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Benutzername: 
Glüxklaus
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 576 Bewertungen
Bewertung vom 09.11.2020
Die Schweigende (eBook, ePUB)
Sandberg, Ellen

Die Schweigende (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Erschütternd

Kurz vor seinem Tod verspricht Imke ihrem Vater Jens, herauszufinden, was mit Peter geschah. Dabei hat sie keine Ahnung, wer Peter eigentlich ist. Sie beginnt zu recherchieren und stößt auf ein unfassbares Geheimnis aus der Vergangenheit ihrer Mutter. Währenddessen beginnt es in der Familie zu brodeln: Mutter Karin schafft es nicht, den Tod ihres Mannes zu verwinden und zwischen Imkes Schwestern Geli und Anne entbrennt ein erbitterter Streit ums Geld.

Ellen Sandberg schreibt gewohnt angenehm, unkompliziert und fesselnd. Binnen kürzester Zeit war ich von ihrer Geschichte vollkommen gebannt. Die Autorin erzählt abwechselnd aus der Sicht von Mutter Karin und ihren Töchtern Anne, Imke und Geli. Es geht dabei sowohl um deren aktuelle Situation als auch um Rückblenden aus Karins Jugend.

Wie auch in ihren früheren Romanen hat die Autorin einige sehr schwierige, unbequeme Charaktere konstruiert. Es fällt schwer, uneingeschränkt Sympathien für eine Figur zu empfinden. Die drei Schwestern Imke, Geli und Anne sind sehr unterschiedlich, obwohl sie doch in derselben Familie großgeworden sind. Anne beispielsweise wird als äußerst unangenehm beschrieben: geltungssüchtig, rachedurstig, rücksichtslos, aufbrausend, berechnend. Auch zu Mutter Karin, die alle von sich stößt, baute ich keine emotionale Verbindung auf. Erst nachdem ich ihre ganze Biographie kannte, wurden ihre Reaktionen für mich verständlicher und nachvollziehbarer. Ellen Sandberg schildert sehr anschaulich, wie Menschen zu dem werden, was sie sind, welchen Einfluss bestimmte unvorstellbar schreckliche Ereignisse, erlittene Traumata, auf das ganze Leben haben und wie diese sogar noch nachfolgende Generationen berühren können. Da sei ihr verziehen, dass manche Figuren recht einseitig dargestellt werden, dient das doch teilweise dazu, Mitgefühl für verlorene, zerstörte Seelen zu wecken. Und das haben diese dringend nötig.
Auch in „Die Schweigende“ tauchen Figuren aus vorherigen Büchern der Autorin auf, Manolis Lefteris oder die beliebte Kommissarin Gina Angelucci. Diese kleinen Gastvorstellungen gefallen mir als Fan gut.

Unvorstellbar! Schockierend! Grausam! Entsetzlich!
Leopold, ein Betroffener, bringt es auf den Punkt. „Manches kann man fast nicht erzählen. Dafür hat der Mensch keine Worte. Die müsste man erst erfinden. Worte für das, was die hier getan haben.“
Was Karin und andere Kinder unter dem Deckmantel der Nächstenliebe und Barmherzigkeit erleiden mussten, dafür gibt es wirklich keine Worte. Ich möchte gerne glauben, dass die Autorin das alles nur erfunden hat. Aber ich fürchte, dass es sich durchaus ähnlich zugetragen hat und dass die beschriebenen Zustände nicht rein fiktional, sondern leider realistisch sind.
Alle Menschen habe ihr Päckchen zu tragen, aber manche Päckchen sind so schwer, dass ich mich frage, wie es nur möglich ist, sie überhaupt zu schultern.
Unfassbar, wozu Menschen fähig sind, wenn erstmal eine Schwelle überschritten ist, wenn Gewalt und seelische Grausamkeit irgendwann Normalität werden und alle Hemmungen fallen...Zu oft sind es die Kinder, die schutzlos ausgeliefert sind, die keinen Fürsprecher, keine Lobby haben, die vergessen werden und die büßen müssen.
Ellen Sandbergs Roman schockiert, schont nicht, geht wirklich unter die Haut und wird mir noch sehr, sehr lange im Gedächtnis bleiben. Erschütternd, aber absolut lesenswert!

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.11.2020
Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1 (1 Audio-CD)
Averbeck, Marlene

Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1 (1 Audio-CD)


sehr gut

Ausflug in die Kaufhauswelt zur Zeit des Ersten Weltkriegs: kurzweiliges und leichtes Hörbuch

Willkommen im Lichtenstein, dem Kaufhaus der Berliner Familie Lichtenstein! Hier arbeiten ganz unterschiedliche Menschen: Die Söhne der Familie, Ludwig und Jacob, der ambitionierte Konfektionär Hannes Hallberg, Ladenmädchen Hedi oder Näherin Thea. Sie alle haben ein gemeinsames Interesse: Das Lichtenstein muss Erfolg haben. Doch im Jahr 1913 wirft der Krieg seine Schatten voraus und dann geschieht auch noch ein weiteres Unglück.

Marlene Averbeck schreibt leicht und unkompliziert, abwechselnd unter anderem aus der Perspektive von Thea, Hedi, Hedis Freundin der Schauspielerin Ella Winkler und Jacob Lichtenstein. So erhält der Hörer verschiedene Blickwinkel einer Geschichte, die dadurch sehr abwechslungsreich und ansprechend erzählt wird. Es fällt nicht schwer, zu den einzelnen Protagonisten, zu ihrer persönlichen Situation, einen Zugang zu entwickeln .
Sprecherin Sandra Voss hat eine sehr angenehme Stimme. Sie liest lebendig, gut betont und mitreißend. Dank ihr habe ich mich rasch in der Geschichte „verloren“.

Im Modehaus sind einige interessante Mitarbeiter beschäftigt: die talentierte Hedi, die doch so viel mehr sein könnte als ein Ladenmädchen, Thea, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und sehr an ihrer Familie hängt, Jacob, der mit seinen innovativen Vorstellungen unbedingt das Lichtenstein modernisieren möchten und Ludwig, dem ebenso am Erfolg des Lichtensteins gelegen ist, der aber konservativere Vorstellungen hat und deutlich dominanter auftritt als sein Bruder. Eine sehr spannende Personenkonstellation, die verschiedene Gesellschaftsschichten repräsentiert und so eine vielseitige Sichtweise aufzeigt. Mit einigen Figuren fiebert man sehr gerne und intensiv mit.

Aufregende Zeiten sind das. Im Lichtenstein selbst ist einiges los, Konflikte stehen an der Tagesordnung und dann kommt es auch noch zum Krieg. Ich habe es genossen, in die Geschichte einzutauchen und fühlte mich durchgehend gut und solide unterhalten. Wer von der englischen Serie „Mr.Selfridge“ angetan ist, wird dieses Szenario ebenso mögen. Ein angenehm leichtes, kurzweiliges Hörbuch für lange Handarbeitsabende oder ganz ruhige, gemütliche Stunden. Die Figuren habe ich liebgewonnen und möchte ihr Schicksal auch gerne in der Fortsetzung weiterverfolgen.

Bewertung vom 05.11.2020
Marigolds Töchter
Woolf, Julia

Marigolds Töchter


sehr gut

Ein Roman wie eine wärmende geblümte Sofadecke

„Was ist falsch am Jetzt?“

Marigold führt einen kleinen Lebensmittelladen in einem englischen Dorf, bei den Dorfbewohnern ist die ältere Frau sehr beliebt. Sie lebt mit ihrem Mann Dennis, ihrer Mutter Nan und Tochter Suze in einem Häuschen am Dorfrand. Als Tochter Daisys langjährige Beziehung mit dem Italiener Luca zerbricht, kehrt auch diese nach Hause in den Schoß der Familie zurück. Für so viele Bewohner ist das Haus eigentlich zu klein. Doch bald schon ist der beengte Platz nicht das einzige Problem. Marigold, auf die sich alle stets verlassen können, wird immer vergesslicher....

Julia Woolf schreibt klar und gut verständlich, der Roman liest sich flüssig. Durch die kurzen Sätze und die einfachen Satzstrukturen wirkt der Schreibstil schlicht, stellenweise fast naiv und einfältig. Dies passt recht gut, sowohl zu Marigolds einfacher, unkomplizierter Persönlichkeit als auch zu dem bodenständigen Dorf.

Im Mittelpunkt des Romans steht die liebenswerte, herzensgute Marigold, für ihre Familie und die Dorfgemeinschaft verlässlicher Fels in der Brandung. Sie ist durch ihr freundliches, positives Wesen bei allen beliebt. Dass ausgerechnet sie mit gesundheitlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, finden alle Beteiligten tragisch und ungerecht. Marigold ergänzt sich perfekt mit ihrem Ehemann Dennis, auch er ist ein unkomplizierter, positiver Charakter, der zufrieden in sich ruht und seine Frau über alles liebt. Probleme versucht er lieber zu verdrängen.
Mir hat Marigolds Mutter Nan sehr gut gefallen. Über ihr ewiges Genörgel, das sie eigentlich gar nicht so meint, und ihre sehr direkte Art musste ich mich oft amüsieren. Nans raues, harsches Verhalten nach außen steht im Widerspruch zu ihrem weichen inneren Kern. Nans Charakter finde ich glaubwürdig, mir sind auch im echten Leben schon ältere Damen ihres Kalibers begegnet. Im Gegensatz zu ihrer Großmutter bleiben Marigolds Töchter, vor allem Daisy, blass und langweilig. Dass bestimmte Charakterzuschreibungen ständig etwas plump wiederholt werden - so wird Suze mehrmals unverblümt als „egoistisch“ beschrieben - hat mich etwas gestört. Zum Glück schafft es Suze noch, alle zu überraschen.
Im Dorf leben zudem noch einige sehr spezielle, skurrile, aber auch klischeebeladene Charaktere, die Tratschtante Eileen zum Beispiel oder der gegen Maulwürfe kämpfende Commodore.

Gerade in schwierigen Zeiten, in denen uns gemeinsame Anstrengungen immer mehr entzweien, in denen Blockwartmentalität wieder weitverbreitet ist, Nachbarschaftshilfe mitunter mit Kontrolle der Regeleinhaltung gleichgesetzt wird und zum eigenen Schutz angeraten ist, sich selbst und die Mitmenschen als potentiell infektiös zu betrachten, ist Julia Woolfs Geschichte eine absolute Wohltat für die Seele. Ein ganzes Dorf hilft, rückt zusammen, versöhnt sich, konzentriert sich auf das Wesentliche, um einem Mitglied der Gemeinschaft zu helfen. Ein bisschen spießig zweifelsohne, aber genau die Art von Spießigkeit, nach der ich mich manchmal sehne, die altmodische geblümte Sofadecke, die angenehme Wärme verbreitet . Auch wenn die Handlung ein wenig kitschig anmutet, ist der Roman jetzt genau das Richtige. Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt, Solidarität das sind Werte, die immer goldrichtig sind und in schwierigen Situationen noch wichtiger werden.
Marigold hat zudem Recht, wenn sie immer wieder fragt: „Was ist falsch am Jetzt?“. Sorgen können wir uns immer machen, die Zukunft haben wir nicht in der Hand. Aber das Jetzt lässt sich in der Regel leichter schön gestalten und genießen, es ist real.
Ein trotz aller Traurigkeit zuversichtlicher, vielleicht etwas naiver und seichter, aber wunderschöner Roman, der uns daran erinnert, was eigentlich wichtig ist und was Nächstenliebe, Solidarität, Liebe und Zusammenhalt bewirken können.

Bewertung vom 02.11.2020
Die Jagd beginnt! / Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer Bd.1
Stronk, Cally

Die Jagd beginnt! / Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer Bd.1


sehr gut

Aufregendes, geheimnisvolles und rätselhaftes Erstlese-Krimiabenteuer

Die Zwillinge Marie und Lukas bekommen von Tante Gundula zum Geburtstag erst einen geheimnisvollen Brief und dann ein mysteriöses Paket, das sie sich vom Zoll am Flughafen abholen müssen. Doch schon am Flughafen versuchen zwei Gauner das Paket zu stehlen. Zum Glück können Marie und Lukas das aber noch rechtzeitig verhindern. Zu Hause wartet die nächste Überraschung: Im Paket befindet sich ein Koffer mit äußerst merkwürdigem Inhalt, einem verstaubter Hut, einem uraltem Fernglas und einer Straßenkarte. Was hat es mit diesen alten Sachen bloß auf sich?

Autorin Cally Stronk schreibt klar, gut verständlich und kindgemäß. Die recht kurzen Sätze erleichtern Kindern ab sieben Jahren, Zweitklässlern, das Lesen. Die Schrift ist der Übersichtlichkeit und besseren Lesbarkeit wegen etwas größer gedruckt. Sehr gelungen finden meine Kinder und ich die bunten ausdrucksstarken Illustrationen. Die ansprechenden, witzigen Bilder sorgen für Abwechslung und Lebendigkeit. Schön auch, dass die Hauptfiguren anfangs vorgestellt werden.
Ein großes Plus sind die Rätsel, die Leser werden direkt aufgefordert, kleine Rätselfragen zu lösen, um Marie und Lukas zu helfen. Diese sind allerdings für die selbstständigen Leser vermutlich etwas zu leicht und wenig herausfordernd, meine fünfjährige Tochter bewältigte sie problemlos. Zum Vorlesen ist die Geschichte für Kinder ab fünf Jahren geeignet.

Marie und Lukas sind neugierige, aufgeweckte und abenteuerlustige Kinder, in die sich die Leser und Zuhörer sofort hineinversetzen können und mit denen sie gleich mitfiebern. Mit Theodor Topf und Doris Deckel bekommen es die Zwillinge mit zwei sehr unterschiedlichen, etwas tollpatschigen Ganoven zu tun, die trotz ihrer bösen Absicht auch ganz schön komisch und unterhaltsam wirken. Ein sehr seltsames Pärchen.

Insgesamt eine spannende aufregende Jagd nach dem Koffer, die meinen Kindern (neun, sechs und fünf Jahre alt) Spaß gemacht hat. Der kleinsten Tochter haben es vor allem die Bilderrätsel sehr angetan, die sie mit Begeisterung gelöst hat. Das Ende hingegen hat uns nicht überzeugt. Hier wird schon auf eine Fortsetzung hingearbeitet, abgeschlossen ist das Buch leider nicht. Der Schluss wirkt im Gegenteil irgendwie unfertig und abrupt.
Ein motivierendes Erstlesebuch mit turbulenter, spannender Geschichte und abwechslungsreichen einfachen Rätseln, aber schwachem Ende.

Bewertung vom 02.11.2020
Das letzte Licht des Tages
Harmel, Kristin

Das letzte Licht des Tages


sehr gut

Packende, emotionale Geschichte mit etwas zu viel Dramatik

1940: Inès und Michel sind frisch verheiratet und leben auf Michels Weingut in der Champagne, gemeinsam mit dem Kellermeister Theo und dessen Frau Celine, die Inès freundlich, aber distanziert begegnet. Die junge Ehe verläuft nicht ohne Probleme, Inès fühlt sich nicht uneingeschränkt geliebt. Und als die Deutschen Frankreich besetzen, legt sich ein weiterer Schatten über aller Leben, Celine ist Halbjüdin und nun nicht mehr sicher. Michel unterstützt im Geheimen die Résistance und auch Inès muss sich für eine Seite entscheiden.
2019 reist die Amerikanerin Liz nach dem Scheitern ihrer Ehe mit ihrer Großmutter Edith in die Champagne. Edith hat eine besondere Verbindung zu der Gegend, das spürt Liz. Doch Edith schweigt beharrlich über die wahren Beweggründe, die sie zu dieser Reise veranlasst haben.

„Das Licht des Tages“ liest sich einfach, unkompliziert und flüssig. Kristin Harmels Schreibstil macht es dem Leser leicht, sofort einen Bezug zur Geschichte und den handelnden Personen aufzubauen. Abwechselnd wird die Perspektive von Inès und Celine während des Krieges geschildert und die von Liz im Jahre 2019. Diese derzeit populäre und übliche Erzählweise sorgt für Abwechslung. Die Kapitel lassen sich wie Einzelteile zu einem Ganzen zusammensetzen, das erst zum Schluss stimmig und komplett wird.
Das Cover mit dem Bild einer Weinrebe spielt auf den Ort des Geschehens, die Champagne an, den Beginn der einzelnen Kapitel ziert jeweils eine Traube. Für mich hätte es die kleinen Bilder allerdings nicht unbedingt gebraucht, sie wirken etwas kitschig. Auch der Klappentext ist meiner Ansicht nach nicht hundertprozentig gelungen, verrät er doch zuviel und lenkt so die Erwartungen der Leser recht stark.

Kristin Harmel erzählt hauptsächlich von den drei Frauen Celine, Inès und Liz. Während Liz und Celine fast blass und undeutlich erscheinen, wird Inès ganz klar und ausführlich gezeichnet. Sie ist eine sehr emotionale Frau, die sich nach Liebe und Anerkennung sehnt und die durch unglückliche Umstände in eine Situation getrieben wird, die nicht gut ausgehen kann. Inès macht Fehler, reagiert spontan und wird dabei von ihren Gefühlen bestimmt. Sie ist nicht perfekt, sondern menschlich und nahbar. Die Menschlichkeit, diese Ecken und Kanten hätte ich mir für die anderen Figuren auch gewünscht. Einige andere Charaktere sind schwer fassbar, wirken etwas verschwommen, undifferenziert oder zu schwarz-weiß.

Was für eine dramatische mitreißende Geschichte! Am Ende war ich ziemlich mitgenommen und schockiert von den Ereignissen. An manchen Stellen wirkte die Handlung allerdings fast etwas zu dramatisch, zu konstruiert. Zuviele Zufälle machen einige Aspekte doch etwas unglaubwürdig.
Nebenher wird wiederholt auch die Champagnerherstellung thematisiert. Informativ, aber mitunter etwas langatmig.
Kristin Harmel hat den Zwiespalt, die Zwickmühle, in die Menschen ganz unvermittelt geraten können, sehr anschaulich und eindringlich dargestellt. Manchmal ist es nicht immer so einfach und klar, wie es aussieht und kein Mensch kann so leicht aus seiner Haut und unabhängig von seinen Gefühlen agieren, das stellt die Autorin sehr ein- und nachdrücklich dar.
Ein emotionsgeladener Roman über Schuld, Liebe, verletzte Gefühle, Verrat und Schicksal, vielleicht etwas zu sehr auf Effekt und Sensation gemacht, aber durchaus unterhaltsam und packend.

Bewertung vom 30.10.2020
Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!
Greiner, Lena;Padtberg-Kruse, Carola

Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!


sehr gut

Lehreranekdoten von ziemlich komisch bis extrem merkwürdig - unterhaltsamer kleiner Lesesnack für zwischendurch

Wer kennt sie nicht die Geschichten über eine besondere und uns allen aus eigener Erfahrung gut bekannte Berufsgruppe, die Lehrer?
Die Autoren Lena Greiner und Carola Padberg riefen SPIEGEL-Leser auf, ihnen Anekdoten aus ihren Klassenzimmern zu schicken.
„Schule ist wie Sitcom“ schrieb daraufhin eine Schülerin und die eingesandten Storys beweisen eindeutig, dass sie Recht hat. „Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen, damit er dabei rauchen kann“ widmet sich verrückten Lehreraktionen, schrägen Aufgabenstellungen an Schüler, expliziten merkwürdigen Unterrichtsstunden, fiesen Lehrersprüchen, wichtigen Schulrechtsfragen, sehr individuellen Spleens von Pädagogen, der Charakterisierung besonderer Lehrertypen, Pech und Pannen im Unterricht, Null-Bock-Lehrern und anonymen geheimen Lehrergeständnissen.
Da erfährt man in flüssiger, flotter Erzählweise u.a. von einer kafkaverabscheuenden Deutschlehrerin, einem Religionslehrer, der sich mit Hilfe stinkender Schuhe Gehör verschaffen will, zahlengläubigen Lateinlehrern und Ultraschall-Störgeräuschsendern als Disziplinierungsmaßnahme.
Es wird dabei mehr als einmal deutlich: „Die Kontrolle - vor allem über sich selbst- eben nicht zu verlieren, ist die große Kunst des Lehrerberufs.“

Ziemlich absurd, bizarr, merkwürdig, skurril und befremdlich, was es da zu lesen gibt. Meist witzig - Humor ist ja immer auch ein bisschen Geschmacksache- manchmal zum Kopf schütteln, aber auch etwas nachdenklich stimmend.
„Lehrer sind großartiges Comedy-Material. Man kann sie so herrlich zu Klischees formen. Und sie haben eine enorme Gestaltungsfreiheit in ihrem Beruf, dass daraus manchmal sehr wundersame Persönlichkeiten erwachsen“ bringt es der Comedian und Ex-Lehrer Johannes Schröder auf den Punkt.

Eine unterhaltsame Sammlung an Anekdoten, nicht unbedingt am Stück zu lesen, sondern eher immer mal wieder zur Auflockerung zwischendurch zu genießen. Ein kleiner literarischer Snack für die Kaffeepause oder zur Verbesserung der Grundstimmung an anderen stillen, ruhigen Örtchen. Prädikat ziemlich komisch.

Bewertung vom 27.10.2020
Paula Prima und der Klassendieb
Bielefeldt, Regine

Paula Prima und der Klassendieb


ausgezeichnet

Mitreißender Kinderkrimi aus dem Alltag mit wichtiger Botschaft

Was ist nur los in der Waldschule? Zuerst verschwindet Mias Handy. Die ganze Schule sucht mit. Zwar finden Paula und ihre Freundinnen Sissi und Kim das Telefon wieder, am nächsten Tag sind allerdings die tollen Glitzerstifte, mit denen die Lehrerin Frau Plum immer die Krönchen unter die guten Arbeiten malt, wie vom Erdboden verschluckt. Paula, Kim, Sissi und ihr Mitschüler Oleg setzen alles daran, die Stifte wieder zu beschaffen und hoffen, den Dieb auf frischer Tat zu ertappen. Schließlich vermisst Oleg auch noch seinen Turnbeutel und es kommt zu einer richtigen Katastrophe....

Regine Bielefeld schreibt in Ich-Form aus Paulas Sicht kindgerecht, gut verständlich, lebendig und sehr unterhaltsam. Die kleinen Leser werden sofort „mitten rein“ in Paulas aufregendes Leben katapultiert.
Die Schrift ist ein wenig größer gedruckt, das erleichtert das Lesen. Zum Selberlesen ist die Geschichte für Kinder ab acht Jahre, zum Vorlesen für Kinder ab fünf, sechs Jahre geeignet. Florentine Prechtels individuelle, detaillierte Illustrationen lockern die Seiten ansprechend auf und motivieren zusätzlich. Vor allem der Lageplan der idyllischen Schule auf der Umschlaginnenseite hat mir und meinen jungen Mitlesern sehr gut gefallen. Wir konnten uns sehr gut vorstellen, wie es in der Waldschule aussieht und zugeht.

Paula Prima hat nicht nur einen positiven Namen, sie ist auch ein durch und durch positiver Mensch: Patent, tatkräftig, aufgeweckt, optimistisch, sie sprüht über vor Ideen. Für sie ist es wichtig, dass alles seine Ordnung hat, dass es gerecht zugeht. Daher kümmert sie sich gerne, versucht Diebstähle aufzuklären und Dinge ins Reine zu bringen. Paula ist sehr spontan und liebenswert kindlich-naiv, nicht alle ihre Pläne sind vollkommen durchdacht und gehen daher manchmal auch schief. Aber Paula lässt sich davon nicht entmutigen und macht einfach weiter. Sie ist ein sehr authentischer Charakter, in die sich die Leser sicher gut hineinversetzen können, eine prima Identifikationsfigur. Auch die anderen Kinder Kim, Sissi, Oleg und Co werden realistisch dargestellt, ebenso die Erwachsenen, Erzieher, Lehrer und Eltern.

Glitzerstifte verschwinden? Das scheint auf den ersten Blick kein besonders spektakuläres und interessantes Ereignis zu sein. Ist es aber. Regine Bielefeld ist es gelungen, einen vermeintlich einfachen und profanen Vorfall in einen richtig mitreißenden Krimi zu verwandeln.
Obwohl es in Paulas Leben ganz schön aufregend zugeht, lebt sie eigentlich einen ganz normalen Alltag, den viele Kinder ähnlich kennen. Der ist aber ziemlich packend und lebendig beschrieben. Alltag kann durchaus spannend und außergewöhnlichen sein, wenn man ihn durch die Augen der Kinder betrachtet. Die Geschichte ist dadurch ganz nah dran an den kleinen Lesern, an ihren Gedanken, ihren Gefühlen, ihren Sorgen.
Paula Prima hat eigentlich feste Ansichten, eine ganz klare Vorstellung, was richtig und falsch ist. Doch sie lernt. Sie lernt, dass manche Dinge nicht so einfach sind, wie sie zunächst scheinen, dass nicht alles nur schwarz und weiß ist und dass es sich lohnt, alles noch einmal zu hinterfragen, bevor man zu einem Urteil kommt. Und diese Botschaft vermittelt Regine Bielefeld nicht plump mit dem Holzhammer, sie hebt nicht den moralischen Zeigefinger, um sie zu verdeutlichen, sondern sie webt sie ganz subtil und empfindsam in ihre Geschichte ein. Das Ende überrascht, war meiner neunjährigen Tochter allerdings zu schnell erzählt, ihr einziger Kritikpunkt. Sie hätte einfach gern noch ein bisschen mehr von der Geschichte gehabt....
Für meine Kinder und mich ein wirklich besonderes, sensibles Kinderbuch über Freundschaft, Vorurteile, richtig und falsch, Täter und darüber, dass es immer gut ist, zweimal zu überlegen, bevor man zu einem Urteil kommt. Und nebenbei gibts einen sehr spannenden Detektivfall zu lösen. Wir werden die Truppe auch gerne bei ihrem neuesten Abenteuer begleite

Bewertung vom 20.10.2020
Ein Mord kommt selten allein - Provinzkrimi (MP3-Download)
Schendel, Katharina

Ein Mord kommt selten allein - Provinzkrimi (MP3-Download)


sehr gut

Kurzweiliger, humorvoller cosy Krimi mit kauzigen Figuren

Willkommen in Hummelstich! Einem hoffnungslos überaltertem Dorf mit zu wenig Taufen, viel zu vielen Beerdigungen und allerhand seltsamen, verschrobenen Bewohnern. Bei der Beerdigung von Henrietta von Eichhorn taucht im Ort überraschend die exzentrische Bea von Maarstein, eine gute Freundin der Verstorbenen, auf und behauptet, die Tote sei keines natürlichen Todes gestorben, sondern ermordet worden. Sie versucht, den Dorfpolizisten Sven Grüneis von ihrer Theorie zu überzeugen und setzt alles daran, Henriettas Mörder zu finden. Und leider, leider enthält der Titel des Hörbuchs viel Wahres: Ein Mord kommt selten allein.....

Katharina Schendel schreibt gut verständlich, lebendig und äußerst witzig. Besonders gut gefallen hat mir ein witzig-verspieltes Detail: in den Kapitelüberschriften ist immer die Nummerierung des Kapitels mit eingearbeitet, so lautet z.B. die Überschrift von Kapitel zwei „Zwei schräge Vögel“ und der Titel des dritten Kapitels „Drei mörderische Gedanken“.
Sprecherin Gabriele Blum hat hörbar viel Freude am Vorlesen, liest gut betont, abwechslungsreich, mitreißend und mit angenehmer Stimme. Ihr unterhaltsamer Vortrag macht Spaß und sorgte für einen schnellen, unkomplizierten Einstieg in die Geschichte.

Hummelstich ist wirklich ein besonderes Dorf mit vielen originellen, unkonventionellen, kauzigen und skurrilen Einwohnern. Da tummeln sich gruselige, lichtscheue und habgierige Bestatter, Ortsvorsteher mit Geschichts- und Geschichtenvorliebe, passionierte Gourmetfriseure, Wirtsleute mit Sinn für Geheimnisse, Arzt-Apotheker mit Spieltrieb und statistisch betrachtet eineinhalb Säuglinge und ein halber Polizist. Sehr sympathisch ist der halbe Polizist und Teilzeitlandwirt Sven Grüneis, der sich auf intensiver Brautschau befindet. Hauptsächlich bestimmt natürlich eine spezielle Person die Handlung entscheidend: die sehr exotische Bea von Maarstein mit ihrem tierischen Begleiter Dr. Jekyll und ihrem aufsehenerregenden Bücherbus, die in ihrem Leben schon so viel gesehen hat und ganz schön weit rumgekommen ist. Sie präsentiert sich leidenschaftlich und scharfsinnig. Wenn sie sich einmal festgebissen hat, wird man sie so schnell nicht wieder los. Ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Hobbydetektivin.

In Hummelstich geht es etwas anders zu als anderswo- vom häufigen Sterben abgesehen- meistens deutlich gemütlicher. Traditionen wie das Mopsrennen sind hier wichtiger Teil des gesellschaftlichen Lebens und werden noch ganz groß geschrieben. Mir machte es Spaß, Hummelstich, einen Besuch abzustatten, ich fühlte mich dort sofort wohl. Und natürlich interessierte es mich brennend, ob denn Henrietta wirklich ermordet wurde und wer der verantwortliche Täter ist. Ganz schön aufregend und spannend, was da alles an dunklen und weniger dunklen, aber trotzdem äußerst interessanten Geheimnissen der Dorfbewohner ans Licht kommt. Ein kurzweiliger, witziger Wohlfühlkrimi mit schrulligen originellen Figuren, Situationskomik und rätselhaftem Mordfall. Ich würde gerne noch einmal gedanklichen Kurzurlaub in Hummelstich machen und bin schon sehr neugierig auf die nächsten Leichen im und oberhalb des Kellers.

Bewertung vom 16.10.2020
Im Dschungel wird gewählt
Ribeiro, Larissa;Rodrigues, André;Desgualdo, Paula

Im Dschungel wird gewählt


ausgezeichnet

Demokratie kindgemäß, motivierend und sehr interessant vermittelt

Ziemlich unverschämt, was sich der Löwe da geleistet hat: Er hat doch tatsächlich den Fluss umgeleitet und sich direkt vor seiner Höhle ein Schwimmbad gebaut. Das ist zu viel, finden die Dschungelbewohner, sie beschließen mit vereinten Kräften gegen den Löwen vorzugehen. Doch eine gemeinsame Demonstration vor dem Schwimmbad des Löwen, lässt diesen völlig kalt. So einer darf nicht mehr König des Dschungel sein, da sind sich die Tiere schnell einig und entscheiden sich für die Wahl eines neuen Dschungelpräsidenten. Einige Kandidaten z.B. der Affe, die Schlange oder das Faultier möchten das Amt gerne übernehmen. Wie wird die Wahl wohl ausgehen?

Die brasilianischen Autoren André Rodrigues, Larissa Ribeiro, Paula Desgualdo und Pedro Markun schreiben klar, kindgemäß und gut verständlich. Einige, den Lesern nicht bekannte, Fremdwörter werden nachvollziehbar und treffend erklärt, im Anhang findet sich ein zusammenfassendes Glossar mit den wichtigsten Begriffen.
Sehr gelungen auch die Illustrationen: farbenprächtig, dekorativ, originell und motivierend.
Die Aufmachung des Bilderbuchs überzeugt ebenso. Das Buch wurde klimaneutral hergestellt, das Papier wirkt naturbelassen und unbeschichtet. Dadurch ist das Buch allerdings nicht besonders halt- und belastbar, die Kanten zeigen relativ bald Abnutzungserscheinungen. Die Geschichte ist für Kinder ab fünf Jahren geeignet, diese werden das Buch vermutlich nicht ganz so strapazieren wie jüngere Kinder. Aber auch ältere Kinder werden durchaus noch Spaß an der Geschichte haben, meine neunjährige Tochter hat die Handlung mit großem Interesse verfolgt und konnte den Ausgang der Wahl kaum erwarten.

Phantasievolle, besondere und ansprechende Figuren haben sich die Verfasser überlegt. Anschaulich wird gezeigt, dass die Tiere in diesem konkreten Fall ganz unterschiedliche, individuelle Interessen haben. Jedes Tier verfolgt ein anderes Ziel, eine andere Politik, eine andere Vorgehensweise. Die Leser können, wie Wähler, für sich entscheiden, welches Tier sie am überzeugendsten finden.

Was ist Demokratie? Wie funktionieren demokratische Wahlen? Was macht einen guten Präsidenten aus? Diese Themen sind zweifelsohne nicht besonders aufregend für Kinder. „Im Dschungel wird gewählt“ schafft es erstaunlicherweise trotzdem, bei Kindern für diese eher trockenen Themen Begeisterung zu wecken. Demokratie wird hier spannend und sehr konkret - fast wie ein Wahlkrimi für Kinder- aufbereitet. Meine Kinder haben alle mitgefiebert, wer denn nun letztendlich die Wahl gewinnt. Die Entstehungsgeschichte des Werks ist nicht alltäglich: In Workshops haben Kinder im Alter von vier bis elf Jahren in Brasilien Dschungeltiere gespielt und eine Wahl abgehalten. Diese Treffen dienten den Autoren als Anregung für dieses Buch. Ein Buch von Kindern inspiriert, für Kinder. Unterhaltsam, motivierend, packend und informativ. Alles andere als abstrakt und theoretisch, einfach sehr nah dran an der Zielgruppe. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Buch sinnvoll in der Grundschule und im Kindergarten eingesetzt werden und Kindern ein grundlegendes Verständnis von Demokratie vermitteln kann. Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 16.10.2020
Öffne den Koffer und spring hinein! / Strangeworlds Bd.1
Lapinski, L. D.

Öffne den Koffer und spring hinein! / Strangeworlds Bd.1


sehr gut

Magische Reisen in fremde Welten: phantasievolle, faszinierende Geschichte

„Orte, an denen sich die Magie sammelt, hat es in unserer Welt schon immer gegeben. Wenn man genau hinschaut, sieht man sie. (..) Und manchmal, nur manchmal entdeckt man die Magie in einem Geschäft“.

Flick zieht mit ihren Eltern und dem Babybruder Freddy aus der Stadt ins Grüne nach Little Wyverns. Bei einer ersten Erkundung des Ortes wird sie wie magisch von einem Laden angezogen, dem Reisebüro Strangeworlds. Als sie ihn betritt, fallen ihr sofort die Unmengen alter Koffer auf. Auch der Inhaber des Geschäfts Jonathan Mercator wirkt ungewöhnlich, nicht zuletzt weil er eigentlich noch ein Kind ist. Das Reisebüro vermittelt keine normalen Flugreisen oder Kreuzfahrten. Die Reisen, die man hier buchen kann, beginnen in einem Koffer und führen in magische Welten irgendwo ins Multiversum. Dass Flick nicht ohne Grund in den Laden gekommen ist, wird sie bald erfahren....

Zunächst sticht die außergewöhnlich schöne Aufmachung des Buchs ins Auge. Das Cover erinnert an einen alten Koffer, wie Aufkleber glänzen darauf kleine Bilder von exotischen Reisezielen. Die Seiten sind auf alt gemacht, scheinen schon etwas angegraut. Das passt alles ganz prima zur Geschichte. Auch der Sprachstil der Autorin hat mich überzeugt. Sie schreibt klar, gut verständlich, nicht modern, sondern zeitlos, erzählt einfach auf eine „schöne“ Weise. Diese Sprache schafft eine beeindruckende Atmosphäre.

Flick ist ein nettes Mädchen, das es nicht leicht hat. Bisher lebte Flick in einer beengten Wohnung in der Stadt, sie muss viel Verantwortung übernehmen, ihre Eltern im Haushalt unterstützen und sich oft um den kleinen Bruder kümmern. Mehr als verständlich, dass sie da manchmal gerne aus dem Alltag ausbrechen möchte, um Zeit und Ruhe für sich zu haben. Noch ahnt Flick nicht, dass sie über besondere Fähigkeiten verfügt. Damit muss sie noch umgehen lernen.
Anders Jonathan Mercator, eine sehr ungewöhnliche Figur, ein Kind noch, das zu schnell erwachsen werden musste, geprägt vom Verlust der Eltern und dem speziellen Umfeld, in dem es aufgewachsen ist. Ein sehr nachdenklicher, vielschichtiger und ernster Charakter.

Was für eine wundervolle phantastische Idee! Magische Welten, ein Multiversum, das man bereisen kann, indem man in Koffer steigt. L.D. Lapinski hat sich zweifelsohne ein bemerkenswertes Setting ausgedacht. Die Geschichte beginnt sehr stark, ohne Umschweife taucht der Leser in dieses atmosphärische Abenteuer ein.
Leider gelang es der Autorin nicht durchgehend, mich bei der Stange zu halten. Zwar haben mich so manche gehaltvolle, tiefsinnige Gespräche der Figuren im Mittelteil überzeugt, berührt und beeindruckt, trotzdem empfand ich einige Szenen als ziemlich langatmig und langweilig. Richtige Spannung kommt für mich erst zum Schluss auf. Am Ende bleiben einige offene Fragen und Rätsel stehen, die in der Fortsetzung hoffentlich noch thematisiert werden.
Ein einfallsreiches, interessantes besonderes und tiefgründiges Kinderbuch voller Magie und Phantasie für Jungen und Mädchen ab zehn Jahren, das aber nicht sein gesamtes Potential ausschöpft. Die Chancen stehen gut, dass das in der Fortsetzung noch geschehen wird.