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tinaliestvor.de
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essingen

Bewertungen

Insgesamt 1384 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2021
Der Schlaf der Toten
Taylor, Andrew

Der Schlaf der Toten


sehr gut

Wir treffen im Jahr 1819 auf Thomas Shield. Der junge motivierte Lehrer ist auf Arbeitssuche. Außerhalb Londons schafft er es, in einer ihm unbekannten Schule eine Stelle anzutreten.

Dort etwas Fuß gefasst wird er der Tutor für den jungen Schüler Charles Frant. Charles macht sichtlich Fortschritte während Thomas sich in die Mutter verguckt hat. Die schöne, aber unglückliche Sophia hat ihm den Kopf verdreht.

Thomas verbringt immer mehr Zeit auf dem Anwesen der Frants um seinen Schüler Charles zu unterstützen. Doch der Landsitz entwickelt sich zu einem wahren Alptraum als Charles Vater ermordet aufgefunden wird.

Der reiche Bankier hatte genau wie seine schöne Gattin zahlreiche Geheimnisse. Thomas gerät ins Visier der Ermittlungen und steckt schon mit einem Fuß im Gefängnis.

Nach und nach begreift Thomas, wo genau er da hineingeraten ist. Nichts ist mehr, wie es war – jeder verlässt seine vorgesehene Rolle.

Fazit

Dieser viktorianisch angesiedelte Thriller schafft nur für kurze Momente Klarheit. Andrew Taylor verstickt den Leser in Details, nur um ihm diese ein paar Seiten weiter um die Ohren zu hauen. Intrigen, Machtkämpfe und Rache kommen schleichend ans Licht und Thomas Shield fällt es sehr schwer, hier das wahre Licht am Ende seines Tunnels zu erkennen.

Bewertung vom 16.09.2021
Eine Liebe für die Ewigkeit
Thurston, Carol

Eine Liebe für die Ewigkeit


sehr gut

Manchmal muss man einen Blick zurückwagen.

Tenre ist ein junger und begabter Arzt. Er ist berühmt dafür, dass er sich nicht immer auf die Weissagungen und die Empfehlungen der Hohen Priester verlässt.

Unerwarteter Weise wird er trotzdem heimlich in den Palast des Hohepriesters Ramose bestellt. Dort soll er Nofretete bei deren vorstehender Geburt helfen.

Die einstige Gemahlin des häretischen Pharaos Echnaton stellt ihn vor mehrere Rätsel. Er erkennt zu spät, in welche Falle er hineingerate ist und muss sein Bestes geben.

Er schafft es mit all seinem Wissen, die Tochter des Priesters gesund auf die Welt zu bringen. Aset, wohl auf, steht sogleich zwischen den Fronten im Kampf um den Thron.

Um ihn weiterhin als Spielball zu benutzen, wird er auch noch zu Asets Erzieher ernannt. Von jetzt an ist die Flucht also ausgeschlossen – es gibt kein Entkommen.

Aset entwickelt sich prächtig und versteht es ausgezeichnet, ihre Feinde wie auch ihre eigenen Familie mehr als einmal öffentlich vorzuführen. Eine Intrige reiht sich an die nächste…

Als Kate als junge Archäologin an den Ausgrabungsstätten des lange untergegangenen Reiches zu arbeiten beginnt, verspürt sie seltsame Erinnerungen. Es scheint, als ob eine außergewöhnliche Verbindung zwischen dem Jetzt und der Vergangenheit entstanden ist.

Carol Thurstons dritter Roman spielt 1359 vor Christus im alten Ägypten. Thurston gibt spannende Einblicke in das Leben am damaligen Hof. Dort lernt man schnell, mit der Einsamkeit umzugehen.

Liebe und Abenteuer pflastern den Weg der jungen Aset genau so wie der der jungen Archäologin Kate.

Ein historischer Liebesroman, der stellenweise mir etwas zu dick aufgetragen war aber dennoch interessant und lesenswert war.

Bewertung vom 11.09.2021
Nur hier sind wir einzigartig
Avel, Christine

Nur hier sind wir einzigartig


ausgezeichnet

Zum Anbeginn des Sommers treffen alle Familien auf der kleinen griechischen Insel ein. Die neue Ausgrabungssaison hat begonnen und ab sofort dreht sich alles nur noch um Tonscherben, Sand und Abenteuer.

Die Kinder der Archäologen Zac, Niso und Evi genießen diese Zeit. Fernab jeglicher Regeln leben sie in den Tag hinein, völlig vergessen und auf sich allein gestellt.

Es gibt keine Grenzen, keine Verbote. Dafür aber Strand, Meer und Freundschaft.

Doch die Sommer ziehen dahin, einer nach dem anderen und die Kinder werden zu rebellischen Jugendlichen und zu verantwortungsbewussten Erwachsenen.

Was als Kindheitstraum begann, endet in einem Karton. Dort liegen die Erinnerungen in Form von Tonscherben, Muschelschalen und vergilbten Bildern…

Christine Avel nimmt und mit auf eine poetisch erzählte Reise des Erwachsenwerdens. Wie viel wiegt Freundschaft und wieviel kann mal in dieser Phase des Lebens mitnehmen? Diese Frage stellen sich Zac, Niso und Evi jeden Tag. Erinnerungsfetzen schweben durch ihr Leben und lassen einen Hauch von Sehnsucht nach so unbeschwerten Tagen und nach einer unbeschreiblichen und nie wieder gewonnenen Freundschaft zurück.

Bewertung vom 08.09.2021
The Girls
Cline, Emma

The Girls


gut

Evie, eine junge unbedeutende Schönheit verfällt der jungen Suzanne vollständig. Aus Evies Sehnsucht nach einem normalen Leben flieht sie aus ihrem klassischen und normalen amerikanischen Zuhause mitten hinein in Suzannes Kommune.

Die Kommune stellt für Evie endlich die Familie dar, die sie schon so lange gesucht hat. Geborgenheit und Freiheit zugleich umgehen sie. Das Oberhaupt der Kommune, Russell, stellt sich als Guru dar. Evie jedoch, völlig geblendet von ihrem neuen Leben, ignoriert die deutlichen Anzeichen.

Russells Art bezirzt sie alle. Seine Gefolgschaft gehorcht ihm aufs Wort. Seine Macht in dieser Gruppe scheint grenzenlos. Bis zum Tag der Abrechnung.

Evie finden wir im Haus ihres Vaters und dessen neuer Lebensgefährtin wieder. Dort findet sie nach einem Aufenthalt im Gefängnis langsam wieder zu ihrem Selbst zurück.

Doch die Last der vergangenen Zeit in Russells Sekte wiegt schwer. Nur mühsam kann sie diese Zeit loslassen. Die nächtlichen Alpträume entpuppen sich nach und nach als Wahrheit und Evie muss sich damit abfinden, dass sie selbst große Mitschuld am Tod eines Menschen trägt…

Wir starten mit Emma Clines „The Girls“ ins Jahr 1969 und lernen Evie kennen, die sich als Teenie so durch den Alltag schleppt. Sie trifft eines Tages auf Suzanne, die für Evie die Verkörperung der Zukunft darstellt. Frei, mutig und voller Leben. Das erhofft sich auch Evie, als sie sich Suzanne und der kommunenhaften Verbindung Rund um Russell anschließt. Doch Evie blickt in dieser Geschichte auf sich und auf ihr bisheriges Leben zurück und stellt fest, dass Freiheit doch ein großer Begriff ist und war und sie diese immer noch nicht für sich gefunden hat.

Emma Clines Buch zeigt einen Ausschnitt in den damaligen American Dream mit seiner Sucht nach Freiheit, Drogen und einem Leben ohne Verbindlichkeiten. Für die einen endete es mit einem abrupten Aufwachen und für viele andere mit einem nicht enden wollenden Leben auf der Suche nach dem Sinn des eigenen Daseins.

Bewertung vom 07.09.2021
Cookies, Brownies & Brookies

Cookies, Brownies & Brookies


ausgezeichnet

Knusperkeks trifft Schokolade? Hört sich irgendwie wie eine total süße Onlinepartnerbörse an, oder was findet Ihr?

Und in der Tat, es ist eine „Partnerbörse“ jedoch für sehr leckere Zutaten.

Wenn man auf saftige Brownies steht und bei knusprigem Gebäck nicht widerstehen kann, der wird hier definitiv fündig.

Über zahlreiche Cookie-Rezepte geht es weiter zu Brownies und Blondies. Diese hellen und dunklen Gebäckstücke sind schnell nachzubacken und lassen genügend Spielraum zum eigenen experimentieren.

Dann kommen wir zu meinem ganz persönlichen Highlight, den Brookies. Mir vorher völlig unbekannt entpuppen sich diese Leckereien als knusprige und mega schokoladige Stückchen.

Wer noch weitern Knusperinput benötigt, findet unter Mix & Match weitere leckere Rezepte.

Extrapluspunkte gibt es von mir, da es sogar zwei ausgewiesene glutenfreie Rezepte gibt. Grundsätzlich lassen sich alle Rezepte hier im Buch selbstverständlich glutenfrei abwandeln, jedoch ohne Bedenken einfach mal losbacken, danach sucht man sonst vergeblich.



Mein erstes nachgebackenes Rezept waren „Brownies mit weißer Schokolade und Heidelbeeren“. Einfach sagenhaft lecker und schön saftig.

Alle Rezepte lassen sich leicht anpassen oder Zutaten abtauschen. Ob im Homeoffice oder am großen Schreibtisch, die Gebäckstücke lassen sich sehr gut mitnehmen.

Auf der Einkaufsliste stehen schon die fehlenden Zutaten für Die Brownies mit Pekannüssen fürs Wochenende….

Ein praktisches und klar strukturiertes Backbuch mit gut ausgewählten und sehr leckeren Rezepten, deren Anleitungen leicht zu verstehen und umgehend nachzubacken sind. Bei der Auswahl der Zutaten benötigt man keinen Feinkostladen und kann durch zahlreiche Variationen neue eigene leckere Kreationen entwickeln.

Wirklich himmlisch lecker!

Bewertung vom 05.09.2021
Lange Schatten über der Côte d'Azur / Kommissar Duval Bd.8
Cazon, Christine

Lange Schatten über der Côte d'Azur / Kommissar Duval Bd.8


ausgezeichnet

Der achte Fall für Kommissar Duval ist für mich der erste Fall mit dem sympathischen Ermittler.

Auf dem jüdischen Friedhof Le Grand Jas in Cannes wird Léon Duval zu einem Mordfall gerufen. Im israelitischen Teil des altehrwürdigen Friedhofs liegt vor einem Grabstein die Leiche eines jungen Mannes.

Die ersten Verhöre ergeben nichts Neues und die Identität des Toten bleibt erst einmal unbekannt. Duvals Team untersucht das Grab und der Stein entpuppt sich nicht als echtes Grab, sondern als Erinnerungsstehle. Die dort eingemeißelten Namen und das Jahr 1942 führen Duval zu einer alteingesessenen Anwaltsfamilie, womit er sich gleich Ärger mit seiner Chefin einbringt.

Zuhause fällt Duval die Decke auf den Kopf. Schlaf ist Mangelware, seit die kleine Julie am Zahnen ist. Annie verfällt der Theorie, dass der Mord auf dem Friedhof etwas mit den jüdischen Namen auf der Erinnerungsstehle zu tun haben könnte und ermittelt auf eigene Faust.

Als ob die Nerven nicht schon blank genug liegen würden, hinterlassen Annies Nachforschungen über die damalige Zeit einen faden Beigeschmack bei Duval. Die Polizei war damals bei der Deportation zahlreicher Juden nicht untätig.

Die Namen auf der Erinnerungsstehle führen die Ermittler tatsächlich zum Namen des Opfers. Simon Wolff, junger aufstrebender Herrenschneider und Designer, führt Duval direkt zu seinem Großvater. Jakob Silberstein beginnt, mit Annies Hilfe, sich nach und nach an seine Kindheit zu erinnern.

Als dann auch noch ein mysteriöses Gemälde im Zimmer von Jakob Silberstein auftaucht wird Duval klar, dass dies kein Zufall sein kann. Seine Ermittlungen führen ihn erneut zur Familie Bergerac, die scheinbar mehr als nur ein altes Geheimnis zu verbergen hat.

Christin Cazon schafft es spielend, sich mit Kommissar Duval anzufreunden. Ein Einstieg in seine Ermittlungen ist also auch ohne große Vorkenntnisse der ersten sieben Teile möglich.

Spannend ermittelt Duval samt Lebensgefährtin Annie in den dunklen Zeiten während des zweiten Weltkrieges. Annie kommt nicht umhin, der französischen Polizei die Mittäterschaft an den Deportationen vorzuhalten, während Duval eingestehen muss, dass seine Geschichtskenntnisse doch verheerende Lücken aufweisen. Trotz familiärem Gerangel und einer bunt gemischten Ermittlertruppe macht es Spaß, der Spur vom Friedhof bis in die High Society von Cannes zu verfolgen und ganz nebenbei auch noch dunkle Kapitel dieses Sonnenparadieses aufzudecken

Bewertung vom 05.09.2021
Die Anomalie
Le Tellier, Hervé

Die Anomalie


sehr gut

Die Passagiere des Fluges von Paris nach New York genießen den Flug. Nichtsahnend, dass die Boeing 787 gleich in eine plötzlich auftauchende Unwetterfront hineinrast.

Die Maschine wird kräftig von einem elektromagnetischen Wirbelsturm erfasst und die Systeme spielen völlig verrückt. Als der Pilot und die Crew Kontakt zu diversen Bodenstationen aufnehmen, erhalten Sie dubiose Antworten zurück. Die Maschine wird mehrfach umgeleitet und soll sämtliche Identitäten bestätigen.

Im Juni landet dann dieselbe Boing mit denselben Passagieren ein zweites Mal in New York. Das ruft diverse Geheimdienste und das Militär mit auf den Plan.

Die Passagiere werden auf einem geheimen Militärstützpunkt gefangen gehalten und mehrfach verhört. Die Verhöre gestalten sich als schwierig. Es befinden sich mehrere Nationalitäten darunter und das Weiße Haus muss einige unangenehme Telefonate mit Staatsministern und Präsidenten führen.

Die verhörten Passagiere machen es den Spezialisten und Wissenschaftlern nicht leicht. Ob Architekt, Geliebte, Auftragskiller, Sänger, Schriftsteller oder eine zickige amerikanische Schauspielerin – jeder führ so oder so schon ein Doppelleben. Nichtsahnend, dass diese Passagiere es jetzt auch in der Realität tun.

Mit sich selbst konfrontiert müssen sich diese Reisenden eingestehen, dass nichts mehr so sein wird, wie es war.

Es gibt sie also alle doppelt und die Welt muss, ob sie will oder nicht, damit umgehen.

Le Tellier verschreibt sich ganz dieser Anomalie. Camill Jammal verleiht den Persönlichkeiten alle eine eigene Stimme. Sich selbst gegenüberstehend gewinnt man eine ganz neue Betrachtung über die Welt. Was macht man mit den Menschen im Umfeld? Mit feinem Sarkasmus lässt Le Tellier aufblitzen, dass die Anomalie über den Wolken von New York nicht die erste war und diverse Länder dieses „Problem“ auf ihre ganz eigene Art und Weise gelöst haben. Wäre da nicht noch ein weiterer Flug der Boing 787….

Eine interessante Geschichte, mit teilweise zu langatmig, jedoch mit erstklassigen Charakteren bestückt.

Bewertung vom 04.09.2021
Über Menschen
Zeh, Juli

Über Menschen


ausgezeichnet

Dora muss raus. Raus aus Berlin und raus aus ihrer verstockten Beziehung zu Robert. Robert hat zu Greta gefunden und nachdem ihm hier die Puste ausgeht, kommt Corona als sein neues Thema gerade recht.

Dora kann ihren Job als Marketing-Expertin selbstverständlich im Homeoffice erledigen, aber Mitte Berlin, anfangs noch interessant und spannend, wird es mit Robert zum reinsten Hindernislauf.

Kurzentschlossen kauft Dora heimlich in Bracken ein Häuschen auf dem Land.

Mit dem Mietwagen geht es inklusive Jochen, der Hündin, ab ins Grüne.

Wo sich Fuchs und Hase noch in ihrer natürlichen Umgebung gute Nacht sagen, lebt Dora den reinsten Minimalismus. Ohne Möbel kommt Dora klar und kann ihre laufenden Projekte in der Agentur endlich in Ruhe und in ihrem Rhythmus fertigstellen.

Eingewöhnt beginnt Dora ein neues Projekt. Der verwilderte Garten braucht ihre Aufmerksamkeit und der erste Nachbar zeigt ihr nach einiger Plackerei mit großem Gerät, wie es richtig geht.

Der Nachbar Grote entpuppt sich als Nazi und Menschenfreund. Dora findet, egal wo hin sie in Bracken sieht, Zwiespalt. Als Franzi, die Tochter von Grote, von ihrer nach Berlin geflüchteten Mutter im Bauwagen abgeladen wird, entsteht aus ferner Nachbarschaft ein Hauch von Freundschaft.

In „Über Menschen“ kommt man nicht umhin, sich irgendwie selbst wiederzufinden. Kleinkarierte Dorfbevölkerung trifft auf junge weltverbessernde Städterin, kann das gut gehen? Dora beweist im Laufe der Zeit, dass sie großzügig über ihren eigenen Schatten springen kann. Sie fängt an, die Menschen zu hinterfragen und findet so endlich zu sich selbst.

Ein Roman, nicht mehr als ein Blick in den Spiegel! Ob Dörfler, ob Städter, Corona-Leugner oder notorischer Weltverbesserer – mit offenen Augen und Ohren findet man seinen Sinn im Leben.

Mit wachem Blick auf Fake-News, verdrehten Wahrheiten und hartnäckigem Hinterfragen schafft man es heute, den Überblick über uns selbst nicht zu verlieren und auch mal ein wenig Abstand zum Trend der Selbstoptimierung zu finden.

Bewertung vom 03.09.2021
Und damit fing es an
Tremain, Rose

Und damit fing es an


sehr gut

Ich habe schon viel von Rose Tremain gelesen und bin wirklich immer wieder erstaunt, mit welcher Leichtigkeit Rose Tremain schwierige Themen meisterhaft erzählt. Anton und Gustav werden Feunde. Etwas einseitige Freunde jedoch, die nur voneinander profitieren.

Direkt nach dem Ende des zweiten Weltkrieges treffen sie in einem kleinen Schweizer Dörfchen aufeinander. Die beiden Freunde sind sehr unterschiedlich und die Last des Krieges liegt schwer auf den Eltern und deren Kindern.

Gustav, das so ungeliebte Kind versucht mit Anton, dem musikalischen Juden Freundschaft fürs Leben zu schließen. Während Anton sich von einem Musikprojekt zum nächsten hangelt, versucht Gustav in seinem Leben anzukommen und mit seiner Mutter endlich abzuschließen.

Die Abneigung Emilies Familie gegenüber Anton wächst von Tag zu Tag. Die beiden Jungs finden Freude im Schlittschuhlaufen und verlieren so für kurze Zeit am Tag die Erinnerung an die Vergangenheit.

Gustavs Mutter kehrt zurück zur Familie, lässt dennoch ihren Kummer Tag für Tag an ihrem Sohn aus. Die Familie zerrüttet nach und nach ohne es zu merken.

Die Vergangenheit klopft jeden Tag an die Türe und hinterlässt Spuren. Erst der Tod bringt für die Jungen die endgültige Erlösung.

Dass Familie nicht immer leicht sein kann, macht Rose Tremain mit der Beschreibung des Vaters Erich Perle deutlich, der seiner Geliebten bis zum letzten Atemzug verfallen ist und damit das Ende vom Anfang auslöst.

Ein Liebesdrama für beide Freunde, die erst sehr spät erkennen, dass sie ohneeinander nicht lieben und schon gar nicht überleben können.

Bewertung vom 30.08.2021
Drecksgeschäft
Ulrich, Axel

Drecksgeschäft


ausgezeichnet

Ein Flug einer kleinen Einmotorigen endet für den Schmuckhändler mit einem lauten Knall. Eine Bombe im Heck scheint für Walzer eine ziemlich klare Ansage.

Als Walzers ehemalige Kundin Teresa dann auch noch verprügelt in Krankenhaus eingeliefert wird, stehen Ermittlungen an.

Dank seiner zahlreichen Kontakte zur örtlichen Polizei in Stuttgart und einem Krankenhausarzt muss der ehemalige Anwalt Walzer in sich gehen. Teresa hatte also vor Jahren eine Entbindung und ist in ihrem eigenen Haus vermöbelt worden, das sieht ganz und gar nicht gut aus. Dank Walzers entwaffnende Art gelingt es ihm, Teresa ein paar Informationen zu entlocken.

Die Familie wird seit Jahren von einem Drogen- und Geldwäsche-Netz erpresst. Das Kind befindet sich als Geisel irgendwo in Kolumbien und das hält natürlich das Netzwerk am Laufen. Doch jetzt hat Teresa genug. Die Ermittlungen bringen noch mehrere Geiselnahmen ans Licht und ein Plan muss her.

Doch auch die Geiselnehmer sind nicht ganz untätig. Der jüngste Spross hingegen ist aus seinem Traum eines reichen Beaus aufgewacht und hat seine Sachen gepackt. Das macht seinen Onkel natürlich nicht glücklich und eine Lösung dieses Problems muss her, bevor der Clan und die wahren Bosse davon Wind bekommen.

Walzer schlägt mit alten Freunden und deren zahlreichen Kontakten ungesehen in Kolumbien auf und es beginnt ein Katz- und Mausspiel.

Einzig Lena, Walzers Frau kann ihn vor dem Tripp vor einem totalen Rachefeldzug abbringen. Doch als die Geschichte offiziell ans Licht kommt, wird Teresa mutig. Alle Parteien sinnen nach Rache, während Walzer Geld gerochen hat. Er wagt, dank Lenas plötzlichem Sinneswandel, ein Spiel mit ganz eigenen Spielregeln.

Fazit

Ich mag Walzer. Wieso sollte er einem auch nicht sympathisch sein? Er hat ein feines Gespür für seine Klienten und ein noch feineres für gute Geldanlagen, auch wenn diese nicht immer Lupenrein sind. Er schätzt gute Freundschaft und hält an seinen Kontakten und ist bemüht, es nicht so arg zu übertreiben.

Mitten in der Pampa von Kolumbien aber, da kommt er nur mit den Sicherheitsexperten Max und Alex ans Ziel, die selbstverständlich über das passende Handwerkszeug und weltweit einsatzbereite Kontakte verfügen.

Ein wirklich gut gesponnener Wirtschaftskrimi, der sich quer über fast alle Kontinente zieht und wieder einmal klar macht, dass man mit einem klassischen Sparbuch im „normalen“ Leben nicht weit kommen kann.