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solveig

Bewertungen

Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2014
Mama, sind wir bald da?
Volk, Pia

Mama, sind wir bald da?


ausgezeichnet

Das wahre Leben


Eine alleinerziehende Mutter und ihr Kind auf (Fern-) Reisen - funktioniert das?
Wie zwei Individuen ein „Wir“ ergeben, das erzählt Pia Volk in ihren sehr unterhaltsamen und amüsanten Geschichten ihrer Fahrten mit Kind.

So macht sie gleich beim ersten Urlaub, als Paul noch ein Baby ist, die Erfahrung, dass die gebuchte Pauschalreise nach Teneriffa nicht das „Rundum-Sorglos-Paket“ ist, wie sie es sich vorgestellt hat. Mit viel Humor schildert sie ihren Aufenthalt auf der Insel.
Ebenfalls reichlich Humor braucht sie auch bei ihrem mehrmonatigen Aufenthalt in Australien, der in erster Linie Recherchen für eine Arbeit dient und zu einem strapaziösen Abenteuer wird. Aber auch die Expeditionen in andere Regionen erfordern Kraft und Fantasie.

Jeder Fahrt ist ein besonderes Kapitel gewidmet, in dem Pia Volk von den Highlights, ganz besonders allerdings von den Schwierigkeiten erzählt, die sich beim Reisen mit ihrem heranwachsenden Sohn ergeben; wie sie es dennoch immer wieder schafft, ihre zwei Lieben, das Kind und das Reisen) miteinander zu verbinden. Auf welche Weise sich im Laufe der Jahre dabei die symbiotische Mutter-Kind-Beziehung verändert, weiter entwickelt und Paul sich langsam emanzipiert, schildert sie besonders in den letzten beiden Fahrten, von denen im Buch berichtet wird.

Wunderbar bildhaft beschreibt sie aber auch Landschaften und Orte, zeigt viel Interesse an Fremdem, Exotischem. Vor allem auch die kleinen Dinge des Lebens werden in den Mittelpunkt gerückt, stehen gleichberechtigt neben bekannten Touristenzielen. Zwischen den Zeilen kann der Leser Pia Volks Liebe zu den Leuten spüren und ihr Verständnis, wenn sie von zwischenmenschlichen Begegnungen erzählt. Dadurch kommt sie ihren Lesern menschlich sehr nahe.

Mit leichter Hand geschrieben, sehr warmherzig und humorvoll: eine wundervolle Lektüre, die ich besonders gern weiter empfehle.

Bewertung vom 20.04.2014
Moin / Fastostsee-Küstenkrimi Bd.1
Fasten, Richard

Moin / Fastostsee-Küstenkrimi Bd.1


weniger gut

Krimi oder Comedy?


Ein Haffbewohner, der unter Seekrankheit leidet – so lernen wir den jungen Polizisten Boris Kröger kennen. Er lebt als „Dorfsheriff“ in Altwarp, wo normalerweise keine aufregenderen Ereignisse auftreten als entlaufene Hunde und gestohlene Handtaschen.

Kurz vor dem traditionellen Sommerfest taucht jedoch die berühmte Kriminalschriftstellerin Dora Pan auf, mit der Absicht, in der dörflichen Idylle für ihr neues Buch zu recherchieren.
Anstelle des normal-verrückten Alltags geschehen plötzlich in Altwarp merkwürdige Dinge. Eine Yacht voller Ratten wird im Haff gesichtet, Bauer Hansen wird tot aufgefunden, eine schwarze Limousine mit dunkel getönten Fensterscheiben fährt des öfteren durch das Dorf. Als eine zweite Leiche das geplante Dorffest stört, gibt es Gerüchte einer Verschwörung: die Toten waren nämlich Angehörige einer Bürgerbewegung gegen Fracking.
Der eigentliche Krimi und die Ermittlungsarbeit bleiben allerdings auf der Strecke. Das Sommerfest liegt den Dorfbewohnern mehr am Herzen als eine Aufklärung der Mordfälle.

Respektlos, „frei von der Leber weg“ erzählt der Autor vom Alltag im Ort und den mehr oder weniger schrulligen Bewohnern. Der Leser macht Bekanntschaft mit Krögers Oma Machentut und ihrer gewöhnungsbedürftigen Grammatik, mit Nachbarn und ehemaligen Schulfreunden des Protagonisten.

Das Buch ist flüssig und leicht zu lesen. Doch leider wird der ironisch-selbstkritische Ton, den der Autor zu Beginn des Romans anschlägt (und der mich persönlich durchaus angesprochen hat), später flacher. Über Humor lässt sich bekanntlich nicht streiten. Für meinen Geschmack jedoch gab es zuviel Klamauk. Die witzigen Einfälle, über die ich anfangs gelacht habe, wirken im Verlauf der Handlung überstrapaziert, die Charaktere geraten zu Karikaturen.
Witzig um jeden Preis - der Leser weiß nicht so recht: soll dies ein Comedy-Roman sein mit einem Mordgeschehen als Hintergrund? Oder ein Krimi, bei dem das Groteske überwiegt?

Bewertung vom 19.04.2014
Der stille Putsch
Roth, Jürgen

Der stille Putsch


ausgezeichnet

Demokratie oder Reichtum?



Die Verflechtungen von Politik und Wirtschaft - eigentlich kein neues Thema - werden in Jürgen Roths neuem Buch kritisch und gründlich unter die Lupe genommen.

Engagiert erläutert Roth, wie Lobbyisten versuchen, im Interesse großer Banken und Konzerne Einfluss auf die Politik in Europa zu nehmen bzw. bereits erfolgreich damit waren.
Die Bankenkrise dient hier als Vorwand für die Gelegenheit zu „Reformen“, die eine staatliche Regulierung unterwandern und profitable Geschäfte ermöglichen sollen.

Vor allem an den Beispielen der Länder Griechenland und Portugal beschreibt Roth, wie dort der Schuldenabbau durch Sparprogramme und Privatisierung staatlicher Bereiche, kontrolliert von der Troika, vorangetrieben wird. Detaillierte Aussagen belegen, dass hier in erster Linie an der Bevölkerung gespart wird: Gelder für (Aus-)Bildung, öffentliche Einrichtungen und soziale Maßnahmen werden ebenso rigoros gekürzt wie Löhne und Gehälter, die Arbeitslosenzahlen explodieren. Es findet eine Prekarisierung der Gesellschaft statt, (Grund-) Rechte werden eingeschränkt.

Und wer denkt, dieses düstere Szenario sei weit entfernt: auch in Deutschland haben bereits viele Menschen am eigenen Leib erlebt, was die Begriffe „Flexibilität“ und „Liberalisierung“ auf dem heutigen Arbeitsmarkt tatsächlich bedeuten.

Exakt recherchiert Roth über die Mächtigen in Wirtschaft und Bankengewerbe, nennt Namen und Hintergründe, erklärt die Bedeutung der unterschiedlichen Interessengruppen wie etwa die diversen Roundtables und ihre Mitglieder. Der Leser erhält Einblick in Lebensläufe etlicher Akteure des Who is Who aus Politik und Wirtschaft, die den „Profit zum Maß aller Dinge“ stilisieren.

Die einzelnen Kapitel lesen sich spannend; die Zusammenhänge sind gut erklärt und verständlich beschrieben.

Bleibt zum Schluss nur die Frage: wie kann dieser „stille Putsch“ aufgehalten werden? Eine Antwort darauf kann Roth nicht geben. Er verweist auf die Vernetzung von Umwelt- und Menschenrechtsgruppen in ganz Europa, die sich zu gemeinsamem Handeln zusammenfinden. Da ist der Alter Summit, das Treffen europäischer sozialer Bewegungen in Athen 2013, ein Anfang. Und das Manifest der Menschen in Europa ein Lichtblick.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2014
By Its Cover
Leon, Donna

By Its Cover


sehr gut

Büchermord



Wer schon einen der früheren zweiundzwanzig Bände mit und um Commissario Guido Brunetti gelesen hat, fühlt sich schnell wieder heimisch in Venedig. Und wer zum ersten Mal von ihm liest, findet dennoch schnell hinein in das Leben und Treiben in der schönen Lagunenstadt und der Menschen, die Brunetti wichtig sind: seine Familie und die engsten Mitarbeiter.

Vandalismus an kostbaren Büchern und der Bücherdiebstahl in der ehrwürdigen Biblioteca Merula, die der Commissario aufdecken soll, führen zu einem Mord an einem ehemaligen Priester. Brunetti, ein kritischer und nachdenklicher Mensch, sucht mit Hilfe des lebensklugen Vianello und der liebenswürdigen Signorina Elettra nach dem Mörder und nach den Bücherdieben. Dabei geht es (abgesehen von dem Mordfall) ganz unblutig zu. Der erfahrene Brunetti verlässt sich bei der Lösung des Falles auf seinen Verstand und sein Einfühlungsvermögen, greift aber auch auf das Wissen Fachkundiger zurück. Sogar im Gespräch mit Paola, seiner belesenen Ehefrau, und seinen adligen Schwiegereltern findet er fehlende Puzzlestücke.
Wie nebenbei erfährt der Leser im Zuge von Brunettis Nachforschungen Wissenswertes über besondere antike Bücher und ihren Wert, nicht nur in pekuniärer, sondern vor allem in gesellschaftlich-historischer Hinsicht.

In ihrer wohlgesetzten Sprache, ihrem schlichten, aber lebendigen Stil erzählt Donna Leon von dem Leben in der Lagune. Sie erstellt für den Leser ein Bild von der Schönheit Venedigs und dem Alltag seiner Einwohner - aber auch von seinen Problemen.
In jedem ihrer vorhergehenden Bände spricht sie (nicht nur typisch italienische) Missstände an: unsere Umwelt (und die eines Täters) ist nicht gut, Korruption, Habgier und Neid beherrschen das Dasein.
In ihrem neuen Buch werden, in Gesprächen eingebunden, sehr viel mehr soziale Probleme angeprangert. Es scheint fast, als läge der Autorin die unterschwellige Kritik hier ganz besonders am Herzen.
Das ist das Besondere an Leons Kriminalromanen: es geht nicht nur um eine schreckliche Tat und einen Täter, sondern auch um die Welt um ihn herum, in der sich das Wesen der Menschen seit Jahrhunderten nicht verändert hat: „ …we really haven´t changed much in all these centuries.“ Aber sie nimmt es mit Humor: „Put the likes of us all out of work“, meint Brunetti ironisch. Aber wenn er arbeitlos wäre, wie kämen wir dann in den Genuss eines neuen Donna Leon-Krimis?

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2014
In 80 Fettnäpfchen um die Welt
Hauser, Françoise

In 80 Fettnäpfchen um die Welt


sehr gut

"Wenn einer eine Reise tut ..."



„… dann kann er viel erzählen“. Das hat schon Matthias Claudius vor mehr als 200 Jahren erkannt und die Reise-Missgeschicke seines „Urian“ geschildert.
Da geht es dem modernen Reisenden doch viel besser. Er hat immerhin die Möglichkeit, mit Hilfe eines Reiseratgebers die zahlreichen Benimmfallen, die überall in der Welt auf ihn lauern, weiträumig zu umgehen - zumindest die meisten von ihnen.

Die „80 Fettnäpfchen“, die hier in 26 kurzen Kapiteln von Francoise Hauser erläutert werden, stellen natürlich nur eine Auswahl dar. Aber sie geben Geschäftsreisenden und Touristen
eine Orientierungshilfe, vor allem für Reisen in asiatische Länder.

In sehr humorvoller Form und gut verständlich bringt die Autorin dem Leser mögliche und unmögliche Verhaltensweisen nahe. Aufgeteilt in 26 kurze Kapitel, informiert das Buch über die wichtigsten Regeln in diversen Ländern, sowohl Europas als auch anderer Kontinente. Welche Unterschiede bestehen eigentlich beim geselligen Zusammensein in Deutschland im Vergleich zu China? Was muss ich beachten, wenn ich mich mit Handzeichen verständlich machen will?
Die Autorin gibt Ratschläge, wie der (Welt-) Reisende sich korrekt verhält, etwa beim Essen, der Konversation oder in der Freizeit, ja, sogar Gastgeschenke können sozialen Sprengstoff enthalten.
Natürlich kann man vieles mit Taktgefühl und Intuition vermeiden. Aber, andere Länder andere Sitten: da wir stets unsere eigene Kultur als Ausgangspunkt nehmen, bleiben genug Gelegenheiten für Fehltritte. Das belegen die angeführten Beispiele recht eindrucksvoll.
Wer sich aber so richtig blamieren möchte, der beachte die entsprechend gekennzeichneten, kursiv gedruckten Abschnitte!

Mein Fazit: ein unterhaltsam geschriebener „Knigge“, der bequem in jede Handtasche passt, ein launiger Ratgeber für das Verhalten in anderen Kulturen.

Bewertung vom 08.04.2014
Totgesagte leben länger / Scary Harry Bd.2
Kaiblinger, Sonja

Totgesagte leben länger / Scary Harry Bd.2


ausgezeichnet

Rätselhafte Ereignisse

Endlich wieder ein neues Abenteuer für Otto, Emma und natürlich ihren Freund, den Sensenmann Harold!
Der Geist eines spanischen Toreros, dessen „Abgabefrist überschritten“ ist, dessen Seele also nicht mehr ins Jenseits gelangen kann, hält sie auf Trab. Aber das ist erst der Anfang: Harold macht Urlaub, weil sein Messenger (ja, auch das Jenseits bedient sich moderner Elektronik!) keine neuen Todesfälle anzeigt. Dafür steht das Leben in Ottos Stadt fast still, weil die meisten Einwohner müde und von Geistern geplagt sind. Ob das neue „Anti-Ghost“ –Spray, von einem geheimnisvollen Fremden verkauft, hier Abhilfe schafft?
Rätsel über Rätsel und genug Aufregung für Otto und Emma, die den Dingen auf den Grund gehen.

Dass Totgesagte wirklich länger leben, erfahren wir in diesem überaus spannend geschriebenen Buch mit immer neuen, überraschenden Wendungen und zahlreichen witzigen Einfällen, die nicht nur beim jungen Publikum gut ankommen, sondern auch den erwachsenen (Vor-) Leser zum Lachen bringen. Mit „Scary Harry“ hat Sonja Kaiblinger eine Figur geschaffen, die fast schon Kultstatus haben könnte.

Der Verlag gibt das Lesealter mit 10 – 12 Jahren an. Ich denke aber, man kann es ohne Probleme auch 8 - 9jährigen in die Hand geben; denn die kindgerechte, dem Lesealter entsprechende Sprache ist gut verständlich.

Zum Lesevergnügen tragen nicht zuletzt die köstlichen Illustrationen von Fréderic Bertrand bei, die ausdrucksvoll den Witz der Geschichte unterstreichen. Eine besonders liebevolle Idee: die kleine Fledermaus Vincent begleitet den Leser über jede Seite der Geschichte bis zum Schluss.

Im übrigen kann der interessierte Leser am Ende des Buches einiges über die Autorin und den Illustrator erfahren, was auch mögliche Fragen des Lesenachwuchses beantwortet: Frau Kaiblinger wuchs nämlich in einem 100 Jahre alten Spukhaus auf und Herr Bertrand durchquert die Landschaft in rostigen Gefährten ...

Bewertung vom 06.04.2014
Provenzalische Verwicklungen / Pierre Durand Bd.1
Bonnet, Sophie

Provenzalische Verwicklungen / Pierre Durand Bd.1


ausgezeichnet

Mord nach Rezept


Willkommen in Sainte-Valérie, einem beschaulichen, vom Tourismus gerade entdeckten kleinen Ort!
Bereits eingestimmt durch das pittoreske, anspruchsvoll gestaltete Buchcover, findet sich der Leser in Frankreichs Süden wieder.
Mit allen Sinnen nimmt er die Provence im Spätsommer auf: ein warmer Wind umweht ihn, Zikaden zirpen, es duftet nach Lavendel und Thymian, eine herrliche Berglandschaft empfängt ihn …
Man fühlt sich sofort mitten hinein versetzt in den Lubéron - so bildhaft versteht es die Autorin, diesen speziellen Teil der Provence zu beschreiben.

In dieser Urlaubs-Atmosphäre könnte Pierre Durand, Chef der police municipale, eigentlich ein beschauliches Dasein führen, - wenn da nicht ein recht unappetitlicher Mord geschehen wäre. Einen guten Rotwein trinken, ja, das kann man sich vorstellen, aber darin zu ertrinken, mit einem beigefügten Rezept für "Coq au vin" ?
So beginnt für Durand, der ermitteln möchte, aber nicht darf, eine aufregende Zeit. Mit Scharfsinn findet der sympathisch-philanthropische Ex-Kommissar Situationen, die ihm Gelegenheit bieten entgegen dienstlichen Anweisungen nachzuforschen, und entdeckt schon bald eine Spur. Doch dann nimmt der Fall eine unerwartete Wendung.
Neben dem Mord beschäftigen Durand aber noch sehr private Probleme, die ihn sogar veranlassen einen Kochkurs zu besuchen. Hier begegnen sich berufliche und private Elemente, und die Geschichte wird noch komplexer.

Leicht und natürlich lässt Sophie Bonnet die Erzählung sich entwickeln, wie es dem provenzalischen Temperament entspricht. Dabei wird die Spannung bis zum Schluss beibehalten und steigert sich zum Ende hin noch einmal.
Die Personen, warmherzig und sehr lebendig geschildert, erstehen als unverwechselbare Charaktere vor dem Leser; ob es sich nun um den gewichtigen Bürgermeister oder um einen alten Uhrmacher handelt. Sainte-Valérie dient nicht nur als Kulisse für einen Kriminalroman, das Dorf lebt und der Leser ist Teil des Ganzen. Er trinkt mit Durand einen Pastis bei „Albert“, beobachtet die Dorfbewohner beim Pétanque, bereitet ein köstliches Rezept von Charlotte Berg zu - und löst verzwickte Verbrechen.

Ein Roman, zubereitet aus einer wunderbaren Beschreibung der Provence und ihrer Bewohner, gewürzt mit ungewöhnlichen Morden und garniert mit privaten Verwicklungen des Protagonisten: ein überzeugender, origineller Krimi.
Voilà, bon appétit!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2014
Celeste bedeutet Himmelblau / Frank Liebknecht ermittelt Bd.1
Pons, Brigitte

Celeste bedeutet Himmelblau / Frank Liebknecht ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Falsche Propheten



Die scheinbare Idylle des kleinen Ortes Vielbrunn im Odenwald wird jäh gestört. Es geschieht ein tödlicher Unfall - oder handelt es sich doch um Mord? Der junge Polizist mit dem schönen Namen Frank Liebknecht, noch ganz neu im Dorf und argwöhnisch beobachtet von den Einheimischen, will es genau wissen und beginnt zu ermitteln, entgegen den guten Ratschlägen seiner altgedienten Kollegin Brunhilde.

Mit lockerem, humorvollem Stil führt die Autorin den Leser in das Geschehen ein. Er hat das Gefühl, gleich in das Dorfleben und in die Aufklärung des Todesfalles integriert zu sein.
Dazu trägt auch der Aufbau des Krimis bei: wie in einem (Polizei-) Protokoll hält Pons die täglichen Ereignisse fest, mit Angabe des Datums, genauer Uhrzeit und des jeweiligen Beteiligten, dessen Sicht hier wiedergegeben wird.

Der Roman lebt von seinen sehr authentisch dargestellten Figuren.
Der junge Protagonist, kein Adonis, aber sehr sympathisch mit all seinen Stärken und auch Schwächen, gewinnt sofort die Sympathien des Lesers. Er ist kein Superman, allwissend und überlegen, sondern ein ganz normaler Mensch, mit dem sich jederman gut identifizieren kann. Ebenfalls sehr einfühlsam sind die anderen Figuren charakterisiert. Auch die Dörfler, mit all ihren Vorbehalten, meint man persönlich zu kennen.

Der Krimi ist keineswegs reißerisch, er trieft auch nicht vor Blut. Aber man spürt die Bedrohung, zunächst unterschwellig, dann immer offener. Es ist unser normaler Alltag, der die Gefahren, die unterschiedlichen Machtstrukturen in unserer Gesellschaft und ihre negativen Auswirkungen auf das Individuum überdeckt. Das macht die Geschichte so glaubwürdig. Überdies deutet die Autorin viele Tatsachen nur an, und es bleibt dem Leser überlassen, sich die Dinge weiter auszumalen.

Es ist ein wirklich erfrischender, bodenständiger Krimi, dessen Stoff gut recherchiert ist. Auch scheint der Autorin dieses Thema sehr wichtig zu sein. So hat sie für diejenigen, die es vertiefen möchten, eine Liste mit Quellenangaben angefügt.

Der Leser muss mit vielen Überraschungen rechnen; denn wieder einmal stellt sich heraus, dass nichts so ist wie es zunächst scheint...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2014
Mehr Zeit mit Horst / Gabi und Horst Trilogie Bd.1
Seltmann, Ingeborg

Mehr Zeit mit Horst / Gabi und Horst Trilogie Bd.1


sehr gut

Der Countdown läuft ...

„Noch 190 Tage“ bis zu Horsts Pensionierung - und damit zu der großen Veränderung in Gabi Königs Leben!
Mit sehr viel Schwung und Selbstironie beschreibt die 59jährige Buchhändlerin ihre alltäglichen Erfahrungen: ein Fotoautomat, der die Fotos gnadenlos ungeschönt ausdruckt; die junge Mitarbeiterin im Büro des Bürgerservice, die ebenso unbarmherzig auf ihr Alter anspielt; Veränderungen im Berufsleben. Welche Art- und Altersgenossin könnte sich da nicht mit ihr identifizieren!
Dabei ist Gabi König ja noch immer sie selbst, mit Leib und Seele Ehefrau, Mutter und Hausfrau. Sie steht mitten im Leben, fühlt sich fit und jung – auch wenn ihre Umwelt sie nun als in die Jahre gekommen ansieht. Sie mag sich noch nicht in die Rolle einer Rentnerin versetzen.
So reagiert sie entsprechend zögerlich, als Horst, der sich aus seinem Lehrerberuf verabschiedet, erwartet, dass sie ihren Job aufgibt, damit sie mehr Zeit für ihn hat.
Auch in ihrer Familie geht es turbulent zu, jedes ihrer drei Kinder hat (mehr oder weniger) eigene Probleme, der Vater wird dement. Auch hier muss sie feststellen, dass ihr Rat ab und an zwar erwünscht ist, die Kinder aber auch gut ohne sie zurecht kommen und der Vater bestens versorgt ist.
In frischem, vertraulichem Erzählton schildert die Autorin die wahren Probleme einer Frau über 50, wird dabei aber nie oberflächlich. Mit einem guten Schuss Humor werden auch die schlimmsten Katastrophentage erträglich.
Aber auch ein bisschen Wehmut schwingt mit, im Hinblick auf die vergangene Jugend und den kommenden, „letzten“ Lebensabschnitt.
Zum Glück gibt es den Ausspruch von Astrid Lindgren, mit dem die Autorin Gabi (und den Leser !) wieder aufmuntert:
„Es ist alten Weibern nicht verboten, auf Bäume zu klettern“.

17 von 27 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2014
Spukgestalten und Spione / Die Karlsson-Kinder Bd.1 (2 Audio-CDs)
Mazetti, Katarina

Spukgestalten und Spione / Die Karlsson-Kinder Bd.1 (2 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Geheimnisse auf Doppingö

Ferien, in denen jedes Kind tun darf, wozu es gerade Lust hat - das klingt einfach toll!
So verspricht es die „verrückte“ Tante Frida ihren jungen Feriengästen, als die Schwestern Julia und Hummel und ihre beiden Cousins Alex und Georg auf der kleinen, abgeschiedenen schwedischen Insel Doppingö anreisen.
Und so kommt es auch – allerdings nur zu Beginn ihres Aufenthaltes. Denn dann geschieht Merkwürdiges: Lebensmittel verschwinden, Fridas Kunstobjekte werden gefälscht, ein Gespenst wird gesichtet. Entschlossen gehen die vier Karlssons, die sich gerade erst richtig kennengelernt haben, in schöner Einträchtigkeit den Dingen nach und kommen den Geheimnissen auf die Spur, nicht zuletzt dank Georgs tatkräftiger Hilfe. Es werden aufregende Ferien!

Die Sprecherin Melanie Pukaß gibt jedem Kind eine passende, charakteristische Stimme. Hummel, das jüngste der Karlssonkinder, ist ganz unbekümmert und naiv; Julia als 12 jährige wirkt manchmal gar zickig. Alex, mit einem bezaubernden französischen Akzent gesprochen, erweist sich als junger „Sterne-“Koch, der sich liebend gern um die leiblichen Genüsse der Kinder kümmert. Auch die „Kommentare“ des selbstbewussten Katers würzen die Geschichte, die als gekürzte Version des Buches von Katarina Mazetti auf zwei CDs wiedergegeben ist.

Die Umschlaggestaltung von Katrin Engelking wirkt modern und fröhlich, sehr ansprechend.
Das einzige, was vielleicht verbessert werden könnte, wäre der Aufdruck von Überschriften der einzelnen Themenabschnitte auf den CDs selbst, eine Hilfe für den jungen Hörer, der die Erzählung einmal unterbrechen muss.

Schön, dass es sich hier nicht nur um eine Heile-Welt-Geschichte handelt, sondern auch in kindgerechter Form soziale und politische Probleme angesprochen werden, so, wie 8- bis 9jährige Kinder sie verstehen und nachvollziehen können. Da fühlen sich die Kinder auch ernst genommen.
Unser Fazit: Eine hörenswerte, spannende Audio-CD mit vielen lustigen Einlagen, aber auch Anklänge an ernste Thematiken.