Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
seschat
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 909 Bewertungen
Bewertung vom 19.05.2019
Gala Éluard
Kulin, Katja

Gala Éluard


ausgezeichnet

Gala Éluard (1894-1982) ist weithin als Muse des surrealistischen Künstlers Salvador Dalí, der sie in unzähligen Bildern verewigte, bekannt. Doch Gala war mehr als das schöne Anhängsel des großen Maestro. Die aus Russland stammende Jelena Dmitrijewna Djakonowa wuchs in einfachen Verhältnissen auf und liebte die schönen Künste. Während eines Kuraufenthalts in Clavadel lernt sie 1913 den ebenfalls lungenkranken Paul Éluard ihren späteren ersten Ehemann kennen. Beide kommen trotz des aufziehenden Ersten Weltkriegs und Widerstände der Eltern bald zusammen. Auch beruflich harmonieren sie wunderbar miteinander, gemeinsam arbeiten sie an seiner Zweitkarriere als Lyriker. Später lernt sie durch ihn dann den deutschen Dadaisten Max Ernst kennen und lieben - ein Zustand den Paul anfangs goutiert. Doch mit der Zeit leben sich Paul und Gala trotz der Tochter Cécile, die bei den Großeltern aufwächst, auseinander. Nach einen abermaligen Versuch, die offene Ehe zu retten, fällt ihr Augenmerk auf den katalanischen Ausnahmekünstler Salvador Dalí. Für beide ist es die große Liebe. Der scheue Verrückte aus Spanien wird zu ihrem Projekt und zweiten Ehemann. Sie inspiriert ihn und managt zudem alles Geschäftliche, wozu er keine Lust hat. Lange Zeit sind sie ein eingespieltes Team, weil beide im jeweils anderen einen Seelenverwandten entdecken. Ob in Spanien, Amerika oder Frankreich, überall gibt es Dalí und Gala fortan nur im Doppelpack. Doch die ewige Show und Dalís öffentliche Verrücktheiten und Schaffensdrang reichen ihr irgendwann nicht mehr und man lebt nebenher bzw. Gala zieht sich mehr und mehr ins Private zurück.

Katja Kulins biografischer Roman las sich ausgesprochen spannend und leichtfüßig. Obschon die Autorin nicht chronologisch erzählt, sondern zwischen den interessantes Lebensphasen von Gala hin und her springt, ist das 221-seitige Werk recht aufschlussreich; auch weil Kulin hinter die Fassade von Dalís Muse schaut, auf persönliche Wunden eingeht und die zeithistorisch prägenden Ereignisse (Weltkrige, Spanischer Bürgerkrieg) miteinbezieht. Gala war eine starke, emanzipierte Frau in Zeiten des spanischen Machismo & Co. Kein Wunder, dass sie deshalb auch als Hexe galt, gerade weil sie wechselnde Beziehungen unterhielt und sich extravagante Mode etc. leisten konnte. Dass sie eine große Kunstfördererin mit eigenen geheimen Ambitionen war, wollte niemand sehen. In ihr Innerstes ließ sie zeitlebens nie wirklich jemanden blicken. Eine Ausnahme stellen hierbei die 2001 entdeckten unveröffentlichten Aufzeichnungen von Gala dar, welche Kulin mit in den Roman einfließen ließ. Weiterhin nutzte die Autorin Galas vielfach erhaltenen Briefverkehr als Quelle für ihre luzide und gleichermaßen effektvolle Darstellung. Anders als ihre berühmten Lebensgefährten wollte sie nie selbst berühmt werden bzw. scheiterte an den eigenen hohen Ansprüchen. Kurzum, Gala polarisierte und polarisiert immer noch. Letzteres fängt das Cover, welches Gala mit dem typischen Dalíbart zeigt, sehr treffend ein. Zudem kann sich der Leser mithilfe der im Buch enthaltenen Fotos ein gutes Bild von Gala machen.

FAZIT
Eine Biografie, die versucht Gala Éluards Wirken und Denken auf kurzweilige Weise gerecht zu werden, was Kulin sehr überzeugend gelungen ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.05.2019
Gebrauchsanweisung fürs Laufen
Schmidt, Jochen

Gebrauchsanweisung fürs Laufen


ausgezeichnet

Autor und Journalist Jochen Schmidt (*1970) hat sich in seinem Buch "Gebrauchsanweisung fürs Laufen" seine ganz eigenen Gedanken zum Thema Laufen und Laufsport gemacht. Herausgekommen ist dabei ein persönliches und zugleich faktenreiches Werk. Ausgehend von der eigenen Läufervita beschreibt Schmidt die Licht- und Schattenseiten dieses Breitensports. Ob Schuhwahl, die Übermacht der kenianischen Marathonläufer, die richtige Lauftechnik oder Besuche bei Fachärzten, der Autor lässt nichts unerwähnt. Ganz nebenbei erfährt der Leser auf diese Weise, dass der Laufsport aus dem antiken Griechenland stammt, Jogging in den 1960ern entstanden ist und es durchaus reizvoll sein kann, sich eine unbekannte Stadt zu erlaufen.

Als aktive Hobbyläuferin fand ich Schmidts Sachbuch nicht nur sehr inspirierend, sondern auch aus historischer Sicht sehr interessant. Denn wer sich bisher nur wenig mit der Läuferszene beschäftigt hat, kann mithilfe des Buchs bald mitreden. Zudem will der Autor mit seinem Buch weder belehren noch mit Siegen oder Leistungen beeindrucken, was ihn sehr sympathisch macht.

Bewertung vom 04.05.2019
Oliven zum Frühstück
Casell, Pia

Oliven zum Frühstück


ausgezeichnet

INHALT
Lisa Stadlers lang gehegter Traum wird endlich wahr. Für zwei Wochen darf die promovierte Archäologin in Roussolakos auf Kreta eine Ausgrabung leiten. Hier im verschlafenen Dorf nahe Palekastro soll sich eine minoische Palastanlage befinden. Doch sie hat nicht mit dem sturen, aber attraktiven Olivenbauern Charis gerechnet, der sein Land keineswegs für wissenschaftliche Zwecke hergeben will. Als dann auch noch der Sponsor aufgrund ausbleibender Funde kurzfristig abspringt, gerät Lisas Leben gehörig ins Wanken...

MEINUNG
Pia Casells Debütroman vermochte mich ab der ersten Seite zu begeistern. Das lag einerseits an der willensstarken Hauptprotagonistin und ihrer archäologischen Leidenschaft sowie andererseits am zauberhaften Handlungsort Kreta.

Mittdreißigerin Lisa Stadler ist eine starke, überkorrekte Person, die für ihr Fach, die klassische Archäologie, hundert Prozent brennt, aber privat kein Fettnäpfchen auslässt und noch dazu nur schwer abschalten kann. Mir war sie von Beginn an sympathisch, weil ich selbst studierte Archäologin bin, ihre Faszination für Kreta und Sprachen teile und dadurch sehr gut mit ihr mitfühlen kann. Charis ist der Gegenpol zu ihrer hektischen, wissbegierigen Natur. Der gut aussehende Olivenbauer liebt das Inselleben und möchte das alles so bleibt, wie es ist. D.h., er will unbedingt verhindern, dass die starrköpfige deutsche Archäologin in seinem Olivenhain gräbt und damit Medien und Touristen anlockt. Blöd nur, dass entgegen der täglichen Zwistigkeiten beide einander bewundern und es bald schon um mehr als den verborgenen minoischen Palast gehen wird. So viel sei verraten, allein schon ihre süffisanten Wortgefechte und Lisas ungewollte Showeinlagen sind einen Lektüre wert. Abgesehen von den beiden Streithähnen bildet Charis Familie mit Großmutter, Schwestern, Tanten usw. eine wirklich herzliche Gemeinschaft, wie man sie heute in Deutschland nur noch selten findet. Keiner missgönnt einen etwas, im Gegenteil man unterstützt einander, kocht gemeinsam und nimmt einfach Anteil am Leben des Anderen. Neben dieser Komponenten fürs Herz gibt es auch Einiges für den Verstand. Die Exkurse zur Geschichte Kretas sowie die archäologischen Schilderungen ergänzen den Roman auf wunderbar stimmige Weise. Wer einmal auf einer Grabung gewesen ist oder selbst Archäologie studiert hat, wird sich schnell wiederfinden. Auch die Schattenseiten des Business, wie Antikenhandel, Mobbing und Kampf um finanzielle Mittel, werden nicht verschwiegen. Darüber hinaus gibt es den Ort der Handlung wirklich, so dass der geneigte Leser diesen bei der nächsten Kretareise einmal besuchen kann.

Pia Casells locker-leichter Erzählstil traf vollkommen meinen Geschmack. Ihr Humor und ihre Begeisterung für Land und Leute sprachen aus jeder Zeile. Ich habe mich herrlich über Lisa amüsiert, aber gleichzeitig auch mit ihr mitgelitten, als sie auf einmal alles verloren zu haben schien. Zudem mochte ich es, wie spielerisch sie neugriechische Sätze und Wörter mit in den Text einfließen ließ.

FAZIT
Endlich mal wieder ein belletristischer Roman, der mich von Anfang bis Ende bestens unterhalten hat und nebenbei gehörig Fernweh entfachte.

Bewertung vom 01.05.2019
Die psychotische Gesellschaft
Schirach, Ariadne von

Die psychotische Gesellschaft


gut

Der Buchtitel hat mich neugierig auf das neueste Werk der Autorin gemacht. Zudem mochte ich Ariadne von Schirachs Buch "Ich und du und Müllers Kuh" sehr. Ihre gesellschaftskritischen Töne und intelligenten Studien sind einfach immer eine Lektüre wert.

In "Die psychotische Gesellschaft" dreht sich alles um unsere moderne Gesellschaft, die es verlernt zu haben scheint, auf sich selbst und die Umwelt zu hören. Mehr noch man funktioniert im Räderwerk des Kapitalismus einfach mit, verkauft sich durch Bilder auf Instagram meistbietend oder flüchtet ins Spirituelle, um sich nur nicht mit der Wirklichkeit auseinandersetzen zu müssen. Es ist einfach nur bedenklich, wenn keiner mehr an die Grundwerte des menschlichen Miteinanders und die Zukunft denkt. Getreu dem Motto: Erst komme ich und dann lange nichts. "Hyperrealität" und die "Ökonomisierung aller Lebensbereiche" entfremden den Menschen immer mehr von sich selbst. Ariadne von Schirach wagt mit ihrem Buch die Rolle rückwarts und plädiert für mehr Empathie, Umweltbewusstsein und Liebe.

Wenngleich ich Schirachs Thema hochinteressant fand, so hat mich doch ihre kleinteilige sowie faktenreiche Erzählweise mehr als einmal herausgefordert. Philosophische Denkmodelle von Platon bis Nietzsche wurden en passant mit eingeflochten, welche vom Leser stets die volle Aufmerksamkeit verlangten. Die eingeschobenen Fallbeispiele stellten hingegen wohltuende Inseln dar, die allzu theoretische Erklärungen wunderbar greifbar werden ließen. Die angeführten Erkenntnisse und Ideen waren durchweg spannend, wurden aber leider mit zu viel „Wissenswertem“ überfrachtet. Deshalb musste ich zum Nachdenken oder Innenhalten das Buch oftmals beiseitelegen. Zur schnellen, gar flüssigen Lektüre eignet sich das vorliegende Buch also nicht.

FAZIT
Ein interessantes Sachbuch für Akademiker und Philosophen, aber weniger für jedermann.

Bewertung vom 28.04.2019
Sommertage auf Capri (eBook, ePUB)
Gregorio, Roberta

Sommertage auf Capri (eBook, ePUB)


sehr gut

INHALT
Mittzwanzigerin Velia hat das ständige Pendeln zwischen ihrer Heimat Neapel und München satt. Ihr deutscher Langzeitfreund Niklas führt einen Hof und macht keine Anstalten etwas an ihrer Fernbeziehung ändern zu wollen. Da kommt Velia die Bitte von Tante Franca, für einen Sommer in einer Schusterei auf Capri auszuhelfen, gerade recht. Hier kann sie in Ruhe über ihre Lebenspläne nachdenken.

MEINUNG
Roberta Gregorios beschauliche Liebesgeschichte kommt leichtfüßig und sehr romantisch daher. Obschon die Story vorhersehbar ist, wird sie doch sehr stimmungsvoll, ruhig und emotional erzählt. Noch dazu spielt die Geschichte auf der malerischen Mittelmeerinsel Capri im Golf von Neapel (s. Cover). Also beste Voraussetzungen fürs Dolcefarniente und Amore, möchte man meinen. Und so kommt es auch. Hauptprotagonistin Velia lässt sich von der Insel und dem einfühlsamen Schuster Ennio verzaubern. Bootstouren, gutes Essen und echtes Handwerk prägen ihren Alltag. Ein Hauch von Dramatik wird einzig durch die Beziehungskrise mit Niklas geschaffen. Velia steht auf einmal zwischen zwei Männern und Leben und muss sich entscheiden. Aber nicht nur in Velias Leben, sondern auch in dem der sympathischen Nebencharaktere kündigen sich Veränderungen an. Besonders das Zusammengehörigkeitsgefühl auf Capri und natürlich das Flair haben mich beeindrucken können. Nur der allzu schnell herbeigeführte Schluss wollte nicht so ganz zur Handlung passen.

FAZIT
Die perfekte Urlaubslektüre für Frauen. Tipp: Einfach aufschlagen und wegträumen.

Bewertung vom 22.04.2019
Horizont und Hängematte
Mahrenholtz, Katharina;Parisi, Dawn

Horizont und Hängematte


ausgezeichnet

Fremd- bzw. Lehnwörter bereichern die deutsche Sprache, machen gar ein Fünftel des Wortschatzes aus. Nichtsdestotrotz gelangen Muttersprachler wie Deutschlerner all zu häufig ins Grübeln, wenn es um die Bedeutung und die sprachgeschichtliche Herleitung/Herkunft der sog. eingewanderten Wörter geht. Katharina Mahrenholtz' neuestes Buch macht Schluss mit der ewigen Raterei bzw. Sprachlosigkeit. Auf 160 Buchseiten beschäftigt sie sich kurzweilig mit 100 eingewanderten Wörtern. Spannend und mit viel Humor stößt sie dabei auf allerlei interessante Wortgeschichten, die zeigen, dass die deutsche Sprache alles andere als staubtrocken ist. Sprachpuristen können sich freuen, aber auch die interessierte Leserschaft wird auf einige überraschende (Wort-)Entdeckungen stoßen. Die kleine "Sprachreise" entführt den Leser in die weite Welt. Aus Frankreich, Samoa, Griechenland, Indien usw. kommen die beschriebenen Wortbeispiele. Dieser etymologische Aspekt hat mir neben der humorigen Buchgestaltung am meisten gefallen. Ob Adieu, Mantra, Ananas oder Pseudonym, nach der Lektüre wird man auf jeden Fall mehr über die Wörter wissen als zuvor. Dementsprechend ist "Horizont und Hängematte - Verliebt in 100 eingewanderte Wörter" der würdige Nachfolger des im Vorjahr erschienenen Buchs "Luftikus und Tausendsassa - Verliebt in 100 vergessene Wörter" aus Mahrenholtz' und Parisis Feder.

FAZIT
Lesenswertes Sachbuch, das mit pointiert-leichter Erzählweise und stimmig-witziger Illustration aufwartet. Spannendes Sprachwissen für jedermann

Bewertung vom 21.04.2019
Roger Federer
Stauffer, René

Roger Federer


ausgezeichnet

Der Schweizer Roger Federer (*1981) dominiert die internationale Tennisszene wie kein Zweiter. Der 20-fache Grand-Slam-Sieger ist mit seinen 37 Jahren eine Ausnahmeerscheinung im sog. Weißen Sport. Seine elegante wie trickreiche Spielweise in Kombination mit seinem ehrlichen und bescheidenen Auftreten machen ihn einzigartig und zur perfekten Werbeikone.

Der Sportredakteur und Federer-Kenner der ersten Stunde René Stauffer hat über den Ausnahmeathleten nun eine Biografie geschrieben, die Fans und Laien gleichermaßen zu begeistern weiß. Hat man erst einmal die ersten 80 Seiten überstanden, in denen Federers erstaunliches Comeback von 2017 behandelt wird und die sich im Ganzen etwas zäh lesen, wird man mit einer umfangreichen Einschätzung über den Sportler und Menschen Roger Federer belohnt. Er wächst in einem tennisaffinen Umfeld auf, das früh sein Talent entdeckt und fördert. Zuerst spielte er noch Fußball und Tennis parallel, entschied sich aber im Laufe der Zeit für Tennis und besuchte fortan das nationale Leistungszentrum von Swiss Tennis. Hier bekommt er das nötige Rüstzeug für seine spätere Erfolgskarriere. Anfangs hatte er noch nicht seine Emotionen im Griff und verlor einige Partien gegen ältere, erfahrenere Spieler. Doch dies sollte sich mit den richtigen Trainern und den ersten entscheidenden Siegen schnell ändern. Sein Ehrgeiz und seine ungezügelte Leidenschaft für den Weißen Sport trieben ihn zu Höchstleistungen, auch im ungeliebten Training, an. Seine Rekorde und Auszeichnungen bis zum heutigen Tage können sich sehen lassen und sind einfach exzeptionell.

Doch Federer ist anders als seine Vorbilder nie abgehoben. Seine Familie und seine Freunde erden ihn. Er braucht den "Tenniszirkus" nicht, um glücklich zu sein. Gerade seine Bodenständigkeit, seine Freundlichkeit und seine Lockerheit machen ihn so sympathisch. Federer ist der nette, offene Typ von nebenan, der sich für seine Mitmenschen interessiert und seinen Erfolg als Geschenk sieht. Interviews mit ihm sind keine Qual, sondern stets launige Wortgefechte. Denn er spricht drei Sprachen fließend und hat Witz. Daneben engagiert er sich mit viel Herz für wohltätige Zwecke und hat selbst eine Stiftung zur Bildungsförderung gegründet. Kurzum, Federer brilliert nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben. Er ist in dieser Hinsicht der kompakteste Tennisspieler aller Zeiten und ein Beispiel für seine jungen Nachfolger.

Stauffers Buch wagt einen Rundumblick und gibt dabei allerlei Wissenswertes über den "Überflieger" preis. Mir haben besonders die Beschreibungen zu seinem Charakter imponiert. Einerseits ist er der strenge Perfektionist und andererseits der beliebte Sonnyboy. Sein Ehrgeiz als auch seine weltoffene Art nötigen Respekt ab. Und wer kann schon von sich behaupten, mit 37 noch zur Weltspitze des Tennis' zu gehören. Stauffer hat ihn mehrmals interviewt sowie die internationale Presse nach spannenden Geschichten durchsucht. Vor allem Fans und Tennisnerds werden begeistert sein, weil gängige Begrifflichkeiten aufgeführt werden und andere aktuelle Top-Tennisspieler (Rafael Nadal, Novak Djokovic...) zu Wort kommen. Doch auch Laien werden leicht verständlich vom Autor an diese faszinierende Sportart und die momentane Lichtgestalt Federer herangeführt.

FAZIT
Eine Biografie, die vollumfänglich über Roger Federer informiert und ganz nebenbei das Interesse am "Weißen Sport" weckt. Immer wieder schön, wenn ein Fan und Weggefährte aus erster Hand zu berichten weiß.

Bewertung vom 15.04.2019
So überzeugt man mit Rhetorik
Heinrichs, Jay

So überzeugt man mit Rhetorik


ausgezeichnet

Jay Heinrichs arbeitete 26 Jahre als Journalist und Verleger, als er sich eines Tages ganz und gar seinem Lieblingsthema, der Rhetorik, zuwandte. Mit der Zeit hat er sich zu einem Experten für Redekunst und deren Nutzen im Alltag entwickelt, so dass er heutzutage u. a. auch NASA-Mitarbeiter berät.

Im vorliegenden Buch versucht er den interessierten Leser für seine Paradedisziplin zu begeistern. Denn Rhetorik könne Türen beim Gegenüber öffnen, die vormals verschlossen gewesen seien. Ausgehend von der Theorie antiker Rhetoriker, wie z. B. Aristoteles und Cicero, schildert der Autor in einfachen, meist auf seine eigene Familie bezogenen Beispielen, wie man mithilfe von geschickter Redekunst andere überzeugen, gar für die eigenen Zwecke manipulieren kann.

Ich fand Heinrichs Ausführungen durchweg sehr aufschlussreich, muss aber dennoch zugeben, dass sie für den Laien anfangs nicht immer leicht zu verstehen waren. Wer eine humanistische wie philosophische Vorbildung genossen hat, wird hingegen keine Probleme haben.

FAZIT
Ein interessanter Rhetorikleitfaden, der bei aufmerksamer Lektüre viel bewirken kann. Am besten einmal selbst ausprobieren.

Bewertung vom 13.04.2019
Wenn du das hier liest
Adkins, Mary

Wenn du das hier liest


gut

Klappentext, Buchtitel und Leseprobe haben mich zu dieser Lektüre verführt. Mich hat vor allem der moderne Schreibstil, der ausschließlich auf E-Mails, Blogeinträgen sowie Handynachrichten basiert, im Vorfeld begeistert. Endlich eine Autorin, die die Zeichen der Zeit, d.h. die Lesegewohnheiten der jugendlichen Leserschaft, erkannt hat. Doch trotz der interessanten Aufbereitung des Textes vermochte mich der Plot nicht, wie erhofft, zu berühren. Einzig Iris‘ Blogeinträge wühlten mich ab und an mit ihrem lebenskritischen Grundton auf. Jades und Smiths Nachrichten ähnelten hingegen viel zu häufig eindimensionalen Therapiesitzungen. Selbstmitleid, Enttäuschungen und falsche Entscheidungen wohin man schaute. Erst gegen Ende keimte Hoffnung auf, weil beide durch Iris auf wundersame, aber keinesfalls romantische Weise zueinanderfinden. Kurzum, ein typischer, zu Herzen gehender Liebesroman ist dieses Buch nicht, dafür fehlte es einfach an positiven Emotionen. Zu viel Grau in Grau trübte die Story. Und man fragt sich: Müssen wir denn erst Menschen verlieren, um den wirklichen Wert des eigenen Lebens und dessen unzählige Chancen zu erkennen? Darüber hinaus empfand ich die Nebencharaktere, Smiths Praktikant Carl sowie die Kunden der PR-Firma, in Hinblick auf die Handlung eher als störend denn als bereichernd.

FAZIT
Von Mary Adkins Erstling hatte ich mir vor der Lektüre eindeutig mehr versprochen. Die Umsetzung war durchaus innovativ, aber der Inhalt leider nur durchschnittlich.