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Lesendes Federvieh
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München
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Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 539 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2018
Die kleine Sommerküche am Meer / Floras Küche Bd.1
Colgan, Jenny

Die kleine Sommerküche am Meer / Floras Küche Bd.1


ausgezeichnet

Die junge Schottin Flora MacKenzie arbeitet im quirligen London in einer renommierten Anwaltskanzlei. Als sie wegen eines schwierigen Mandats zurück auf ihre Heimatinsel Mure zurückkehren muss, ist sie nicht sonderlich begeistert. Sie wohnt wieder bei ihrem Vater und ihren Brüdern auf dem Bauernhof und führt nebenbei den Haushalt. Die Öde hat sie eingeholt. Doch dann stößt sie auf die alten Rezepte ihrer verstorbenen Mutter und entdeckt eine neue Leidenschaft, das Kochen und Backen. Auch der Fall nimmt Fahrt auf und als ihr attraktiver Chef, für den sie heimlich schwärmt, auch auf die Insel kommt, begreift sie plötzlich einiges. Die Schönheit der Inselnatur, das Kochen und vor allen Dingen, ist das Londoner Leben wirklich so viel besser als hier?

Was für ein tolles Buch, ich habe es geradezu verschlungen. "Die kleine Sommerküche am Meer" ist fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Die Handlung um Flora, ihre Familie, das Inselleben und natürlich Joel ist super geschrieben und hat Hand und Fuß. Beim Lesen hatte ich die Geschichte wie einen Film vor Augen. Die Autorin beschreibt den krassen Gegensatz des geschäftigen, hektischen London zum beschaulichen Leben auf einer schottischen Insel. Dabei schildert sie die Insellandschaften so genau, dass ich direkt mitten auf Mure dabei war. Man spürt den Wind, hört die raue See und schmeckt die salzige Luft. Für mich genial, zumal ich ein großer Schottlandfan bin.

Alle ihre Charaktere sind etwas ganz Besonderes. Sie wirken lebensecht und absolut authentisch. Angefangen bei Flora selbst mit ihren zwiespältigen Gefühlen und Gedanken bis hin zu ihren eigenwilligen Brüdern. Der spritzige, angenehme Schreibstil der Autorin inklusive der lockeren Dialoge runden dieses sommerliche Lesevergnügen perfekt ab.

Ein besonderes Schmankerl sind die leckeren Rezepte am Ende des Buches.

Fazit: Ein Buch zum Wegträumen in die wunderschöne, raue schottische Inselwelt

Bewertung vom 29.07.2018
Post für den Mörder / Daphne und Francis Penrose Bd.1
Chatwin, Thomas

Post für den Mörder / Daphne und Francis Penrose Bd.1


sehr gut

Daphne Penrose arbeitet im beschaulichen Küstenstädtchen Fowey als Postbotin der Royal Mail. Jeder kennt sie und sie kennt jeden. Eines frühen Morgens wird die Idylle an Cornwalls Südküste jedoch gestört, als Daphne beobachtet, wie im Hafen eine Boje zu Wasser gelassen wird, als das Örtchen noch schläft. Später am Tag zieht ihr Mann Francis, der Leiter des Hafens, die Boje heraus und damit auch den leblosen Körper des Reeders Edward Hammett, der daran festgebunden ist. Spätestens als noch zwei weitere Leichen auftauchen, wird Daphne und Francis klar, dass der zuständige Chief Inspector den Mordfall nicht ohne ihre Hilfe lösen kann. Dabei wenden die beiden ihre ganz eigenen Methoden an und machen somit auch bald den Mörder auf sich aufmerksam.

"Post für den Mörder" verspricht dem Klappentext nach ein amüsanter Krimi mit einem verschlafenen Küstenstädtchen Cornwalls als Kulisse zu sein, was es auf den knapp dreihundert Seiten auch einhält. Wer allerdings einen spannenden Kriminalfall mit zahlreichen schnell aufeinander folgenden Wendungen erwartet, der wird hier enttäuscht. Vielmehr plätschert die Handlung ein wenig dahin, was aber der Personenkonstellation geschuldet ist. Im Mittelpunkt steht die knapp 50-jährige Daphne Penrose, die nach dem Weggang ihrer Tochter Jenna nach London in ihrer Tätigkeit als Postbotin eine neue Berufung gefunden hat. In Fowey, dem kleinen malerischen Städtchen an Cornwalls Südküste, ist sie somit keine Unbekannte und auch sie kennt jeden, was der neugierigen Daphne sehr zugute kommt, als sie sich in den Kopf gesetzt hat gemeinsam mit ihrem Ehemann Francis den Mordfall Hammett aufzuklären. Ihre Ermittlungsmethoden sind dabei alles andere als gewöhnlich, so beherrscht Daphne beispielsweise die Fähigkeit Lippen zu lesen, was in mehreren Situation sehr hilfreich ist, und weiß auch gut mit Menschen umzugehen und ihnen geschickt die Geheimnisse aus der Nase zu ziehen. Gepaart mit Scharfsinn und einer gehörigen Portion an Mut kommt sie dem Mörder dabei gefährlich näher. Die sich häufenden Beschreibungen von Fowey, den Einwohnern und der Landschaft, haben in mir mehrmals den Wunsch geweckt, direkt in das nächste Flugzeug zu steigen, um das beschauliche Küstenstädtchen mit eigenen Augen zu sehen. Als hätte Thomas Chatwin das geahnt oder gar beabsichtigt, findet sich auf den letzten Seiten eine Auflistung an Übernachtungsmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten. Besonders gut haben mir auch die einleitenden Zitate zu Beginn jedes Kapitels gefallen, wobei P. D. James mit seiner Äußerung in "Was gut und böse ist" eindeutig den Vogel abgeschossen hat: "Mörder pflegen sich normalerweise nicht anzumelden. Mord ist eine Todesart, bei der dem Opfer, ungeachtet der grauenvollen Erkenntnis in letzter Sekunde, die Schrecken und Ängste im Vorfeld gnädig erspart bleiben."

Der angenehm zu lesende Cornwall-Krimi "Post für den Mörder" sorgt für entspannte Lesestunden mit einer charmanten Postbotin als Ermittlerin, die sich durch keine Drohung aus der Spur bringen lässt.

Bewertung vom 29.07.2018
Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5
Hülsmann, Petra

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5


ausgezeichnet

Die 27-jährige Annika genießt ihr entspanntes Leben als Musik- und Erdkundelehrerin an der beliebten Schule im Hamburger Elbvorort. Doch dann wird sie gegen ihren Willen an eine Albtraumschule in ein Brennpunktviertel versetzt, weil dort akuter Lehrermangel herrscht. Schon bald landet sie auf dem harten Boden der Tatsachen und muss erkennen, dass nur ein Weg zurück an ihre alte Schule führt: Sie muss sich engagieren, damit ihr alter Rektor ihren Mehrwert für die Schule erkennt. Annikas Lösung: Gemeinsam mit ihrer neu gegründeten Musical-AG will sie einen Preis gewinnen. Leider entpuppen sich die Mitglieder jedoch schnell als vollkommen talentfrei und so muss Annika sich zähneknirschend an Tristan, ihre erste große Liebe und nun aufstrebender Theaterregisseur, wenden. Fortan spielt sich das Drama nicht mehr nur auf der Bühne ab.

Petra Hülsmann steht schon lange auf meiner Liste der Autoren, von denen ich unbedingt mal etwas lesen möchte, weil ich ausschließlich Gutes über sie und ihre Bücher gehrt habe. Mit "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" war es jetzt endlich soweit. Zu Beginn hat es mich recht stark an Fack ju Göhte erinnert, aber dann haben mich die einzelnen Charaktere mit ihrem bezaubernden Charme in ihren Bann gezogen und ich habe mit ihnen mitgefiebert, mitgelitten, habe den ein oder anderen Lachanfall bekommen und mir ging das Herz bei den kleinen Fortschritten von Annikas Schützlingen auf, die sich nach Liebe, Zuneigung und vor allem Anerkennung sehnen. War Annika anfangs jedes Mittel recht, um an ihre alte Schule zurückzukommen, so gerät ihr ursprünglicher Beweggrund für das Gründen der Musical-AG ziemlich schnell in den Hintergrund und sie hat sich gänzlich auf ihre Schüler und vor allem ihre Geschichten eingelassen. Als Leser amüsiert man sich dabei köstlich, denn jeder einzelner Schüler hat solch einen ausgeprägten, genialen Charakter und ist zugleich so liebenswert, dass man aus dem Grinsen gar nicht mehr rauskommt. Heaven-Tanita, die trotz ihres mangelnden Talents unbedingt Sängerin werden will und das bei jeder sich bietenden Gelegenheit lautstark zu demonstrieren weiß, Möchtegern-Macho Mesut, hinter dessen Rap-Texten und Bestreben nach mehr "Street Credibility" ein sensibles Kerlchen steckt oder Außenseiter Meikel, der lieber länger in der Schule bleibt, um nicht nach Hause zu müssen, sind nur drei Beispiele von vielen. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Vielfalt an Charakterzügen, ist es keine leichte Sache, ein Musical auf die Beine zu stellen, wofür Annika tatkräftig Hilfe in Form ihrer neuen Kollegen, aber auch ihrer großen - damals unerwiderten - Liebe Tristan und dem sympathischen Nachbarn Sebastian bekommt, in dessen Gegenwart ihr Herz zunehmend schneller zu klopfen beginnt. Manchmal hätte ich Annika am liebsten durchgeschüttelt noch so an ihrer Jugendliebe zu hängen, obwohl Sebastian in jeder Hinsicht der perfekte Partner für sie wäre, aber zugleich kann ich auch nachvollziehen, dass sie die Zeit braucht, um das Trauma ihrer Schulzeit endlich zu verarbeiten. Tatsächlich habe ich bis in die Morgenstunden hindurchgelesen und konnte mich erst von Annika und Co losreißen, als es draußen immer heller wurde. Wenn die anderen Bücher von Petra Hülsmann auch so gut sind, wovon ich fast ausgehe, dann gehört sie mit Sicherheit bald zu meinen Lieblingsautoren mit Gute-Laune-Garantie. Dieses hier hat auf jeden Fall schon Favoritenstatus 2018.

Als ich "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" wehmütig zugeklappt habe, war mein erster Gedanke "Ganz großes Kino!", denn durch den lebendigen Schreibstil mit den frischen, authentischen und absolut ehrlichen Protagonisten läuft automatisch ein Film vor dem inneren Auge ab.

Bewertung vom 29.07.2018
Azurblau für zwei
Sternberg, Emma

Azurblau für zwei


sehr gut

Isa hält in Berlin nichts mehr. Ihr Lebenspartner weg, Job weg und wenig Perspektiven dem Alleinsein zu entkommen. Da entdeckt sie durch Zufall in der Zeitung eine Annonce: "Ein Sommer auf Capri. Autorin sucht persönliche Assistentin für Recherche-und Lektoratsarbeiten ..." Isa entscheidet spontan und bewirbt sich. Und siehe da, sie bekommt die Stelle. Sie packt ihre Koffer und fliegt nach Capri. Dort trifft sie auf die 75-jährige glamouröse Mitzi, die ihre Memoiren schreiben möchte. Auf der herrlichen Insel findet Isa langsam wieder zu sich, das liegt ein Stückchen auch an dem attraktiven Carabinieri Luca...

Mit "Azurblau für zwei" konnte ich zusammen mit Isa eine unterhaltsame Lesereise nach Capri unternehmen. Emma Sternberg beschreibt diese wunderschöne Insel so bildhaft schön, dass ich mich wieder an viele Örtlichkeiten dort erinnern konnte. Auch den ganz besonderen italienischen Flair bringt sie ihren Lesern nahe. Kurzum, Capri ist die perfekte Kulisse für diesen wunderbaren Sommerroman.

Die Geschichte liest sich von Beginn an locker und fluffig, sie hat alles, um aus dem normalen Alltag abtauchen zu können. Isa und Mitzi sind ein geniales Gespann. Sie verhelfen sich gegenseitig zu mehr Lebensfreude und neuem Glück. Die Autorin hat die Handlung gewürzt mit einer ordentlichen Portion Romantik, Amore aber auch einer Prise Nachdenklichkeit.

Ihre Charaktere sind sympathisch und absolut ansprechend ausgearbeitet. Mein persönlicher Liebling ist hier ganz klar der alte Gärtner Massimo mit seiner erfrischenden italienischen Leichtigkeit und dem Herz am rechten Fleck.

Insgesamt hat Emma Sternberg mit "Azurblau für zwei" eine kurzweilige Lektüre geschrieben, die perfekt für schöne Lesestunden am Strand oder im Liegestuhl im Garten ist.

Fazit: Unterhaltsame Sommerlektüre mit italienischem Flair

Bewertung vom 22.07.2018
Sommer in Bloomsbury / Bloomsbury Bd.2
Darling, Annie

Sommer in Bloomsbury / Bloomsbury Bd.2


sehr gut

Verity Love arbeitet in einem kleinen Buchladen, in dem nur Romane mit Happy End angeboten werden. Zusammen mit ihrer eigenwilligen Katze bewohnt sie eine kleine Wohnung im Dachgeschoss. Sie ist ziemlich schüchtern und legt keinen großen Wert auf die Kommunikation mit anderen Menschen. Da passt es natürlich gar nicht, dass ihre Kollegen sie ständig verkuppeln wollen. So bleibt ihr nichts anderes übrig als Peter Hardy, einen imaginären Freund, zu erfinden. Als die Sache aufzufliegen droht, gibt sie einen gut aussehenden Fremden als Peter aus - und plötzlich wird ihr Leben grundlegend durcheinandergewirbelt...

"Sommer in Bloomsbury" ist ein schönes Wiedersehen mit alten Bekannten aus dem ersten Band, den ich noch unter dem Titel "Der kleine Laden der einsamen Herzen" gelesen habe. Er wurde umbenannt in "Der kleine Laden in Bloomsbury" und mit neuem Cover versehen, wobei mir die alte gestreifte Variante besser gefallen hat. Diesmal steht Verity, die scheue Mitarbeiterin von Posy Morlands Buchhandlung, im Mittelpunkt.

Die Geschichte von Very und Jonny hat mir gut gefallen, plätscherte angenehm dahin, bis dann zum Ende hin die Geschichte ordentlich an Fahrt aufnahm und sowohl Very als auch Jonny die Augen geöffnet wurden und die beiden im Hier und Jetzt gelandet sind. Trotzdem hätte ich es besser gefunden, wenn die Handlung schon ein paar Seiten früher in Turbulenzen geraten wäre, für mich waren einige Stellen etwas langatmig. Ein paar Familien- und Freundetreffen weniger hätten auch gereicht.

Dafür sind die Charaktere bestens mit all ihren Unzulänglichkeiten und Spleens ausgearbeitet. Ich konnte mit Very oftmals mitfühlen und spüren, wie sie mit sich kämpft ihren Kokon einzureißen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, fluffig und angenehm zu lesen. Annie Darling würzt ihre Handlung mit guten witzigen und spritzigen Dialogen. Auch die Anspielungen auf "Stolz und Vorurteil" haben mir als Jane Austen Fan super gefallen. Ebenso die Zitate daraus zu Beginn jeden neuen Kapitels.

Insgesamt gesehen ist "Sommer in Bloomsbury" eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch. Ich fand den ersten Band jedoch etwas besser und so vergebe ich diesmal gerade noch 4 Sterne.

Bewertung vom 21.07.2018
Der zauberhafte Trödelladen / Valerie Lane Bd.3
Inusa, Manuela

Der zauberhafte Trödelladen / Valerie Lane Bd.3


ausgezeichnet

Ruby ist die Besitzerin des kleinen Antiquitätenladens in der Valerie Lane. Doch im Gegensatz zu ihren Freundinnen, deren Geschäfte gut laufen, verirrt sich immer seltener ein Kunde in ihren Laden. Doch das ist nicht das einzige Problem, mit dem sie zu kämpfen hat. Ihr Vater wird immer sonderlicher und verlässt kaum noch die Wohnung. Und auch mit der Liebe ist es so eine Sache. Gut dass sie sich da auf ihre Freundinnen aus der Valerie Lane bedingungslos verlassen kann. So überlegt sie, ob sie nicht einen Neuanfang wagen soll - und das nicht nur beruflich...

"Der zauberhafte Trödelladen" ist der dritte Teil aus der Reihe um die ganz besondere Valerie Lane und ihre Ladenbesitzerinnen. Auch dieser Band gefällt mir wieder ausnehmend gut. Man fühlt sich als Leser sofort in die Valerie Lane hineinversetzt und trifft dort lieb gewonnene alte Bekannte.

Diese Geschichte, die sich diesmal um die Antiquitätenladenbesitzerin Ruby dreht, ist wieder zauberhaft geschrieben, voller Wärme und Harmonie. Ruby hat im Moment mit einem Wust von Hindernissen zu kämpfen, sie bemüht sich trotzdem immer wieder einen Ausweg zu finden. Dabei wird sie tatkräftig von ihren Freundinnen unterstützt. Das ist eine Lektüre, die gerade in unserer doch eher egoistischen Zeit, erholsam zu lesen ist. Dazu ist der angenehme, flüssige und witzige Schreibstil von Manuela Inusa genau richtig, um das Buch nicht aus der Hand legen zu können. Die Charaktere sind wie immer bis ins kleinste Detail super ausgearbeitet. Klasse.

Für mich sind die Bücher von Manuela Inusa ein Garant für absolutes Lesevergnügen, das ich ganz besonders Englandfans ans Herz legen möchte. Ich freue mich schon riesig auf "Das wunderbare Wollparadies". Was wohl Susan in diesem Band alles erleben wird?

Fazit: Klasse Lesereise zu Ruby und ihren Freundinnen in die Valerie Lane.

Bewertung vom 16.07.2018
Wo mein Herz dich findet
Taylor, Kathryn

Wo mein Herz dich findet


gut

Durch ein plötzlich hereinbrechendes Unwetter und eine Motorpanne sieht sich die junge Cara gezwungen, in einer einsamen Gegend Unterschlupf zu suchen. Mit deutlich spürbarem Widerwillen bittet Liam sie ins Haus, was Caras Neugier nur umso mehr anfacht. Sie kann sich einfach nicht erklären, wieso der attraktive Mann freiwillig die Einsamkeit sucht und sie zudem noch anfleht, niemandem von seiner Anwesenheit zu erzählen. Dabei erkennt sie schnell, dass die raue Schale nur Fassade ist, um das verletzliche Herz des Außenseiters zu schützen, in den sie sich leidenschaftlich verliebt. Allerdings droht ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit dem gemeinsamen Glück keine Zukunft zu geben.

Kathryn Taylors Name war gefühlt in aller Munde, als ihre hochgelobte Daringham-Hall-Saga den Buchmarkt stürmte, weshalb ich nun natürlich umso neugieriger darauf war, mit "Wo mein Herz dich findet" endlich selbst ein Buch der Autorin zu lesen. Leider konnten mich weder die Charaktere noch die Handlung geschweige denn der Schreibstil überzeugen, weshalb ich diesem Buch drei Sterne mit Tendenz nach unten gebe. Dabei hatte es noch so gut angefangen. Cara wirkte wie eine starke junge Frau, die sich von einem scheinbaren Waldschrat nicht abschrecken lässt und bei einem ordentlichen Regenerguss Zuflucht in seiner Waldhütte sucht. Von da an ging es allerdings steil bergab. Selten habe ich eine Geschichte erlebt, die so dermaßen vorhersehbar ist, nicht zuletzt durch die doch sehr expliziten Andeutungen. Dadurch verloren die ach so spannenden Wendungen schnell an Reiz und erinnerten vielmehr an ein Echo anderer Erzählungen. Während des Lesens drängte sich mir ein ums andere Mal der Vergleich mit den strahlenden Familien in den Hochglanzzeitschriften auf, denn die Hauptfiguren und deren Handlungen werden meinem subjektiven Empfinden nach sehr idealisiert und stellenweise richtiggehend schnulzig dargestellt. Hatte ich Charaktere erwartet, so werden hier nur Stereotypen geboten. Mehrmals habe ich mich sogar dabei ertappt, wie ich viel mehr mit den Nebencharakteren und deren Storyline mitgefiebert habe, weil diese deutlich mehr Ecken und Kanten aufweisen und Sympathie versprühen, was ihnen und somit der gesamten Geschichte wenigstens ein bisschen Authentizität verschafft. Generell scheint alles viel zu reibungslos zu verlaufen und falls wider Erwarten doch eine kleine Komplikation auftreten sollte, dann löst sie sich in Windeseile wie von selbst auf. So sind Vater und Sohn beispielsweise seit Jahren zerstritten und sprechen kein Wort miteinander, doch nach nicht einmal fünf Minuten im gleichen Raum haben sich die beiden wieder versöhnt und der kranke Vater ist fest entschlossen, endlich die Therapie anzutreten. Bei einer solch unrealistischen Szene kann man gerade noch die Augen zudrücken, doch wenn sich jene Harmonie wie ein roter Faden durch die Erzählung zieht und - wie um den Gipfel der Kitschigkeit nochmal zu krönen - in ein märchenhaftes Ende mit zwei Hochzeiten und einem Baby mündet? Dann ist selbst meine Geduld erschöpft.

"Wo mein Herz dich findet" war für mich trotz vielversprechender Grundszenerie und dem Schauplatz Irland leider eine Enttäuschung auf ganzer Linie, denn weder die Handlung noch die stereotypen Protagonisten konnten mich überzeugen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2018
Vielleicht ist es ja Liebe
Vareille, Marie

Vielleicht ist es ja Liebe


sehr gut

Als ihr langjähriger Freund Quentin Isabelle einen Heiratsantrag macht, bekommt sie Panik, er wolle Kinder bekommen, was für Isabelle ein absolutes No-Go ist und so erklärt sie die Beziehung kurzerhand für beendet. Doch damit gehen ihre Probleme erst richtig los. Auf dem Konto der Schauspielerin herrscht gähnende Leere, weshalb sie nach einigem Hin und Her doch das Rollenangebot einer Youtuberin annimmt, die sie dazu beauftragt ihren Vater zu verführen, um so die bevorstehende Hochzeit mit ihrer Stiefmutter in spe zu verhindern. Als angebliche Nanny reist Isabelle nun mit Familie Kozlowski in den Sommerurlaub am Comer See - ausgerechnet sie, die Kinder eigentlich nicht leiden kann. Somit sind jede Menge Komplikationen vorprogrammiert.

"Vielleicht ist es ja Liebe" wird als die perfekte Sommerlektüre beworben, was sie auch ist, jedoch in anderer Art wie ich es erwartet hatte. Der Einstieg fiel mir zugegebenermaßen nämlich alles andere als leicht. Die Charaktere empfand ich als stark überzeichnet, vor allem die Protagonistin Isabelle ist der Inbegriff einer verkrachten Schauspielerin. Da sie keine Kinder haben will, hat sie kurzerhand den Heiratsantrag ihres Freundes abgelehnt und aus Geldnöten den Auftrag der 17-Jährigen Youtuberin Ariana angenommen. Unter dem Vorwand die Ersatznanny zu sein, soll sie für einen Lohn von 10.000 Euro mit der Familie in den Urlaub fahren und dort die Hochzeit von Arianas Vater verhindern. Als nicht gerade kinderlieber Mensch sind Katastrophen da natürlich vorprogrammiert, zumal die drei Kinder alle recht eigen sind und den Selbstmord ihrer Mutter auch nach fünf Jahren verständlicherweise noch nicht verdaut haben. Soweit zum Grundszenario. Klingt schräg und das ist es auch. Aber die Geschichte ist zugleich ungemein berührend, weil Isabelle trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer schroffen, direkten Art die gesamte Familie aufmischt und den Kindern ordentlich Abwechslung bietet. Besonders die Szenen des kleinen, nicht mehr unterdrückbaren Schmunzelns haben mir gefallen. Ehe ich mich versah, hat sich die nach außen hin sehr schräge und anfangs ziemlich unverschämte Isabelle, in mein Herz eingeschlichen. Ein weiterer Pluspunkt er Geschichte ist deren Unvorhersehbarkeit. Selten hat mich ein Buch dieses Genres so häufig überrascht. Deshalb war ich umso enttäuschter, als ich die letzten Seiten erreicht hatte, zumal der im Zeitraffer erzählende Epilog abschließend genial ist und perfekt die Quintessenz des Buches widerspiegelt.

"Vielleicht ist es ja Liebe" wird definitiv nicht das letzte Buch sein, das ich von Marie Vareille gelesen habe, denn es beeindruckt mit sehr eigenwilligen Charakteren sowie einem skurril anmutenden Grundszenario und bereitet jede Menge Lesefreude.

Bewertung vom 01.07.2018
Final Girls
Sager, Riley

Final Girls


sehr gut

Quincy Carpenter ist die einzige Überlebende des Massakers auf einer Party in Pine Cottage, während ihre Freunde dort brutal abgeschlachtet wurden. Die Erinnerung an jenes fürchterliche Ereignis hat sie komplett verdrängt und sich mühsam ein normales Leben aufgebaut. Samantha Boyd und Lisa Milner hat ein ähnliches Schicksal ereilt, was für die Medien ein gefundenes Fressen ist, um die drei überlebenden Frauen als "Final Girls" bekannt zu machen. Doch dann wird ausgerechnet Lisa tot aufgefunden, die vielen Freuen neue Hoffnung gegeben hat. Sah es zunächst nach Selbstmord aus, wird schon bald offenkundig, dass sie ermordet wurde. Der Horror von damals ist noch nicht vorbei, denn jemand scheint Angefangenes beenden zu wollen.

"Final Girls" ist mir unter den Neuerscheinungen sofort aufgefallen, zum einen wegen dem geheimnisvoll weiß schimmernden Schriftzug auf tiefschwarzem Hintergrund, zum anderen weckte der Klappentext meine Neugier. Es bedurfte nur weniger Worte und schon spürte ich einen Hauch von Gänsehaut, als ich gemeinsam mit Quincy in ihrem blutbeschmierten Kleid durch den Wald rannte, um dem Mörder zu entkommen, der für den Tod ihrer Freunde verantwortlich war. Dann ein harter Cut. In der nächsten Szene, die sich zunächst wie eine Atempause anfühlt, beobachtet man Quincy knapp zehn Jahre später, wie sie in ihrer Küche steht, Leckereien für ihren Backblog zaubert und mit ihrem Freund Jeff telefoniert. Der Kontrast zwischen der albtraumgleichen Episode und jenem Friede-Freude-Eierkuchen Szenario könnte größer nicht sein und doch handelt es sich um ein und dieselbe Person. Quincy scheint die schrecklichen Ereignisse von damals überwunden zu haben, allerdings wird schon bald deutlich, dass das an ihrer Amnesie liegt, die sie das Grauen hat vergessen lassen. Dennoch konnte ich einfach nicht glauben, dass das Massaker so spurlos an ihr vorbeigegangen sein kann. Es sollte jedoch noch einige Seiten, einen Mord und das Auftauchen einer weiteren Massenmord-Überlebenden dauern, bis Quincys spiegelglatte Fassade Risse bekommt und die Ereignisse langsam zurück an die Oberfläche dringen. Denn es ist wichtig sich zu erinnern, denn jemand scheint das Angefangene beenden zu wollen - und dafür müssen die Final Girls sterben und somit auch Quincy. Erzähltechnisch eignet sich zum Spannungsaufbau kein anderes Mittel so gut wie die Rückblenden, die hier geschickt in die Handlung eingebettet sind. So erfährt der Leser noch vor Quincy Stück für Stück, was damals passiert ist, doch genau darin liegt auch die Heimtücke der Geschichte. Bereitwillig schluckt man den ausgelegten Köder und folgt einer falschen Fährte nach der anderen, weshalb man vom unvorhergesehenen Ende eiskalt überrascht wird. Das einzige, was mich an der Erzählung stellenweise gestört hat, war die Hauptprotagonistin Quincy selbst, weil ich manchmal Schwierigkeiten hatte, ihre Gedanken und Motive nachzuvollziehen.

"Final Girls" bleibt bis zum bitteren Ende spannend und lockt den Leser zuvor mehrmals geschickt auf eine falsche Fährte.