Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 712 Bewertungen
Bewertung vom 31.01.2023
Zürcher Verstrickungen
Kasperski, Gabriela

Zürcher Verstrickungen


sehr gut

Dunkle Familiengeheimnisse spannend gelöst;
Dies ist bereits der achte Fall für Schnyder und Meier, was mir vorab gar nicht klar war. Ich kann mir vorstellen, dass die Hauptfiguren eine längere Entwicklung durchgemacht haben, da dies an einigen Stellen angeklungen ist. Aufgrund der Vielzahl an Personen und Perspektivwechseln hatte ich anfangs Probleme, die einzelnen Personen und Handlungen richtig einzuordnen. Wahrscheinlich ist das für die Leser einfacher, die das Ermittlungsteam schon kennen. Der Fall ist gut konstruiert, wird langsam entwickelt und die Verbindungen zu einem Cold Case und dunklen Familiengeheimnissen sind gelungen und glaubhaft verschachtelt. Das Kolonialismus-Thema ist zeigemäß und sehr informativ gelöst. Der Schreibstil ist angenehm und der Krimi hat sich gut und flüssig lesen lassen. Ich habe einen Stern für die für meinen Geschmack zu umfangreichen Privatthemen der Ermittler abgezogen, da es einiges gab, was für mich für die Story unnötig war.

Bewertung vom 27.01.2023
Das Buch - Schreib um dein Leben!
Walter, Patricia

Das Buch - Schreib um dein Leben!


ausgezeichnet

Toller deutscher Thriller;
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, da die Mischung aus psychologischen und gruseligen Elementen sehr ausgewogen ist, ohne dass es übertrieben oder reißerisch wirkt. Die Kapitellängen finde ich auch sehr ansprechend, gerade die richtige Menge an Seiten, um ein angenehmes Lesegefühl zu vermitteln. Die Story ist interessant und mal was anderes. Ich finde die Idee toll umgesetzt, viel subtiler, als ich es nach der Kurzbeschreibung erwartet hätte. Besonders gut gefallen mir die beiden Erzählleisten: "Das Buch" und die aktuelle Handlung, die aus verschiedenen Perspektiven geschildert wird, was es sehr abwechslungreich macht. Das alles wird gekonnt miteinander verwoben und ergibt ein organisches Ganzes. Die losen Enden werden zusammengeführt bzw. alle offenen Fragen beantwortet und ich empfand das Ende als sehr befriedigend. Allein schon die tolle, außergewöhnliche Danksagung ist lesenswert!

Bewertung vom 27.01.2023
Spinnennetz / Kommissar Linna Bd.9
Kepler, Lars

Spinnennetz / Kommissar Linna Bd.9


sehr gut

Spannende Jagd auf einen Serienmörder;
Dies ist bereits das neunte Buch mit Kommissar Joona Linna, für mich war es das erste des Autors und aus der Reihe. Zu Beginn gibt es eine Warnung, dass Rätsel aus vorangegangenen Bänden enthüllt werden, man kann also entscheiden, ob man dieses Buch liest, ohne die vorherigen zu kennen. Ich hatte keine Probleme, da die Handlung in sich abgeschlossen ist und Personen und ihre Vorgeschichten immer angenehm knapp erklärt werden, auch wenn es Berührungspunkte zu früheren Bänden gibt. Die Handlung ist spannend und rasant und hat mir gut gefallen. Die Durchführung der neun angekündigten Morde wird ganz unterschiedlich geplant und so bleibt es abwechslungsreich. Allerdings sind das Motiv und die Ausführung sogar für einen Serienmörderkrimi etwas weit hergeholt. Der Schreibstil ist sehr sachlich und wird auch der Handlung entsprechend verändert und angepasst. Auf mich hat er streckenweise etwas spröde gewirkt. Insgesamt solide Thriller-Unterhaltung!

Bewertung vom 25.01.2023
Das College
Ware, Ruth

Das College


sehr gut

Nicht Ruth Wares bester Thriller;
Die Geschichte um die Ermordung Aprils und der Clique wird aus der Sicht Hannahs erzählt, die damals eine wesentliche Rolle als beste Freundin, Mitbewohnerin und Zeugin hatte. Die Erzählperspektive wechselt zwischen „Davor“ und „Danach“ bezogen auf die Tat. Erst nach zehn Jahren fängt Hannah an, sich Gedanken zu machen und Ungereimtheiten zu entdecken. Das Buch ist gut geschrieben und im angenehmen, konsequent gutem Aufbau, den ich von Ruth Ware kenne. Nach und nach lernt man die Hauptfiguren und den damaligen Ablauf kennen, allerdings braucht das Buch ziemlich lange, um echte Spannung aufkommen zu lassen. Aufgrund des guten Schreibstils hat mich das aber nicht so sehr gestört. Die Hauptfigur Hannah wurde mir leider nach einiger Zeit immer unsympathischer, da ihre „Ermittlungen“ immer wieder von Selbstvorwürfen und Zweifeln begleitet werden. Gegen Ende wird es dann doch richtig spannend und das hat meine Bewertung von drei auf vier Sterne steigen lassen. Das Buch ist mehr Psychothriller als Thriller und ich habe schon bessere Bücher von der Autorin gelesen.

Bewertung vom 25.01.2023
Die Freiheit einer Frau
Louis, Édouard

Die Freiheit einer Frau


sehr gut

Pointiert und überzeugend;
Obwohl es ein sehr kurzes Buch ist, gelingt es dem Autor, das unsichtbare, unterdrückte und eintönige Hausfrauenleben seiner Mutter an der Seite dominanter Männer gut zu beschreiben. Auch ihre Befreiung und die Umstände werden sehr glaubhaft und nachvollziehbar geschildert. Besonders gut haben mir die Details zu seiner eigenen „Klassenflucht“ gefallen und die Entfremdung, die er im Umgang mit seinem Herkunftsmilieu empfindet. Der Schreibstil ist ein bisschen eigenwillig, da der Autor teilweise seine Mutter direkt anspricht und sie teilweise beschreibt, ohne dass man das an Satzzeichen erkennen könnte. Den Lesefluß hat das nicht wirklich gestört und ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt. Für mich war es das erste Buch dieses Autors, aber sicher nicht das letzte, da mir seine schonungslosen Analysen sehr gut gefallen haben. Das kann nicht jeder so pointiert ausdrücken! Insgesamt eine sehr interessante Lektüre, die gerne noch länger und ausführlicher hätte sein können.

Bewertung vom 25.01.2023
Moosgrab
Persson Winter, Fredrik

Moosgrab


gut

Gut geschrieben, aber abwegige Handlung;
Das Buch beginnt vielversprechend mit einem verschwundenen Mädchen und dem Fund ihrer Jacke an einem Skelett. Die Geschichte wird aus den wechselnden Perspektiven von vier Schulfreunden eines vor 25 Jahren vermissten Mädchens erzählt, wobei die Mutter des aktuell vermissten Mädchens eine von diesen Vieren ist. Deren Beziehungen zueinander und wechselnde Allianzen bilden das Hauptgerüst dieses Thrillers. Er ist psychologisch angelegt, polizeiliche Ermittlungen werden nicht erwähnt, es geht ausschließlich um die persönlichen Beziehungen und den Umgang mit Schuld. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut und flüssig lesen. Die Story hat keine logischen Schwächen, aber die Handlung basierend auf den einzelnen Charakteren fand ich ziemlich abwegig und unrealistisch. Deshalb empfand ich das Buch nicht als besonders spannend und kann in der Summe leider nur eine mittelmässige Bewertung vergeben.

Bewertung vom 25.01.2023
Bissle Spätzle, Habibi?
Alaoui, Abla

Bissle Spätzle, Habibi?


sehr gut

Mehr Lebensgeschichte als Culture Clash;
Aufgrund der Kurzbeschreibung hätte ich etwas mehr schwäbischen Culture Clash erwartet, aber das Buch war auch als Lebens- und Liebesgeschichte interessant zu lesen. Aus der Sicht Amayas wird die Partnersuche erzählt, die mit Rückblenden, die den Text durchziehen, zu ihrer kompletten Lebensgeschichte wird. Der Schreibstil ist angenehm und wirkt frisch und jung; ab und zu werden arabische Wörter eingestreut. Ich fand Amayas Situation und Sichtweise als Kind von Einwanderern sehr interessant, da unterhaltsam verpackt der schwierige Spagat zwischen den Kulturen gezeigt wird und was es bedeutet, wenn die Generationen oder Familienmitglieder unterschiedlich sozialisiert werden. Das Buch hat mir gut gefallen, aber auch wenn der Klappentext nicht falsch ist, deckt er mit der „Verwechslungskomödie“ und dem angekündigten Chaos nur einen Teil des Buches ab.

Bewertung vom 22.01.2023
Einsteins Hirn
Franzobel

Einsteins Hirn


gut

Interessante Grundlage;
Die unglaubliche Geschichte um die Entnahme Einsteins Hirn durch den Pathologen Thomas Harvey und dessen Odyssee entspricht den Tatsachen und ist ein toller Stoff als Basis für einen Roman. Dementsprechend beginnt das Buch in den 1950er Jahren, die toll getroffen werden und mit der Einflechtung von damaligen Filmen und Hits sofort Bilder vor dem inneren Auge entstehen lassen. Das erste Drittel hat mir gut gefallen, aber dann empfand ich das Buch als sehr langatmig, da sich sehr viel darum dreht, dem sprechenden Hirn die Weltreligionen, philosophische Details, usw. näher zu bringen. Die Handlung wird dann teilweise sehr abwegig und in Kombination mit der Langatmigkeit hielt sich das Lesevergnügen in Grenzen. Der Erzählkniff mit den immer wiederkehrende Personen hat mir an sich gut gefallen, ist allerdings auch etwas zu übertrieben. Der Schreibstil ist angenehm und die Grundidee interessant, deshalb hätte das Buch mit deutlichen Kürzungen in der Mitte und am Ende bei mir deutlich besser abgeschnitten.

Bewertung vom 22.01.2023
Das Porzellanzimmer
Sahota, Sunjeev

Das Porzellanzimmer


ausgezeichnet

Interessanter Einblick in fremde Welten;
Durch dieses Buch bekommt man sehr interessante Einblicke in das indische Landleben in den 1920er Jahren und die außergewöhnliche Liebesgeschichte der Urgroßmutter des Erzählers. Dieser weiß nicht viel über sie, aber während er im Rückblick von seinem heilsamen Aufenthalt im Porzellanzimmer vor vielen Jahren erzählt, wird parallel die Geschichte seiner Urgroßmutter beschrieben, die viele Jahre in diesem Zimmer gelebt hat bzw. eingesperrt war. Das Buch ist flüssig und angenehm zu lesen und durch die wechselnden Erzählzeiten ist es mitreißend und spannend. Die 1920er werden treffend beschrieben und man bekommt nebenbei etwas von der geschichtlichen Entwicklung Indiens mit. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es damals wirklich so ablief, fand aber zugleich unglaublich, wie Frauen behandelt wurden (und werden). Insgesamt ein sehr interessanter und lesenswerter Roman!

Bewertung vom 22.01.2023
Die Kinderklinik (eBook, ePUB)
Eidem, Karl; Poljarevius, Jale

Die Kinderklinik (eBook, ePUB)


gut

Ein Buch mit Licht und Schatten;
Der Schreibstil ist sachlich und neutral und erinnert ein bisschen an die Berichterstattung der Nachrichten. Die Geschichte ist außergewöhnlich und eigentlich interessant. Leider fehlt mir ein bisschen die Fokussierung auf das Wesentliche, da viele verschiedene Perspektiven erzählt werden, die nicht alle so relevant sind, wie man anfangs denkt. Dadurch hat das Buch einige Längen und es dauert, bis man richtig in die Geschichte hineinfindet. Der Mittelteil hat mir am besten gefallen und war richtig spannend. Manches wirkt sehr konstruiert und ist an einigen Stellen ziemlich unwahrscheinlich. Dadurch wirken auch die Figuren manchmal etwas hölzern. Gut gefallen hat mir, dass viele Frauen im Buch vorkommen - gerade auch in Entscheidungspositionen. Allerdings wirkt auch das etwas künstlich, als hätte es eine Vorgabe dafür gegeben besonders politisch korrekt zu sein (gute und böse Frauen, gute und böse Migranten, usw.). Schade, dass die Übersetzung ein paar eigentümliche Wörter ausgespuckt hat, man konnte sie aber verstehen und ich habe mich schnell daran gewöhnt.