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Benutzername: 
Sonnenwind
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Schwabenland

Bewertungen

Insgesamt 518 Bewertungen
Bewertung vom 05.01.2015
Auf getrennten Wegen (eBook, ePUB)
Kilian, Richard

Auf getrennten Wegen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nur noch ein Kapitel...

... war mein meistgedachter Gedanke beim Lesen dieses Buches. Denn eigentlich hatte ich gar keine Zeit, und eigentlich hatte ich eine Menge Anderes zu tun. Aber das Buch hat mich gepackt und einfach nicht mehr losgelassen. Und so wurden es dann doch jedesmal ein paar Kapitel mehr.

Dabei wollte ich das Buch eigentlich gar nicht lesen. Die Beschreibung klang so nach Kriegsgeschichte, und Kriegsgeschichten mag ich gar nicht. Aber dann kam alles ganz anders.

Die Handlung beginnt wohl während des Zweiten Weltkriegs, aber vom Krieg selbst kommt nur ganz am Anfang ein wenig vor; das war gut zu verkraften. Der Rest fügt sich so flüssig und selbstverständlich in den Handlungsablauf ein, daß man nur noch die handelnden Personen sieht, ihr persönliches Ergehen, ihre Ängste und Nöte, daß man meint, mit ihnen aufgewachsen zu sein. Andererseits erlebt man die Umstände hautnah mit: den Druck auf die Zivilisten und auf die jungen Rekruten, die Willkür der Machthabenden in Deutschland, Ängste und Belastungen der jungen Soldaten und die allgegenwärtige ängstliche Stimmung.

Erich und Hans sind Pflegebrüder. Sie leben in einem kleinen Dorf im Wald und verstehen sich prima. Beide sind leidenschaftliche Naturwissenschaftler, der eine im Bereich der Physik, der andere mehr in der Chemie. Doch dann wird Erich zum Kriegsdienst eingezogen. Er soll nach Norwegen gehen - aber er kommt nie dort an. Der Zug wird angegriffen, und in den folgenden Wirren kann er entkommen. Aber nicht ganz. Auf etlichen Umwegen landet er in den USA. Auf ebenso verschlungenen Wegen kommt Hans nach Frankreich. Beide können nicht zurück - und sie wissen nichts voneinander, jahrzehntelang. Bis sich alles ändert...

Was mich am meisten beeindruckt hat, war die Gradlinigkeit der Handlung: Keine künstlichen "Zufälle" und keine untypischen Entscheidungen, jeder bleibt er selbst und seinem Charakter treu, auch in den schweren Zeiten. Am Ende wird deutlich, daß es keine "Zufälle" gibt und daß unser Vater im Himmel auf jedes seiner Kinder achtet, auch wenn man das selbst gar nicht bemerkt und oft mißversteht.

Dieses Buch hat mir Ruhe und Frieden gegeben, obwohl die Umstände oft alles andere als friedlich sind. Außerdem fand ich die Einblicke in eine Zeit, die selbst meine Eltern nur als Kinder erlebt haben, sehr eindrücklich geschildert. Von den Alten erzählt niemand gern aus dieser Zeit, und deshalb ist es für unsereins oft unverständlich - aber hier wird diese Zeit lebendig und formuliert eine Botschaft für jeden aus unserer Generation, die mich sehr angesprochen und beeindruckt hat. Jederzeit wieder so ein Buch!

Bewertung vom 26.12.2014
Ungeschehen
Seskis, Tina

Ungeschehen


gut

Ein Buch wie ein Puzzle

Die Rechtsanwältin Emily läuft von jetzt auf gleich von zu Hause fort. Sie legt ihren Ehering ab und flüchtet von Manchester nach London. In der Großstadt mit ihren Massen hofft sie ein völlig neues Leben anfangen zu können.

Das gelingt ihr auch, jedenfalls zum Teil. Um nicht erkannt zu werden, sucht sie sich einen einfacheren Job und zieht in eine Wohngemeinschaft - alles weit unter ihrem Niveau. Angel, die sie in der Wohngemeinschaft kennenlernt, wird ihr zur Freundin, die sie braucht, aber sie bringt sie auch mit Dingen in Berührung, die sie besser nicht kennengelernt hätte.

Die Hintergründe des Geschehens werden nur bruchstückhaft offenbar, als Leser rätselt man bis zum Schluß. Warum Emily aus ihrem Leben davonläuft, wo genau ihre Probleme liegen, offenbart sich in vielen Rückblenden erst nach und nach. Das baut eine innere Spannung auf, die den Leser daran hindert, das Buch auch nur für kurze Zeit zur Seite zu legen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, und die Seiten fliegen nur so dahin, obwohl im Grunde wenig Spannung herrscht. Ich persönlich konnte Emilys Handeln nicht immer direkt nachvollziehen, aber die Autorin schafft es, immer wieder die Fragen neu aufkommen zu lassen und mit wieder neuen gefundenen Puzzleteilchen neue Fragen zu wecken.

Das größte Problem für mich war die Bewertung. Vier Sterne hebe ich für wirklich ausgezeichnete Bücher mit kleinen Mängeln auf, aber drei Sterne ist eigentlich zu wenig. Im Vergleich mit anderen Büchern kann ich trotzdem keine vier Sterne geben, also gute drei bis dreieinhalb.

Bewertung vom 11.12.2014
Selbstauslöser
Lister, Michael

Selbstauslöser


gut

Kurz und daher gut zu lesen, weniger grausam

"Selbstauslöser" habe ich beim Aldi mitgenommen, im Sonderangebot. Der Klappentext klang gut, zwar nur als "Roman" kategorisiert (was anscheinend neu ist, denn ein "Thriller" ist es nicht), aber dünn und somit schnell zu lesen.

Remington schießt nicht Wild, sondern Bilder. Schon mal sehr angenehm. Als er eines Nachmittags seine Bilderfalle kontrolliert, findet er Bilder von einem Mord. Der ist aber nicht "bestialisch", wie in der Beschreibung angedeutet, sondern ein einfacher Schuß in den Hinterkopf.

Wenig später läuft Remington dem Mörder über den Weg, und ab da gibt es eine Verfolgungsjagd. Gut zu lesen, aber nicht packend. Zwischendrin einige recht ansprechende Informationen über Flora und Fauna, Gewehre und Photographie.

Die Handlung geht unter im seltsamen Stil des Autors. Bis zu einer halben Seite aneinandergereihte Einzelwörter, die eine Situation beschreiben sollen. Das muß man mögen. Ich mag es nicht. Mir ist klare, differenzierte und farbige Umgangssprache lieber.

Das Beste am ganzen Roman ist der Schluß, der einen mit vielem versöhnt. Ein ganz nettes Büchlein für zwischendurch, mit weniger als 240 Seiten schnell zu lesen.

Bewertung vom 07.12.2014
Tote Hunde beißen nicht / Henning Bröhmann Bd.3 (MP3-Download)
Faber, Dietrich

Tote Hunde beißen nicht / Henning Bröhmann Bd.3 (MP3-Download)


sehr gut

Das erste Buch über Kommissar Henning Bröhmann hatte ich schon gelesen. Jetzt habe ich mir das zweite als Hörbuch erlaubt. Der besondere Vorteil von Hörbüchern kommt hier voll zur Geltung: Der hessische Dialekt ist ein Vergnügen, außerdem bringt der Autor (der den Text selbst einliest) ein Ständchen, will sagen: er singt ein Lied vor. Und das gar nicht mal schlecht.

Die Story ist wieder eher nicht so Krimi, sondern hat viel von Kabarett - ist doch der Autor eigentlich Kabarettist. Die Personen werden köstlich charakterisiert und die Handlung ist nicht so blutig wie man es jetzt allerorten findet.

Der Schreibstil ist etwas ganz anderes. Feste Regeln für das Schreiben ignoriert der Autor konsequent. Man lernt, Adverbien streng zu vermeiden, aber Dietrich Faber wirft damit nur um sich. Am Anfang hatte ich mit dem Hören deswegen einige Probleme. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich wirklich daran. Und dann habe ich es genossen. Für ein paar kurzweilige Stunden gut geeignet!

Bewertung vom 03.12.2014
Von langer Hand geplant (eBook, ePUB)
Mertins, Gaba

Von langer Hand geplant (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ansprechender Roman aus der Musikbranche

Corrie hat einen Casting-Wettbewerb gewonnen - und damit ist sie im Geschäft. Von diesem Moment an ist ihr Leben durchgeplant: sie muß nicht nur ein Konzert nach dem anderen geben, sondern auch einen Hit nach dem anderen landen. Und wenn sie irgendjemandem zu langweilig wird, wird sie eiskalt abserviert. Im nächsten Jahr kommt ja wieder Frischfleisch, und bis dahin will das Label mit ihr so viel Geld wie möglich verdienen. Corrie selbst ist dabei nur eine Karte im Spiel. Bis der Personenschützer Jan eingreift. Eigentlich sollte er sie nur kurz beschützen, aber er ist sehr zuverlässig - und dann nimmt die Geschichte Fahrt auf.

Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Story ist logisch aufgebaut, wird schlüssig verfolgt und am Ende schön abgerundet, mit einigen neugierigen Fragezeichen, die die Hoffnung auf einen Folgeband nähren. Der Stil ist sehr ansprechend: fröhlich, humorvoll und flüssig, aber trotzdem mit Tiefgang und voller Aussage. Corries Geschichte ist eigentlich für Jugendliche oder junge Erwachsene geschrieben, aber sie spricht auch ältere Semester an. Die Protagonisten sind nicht alle jung, es gibt auch Ältere, die den Jungen wertvolle Ratschläge geben, also etwas für jeden.

Die Personen sind realistisch und sofort sympathisch, auch wenn sie sich altersgemäß manchmal ziemlich dämlich benehmen. Aber das tun sie so liebreizend, daß man mit ihnen fiebert, was auch geschieht. Das Buch ist richtig rund: spannend, durchdacht, logisch und schlüssig, sprachlich klasse und dann noch mit Aussage. Ich habe es sehr genossen. Zwar konnte man das schon vorher erwarten, denn das Buch wird vom Boas-Verlag herausgegeben, aber trotzdem ist jedes Buch wieder eine Entdeckung. Prädikat: Lesenswert!

Bewertung vom 24.11.2014
Feuer und Stein / Highland Saga Bd.1
Gabaldon, Diana

Feuer und Stein / Highland Saga Bd.1


gut

Mystisch, spiritistisch und historisch

"Feuer und Stein" erzählt eine Geschichte, die fast Science Fiction sein könnte. Aber nicht ganz. Immerhin, man kann sich damit abfinden, daß für die Zeitreise keine Technik in Aktion tritt, sondern alles etwas mystisch wird.

Die Story an sich ist recht nett, eine historische Begebenheit aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Vermutlich hat die Autorin sorgfältig recherchiert und die Kriege und Verwicklungen dieser Zeit sorgfältig ausgearbeitet. Eine junge Krankenschwester aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg gerät versehentlich ins 18. Jahrhundert und erregt dort mit moderner Medizin einiges Aufsehen.

Leider wird es mit der Zeit immer mystischer, ja sogar stellenweise regelrecht spiritistisch. Damit habe ich mich sehr schwer getan. Ein weiterer Punkt ist die stellenweise doch recht starke Erotik. Das muß man mögen.

Insgesamt ein recht angenehm lesbares Buch mit einigen Schönheitsfehlern. Geschmackssache.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.11.2014
Wer weiß, was morgen mit uns ist
Brashares, Ann

Wer weiß, was morgen mit uns ist


sehr gut

Netter Jugendroman mit Zeitreise

Prenna kommt aus der Zukunft. Nachdem am Ende des 21. Jahrhunderts nur wenige eine Seuche überlebt haben, werden bestimmte Auserwählte in die Vergangenheit geschickt und landen im Jahr 2010. Für sie ist es das Paradies auf Erden: genug zu essen, unvorstellbar viel zu kaufen - und die Welt ist ungefährlich!

Prenna kennt das Leben nur in einer überhitzten Umgebung, in der jede Mücke den Tod bringen kann - wie auch ihren beiden kleinen Brüdern, die beide an der Seuche gestorben sind. Aus Gründen, die sich erst später klären, ist ihr Vater nicht mitgekommen und Prenna bleibt mit ihrer Mutter allein.

Die Jugendlichen werden von speziellen Betreuern beaufsichtigt und müssen, weil sie alle an einer mysteriösen Augenkrankheit leiden, täglich Tabletten schlucken und eine spezielle Brille tragen. Auf ihrem Unterarm trägt sie eine Nummer und kann erst nach einiger Zeit deren Bedeutung enträtseln. Und damit fängt die Sache an, gefährlich zu werden. Können sie und ihr Freund Ethan das Unglück aufhalten, das über die ganze Erde kommen wird?

Dieses Buch ist ein Jugendroman und hat deshalb nicht die üblichen SF-typischen Ansprüche an die Physikkenntnisse, aber die Idee hat gewaltiges Potential. Der Text ist angenehm zu lesen und die Handlung gut zu verfolgen. Die Zeitreise verschiedener Personen, die zu unterschiedlichen Zeiten aufbrechen, aber alle etwa gleichzeitig ankommen, macht die Handlung zusätzlich interessant.

Alle Beteiligten haben ein Interesse daran, die Zukunft zu ändern, aus der sie kommen und verfügen jeder über spezielles Wissen. Doch ihre Ziele sind einander entgegengesetzt. Der Leser bangt das ganze Buch hindurch und hofft auf ein gutes Ende - eins, bei dem die Welt der Zukunft lebenswert bleibt. Diese widerstreitenden Absichten sind gut umgesetzt und werden beim Lesen schnell klar.