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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 08.09.2011
Der Albtraum
Spindler, Erica

Der Albtraum


sehr gut

Ich werde dich finden

Kate und Richard Ryan wünschen sich nichts sehnlicher als ein Kind, ihre letzte Chance ist eine Adoption. Julianna Starr ist schwanger und auf der Flucht vor ihrem um Jahre älteren Freund. John Powers unternimmt hierbei wirklich alles, um Julianna zu finden. In ihrer Verzweiflung wendet sich Julianna an einen Arzt, in der Hoffnung auf eine Abtreibung. Dieser empfiehlt ihr, das Kind zur Adoption freizugeben. Die glücklichen Eltern der kleinen Emma Grace werden Kate und Richard. Allerdings hat Julianna sich bei der Durchsicht der Unterlagen möglicher Adoptiveltern in Richard verliebt und versucht nun alles, dessen Ehe zu zerstören. Zur gleichen Zeit kommt John Powers Julianna immer näher und schon bald überschlagen sich die Ereignisse.

Etwas beschaulich beginnt der Psychothriller von Erica Spindler, bei dem es sich um eine Neuauflage aus dem Jahr 1999 handelt. Sehr ausführlich, jedoch zu jeder Zeit unterhaltsam, stellt sie einem erst einmal alle Mitwirkenden vor und so erfährt man bereits auf den ersten Seiten sehr viel über deren Leben, erhält eine sehr gute Vorstellung von ihnen und als die Geschichte dann anzieht, fiebert man umso mehr dann mit allen Beteiligten mit.

Und die Story zieht an! Die Spannung baut sich zwar langsam, dafür aber sehr stetig auf und zum Ende hin befindet sie sich wirklich auf extrem hohem Niveau. Der Schreibstil von Erica Spindler ist durchweg flüssig und fesselnd, obwohl sie bei manchen Szenen kurz davor steht, ins Schnulzige abzurutschen und immer gerade noch so die Kurve bekommt. Die Story ist in Teilen vorhersehbar, wobei sie zur Mitte hin doch eine Wendung annimmt, mit der ich so nicht gerechnet hätte.

Der Autorin gelingt es sehr gut, einem die Gefühle von Kate zu vermitteln, die sich nichts sehnlicher als ein Kind wünscht und als sie Emma dann hat, feststellen muss, dass so ein kleines Wesen ihr komplettes Leben verändert und auf den Kopf stellt. Und Kate lernt hierdurch auch einiges über ihren Ehemann Richard kennen, was sie sich in dieser Art so nicht vorgestellt hatte. Erica Spindler beschreibt Kate als eine starke, selbstbewusste, kreative, humorvolle und sehr sympathische Frau, die erfolgreich und mit viel Elan ihr kleines Café leitet und so gut wie möglich versucht, Berufs- und Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Aber keine Sorge, Kate ist keine Überfrau, sondern sie zweifelt auch oft genug an sich selbst, reagiert öfters ängstlich und hat einige Probleme aus ihrer Vergangenheit, an denen sie noch ziemlich zu knabbern hat.

Zum anderen zeichnet sie ein glaubhaftes Bild von der 19-jährigen Julianna, die völlig emotionslos ihr Baby zur Adoption freigibt, nur um sich dann wie besessen auf die Eroberung von Richard zu konzentrieren. Dies plant sie bis ins kleinste Detail, macht sich zu keiner Zeit Gedanken darüber, wie es Kate dabei gehen könnte und geht diesen Weg sehr egoistisch an. Doch Julianna hat auch ein schreckliches Geheimnis, welches sich mit der Zeit herauskristallisiert, eng mit John Powers in Verbindung steht und man bald gewillt ist, seine anfangs ablehnende Haltung ihr gegenüber zu revidieren.

Im Gegenzug geht die Autorin kaum auf Juliannas älteren Freund John Powers ein. Dessen Charakter bleibt sehr undurchsichtig. Klar ist nur, dass er seine ganze Konzentration auf Julianna legt, um diese zu finden. Hierfür geht er im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen und dies völlig gefühllos.

Fazit: Ein spannender Psychothriller mit klar herausgearbeiteten Charakteren und mit einer Story, die zwar in Teilen vorhersehbar ist, nichtsdestotrotz aber spannend umgesetzt wurde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2011
Verbannt / Tales of Partholon Bd.2
Cast, P. C.

Verbannt / Tales of Partholon Bd.2


sehr gut

Die Auserwählte der Göttin

Eigentlich müsste Shannon überglücklich sein in Partholon. Die Fomorianer sind besiegt, ihr Ehemann ClanFintan trägt sie auf Händen und ihr Volk sowieso. Doch Shannon ist depressiv, ständig ist ihr schlecht und sie den Tränen nahe. Bei einem Ausritt mit ClanFintan führt Epi sie zu einer Lichtung. Magisch wird Shannon von zwei uralten Eichen angezogen und ehe sie es sich versieht, befindet sie sich wieder in Oklahoma. Als sie zu sich kommt, beugt sich ein Mann über sie, der ihrem Ehemann zum Verwechseln ähnlich sieht. Clint Freeman gesteht ihr, sie zurückgeholt zu haben, damit Rhiannon nach Partholon zurückkehren kann. Doch mit Shannon kam auch eine dunkle Macht nach Oklahoma, die alles daran setzt, die Menschen, welche Shannon liebt, zu töten. Zusammen mit Clint stellt sich Shannon der Bedrohung.

Ungewohnt schwermütig beginnt der zweite Teil der Trilogie, was sich allerdings nach einigen Seiten wieder legt, nachdem Shannon eine mehr als freudige Nachricht erhält. Dann blitzt auch ihr bekannter Wortwitz wieder auf, der einen des Öfteren schmunzeln lässt. Stellenweise hat mich aber ihr Verhalten etwas irritiert, und zwar als sie zwei einschneidende und schreckliche Ereignisse erleben muss. Zwar reagiert Shannon gewohnt emotional, geht aber auch ungewohnt schnell darüber hinweg.

Dieses Mal fehlen der Zauber und das Magische von Partholon, da der Fantasyroman hauptsächlich in Oklahoma spielt. Dennoch gelingt es P.C. Cast eine gewisse mystische Spannung aufzubauen und diese über das gesamte Buch zu halten. Allein hierfür sorgt schon der stetig anhaltende Schneefall, der Oklahoma in eine zauberhafte, aber auch sehr gefährliche Winterlandschaft verwandelt. Hinzu kommt, dass die Autorin sehr ins Spirituelle abweicht, indem sie Shannon mit Bäumen reden lässt und es sich bei Clint ebenfalls – wie auch bei ClanFintan - um einen hohen Schamanen handelt, der einen engen Bezug zur Natur und Geistern hat.

Die Story entwickelt sich wieder recht komplex, fast durchgehend sehr spannend und unterhaltsam. Es tauchen einige Figuren aus dem ersten Teil auf, wobei jetzt aber Alanna und ClanFintan nur eine unwesentliche Nebenrolle innehaben. Was mir gut gefallen hat, dass man im 2. Teil auch etwas über Rhiannon und ihre Vergangenheit erfährt. Und fast ist man gewillt, mit ihr Mitleid zu haben.

Im Fokus steht aber eine neue Figur in Form von Clint Freeman. Der Schamane lebt nach einem schrecklichen Unfall vorwiegend in einer Hütte mitten im Wald, verliebt sich unsterblich in Shannon, ja vergöttert sie regelrecht und dass hat mich manchmal etwas genervt. Hier hätte ich mir mehr Wortgefechte wie bei Shannon und ClanFintan gewünscht. Besonders gefallen hingegen hat mir der Charakter von Shannons Vater. Ein geradliniger, bodenständiger Sturrkopf, der seine Tochter über alles liebt und ihr selbstlos hilft.

Fazit: Ein durchweg spannender, unterhaltsamer Fantasyroman mit einer überaus sympathischen Protagonistin, dem allerdings etwas die Spritzigkeit des ersten Bandes fehlt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.09.2011
Im Reich der Katzenkönigin / Jägermond Bd.1
Schacht, Andrea

Im Reich der Katzenkönigin / Jägermond Bd.1


ausgezeichnet

Die Suche nach dem Ankh

Gesa Alderson liegt im Sterben. Ihre Enkelin Felina wacht bei ihr, als plötzlich eine aristokratisch wirkende Dame am Sterbebett erscheint, sich von Gesa verabschiedet und genauso plötzlich wieder verschwindet. Felina wundert sich zwar über diesen Besuch, schenkt ihm aber keine große Beachtung, auch nicht den beiden Hauskatzen, die anschließend über den Rasen laufen. Bei den Besuchern handelte es sich um Bastet Merit, Königin des Katzenreichs Trefélin, die sich von ihrer langjährigen Menschenfreundin Gesa verabschiedet hat. Doch auf dem Rückweg nach Trefélin kommt es zu einem Zwischenfall und Majestät verliert ihr Ankh, ohne dessen Hilfe sie nicht zurück ins Katzenreich reisen kann. Nur ihrem Begleiter Mafed gelingt die Flucht. Bastet Merit bleibt im Körper einer normalen Hauskatze zurück.

Ihre Hoffnung ruht nun auf Felina, die einen seltsamen Ohrring von ihrer Großmutter geerbt hat. Mit dessen Hilfe könnte Majestät zurückkehren, an diesen jedoch zu gelangen, gestaltet sich schwieriger als gedacht. Und auch die rettende Hilfe aus Trefélin in Form des stolzen Katers Nefer und seinen drei Helfern stößt auf ungeahnte Schwierigkeiten. Hinzu kommt, dass offenbar aus Trefélin heraus eine Intrige geschmiedet wird, um die Rückkehr von Majestät zu verhindern.

Anfangs spielt der Fantasyroman noch mehr in unserer Welt, doch schon bald wechselt er ins Katzenreich und Andrea Schacht gelingt es durch ihre fesselnde und bildhafte Sprache wunderbar, einem diese Welt näher zu bringen. Zunächst scheint alles herrlich friedvoll und angenehm, doch schon bald muss man feststellen, dass auch in Trefélin nicht alles Gold ist was glänzt und auch dessen Einwohner Machtgedanken und Intrigen nicht fremd sind.

Der Schreibstil von Andrea Schacht ist sehr locker, immer unterhaltsam, oft herrlich witzig, stellenweise richtig spannend, aber auch kritisch. So stellt sie die Riesenkatzen aus Trefélin als stolz, anmutig, verschmust und sehr eigenwillig dar, welche die Menschen erziehen und nicht umgekehrt. Auf der anderen Seite hebt sie aber auch mal den Zeigefinger und vermeidet es nicht darauf einzugehen, wie grausam manche Menschen Hauskatzen behandeln.

Die Geschichte entwickelt sich in gewisser Weise schon vorhersehbar, jedoch ist der Weg dahin vielschichtig angelegt und überrascht einen auch immer mal wieder, auch in Bezug auf die unterschiedlichen Charaktere, die sich teilweise ganz anders entwickeln als anfangs gedacht.

Überhaupt die Charaktere! Diese – sei es jetzt Mensch oder Katze - sind einfach wunderbar und stellenweise so was von warmherzig und liebenswert gezeichnet. Allen voran natürlich 17-jährige Felina, aber ganz besonders begeistert war ich von Chep-Nupet. Die Trefélin-Katze wirkt auf den ersten Blick träge, etwas dicklich und dümmlich, besonders wird dies durch ihren doch recht eigenwilligen Sprachstil hervorgerufen. Doch schon bald merkt man, dass dies absolut nicht der Fall ist, sie viele mystische Geheimnisse rund um Trefélin kennt und über Kräfte verfügt, die man ihr gar nicht zugetraut hätte. Und auch die Figur von Nefer ist herrlich beschrieben. Dieser schöne, stolze und ach so arrogante schwarze Kater legt sich immer wieder mit Felina an, nur um dann doch den Kürzeren zu ziehen. Einfach herrlich, die Dialoge zwischen den Beiden. Und selbst die Nebenrollen, wie der Förster Nathan Walker oder Felinas Tante Iris Alderson sind facettenreich beschrieben.

Fazit: Ein Fantasyroman der ganz besonderen Art, mit hervorragend herausgearbeiteten Charakteren und einer komplexen, unterhaltsamen und spannenden Story. Nicht nur etwas für Katzenfans, aber für diese ganz besonders.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.08.2011
Asylon
Elbel, Thomas

Asylon


sehr gut

Die letzte Zuflucht der Menschen

Torn ist Masterleveller in der letzten Stadt der Erde. In Asylon herrschen einzelne Clans, die Levellers sorgen dafür, dass deren Macht im Gleichgewicht bleibt. Eines Tages findet Torn mit seinem Kollegen Scooter im Minenfeld die Leiche einer jungen Frau. Das Minenfeld wie auch die Selbstschussanlage dienen dazu, weitere hungernde Menschen aus der längst mehr als überfüllten Stadt heraus zu halten. Doch ganz offensichtlich wollte die junge Frau nicht nach Asylon hinein, sondern aus ihr fliehen. Saina, die beste Freundin der verunglückten Lynn, kommt deren Tod merkwürdig vor und sie beginnt Nachforschungen anzustellen. Torn hingegen plagen ganz andere Sorgen. Angeblich hat seine hochschwangere Frau eine Frühgeburt gehabt und sich daraufhin das Leben genommen. Doch hieran mag Torn nicht recht glauben und fängt an, Fragen zu stellen. Doch dies ist in Asylon nicht gern gesehen und bald hat Torn Riesenprobleme und kommt zudem einem Geheimnis auf die Spur, dass seinen Glauben an Asylon und sein bisheriges Leben von Grund auf verändern wird.

Asylon: Die letzte Stadt der Menschheit nach der großen Klimakatastrophe. Hier herrscht die Macht des Stärkeren. Nur die Levellers halten einigermaßen das Gleichgewicht zwischen den einzelnen Clans. Ein Menschenleben zählt nicht viel, ist die Stadt doch schon hoffnungslos übervölkert. Die Menschen hausen in kleinen Räumen, die stellenweise mehrere Stockwerke unter der Erde liegen, das Sonnenlicht sehen die wenigsten. Es ist ein düsteres Bild, welches Thomas Elbel von Asylon zeichnet, doch es passt perfekt zur Geschichte. Und obwohl ein Menschenleben in Asylon fast nichts zählt, verzichtet der Autor dennoch auf zu brutale und gar blutrünstige Szenen, sondern es gelingt ihm gut, einem glaubwürdig das brutale Leben in Asylon zu vermitteln, ohne hierbei zu sehr auf Details einzugehen.

Thomas Elbel wechselt seine Erzählstränge ständig zwischen Saina und Torn, wobei deren Wege sich aber auch des Öfteren kreuzen. Die Kapitel sind recht kurz gehalten und enden stets an einer besonders markanten Stelle, was natürlich spannungsfördernd ist. Hinzu kommt der durchweg sehr temporeiche und flüssige Schreibstil des Autors, der seine Story anfangs schon ziemlich rätselhaft anlegt und vielschichtig weiterentwickelt. Und auch die Spannung steigert sich kontinuierlich bis zum absolut überzeugenden und schlüssigen Ende, was auch noch ein wenig Platz für die eigene Fantasie lässt.

Seine Charaktere sind unterschiedliche, teilweise sehr eigenwillige Personen. Im Vordergrund stehen natürlich Torn und Saina, er eher etwas überlegt agierend, sie mehr der impulsive Gegenpart. Besonders gefallen hat mir aber Scooter, er bringt stellenweise mit seiner flapsigen Art etwas Lockerheit in den düsteren, beklemmenden Endzeitthriller. Natürlich darf auch der „Böse“ nicht fehlen, diese Rolle hat Rygor inne, zusammen mit seinen tumben Begleitern, die sich an Dusseligkeit gegenseitig schier überbieten. Rygor dagegen kann man schon als intelligent, durchtrieben und durch und durch als bösartig bezeichnen.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings an der Darstellung der Charaktere. Mag sein, dass es nur mir so ging, aber ich habe lange gebraucht, bis ich eine Vorstellung von Torn und Saina bekam. Hier hätte ich mir von Anfang an etwas mehr Tiefgang gewünscht. So ab der Mitte war dann aber der „Funke“ übergesprungen und ein Mitfiebern an ihrem Schicksal war garantiert. Allerdings fand ich es jetzt auch nicht unbedingt als störend, da die Story an sich zu jeder Zeit überzeugt.

Fazit: Ein gelungenes Debüt mit einer absolut überzeugenden, logisch aufgebauten und sehr gut erzählten Story.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.08.2011
XY
Veronesi, Sandro

XY


gut

Die wunderbare Absurdität des Hierseins

Ausdrucksstark und bildhaft beginnt Sandro Veronesi seinen Roman und erzählt so anfangs erst ein wenig über das beschauliche, in geordneten Bahnen verlaufende Leben des Dorfes. Und gerade die Schilderung dieses anfangs so beschaulichen, so vorhersehbaren Lebens sorgt dafür, dass jetzt der Gänsehauteffekt einsetzt, als er urplötzlich auf das grauenhafte Geschehen umschwenkt. Die Stimmung ist plötzlich sehr geheimnisvoll, mysteriös und durch die Abgeschiedenheit des Dorfes wirkt die Story hier irgendwie auch gruselig.

Diese Szene beschreibt der Autor aus Sicht von Don Ermete, dem Dorfpfarrer, anschließend wechselt er zum Leben der Psychiaterin Giovanna. Und auch diese Szene ist äußerst verwirrend. In der Ich-Form beschreibt Sandro Veronesi die Gefühle von Giovanna als sie feststellen muss, dass eine fünfzehn Jahre alte Narbe an ihrem Finger wieder aufgebrochen ist. Als dann Giovanna aus dem Radio über das grausame Geschehen in San Giuda erfährt, sieht sie hier sofort einen Zusammenhang.

Und so wechselt die Geschichte ständig zwischen Giovanna und Don Ermete. Und man lernt so ihre Gedanken, ihre Gefühle und somit auch nach und nach etwas über ihr Leben kennen. Hierdurch stellt man schnell fest, dass Beide traumatische Erlebnisse in ihrer Vergangenheit hatten, die sie bis heute geprägt haben oder aber auch noch nicht verwunden haben. Dies alles vermittelt der Autor tiefschürfend, geheimnisvoll und anspruchsvoll, durchaus auch interessant, jedoch sehr spannungsarm.

Tja, und bald stellt man fest, dass zwar das grausame Geschehen im Wald von San Giuda der Dreh- und Angelpunkt des Romans ist, jedoch im Verlauf der Geschichte immer mehr in den Hintergrund rückt und das es sich hierbei definitiv nicht um einen Thriller handelt. Eher ist es eine Geschichte über Glaube und Vertrauen und über Schuld und Unschuld. Somit ist das Buch mehr eine Analyse über die Seelenwelt von Giovanna und Don Ermete, ihre Bewältigung mit ihrer Vergangenheit und die ständige Infragestellung ihrer Gefühle.

Keine Frage, der Sprachstil von Sandro Veronesi überzeugt von Anfang an, er sehr ausdrucksstark und durchaus anspruchsvoll. Doch die ständigen Analysen der Seelenwelt der Protagonisten ist teilweise extrem ausschweifend beschrieben und obwohl einen schon schnell klar ist, dass die Auflösung dieses seltsamen Geschehens im Wald von San Giuda keine logische Lösung haben kann und man somit lange rätselt, wie diese der Autor seinen Lesern präsentieren wird, verliert man doch recht bald die Lust am Lesen. Denn die Spannung verliert sich nach dem fulminanten Start extrem schnell und gerade die ständigen Telefonate zwischen Giovanna und ihrer Mutter haben mich irgendwann ziemlich angenervt. Ein wenig Spannung kam eigentlich für mich erst wieder zum Schluss auf, als Giovanna und Don Ermete gemeinsam in der Kirche versuchen, hinter das Geheimnis zu kommen. Aber da ist der Roman auch schon fast wieder fertig.

Fazit: Wer sich für Psychologie und Religiosität auf anspruchsvoller Ebene interessiert, liegt mit dem Roman sicherlich richtig. Wer jedoch einen Psychothriller erwartet, wird sehr enttäuscht sein.

Bewertung vom 23.08.2011
Erntemord
Graham, Heather

Erntemord


sehr gut

Fürchte den Schnitter im Herbst

Salem an Halloween. Brad und Mary genießen den Wahnsinn der Stadt, der dort während Halloween herrscht. Bis sie sich von einem Wahrsager die Zukunft vorhersagen lassen. Beide verlassen verwirrt das Zelt, um sich anschließend auf dem nahen Friedhof umzusehen. Von einer Minute auf die andere verschwindet Mary spurlos, selbst die herbeigerufene Polizei findet keine Spur von ihr. Der ehemalige Polizeitaucher und heutige Privatdetektiv Jeremy Flynn, reist zusammen mit Rowenna Cavanaugh nach Salem, um seinen ehemaligen Partner und Freund bei der Suche zu unterstützen. Rowenna, eine Expertin für Okkultismus, ist in Salem zu Hause und durch Zufall findet sie im nahegelegenen Maisfeld ihres Hauses schon kurze Zeit später die Leiche einer Frau, hergerichtet wie eine Vogelscheuche. Während Jeremy die Polizei und seinen Freund bei der Suche nach Mary hilft, fängt Rowenna an, sich mit der Geschichte von Salem zu beschäftigen. Sie ist davon überzeugt, dass die Lösung ob des Verschwindens von Mary wie auch der Mord an der jungen Frau in der Vergangenheit zu finden ist.

Im zweiten Teil der Brothers-Flynn-Trilogie liegt das Augenmerk des Mystery-Thrillers dieses Mal auf dem mittleren Bruder Jeremy. Während sein ältester Bruder Aidan wie auch seine Frau Kendall an Übersinnliches glauben, ist Jeremy zu sehr Realist, um dies alles ernst nehmen zu können. So steht er auch anfangs sehr skeptisch den Argumentationen der Okkultexpertin Rowenna gegenüber, kann sich aber auch nicht deren Anziehungskraft erwehren. Was natürlich mit der Zeit auf Gegenseitigkeit beruht und sich so zusätzlich auch wieder eine Liebesgeschichte entwickelt. Allerdings legt Heather Graham auch dieses Mal mehr den Focus auf die eigentliche Geschichte und die Beziehung von Rowenna und Jeremy ist eine gelungene Ergänzung zu diesem spannenden Thriller.

Wie schon bei „Ahnentanz“ gelingt es der Autorin recht schnell, eine unheimliche, rätselhafte Stimmung aufzubauen, die sich durch den kompletten Thriller zieht. Bedingt ist dies auch durch die Vergangenheit von Salem, welche die Autorin einem so nach und nach näher bringt mit seiner Hexenverfolgung und der Sage um den Schnitter.

Die Autorin steigt dieses Mal sofort in die Story ein und beginnt mit dem rätselhaften Verschwinden von Mary. So ist die Spannung von Anfang an sehr hoch, die zwar kurz etwas abfällt, als Heather Graham einem erst einmal Rowenna wie auch Jeremy ein wenig vorstellt, aber dann zieht sie wieder extrem an und hält sich dann mühelos bis zum Schluss. Hinzu kommt auch, dass die Erzählstränge ständig wechseln und natürlich genau an einer markanten oder spannenden Stelle enden, was der Spannung auch zugutekommt.

Ihre Charaktere, allen voran Rowenna und Jeremy, sind wunderbar detailreich und lebendig beschrieben, sodass sie fast sofort Konturen annehmen und man problemlos eine Vorstellung von ihnen bekommt. Allerdings legt Heather Graham auch immer mal wieder kleine Hinweise oder Spuren aus, die einem seine Meinung bei den verschiedenen Personen revidieren lässt, sodass man sich bis zum Schluss einfach nicht sicher sein kann, wer denn nun der Mörder ist.

Fazit: Auch der 2. Teil der Trilogie ist wieder ein spannender Thriller mit einem ordentlichen Touch ins Übersinnlichen, einer spannenden und fesselnd erzählten Story und liebenswert gezeichneten Protagonisten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.08.2011
Das Liliengrab
Berger, Valentina

Das Liliengrab


sehr gut

Kleine Engel

Ein junges Pärchen macht im Wald eine grausige Entdeckung. Auf weißen Lilien gebettet liegt ein toter Säugling. Gerichtsmediziner Heinz Martin kann plötzlichen Kindstod nicht ausschließen, da das Baby keinerlei Verletzungen aufweist. Als jedoch schon kurze Zeit später ein weiteres Baby auf die gleiche Weise gefunden wird, wissen Kommissar Helmut Wagner und sein Team das sie einen Mörder jagen.

Wie schon bereits in ihrem Debütthriller „Der Augenschneider“ kennt man bereits nach wenigen Seiten den Täter wie auch sein Motiv. Doch dieses Wissen nimmt die Spannung aus dem Thriller in keiner Weise heraus, ganz im Gegenteil. Denn nun beginnt ein fesselndes Katz-und-Maus-Spiel zwischen der Mörderin und den Ermittlern.

Auch dieses Mal beginnt Valentina Berger ohne große Vorgeschichte ihren Psychothriller und steigt sofort in die Story ein. Geschickt wechselt sie ständig zwischen Täterin und dem Ermittler-Trio und so ist man auch immer über die Aktivitäten der Mörderin informiert und erhält so nach und nach einen Einblick in ihre kranke Psyche. Gut gefallen hat mir, dass sie nicht als die „böse Mörderin“ dargestellt wird, sondern dass man es hier mit einer eindeutig psychisch kranken Frau zu tun hat, die von ihren Handlungen absolut überzeugt ist und glaubt, etwas Gutes zu tun. Diese Darstellung der Täterin, die eindeutig dringend ärztliche Hilfe benötigt, ist durchweg glaubhaft und einfühlsam beschrieben und fast ist man geneigt, Mitleid für sie zu empfinden.

Sowieso lebt der Thriller von den Gefühlen der einzelnen Charaktere. Weder Heinz Martin, noch die Spurenermittlerin Laura Campelli und Kommissar Helmut Wagner lassen die Morde kalt, ganz im Gegenteil. Alle Drei sind emotional stark eingebunden, da die Morde an den hilflosen Kindern sie stark berühren und sie alles daran setzen, den nächsten Mord zu verhindern. Diese Emotionen und auch ihr Gefühl der Hilflosigkeit, da kaum Anhaltspunkte für die Ermittlungen vorhanden sind, vermittelt die Autorin hervorragend und man kann regelrecht nachempfinden, wie sich die Drei wie besessen in diesen Fall stürzen.

Von Anfang bis Ende ist die Geschichte absolut schlüssig und sehr spannend und temporeich angelegt. Wobei hier aber auch nie das Privatleben von Heinz Martin, Wagner und Laura zu kurz kommt. Dies ist aber auch bedingt dadurch, dass die Drei befreundet sind und sich so auch des Öfteren nach Dienstschluss treffen und zwangsläufig dann auch weiter über den Fall diskutieren. Die Übergänge zwischen Privaten und den laufenden Ermittlungen sind absolut fließend und geschickt in den Thriller eingebaut, sodass die ganze Story absolut rund und durchweg überzeugend wirkt.

Neben der gelungenen Beschreibung zur Gefühlswelt der Täterin sind auch alle anderen Charaktere authentisch und facettenreich gezeichnet. Da ist zum einen Heinz Martin, ein ordnungsliebender, stringent arbeitender Realist, der gerne einmal ein paar zynische Bemerkungen loslässt, wenn sein Freund Helmut Wagner wieder einmal bei einem Tatort oder bei einer Obduktion etwas blass um die Nase wird. Allerdings ist dieses Mal von seinem Zynismus nicht ganz so viel zu spüren, denn auch ihm gehen die Morde sehr nahe. Laura Campelli und Helmut Wagner haben momentan privat einige Probleme miteinander, sind öfters unterschiedlicher Meinung, gerade was die Vorgehensweise bei den Ermittlungen betrifft und hierbei kann besonders Laura sehr temperamentvoll reagieren, womit der zumeist sachliche agierende Wagner seine Probleme hat.

Fazit: Ein fesselnder, emotionaler und spannender Thriller, der durch seine authentisch gezeichneten Charaktere und einer komplexen Story überzeugt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2011
Ohrenzeugen / Kommissare Lisa Luft und Heiko Wüst Bd.1
Streng, Wildis

Ohrenzeugen / Kommissare Lisa Luft und Heiko Wüst Bd.1


sehr gut

Langohrige Zeugen

Am Morgen findet die Bäuerin Weidner ihren Mann Rudolf mit einer Axt erschlagen im Hasenstall. Die schnell herbei geholte Kripo in Person von Lisa Luft und Heiko Wüst finden in der Hand des Toten eine alte Taschenuhr mit einer Gravur. Doch trotz diesem markanten Beweisstücks ist der Mörder nicht auffindbar und so ermitteln Lisa und Heiko intensiv im Kreis der Hohenloher Kleintierzüchter. Zwar hatte Bauer Weidner nicht nur Freunde, doch ein rechtes Motiv lässt sich einfach nicht finden. Merkwürdig ist auch, dass weder seine Frau noch seine Kinder sehr um Rudolf Weidner zu trauern scheinen.

Wildis Streng beginnt ihr Krimidebüt mit dem Mord an dem Züchter. Danach lernt man erst einmal die beiden Kommissare wie auch so nach und nach einige Einwohner des Dorfes kennen. Dies ist mit sehr viel Lokalkolorit gespickt, hinzu kommt, dass die Autorin die Dorfbewohner wie auch Kommissar Heiko Wüst oft im Hohenloherer Dialekt sprechen lässt. Stellenweise hatte ich etwas Probleme, wie auch die aus NRW stammende Kommissarin Luft, den Dialogen zu folgen. Doch mit der Zeit geht es ziemlich gut und selbst wenn man einiges nicht versteht, ist doch der Zusammenhang leicht erkennbar. Hierdurch kann man sich aber auch sehr gut in Lisa hineinversetzen, die genau dieselben Probleme hat und sich dann mit vielen Fragezeichen in den Augen an ihren sympathischen Kollegen wendet, der jedes Mal bereitwillig übersetzt.

Dadurch, dass die Autorin sehr auf ihre verschiedenen Mitwirkenden eingeht, erhält man bald eine genaue Vorstellung von ihnen, allerdings weiß man gleichzeitig aber auch, dass irgendeiner von diesen etwas zu verbergen haben muss. Denn die erwähnten Personen sind überschaubar und einer davon muss demnach ganz offensichtlicher der Mörder gewesen sein. Allerdings tappt man genauso wie die Kommissare lange Zeit im Dunkeln und die Auflösung ist stellenweise wirklich überraschend und war so nicht vorhersehbar.

Sehr spannungsgeladen ist der Krimi jetzt nicht unbedingt zu bezeichnen, jedoch wunderbar unterhaltsam. Wildis Streng gelingt es problemlos, eine atmosphärische Dichte aufzubauen, ihre Charaktere liebevoll zu beschreiben und die Story interessant, amüsant und abwechslungsreich zu erzählen. Sie legt gleich viel Wert auf die Ermittlungsarbeit wie auch auf das Privatleben ihrer Kommissare. Allerdings treffen sich Lisa und Heiko auch privat gelegentlich und dadurch verbinden sie auch oft Privates mit Dienstlichen.

Fazit: Ein wirklich gelungenes Debüt. Wildis Streng ist ein ungemein unterhaltsamer Krimi gelungen, der mit viel Lokalkolorit versehen ist und wunderbar gezeichnete Charaktere vorweisen kann.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.08.2011
Morrisons Versteck
Henisch, Peter

Morrisons Versteck


weniger gut

Auf den Spuren Morrisons

Auf der Rückseite des Taschenbuches steht: „… - ein Muss für alle Doors-Fans und jene, die es werden wollen.“ Bei dem zweiten Teil des Satzes habe ich mich angesprochen gefühlt. Zumal ich zwar selten aber doch ab und an gerne Biografien lese. Außerdem hat mich die Person Jim Morrison interessiert und besonders der Mythos, der um sein kurzes Leben entstanden ist. Was war so besonders an dem Lizard-King, der in kurzer Zeit mit seiner Rockband The Doors regelrecht zu einer Legende wurde und mit nur 27 Jahren in Paris starb? Und die Biografie mit einem Augenzwinkern zu erzählen und Morrison irgendwo in der Nähe eines abgelegenen Dorfes ein Eremitenleben führen zu lassen, fand ich eine gelungene Idee. Und so bin ich voller Vorfreude ans Lesen gegangen und wurde ziemlich enttäuscht.

Peter Henisch erzählt das Leben von Jim Morrison mithilfe der Fotografin Petra und dem Journalisten Paul. Dieser kennt die Fotografin schon viele Jahre und hat fast genauso lange nichts mehr von ihr gehört. Bis Petra ihm einen seltsamen Brief schreibt, indem sie ihm mitteilt, dass sie an einem Ort, den sie geheim halten möchte, Jim Morrison begegnet sei und dies rund 20 Jahre nach dessen Tod. Auf diesen einen folgen weitere Briefe, indem Petra dem Journalisten von Gesprächen mit M (so nennt Petra den Rocksänger) schildert. Ungefähr zur selben Zeit erhält Paul ein Angebot für eine Lesereise nach Amerika und dies verbindet er damit, den Spuren des Rockstars zu folgen. Diese schildert er gleichfalls einem Freund mithilfe von Briefen.

Dies alles hört sich jetzt erst einmal sehr originell an, doch es ist einfach nur verwirrend. Mir ist es unheimlich schwer gefallen, dem eigenwilligen Schreibstil von Peter Henisch zu folgen. Zu oft wechselt er die Perspektiven, sodass ich oft gar nicht wusste, ob jetzt gerade die Geschichte von Paul oder von Jim Morrison erzählt wird. Immer wieder wechselt er ins Englische, lässt Liedtexte einfließen, dann wieder verwendet er anscheinend Auszüge aus Dokumenten oder Interviews, mal in Deutsch mal in Englisch. Aber das Ganze wirkte auf mich stellenweise total zusammenhangslos und die Gedankengänge des Autors konnte ich oft nicht nachvollziehen. Hinzu kam, dass Peter Henisch seinen Schwerpunkt nicht auf Morrison legt, sondern ziemlich ausgewogen über Paul wie auch Morrison berichtet. Hier hätte ich mir etwas mehr Morrison und etwas weniger Paul gewünscht.

Wie gesagt steht auf der Rückseite des Buches: Für alle Doors-Fans oder jene, die es werden wollen. Meiner Meinung nach ist dies ein Buch ausschließlich nur für Doors-Fans. Man merkt, dass Peter Henisch sich ausgiebig mit der Person Morrison und dessen Leben beschäftigt hat und so fehlte mir einfach viel zu viel Hintergrundwissen, um viele Passagen verstehen zu können. Ab der Mitte des Buches habe ich mir im Internet eine Kurzbiografie von Jim Morrison und The Doors durchgelesen und konnte dann wenigstens einigermaßen den Gedankengängen des Autors folgen.

Fazit: Für Jim Morrison Fans ist dieses Buch mit Sicherheit ein Muss und auch eine Bereicherung, für Leser, die den Rocksänger und sein Leben ein weniger kennenlernen möchten, kann ich das Buch jedoch nicht empfehlen.