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Benutzername: 
sabisteb
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 1375 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2011
Sinuhe der Ägypter
Waltari, Mika

Sinuhe der Ägypter


ausgezeichnet

Ägypten im 14. Jhdt. v. Chr. Sinuhe ist ein Findelkind (ähnlich wie der biblische Mose) und wächst als Adoptivsohn des Armenarztes Senmut und seiner etwas einfältigen Frau Kipa am Rande des Armenviertels von Theben auf. Wie sein Vater erlernt auch Sinuhe den Beruf des Arztes im Haus des Lebens, aber schon bald muss er erkennen, dass er mit seinem erlernten Wissen schnall an Grenzen kommt. Die Frage „Warum?“ wird von seinen Ausbildern nicht gerne gehört und Sinuhes kritisches Denken beschert ihm keine Freunde. Durch ein selbst herbeigeführtes Unglück dazu gezwungen Ägypten zu verlassen, bereist Sinuhe die damals bekannten Länder und vervollkommnet sein medizinisches Wissen und wird so zu einem wertvollen Spion für Haremhab, den General des Pharao Echnaton.

Die Lebensgeschichte des Sinuhes ist das berühmteste Epos des Alten Ägyptens, das in vielen Papyri erhalten blieb, wohl weil die Geschichte damals so beliebt war. Die vollständigste Ausgabe der Geschichte ist wohl im Besitz des Berliner Ägyptischen Museums. Diese antike Vorlage, aus der Mika Walthari seine Inspiration bezog stammt aus der 12. Dynastie des Mittleren Reichs (ca. 1900 v. Chr.) und erzählt die Lebensgeschichte des Hofbeamten Sinuhe, der nach dem Tod des Pharao Amenemhet I von Panik überwältigt das Land verlässt um in Palästina sesshaft zu werden und im hohen Alter, von Heimweh geplagt, nach Hause zurück kehrt.
Viel haben die ursprüngliche ägyptische Erzählung und der 1945 von Mika Walthari veröffentlichte Roman jedoch nicht gemein. Zum einen spielt der Roman in der Zeit Echnatons (18. Dynastie) zum anderen ist der historische Sinuhe kein Arzt, sondern Feldherr.
Besonders die sozialkritischen Aspekte dieses Romans sind außerordentlich zeitlos gelungen. Während man zur Zeit des Erscheinens des Romans bei Konig Suppiluliuma Charakterzüge Hitlers erkennen konnte, fallen dem heutigen Leser vor allem die Kritik am Kapitalismus und die sozialistischen Züge der Regierung Echnatons auf. Stellen wie „Besonders das Volk, das wie eine Viehherde vor dem Tempel brüllte, aus seinen Erfahrungen nichts gelernt hatte und ebenso töricht und einfältig war wie zuvor“ erinnern stark an Marx, während sich die Ammonpriester verhalten wie die Kirche (im Mittelalter), die ihre Gläubigen als Streitwagenfutter verheizt. Der Klerus strebte schon immer nach Macht und opfert dafür die gläubigen Schafe, damals und heute.
Die Charakterisierung der Protagonisten ist außerordentlich gut gelungen. Sinuhe ist ein pessimistischer Realist, der seine Umgebung treffend analysiert und beschreibt. Sein zentrales Anliegen ist die Wahrheitsfindung, etwas woran er scheitern muss und auch heute immer noch scheitern würde. Denn noch heute gilt „mit Güte erreicht der Mensch nichts, das einzige, was in der Welt etwas zu bedeuten hat, ist Macht“, schon Teje ist eine Anhängerin des Machiavellismus, die der Meinung ist „Schließlich gibt es keine guten oder bösen Taten, sondern gut ist, was gelingt und böse, was mißlingt und ruchbar wird.“
Der Heimliche Held der Geschichte jedoch ist Sinuhes Diener Kaptah, der mit seiner praktischen Veranlagung immer wieder die Situation rettet und auch immer für eine Posse gut ist.
Der Schreibstil ist behäbig, fremd und poetisch. Wenn man sich daran gewöhnt hat fesselt die Geschichte sehr bald. Die Erzählweise mit den immer wiederkehrenden stehenden Redewendungen hat etwas poetisch Märchenhaftes und erinnert ein wenig an die Sagen aus dem Altertum bzw. das Alte Testament. Keine „Einleitung in die Kultur- und Sittengeschichte des vorchristlichen Orients, erfüllt von Glanz und Rausch und (heidnischer) Erotik“, wie im Vorwort meiner Ausgabe gepriesen sondern ein zeitloser, sozialkritischer historischer Roman, in welchem jede neue Generation etwas aus ihrer aktuellen Lage wiederfinden kann.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2011
Auf dem Weg nach Magellan / Perry Rhodan, Serie Sternenozean, Audio-CD Folge.23
Rhodan, Perry

Auf dem Weg nach Magellan / Perry Rhodan, Serie Sternenozean, Audio-CD Folge.23


sehr gut

Kantiran und Mal Detair sind an Bord Der Richard Burton auf dem Weg zur Raumstation Morgenrot 5. An der Raumstation angekommen versucht man die Crew jedoch abzuwimmeln, es gäbe Probleme an Bord wegen einer Lebensmittelvergiftung und Sturmschäden, sie müssten ihre Reparaturen selber ausführen. Reginald Bull ist jedoch misstrauisch und lässt Gucky und Kantiran auf die Station teleportieren. Schnell wird den beiden klar, dass da was nicht stimmt. Die Besatzungsmitglieder sind geistlos, das Logbuch wird seit geraumer Zeit nicht mehr geführt und zwar seit ein gewisser Grafer Gelber Jamamith mit seiner Rettungskapsel an Bord genommen wurde.

Nette Füllepisode. Auf ihrem langen Weg erlebt die Crew der Morgenrot 5 nun wohl Abenteuer wie die Crew der Enterprise. Kleine eine Episode lange in sich abgeschlossene Weltraumabenteuer, die man auch außer der Reihe hören kann. Diese Folge bringt die Geschichte nicht voran, es gibt keine neuen Erkenntnisse, aber sie ist unterhaltsam und dazu geeignet, sich einen Eindruck von der Hörspielereihe zu machen. Natürlich fragt man sich, warum Kantiran einfach so alleine auf der Station bleiben darf, ob sich keiner Sorgen macht, dass Gucky das Problem vielleicht mit an Bord der Morgenrot bringt, ohne dass es jemand merkt, aber das hat man sich auch bei den Enterprise Folgen oft gefragt.
Das Hörspiel basiert auf einem Teil des Heftes 2256 (Bahnhof im Weltraum). Die Umsetzung ist wie immer tadellos. Top Sprecher, sehr gute Klangkulisse und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Action und Handlung.

Bewertung vom 22.09.2011
Kybb-Jäger / Perry Rhodan, Serie Sternenozean, Audio-CD Folge.22
Rhodan, Perry

Kybb-Jäger / Perry Rhodan, Serie Sternenozean, Audio-CD Folge.22


ausgezeichnet

Die Schildwachen sind mittlerweile alle befreit worden und nun muss nur noch das Paragonkreuz beschafft werden, damit Atlan und Perry zu Schutzherren geweiht werden können. Letzten Informationen zufolge wurde das Paragonkreuz das letzte Mal im Tan-Jamondi-System gesehen, das nun jedoch das Machtzentrum der Kybb ist. In einem Entkernten Kybb Würfel versteckt machen sich die Schwert und Blutmond auf den Weg nach Tan-Jamondi wo die Kybb gerade die Distanzspur wieder in Betrieb nehmen.
Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Wir es der Crew gelingen das Paragonkreuz aus dem Dom auf Tan-Jamondi II zu holen, bevor die Kybb über die Distanzspur Verstärkung aus einem anderen Hypercocon erhalten?

Der Handlungsstrang um Perry und Atlan wird immer komplizierter und verwickelter. Immer mehr Einzelheiten über die Kybb und deren Vorgeschichte kommen zum Vorschein und sorgen dass der Haldlungsbogen dieses Teils des Hörspiels eine konstante Spannung aufweist. Zudem beginnen sich die Informationen der verschiedenen Handlungsstränge immer mehr miteinander zu verzahnen, was dem Hörer deutlich mehr Informationen zur Verfügung stellt, als den tatsächlichen Akteuren der Geschichte. Es war vorhersehbar, dass es natürlich nicht so einfach sein konnte, wie die Schildwachen es sich vorgestellt haben mit Paragonkreuz holen, weihen gut, dadurch wirkt die Handlung teilweise schon ein wenig erzwungen gezogen, zumal der Hörer schon vorher weiß wohin es gehen und führen wird. Dennoch eine insgesamt ansprechende Erzählweise für ein Hörspiel dieser Länge, denn es ist gerade mal Halbzeit.
Die Sprecher und Geräuschkulisse sind von gleichbleibend guter Qualität, auch wenn ich die dröge Sprechweise der Schildwache Lyressea immer noch nervig finde.
Diese Folge basiert auf Teilen der Hefte 2253 und 2254, die Kürzungen wurden aber umsichtig vorgenommen, so dass dem Hörer derzeitig keine unangenehmen Wissenslücken auffallen, wie das in früheren Episoden öfter vorkam.

Bewertung vom 22.09.2011
Attentat auf Hayok / Perry Rhodan, Serie Sternenozean, Audio-CD Folge.21
Rhodan, Perry

Attentat auf Hayok / Perry Rhodan, Serie Sternenozean, Audio-CD Folge.21


ausgezeichnet

Ein Jurist belehrt Reginald Bull, dass der Kralasene Shallowain freigelassen werden muss, da seine Verhaftung juristisch nicht haltbar wäre und Shallowains wüten unter Kriegsrecht soweit OK gewesen wäre. Bull muss Shalowain somit freilassen und zieht sich damit Kantirans Zorn zu, der beschließt, Selbstjustiz zu üben. Kantiran und Mal Detair setzen sich mal wieder ohne Genehmigung nach Hayok ab, tauchen unter und nehmen die Angelegenheit selbst in die Hand.

Diese Feindschaft zwischen Kantiran und Shallowain wirkt zumindest was Shallowain angeht erzwungen. Es ist verständlich, dass Kantiran Shallowain wegen des Mordes an Thereme hasst, aber warum Shallowain es dermaßen auf Kantiran abgesehen hat, zumal er erwachsen ist und es besser wissen sollte, ist mir schleierhaft. Shallowains Handlungen entbehren jeder Logik. Er engagiert gefrustete arkonidische Jugendliche, die Terraner hassen und Lust auf Selbstmordanschläge haben und jagd mal so nebenbei Bars in die Luft. Das ist ein wenig überdimensioniert für diese kleine Privatfede.
Kantiran tröstet sich währenddessen mit Sca (einer kleinen Affäre) über Theremes Verlust hinweg, nicht gerade ein positiver Charakterzug. Außerdem sollte Kantiran mittlerweile kapiert habe, dass es nicht sonderlich sinnvoll ist, sich abzusetzen und eigene Strafexpeditionen durchzuführen. Bei seinem letzten Ausflug mit Mal Detair ist er ja schon kräftig auf die Nase gefallen, aber Kantiran scheint beratungs- und lernresistent zu sein.
Dieses Hörspiel basiert auf Heft 2227 und schwimmt immer noch auf der Selbstmordattentatwelle des 11. September mit, wie schon andere Folgen. Die ständige Wiederholung eines Motives macht es aber weder besser noch innovativer. Ja Kamikadze gab es schon im 2. Weltkrieg, aber die häufige Verwendung dieses Motives in Kombination mit religiösem Fanatismus und Rassenhass ist schon sehr auffällig und irgendwie auch unangebracht.

Insgesamt jedoch ein super Hörspiel. Tolle Sprecher, sehr gute Klangkulisse und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Action und Handlung.

Da diese Folge nahtlos an Episode 17 anschließt und den Handlungsstrang um Kantiran weitererzählt, ist ein Quereinstieg in die Serie nicht empfehlenswert.

Bewertung vom 21.09.2011
The First Four Years
Wilder, Laura Ingalls

The First Four Years


ausgezeichnet

De Smet, South Dakota 1885-1889. Dieser letzte Band der Reihe erzählt in kurzen Episoden von den ersten vier Ehejahren von Laura Ingalls mit Almanzo Wilder. Von Missernten, der Geburt ihrer Tochter Rose und dem kurzen Leben ihres kleinen Sohnes.

Anders als bei den ersten Bänden handelt es sich nicht um einen fertigen Roman, sondern um ein Manuskript, in welchem die Handlung eher Grob in Einzelepisoden umrissen wird. Das Manuskript zu diesem Band fand sich unter den nachgelassenen Papieren der Tochter Rose als diese 1968 starb. Laura Ingalls Wilder hatte nach dem Tod ihres Mannes Almanzos wohl das Interesse an der weiteren Ausarbeitung verloren. Roger Lea MacBride, Rose Erbe, fand das manuscript und ließ es so wie es war von Harper Collins veröffentlichen. Dieser erste Entwurf wurde nie überarbeitet und zeigt ein ganz anderes Bild von Laura, als die ersten Bände der Reihe. Laura ist unabhängiger, stärker und freier, das merkt man vor allem in den ersten Kapiteln, die sich mit dem letzten in Diese glücklichen goldenen Jahre überschneiden. Wirkte Laura in Diese glücklichen goldenen Jahre eher leb- und farblos so wird nun klar warum. Ihre wahren Gedanken wären in den 30er Jahren so nie veröffentlicht worden. Sie hat nicht einfach brav eingewilligt Almanzo zu heiraten und brav seine Frau zu werden, das wird bereits angedeutet, dass sie sich weigert zu heiraten, wenn das Wort gehorchen in der Zeremonie vorkommt, nein sie hat ihm ein Ultimatum gestellt: Sie will keinen Bauern heiraten, sie will, dass ihr Mann ein geregeltes Einkommen hat und einen vernünftigen Beruf. Almanzo bittet sie, es drei Jahre lang zu versuchen. Er will die Landwirtschaft aufgeben, wenn sie nach drei Jahren keinen Erfolg hat. DAS verschweigt der Vorgängerband, er verschweigt wie tief die Gefühle der beiden wirklich gewesen sein müssen, die zusammen 90 Jahre alt wurden und durch dick und dünn gegangen sind. In diesem letzten Band der Reihe nennt Laura Almanzo auch Manly und nicht Alamanzo, etwas, was wohl auch überarbeitet wurde und es wurde verschwiegen dass sie die Landarbeit eigentlich hasste "She hated the farm and the stock and the smelly lambs, the cooking of food and the dirty dishes."
Dieser erste Entwurf ist direkter, ehrlicher und besser als die ausgearbeiteten Romane, denn er gibt einen Einblick in die Gedankenwelt der jungen Laura, unzensiert und nur für ihren persönliche Verwendung gedacht.
Anders als ich bisher immer gedacht habe, waren die Teenager damals mitnichten erwachsener. Es ist eine klassische Teenagerehe. Laura hat den Haushalt nicht im Griff, sie hat keinen Überblick über die Finanzen, bestellt fröhlich aus dem Katalog und Almanzo kauf seiner Frau einfach mal ein Pony, was wohl das Äquivalent zu einem heutigen Kleinwagen sein dürfte. Die Beiden leben auf Pump, Laura hasst die Hausarbeit und leistet sich eine Hilfe, damals wie heute nichts Neues in Amiland. Das junge Paar genießt das Leben, sie machen Ausfahrten, haben keinen Plan von Kindererziehung uns Pflege und pfeifen darauf, was andere denken. Keine Erwähnung mehr von besinnlichen Betsonntagen und Kirchgängen wie in den früheren Bänden.

Eindeutig mein Lieblingsband der Reihe, weil erfrischend ehrlich, direkt und unkorrekt. Keine liebe, brave, angepasste Laura mehr, sondern ein lebenslustiger Teenager ohne Plan.

Bewertung vom 21.09.2011
Almanzo und Laura, Neuausg.
Wilder, Laura Ingalls

Almanzo und Laura, Neuausg.


ausgezeichnet

De Smet, South Dakota 1885-1889. Dieser letzte Band der Reihe erzählt in kurzen Episoden von den ersten vier Ehejahren von Laura Ingalls mit Almanzo Wilder. Von Missernten, der Geburt ihrer Tochter Rose und dem kurzen Leben ihres kleinen Sohnes.

Anders als bei den ersten Bänden handelt es sich nicht um einen fertigen Roman, sondern um ein Manuskript, in welchem die Handlung eher Grob in Einzelepisoden umrissen wird. Das Manuskript zu diesem Band fand sich unter den nachgelassenen Papieren der Tochter Rose als diese 1968 starb. Laura Ingalls Wilder hatte nach dem Tod ihres Mannes Almanzos wohl das Interesse an der weiteren Ausarbeitung verloren. Roger Lea MacBride, Rose Erbe, fand das manuscript und ließ es so wie es war von Harper Collins veröffentlichen. Dieser erste Entwurf wurde nie überarbeitet und zeigt ein ganz anderes Bild von Laura, als die ersten Bände der Reihe. Laura ist unabhängiger, stärker und freier, das merkt man vor allem in den ersten Kapiteln, die sich mit dem letzten in Diese glücklichen goldenen Jahre überschneiden. Wirkte Laura in Diese glücklichen goldenen Jahre eher leb- und farblos so wird nun klar warum. Ihre wahren Gedanken wären in den 30er Jahren so nie veröffentlicht worden. Sie hat nicht einfach brav eingewilligt Almanzo zu heiraten und brav seine Frau zu werden, das wird bereits angedeutet, dass sie sich weigert zu heiraten, wenn das Wort gehorchen in der Zeremonie vorkommt, nein sie hat ihm ein Ultimatum gestellt: Sie will keinen Bauern heiraten, sie will, dass ihr Mann ein geregeltes Einkommen hat und einen vernünftigen Beruf. Almanzo bittet sie, es drei Jahre lang zu versuchen. Er will die Landwirtschaft aufgeben, wenn sie nach drei Jahren keinen Erfolg hat. DAS verschweigt der Vorgängerband, er verschweigt wie tief die Gefühle der beiden wirklich gewesen sein müssen, die zusammen 90 Jahre alt wurden und durch dick und dünn gegangen sind. In diesem letzten Band der Reihe nennt Laura Almanzo auch Manly und nicht Alamanzo, etwas, was wohl auch überarbeitet wurde und es wurde verschwiegen dass sie die Landarbeit eigentlich hasste "She hated the farm and the stock and the smelly lambs, the cooking of food and the dirty dishes."
Dieser erste Entwurf ist direkter, ehrlicher und besser als die ausgearbeiteten Romane, denn er gibt einen Einblick in die Gedankenwelt der jungen Laura, unzensiert und nur für ihren persönliche Verwendung gedacht.
Anders als ich bisher immer gedacht habe, waren die Teenager damals mitnichten erwachsener. Es ist eine klassische Teenagerehe. Laura hat den Haushalt nicht im Griff, sie hat keinen Überblick über die Finanzen, bestellt fröhlich aus dem Katalog und Almanzo kauf seiner Frau einfach mal ein Pony, was wohl das Äquivalent zu einem heutigen Kleinwagen sein dürfte. Die Beiden leben auf Pump, Laura hasst die Hausarbeit und leistet sich eine Hilfe, damals wie heute nichts Neues in Amiland. Das junge Paar genießt das Leben, sie machen Ausfahrten, haben keinen Plan von Kindererziehung uns Pflege und pfeifen darauf, was andere denken. Keine Erwähnung mehr von besinnlichen Betsonntagen und Kirchgängen wie in den früheren Bänden.

Eindeutig mein Lieblingsband der Reihe, weil erfrischend ehrlich, direkt und unkorrekt. Keine liebe, brave, angepasste Laura mehr, sondern ein lebenslustiger Teenager ohne Plan.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2011
Lauras glückliche Jahre
Wilder, Laura Ingalls

Lauras glückliche Jahre


sehr gut

De Smet, South Dakota 1882 (- 1885). Weihnachten ist vorbei und Laura tritt mit ihrer frisch erworbenen Lehrerlaubnis ihre erste Stelle als Lehrerin in einer 12 Meilen entfernten kleinen Siedlung an. Gestern noch ein Schulmädchen, jetzt Lehrerin für zwei Monate. Laura kann es selber kaum glauben, dass sie morgen nicht mit ihrer Schwester zur Schule gehen wird, zumal sie es hasst zu unterrichten und nicht wirklich weiß, wie sie es anfangen soll. Sie hatte noch nie unterrichtet, und sie ist gerade mal 15 Jahre alt und für ihr Alter eher klein. Als wäre das Unterrichten nicht schlimm genug, die Schüler nicht teils größer und älter als sie, ist ihre Unterkunft eher ungemütlich. In der Familie Brewster herrscht unfrieden, Mrs Brewster ist ungkücklich und will zurück in den kultivierten Osten der USA und macht ihrem Mann das Leben schwer. Laura fühlt sich unwohl und gehemmt und sehnt sich nach jedem Wochenende daheim zu dem Almanzo Wilder sie mit seinem Schlitten abholt.

Dieser letzte Band der Reihe, der noch zu Lauras Lebzeiten veröffentlicht wurde, beschreibt die Jahre 1882 bis 1885, also die Zeit, in welcher Almanzon um sie wirbt und mit ihr Schlitten- und Buggyfahrten unternimmt. Anders als in modernen Teenagerromanzen ist diese Zeit des Werbens aus heutiger Sicht eher nüchtern geschrieben. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob Laura überhaupt was für Almanzon empfindet. Es gibt keine großen Gefühle, sie ist mal unruhig und verwirrt über die eigenen Gefühle, wenn er nicht oder spät auftaucht, aber mehr ist da nicht. Laura wirkt in diesem Band zahm, teils fast leblos, also wenn sie von den Ereignissen überrollt wird oder Almanzo nur nimmt, um nicht mehr unterrichten zu müssen.
Auch gestört hat mich Onkel Toms Siedlergeschichte, wie sie ausziehen, auf Indianergebeit ein Fort errichten und sich Ma aufregt, dass das Militär sie einfach vertrieben hat. Aus heutiger Sicht hätte man da noch deutlich härter durchgreifen sollen. Die Siedler haben einfach gemacht, was sie wollten und wunderten sich, dass keiner ihnen Applaudierte.
Während die Autorin in den ersten Bänden jede Handlung, jeden Handgriff minutiös ermüdend detailreich beschrieb, sind es in diesem Band die verschiedenen Kleider, welche Stoffe, schnitte, Rüschen, Knöpfe, Stickereien… verwendet wurden. Vielleicht liegt es daran, dass sie die Familie jahrelang mit Schneiderarbeiten über Wasser hielt, mir waren das zu viele unwichtige Details zumal ich nicht wirklich firm bin, was die Mode um 1880 in der amerikanischen Provinz angeht.

Spannend fand ich hingegen die Stelle als erwähnt wird, dass die Bauern Korn verbrennen, weil die Preise zu niedrig wären (das schon damals!) und als Mary meint "Ich beabsichtige, eines Tages ein Buch zu schreiben". Es ist bekannt, dass die Familie Ingalls große Hoffnungen in Mary hatte, bis diese erblindete und diese zunichtemachte. Laura musste nun diese Rolle der Hoffnungsträgerin übernehmen, obwohl sie das nie wollte. Mary wollte Lehrerin werden, nicht Laura, sie hasste es. Mary wollte wohl Bücher schreiben, Laura verwirklichte es. Wie viel war eigener Antrieb, wie viel noch immer der Wunsch Marys Träume für sie zu erfüllen, und Marys Leben zu führen?