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urmeli

Bewertungen

Insgesamt 497 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2014
Sirius
Crown, Jonathan

Sirius


ausgezeichnet

Der Foxterrierwelpe Levi hat einen besonderen Stammbaum. Er ist der jüngste einer besonders intelligenten Züchtung. Doch da sein Züchter Jude ist, bekommt er bereits in frühester Jugend die Schrecken des NS-Regimes zu spüren. Er überlebt als einziger - als Kissen getarnt. In der Familie Liliencron erlebt er eine glückliche Zeit, der Professor geht täglich mit ihm zu seinem Lieblingsbaum und Rahel, sein Frauchen, bringt ihm allerlei Kunststücke bei. Als der Professor erkennen muss, dass er als Forscher in Deutschland nicht mehr arbeiten kann, flieht die Familie nach Hollywood. Und aus dem kleinen Levi wird Sirius, aus dem Sternbild des großen Hundes. Auch mit vielen guten Verbindungen fällt das Leben für die Familie nicht leicht, aus dem Professor für Planktonforschung wird der Chauffeur eines Hollywoodstars. Erst als auf einer der Fahrten zu den Filmstudios Sirius mitkommt und dort als Filmhund entdeckt wird verbessert sich die Lage zu Sehens. Und nun wird aus Sirius der Star Hercules. Er lernt alle Größen des Filmgeschäfts kennen. Das Lebensmotto des Hundes ist, sich immer anzupassen. In seinem Leben hat er viele verschiedene Namen und Rollen gespielt, und er lernt schnell Neues.
Der Schreibstil ist recht kurz und nüchtern gehalten. Trotzdem, oder gerade deswegen, treten die Gräuel des Nazi-Regimes besonders hervor. Man lebt und bangt von Anfang bis zum Ende des Buches mit dem Leben des Hundes wie auch der Familie Liliencron. Viele kluge Sprüche und Mut machendes in schwierigen Zeiten werden vermittelt. Der einzige Negativpunkt ist das etwas kitschige Cover, das dieser äußerst lesenswerte Roman nicht verdient hat.

Bewertung vom 09.08.2014
Nur wer fällt, lernt fliegen
Gavalda, Anna

Nur wer fällt, lernt fliegen


ausgezeichnet

Billie und Franck fallen in eine Felsspalte. Während der Nacht, als es für Billie immer kälter wird und sie Franck verletzt und im Koma glaubt, erzählt sie ihrem Glücksstern am Himmel ihr Leben. Von ihrer leiblichen Mutter verlassen, wächst sie in einer Wohnwagensiedlung auf mit einem schlagenden Vater und einer alkoholkranken Stiefmutter. Auch Franck, der auf die gleiche Schule geht, ist ein Außenseiter. Sein Vater hat großes mit ihm vor, er soll Jura studieren und ein richtiger Mann werden. Doch Franck ist eher künstlerisch begabt und liebt Männer. Bei einer Theateraufführung in der Schule erhalten Billie und Franck zwei Rollen, die sie gemeinsam einstudieren und sich kennenlernen. Schnell merken sie, dass sie aufeinander angewiesen sind. Da Billies schulische Leistungen nicht für eine Versetzung reichen, geht sie von der Schule ab, während Franck auf ein Internat kommt. Billie rutscht immer weiter ab, in die Prostitution und Kriminalität. Dass auch Franck Probleme hat, bemerkt sie nicht. Bis sie sich wieder treffen.
Eine typische Geschichte von Anna Gavalda. Zwei Problemkinder, die ein äußerst schwieriges Leben führen und dennoch nicht daran scheitern, denn sie sind nicht allein. Dadurch, dass sie sich gegenseitig unterstützen, bekommen sie ihr Leben wieder in den Griff. Ein Mut machendes Buch. Sehr poetisch erzählt. Das Hörbuch ist durch die hervorragende Lesung von Anneke Kim Sarnau sehr lebhaft und mitreißend.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.08.2014
Der Sommer der Freiheit
Rehn, Heidi

Der Sommer der Freiheit


gut

Heidi Rehn erzählt anhand der Lebens- und Liebesgeschichte von Selma die Ereignisse um den 1. Weltkrieg herum. Selma wartet in der Sommerfrische Baden-Baden auf ihren Verlobten Gero. Doch statt Gero trifft sein Auto ein. Selma, die als eine der wenigen Frauen das Autofahren erlernt hat, erkundet mit der neugewonnenen Freiheit die Umgebung. Sie trifft auf Constanze, die bald ihre beste Freundin wird. Constanze möchte in Berlin ein Ingenieursstudium beginnen, bisher ein reines Männerstudium. Doch seit dem Tod der Mutter und ihres jüngeren Bruders möchte sie die Maschinenfabrik des Vaters übernehmen. Sie arbeitet an einer leichten, tragbaren Reiseschreibmaschine. Selma und Constanze unternehmen immer größere Touren - und treffen im Elsass auf den französischen Fotografen Robert. Beide verlieben sich in ihn, doch er verschwindet bald wieder aus ihrem Leben.
Der historische Roman befasst sich mit der beginnenden Selbständigkeit der jungen Frauen, auch ausgelöst durch den Männermangel im 1. Weltkrieg, bei dem Frauen Aufgaben der Männer übernehmen mussten. Die verschiedenen Dreiecksbeziehungen nehmen ebenfalls einen breiten Raum ein. Es ist mehr ein Frauen- und Liebesroman als eine Erzählung über den 1. Weltkrieg.
Heidi Rehns Schreibstil klingt manchmal recht hölzern an. Haben sich die Menschen damals so unterhalten, soll dieser Schreibstil authentisch für die Zeit vor 100 Jahren gewesen sein? Meiner Ansicht nach ist der Roman um einiges zu lang geraten, viele Episoden des Liebeslebens und der Beschreibungen der Personen und Umgebungen hätten gestrafft interessanter erzählt werden können.

Bewertung vom 04.08.2014
Der Klang der Lüge
Winterberg, Liv

Der Klang der Lüge


ausgezeichnet

Die junge Alissende hat in ihrem Leben schon viel mit gemacht, als sie im Pyrenäendorf Seriol Asyl findet. Als Säugling wurde sie von ihrer Mutter verstoßen, da diese meinte, Alissende wäre ein "Wechselbalg", ein Kind des Teufels. Doch Alissende hatte Glück und wurde von Sybilla gefunden. Sybilla selbst wurde Christin, doch sie lebten in einer jüdischen Gemeinschaft. Nach Sybillas Tod wurde Alissende nur noch geduldet. Als dann die katholische Kirche mit der Vertreibung der Juden begann, flüchtete Alissende. Sie war völlig überrascht, wie herzlich sie in der neuen Dorfgemeinschaft aufgenommen wurde, wenn sie auch manches dort seltsam erschien. Die Dorfbewohner gehörten zu den "Guten Menschen", Katharer, eine Glaubensrichtung die eigentlich schon vernichtet zu sein schien. Der Schäfer Simon hat Alissendes Herz erobert, doch warum möchte Simon schnellstens Seriol verlassen? Nachdem er den Pfarrer Pons in das Dorf brachte, überschlugen sich die Ereignisse. Viele Dorfbewohner wurden vom Bischof Durand verhaftet und nach Pamiers gebracht, nur ein paar Kinder, Alissende und Simon blieben zurück und kämpften ums Überleben und um die Inhaftierten.
Ein historischer Roman nach wahren Begebenheiten. Man merkt die genauer Recherche Liv Winterbergs dem Roman an, man lebt und leidet mit der Dorfgemeinschaft mit. Sehr gut und spannend geschrieben.

Bewertung vom 09.07.2014
Sie ging nie zurück. Die Geschichte eines Familiendramas
Brockes, Emma

Sie ging nie zurück. Die Geschichte eines Familiendramas


gut

Nach dem Tod ihrer Mutter Paula versucht Emma Brockes Licht in das Dunkel über die Jugendjahre ihrer Mutter zu bringen. Paula verließ ihre Heimat Südafrika und ihre gesamte Familie, um in London ein neues Leben zu beginnen. Als Emma klein war, hat sie häufig ihre Mutter nach ihrem früheren Leben befragt, doch nur ausweichende Antworten erhalten. In Erinnerung blieb ihr die Waffe mit der sie, so sagte Paula, auf ihren Vater (Emmas Großvater) geschossen hatte. Das Leben in Südafrika war auch für eine arme weiße Familie nicht leicht, doch es musste weitere Gründe für die Flucht gegeben haben.
Eines Tages beschließt Emma, das sie als Journalistin durchaus auch über ihre eigene Familie recherchieren könnte und reist nach Südafrika. Dort sucht sie der Reihe nach noch lebende und sie empfangende Verwandte auf. Sie bringt in Erfahrung, dass es einen Gerichtsprozess gegen ihren Großvater gab. Es ging um die Vergewaltigung Fays (Paulas jüngerer Halbschwester), doch bei der Hauptverhandlung haben die Familienmitglieder, im Besonderen Marjorie (Paulas Stiefmutter und leibliche Mutter Fays) einen Rückzieher gemacht. Wie sich bei Emmas Ermittlungen herausstellt, ist Gewalt - körperlich wie sexuell - ein weit verbreitetes Problem auch in der jetzigen Familie. Ein trostloses Leben, Alkohol und Gewalt werden weitervererbt.
Eine interessante Familiengeschichte aus einer anderen Kultur, leider ein wenig sprunghaft geschrieben. Liegt es an der Autorin selbst oder an der deutschen Übersetzung - häufig werden Teilsätze und kurze Passagen wiederholt, leider ist das Buch mit einigen Rechtschreibfehlern gespickt.

Bewertung vom 09.07.2014
Als wir unsterblich waren
Roth, Charlotte

Als wir unsterblich waren


ausgezeichnet

Was für ein Geschichtsunterricht! Der Roman behandelt die deutsche Geschichte beginnend kurz vor dem ersten Weltkrieg bis zur Maueröffnung 1989 anhand von zwei Liebespaaren. Alexandra aus Ostberlin wird von ihrer Freundin zur Maueröffnung mitgenommen und dort verliebt sie sich sofort in Oliver aus dem Westen. Für beide ist es die erste große Liebe und zudem für Alexandra ein vollkommen anderes Leben. Das "Vorstellungsgespräch" bei Olivers Eltern und Großmutter ist schon ein wenig seltsam, doch das Treffen bei Alexandras 94jähriger Oma, genannt Momi, eskaliert es. Momi hat einen Zusammenbruch als sie Oliver sieht, Im Krankenhaus kämpfen sie um ihr Leben. Dort spricht Momi immer von ihrem Vater, der schon lange verstorben ist und von einem Bruder. Ein Geheimnis umgibt sie und Alexandra wird es jetzt erst bewusst, dass sie gar nichts über ihre Familie weiß.
Die zweite Liebesgeschichte handelt von Paula, einer energischen jungen Frau, die sich für Arbeiter und misshandelte Frauen und Kinder einsetzt und Clemens, dem einzigen Sohn eines Großindustriellen, der jedoch nicht daran denkt, die Firma zu übernehmen oder im Luxus weiter zu leben. Er ist einer der Wortführer der neuen Partei der Sozialdemokraten. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus, die Hoffnungen der jungen Leute zerfallen, viel Leid bricht herein. Bereits zu diesem Zeitpunkt gibt es Männer, die zu jeder Gewalt bereit sind und Deutschsein über alles stellen.
Ein Roman der deutschen Geschichte, der einen durch die Menschen dieser Zeit, durch die Hoffnungen und Wünsche packt und eine Spannung aufbaut. Sehr geschickt wird von der jüngsten Vergangenheit in die Zeit vor 100 Jahren gegangen. Sehr lesenswert!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.04.2014
Mandela
Brand, Christo;Jones, Barbara

Mandela


ausgezeichnet

Bücher über Nelson Mandela und auch von ihm gibt es einige, doch dieses beleuchtet das Leben des Gefangenen Mandela aus der Sicht seines Gefängniswärters Christo Brand.
Christo Brand berichtet über die Zeit bis zur Freilassung Nelson Mandelas und der anderen Inhaftierten seiner Gruppe und die Veränderungen, die er selbst im Umgang mit ihnen erlebt hat. Ein bemerkenswertes und wie ich finde ein wichtiges Buch zum Verständnis der politischen Entwicklung in Südafrika. Als einziges Manko empfand ich Wiederholungen und nochmaliges mit anderen Worten erzähltes, was die Seitenzahl aufgebläht hat. Die Fotos machen die Personen greifbarer und dienen zur Bereicherung des Buches.

Bewertung vom 18.04.2014
Die Känguru-Offenbarung / Känguru Chroniken Bd.3 (6 Audio-CDs)
Kling, Marc-Uwe

Die Känguru-Offenbarung / Känguru Chroniken Bd.3 (6 Audio-CDs)


sehr gut

Die Känguru-Offenbarung von Marc-Uwe Kling ist das erste Hörbuch, das ich über das Känguru gehört habe, und es war wirklich eine Offenbarung. Auch wenn es manchmal etwas alberne Züge hat, so ist es doch eine Geschichte mit Tiefgang und Momenten mit hintersinnigen Gedanken. Einiges, was sehr überzeichnet erzählt wird, lässt einen später darüber nachdenken und viel Wahres darin finden. Am Besten haben mir der Humor und durch die Liveaufnahme die Reaktionen des Publikums auf der CD gefallen. Eigentlich lese ich lieber als dass ich höre doch in diesem Fall werde ich mir die ersten Teile des Hörbuches noch zulegen.

11 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2014
Winterkinder
Matthews, Owen

Winterkinder


ausgezeichnet

Der historische, wahre Roman beginnt 1937, der Großvater verschwand, die Großmutter und weiter Familienangehörige kamen in Haft. Der Kampf der Familie während des Krieges und kalten Krieges gegen das politische Regime, aber auch die Liebesgeschichte von Owens Eltern werden auf interessante Weise beschrieben. Immer wieder verändert sich die Sichtweite des Romans, mal wird das Leben der Mutter Ljudmila und deren Schwester Lenina erzählt, mal die Schwierigkeiten des englischen Vaters Mervyn, der verzweifelt über mehrere Jahre versucht, wieder nach Russland einreisen zu dürfen und Ljudmila zu heiraten. Auch der junge Owen reist, in das inzwischen politisch veränderte Russland, auch er verliebt sich dort. Als politischer Journalist sieht er zudem vieles mit anderen Augen. Die politischen Veränderungen des Landes ermöglichten nach vielen Jahren des Kampfes die Hochzeit zwischen Owens Eltern. Die lange Trennung und die verschiedenen Lebensstile prägten jedoch das Ehepaar und der Umzug Ljudmilas nach England vielen ihr sehr schwer.
Wenn auch nicht mit dem besten Schreibstil versehen ist dieser Roman durch die Authentizität äußerst lesenswert. Ein Liebespaar, dass auf Grund politischer Gründe nicht zusammen kommen darf, die Probleme, die durch Widerstand gegen das Regime erfolgen, das Leben in der UdSSR und späterem Russland, das Wirken der Politiker in Ost und West, alles nach wahren Begebenheiten macht die Klasse des Romans aus.

Bewertung vom 19.03.2014
Empfindliche Wahrheit
Le Carré, John

Empfindliche Wahrheit


weniger gut

Unter dem Decknamen Paul Anderson wird der im Innendienst des Außenministeriums arbeitende Christopher Probyn zu einer geheimen Mission nach Gibraltar entsandt. Dort soll die Operation Wildlife einen Terroristen ergreifen und Pauls Auftrage besteht darin, dem Außenminister Quinn von dieser Operation zu berichten. Jahre später ist Sir Christopher Probyn, genannt Kit; als Pensionär von seiner Diplomatenstelle in der Karibik nach Großbritannien zurück gekehrt. Zufällig? trifft er dort auf Jep, einen anderen Beteiligten dieser Mission, der ihm erzählt, dass es Tote bei der Operation Wildlife gab. Eine Frau und ihr kleines Kind kamen wurden getötet. Kit lässt es keine Ruhe, er begibt sich auf Spurensuche. Da er Jep nicht mehr erreichen kann wendet sich Kit an Toby Bell, dem ehemaligen Assistenten des Außenministers Quinn.
Eine verworrene Geschichte, bei der es die Schreibweise mit vielen Zeitsprüngen nicht leichter macht dem Inhalt zu folgen. Spannung kommt leider erst auf den letzten Seiten auf, wenn die Protagonisten versuchen, den wahren Hintergründen auf die Spur zu kommen. Bis dahin ist es ein zähes Ringen. Einzig die Aufgabe, diese Rezession zu schreiben, hat dazu geführt, dass ich das Buch nicht vorzeitig zur Seite gelegt habe. Ich lese sehr gerne Krimis und Spionagethriller, doch von John le Carres Empfindliche Wahrheit wurde ich trotz eines interessanten Einstieges in die Geschichte enttäuscht.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.