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solveig

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Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 03.07.2014
Leinen los, Seeräuber-Moses / Seeräuber-Moses Bd.2
Boie, Kirsten

Leinen los, Seeräuber-Moses / Seeräuber-Moses Bd.2


ausgezeichnet

Ahoi, Prinzessin Moses!



Ist das nicht wie im Märchen? Ein gewitztes, beinahe furchtloses kleines Mädchen, das mit Seeräubern auf Kaperfahrt geht, wird plötzlich zur hübschen Prinzessin in wunderschönen Kleidern, in einem Schloss und von Dienern verwöhnt!
Für Moses, die als Baby von Piraten im Meer aufgefischt und großgezogen wurde, wird dieses Märchen wahr. Aber sie hat ihre Piratenmanieren noch nicht so wirklich abgelegt. Sehr zwiespältig betrachtet das kleine Mädchen mit dem großen Herzen ihre neue Situation; denn sie hat ihre wieder entdeckten Eltern lieb und eine Aufgabe für ihr Volk zu erfüllen, sehnt sich aber auch nach ihren rauhen Ziehvätern und dem abenteuerlichen Leben auf See.

Auf wunderbar natürliche, unkomplizierte Art erzählt Kirsten Boie die Geschichte von Seeräubermoses alias Prinzessin Isadora Felicia Beata Bianca, die mit Hilfe des blutroten Blutrubins ihrem Volk Glück und Gerechtigkeit bringen will. Spannend und doch witzig schildert sie, wie Ubbo Wutwalle Anspruch auf den Edelstein erhebt, noch eine Prinzessin auftaucht und der Edelstein sogar geraubt wird. Was wird Moses-Isadora unternehmen?

Sehr einfühlsam bringt die Autorin dem Leser Moses´ Gefühle und Gedanken nahe. Sie bezieht den kleinen (und auch den großen) Leser in das Geschehen mit ein, indem sie ihn oft direkt anspricht und an seine eigenen Erfahrungen appelliert. Das Kind erkennt, dass Erwachsene nicht immer klüger und den Kindern überlegen sind. Körperliche Stärke trägt nicht unbedingt den Sieg davon, aber wir lernen, was Freundschaft und Zusammenhalt bewirken können.
Die Geschichte von Seeräubermoses ist nicht die „Light Version“ eines Kinderbuches, sondern eine schöne, anspruchsvolle Erzählung in gepflegter Sprache. Immer wieder werden Wissenswertes und Informationen wie nebenbei eingestreut, ohne allerdings belehrend zu wirken.
Das Sachregister im Anhang gibt Gelegenheit, Seemannsjargon und unbekannte Fachbegriffe nachzuschlagen.

Zahlreiche farbige Bilder, die sich teilweise großzügig über eine Doppelseite erstrecken,
ergänzen den Text. Barbara Scholz lässt mit ihren fröhlichen, ausdrucksstarken Illustrationen die Szenen und Figuren noch lebendiger erscheinen.
Das Buch ist sehr liebevoll und einfallsreich gestaltet: vom schönen Vorsatzblatt, das die bekanntesten Seemannsknoten veranschaulicht, bis zum Lesebändchen ist alles gut durchdacht.

Also, Kinder, auf ins Seeräuberabenteuer!

Bewertung vom 26.06.2014
Schwimmen in der Nacht
Keener, Jessica

Schwimmen in der Nacht


sehr gut

„Liebe war etwas, das sich in einen Raum im zweiten Stockwerk zurückzog…“
So erlebt die 16jährige Sarah Kunitz ihre Mutter, zart und liebenswert, aber distanziert.
Sehr lebendig und anschaulich beschreibt die Autorin Jessica Keener das Leben einer „upper middleclass“ Familie in den 70er Jahren. Sie schildert den Alltag und besondere Ereignisse aus Sarahs Sicht, bis hin zu dem tragischen Tod der Mutter, den Sarah und ihre Geschwister verwinden müssen, ohne viel Unterstützung von Seiten des Vaters zu erfahren. Sarah sucht in der schwierigen Phase des Erwachsenwerdens Anerkennung und Liebe bei Mitschülern, macht ihre ersten Erfahrungen mit Jungen, fühlt sich aber mit ihren Problemen allein gelassen. Doch sie liebt die Musik und findet Trost und Erfüllung im Gesang. Hier hat sie die Möglichkeit sich auszudrücken und ihren Gefühlen freien Lauf lassen.

Musik als Mittel für Vergessen und Trost zieht sich durch den gesamten Roman. „ Harmony and understanding … golden living dreams of vision!“ - danach sehnen sich Sarah und ihre Generation.
Keener versteht es wunderbar, den Leser in die Stimmung jener Zeit zu versetzen. In einem schönen, poetischen Schreibstil fängt sie die Atmosphäre der 70er Jahre ein und schildert authentisch auf der einen Seite Konservatismus und Autorität, auf der anderen die (beginnende) Auflehnung der Jugend gegen die einengende Lebensweise. Einfühlsam erzählt sie von Sarahs schmerzhafter Entwicklung zur jungen Frau und ihrer Erkenntnis, dass ihr Leben stets aus einem „Davor und Danach“ besteht.

Es gibt sicher viele Szenen in dem Buch, die den Leser berühren und Erinnerungen an die eigene Jugend wachrufen. Sarahs Schicksal und ihre Art, damit umzugehen, hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck.

Bewertung vom 15.06.2014
Sommer der Wahrheit / Sheridan Grant Bd.1
Löwenberg, Nele

Sommer der Wahrheit / Sheridan Grant Bd.1


ausgezeichnet

Wer ist Sheridan?



Auf den ersten Blick wirkt es einladend und idyllisch: das verheißungsvolle Buchcover scheint auf eine harmonische Familiengeschichte einzustimmen.
Dass dies aber ganz und gar nicht der Fall ist, wird gleich zu Anfang klar: Sheridan, die 15jährige Protagonistin, berichtet als erstes von dem "Tag, an dem ich zum ersten Mal in meinem Leben im Gefängnis landen sollte".

In einem frischen, sehr lebendigen Stil nimmt die Autorin/Sheridan den Leser sofort mit in die enge, von Kirche und Tradition geprägte Kleinstadt Fairfield im Mittleren Westen Amerikas der 90er Jahre. Hier gibt es kein Verständnis für jugendliche "Sünden".
Besonders hart und beinahe sadistisch wird Sheridan von ihrer Stiefmutter Rachel behandelt.

Einfühlsam und bildhaft beschreibt Nele Löwenberg Sheridans Gefühlswelt. Die Probleme und widerstreitenden Gefühle des Mädchens, das mitten in der Pubertät und den damit einhergehenden Konflikten steckt, werden authentisch und durchaus nachvollziehbar geschildert. Da es aber keinen Vertrauten hat und sich selbst überlassen ist, sucht es Halt und Liebe in unterschiedlichen Männerbekanntschaften und macht einige ernüchternde Erfahrungen.

Nach einem dramatischen Vorfall in der Halloween-Nacht wird der Wunsch, endlich zu wissen, wer Sheridans wirkliche Eltern sind, so dringend, dass sie ihre Suche auf eigene Faust beginnt und energisch vorantreibt. Wird es ihr gelingen, ihre eigene Identität zu finden und das Geflecht aus Lügen und Intrigen, das sie umgibt, zu entwirren?

Die Entwicklung Sheridans von einem naiven Mädchen zu einer selbstbewussten jungen Frau führt als roter Faden durch die Erzählung.
Wie in den Krimis, die sie als „Nele Neuhaus“ schreibt, geht es der Autorin auch in diesem Roman darum, die trügerische Ordnung einer (Klein-) Stadt und das vorgeblich moralisch einwandfreie, untadelige Leben ihrer Bewohner genauer zu beleuchten und zu enttarnen. Das gelingt ihr sehr überzeugend, auf eine sensible und packende Art!

11 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2014
Schwarze Lügen
Boie, Kirsten

Schwarze Lügen


ausgezeichnet

Jugendkrimi mit Tiefgang


Es sind nur wenige Tage - aber die haben es in sich!
Die 15jährige, dunkelhäutige Melody Kwakye wird verdächtigt, bei einem Bankraub mitgewirkt zu haben. Ihre kleine Schwester Soppy und sie selbst geraten in Lebensgefahr. Während zwei neugewonnene Freunde versuchen, Melody zu helfen und auch die Polizei ermittelt, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.

Nach und nach lässt Kirsten Boie die Handlung des Krimis sich entwickeln, doch dann steigert sich das Tempo rasant, und die Spannung lässt den Leser bis zum Schluss nicht mehr los. Die Autorin beschreibt Melodys (Er-) Leben aus der Sicht des Mädchens in einer Intensität, die den Leser einfach packen und mitfiebern lassen muss.
Sehr einfühlsam und sensibel gibt sie ebenfalls Einblick in die Gefühlswelt anderer Personen, lässt deren Frust, Angst, Verzweiflung miterleben.

Boie, die bereits mit mehreren Kinder- und Jugendliteraturpreisen ausgezeichnet wurde, versteht es großartig, brandaktuelle Themen geschickt und wie selbstverständlich in den Roman einzubetten, ohne dass sie aufgesetzt oder schulmeisterlich wirken. Das soziale Gefälle - vom frustrierten arbeitslosen Trinker bis zum reichen Fabrikanten oder gutsituierten Politiker - wird durchaus überzeugend dargestellt.
Vor allem werden die Probleme von (in Melodys Fall: schwarzen) Asylbewerbern angesprochen, ebenso wie Rassismus, Intoleranz und Vorurteile ausländischen Mitbürgern gegenüber.
Da fragt sich (stellvertretend für den kritischen Leser) der Polizist Anatolij, ob er trotz seiner Toleranz anderen Nationen gegenüber nicht doch tief in seinem Innern Vorurteile hat. Lügen Schwarze? Oder kann er den Aussagen der Familie Kwakye glauben?
Inwieweit kann er sich überhaupt selbst trauen?
Dies sind zentrale Fragen, mit denen Kirsten Boie den Leser konfrontiert.

Dennoch gerät dabei die eigentliche Handlung des Krimis nicht in den Hintergrund und bleibt durchweg spannend bis zum Ende.
In frischer, authentischer Sprache lässt Boie den jugendlichen Leser teilhaben an dem Auf und Ab der Gefühle der Protagonistin und eintauchen in das gefährliche Abenteuer, auf das sich das ungleiche Trio Melody, Kenneth und Linda eingelassen hat.
„SCHWARZE LÜGEN“ hinterlässt einen sehr nachhaltigen Eindruck und regt überdies zum Nach– und Weiterdenken an.

Bewertung vom 04.06.2014
16 populäre Irrtümer über Frankreich / Alles Mythos! Vol XXII.I-III
Nestmeyer, Ralf

16 populäre Irrtümer über Frankreich / Alles Mythos! Vol XXII.I-III


sehr gut

Französische Irrtümer



Ist Frankreichs Provinz tatsächlich „öde, geistig öde“ , wie Heinrich Heine anmerkte?
Waren wirklich alle Franzosen in der Résistance engagiert?
Diesen Gedanken und vierzehn weiteren Fragen geht Ralf Nestmeyer auf den Grund und entlarvt sie als Mythen, die sich im Laufe von Jahrzehnten, ja, Jahrhunderten in unseren Köpfen eingenistet haben.

Seine Themen stammen aus gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen; sein Schwerpunkt liegt jedoch vor allem im Bereich der Politik und Geschichte.
So rollt er etwa den Mythos um Jeanne d`Arc oder auch Karl den Großen auf, trennt Wahrheit und Dichtung und erklärt die Fakten im großen geschichtlichen Zusammenhang, der mehrere Jahrhunderte überspannt.
Frankreichs (gesellschafts-)politische und kulturelle Vergangenheit ist natürlich auch eng mit der seiner Nachbarländer, vor allem der deutschen, verflochten. Jahrhundertelanger Streitpunkt war etwa der Rhein als „natürliche“ Grenze: auch dies ein Mythos?

Trockene Fakten versteht der Autor für jeden gut verständlich, sachlich, dennoch immer unterhaltsam, teilweise amüsant, aufzubereiten, so dass sich das Buch auch für den Geschichtslaien sehr locker und angenehm liest. Für den Interessierten, der die Themen gern noch mehr vertiefen möchte, gibt er im Anhang Anregungen zu weiterführender Literatur.

Informativ, aber ohne belehrend zu wirken, gibt das Buch einen abwechslungsreichen Überblick über französische Mythen - nicht nur für den frankophilen Leser.

Und wer nun wissen will, ob die französische Küche immer schon „haute cuisine“ und besser war als die deutsche, der schaue in diesem Buch nach!

Bewertung vom 03.06.2014
Das wilde Pack Bd.1
Marx, André;Pfeiffer, Boris

Das wilde Pack Bd.1


ausgezeichnet

Eine Geschichte von Freiheit und Freundschaft



„Die Freiheit ist das Beste, was es gibt!“
Diese Feststellung der Pantherdame Shiva können all die anderen Tiere, die „das wilde Pack“ ausmachen, nur bestätigen. Und der kleine Wolf Hamlet, dem es gelungen ist, dem Zoo und seinem bösen Direktor zu entkommen, erlebt dieses Gefühl zum ersten Mal in seinem Leben. Aber leider ist noch sein Freund, der Gorilla Barnabas, im Zoo gefangen und schwebt in Lebensgefahr. Hamlet fasst den Entschluss, ihn zu retten - aber allein auf sich gestellt kann er das nicht schaffen. Wird ihm das wilde Pack dabei helfen? Oder hat es keine Chance gegen die Menschen?

In kindgerechter Sprache und klaren Sätzen erzählen die Autoren André Marx und Boris Pfeiffer emotional und spannend von den Abenteuern eines jungen Wolfs, von Mut, Treue und Freundschaft. Doch auch Humor und Lachen kommen nicht zu kurz, wenn der kleine Leser in den einzelnen Kapiteln verfolgt, welche Entwicklung der ängstliche kleine Wolf durchläuft.

Nach Art einer Fabel sind alle Tiere mit (teilweise) menschlichen Eigenschaften ausgestattet und haben die Fähigkeit, miteinander zu kommunizieren. Auf der anderen Seite wiederum werden ihre speziellen tierischen Fähigkeiten hervorgehoben, etwa der hervorragende Geruchsinn des Wolfes.
Der Mensch spielt hier (in Gestalt des Zoodirektors und seiner Tochter) die Rolle des „Unmenschen“, dem gegenüber sich die Tiere behaupten wollen.

Text und Illustration erscheinen sehr ausgeglichen, wobei die ausdrucksstarken Illustrationen von Sebastian Meyer wirkungsvoll den Eindruck der einzelnen Szenen unterstreichen. Sensibel, teilweise auch witzig, tragen sie ganz wesentlich zum Erleben der Kinder bei.

Die Geschichte um Hamlet und das wilde Pack „packt“ die jungen Leser und lässt sie mitfiebern. Und mit Sicherheit ungeduldig die nächste Folge erwarten; denn Hamlet verkündet: „Jetzt geht´s erst richtig los!“

Bewertung vom 01.06.2014
Dreimal schwarzer Kater / Inspecteur Sebag Bd.1
Georget, Philippe

Dreimal schwarzer Kater / Inspecteur Sebag Bd.1


sehr gut

Die Katz´ hat Hunger



Kommissar Gilles Sebag lebt mit seiner Familie ein zufriedenes Leben in Perpignan. Er steckt bereits so lange in seinem Beruf, dass für ihn die Familie Priorität hat, seine Arbeit erst an zweiter Stelle rangiert. Desillusioniert sträubt er sich, sich allzu sehr in einen Fall zu vertiefen. Doch diesmal wird er vom Täter direkt zum „Duell“ aufgefordert und er bietet all seine Erfahrung und sein Können auf, um die Entführung einer jungen Touristin aus den Niederlanden aufzuklären.

Dabei entspricht das Tempo des Krimis dem ruhigen, nachdenklichen Charakter Sebags: eher langsam und mit Bedacht entwickelt sich das Geschehen und steigert sich schließlich mit Gilles hartnäckigem Engagement. Ebenso baut Schriftsteller Georget die Spannung auf, es beginnt sehr dramatisch mit dem Fund einer Leiche, flacht wieder ab und steigert sich dann erneut kontinuierlich bis zum Schluss.

Der Autor führt in einem ruhigen, sehr angenehmen Erzählton durch die Geschehnisse.
In mehreren parallelen Erzählsträngen schildert er unterschiedliche Verbrechen, zunächst scheinbar ohne Zusammenhang. Der Leser wird mit den Ängsten und Hoffnungen des Entführungsopfers konfrontiert, aber auch mit den Gedanken und Intentionen des Täters.
Gemeinsam mit dem sympathischen Inspecteur nimmt der Leser an dessen (wie es scheint) harmonischem Privatleben teil, leidet mit ihm am Auf und Ab seiner Gefühle, während er an der Treue seiner Frau zweifelt. Ein glaubwürdiger Protagonist, der sich keinen Illusionen hingibt, aber aus seiner Lebenserfahrung heraus wohlüberlegt handelt.

Wie nebenbei lernen wir einen Teil des Departements Roussillon kennen. Durch Sebags Augen erleben wir die Landschaft in der flirrenden Sommerhitze und die französisch-katalonisch durchmischte Bevölkerung mit ihren Eigenheiten. Mit dem Inspecteur und seinen Kollegen fahren wir kreuz und quer durch Perpignan und Umgebung, auf der Suche nach Zusammenhängen zwischen den einzelnen Verbrechen und dem Täter und erleben dabei einige Überraschungen.

Sebags Gegenspieler liefert ihm ein spannendes „Spiel“; es wird ein Wettlauf gegen die Zeit.
Bis zum Schluss bleibt der Ausgang ungewiss: wer wird gewinnen?
Es ist wie im tatsächlichen Leben: nicht alles kann man aufklären, so manche Motive und Hintergründe bleiben (vielleicht für immer) verborgen. Ein weiterer Pluspunkt für diesen Roman.

Bewertung vom 28.05.2014
Noahs großer Traum / Wir wollen ins Finale! Bd.1
Thilo

Noahs großer Traum / Wir wollen ins Finale! Bd.1


ausgezeichnet

Fußball und Freundschaft


„Was ist wichtiger? Freunde oder Ruhm?“
Diese SMS schickt der neun Jahre alte Noah an seinen Vater, der getrennt von seiner Familie in Brasilien lebt. Noah muss eine schwere Entscheidung treffen: entweder im Alleingang ohne seine vier besten Freunde in einem richtigen Fußballverein zu trainieren oder auf diese Chance zu verzichten und mit Eule, Hardy und Matti befreundet zu bleiben, dafür aber weiter nur „Wiesenfußball“ zu spielen. Was wird sein Vater antworten? Was wird aus „Noahs großem Traum“?

In diesem ersten Band der mehrteiligen Buchreihe steht das Thema „Freundschaft“ im Mittelpunkt. In 15 kurzen Kapiteln erzählt der Autor Thilo die Geschichte aus Noahs Sicht, gut verständlich in einer flotten Sprache, so dass sich die jungen Leser leicht mit Noah identifizieren und bei seinen Fußballspielen mitfiebern können. Die detailliert beschriebenen Matches zeugen von der Sport-Begeisterung des Schriftstellers selbst.
Mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Illustrationen lockert Jürgen Rieckhoff die Kapitel auf und macht die einzelnen Szenen für den Leser sehr anschaulich.
Eine lustige Idee ist außerdem der Fußball, der über die Seitenzahlen des Buches „titscht“ .

Mit Noahs speziellem Wunsch, zu seinem Vater nach Brasilien fliegen und dort die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 live miterleben zu können, schafft Thilo einen ganz aktuellen Bezug zur Fußballsituation und sichert sich so die Aufmerksamkeit der kleinen Fans. Ob Noah und seine Freunde dieses Ziel erreichen werden? Die nächsten Bände werden darüber bestimmt Aufschluss geben!

Bewertung vom 25.05.2014
Löwenzahn & Himmelschlüssel
Hollinde, Christina;Schilddorfer, Gerd

Löwenzahn & Himmelschlüssel


sehr gut

Is´ nicht wahr !


Wer kennt es nicht, das Teufelchen im eigenen Kopf, das zum Spotten und Lästern auffordert - aber auch das Engelchen, das Mäßigung anmahnt?
Beide Geister spornen auch Pastor Jan Wahlen an und flüstern ihm ihre Kommentare zu. Wahlen und sein Freund, Bischof André Clausen, beschließen in einer durchzechten Nacht, der evangelischen Kirche auf spektakuläre Weise wieder zu mehr Glaubensanhängern zu verhelfen und verfallen auf die grandiose Idee, einen Kandidaten für das Amt eines evangelischen Papstes (warum eigentlich nicht?), am liebsten gleich mit Familie, zu suchen. Stets unterstützt von seinen heimlichen Geistern macht sich Jan mit André im Kirchen-Mercedes auf den Weg einmal quer durch Deutschland. Die Gottesmänner erleben ihr blaues Wunder mit ihren erkorenen Anwärtern, bis sie schließlich nach Nottensdorf gelangen.
Hier in diesem Ort gibt es auf Gut Piepdieck ebenfalls kreative Köpfe: Tim-Ole, den Erfinder der Sarg-Sauna; Opa Krause, der Geschäfte mit Betomaten macht; Martin, der fantasievolle Motiv-Buffets liefert, und nicht zuletzt Wolle, der eine nicht ganz legale Pflanzenzucht betreibt. In salopper Sprache, die zum Teil mit ein wenig Dialekt gefärbt ist, erzählt das Autorenduo Hollinde/Schilddorfer, wie beinahe alle Figuren mehr oder weniger skurrile Geschäftsideen verfolgen und natürlich auch die potentiellen Papstanwärter versuchen, jeweils ihre Vorteile zu nutzen.
Schwungvoll, sozusagen mit Anlauf, gehen die Autoren gleich mehrere Themen an. Von Kirche über Kultur bis zur Politik bekommen alle ihr Teil ab und der Leser stellt ernüchtert fest, dass im Prinzip das Gewinnstreben im Vordergrund steht und letztlich nur der Profit zählt.
Trotz der schrägen Typen und skurrilen Einfälle hat man daher so manches Mal das Gefühl, einen (Zerr-) Spiegel vorgehalten zu bekommen. Erfindung oder Tatsache? Bei so mancher Idee ist der Leser sicher überrascht, wieviel Wahrheit doch darin steckt und es bleibt ihm das Lachen im Halse stecken.…
Die meisten Anspielungen wird der Leser aus der aktuellen oder vergangenen Politik und Geschichte her verstehen. Und der Roman sprudelt geradezu über von witzigen Ideen, bissigen Kommentaren und zahlreichen sarkastischen Anspielungen. Teilweise ist er vielleicht sogar mit zu vielen Details gewürzt, so dass der Eindruck ensteht, dass die Geschichte zu überladen ist.
Dennoch lässt sich das Buch locker und vergnüglich lesen, dank dem flotten Schreibstil, der wie „aus einem Guss“ erscheint, obwohl der Roman aus der Feder zweier Autoren stammt.
Ach ja, und wer sich wundert, wie der Roman zu seinem Titel kam, dem empfehle ich das Archiv „Rentrude“ von Nottensdorf …

Bewertung vom 21.05.2014
Tote Tulpen
Konecny, Jaromir

Tote Tulpen


ausgezeichnet

Blumige Morde


Ausgerechnet am Tag seiner Entlassung aus der Jugendstrafanstalt gerät der sechzehnjährige Leon an eine „frische“ Leiche und ins Visier von Kriminalhauptkommissar Hauptmeister! Dabei ist er nur auf Bewährung und in die Obhut des Gärtners Samper entlassen worden, um bei ihm eine Ausbildung zu absolvieren.
Damit seine Zukunft nicht gleich wieder im Knast endet, begibt er sich mit Laura, Sampers Tochter, selbst auf Tätersuche und kommt dabei nicht nur der Wahrheit um die Tote und den Mörder, sondern auch Laura näher.

Locker, „cremig“, wie Leon es nennen würde, erzählt der junge Mann seine Sichtweise der Vorgänge, in denen er selbst, Laura, ihre Familie und natürlich Tulpen eine Rolle spielen.

Die jugendlich-saloppe Ausdrucksweise spiegelt den Umgangston Heranwachsender wieder und verleiht den Figuren ihren authentischen Charakter.
Konecnys Beschreibungen der jungen „Szene“ wirken gut beobachtet.
So glaubwürdig seine jugendlichen Protagonisten wirken, so überzeichnet sind allerdings die Verantwortlichen der öffentlichen Ordnung: Hauptkommissar Hauptmeister und sein Assistent Brummla sorgen für Lacheffekte und entspannende Momente.

Mit viel Humor und Einfühlungsvermögen schildert Konecny Leons Geschichte und versteht es, die Spannung bis zum Schluss zu halten.
Als sehr angenehm habe ich es empfunden, dass er bewusst auf die Beschreibung von Brutalitäten verzichtet.
Alles in allem: ein spannender Krimi, bei dem trotzdem gelacht werden darf und in dem über allem ein Hauch Poesie und jugendlicher Romantik schwebt.