte und berichtet Klartext aus deren Perspektive. Etwas unbeholfen wirkten auf mich also sowohl die Art der Stoffdarbietung, u.a. der Plot war mir etwas fragwürdig/konstruiert, als auch manchmal der Schreibstil.
Kritik an der gesellschaftlicher Ordnung, die auf Ausbeutung basiert und dazu da ist, die Gier einiger kleinen Gruppen der Machtinhaber zu befriedigen, ist gut präsent. Soziale Missstände in der heutigen Zeit, Dogenabhängigkeit, Selbstentfremdung indigener Völker auf Panama wurden bildhaft präsentiert und gekonnt in die Handlung eingewoben. Kritik an der Außenpolitik der USA, damals, z.B. beim Bau des Panamakanals, wie auch heute, ihrer Mentalität, liest sich klar heraus. Parallelen zu der Politik der spanischen Krone um 1517 mit ihren Eroberungszügen und rücksichtloser Vernichtung der Ureinwohner auf La Palma sind sehr deutlich.
Die Figuren sind lebendig, agieren recht überzeugend. Ihre Lebensgeschichten sind recht ungewöhnlich und spiegeln sich in wesentlichen Punkten. Die Protagonisten sind sympathisch und kämpfen für die rechte Sache, u.a. fürs Überleben ihres Volkes, und im Großen für die Rettung der Welt.
Die Idee, dass die Menschheit ohne Gier und Ausbeutung gut auskäme und die Schwächeren nicht ausbeuten müsste, Umweltschutz, friedliches Leben diverser Völker nebeneinander, naturverbundene Lebensweise, zurück zu den Wurzeln, zu der eigenen Kultur sind u.a. die Themen, die mir als treibende Kraft hinter der Handlung und die eigentlichen Aussagen des Romans vorschweben. Aber auch das Thema der ewigen Liebe, die alles überdauert und alle Herausforderungen übersteht, da gibt es paar recht gut gelungene Liebesszenen, das Thema des rechten Weges für einen persönlich und für die Gemeinschaft insg., Freundschaft, Familienleben, das Dienen der Gemeinschaft, uvm. wurden gekonnt in den Erzählteppich eingewoben.
Das Coverbild ist sehr gut getroffen. Als geheimer Ort, zu dem nur die Eingeweihten Zugang erhalten, ist es wunderbar. Der Titel passt ebenso perfekt zum Inhalt.
Ich verbleibe auf Teil 3 der Amakuma Saga gespannt und bis dahin lese ich Teil 1, wobei es besser gewesen wäre, in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da Teil 2 vieles verrät, was in Teil 1 geschehen war.

Fazit: Ein schöner Schmöker für lange Sommerabende mit prima Idee und sympathischen Protagonisten, der nicht nur unterhält, sondern durchaus das Zeug hat, zum Nachdenken über diese Welt und ihre Zukunft anzuregen. Gute vier Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.05.2017
Das Gen
Mukherjee, Siddhartha

Das Gen


ausgezeichnet

Klappentext fasst den Inhalt prima zusammen. Auf rund 643 Seiten reinen Textes, chronologisch gegliedert in 6 Teile samt Prolog und Epilog, Glossar 4 S., Chronologie 2 S., Anmerkungen/Quellen 51 S., Bibliographie 30 S., Register 19 S. u. Danksagung erzählt S. Mukherjee gekonnt und spannend die Geschichte der Genforschung von Mendel bis heute. Dabei gibt es auch eine ganz persönliche Seite: Der Autor versucht zu verstehen, was die Erkrankungen an Schizophrenie seiner Onkel väterlicherseits für ihn, seiner Kinder bedeuten. Ob er davon ausgehen soll, dass auch er und/oder die Kinder früher oder später die bekannten Symptome zeigen und nach und nach der Krankheit, die in den Genen seiner Familie verankert zu sein scheint, erliegen werden. Er stellt Fragen, die viele Menschen in seinem Alter bewegen: Sorge um älter werdenden Eltern, um die heranwachsenden Kinder, denen man gute, lebenswerte Zukunft ermöglichen möchte.
Im Teil 5 wird die Familiengeschichte besonders interessant, da neue Details, weil eng mit der Geschichte Indiens verbunden. Die Vergleiche, die der Autor bei den Zwillingen anstellt, die Ähnlichkeiten und Unterschiede, sind toll beobachtet und sehr lesenswert. Dieser Part des Buches wurde schon fast wie ein guter Familienroman erzählt.
So viele Aspekte des Lebens durch das Prisma der Gen-Thematik beleuchtet worden, dass man immer weiter gespannt die Seiten blättert, da die Fragen ggf. auch einen selbst betreffen.
Aufschlussreiche Ausführungen zu IQ (Intelligenzquotient) und seiner Entstehung und Handhabe findet man im Teil 5. Fragen wie „Ist allgemeine Intelligenz erblich?“ werden besprochen und mit den Ergebnissen der wissenschaftlichen Untersuchungen illustriert.
Auch auf Krebs als Erbkrankheit kommt Mukherjee zurück, insb. über die Frauen mit Brustkrebs in mehreren Generationen und ob es unbedingte Notwendigkeit gibt, vorbeugend operativ einzugreifen.
Ausflüge in die Geschichte, mehrmals zum 2.ten Weltkrieg, sind sehr interessant, da der Blickwinkel der Genetik spannende neue Details ermöglicht, z.B.: dass sich der Hungerwinter in den Niederlanden 1944-45 auf die vermehrten Fälle der Herzkreislauferkrankungen und Fettleibigkeit der nachfolgenden Generationen ausgewirkt hat. In 1990-ger Jahren konnten die Wissenschaftler den großen Hunger in den Genen der jüngeren Generationen quasi ablesen.
Auch Fragen genetischer Auswahl wurden besprochen: vom ersten Mal als sich eine Frau in USA 1973 gegen das Kind mit Down Syndrom entschieden hat bis zu den Möglichkeiten, die heute der Wissenschaft zur Verfügung stehen, auf genetischer Ebene das Genom zu verändern und einen genmanipulierten Menschen zu erzeugen.
Toll fand ich, dass der Autor zu seinen Ausführungen oft auch Gegenmeinungen präsentiert hat. So wirken seine Darstellungen differenziert statt besserwisserisch und dogmatisch, und geben dem eigenen Nachdenken, ggf. den Diskussionen mit Freunden und Familie viel reichhaltigen Stoff.
Auch dass er Parallelen zu den bekannten Fabeln zieht, z.B. über das Streben mancher nach ewiger Jugend, wenn er über die neusten Erkenntnisse der Wissenschaft spricht, verleiht dem Ganzen Tiefe und erhöht auch den Unterhaltungsfaktor. Das Lesen dieses Buches ist vielmehr ein Dialog, bei dem man auf einer Augenhöhe aktiv und gerne mit dabei ist.
Zugegeben, manchmal geht Mukherjee schon tief in die Materie hinein, Besprechungen der Gensequenzen und deren austauschbaren Teile fühlen so manche Seite. Möglichst detailliert möchte der Autor argumentieren, seine Gedanken in all ihrer Genauigkeit an die Leser bringen. Das gelingt ihm auch wunderbar.
Insb. im letzten Teil kommt Mukherjee auf die ethischen Aspekte der Genforschung zu sprechen, wobei er auch in den früheren Kapiteln immer wieder darauf zurückkam.

Fazit: Ein sehr aufschlussreiches, gekonnt geschriebenes Werk, das nicht nur eine Fülle spannender Informationen liefert, sondern auch vorzüglich unterhält und zum Nachdenken/Diskutieren anregt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.05.2017
Das Herz der Religionen (MP3-Download)
Diverse

Das Herz der Religionen (MP3-Download)


ausgezeichnet

Das Buch habe ich gerne gehört. Ich mag Dalai Lamas Bücher und fand es toll, dass ich auch dieses Buch als Hörbuch kennenlernen konnte.

Dala Lama fasst die Kernpunkte der größten Religionen zusammen, zieht Parallele, erzählt auch Fälle aus seinem Leben über Begegnungen mit anderen aktiv Praktizierenden, die ihm die eine oder andere Gemeinsamkeit oder auch den Unterschied zwischen Buddhismus und anderen Glaubensrichtungen deutlich gemacht hatten, und betont, dass man im Endeffekt gerade die Unterschiede kennen und berücksichtigen sollte. Dalai Lama warnt, alle Religionen als Einheitsbrei anzusehen, da man kurzerhand erklärt, dass alles im Grunde auf das Selbe hinausliefe, wäre kaum das Richtige und keine Lösung der heutigen Probleme in diesem Bereich. Nur wenn man Unterschiede kennt und respektvoll damit umgeht, kann man das harmonische Miteinander aufbauen und aufrechterhalten. Er erzählt auch über sein Leben in Indien, wo viele Religionen ihr Zuhause haben und von vielen Menschen praktiziert werden, und dass es grundsätzlich möglich ist, mit Vertretern anderen Religionen dauerhaft friedlich auszukommen. Vom Tao (Dao) und seinen drei Merkmalen ist auch die Rede uvm.

Das Buch wurde wunderbar gelesen von Bernt Hahn. Seine Stimme und seine Art, das Ganze vorzutragen, passen sehr gut zum Inhalt.

Fazit: Ein schönes, ruhiges, weises, optimistisch stimmendes Buch, das das Gute in den Menschen hervorhebt und immer wieder drauf zurückkommt. Man braucht einfach solche (Hör-)Bücher.
Hörbuch, Spieldauer: 3 Stunden und 41 Minuten, gekürzte Version. Gelesen von Bernt Hahn.

Bewertung vom 01.05.2017
Schwarze Flaggen
Warrick, Joby

Schwarze Flaggen


sehr gut

So einen Prolog hätte man in einem scharfen politischen Thriller lesen können und so geht es im Grunde auch weiter, bloß die geschilderten Figuren und Ereignisse sind keine Fiktion. So in etwa muss es sich abgespielt haben. Im Großen wird die Entstehung des IS geschildert, im Kleineren wird es nah an den Personen erzählt, die dies ermöglicht haben.

Im Fokus des ersten Buches steht ein Psychopath samt seiner Lebensgeschichte, der seine Gewalttätigkeit und verqueres Verständnis von Islam dazu benutzt hat, um eine gut funktionierende Terrororganisation aufzubauen. Viele Menschen sollten zu Opfern seines Wahns fallen. Auch auf die Geschichte des Islam-Terrors wurde kurz eingegangen und die Situation in den 1920-ger Jahren geschildert. Die Rolle der USA kam auf jeden Fall nicht zu kurz. Die damaligen Politiker, ihre Reden und ihre Taten wurden aufgeführt, und die Auswirkungen ihrer Politik bildhaft geschildert. Da kam sowohl die verkrustete Bürokratie zur Sprache, als auch die Ignoranz, was die kulturell-religiöse Hintergründe in Irak, Syrien und anderen vom Islam geprägten Ländern angeht, und v.a. die Unfähigkeit, mit den verehrenden Konsequenzen des eigenen Tuns zurechtzukommen.
Auch auf die Rolle von Jordanien und König Abdullah wurde öfter eingegangen, insb. im Buch II und III, wie er versucht hat, die US Regierung zurückzuhalten. Er warnte mehrmals vor großen Fehlern, die dann trotzdem begangen wurden. Wie ein roter Faden zieht sich dieser Strang durch das Buch. Gerade diesen Part fand ich so aufschlussreich und bereichernd.
Sehr deutlich wurde auch geschildert, wie die Iraker auf Einmarsch von US reagierten, wie sich die anfängliche Euphorie in den erbitterten Wiederstand verwandelte und so die Entstehung von IS ermöglichte. Auch über Syrien wurde hier viel gesprochen, und mehr oder minder Klartext geredet.
Es wurden auch viele grässliche Dinge vor Augen der Leser ausgebreitet: Folter, Morde, etc. Schon harter Tobak. Vor allem, wenn man über die Gründe nachdenkt, schaudert es einen.

Etwas Kritik: Besonders im ersten, aber zu genüge auch im zweiten Buch, fielen die Griffe aus der belletristischen Ecke auf, wie Szenen mit Dialogen, bildhafte Beschreibungen, etc. Insg. erschien dieser Mix für ein Sachbuch schon recht ungewöhnlich.

Das dritte Buch fand ich aber ganz gut. Knalleffekte hielten sich in Grenzen. Da wurde die Situation um 2014 aus großer Perspektive betrachtet und oft aus USA Sicht geschildert, v.a. wie ein Versuch unternommen wurde, das unlösbare Problem in Syrien und Irak zu lösen. H. Clinton und B. Obama waren nun auch dabei, jeder kochte aber eher eigenes Süppchen.

Der alte Anführer der radikalen Islamisten war nun tot, da gab es aber schnell einen Neuen, einen jungen irakischen islamischen Gelehrten, der aus vorgeblich patriotischen Gründen, um seine Heimat von US Besatzern zu befreien, zum IS Anführer wurde.

Griffige Zusammenfassungen wurden oft am Ende der Kapitel geliefert. Die komplexen Zusammenhänge wurden sehr zugänglich, i.e. vereinfacht massentauglich präsentiert. Manches wurde aber wiederum zu einseitig geschildert, nur aus US Sicht.

Und zum Schluss, der in hier 2014 ist, gibt es Stellungnahmen von islamischen Gelehrten, die sich von IS abgrenzen und ihre Aktivitäten entschieden verurteilen. Der Epilog erzählt von weiteren IS-Anhängern, die nach der Ausbildung in den Kampflagern nach Europa zurückkehrten, um auf europäischem Boden ihren Kampf fortzusetzen.

Den Pulitzer Preis, der u.a. auch zur weiteren Verbreitung dieses Buches beitragen soll, finde ich gerechtfertigt. Egal wie schwer es fallen mag, man sollte dieses Buch gelesen haben. Von mir gibt es vier wohl verdiente Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.04.2017
Habsburg
Judson, Pieter M.

Habsburg


ausgezeichnet

Rund 564 Seiten reinen Textes, mit 7 Karten und 40 Abbildungen, aufgeteilt in 8 Kapitel samt Epilog, plus ca. 77 S. Anmerkungen/Quellenangaben, 6 S. Personenregister, 1 S. Bildnachweis erzählen eine spannende wie beeindruckende Geschichte „eines Staates, der in der Zeit von 1770 bis 1918 unter vielen verschiedenen Namen bekannt war.“
Auch wenn man sich das Inhaltsverzeichnis näher anschaut (das und die Leseprobe gibt es auf der Internetseite des C.H. Beck Verlages), wird schnell klar, dass es in diesem Werk hpts. um die politische Geschichte des o.g. Staates geht. Auf familiäre Umstände wird selten eingegangen, nur wenn es im gesellschaftlich-politischen Sinne erforderlich ist.
Jedes Kapitel enthält spannende Themen, in vielerlei Hinsicht aufschlussreich, zugleich recht unterhaltsam präsentiert. Judson kann sehr gut und mitreißend erzählen.
Fast in allen Kapiteln wurde, wo es möglich war, beschrieben, wie die Juden bei der einen oder anderen Entscheidung oder politischer Entwicklung behandelt wurden. Auch was Galizien angeht, insb. den Teil um Lemberg (Lwiw, Lvov), was heute zu Westukraine gehört, gab es stets interessante Passagen zur Entstehung und politisch-kulturellen wie wirtschaftlichen Entwicklung dieses Teils des damaligen Habsburger Reiches.
Es war Lesegenuss par excellence, der zum Nachdenken anregte und vielerorts die Parallelen zu Heute ziehen ließ. Mir war, als ob ich ein längeres, spannendes und aufschlussreiches Gespräch mit einem klugen Gelehrten führte, der mir die Geschichte des Staates erzählte, der all die Probleme, die EU heute hat, bereits gehabt und nach den Lösungen bereits gesucht hatte.
Judson erzählt gekonnt, detailliert, in die Tiefe greifend und recht unterhaltsam. Leser, die noch nicht viel über die politisch-historische Seite des Habsburger Reiches wissen, können hier genauso gut zugreifen, vorausgesetzt, man liest gerne Sachbücher, wie auch Fortgeschrittene, die hier sicher eine Fülle an neuen Informationen und spannenden Einsichten finden werden.
Ich kann nicht behaupten, ich hätte mich für die politische Geschichte des Habsburger Reichs vor diesem Werk sonderlich interessiert. Aber dieses Buch nahm mich so gefangen, dass ich längere Passagen am Stück lesen konnte und noch länger mit den Themen in Gedanken beschäftigt war. Judson gab so viel Stoff für eigene Überlegungen, dass auch Pausen notwendig waren, um dem Ganzen genug Raum zur Entfaltung zu geben, denn es ist wirklich viel Stoff, dicht erzählt, typisch für hochkarätige Meisterwerke.
Es ist diese Sicht der Dinge, der Standpunkt der Betrachtung, das enorme Wissen, das man hinter jeder Zeile spürt, diese gekonnte Art zu erzählen, die dieses Buch so lesenswert machen. Judson widerspricht manchmal einigen seiner Vorgänger, die sich ernsthaft mit Habsburgern befasst haben. Da musste ich paarmal schmunzeln.
Es war eine sehr aufschlussreiche und bereichernde Leseerfahrung. Ich möchte sie nicht missen. Und etwas später möchte ich das Buch am liebsten nochmals lesen.
Last but not least: So ein Lesegenuss wäre ohne die hervorragende Arbeit des Übersetzers Michael Müller nicht möglich gewesen. Im gesamten Verlauf war mir, als ob ich Originaltext lese, so authentisch und jederzeit passend war der Ausdruck. Chapeau!
Einige Stimmen der Presse, die mir sehr treffend im Zusammenhang mit diesem Werk erscheinen:
„Ein willkommenes Korrektiv zu der üblichen schwarzen Legende. Luzide, elegant, voller überraschender und erhellender Details.“ Wall Street Journal.
„Packend und differenziert geschrieben…, ohne die Habsburg-Nostalgie, mir der sonst so viele Darstellungen übergossen sind.“ Adam Zamoyski, Literary Review.
Fazit: Das Werk ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte Europas. Informativ, unterhaltsam, zum Nachdenken anregend. Perfekt als Geschenk für Fans der Habsburger, Geschichte-Interessierte oder einfach für die Leser, die sehr gute Sachbücher mögen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.04.2017
Der Killer kommt auf leisen Klompen / Piet van Houvenkamp Bd.2 (MP3-Download)
Stelter, Bernd

Der Killer kommt auf leisen Klompen / Piet van Houvenkamp Bd.2 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Ich habe so gerne diesen leicht humorigen Krimi gehört, dass ich ihn sehr gerne weiterempfehle.

Das Hörbuch zum 2. Fall für Piet van Houvenkamp nach "Der Tod hat eine Anhängerkupplung".
Mir war, als ob ich mitten drin bei all den Ermittlungen dabei war und sowohl mit den deutschen Urlaubern auf dem Campingplatz »De Grevelinge« als auch mit dem Inspecteur Piet van Houvenkamp am Fall mitgewirkt habe.
Es gibt also zwei Stränge. Die Deutschen haben ein Problem: die neue Fitnesstrainerin, die die Frauen der deutschen Camper schon um 6 Uhr in der Früh zum Morgengruss jeden Tag am Pool zu versammeln weiß. Zudem wird plötzlich vegetarisch bis vegan gegessen. Und grillen darf man in diesem Jahr nur ohne Holzkohle. Das geht den Männern natürlich ganz schön auf die Nerven. Sie wollen das Problem mit der Trainerin lösen und gründen eine Liga. Sie können gar nicht ahnen, dass ihr Problem auch etwas mit dem Mord zu tun hat, von dem sie aus der Zeitung erfahren haben.
Der andere Strang geht mit dem Inspecteur und schildert seine Ermittlungen um die schöne Tote, etwas aus seinem Privatleben bekommt man ebenfalls mit. Auch sehr nett, insb. die ältere Dame, bei der er seine Wohnung gemietet hat. Schön atmosphärisch ist das Ganze.
Ich habe das Hörbuch fast ohne Pausen im ganzen Stück gehört, so schön unterhaltsam war das, und hatte die ganze Zeit den Eindruck, dass ich in Holland auf dem Campingplatz Urlaub mache.
Bernd Stelter liest auch sein Buch ganz toll vor. Seine unnachahmliche Art, die Geschichte an die Leser heranzutragen, trägt enorm zum Hörvergnügen bei. Schön leicht humorig ist das Ganze.

Fazit: Wenn man sich leichte Unterhaltung mit Rätseln um den Mord und viel Urlaubsfeeling wünscht, kann hier gerne zugreifen. Ich vergebe sehr gerne fünf Sterne für dieses tolle Hörbuch und bin auf weitere Werke aus der Feder von Bernd Stelter gespannt. Und in der Zwischenzeit höre ich mir den ersten Fall, „Der Tod hat eine Anhängerkupplung“, an.

Bewertung vom 25.04.2017
Das gefälschte Lächeln
Jacobs, Kay

Das gefälschte Lächeln


gut

Die Beschreibung, das sehr gelungene Coverbild und der gut gewählte Titel weckten meine Neugier und verleiteten mich dazu, mir diesen Krimi näher anschauen zu wollen. Alles klang vielversprechend nach spannenden Lesestunden. Leider kam es im Endeffekt doch anders.
Anfangs gefiel mir die Geschichte sehr gut, v.a. die Sprache, der Ausdruck. Ich mag auch gerne Krimis, die Künstlermilieu einbeziehen, manch spannende Überlegungen und das Rätseln um einen Mord liefern.
Zwei Erzählstränge gibt es: Der eine schildert bildhaft den Raub von Mona Lisa aus dem Louvre im Sommer 1911. Die Vorbereitungen, hier lernt man den Räuber Peruggia recht detailliert, sowie seinen Auftraggeber kennen, der Werbungsprozess, denn der angebliche Hermann Weber musste Peruggia erstmal bearbeiten, die Motive und Absichten der beiden füllen die Seiten. Der Deutsche, gerissen und hinterlistig, manipuliert den einfach gestrickten Italiener. An sich ganz unterhaltsam. Dabei tauchte aber hartnäckig die Frage auf: warum diese Ausführlichkeit? Der Strang setzt dann später, in etwa in der Mitte des Buches, im 2.ten Weltkrieg wieder an und zeigt weitere Abenteuer des Gemäldes durch die Weltgeschichte bis zur heutigen Zeit. Dabei gilt der erste Satz des Romans: „Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist unwahr.“
Der zweite Erzählstrang spielt durchgängig in der Gegenwart in Hamburg. Kommissar Unger ermittelt in der Mordsache an einem älteren Kunstsammler. Und ab hier, recht früh, fing mein Lesevergnügen zu bröckeln an. Unger kam mir zu kontur- und antlitzlos vor, dazu noch wenig authentisch. Als einen echten Norddeutschen, einen Hamburger, konnte ich ihn nicht abnehmen. Der Konflikt mit seiner Mutter, die bei ihm vorübergehend wohnt und ihm die Stullen zur Arbeit mitzugeben pflegt, war mir schlicht zu sehr thinking out of the box. Ungers jüngere Kollegin Monique war schon viel lebendiger, glaubhafter, gewiefter. Weiterer Kollege, Schreiber, hat durchaus Potential, konnte den leider hier nicht so recht entfalten.
Im Laufe der Ermittlungen lernte man „ungleiche Zwillinge“ und „ungeliebte Geschwister“ kennen und hier tat sich die Pandorabüchse auf, was Konstruiertheit und als Konsequenz Unglaubwürdigkeit angeht. Noch mehr Klischees kamen dazu.
Die Sprache ließ auch nach. Einige vermeidbare Wortwiederholungen und reger Gebrauch von Hilfsverben, insb. „war“, z.B. S. 176-177, seltsamer Satz auf S. 215, letzter Absatz, warfen mich oft genug aus dem Lesefluss. Mein Lesevergnügen war hinüber.
Zum Schluss wurde die Bedeutung des Falles ganz schön aufgebauscht, was die schon ohnehin wackelnde Glaubwürdigkeit noch weiter ins Wanken brachte. „Das Bundeskanzleramt hat mit höchster Dringlichkeitsstufe einen Bericht angefordert.“ S. 239. Ja. Und morgen kommt der Papst persönlich im Kommissariat vorbei und sagt, was Sache ist.
Es gab aber auch einige interessante Momente. Situativ wurde einem vor Augen geführt, dass man in Deutschland kein Eigentum an der gestohlenen Sache erwerben kann, es sei den... Dieser Mordfall ist ein sehr gutes Beispiel hierfür. Es gibt auch philosophisch angehauchte, zum Nachdenken anregende Überlegungen zum Thema, was Original und was Fälschung sein soll. Eine Anekdote über Sarkozy und Berlusconi mit seiner antiken Uhr auf dem Kaminsims wurde auch ganz nett erzählt. Zum Thema Vergiftung/Verbrennung mit Phosphor erfuhr man einiges, dazu gab es detailreichen Ausführungen. Recht unterhaltsam.
Fazit: Es gibt Geschichten, die einen vollends gefangen nehmen und viel Lesevergnügen bereiten. Es gibt aber auch andere. So auch diese. Anfangs viel versprochen und deutlich weniger gehalten. Etwas Neues zu Mona Lisa oder zum Kunstsammlermilieu erfährt man kaum, wenn man sich bereits ein wenig damit beschäftig hat. Dafür gibt es viele Klischees, 08/15 Hauptfigur und einen zu konstruierten Mordfall. „Das gefälschte Lächeln“ konnte mich leider nicht wirklich überzeugen, aber zum Lesen für zwischendurch geht es schon i.O.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.04.2017
Der Gärtner war's nicht! / Konny und Kriemhild Bd.1
Kruse, Tatjana

Der Gärtner war's nicht! / Konny und Kriemhild Bd.1


ausgezeichnet

Die Geschichte habe ich sehr gerne gelesen. Schon nach paar Seiten musste ich schmunzeln, im weiteren Verlauf paarmal auflachen und so vergnügt blieb ich bis zum Schluss. Schön schräge Figuren, klasse Humor, undurchsichtiger Mordfall, toll geschrieben noch dazu, all dies sorgte für eine Menge Lesevergnügen.
Man konnte miträtseln und/oder einfach die Situationskomik, die Sprüche der Figuren und die Geschichte insg. genießen, denn an lustigen Stellen mangelte es keineswegs, verbaler Schlagabtausch hier und dort sorgte schon für manchen Auflacher. Die Seiten flogen nur so dahin.

Es ist schwer zu sagen, welche der Schwestern die witzigste ist. Konny ist eine liebenswerte, umgängliche Chaotin, die nichts anbrennen lässt und mit ihren anspruchsvollen Gästen umzugehen weiß. Kriemhild ist zwar eher zurückhaltend und sorgt lieber in der Küche für gutes Essen, aber sie besitzt einen messerscharfen Verstand und ist ehrlich. Wenn sie was sagt (oder denkt), das sitzt. Und ich musste dabei mehrmals auflachen.
Die Kolumne der Kummerkasten-Konny für Frauen im besten Alter sorgt für einen leicht philosophischen Touch. Die Themen sind prima gewählt, die Ratschläge sind kaum von der Hand zu weisen und sorgen für optimistischen Grundton und positive Lebenseinstellung der Leserschaft.

Der Nacktkater Amenhotep ist einfach großartig geworden! Ein „geheimer“ Held. Er war mir so lebendig vorm inneren Auge, übrigens auch wie die anderen, ob Haupt- oder Nebenfiguren. Kommentare aus seiner Sicht sind einfach köstlich.

Es gibt paar Perspektivwechsel, die die Geschichte insg. bereichern. Sie war mir so authentisch, kam wie in einem Stück daher. Tolle Ideen, klasse umgesetzt. Diese griffige, aussagestarke Sprache, die Vergleiche wie auf S.116 Monet vs. Hieronimus Bosch, und so herrlich humorig noch dazu! Ich hatte viel Spaß dabei. Paar überraschende Wendungen passten wunderbar und sorgten für Spannung. Wer gemordet hat, blieb ungewiss bis zum Schluss.

Die Anfänge der Kapitel waren auch einfach klasse: konnten mir jedes Mal ein Lächeln entlocken und waren oft wunderbar zitatenhefttauglich. Ich freute mich jedes Mal über einen neuen Kapitel.

Die Größe der Kapitel ist auch prima gewählt: Eher kurz als lang, sodass man sie im öffentlichen Verkehr, zwischen zwei-drei Stationen lesen kann.

Fazit: Ich habe einige vergnügte Stunden mit den K&K Schwestern und ihren Gästen in ihrer tollen Pension verbracht und vergebe gerne die fünf wohl verdienten Sterne. Wer noch zu Ostern, oder auch später, eine humorige Krimi-Geschichte zum Abschalten braucht, kann hier gerne zugreifen. Ich bin auf die Fortsetzung und weitere Werke aus der Feder von Tatjana Kruse sehr gespannt!

Bewertung vom 05.04.2017
Happy Healthy Food - Histaminfrei, glutenfrei, laktosefrei kochen
Gleitman, Nathalie

Happy Healthy Food - Histaminfrei, glutenfrei, laktosefrei kochen


sehr gut

„Happy Healthy Food. Histaminfrei, glutenfrei, laktosefrei kochen“ hat auf mich einen guten Eindruck gemacht: viele spannende, leckere Rezepte, tolle Bilder.
Das Buch ist in zwei Segmente aufgeteilt. Zunächst erzählt Natalie Gleitman ihre Geschichte und wie sie zur Diagnose kam: Histaminintoleranz, Gluten- und Laktoseunverträglichkeit. Hier wird eine Liste der Lebensmittel aufgeführt, die man bei Histaminintoleranz nicht zu sich nehmen darf. Tomate, Aubergine, Schokolade, Soja, Kaffe, Alkohol, uvm. gehören dazu. Natalie schreibt auch, welche Symptome typisch bei Intoleranzen sind und wie man sich zu Hause testen kann. Eine durchaus nachvollziehbare Methode, die allerdings mit viel Disziplin verbunden ist. Sehr gut fand ich, dass Natalie auch empfiehlt, wie man mit Intoleranzen umgeht, auch wie man sich als Gast verhält, wie man sich auf Flugreisen, in stressigen Phasen verhält. Dos and Don’ts und eine Liste der Lebensmittelfavoriten bei Gemüse, Obst, Nüssen, laktosefreien Milchprodukten, etc. runden den „theoretischen“ Teil von rund 25 Seiten ab.
Auf den drauf folgenden rund 212 Seiten finden sich spannende Rezepte, in sechs Themen aufgeteilt: Breakfast, Snacks, Fresh Salads, Healthy Sweets, Quick and easy Mains, Cooking for friends and family. Gleich zu Anfang, bei Smoothies, gab es interessante Kombinationen, wie z.B. Blaubeer-Grünkohl, Mango-Kirsch unter Zugabe von Kokoswasser und paar andern Zutaten. Das setzte sich auch bei weiteren Rezepten fort: Chia-Pfirsich-Muffins, Saftiges Süsskartofel-Kokos-Brot, Herzhafte Grünkohl- Pancakes mit Quinoa, etc. Sehr oft sind es vegane oder vegetarische Gerichte. Aber es gibt auch einige Rezepte mit Fleisch und Fisch: Paniertes Kokoshuhn mit Mango-Couscous, Lachs auf Gemüsebett, Grünes Thai-Curry mit Hähnchen, usw. Tolle Food-Fotos sind gleich bei den Rezepten dabei und laden zum sofortigen Nachkochen/backen ein. Es gibt einige Rezepte zum Backen von Riegel (Apfel-Zimt), Cookies (Kokos-Blaubeere), Muffins (Quinoa-Mais) und Kuchen (Pfirsich-, Apfel), etc.
Wenn man also Intoleranzen hat, wird man hier fündig. Die Rezepte sind meist sehr einfach zuzubereiten: oft in einem Blender und/oder per Hand zusammenrühren. Fleisch/Fischgerichte mit Gemüse dauern entsprechend etwas länger, aber immer noch ganz easy, auch ein Anfänger kann sie gut bewältigen. Dadurch, dass alles frisch, aus hochqualitativen Zutaten zubereitet wird und die Kombinationen prima gewählt sind, schmeckt es auch lecker und so ganz anders als sonst. Für ungeübte Gaumen, wenn man z.B. Fast-Food und Fertiggerichte mit Geschmacksverstärkern gewohnt ist, wird es ggf. etwas ungewöhnlich, zu ehrlich und „zu gesund“ schmecken. Aber es lohnt sich auszuprobieren.
Was einen Stern Abzug eingebracht hat: Die Quellen habe ich vermisst. Im ersten Teil wird aufgeführt, dass so und so viel Prozent der dt. Bevölkerung an Intoleranzen leidet. Quelle? Manche Zutaten wiederholen sich sehr oft. Fast in jedem Rezept findet man Kokos in irgendeiner Form: ob Raspel, Milch, Wasser oder als Öl. Quinoa und Hafer (glutenfrei) sind auch sehr oft dabei. Da kam oft die Frage nach Alternativen auf. Kalorienangaben und Eiweiß-, Kohlenhydraten-, Fettanteile pro 100gr habe ich vermisst. Aber sonst fand ich das Buch sehr gut, auch weil es einen zum Experimentieren und zum Selbst-Rezepte-Zusammenstellen und zum Besser/gesünder-Essen inspiriert. Paar Lebensweisheiten (auf Englisch) hier und dort tun dem Buch auch ganz gut.
Das Buch hat auch handliches Format, passt ins jede Kochregal: 19,5x 24,5 x3cm. Fester Einband, schön gebunden. Es wiegt 1120gr.

Fazit: Ein schönes Buch voller veganer und vegetarischer Rezepte. Nicht vegane Rezepte lassen sich schnell in vegane umwandeln: ein Ei lässt sich oft durch paar Löffel Apfelmus ersetzen. Wenn man Intoleranzen hat oder einfach was anderes ausprobieren möchte, ist „Happy Healthy Food“ eine gute Adresse.