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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2518 Bewertungen
Bewertung vom 21.09.2022
Das Loft
Geschke, Linus

Das Loft


ausgezeichnet

Ein spannendes Psychodrama
"Das Loft" von Autor Linus Geschke erscheint im Piper Verlag.

Sarah und Marc sind ein Paar, beide Anfang dreißig und wohnen zusammen mit Marcs bestem Freund Henning in einem Loft in Hamburg. Sarah arbeitet als Grafikerin, Marc ist Langzeitstudent und Henning verdient sein Geld auf die eine oder andere Weise. Als in der Wohnung Blutspuren auf ein Verbrechen hindeuten und Henning nicht aufzufinden ist, liegt der Verdacht nahe, dass er getötet wurde. Als Hauptverdächtige gelten Marc und Sarah. Hat einer von beiden ihn auf dem Gewissen oder gibt es noch einen anderen Täter? Was steckt hinter dieser brutalen Tat und wo liegt das Motiv?

Bei diesem Thriller baut Linus Geschke ein undurchschaubares Spannungsgerüst auf auf, das aus verschiedenen Blickwinkeln und Zeitebenen erzählt und durch unterschiedliche Einblicke und die polizeilichen Vernehmungen immer mehr Aspekte aufklärt, bei der meine eigenen Vermutungen und Gedanken immer wieder auf den Prüfstand gestellt wurden.

Linus Geschkes Schreibstil ist absolut flüssig, sehr lebendig und teilweise etwas derb, wenn von Sex und Drogen die Rede ist. Er lässt zwischen seinen gut gezeichneten Charakteren eine Vielzahl von Verbindungen entstehen, die von Liebe und Gewalt erzählen, von Vertrauen und Misstrauen und auch von Freundschaft und Feindschaft. Jeder WG-Bewohner hat eine eigene Geschichte, die durchaus auf kriminelle Energie hinweist und mit jeder weiteren Aussage muss man sich als Leserin überlegen, ob man dem glauben mag. Denn Sarah und Marc hätten einen Grund gehabt, Henning zu töten.

Die stimmungsvoll beschriebene Atmosphäre und die Szenen im Ausland sorgen für viele Bilder, die ich vor Augen hatte, das zog mich immer weiter in die Geschichte hinein. Ich habe versucht, aus der Polizeiarbeit die nützlichen Fakten in Bezug auf den Täter herauszuziehen. Doch die verschiedenen Geheimnisse der Personen haben es mir wirklich schwer gemacht. Es ist ein Spiel mit der Psyche der Charaktere, wo die dunklen Seiten sich erst allmählich offenbahren.

Für mich stellte sich ständig die Frage, wer hier Opfer oder Täter ist. Das Drogenthema bringt ein weiteres Thema hinzu, dass die Aussagen der Verdächtigen in einem neuen Licht erscheinen lässt.


Dieser Thriller ist ein echtes Verwirrspiel und hat mich bis zum überraschenden Ende gepackt und nicht mehr losgelassen. Er zeigt die Charaktere auf psychologischer Ebene und lässt den Leser seine eigenen Vermutungen anstellen.

Bewertung vom 19.09.2022
Kaputte Herzen kann man kleben
Günak, Kristina

Kaputte Herzen kann man kleben


sehr gut

Wohlfühlroman mit Selbstfindungsthematik einer Hebamme

Hebamme war schon immer Luisas Traumberuft, doch sie ist alleinerziehend, ihr Ex drückt sich um die Unterhaltszahlungen der gemeinsamen Tochter Amelie und sie hat ihre liebe Not, alles zeitlich und finanziell zu stemmen. Die Überforderung macht sich mit starken Rückenschmerzen bemerkbar und Luisa wird krankgeschrieben. Die Zeit nutzt sie, um mit Amelie ihre Tante in St. Peter-Ording zu besuchen. Sie bekommt Physio beim ortsansässigen Tom, der für seine beruflichen Qualitäten überall bekannt ist, aber ansonsten als verschlossen gilt. Am Strand freundet sich Luisa mit einer liebenswerten Frauen-Clique an und auch Amelie fühlt sich auf dem Ponyhof und am Meer richtig wohl. Sie will gar nicht mehr zurück nach München.


Luisa erkennt bei den Gesprächen mit ihren neuen Freundinnen, dass nicht nur sie allein unter Mehrfachbelastung leidet und sie lernt, dass Amelie doch schon selbstständiger ist als Luisa sich eingestehen möchte. Amelie kommt mit Mimi, Fiete und den neuen Freundinnen wunderbar zurecht und so kann Luisa sich auch mal um sich selbst kümmern. Langsam entwickeln sich Gefühle zum Physiotherapeuten Tom, der nicht nur heilende Hände hat, sondern auch ein einfühlsamer Typ ist.

Bei diesem Buch habe ich zu den beschriebenen Figuren viel Nähe aufbauen können und war gerne mit dem Fahrrad unterwegs, genoss das Leben auf Mimis Hof und erlebte das Nordseeflair St. Peter-Ordings mit Meer, Sturm und dörflicher Gemeinsacht. Alle Charaktere werden mit ihren speziellen Lebenssituationen beschrieben und es war mir, als würde ich sie alle kennen.

Kristina Günak schreibt sehr lebendig, situationsbeschreibend und flott, sie beschreibt vielfältige Emotionen, schöne Erlebnisse auf dem Ponyhof und sogar mehrere Geburtsvorgänge, die die Handlung wirklich bereichern.

Die Autorin erklärt sehr deutlich, was der verantwortungsvolle Beruf der Hebamme mit sich bringt und wie Personalmangel, Arbeitszeiten und finanzielle Belastung durch Versicherungen diesem Berufsstand zu schaffen machen. Ich habe die authentisch dargestellte Situation des Berufes interessiert verfolgt und kann nur hoffen, dass sich weiterhin viele Frauen diesem Beruf widmen. Es geht im Buch aber auch um Frauensolidarität, um echte Freundschaft und soziales Miteinander. Die Liebesgeschichte verläuft eher auf Sparflamme, doch für Luisa und Amelie ist es in erster Linie mal wichtig, in einer neuen Heimat anzukommen und alles andere wird sich zeigen.


Auch wenn hier einige Themen und Probleme angesprochen werden, war dieses Buch für mich ein Wohlfühlroman mit einer speziellen Atmosphäre und einer liebenswürdigen Gemeinschaft.

Bewertung vom 17.09.2022
Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1
Henning, Greta

Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1


sehr gut

Fesselnder Urlaubskrimi und Reihenauftakt mit Nordseeflair
"Halligmord" ist der Auftakt der Minke-van-Hoorn-Krimi-Reihe von Greta Henning, die im Ullstein Verlag erscheint.

Auf der kleinen Hallig Nekpen wird nach einem Herbststurm ein Skelett freigelegt und Minke, die gerade neu als Kommissarin nach Friesland gekommen ist, soll den über dreißig Jahre zurückliegenden Fall aufklären. Was ist damals geschehen? Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn zusätzlich zu dem Mordfall hält Minke eine Entführung in Atem.



Mit "Halligmord" startet Greta Henning ihre neue Krimireihe um die Kommissarin Minke van Hoorn, die in die Fußstapfen ihres verstorbenen Vaters tritt. Angesiedelt auf den Halligen in der Nordsee ist dieses Buch ein Handlungsort mit besonderem Flair und der ständigen Gefahr von Sturmfluten.

Minke ist eine entschlossene, zielstrebige Person, sie engagiert sich in ihrer Freizeit als Watt-Rangerin und Robbenretterin und hat bei ihrem neuen Fall mit den alteingesessenen Familien auf Nekpen zu kämpfen, die die Ermittlung behindern und wohl etwas zu verbergen haben. Als der Sohn des alten Deichgrafen verschwindet, gewinnt die Ermittlung an Brisanz.

Leider ist ihr Kollege Klaus, ein waschechter Friese, der bald pensioniert wird, Minke keine große Hilfe, er möchte die letzten Arbeitstage lieber mit der Vorbereitung seines Ausstandes verbringen als die Aufklärung des Verbrechens zu unterstützen. Doch Minke kämpft sich wacker durch alle Hindernisse und bringt immer mehr Zusammenhängs ans Licht, die das Verbrechen vor über 30 Jahren erklären können.

Der Krimi liest sich durch den flüssigen und situationsbeschreibenden Stil sehr lebendig, die Charaktere werden mit ihren besonderen Eigenheiten erkennbar dargestellt und der mysteriöse alte Fall, sowie der aufkommende Sturm sorgen für düstere Szenen, die der Handlung eine bedrohliche Stimmung verleihen. Außerdem würde eine Sturmflut auch alle Spuren beseitigen, die Minke jetzt noch zu dem Vermissten führen könnte.

Greta Henning legt bei diesem undurchsichtigen Fall immer wieder falsche Fährten, die etwaige Schlussfolgerungen über den Haufen werfen. Wer verschweigt hier etwas und warum wurde der Tote ermordet? In Rückblenden erfahren wir einzelne Puzzleteile, die am Ende sehr schlüssig aufgeklärt werden und deutlich machen, wieso Menschen zu Mördern werden können.

Ein atmosphärischer und fesselnder Nordseekrimi mit Hallig-Atmosphäre, der mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 16.09.2022
Blinde Furcht / Kate Burkholder Bd.13
Castillo, Linda

Blinde Furcht / Kate Burkholder Bd.13


sehr gut

Fesselnd, atmosphärisch und wieder recht brutal
"Blinde Furcht" ist der 13. Band der Amish-Thriller-Reihe von Linda Castillo der Fischer Verlage.

Als Kate Burkholder zu einem Tatort in Painters Mill gerufen wird, wartet die übel zugerichtete Leiche einer jungen Frau auf sie, Kate ist geschockt, denn sie kennt das Opfer von früher. Es ist Rachael Schwartz, eine unbeugsame und rebellische junge Frau, die sich vor zehn Jahren von ihrer Familie und der Amish-Gemeinde abgewandt hat. Warum ist sie nun in ihre Heimat zurückgekehrt und wer wollte sie aus dem Weg räumen?


Diese Reihe ist immer wieder spannend, weil sie uns neben einer Mordaufklärung das Leben der Amischen und deren Werte und Lebensvorstellungen näher bringt. Rachael hat sich gegen diese Lebensweise entschieden, aber warum kehrt sie jetzt zurück? Kates Ermittlungen gestalten sich schwierig, denn es gibt etwas in Rachaels Vergangenheit, über dass die Bewohner von Painters Mill schweigen. Es dauert eine Weile bis Kate erfährt, dass Rachael ein Enthüllungsbuch über das Leben in einer Amish-Gemeinde geschrieben hat. Wollte sich der Mörder für eine bestimmte Äußerung darin rächen?

Die flüssig erzählte Story wird aus verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen gezeigt, in Rückblenden erleben wir Vorgänge aus Rachaels Jugend. Das schafft einen gelungenen Spannungsaufbau, dem man sich nicht entziehen kann. Die Ermittlungen sind mit Befragungen und neuen Erkenntnissen gespickt, einige Wendungen sorgen für fesselnde Momente. Immer wieder erfahren wir interessante Fakten aus dem Leben der Amishen, die diese Lebensweise und ihre Einschränkungen deutlich machen. Kate kommt dem Geheimnis Rachaels auf die Schliche und bringt sich damit selbst in Gefahr. Es gibt eine sehr dramatische Schlusshandlung, in der es ziemlich brutal zugeht und bei der ich mich wirklich gefragt habe, wieso Kate bisher schon so viele Übergriffe ohne bleibende Schäden überlebt hat.

Das Motiv für den Täter erklärt die Absicht, aber für mich war das in ihrer Brutalität ein völlig überdimensionierter Mord. Diese Gewalt und das überdramatisiert dargestellte Ende war in meinen Augen absolut übertrieben, weshalb ich einen Stern abziehe.

Linda Castillo hat mit ihrem Einsatz für die Gerechtigkeit gekämpft, ihr Partner John Tomasetti taucht in diesem Band nur am Rande auf und es wird mehr Augenmerk auf den neuen Fall gelenkt. Das Privatleben wird dieses Mal nicht näher beleuchtet, was aber auch nicht unbedingt der Fall sein muss.

Dieses Buch zeigt sehr brutale Szenen, ich konnte gut nachvollziehen, dass Kate diesen Fall unbedingt aufklären wollte. Die überraschenden Wendungen haben mich ans Buch gefesselt und der geschickt konstruierte Plot hat mir Gänsehaut beschert und mich gepackt.

Ein toller Fall der Reihe, der Einblick in das besondere Leben der Amishen gewährt und mit einer spannenden Handlung fesseln kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2022
Dolce Vita ohne Dieter
Externest, Cristina

Dolce Vita ohne Dieter


sehr gut

Vom Alltagstrott in ein neues Leben
Cristina Externest ist die Autorin des heiteren Romans "Dolce Vita ohne Dieter" aus dem Goldmann Verlag.

Susanne Klein hat die Nase voll von ihrem öden Alltag mit ihrem Mann Dieter, der Steuerberater ist und für den Susanne die Hemden bügelt. Sie ist das Heimchen am Herd und darf auch noch Hund und Kinder ihrer Schwägerin ertragen. Das Maß ist voll, als Dieter ihr zum vierzigsten Geburtstag eine Küchenmaschine schenkt. Sie hatte sich eine Kurzreise gewünscht, leider ist Dieter auf dem Ohr taub. Als Dieter sie mit der jungen Vanessa betrügt, zieht Susanne die Reißleine, sie schnappt sich Dieters Kreditkarte und reist nach Florenz, wo sie ihr Leben mal so richtig genießt. Denn Shoppen, Luxushotel und Vergnügungen gehen am besten ohne Dieter!



Der Roman beschreibt das langweilige Leben von Susanne, die mit dem Langweiler Dieter verheiratet ist und ihm den Haushalt führt. Sie erledigt die Einkäufe, kocht, putzt und bügelt seine Hemden und bekommt zum Dank eine Brotbackmaschine zum vierzigsten Geburtstag. Dabei hat sie immer mal wieder den Wunsch nach einer Italienreise erwähnt. Sie lernt Vanessa kennen, der Dieter scheinbar nicht widerstehen kann. Susanne will mehr von ihrem Leben und fliegt nach Florenz. Ihre Reisebegleitung hat mich wirklich überrascht, mit der Widersacherin gemeinsame Sache zu machen ist äußerst ungewöhnlich, aber in diesem Fall sehr, sehr lustig. Die Frauen lassen die Kreditkarte glühen, bis Dieter es schließlich auch bemerkt und... Mehr möchte ich nicht verraten.

Ich wurde von dem locker-leichten Schreibstil und der amüsanten Geschichte mitgerissen und habe für Susanne gehofft, dass sie noch ihre persönliche zweite Chance finden würde. Und ich habe mich richtig gut amüsiert.

Die Autorin hat mit den etwas übertriebenen Aktionen ihrer Protagonistinnen immer wieder humorvolle Szenen eingebaut, bei denen man aus Schadenfreude mitlacht und gleichzeitig hat sie ein gewisses Spannungslevel aufgebaut, bei dem man mitfiebert und auf einen guten Ausgang der Geschichte hofft.


Eine kurzweilige und sehr amüsante Story für den Urlaub oder zum Abschalten vom Alltag!

Bewertung vom 13.09.2022
Kieler Kriminalitäten
Leymann, Cornelia

Kieler Kriminalitäten


ausgezeichnet

Der Tod geht um
Der Küsten Krimi "Kieler Kriminalitäten" von Cornelia Leymann erscheint im Emons Verlag.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, Ellen führt ein schönes Leben. Sie arbeitet halbtags und wohnt mit Mann und zwei Kindern im großen Haus ihrer Schwiegermutter. Doch die friedliche Idyle täuscht, denn das Zusammenleben mit der Schwiegermutter hat auch seine Schattenseiten. Ein tragischer Unfall bringt das Familiengefüge ins Wanken und löst eine Kettenreaktion an tragischen Ereignissen aus, die sogar Kommissar Janssen hellhörig werden lassen. Noch nie hatte er es mit solch kniffligen Fällen zu tun und ist bemüht, den Durchblick zwischen den Fällen zu behalten.


Bei diesem Krimi darf trotz einiger Toter gelacht werden!

In gewohnt humorvoll lockerer Art lässt uns Cornelia Leymann an ihrer besonderen Krimigeschichte teilhaben, die auf spezielle Weise tragisch, aber auch sehr ironisch erzählt wird. In einer harmlosen und normalen Familie aus Kiel wird kriminelle Energie freigesetzt, die man so nicht vermutet hätte und hat seine liebe Mühe, um die unterschiedlichen Motive, Tatvorgänge und Tatverdächtigen richtig einschätzen zu können. Damit hat auch Kommissar Janssen seine Probleme, so ein abgebrühter Kriminaler ist er ja eigentlich nicht. Aber er hat schon den richtigen Riecher und löst nach und nach das mörderische Durcheinander auf seine Weise.

Diesen Krimi habe ich verschlungen und mich über die vielen humorigen und spitzen Bemerkungen amüsiert! Natürlich sorgen die Todesfälle auch für traurige Momente und ich habe munter mitgerätselt, wer aus der Familie sie denn wohl auf dem Gewissen haben könnte.

Das Alltagsleben der Familie wird treffend geschildert und auch die Charaktere sind nachvollziehbar und in ihren speziellen Eigenarten lebendig und individuell gezeichnet, sodaß ich sie alle gut vor Augen hatte. Die bestimmten Vorstellungen der Großmutter sorgen für einigen Mismut, der angepasste Ehemann gibt kaum Kontra, Ellen soll zu ihrem eigenen Haushalt auch noch den der Schwiegermutter erledigen und ihr Shopping-Wahn und das dadurch verspätete Heimkommen nach der Arbeit sorgt immer wieder für Ärger und Verdruss. Und als dann auch noch ein Geliebter und eine ausgebremste Geliebte auf das Parkett treten, ist in der Story soviel los, dass man sich vor ungebremster Lesefreude kaum noch zügeln kann.

Ich habe für die Situationen der Ehefrau und Mutter Verständnis gehabt, konnte mich in die Gefühlswelt der Kinder einfühlen und war von der ins Groteske abgleitenden friedlichen Familienidylle und den unerwarteten Todesfällen immer wieder überrascht. Trotz all der Tragik der Morde sorgt der ironische Erzählton ständig für strapazierte Lachmuskeln.

Wer einen Krimi mit interessanter Personenlage sucht und witziger Erzählweise nicht abgeneigt ist, wird dieses Buch lieben.


Herrlich ironischer Humor mit kriminellem Charme! In dieser Familie geht es echt mörderisch zu! Wieder ein großer Lesespaß von Cornelia Leymann.

Bewertung vom 09.09.2022
Lebe deinen Traum / Die Köchin Bd.1
Durst-Benning, Petra

Lebe deinen Traum / Die Köchin Bd.1


ausgezeichnet

Glaubt an eure Träume
Der historische Roman "Die Köchin - Lebe einen Traum" ist der Auftakt der Köchinnen-Trilogie von Petra Durst-Benning aus dem Blanvalet Verlag.

Südfrankreich, 1880: Monsieur Durant ist Schleusenwärter, seine 16-jährige Tochter Fabienne hilft ihrer Mutter im Schleusenwärterhaus für die vorbeikommenden Schiffer zu kochen und ihnen eine schmackhafte Mahlzeit zu servieren. Die Liebe zum Kochen ist für Fabienne ein Lebenglück, doch als ihre Mutter unerwartet stirbt und ihr Vater eine neue Frau nimmt, brennt Fabienne mit ihrem Freund Eric durch. Doch schon bald ist Fabienne auf sich allein gestellt und findet Arbeit auf einem Weingut als Küchenhilfe. Die verwöhnte Tochter des Hauses, Stéphanie Morel, freundet sich mit Fabienne an. Aber von ihrem großen Traum eines eigenen Restaurants ist Fabienne noch weit entfernt.

Fabienne lebt in einem kleinen Städtchen nahe Carcassonne am Canal du Midi. Sie ist stolz darauf, dass ihre Mutter so hervorragend kocht und lernt von ihr die Grundlagen des Kochens und der Küchenarbeit. Nach dem Tod ihrer Mutter zieht eine neue Frau ein, sie macht Fabienne das Leben schwer und so sucht Fabienne das Weite. Ihren Traum von einem eigenen Restaurant immer vor Augen, nimmt sie alle Mühe auf sich, hadert zwar mal mit ihrem Schicksal, aber gibt nie auf, sondern kämpft um dieses Ziel.

Petra Durst-Benning ist geübt im Schreiben historischer Romane und sie hat ein Händchen dafür, ihren Figuren reichlich Leben einzuhauchen und ihre Story mit etwas Liebe, der nötigen Portion Drama und kleinen Intrigen spannend und unterhaltsam zu gestalten, sodaß man einfach nur weiterlesen möchte. Geübte Histo-Romanleser:innen werden vielleicht die Wirrungen vorhersehen, doch das Entscheidende ist am Ende, auf welche Weise sich die Lebenswege entwickeln. Da darf man sich auf eine fiktive Geschichte mit geschichtlichem Hintergrund freuen.

In diesem Roman lässt sie noch andere entscheidende Facetten einfließen, die der Geschichte einen besonderen Anstrich verleihen. Interessant sind die eingefügten historischen Fakten über die Bedeutung des Canal du Midi und besonders stimmungsvoll wirkt die bildhafte Ausgestaltung der Schauplätze im Süden Frankreichs und der kulinarischen Hauptstadt Lyons. Beim Lesen fühlte ich mich direkt dorthin versetzt.

Und dann geht es in der Story um Genuss, Kochen und die Küche Frankreichs. Denn es war der Autorin ein Herzenswunsch, die Frauen zu ehren, die sich als Köchin in der Männerdomäne einen Namen gemacht haben, rankt sich ihr Buch um die historisch verbrieften "Mütter Lyons", die als erste Frauen ihre eigenen Restaurants eröffneten. Die Kochszenen habe ich genossen und dabei wurde schnell deutlich, wie sehr die Autorin die französische Küche liebt.

Ein unterhaltsamer und genussvoller Romanauftakt, der eine junge Frau auf dem Weg zu ihrem Traum begleitet, die für ihre Leidenschaft des Kochen brennt. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 08.09.2022
Casa Zarrella
Zarrella, Jana Ina;Lafer, Johann

Casa Zarrella


sehr gut

Einfache, vielseitige und fleischlose Alltagsküche mit gesundem Anspruch
Das Kochbuch "Casa Zarrella" haben Jana Ina Zarrella und Johann Lafer gemeinsam entwickelt, es erscheint im Gräfe und Unzer Verlag.

Wenn Jana Ina Zarrella für ihre Familie kocht, dann gibt es einen Mix aus italienischer, deutscher und brasilianischer Küche. Für dieses Buch schaut ihr Johann Lafer über die Schulter und gibt praktische Küchentipps für schnelle Mahlzeiten, die gesund sind und auch noch schmecken.

In diesem Buch erfahren wir in der Einführung etwas darüber, wie Kochen, Essen und Genießen in der Familie Zarrella abläuft. Es folgen hilfreiche Tipps zur Vorratskammer, über frische Lebensmittel, Küchenwerkzeuge, Küchenhacks und wir lernen auch etwas über das Zeitmanagement, was in berufstätigen Familien durchaus ein entscheidender Faktor ist. Danach folgt der Rezeptteil mit tollen Foodfotos.

Die Kapitel teilen sich auf in:

- Frühstück, Snacks und Smoothies: Granola, Tomaten-Basilikum-Aufstrich, Pancakes, Müsliriegel...

- Suppen und Salate: Gazpacho, Italien. Minestrone mit Garnelen, Süßkartoffel-Kokos-Suppe, Bunter Risonisalat, Meeresfrüchtesalat

- Einfach lecker für jeden Tag: Gemüsereis aus dem Backofen, Farofa, Auberginenröllchen, Chili sin Carne, Curry-Gemüse-Pfanne, Fisch in Olivensauce, Johan Lafers Tomatensauce, Zitronennudeln mit Lachs, Calamaretti, Gnocchi in drei Varianten, Gemüse aus dem Backofen mit drei Dipps

- Süße Schlemmereien: Bananenbrot, Bananenmuffins, Matcha-Minz-Törtchen, Bolo de Coco, Geburtstagskuchen Jana Ina, Erdbeer-Tiramisu

- Wenn Zarrellas feiern: Antipasti, Empanadao mit Käse- oder Garnelenfüllung, Auberginen-Cordon-Bleu, Zucchini-Lasagne, Lachs aus dem Backofen, Muscheln in Weißweinsauce, Tacos, Pizza

Bei diesem Buch fällt auf, die Rezepte und Zutatenlisten werden übersichtlich erklärt, man bekommt die Zubereitungszeiten genannt und die Gerichte sind alle recht simpel und auch für Anfänger gut nachzukochen. Zusätzliche Nährwertangaben fehlen.

In der fleischlosen Küche der Zarrellas wird öfter mal Fisch zubereitet, die Gerichte entsprechen dem Geschmack der Familie und es gibt Rezepte für den Inhalt der Brotdosen der Kinder.

Die süßen Speisen entsprechen nicht so meinem Geschmack und für Overnight-Bowls gibt es genügend Rezepte im Netz. Aber die Jeden-Tag-Gerichte und die der Feiern der Zarrellas werde ich wohl größtenteils mal nachkochen. Da gefällt mir der gesunde Aspekt und die internationale Note.

Im Hause Zarrella ist Essenszeit auch gemütliche Familienzeit, bei der sie sich unterhalten und ihr gemeinsames Essen genießen. Von Müsliriegeln, Porridge und Gemüsesticks mit Dipps über Pasta, Reis und Gemüsegerichten bis hin zu Torten, Pralinen und anderen Köstlichkeiten verrät uns Jana Ina ihre Rezepte.

Dieses buntes Kochbuch eignet sich für die ganze Familie, es legt Wert auf gesunde Küche, orientiert sich im vegetarischen und vegangen Bereich und bietet viele einfach nachzumachende Rezepte für köstliche Essenszeit.

Bewertung vom 08.09.2022
Let's Get Lost: Der perfekte Augenblick an den schönsten Orten der Welt
Beales, Finn

Let's Get Lost: Der perfekte Augenblick an den schönsten Orten der Welt


ausgezeichnet

Eine bildgewordene Hommage an die Schönheit unserer Erde!
Der Prestel Verlag ist Garant für tolle Fotobildbände. In "Let´s get lost" hat der Herausgeber und preisgekrönte Fotograf Finn Beales eine Reihe von Naturfotografien zusammen gestellt, die rund um die Welt führen und die Schönheit wilder Natur abbilden.

Der Herausgegeber Finn Beales hat in diesem Buch faszinierende Fotoaufnahmen von namhaften Fotograf:innen gesammelt. Die Kapitel teilen sich in : Gebirge, Karge Natur, Küste, Eis & Schnee, Flüsse & Seen und Wälder.

Die gezeigten Orte sind über die ganze Welt verstreut und zeigen eine Vielzahl von unterschiedlichen Formen der Natur, von Motiven, Stimmungen und Eindrücken, die die Besonderheit der Gegend in den Vordergrund stellen. Hier werden Momentaufnahmen gezeigt, die Eindrücke widergeben, besondere Stimmungen widerspiegeln und durch die Lichtverhältnisse eine besondere Wirkung darstellen und den Betrachter einfach nur verzaubern. Entstanden sind traumhaft schöne Aufnahmen aus der Natur, die einfach nur wunderschön sind und staunen lassen. Fotofreunde und Naturliebhaber werden gleichermaßen begeistert und verzückt sein.

Diese Aufnahmen wecken Fernweh, zu jedem Schauplatz gibt es die genauen Koordinaten und stimmungsvolle und informative Texte zu den Hintergründen und den Besonderheiten der Gegend. Interessant finde ich auch die speziellen Tipps und Angaben der Fotograf:innen zu den bestmöglichen Aufnahme-Momenten ihrer Motive.



Dieser wunderschöne Fotobildband dokumentiert einzigartige Sehnsuchtsorte und traumhafte Locations aus aller Welt. Gezeigt werden atemberaubend schöne Bilder aus der Natur, die künstlerisch in Form von fantastischer Fotografie-Kunst präsentiert werden. Das Buch ist eine Hommage an die Schönheit unserer Erde!

Bewertung vom 07.09.2022
Das Böse im Watt
Rahaus, Markus

Das Böse im Watt


sehr gut

Fesselnder Krimifall aus Cuxhaven

Als die Leiche eines Mannes an der Fahrwassertonne gefunden wird, startet das Ermittlerduo Arne Olofsen und Martin Greiner die Nachforschungen in einem Fall, der viele Rätsel aufwirft. Die Vermutung liegt nahe, dass der Tote ein renommierter Architekt war, dessen letztes Projekt ein Luxus Hotel in sensationeller Lage am Ende des Cuxhavener Leitdamms in der Elbe war. Die Spurensuche gestaltet sich schwierig, denn es gibt kaum Hinweise auf den Täter. Es könnte sich aber auch um radikalen Akt von Gegnern des Bauvorhabens handeln. Die Nachrforschungen führen in ein Dickicht aus Intrigen, Missgunst und Geldgier.

Der vierte Fall der Cuxhavener Ermittler dreht sich um die Aufklärung eines Mordfalls. Beim Toten scheint es sich um den Stararchitekten Brauker zu handeln, der ein umstrittenes Luxusprojekt in elitärer Lage in Cuxhaven geplant hat.

Die Handlung ist stimmig und interessant aufgebaut. Man begleitet die Ermittlungen und wird immer tiefer in die Story hineingezogen, weil man einige Hintergründe erfährt, die den Ermittlern unbekannt sind. Es ist ein Spiel von Gier und krimineller Energie, das durch Hass und Missgunst angeheizt wird. Ich habe mitgerätselt, konnte mir aber lange Zeit keinen genauen Reim machen, bin aber dennoch in der Geschichte abgetaucht. Die Spannung entwickelt sich immer mehr und endet in einem fesselnden Countdown, allerdings sind dabei wohl mit dem Autor ein wenig die Pferde durchgegangen und er hat ein paar Schippen zuviel Action aufgelegt.

Die Figuren werden vielseitig und lebensnah geschildert, ich konnte von Anfang an mit dem Ermittlerteam sympathisieren und fühlte auch eine gewisse Anerkennung für die gewiefte und scheinbar abgebrühte Charlotte Brauker, die mit ihren Aktionen kriminelle Energie und Planung beweist. So empfinde ich in Krimis eher selten und lehne sonst instinktiv die böse Seite ab. Hier war die Figur in gewisser Weise eine Bereicherung.

Markus Rahaus hat einen raffinierten und fesselnden Krimi geschrieben, der in Cuxhaven angesiedelt ist und mich bis zum Ende gepackt hat. Er schreibt flüssig, anschaulich und sehr lebendig und bringt gerade in den Dialogen auch mal eine Prise Humor unter. Die Handlung wird logisch aufgebaut. Besonders interessant war für mich, dass hier die Vertuschung eines Todesfalles eine Rolle spielte und warum gerade die Frau des Architekten über so ausgeklügelte kriminelle Logik verfügt. Auch das große Bauprojekt für Gutbetuchte sorgt für interessante Impulse, denn Einheimische sind zwar vom Tourismus abhängig, wollen aber auch kein Spielball der Reichen werden.

Ein interessanter und spannender Krimi aus Cuxhaven, der gut unterhält und mit seinem Ermittlerteam punkten kann.