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seschat
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Bewertungen

Insgesamt 897 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2019
Mopsball (eBook, ePUB)
Richter, Martina

Mopsball (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im 7. Fall für Holmes und Kommissar Waterson wird's sportlich. Im heimischen Fußballclub, dem FC Knieslingen, wird erst Schiedsrichter Brunsle tot aufgefunden und dann steht auch noch das Vereinshaus in Flammen. Das kongeniale Ermittlerduo hat also wieder einmal alle Hände voll zu tun und das ausgerechnet noch im Hochzeitszeitraum.

MEINUNG
Martina Richters Mopskrimis sind allesamt lesenswerte Unterhaltungsliteratur. Auch der 7. Band reiht sich würdig ein. Das liegt zum einen an der tierisch-sympatischen Hauptfigur Holmes und zum anderen an den stets vertrackten Kriminalfällen. So beschaulich der Handlungsort Knieslingen auch wirken mag, Verbrechen ereignen sich hier nach wie vor. Und dieses Mal muss der hiesige Traditionsverein darunter leiden. Statt elf Freunden bestimmen dort Missgunst, Doping und Erfolgssucht den Trainingsalltag. Dank Mops Holmes und seinen tierischen wie menschlichen Freunden kann aber auch dieser Fall wieder gelöst werden. Es ist schon erstaunlich, wie intelligent und rührig der kleine Ermittler agiert. In seiner Gedankenwelt menschelt es oft, so dass er Frauchen Marlene und Kollege Waterson auch ohne gemeinsame Sprache versteht. Neben dem spannenden Fall war es vor allem die familiäre Komponente der Erzählung, die mich begeistern konnte. Die Doppelhochzeit von Frauchen Marlene und Kommissar Waterson hat Richter sehr stimmungsvoll inszeniert. Holmes und Sohn Guinness brachten beispielsweise die Ringe. Zudem arbeiteten Katzen und Möpse bei der Auflösung der Verbrechen abermals sehr einträchtig zusammen, was mich zum Schmunzeln brachte. Wie sich die Autorin immer wieder in ihre tierischen Charaktere hineindenkt und -fühlt, ist ausnahmslos grandios und macht jeden Band so lesenswert.

FAZIT
Auch die 7. Auskopplung lässt nichts an Qualität und damit Unterhaltungswert vermissen. Einfach eine tierisch-gute Lektüre für zwischendurch.

Bewertung vom 31.03.2019
Der Ludwig - jetzt mal so gesehen
Beikircher, Konrad

Der Ludwig - jetzt mal so gesehen


ausgezeichnet

Ludwig van Beethoven (1770-1827) kennen wohl viele noch aus dem Musikunterricht. Seine 9. Sinfonie ist legendär.

Doch wie lebte das Bonner Musikgenie? Was beschäftigte ihn, trieb ihn an?

Den Privatmann hinter dem musikalischen Ausnahmetalent kennen wohl die wenigsten Leser. Musikwissenschaftler und Diplom-Psychologie Konrad Beikircher nahm sich dieses Umstands an und liefert im vorliegenden Buch spannende, weil bislang unbekannte Einblicke in den Beethov'schen Alltag.

Als freischaffender Komponist kämpfte van Beethoven ständig um Anstellungen und Anerkennung. Er galt gemeinhin als bärbeißiger, uneitler Geselle mit ausgeprägtem Hang zu Alkohol und musikalischen Experimenten. Als Dauersingle unterhielt er zwanglose Affären zu Sängerinnen und verheirateten Frauen. Nichtsdestotrotz besaß er einen großen Familiensinn, übernahm gar die Vormundschaft für seinen Neffen. Doch so diszipliniert er in beruflichen Dingen war, so nachlässig führte er seinen Haushalt. Messie gleich logierte er in ständig wechselnden Wohnungen, welche stets mit Möbeln vom Trödler und zwei bis drei Klavieren ausgestattet waren. Auf Kleidung und Sauberkeit legte er keinen großen Wert. Gut, dass ihm dabei immer mal wieder Freunde und Bedienstete unter die Arme griffen. In Sachen Finanzen und Marketing bewies er allerdings Schlitzohrigkeit, verkaufte z. B. seine Werke an verschiedene Verlage gleichzeitig oder ließ Sondereditionen mit Autogramm etc. in Auftrag geben. Zudem war er ein guter Esser und komponierte trotz späterer Taubheit weiter. Um es kurz zu machen, er war ein Genie mit Ecken und Kanten.

Mich hat Beikirchers heiteres, wie unprätentiöses Sachbuch sehr angesprochen, da er darin weder Musiktheorien noch eine hochgelehrte Attitüde an den Tag legt und sich damit an ein breites Lesepublikum richtet. Besonders die Vergleiche zur Jetztzeit und die häufige Verwendung von Originalquellen im Verlauf des Textes empfand ich als aufschlussreich. Mein Highlight befindet sich aber im Anhang des Buchs. Dort ist eine Kurzgeschichte, die aus Richard Wagners Feder stammt, abgedruckt, die das erste Zusammentreffen der beiden Künstler in Wien beschreibt.

Das bunte Cover im Stil von Andy Warhol ist ein wahrer Eyecatcher und prägt sich dementsprechend sofort beim Betrachter ein. Auch das handliche Format und die wohl durchdachten wie kompakten Kapitel konnten überzeugen.

FAZIT
Ein wirklich vielschichtiges Porträt über den Privatmann Ludwig van Beethoven, das neue Einsichten und Erkenntnisse liefert und dabei noch sehr gut unterhält.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2019
Marlene und die Suche nach Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.8
Gortner, C. W.

Marlene und die Suche nach Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.8


sehr gut

Marlene Dietrich (1901-1992) ist für viele bis heute eine Ikone. Durch ihren extravaganten Kleidungs- und ihren unangepassten Lebensstil wurde sie berühmt berüchtigt. Aus einfachen Verhältnissen stammend, arbeitete sie sich bis an die Spitze der amerikanischen Filmszene der 30er- und 40er-Jahre empor. Während sich die Mutter stets eine Karriere als Violinistin für ihre Tochter wünschte, träumte Marlene Dietrich seit einem Kinobesuch von der Schauspielerei. Wie aus dem einstigen verarmten Berliner Showgirl die gefeierte Hollywooddiva wurde, beschreibt C. W. Gortners Roman sehr eindrücklich. Der Fokus liegt dabei auf der stets ungestümen Hauptprotagonistin, die für ihre Karriere fast alles zu geben bereit gewesen ist. Ihre frühe Ehe, ihre Tochter sowie ihre zahllosen Affären mit bekannten Frauen und Männern machen neben ihrem filmischen Werdegang einen Großteil der Handlung aus und zeigen eine Frau, die nichts so sehr fürchtete wie die Einsamkeit und ständig dem Spagat zwischen Berufs- und Privatleben zu meistern hatte. Auf moralische Konventionen pfiff sie gern und provozierte damit. Sie verkörperte ein neues Frauenbild und wurde dafür gefeiert wie angefeindet. Gortners Erzählung, die sowohl auf persönlicher Verehrung als auch auf einem eingehenden Quellenstudium fußt, bringt das deutsche Ausnahmetalent dem Leser auf vielfältige Weise näher. Hautnah kann man dabei die abwechselnden Auf und Abs im Leben von Ich-Erzählerin Marlene Dietrich miterleben, wobei ihre Altersjahre ausschließlich im Nachwort eine Rolle spielen.

FAZIT
Ein lesenswerter Roman, der temporeich den unsteten Lebenswandel der bis heute rätselhaften Künstlerin Marlene Dietrich erzählt und dabei versucht, deren Innerstes bzw. deren Triebfeder zu beleuchten. Gortner haucht der kühlen blonden Überfrau allerlei Emotionen ein und macht sie damit menschlicher.

Bewertung vom 18.03.2019
Micky halbiert sich (nicht)
Klemsch, Michael

Micky halbiert sich (nicht)


ausgezeichnet

Michael Klemsch (*1967), genannt Micky, kämpft seit 20 Jahren mit seinem Gewicht. Bei einer Körpergröße von 1,90 m wiegt der Wiener Medienarbeiter mal 160 kg und dann wieder über 200 kg. Diäten hat er schon viele ausprobiert. Doch der heimtückische Jo-Jo-Effekt gepaart mit privaten Problemen sowie kulinarischen Verlockungen im Beruf holte ihn immer wieder ein.

Im vorliegenden Buch lässt Klemsch sein „gewichtiges Leben“ bis heute noch einmal Revue passieren und geht dabei verletzend ehrlich mit sich selbst und seinem Übergewicht ins Gericht. Die einzelnen Kapitel hat er leserfreundlich kurz gehalten. Überschriften und Text sind selbstironisch und treffend formuliert. Mit seiner Authentizität vermag der Autor zudem, den Leser gekonnt mitzunehmen. Man glaubt ihm einfach.

Der normalgewichtige Leser bekommt durch Klemschs Buch einmal einen unverstellten Einblick ins Alltagsleben von übergewichtigen Menschen. Die täglichen Herausforderungen, welche mit viel Kilos einhergehen, sind vielfältig. Sie beginnen bei der Wahl der Kleider oder des Fortbewegungsmittels und enden bei Besuchen von öffentlichen Einrichtungen, wie Freibädern, Kinos oder Restaurants. Alles, was uns so selbstverständlich erscheint, ist für viele adipöse Menschen ein Marathon aus Stress, Scham und Angst. Doch trotz allem ist Klemsch ein lebensbejahender Zeitgenosse, der weiterhin versucht, abzunehmen, um seine Lebensqualität und die seines 10-jährigen Sohnes zu verbessern. Sein Kampfgeist und seine realistische Selbsteinschätzung machen die Lektüre so lesenswert. Und wer weiß, vielleicht schafft er es eines Tages doch, sich zu halbieren (s. Buchtitel)? Es wäre diesem sympathischen Menschen einfach zu gönnen. Ein Vorbild könnte Tetje Mierendorf sein, der ein ähnliches Buch geschrieben hat und wirklich viele Kilos verloren hat.

Bewertung vom 17.03.2019
Mit Affenzahn über die Eselsbrücke
Heine, Matthias

Mit Affenzahn über die Eselsbrücke


ausgezeichnet

Was ist gemeint, wenn in einem Text von „Ponyhof“ oder „Katzenjammer“ die Rede ist? Nicht jeder kann heutzutage tierische Metaphern und Redewendungen in der deutschen Sprache auf Anhieb verstehen bzw. erklären, weil es häufig an literarischem Wissen um längst vergangene Zusammenhänge mangelt. Journalist Matthias Heine ist daher einmal quer durch den Irrgarten der deutschen Wortfauna, von A wie Aal bis Z wie Zicke, gereist und hat sich kapitelweise mit den einzelnen Tieren und den dazugehörigen Sprichwörtern befasst. Herausgekommen ist dabei ein ungemein lesenswertes, weil wissenserweiterndes Sachbuch. Seine gut verständlichen, gern auch etwas ironischen Beschreibungen machen die Lektüre zu einem Vergnügen. Mir hat dabei besonders gefallen, dass sowohl der oftmals spannende Entstehungshorizont der Redewendungen als auch deren Bedeutungswandel innerhalb der Zeit berücksichtig wurde. Hierbei führt Heine zudem die verblüffenden literarischen Originalquellen, meist aus Antike und Neuzeit, an. Dementsprechend können Wörter wie elefantös, hummeldumm, hundeelend oder Datenkrake nach der Lektüre einfach nicht mehr falsch verstanden werden. Meine persönliche tierische Neuentdeckung war der sog. Uroboros.

FAZIT
Ein tierisches Lesevergnügen mit Mehrwert, das nicht nur den Sprachliebhaber entzückt, sondern auch den heutigen Deutschunterricht sehr bereichern kann.

Bewertung vom 10.03.2019
Ran an das Fett
Fleck, Anne

Ran an das Fett


ausgezeichnet

Die Ernährungs- und Präventionsmedizinerin Dr. med. Anne Fleck kennen sicherlich viele aus dem TV.

In ihrem Sachbuch "Ran an das Fett" räumt sie mit gängigen Ernährungsmythen sowie -lügen rund um das Thema Fett auf und versucht damit, die Lobby des oft zu unrecht gescholtenen Nährstoffs zu steigern. Denn eine fettreiche Ernährung heile uns von innen und außen. Mit ganzheitlichem Ansatz klärt sie den Leser über die Heilkraft von Fetten auf. Ausgehend von den gängigen, falschen Dogmen einer fett- wie cholesterinarmen Ernährung arbeitet sie sich darin über die Wirkungsweise von Fett bei der Behandlung von Krankheiten (ADHS, Diabetes, Krebs usw.) bis hin zu einer detaillierten Auflistung aller empfehlenswerten fettreichen Lebensmittel (Nüsse, Öle, Fisch etc.) und deren beste Zubereitungsform vor. Ihre Ausführungen fußen dabei auf großen Sachverstand und persönlicher Praxiserfahrung. Ihr anschaulicher wie leicht verständlicher Stil macht die an sich recht trockene und komplexe Thematik ungemein lesbar. Vor allem medizinische Laien können von Flecks Beschreibungen samt kleine Zeichnungen profitieren. Alles wirkt transparent und sehr gut nachvollziehbar. Das Schöne ist auch, dass sie den Leser nicht mit Fakten überfrachtet, sondern wirklich spannende und alltäglich wiederkehrende Sachverhalte herausgreift. Und wer nach den 432 Buchseiten immer noch nicht genug vom Thema Fett hat, der kann die angeschlossenen Fragebögen und Endnoten zur weiteren Vertiefung nutzen.

FAZIT
Ein beeindruckend fundiertes Sachbuch zum Thema Fett, das mich zum Nachdenken angeregt hat und sich einfach sehr flüssig lesen lässt. Wirklich eine "fette" Lektüre mit Mehrwert. Denn Kohlenhydrate waren gestern, heute heißt es ran ans Fett.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2019
Leonardo da Vinci für Eilige
Klüver, Henning

Leonardo da Vinci für Eilige


ausgezeichnet

Pünktlich zum 500. Todestag des italienischen Universalgenies Leonardo da Vinci (1452-1519) ist nun unter dem Titel "Leonardo da Vinci für Eilige" im PIPER-Verlag eine pointierte Kurzbiografie erschienen.

Henning Klüver widmet sich darin auf insgesamt 128 Seiten den wichtigsten Stationen, Werken und Kontroversen rund um den umtriebigen Künstler und Forscher.

Leonardo da Vinci war eine Ausnahmeerscheinung des 15. Jahrhunderts. Geboren 1452 als unehelicher Sohn eines Notars und einer jungen Bauerstochter in Vinci zeigte er bereits früh reges Interesse an seiner Umwelt. Was ihm an Schulbildung verwehrt blieb, eignete er sich selbstständig an und brachte es dabei zu herausragender Könnerschaft. Ob Maler, Bildhauer, Ingenieur, Erfinder, Sänger oder Anatom, Leonardo da Vinci hatte viele Talente und Leidenschaften, dementsprechend chaotisch gestaltete sich seine Arbeitsweise. Vieles fing er an und brach es dann zugunsten eines neuen Auftrags oder Interesses wieder ab. Neben seinen weltweit berühmten Gemälden, wie dem Abendmahl oder der Mona Lisa, sind deshalb vor allem seine Skizzen und Aufzeichnungen erhalten geblieben. Darunter befindet sich auch der sog. Vitruvianische Mensch, das Titelbild des vorliegenden Sachbuchs. Es ist m.E. äußerst erstaunlich, womit sich Leonardo da Vinci seinerzeit alles befasst und in wessen Auftrag er alles gearbeitet hat. Zudem kommt der Autor auf Leonardo da Vincis Aussehen zu sprechen, das heutzutage von seinen Altersporträts geprägt ist, aber in seiner Jugend muss er ein sehr ansehnlicher und extravagant gekleideter Zeitgenosse gewesen sein. Diese und weitere überraschende Fakten, wie z. B. über da Vincis Hang zur Spiegelschrift, machen Klüvers Buch so lesenswert und spannend.

Mich hat Klüvers Kurzbiografie von Anfang an begeistern können, weil sie nicht staubtrocken daherkommt, sondern kurzweilig und trotzdem sachlich verfasst wurde. Auch die Einteilung in kleine, in sich abgeschlossene Kapitel, stets mit interessanter Fragestellung, empfand ich als gelungen. Die eingestreuten Abbildungen von da Vincis Werken machten die Lektüre komplett; ganz zu schweigen vom reichen wie informativen Anhang.

FAZIT
Ein faszinierendes Büchlein für Einsteiger in punkto Leonardo da Vinci, die in komprimierter Form mehr über das künstlerische Ausnahmetalent erfahren wollen. Hier hält der Buchtitel, was er verspricht. Was wir heute noch von Leonardo da Vinci lernen können: Höre nie auf zu staunen und neugierig zu sein.

Bewertung vom 06.03.2019
Venezianische Rache / Luca Brassoni Bd.6 (eBook, ePUB)
Gesing, Daniela

Venezianische Rache / Luca Brassoni Bd.6 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Daniela Gesings venezianische Krimireihe rund um den smarten Commissario Luca Brassoni geht in die nunmehr 6. Runde und bietet dabei gewohnt spannende Unterhaltung.

INHALT
Luca Brassoni freut sich schon sehr auf seinen 3-wöchigen Sommerurlaub mit der Familie. Doch wieder einmal kommt ihm und seiner Frau, der Rechtsmedizinerin Carla, ein Mordfall dazwischen. Der 25-jährige Kunststudent Paolo Grande wurde erdrosselt in seiner Wohnung aufgefunden. Noch dazu ist im städtischen Kunstmuseum ein Porträt aus dem 16. Jh. gewaltvoll mit einem Messer beschädigt worden. Gibt es womöglich zwischen beiden Fällen einen Zusammenhang? Nun ist Luca Brassonis detektivisches Gespür gefragt.

MEINUNG
Der sechste Kriminalfall für Luca Brassoni hat mich ab der ersten Zeile gefesselt. Wie bei den Vorgängerbänden ist es diese Melange aus italienischen/venezianischen Lebensgefühl und spannender Krimihandlung gewesen, die mich mitgerissen hat. Natürlich steht und fällt die Erzählung mit dem Hauptcharakter, der sich im Laufe der Zeit zum Positiven entwickelt hat und immer mehr in seiner Rolle als stolzer Familienvater aufzugehen scheint. Aus dem einstigen chaotischen Lebemann ist ein zufriedener Ehemann und Vater geworden, der nach wie vor eine große Schwäche für die italienische Küche und vertrackte Kriminalfälle hat. Im neuen Roman stößt zudem ein kleiner Hundewelpe zu Brassonis Familie hinzu.

Abgesehen vom geradezu harmonischen Familienleben und dem dafür chaotischen Privatleben seines Kollegen Maurizio Goldini geht es im vorliegenden 6. Band um einen ziemlich kniffligen Fall, der die Ermittler in die angesehensten Kreise Venedigs entführt. Hierbei lässt es sich die Autorin nicht nehmen, den Leser stetig mit neuen Fährten in die Irre zu locken. Kurzum, die Tätersuche wird nie langweilig und wartet gegen Ende mit einer wirklichen Überraschung auf. Neben Luca Brassoni sind es die Nebendarsteller, vor allem sein Kollege Maurizio Goldini und sein Cousin Stefan Meyer, die den Plot beleben und einfach nicht mehr wegzudenken sind.

Gesings locker-leichter Erzählstil beflügelt die Lektüre. Hinzu kommt ihre Leidenschaft für Land und Leute, die sich in jeder ihrer bildhaften Beschreibungen offenbart und stark an Donna Leon erinnert.

FAZIT
Eine rundum gelungene Fortsetzung mit viel Lokalkolorit, die Lust auf mehr macht. Hoffentlich bleibt uns Lesern Commissario Luca Brassoni noch lange erhalten.

Bewertung vom 05.03.2019
Into madness
Benjamin, A. K.

Into madness


weniger gut

Der markige Buchtitel samt Klappentext haben mich zu dieser ungewöhnlichen Lektüre verführt.

In "Into madness" erzählt der britische Neuropsychologe A. K. Benjamin von erinnerungswürdigen Fällen aus seinem ehemaligen Londoner Klinikalltag. Jahrelang hat er sich mit der Behandlung und Erforschung von psychischen Erkrankungen befasst, wohl auch, weil er selbst betroffen ist.

Anfangs hat mich Benjamins nonchalanter, konfuser Erzählstil mitgerissen, weil dieser nun einmal die Unberechenbarkeit von psychisch erkrankten Patienten abbildet. Doch bald empfand ich Benjamins ständigen Perspektiv- und Zeitwechsel einfach nur noch anstrengend, da dabei Grenzen zwischen Arzt und Patienten immer mehr verschwammen. Sprich, als Leser kam man schnell durcheinander, von wem der Autor nun eigentlich berichtete. Die Einzelfallstudien nebst Anamnese und Therapie fand ich medizinisch gesehen recht interessant und persönlich z. T. auch arg verstörend. Das lag auch daran, dass der Autor und dessen Erkrankung Kapitel für Kapitel stärker in den Fokus der Erzählung rückten. Vor allem im letzten Drittel wurden dadurch Dinge tot erzählt, weshalb ich von da an die Seiten nur noch streifte. Zurück blieb ein fader Beigeschmack und die Erkenntnis, dass dieses Buch so konzipiert wurde, denn Leser Seite um Seite selbst verrückt zu machen bzw. das Gefühl der Verwirrung bei ihm zu erzeugen. Denn wer erkennt immer gleich auf Anhieb, ob etwas real ist oder uns die eigene Psyche einfach nur einen Streich spielt.

Bewertung vom 04.03.2019
Wo die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen
Böhnke, Gunter

Wo die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen


ausgezeichnet

Gunter Böhnke (*1943) bildete jahrelang mit Bernd-Lutz Lange ein deutschlandweit bekanntes, kongeniales Kabarettistenduo. Bereits damals machte er aus seiner Liebe zur Heimat Sachsen kein Geheimnis. Im vorliegenden Buch, einer Neuausgabe des Titels "50 einfache Dinge, die Sie über Sachsen wissen sollten", hat der gebürtige Dresdner in liebevollen persönlichen Worten allerhand Wissenswertes wie Verblüffendes über Sachsen zusammengetragen. Der interessierte Leser erfährt darin u.a., wie es zur Bezeichnung Sachsen kam, welche Charaktereigenschaften (gemütlich, hilfsbereit, bescheiden usw.) der sächsischen Bevölkerung zugeschrieben werden, welche Erfindungen in Sachsen (Kaffeefilter, Akten-Dulli, BH, Porzellan, Mundwasser etc.) gemacht wurden und welch prominente Gestalten aus Sachsen (August der Starke, Richard Wagner, Friedrich Nietzsche uvm.) stammen. Kurzum, Sachsen ist seit Anbeginn der Zeit ein innovativer Landstrich, der zudem mit allerhand kulturellen wie geografischen Sehenswürdigkeiten aufwartet. Dabei dürfen natürlich nicht die kulinarischen Entwicklungen (Dresdner Christstollen, Leipziger Allerlei, Quarkkeulchen etc.) sowie der außerhalb Sachsens oft belächelte Dialekt verschwiegen werden. Letzterer ist des Autors Markenzeichen und dementsprechend in jedem 53 Kapitel enthalten. Der studierte Lehrer Böhnke vermag die sprachlichen Eigenheiten des Sächsischen anschaulich und mit viel Witz darzubieten, so dass man förmlich über die Buchseiten fliegt. Sein kabarettistisches Können ist famos und durchzieht die unterhaltsame Lektüre wie ein roter Faden.

FAZIT
Eine kurzweilige sächsische Heimatgeschichte, die Laune macht und dabei viel Hintergrundwissen über Land und Leute vermittelt.