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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2011
Der wahrhaftige Volkskontrolleur / Pawel Dobrynin Trilogie Bd.1
Kurkow, Andrej

Der wahrhaftige Volkskontrolleur / Pawel Dobrynin Trilogie Bd.1


sehr gut

Sternschnuppen fallen vom Himmel

Andrej Kurkow erzählt die Geschichte des Kolchosbauern Pawel Dobrynin, der von den Bewohnern seines Dorfs zum Volkskontrolleur ernannt wird und fortan durch das riesige Land reist und hierdurch die unterschiedlichsten Menschen kennenlernt. Und man lernt einen Schuldirektor kennen, welcher der Mutter einer seiner Schüler das Träumen wieder beibringen möchte. Dann gibt es einen Engel, der auf die Erde reist und sich unter den Menschen umschaut, verwundert darüber, dass bisher kein Sowjetbürger ins Paradies gekommen ist. Und der Künstler Marc, der mit seinem Gedichte vortragenden Papagei Kusma durch das Land reist.

Diese unterschiedlichen Erzählstränge verknüpfen sich wider Erwarten nicht im Verlauf des Romans, sondern stehen für sich allein, wobei das Hauptaugenmerk jedoch beim Volkskontrolleur Pawel liegt. Sein Leben ist mit Beginn der Ernennung bestens durch den Kreml durchorganisiert, er braucht sich um nichts Gedanken zu machen und kann sich voll und ganz auf seine Arbeit konzentrieren. Hierbei reist er in den russischen Norden und lernt dort die unterschiedlichsten Menschen und deren Sitten kennen. Und er kommt sogar einem Mord auf die Spur.

Andrej Kurkow erzählt die verschiedenen Geschichten, die sehr gut das Leben der Sowjetbürger nach der Oktoberrevolution bis kurz vor den 2. Weltkrieg beschreiben, auf ruhige, unterhaltsame und stellenweise poetische Weise, der ein feinsinniger Humor nicht fehlt und stellenweise etwas naiv wirkt. Auch die für Russland so typische Melancholie darf nicht fehlen und mit seinen Figuren gibt er einem so einen guten Einblick in die russische Mentalität und zeigt so die damalige Überzeugung der Bürger auf, dass man allein nichts ist, das Volk aber alles.

Seine Charaktere beschreibt der Autor feinfühlig, detailliert, stellenweise ziemlich skurril und originell. Pawel Dobrynin ist ein gutmütiger, verantwortungsbewusster, eher zurückhaltender und bescheidener Charakter, der nichts hinterfragt. Auch nicht, als ihm in Moskau eine dienstliche Ehefrau vorgesetzt wird, obwohl er in seinem Dorf Frau und Kinder zurückgelassen hat. Schließlich sind dies die Vorschriften, diese werden nicht hinterfragt, sondern einfach akzeptiert. Und auch der Schuldirektor Banow ist eher ein zurückhaltender, leiser Mensch mit einem schlichten Gemüt, der ebenfalls alle an ihn gestellten Anforderungen von höherer Stelle ohne zu hinterfragen, augenblicklich umsetzt.

Auch wenn der Autor das Leben der einfachen Menschen der damaligen Sowjetunion beschreibt, ist das Buch nicht unbedingt leicht zu lesen, sondern erfordert schon die volle Aufmerksamkeit. Doch man wird belohnt mit schönen Geschichten, die manchmal etwas kurios sind, mal zum Träumen einladen, mal märchenhafte Züge annehmen und einem sehr gut die russische Mentalität vermittelt.

Bewertung vom 28.09.2011
Deine Seele in mir / Dead Beautiful Bd.1
Woon, Yvonne

Deine Seele in mir / Dead Beautiful Bd.1


sehr gut

Die Toten leben in uns

Yvonne Woon hat bei der Erzählweise die Ich-Form gewählt und hierdurch erhält man sehr schnell einen Bezug zu Renée und erfährt natürlich so vieles über sie. Dadurch kann man auch wunderbar ihren Zorn auf ihren so konservativen, strengen Großvater nachvollziehen, der sie anfangs ständig gängelt und ihr Leben komplett umkrempelt.

Und auch Renées widersprüchliche Gefühle gegenüber Dante sind so für einen sehr gut nachvollziehbar. Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass Yvonne Woon ihre Protagonistin als einen schon recht erwachsen agierenden Teenager darstellt. Renée ist zwar sehr impulsiv, nimmt nie ein Blatt vor den Mund und sagt, was sie denkt, was ihr natürlich in dem streng geführten Institut öfter Probleme bereitet. Jedoch wirkt sie in ihrem Verhalten, gerade bei ihrer Beziehung zu Dante nie kindisch, liebeskrank verklärt oder unrealistisch. Zudem setzt sie sich für ihre Mitschüler ein, zeigt Mitgefühl und hat eine ordentliche Portion Neugier, was sie schon bald in ziemlich knifflige und gefährliche Situationen führt.

Die Story entwickelt sich von Anfang an sehr mysteriös, rätselhaft und gut durchdacht. Grund hierfür sind die seltsamen Todesumstände von Renées Eltern, wie auch die sonderbaren Unterrichtsfächer und das Gottfried Institut an sich. Hinzu kommt das rätselhafte Verhalten von Dante. Denn dass mit dem zurückhaltenden, dadurch oft arrogant wirkenden Jungen etwas nicht stimmt, ist schnell klar, doch worum es sich schlussendlich handelt, erfährt man erst im letzten Drittel des Buches. Zusätzlich kommt noch der fesselnde, bildhafte und flüssige Schreibstil von Yvonne Woon hinzu, die ihre Geschichte im Herbst und Winter in Maine spielen lässt, was zumeist eine geheimnisvolle Atmosphäre erzeugt.

Allerdings sind für mich schlussendlich nicht alle Fragen befriedigend beantwortet worden. Das Ende ist zwar abschließend, lässt aber auch die Möglichkeit offen, dass es eine Fortsetzung geben könnte und möglicherweise werden dann alle offenen Fragen noch beantwortet.

Fazit: Ein Fantasyroman, der sich mit einer komplexen und spannenden Story und gut herausgearbeiteten Charakteren von der Masse abhebt.

Bewertung vom 25.09.2011
Die Gebeine von Avalon
Rickman, Phil

Die Gebeine von Avalon


sehr gut

Ein Akt der Böswilligkeit

Dr. John Dee, königlicher Astrologe, wird von Elisabeth I. im Jahr 1560 zusammen mit Robert Dudley nach Glastonbury geschickt, um die Gebeine des legendären König Artus zu finden. Doch kaum sind die Beiden mit einem kleinen Gefolge dort angekommen, geschieht ein grausamer Mord, der rituale Züge hat. Die junge Nell, Tochter des hiesigen Arztes, wird bald als Mörderin und Hexe beschuldigt. Doch Dr. Dee wie auch Robert Dudley sind von ihrer Unschuld überzeugt. Doch der Hexenwahn in der von vielen Geheimnissen umgegebene Stadt Glastonbury ist voll entbrannt und Dr. Dee versucht verzweifelt, hinter den eigentlichen Grund des Mordes zu kommen.

Dr. John Dee, Astronom und Wissenschaftler, erzählt selbst rückblickend die Geschichte voller Magie, Geheimnissen, Aberglauben, Intrigen, Politik und Mord. Alles dreht sich um das sagenhafte Avalon, dem heutigen Glastonbury und um die Legende von Artus, der angeblich in Avalon seine letzte Ruhestätte gefunden haben soll. Unter König Henry VIII. wurde die berühmte Abtei in Glastonbury zerstört, im Jahr 1560 stehen dort nur noch Ruinen, doch scheint es sich immer noch um einen mystischen Ort mit vielen Geheimnissen zu handeln, von denen die Einwohner viel mehr zu wissen scheinen, als sie gegenüber Dr. Dee und Dudley preisgeben wollen.

Und so ist die Atmosphäre des Buches durchweg sehr rätselhaft angelegt, immer wieder durchsetzt von Dr. Dees wissenschaftlichen und philosophischen Gedanken, mit deren Hilfe er versucht, den wahren Grund des Mordes herauszufinden. Phil Rickmann erzählt die Geschichte durchweg flüssig und stellenweise auch sehr spannend, allerdings sind auch die wissenschaftlichen Betrachtungen von Dr. Dee oft sehr ausgeprägt, was zwar zumeist unterhaltsam und vor allem interessant ist, jedoch aber auch die Spannung immer wieder herausnimmt.

Sehr gut zeigt der Autor den damaligen Umbruch auf. Unter König Henry VIII. wurden die Katholiken verfolgt und ermordet, Abteien und Kirchen zerstört, Frauen als Hexen verbrannt. Unter der Regierung seiner Tochter braucht keiner mehr Angst wegen seines Glaubens zu haben und Hexenprozesse finden auch lange nicht mehr statt. Allerdings sind diese Veränderungen noch nicht in allen Köpfen angekommen und so ist es nicht verwunderlich, dass gerade in Glastonbury wieder eine junge Heilerin als Hexe verurteilt wird.

Phil Rickmann hält sich sehr an die historischen Begebenheiten, wobei er sich aber auch immer mal wieder kleine autorische Freiheiten herausnimmt, um die Geschichte erzählen zu können. Und so spielen auch viele historische Figuren wie Nostradamus, Robert Dudley, Königin Elisabeth I. und weniger bekannte Persönlichkeiten mit. Diese Charaktere beschreibt er anhand der Überlieferungen und so lernt man auch einen eher introvertierten jungen John Dee kennen, ein Bücherwurm und Forscher, der sich stundenlang mit seinen Schriften beschäftigen kann, im Umgang mit anderen Menschen jedoch eher zurückhaltend ist. Das genaue Gegenteil ist der junge Robert Dudley, ein guter Freund von Dr. Dee, dem bekannterweise ein Verhältnis mit Elisabeth I. nachgesagt wurde. Der Autor geht auch immer wieder auf die Beziehung zwischen den Beiden ein und erklärt, wie es zu dem engen Verhältnis der Königin zu Robert Dudley kam. Und so fließen auch viele weitere historische Begebenheiten mit in die Geschichte ein.

Fazit: Ein hervorragend recherchierter Roman um die frühen Jahre des Dr. John Dee, verpackt in eine mystische, rätselhafte Geschichte, die wissenschaftlich und philosophisch durchsetzt ist.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2011
Der letzte Schattenschnitzer
Aster, Christian von

Der letzte Schattenschnitzer


sehr gut

Ehrt eure Zauberer und achtet eure Schatten

Der kleine Jonas Mandelbrodt hat eine seltene Gabe, er beherrscht die Sprache der Schatten. In Mexiko wird ein kleines Mädchen ohne Schatten geboren und schon bald als Heilige verehrt. Eine alte Macht erwacht zum Leben und droht das Gleichgewicht zwischen Menschen und Schatten zu zerstören.

In einer deutschen Kleinstadt geboren, fällt schon bald auf, dass Jonas anders ist als Kinder seines Alters. Er redet kaum und beschäftigt sich zumeist mit sich selbst, dies glaubt zumindest seine besorgte Mutter. Doch in Wirklichkeit spricht Jonas mit seinem Schatten und lernt von ihm viele Geheimnisse kennen, die für ihn schon bald sehr wichtig sein werden.

Christian von Aster erzählt seinen Roman aus drei Perspektiven, zum einem die eigentliche Geschichte um Jonas, Maria und den Schatten. Zum anderen sind immer wieder Passagen vom Schatten des kleinen Jonas eingefügt, der seine Sicht der Dinge erzählt und durch Auszügen aus John Dees geheimen Buch „Alchimia Umbrarum“ erfährt man mit der Zeit einiges über die die Macht der Schatten.

Die Sprache des Autors ist einfach wunderbar fantasievoll und sehr bildhaft, ja stellenweise richtig poetisch. So dauert es auch nicht lange, bis man in die Geschichte eintaucht und gebannt dem Leben von Jonas Mandelbrodt folgt. Besonders die Passagen, in der Jonas Schatten von dem kleinen Jungen erzählt, sind sehr einfühlsam, ja geradezu liebevoll und warmherzig beschrieben.

Die Geschichte entwickelt sich in Teilen vorhersehbar. Es fließen viele Elemente alter Legenden, Mythen und auch Religion mit ein, die Christian von Aster zu einer etwas anderen und durchweg spannenden, unterhaltsamen Geschichte verwoben hat und einem so während des Lesens in eine andere Welt eintauchen lässt: In die mysteriöse und rätselhafte Welt der Magie.

Ein kleiner Schwachpunkt der Geschichte ist allerdings der Charakter von Jonas. Hier hätte ich mir gerade bei Jonas etwas mehr Tiefgang oder auch Weiterentwicklung seiner Figur gewünscht. So wirkte er irgendwie etwas distanziert und einen rechten Bezug zu ihm konnte ich jetzt nicht aufbauen. Was jedoch bei der Geschichte an sich nicht sonderlich gestört hat. Ganz anders war es da wieder bei Jonas Schatten. Diese geheimnisvolle, mysteriöse Figur gibt einem während des ganzen Buches eigentlich nur Rätsel auf, überrascht und wächst einem regelrecht ans Herz.

Bewertung vom 21.09.2011
Mutterliebst
Heugten, Antoinette van

Mutterliebst


sehr gut

Mein Sohn ist unschuldig …

… hiervon ist die Anwältin Danielle Parkmann felsenfest überzeugt. Doch alles spricht gegen den 16-jährigen Max. Da Max an Autismus leidet und selbstmordgefährdet ist, lässt Danielle ihren Sohn in die berühmte Maitland-Klinik einweisen, um ihm dort die beste Behandlung zukommen zu lassen. Kaum in die Klinik eingewiesen, wird Max‘ Verhalten immer aggressiver. Eines Tages findet Danielle ihren Sohn ohnmächtig und blutüberströmt in einem Patientenzimmer. Neben ihm liegt die grausam zugerichtete Leiche eines anderen Patienten und Max hält die Tatwaffe in der Hand.

Antoinette van Heugten lässt ich anfangs viel Zeit, um einen das Verhältnis zwischen Max und Danielle zu beschreiben. Danielle ist eine erfolgreiche Anwältin, steht kurz vor der Partnerschaft in einer renommierten Kanzlei und findet dennoch immer noch genug Zeit, um sich liebevoll um ihren hochintelligenten, autistischen Sohn zu kümmern. So ist es für sie auch keine Frage, Max in der berühmten Maitland-Klinik umfassend untersuchen zu lassen. Doch mit der Aufnahme von Max in die psychiatrische Klinik beginnt für Beide ein wahrer Alptraum.

Und hier fängt der Psychothriller auch an, seinem Namen alle Ehre zu machen. Zwar sind die ersten rund 70 Seiten unterhaltsam aber wenig spannend, jedoch ist die Vorstellung der Charaktere und das Verhältnis von Danielle und Max zueinander wichtig, um deren späteres Verhalten, gerade von Danielle, besser zu verstehen. Denn Danielle entwickelt sich im Verlauf des Thrillers im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Löwin, die mit allen Mitteln um ihren autistischen Sohn kämpft. Absolut davon überzeugt, dass Max unschuldig ist, setzt sie wirklich alles daran, dies zu beweisen ohne Rücksicht auf sich selbst. Diese feste Überzeugung lässt auch einen als Leser daran zweifeln, ob Max die Tat wirklich begangen hat. Doch wer soll es sonst gewesen sein? Alles, aber auch wirklich alles spricht für Max als Täter.

Danielle zur Seite stellt die Autorin ihr den überaus sympathischen Rechtsanwalt Tony Sevillas, den Danielle mit ihrer Sturheit oft an den Rand der Verzweiflung treibt. Als privater Ermittler fungiert der pensionierte Detective John Doaks. Dieser kratzbürstige, grantige, launische und doch so herzensgute Kerl, der eigentlich die meiste Zeit nur am Fluchen ist, heitert die beklemmende Atmosphäre öfter einmal auf.

Die Story entwickelt sich von Anfang an sehr rätselhaft, jeder noch so kleinen Spur wird nachgegangen und man ist immer auf dem gleichen Wissensstand wie Danielle, Tony und Doaks. Sehr eindringlich, durchaus auch einmal emotional und flüssig erzählt Antoinette van Heugten ihren Psychothriller, der sich äußerst komplex entwickelt. Die Spannung baut sich hierdurch kontinuierlich auf bis sie im letzten Drittel wirklich auf absolut hohem Niveau liegt. Da die Autorin selbst lange Jahre als Anwältin gearbeitet hat und Erfahrungen mit autistischen Kindern hat, wirken die entsprechenden Szenen im Buch auch absolut authentisch, ohne hierbei jetzt zu sehr juristisch oder medizinisch zu werden.

Fazit: Ein Psychothriller, der zwar etwas langsam beginnt, sich dann aber konsequent steigert und seinem Namen schon bald alle Ehre macht. Zudem verfügt der Thriller über eine komplexe, absolut unvorhersehbare Story und Protagonisten, die jederzeit überzeugen.

Bewertung vom 20.09.2011
Die Tore der Geister
Volkers, Mara

Die Tore der Geister


sehr gut

Mara Volkers ist es gelungen, Komponenten aus Magie, Religion, Thriller, Mystery- und Endzeitstimmung geschickt zu einem rasanten, temporeichen Roman zu verbinden. Zwar ist das Ende der Story schon recht bald vorhersehbar, doch der Weg dahin gestaltet sich äußerst abwechslungsreich und spannend.

Anschaulich und durchaus realistisch schildert sie in einer flüssigen, leicht verständlichen, einfachen Sprache das Leben der Menschen nach dem Sonnensturm. Fließendes Wasser, Strom und alles, in dem sich elektronische Bauteile befinden, funktioniert nicht mehr. Einziges Fortbewegungsmittel sind Pferde, Oldtimer-Autos und die eigenen Füße. Die Menschheit sieht sich um rund 100 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Und schnell bricht das Chaos aus, die Regierung in München reagiert sehr schleppend auf die Veränderungen und machtbesessene Politiker versuchen, ihre Vorteile aus der Katastrophe zu ziehen. Plünderungen, Raub, Mord und Vergewaltigungen gehören schon nach kurzer Zeit zur Tagesordnung. Geld zählt nicht mehr, wer genug Lebensmittel und Getränke hat, kann sich glücklich schätzen. Erschwerend kommt auch noch hinzu, dass sich die Wetterverhältnisse rapide ändern, ein andauernder Ascheregen verdunkelt die Erde und lässt die Temperaturen auf Minuswerte fallen.

Doch Manuela Rossner, eine junge Hexe aus München, ahnt, dass noch eine viel schlimmere Katastrophe der Menschheit droht. Mithilfe ihrer magischen Fähigkeiten erkennt sie schnell, dass sich die Tore der Geister in kürzester Zeit öffnen werden und sich eine Heerschar von Geistern auf der Erde verbreiten wird, die nichts Gutes im Sinn haben. Zusammen mit Pater Fabian, einem Exorzisten, der über geringe magische Fähigkeiten verfügt, versucht sie alles, die Tore wieder umzupolen. Die magischen Fähigkeiten und auch die Geistreisen, die Manuela unternimmt, um sich ein Bild von der Katastrophe und den Geistertoren zu machen, schildert die Autorin wie selbstverständlich und sehr anschaulich.

Im Fokus des Mystery-Thrillers liegen die Erlebnisse der jungen Hexe Manuela, die Mara Volkers als eine hilfsbereite, selbstkritische, positiv denkenden Frau beschreibt, die aber durchaus auch an ihren Fähigkeiten zweifelt und unter Stress gerne einmal grantig reagieren kann. Ihr Gegenpart ist Pater Fabian. Der Exorzist zweifelt aufgrund der Katastrophe an sich, an dem Gelingen des Unterfangens und an seinem Glauben an Gott. Immer wieder kommt es so zu kleinen Kabbeleien zwischen Manuela und dem Pater, was die düstere Stimmung oft etwas lockert. Eine weitere Mitwirkende ist Pater Fabians Tante Lieselotte, die gute Seele des Teams, die alle mit ihrem mütterlichen Verhalten unterstützt und umsorgt.

Fazit: Ein gelungener Genre-Mix mit einer fesselnd und temporeich erzählten Story, die jedoch recht bald vorhersehbar wird, was der Spannung jedoch keinen Abbruch tut und noch mit einem rasanten Ende aufwarten kann.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.09.2011
Der Skorpion / Pescoli & Alvarez Bd.1
Jackson, Lisa

Der Skorpion / Pescoli & Alvarez Bd.1


ausgezeichnet

Meidet den Skorpion

Mitten im dick verschneiten Montana treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Er lauert Frauen auf einsam gelegenen Bergstraßen auf, schießt ihnen in den Autoreifen, rettet sie, pflegt sie einigermaßen gesund, nur um sie dann mitten in der Wildnis nackt an einen Baum zu binden und dort erfrieren zu lassen. In die Rinde ritzt er einen Stern mit den Initialen der Opfer. Detective Regan Pescoli und ihre Kollegin Selena Alvarez ermitteln auf Hochtouren, doch es lassen sich keine brauchbaren Spuren finden und das Morden geht weiter.

Leider verrät die Kurzbeschreibung des Klappentextes schon ziemlich viel von dem neuesten Thriller von Lisa Jackson, denn Regan Pescoli gerät erst ziemlich spät in die Fänge des Serienmörders und die Auflösung des Falls erfährt man im Fortsetzungsband „Der Zorn des Skorpions“, dass im Dezember 2011 veröffentlicht wird. Allerdings mindert dies alles in keinen Fall die Spannung.

Ganz im Gegenteil. Lisa Jackson gelingt es quasi von der ersten Seite an eine Spannung aufzubauen, die sich durchweg auf extrem hohem Niveau befindet. Ab und an nur nimmt sie diese ein wenig heraus, und zwar dann, wenn sie etwas auf das Privatleben der einzelnen Mitwirkenden eingeht. Aber hierfür ist man auch regelrecht dankbar, verschafft dies einem doch zwischendurch einmal eine kleine Atempause.

Den Thriller erzählt die Autorin aus verschiedenen Perspektiven. So ist man einmal bei den Ermittlungen der beiden weiblichen Detectives dabei, dann bei den Ängsten und Erlebnissen einer der verunglückten Frauen und auch den Serienmörder lässt sie in der Ich-Form seine perfiden Gedankengänge erzählen. Ständig wechseln diese unterschiedlichen Handlungsstränge und enden natürlich immer an einer äußerst spannenden Stelle. Ihr Schreibstil ist äußerst fesselnd, flüssig und auch immer mal wieder durchsetzt mit einem guten Schuss Erotik.

Die Charaktere sind wunderbar herausgearbeitet. So lernt man viel über das Privatleben der alleinerziehenden Regan Pescoli kennen, die große Probleme mit ihren rebellischen Teenagerkindern hat, sich mit ihrem Ex-Mann herumplagen muss und vergeblich versucht ihr Liebesleben vor Kindern und Kollegen geheim zu halten. Auf der anderen Seite steht ihre Kollegin Selena. Diese ist ein äußerst verschlossener Charakter und auch der einzige, mit dem ich nicht so recht warm geworden bin, da man extrem wenig über sie erfährt.

Der rätselhafteste Charakter ist aber Zane McGregor. Der attraktive Einzelgänger rettet Jilliane nach einem Unfall mit ihrem Wagen und pflegt sie gesund. Aber genau dies ist die Vorgehensweise des Serienmörders. So weiß man lange Zeit nicht, ob es sich bei Zane nun um den Mörder handelt, zumal sich auch zwischendurch immer wieder der Mörder zu Wort meldet und die Handlungen von McGregor mit denen des Mörders übereinstimmen. Alles spricht also dafür, doch irgendwie mag man bei seiner sympathischen Art nicht recht daran glauben. Jedoch erhält man während des Thrillers weder einen Hinweis auf die Identität des Mörders, noch auf sein Motiv und der Personenkreis ist überschaubar. So ist Rätselraten während des gesamten Thrillers angesagt und zwangsläufig ändert man ständig seine Meinung über McGregor.

Fazit: Ein hochspannender Thriller mit einer fesselnd erzählten Story und gespickt mit einigen Charakteren, die äußerst rätselhaft angelegt sind.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2011
Cut / Keye Street Bd.1
Williams, Amanda Kyle

Cut / Keye Street Bd.1


sehr gut

Einem Serienmörder auf der Spur

Keye Street ist Privatdetektivin und total überqualifiziert für diesen Job. Dieser Meinung ist zumindest ihr bester Freund Aaron Rauser, Lieutenant beim Atlanta PD. Früher war Keye nämlich Profilerin beim FBI gewesen und sehr gut in ihrem Job, bis der Alkohol ihre Karriere beendet hat. Heute ist Keye trocken und leitet recht erfolgreich ihre Privatdetektei, ihr zur Seite steht Neil, ein Computerfreak. Als ein Serientäter sein Unwesen in Atlanta treibt, engagiert Rauser die junge Privatdetektivin als Beraterin. Und schon bald muss Keye feststellen, dass sie in das Visier des Serienmörders geraten ist, das Morden geht weiter und Keye gerät an ihre Grenzen.

In dem eine Seite umfassenden Prolog lernt man bereits kurz den Mörder sowie seine Vorgehensweise kennen. Danach wechselt die Autorin sofort zu ihrer Protagonistin Keye Street. Der Thriller ist in der Ich-Form gehalten und so stellt sich Keye quasi auch erst einmal selbst vor und erzählt ein wenig aus ihrer Kindheit, von ihrer Familie und ihrem bisherigen Berufsleben. Dies alles ist amüsant und leicht ironisch gehalten und hierdurch bekommt man schon einmal ein gutes Bild von der Privatdetektivin.

Amanda Kyle Williams gelingt es auch praktisch von der ersten Seite an zu fesseln. Nicht, dass der Anfang des Thrillers schon übermäßig spannend wäre, es ist mehr ihr flüssiger, ein wenig flapsiger und bildhafter Sprachstil, der mich sofort für die Story eingenommen hat. Allerdings dauert es dann auch nicht lange, bis die Spannung gewaltig anzieht und sich problemlos über die komplette Story hält. Die Geschichte entwickelt sich nicht vorhersehbar, die Wechsel der Handlungsstränge sind sehr gut gelungen und unvorhersehbare Wendungen sorgen dafür, dass man kaum fähig ist, das Buch aus der Hand zu legen.

Ihre Protagonistin Keye ist eine trockene Alkoholikerin, wirkt nach außen hin ziemlich tough und abgebrüht. Genau die richtige Mischung, die sie für die Ausübung als Detektivin benötigt. Hinzu kommt noch ein guter Schuss Zynismus, aber auf die liebenswerte Art, sodass sie mir eigentlich sofort sehr sympathisch war. Zumal Keye auch immer wieder mit ihrer Alkoholsucht zu kämpfen hat, besonders wenn sie in eine ziemlich knifflige oder gefährliche Situation gerät und gerade ihre Gefühle, die sie dann beschreibt, lässt sie absolut authentisch wirken. Und auch sonst ist Keye nicht immer so tough wie sie nach außen hin wirkt.

Fazit: Der einnehmende Schreibstil, die sympathische Protagonistin, kombiniert mit einer fesselnden, unvorhersehbaren Story machen aus „Cut“ einen richtig spannenden Thriller.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2011
Zwischen zwei Nächten
Kneifl, Edith

Zwischen zwei Nächten


sehr gut

Warum?

Diese Frage stellt sich Ann-Marie, als sie aus New York nach Wien zur Beerdigung ihrer besten Freundin Anna nach Hause zurückkehrt. Anna hat in der Nacht zuvor, als sie Wien und ihrem ungeliebten Ehemann für immer den Rücken kehren und zu Ann-Marie nach New York gehen wollte, Selbstmord begangen. Warum sollte sie sich umbringen, wenn sie doch mit Ann-Marie ein neues Leben beginnen wollte?

Eines vorneweg: Dieses Buch ist in meinen Augen kein Krimi, sondern eher ein sehr einfühlsamer und eindringlich geschriebener Frauenroman. Anhand von Erinnerungen an den letzten gemeinsamen Abend wie auch mit dem Tag der Beerdigung erzählt Edith Kneifl hier die Geschichte zweier Frauen. Es geht um verpasste Lebensträume, Einsamkeit, Erwartungen, Heuchelei, Enttäuschungen, Lügen und Intrigen.

Anna ist schon lange nicht mehr glücklich in ihrer Ehe, ihr Mann geht regelmäßig fremd, die Geschäfte ihres Architekturbüros überlässt sie immer mehr ihm, sie selbst zieht sich mehr und mehr in sich selbst zurück und ertränkt ihre Gefühle im Alkohol. Ein verzweifelter Brief von Anna ruft Ann-Marie zurück nach Wien und gemeinsam gehen die beiden Frauen in einer Nacht ihr gemeinsames Leben durch und beschließen zum Schluss, dass Anna alle Brücken hinter sich abreißen und in New York zusammen mit Ann-Marie ein neues Leben beginnen soll. Anna ist hiervon mehr als begeistert, die Vorstellung reißt sie aus ihren Depressionen, sie zieht daraus neuen Lebensmut. So reist Ann-Marie zurück nach New York mit der Gewissheit, dass ihre Freundin ihr einige Monate später folgen wird. Doch es kommt alles anders.

Als Ann-Marie zur Beerdigung von Anna anreist, beginnt sie Fragen zu stellen. Annas Ehemann Alfred versucht sie von der Selbstmordtheorie zu überzeugen, doch es gibt auch noch andere Stimmen, die hiervon nicht so überzeugt zu sein scheinen und auch Ann-Marie kann nicht an Selbstmord glauben. Diese zwei Tage/Nächte, die Ann-Marie mit Anna bzw. mit Erinnerungen an sie erlebt, die ganzen Gefühle, welche beide hierbei empfinden, sind sehr emotional dargestellt und berühren einen beim Lesen.

Man selbst mag dieser Selbstmordtheorie auch nicht recht glauben, liest gebannt weiter, um mehr vom Leben der beiden Freundinnen zu erfahren und vielleicht auch einen Anhaltspunkt, der für den Selbstmord spricht. So verfliegen die gerade einmal 149 Seiten wie im Flug. Noch ein Grund hierfür ist auch, dass es Edith Kneifl auf diesen wenigen Seiten hervorragend gelingt, die Charaktere der beiden Frauen zu beschreiben. So ist das Buch jetzt nicht unbedingt spannend aus Sicht eines Krimis zu bezeichnen, dafür lebt es durch seine Protagonisten und überzeugt hierdurch.

Fazit: Warum das Buch als Krimi bezeichnet wird, kann ich nicht nachvollziehen. Wer aber einen emotionsgeladenen, auch einmal kritisch werdenden und frei von Klischees oder Schnulzigkeit geschriebenen Roman lesen möchte, liegt mit „Zwischen zwei Nächten“ genau richtig.