Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 06.09.2016
Wolfsspinne
Eckert, Horst

Wolfsspinne


ausgezeichnet

Horst Eckert beginnt seinen Thriller „Wolfsspinne“ mit einem ergreifenden Prolog: Ein kleines Mädchen muss mitansehen, wie ihr Vater im Blumenladen der Familie von zwei Männern niedergeschossen wird…

Eisenach, 04. November 2011. Zwei Männer überfallen eine Sparkasse und flüchten auf Fahrrädern. Kurze Zeit später werden sie tot in ihrem Wohnmobil aufgefunden…

Zeitsprung in das Jahr 2015. Düsseldorf. Promiwirtin Melli Franck wird in ihrem Restaurant überfallen und brutal erschlagen. Vincent Veih und sein Team übernehmen die Ermittlungen. Die Kommissare vermuten den Täter im Drogenmilieu, da Melli eine größere Menge Crystal Meth besaß. Aber auch mehrere Personen aus Mellis näherem Umfeld geraten in das Visier der Ermittler…

Ronny Vogt ist schon viele Jahre undercover für den Verfassungsschutz tätig. Aktuell wird er in der Düsseldorfer Drogenszene als verdeckter Ermittler eingesetzt…

Horst Eckert wartet in seinem dritten Thriller rund um den Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Veih mit politisch hochaktuellen Themen auf. Es geht um den NSU, die Rolle des Verfassungsschutzes bei der Überwachung dieser Gruppierung, um die Zuwanderung von Flüchtlingen, Pegida und Rechtsextremismus.

Der Autor versteht es hervorragend, den Leser in den Bann seiner Geschichte zu ziehen, indem er gekonnt Realität und Fiktion miteinander verknüpft. Er stellt den angeblichen Selbstmord der mutmaßlichen Haupttäter des NSU in Frage und weist dabei auf Widersprüche, Unklarheiten und Ermittlungspannen hin. Ich habe mich im Verlauf der Handlung mehrfach gefragt, ob Eckerts Version des NSU-Themas der Wahrheit nicht näher kommt, als es die offiziellen Darstellungen tun.

Horst Eckert versteht es auch, seinen Hauptprotagonisten unter Druck zu setzen. Nicht nur die Ermittlungen im Mordfall Melli Franck beschäftigen Vincent. Seine Teilnahme an einer Anti-Pegida-Demo und die Abwehr eines Angriffs werden falsch gedeutet und ihm zur Last gelegt. Schnell ist klar, dass Vincent von seinem Posten als Dienststellenleiter verdrängt werden soll, und er hat es nicht leicht, zu beweisen, dass er sich nichts zuschulden kommen lassen hat.

„Wolfsspinne“ hat mich durchweg begeistert. Die Handlung ist abwechslungsreich, glaubwürdig und von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Die Figuren sind ausdrucksstark, die Dialoge lebhaft. Vincent Veihs dritter Fall ist ein Thriller, der nicht nur kurzweilige Unterhaltung bietet, sondern durch die aktuelle, brisante Thematik besonders intensiv zu fesseln weiß. Absolute Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2016
Der Löwe des Kaisers 01 - Der Aufstieg
Kempf, Cornelia

Der Löwe des Kaisers 01 - Der Aufstieg


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Der Löwe des Kaisers – Der Aufstieg“ hat Cornelia Kempf die historischen Ereignisse der Jahre 1152 bis 1168 mit einer facettenreichen fiktiven Handlung zu einer spannenden Geschichte verflochten und ein glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet.

Die 15-jährigen Zwillingsbrüder Einhard und Gunnar von Arsberg werden auf Burg Wallberg zu Rittern ausgebildet. Äußerlich kaum zu unterscheiden, könnten die beiden vom Charakter her verschiedener nicht sein. Einhard ist rechtschaffen, gottesfürchtig und äußerst bescheiden, Gunnar hingegen ist ein Draufgänger und Schürzenjäger. Die Ausbildung der Zwillinge bringt ihre ganz unterschiedlichen Talente zum Vorschein: Einhard ist ein Experte im Umgang mit Pferden, Gunnar dagegen ein ausgezeichneter Schütze.

Geschickt verknüpft Cornelia Kempf den Werdegang der beiden jungen Männer mit dem Leben und Wirken zweier großer Herrscher des 12. Jahrhunderts: Während Einhard in den Dienst von Heinrich dem Löwen tritt, wird Gunnar Gefolgsmann Friedrich Barbarossas. Im Verlauf der Handlung sind Heinrichs Expansion nach Osten in slawisches Gebiet genauso Thema, wie Friedrichs Konflikte mit den norditalienischen Städten und dem Papst.

Die Autorin wartet mit einer geballten Ladung an historischen Fakten auf, die aber so spannend und mitreißend verpackt sind, dass man schnell mittendrin ist in einer Welt aus politischem Kräftemessen und Machtgerangel, Seilschaften, Ränkespielen, Feldzügen, arrangierten Eheschließungen und allem, was das Ritterleben damals für die Menschen bereithielt.

Die Darstellung der Schauplätze und die Schilderung der Ereignisse sind Cornelia Kempf hervorragend gelungen. Man kann der Geschichte trotz wechselnder Handlungsorte, unterschiedlicher Perspektiven und manchmal großer Zeitsprünge bestens folgen und verliert zu keiner Zeit den Überblick. Fiktive und historische Figuren werden glaubhaft miteinander kombiniert, das Zusammenspiel aller Akteure ist gut durchdacht und ausgeklügelt.

„Der Löwe des Kaisers – Der Aufstieg“ hat mir sehr gut gefallen. Die gut ausbalancierte Mischung aus Historie und Fiktion hat mir nicht nur spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mir auch interessante Reise in das deutsche Mittelalter ermöglicht.

Bewertung vom 26.08.2016
Die Hoffnung ihrer Tocher
Rivers, Francine

Die Hoffnung ihrer Tocher


ausgezeichnet

„Die Hoffnung ihrer Tochter“ ist der zweite Band der zweiteiligen Familiensaga rund um das Leben der in der Schweiz geborenen Marta Schneider und ihrer Nachkommen. Diese Fortsetzung spielt in den Jahren 1951 bis 2010 und schließt direkt an den ersten Teil an.
Um das Verhalten und Handeln der Protagonisten in dieser mehrere Generationen umspannenden Geschichte verstehen und nachvollziehen zu können, ist das Wissen um die Geschehnisse im ersten Band nötig. Ich halte es daher für ratsam, vor dem Lesen dieses Buches „Die Sehnsucht ihrer Mutter“ zu lesen.

Im Mittelpunkt des zweiten Teils stehen Martas Enkelin Carolyn und deren Tochter May Flower Dawn. Aber auch Martas Tochter Hildemara nimmt einen bedeutenden Part ein und lenkt mit ihren Ansichten und ihrem Tun das Leben von Carolyn und Dawn.

Carolyn wächst nach traumatischen Erlebnissen in ihrer Kindheit zu einer in sich gekehrten jungen Frau heran. Als ihr geliebter Bruder Charlie bei einem Militäreinsatz in Vietnam ums Leben kommt, stürzt sie völlig ab. Alkohol und Drogen bestimmen lange Zeit ihr Leben. Nach monatelanger Irrfahrt wieder zuhause, stellt sie fest, dass sie schwanger ist. Carolyn bringt ihre Tochter May Flower Dawn zur Welt, holt ihren Collegeabschluß nach und geht täglich viele Stunden arbeiten. May Flower Dawn verbringt indes viel Zeit bei ihrer Großmutter Hildemara…

Und damit beginnt das Drama in dieser Familie von neuem - wieder entfremden sich Mutter und Tochter. Wieder sind es Missverständnisse, falsche Auslegungen und Meinungsverschiedenheiten, die Enttäuschungen hervorrufen und ein glückliches Zusammenleben aller unmöglich machen. Erst die erwachsene Dawn erkennt die tiefen Gräben zwischen den Frauen in ihrer Familie und fängt an, Brücken zu bauen.

Francine Rivers besitzt die beeindruckende Fähigkeit, die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten mitreißend darstellen und auf den Leser zu übertragen. Ich habe in dieser Familiensaga mit Marta, Hildemara, Carolyn und May Flower Dawn gelebt und gelitten, gehofft und gebetet. Ich habe mich über sie geärgert, habe über ihr Verhalten den Kopf geschüttelt und habe Kummer und Sorgen genauso mit ihnen geteilt, wie die kleinen Glücksmomente. „Die Hoffnung ihrer Tochter“ lässt mich ergriffen zurück – eine tiefgründige, berührende Geschichte, die lange nachklingt.

Bewertung vom 09.08.2016
Glitzer, Glamour, Wasserleiche
Kruse, Tatjana

Glitzer, Glamour, Wasserleiche


ausgezeichnet

Festspielzeit in Bregenz. Pauline Miller, gefeierter Star in der Opernszene, ist für die Rolle der „Turandot“ engagiert. Doch die Aufführung wird für Pauline schnell zur Nebensache, denn noch bevor die Proben richtig begonnen haben, wird Paulines geliebter Boston Terrier Radames gedognappt. Pauline macht Jagd auf die Entführer und stößt dabei unversehens auf eine Wasserleiche…

„Glitzer, Glamour, Wasserleiche“ ist bereits der zweite Fall für die mollige Pauline - auf den Leser wartet auch diesmal ein turbulentes Spektakel mit sehr viel Situationskomik, Slapstickeinlagen und einer riesigen Portion Wortwitz. Es ist einfach herrlich, wie Pauline ihr Umfeld beschreibt und die laufende Handlung kommentiert.

Der Krimi kommt nicht mit nervenaufreibender Spannung daher, kann dafür aber umso mehr mit den skurrilen Akteuren überzeugen. Neben Pauline und dem narkoleptischen Radames sind auch Paulines kleinwüchsige Agentin „Bröcki“ und der als Privatsekretär fungierende Countertenor Yves DuBois wieder mit von der Partie. Zu ihnen gesellen sich einige schräge Neuzugänge, wie zum Beispiel Paulines Althippie-Vater und der Tierenergetiker Simian nebst seiner äh…Schwester. Außerdem mit dabei: eine renitente Wasserleiche, die zunächst partout nicht im Bodensee versinken will und sich dann nach ihrem Untergang ruckzuck von der Strömung wieder an die Wasseroberfläche spülen lässt.

Das Lesen von „Glitzer, Glamour, Wasserleiche“ hat mir riesengroßen Spaß gemacht. Ein Buch, randvoll mit guter Laune – ein tolles Lesevergnügen für alle, die skurrile Figuren und einen abgedrehten Humor mögen.

Bewertung vom 08.08.2016
Lizzi und die schweren Jungs / Lizzi Bd.2
Marschall, Anja

Lizzi und die schweren Jungs / Lizzi Bd.2


ausgezeichnet

Hamburg. Opa Edel und seine Frau Gertrud sind verschwunden! Eine Rockerbande setzt Lizzi mächtig unter Druck – sie soll das Rentnerpaar schnellstmöglich finden. Gemeinsam mit der ehemaligen Altenpflegerin Mareike Gödecke und dem Kommissar im Ruhestand Ewald Pfeiffer macht Lizzi sich auf die Suche…

„Lizzi und die schweren Jungs“ ist bereits der zweite Fall für über 70-jährige Elisabeth „Lizzi“ Böttcher und ihre Co-Ermittler. Dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis des ersten Bandes bestens verständlich.

Anja Marschall versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil ausgezeichnet, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Die Geschichte wird spannend erzählt und lädt den Leser zum Mitgrübeln und Miträtseln über Täter, Hintergründe und Zusammenhänge ein.

Auch in ihrem neuen Fall geht die rüstige Rentnerin Lizzi unerschrocken zu Werke – weder verwegene Rocker noch ein mieser Mafiaboss bringen die Detektivin wider Willen aus der Ruhe. Lizzi beobachtet und kombiniert, löst den Fall ganz beherzt auf ihre Weise und schliddert dann unversehens in eine sehr brenzlige Lage.

Ganz hervorragend gelungen sind Anja Marschall die Beschreibungen der Handlungsorte - ich konnte mir die Schauplätze zwischen Reeperbahn und Elbchaussee sehr gut vorstellen; die hanseatische Atmosphäre ist durchweg präsent.

Das Lesen und Mitermitteln hat mir großen Spaß gemacht - „Lizzi und die schweren Jungs“ ist ein sehr unterhaltsamer Krimi mit einem außergewöhnlichen Ermittlertrio. Ein großartiges Lesevergnügen!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.08.2016
Baumgartner kann nicht vergessen
Kleindl, Reinhard

Baumgartner kann nicht vergessen


ausgezeichnet

Graz. Kevin Hiebler ist neu in der Mordgruppe und bekommt es gleich mit einem brisanten Fall zu tun: In einem Schotterwerk unweit Graz wurden in einem Transporter fünf Leichen gefunden…

Reinhard Kleindl stellt ein hochaktuelles Thema in den Mittelpunkt seines dritten Krimis rund um den Chefinspektor Franz Baumgartner. Es geht um Flüchtlinge. Und es geht um Schlepper, die eiskalt ihre eigenen Interessen verfolgen und die Gutgläubigkeit der Flüchtlinge ausnutzen.

Während Kevin Hiebler und seine Chefin Caroline Meier die Ermittlungen aufnehmen und nebenbei mit den wenig hilfreichen Anweisungen ihrer Vorgesetzen zu kämpfen haben, lernt der Leser in einem zweiten Handlungsstrang die kleine Hani kennen, die zusammen mit ihrer Mutter und einigen weiteren Personen in einem kleinen Raum eingesperrt ist und um ihr Überleben ringt. In einem dritten Part begleitet man den suspendierten, alkoholkranken Franz Baumgarnter bei seinen persönlichen Nachforschungen. Baumgartner ist auf der Suche nach Paul, einem Freund aus Kindertagen.

Reinhard Kleindl versteht es ausgezeichnet, den Leser in den Bann seines Krimis zu ziehen. Die Akteure werden ausnahmslos interessant und vielschichtig präsentiert und wirken dabei echt und glaubwürdig. Man kann sehr gut mit den Ermittlern über Täter und Hintergründe Mitgrübeln und Miträtseln. Man hofft und bangt immer wieder mit Hani. Und man kann bestens nachvollziehen, warum es Baumgartner so wichtig ist, Paul zu finden.

„Baumgartner kann nicht vergessen“ hat mich rundum begeistert. Das Szenario ist brisant und authentisch. Die Handlung ist gut durchdacht und durchweg spannend. Die Figuren sind ausdrucksstark. Baumgartners dritter Fall ist ein Krimi, der nicht nur gut zu unterhalten weiß, sondern durch das aktuelle Thema besonders mitreißt.

Bewertung vom 03.08.2016
Niederbayerische Göttinnen
Werner, Ingrid

Niederbayerische Göttinnen


ausgezeichnet

Bad Griesbach im Rottal. Heilpraktikerin Karin Schneider wollte eigentlich nur nach ihrem bei einer Wanderung verloren gegangenen Ohrring suchen, doch ganz unversehens steht sie allein im dunklen Wald neben einem frisch ausgebuddelten menschlichen Skelett und schlittert prompt in einen neuen Kriminalfall …

„Niederbayerische Göttinnen“ ist bereits der vierte Fall für die aufgeweckte Hobbyermittlerin Karin - auf den Leser warten auch diesmal herrlich turbulente, nicht immer wirklich durchdachte Ermittlungen.

Ingrid Werner hat den Alltag ihrer Protagonistin wieder mit einer großen Portion Aufregung und Trubel aufgepeppt. Karin bekommt es nicht nur mit einem rätselhaften Mordfall zu tun, sondern auch mit Apollonia Moosbichler sowie deren Tochter Myrna/Gertraud und Enkelin Birgit – die drei Frauen haben sich selbst zu Göttinnen ernannt und leben keltisches Brauchtum intensiv aus.

Der Krimi kommt nicht mit atemloser Höchstspannung daher, kann dafür aber umso mehr mit Humor und guter Unterhaltung punkten. Es ist einfach herrlich, wie Karin ihr Umfeld beschreibt und die Geschehnisse kommentiert. Außerdem sorgen unvorhersehbare Wendungen und so manch Überraschung dafür, dass keine Langeweile aufkommt.

Das Lesen und Mitermitteln hat mir großen Spaß gemacht - „Niederbayerische Göttinnen“ ist ein sehr unterhaltsamer Krimi mit einer außergewöhnlichen Ermittlerin. Ein großartiges Lesevergnügen.

Bewertung vom 30.07.2016
Apostelwasser
Ramstetter, Regina

Apostelwasser


ausgezeichnet

Passau. Hauptkommissar Hannes Kroner und Oberkommissar Ben Bruhan werden zu einem grausigen Tatort am Ufer der Ilz gerufen. Drei Männer wurden gekreuzigt…

Regina Ramstetter wartet in „Apostelwasser“ mit einem sehr heiklen Thema auf. Es geht um Kindesmissbrauch. Genauer gesagt, um Fälle von Misshandlungen, Demütigungen und sexuellem Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen in den 1950er bis 1990er Jahren. Und es geht um die bis heute mangelnde Aufklärung dieser Fälle.

Der Autorin gelingt in diesem Krimi ein großartiger Spagat zwischen Sachlichkeit und Humor. Sie schildert die damaligen Ereignisse sehr respektvoll und behandelt das Thema mit dem nötigen Ernst. Das bis heute andauernde Leid der ehemaligen Schüler wird deutlich hervorgehoben, genauso wie das Interesse der kirchlichen Institutionen, die schrecklichen Verfehlungen zu vertuschen. Dennoch gibt es im Verlauf der Geschichte zahlreiche komische Passagen und witzige Dialoge, die ein Menge Schwung in die Handlung bringen und für gute Unterhaltung sorgen.

Nicht nur das Thema ist aufwühlend, auch der Kriminalfall ist spannend. Regina Ramstetter schickt hier einen Mörder ins Rennen, der raffiniert vorgeht und einen genauen Plan zu verfolgen scheint. Er hinterlässt kleine Hinweise, die Kroner und seinem Team zwar die richtige Richtung weisen, aber dennoch nicht näher an eine Auflösung der Mordfälle bringen. Als eine weitere Person aus dem Kreis der damaligen Täter verschwindet, ist Eile geboten.

Die Charaktere werden von Regina Ramstetter allesamt vielschichtig präsentiert. Jeder Einzelne hat seine Ecken und Kanten und spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet. Das gilt nicht nur für die Ermittlungen, auch das Privatleben der Kommissare ist interessant und fügt sich ohne aufgesetzt zu wirken in die Krimihandlung ein.
Persönliche Differenzen zwischen Kroner und Ben nehmen ungeahnte Ausmaße an. Außerdem möchte Kroner endlich Gewissheit haben, ob seine Ziehtochter Valli sein leibliches Kind ist. Und von den unerwarteten Avancen der drallen Staatsanwältin schwirrt dem Hauptkommissar der Kopf.

Passau wird von Regina Ramstetter ganz hervorragend in Szene gesetzt. Die Schauplätze werden detailreich beschrieben, so dass man sich ein gutes Bild von der Stadt machen kann. Eine Extraportion Authentizität bekommt die Handlung dadurch, dass neben den fiktiven Figuren auch einige reale Passauer Persönlichkeiten den Krimi bevölkern. Zu ihnen gehören die Kabarettistin und Schauspielerin Barbara Dorsch, die einige unterhaltsame Auftritte hat, sowie der Pächter des Passauer Rudervereins Dan Grigoreanu und der Apostelfischer Karl Köck.

Sehr lesenswert ist das Glossar am Ende des Buches. Eine erstklassige Übersetzungshilfe für alle, die des Bayerischen nicht mächtig sind. Die Begriffe werden von der Autorin mit sehr viel Witz erklärt. Herrlich!

Mit „Apostelwasser“ hat Regina Ramstetter mir alles geboten, was für mich zu einem fesselnden Krimi dazugehört. Eine flüssig und spannend erzählte Geschichte, die mich von der ersten Seite an ins Geschehen gezogen hat, die schlüssig aufgebaut ist, die mir durch zahlreiche offene Fragen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motive und Täter gegeben hat und die mich am Ende mit einer zu keiner Zeit vorhersehbaren Auflösung überrascht hat. Absolut empfehlenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2016
Grado im Regen / Kommissarin Degrassi Bd.1
Nagele, Andrea

Grado im Regen / Kommissarin Degrassi Bd.1


ausgezeichnet

Andrea Nagele beginnt ihren Krimi „Grado im Regen“ mit einem kurzen Prolog – eine kleine Postfiliale wird ausgeraubt. Das Gaunerpärchen kann mit der Beute flüchten…

Szenenwechsel. In Grado lernt man mehrere Personen kennen, die auf den ersten Blick kaum etwas miteinander zu tun haben:
Franziska Tosoni leidet an einer rätselhaften Krankheit. Sie hat sich gerade von ihrem betrügerischen Ehemann Tomaso getrennt.
Angelina Maria Cecon lebt in einer Villa am Meer. Sie fühlt sich alt und gebrechlich und wirkt auf ihre Mitmenschen geistig verwirrt. Ein viele Jahre zurückliegendes Ereignis lässt sie nicht zur Ruhe kommen.
Die 11-jährige Laura Manzoni ist ein aufgewecktes Mädel, das Bestellungen für einen Bäcker ausliefert. Laura hat eine sehr gute Beobachtungsgabe.
Maddalena Degrassi ist Kommissarin. Ihr Freund Franjo kehrt ihr den Rücken, weil sie eine heimliche Affäre hatte.

Die Geschichte fließt zunächst langsam dahin. Andrea Nagele beschreibt ihre Protagonistinnen sehr intensiv. Man lernt nicht nur ihren Alltag kennen, sondern auch ihre Probleme, ihre Gedanken und Gefühle, ihre Ängste und Sorgen, ihre Träume und Erinnerungen. Die Atmosphäre ist düster und unheilvoll. Das Schicksal der Frauen und ihre nach und nach immer deutlicher werdenden Verbindungen ziehen den Leser Seite um Seite stärker in den Bann der Handlung.
Als Angelina Maria beobachtet, wie eine junge Frau im Meer ertrinkt, glaubt ihr niemand, dennoch lässt Kommissarin Degrassi den Strand nach Hinweisen absuchen. Als kurz darauf Franziska überfallen wird, gewinnt die Handlung immer mehr an Tempo und Spannung. Eine besondere Dramatik bekommt der Krimi dadurch, dass der Leser im Gegensatz zu den Akteuren weiß, wo sich Franziska befindet und wie es ihr ergeht. Ein ums andere Mal scheint Franziskas Rettung nah, nur, um dann doch wieder auszubleiben. Sehr mitreißend!

„Grado im Regen“ hat mich durchweg begeistert – ein sehr gut durchdachter, psychologisch ausgefeilter Krimi, bei dem die polizeilichen Ermittlungen zum größten Teil im Hintergrund bleiben. Ein fesselndes Leseerlebnis.