Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Mikka Liest
Wohnort: 
Zwischen den Seiten
Über mich: 
⇢ Ich bin: Ex-Buchhändlerin, Leseratte, seit 2012 Buchbloggerin, vielseitig interessiert und chronisch neugierig. Bevorzugt lese ich das Genre Gegenwartsliteratur, bin aber auch in anderen Genres unterwegs. ⇢ 2020 und 2021: Teil der Jury des Buchpreises "Das Debüt" ⇢ 2022: Offizielle Buchpreisbloggerin des Deutschen Buchpreises

Bewertungen

Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2015
Chasing Power (eBook, ePUB)
Durst, Sarah Beth

Chasing Power (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hinweis: Zum Zeitpunkt dieser Rezension gibt es das Buch leider nur auf englisch.

Was mich sehr schnell für das Buch eingenommen hat, war für allem der einfallsreiche und lebendige Schreibstil, dem ein ganz besonderer Zauber innewohnt. Er ist detailliert, aber nicht zu detailliert, die Situationen und Charaktere werden in einer Art und Weise beschrieben, die für buntes Kopfkino sorgt und dabei kein bisschen abgedroschen ist, die Dialoge sind locker und glaubwürdig, und der intelligente, trockene Humor hat mich mehr als einmal laut zum Lachen gebracht.

"The sun spread into the horizon as if it were melting into the water, an act that, while poetic, would not have been appreciated by the fish."

Die Charaktere - oh, die Charaktere! Die sind einfach unglaublich fantastisch, und die Autorin schaffte es immer wieder, mir mit nur ein paar Sätzen das Gefühl zu geben, dass ich einen echten Menschen mit Marotten, Stärken und Schwächen vor mir habe. Ob das jetzt Kaylas leicht durchgeknallte Mutter Moonbeam ist, die mit Hingabe so tut, als sei sie ein Hippie, oder Kaylas beste Freundin Serena, die im Geld schwimmt, dafür aber in ständiger Angst lebt, ihre Eltern zu enttäuschen... Keiner der wichtigen Charaktere war mir egal, ich fühlte mich immer emotional in ihr Leben involviert.

Kayla selber ist eine wunderbare Heldin, die ihre telekinetischen Fähigkeiten mit cleverer Finesse einsetzt, um als Meisterdiebin die Geschäfte der Stadt auszurauben. Ich war immer wieder beeindruckt, wie kreativ und durchdacht sie dabei vorgeht! Was sie mir aber darüber hinaus sympathisch machte, war ihre tiefe Liebe zu ihrer Mutter und ihre Entschlossenheit, ihre kleine Familie zu beschützen.

"If he wasn't more careful, he could be caught by evil people with world-domination plans and forced to commit atrocious acts of atrocity."
Daniel tritt erst einmal als Gegenspieler in Kaylas Leben, indem er sie erpresst - aber eigentlich handelt er nur aus hilfloser Verzweiflung so, denn er liebt seine Mutter über alles und will sie retten. Wie Kayla ist auch er intelligent und einfallsreich, und das liebe ich an Protagonisten!

"He hesitated, as if he wanted to say something profound, or at least difficult to pronounce."

Beide leben im Grunde in einer verkehrten Welt, in der sie versuchen, ihre Eltern zu beschützen und sich um sie zu kümmern, statt umgekehrt... Schnell stellen sie fest, dass sie viel gemeinsam haben, und die leise Romantik, die sich zwischen ihnen entwickelt, fand ich richtig süß und rührend.

"She wanted to fall into that smile. It made her want to frolic through fields with him, and Kayla had never frolicked through a field in her life."

Alte Familiengeheimnisse, Zaubersprüche, Flüche, Voodoo... Die Geschichte ist eine rasante Mischung aus Urban Fantasy und Abenteuer àla Indiana Jones. Kayla und Daniel erforschen alte Pyramiden und versteckte Höhlen, immer auf der Flucht und in einem Rennen gegen die Zeit. Ich fand das unheimlich spannend und unterhaltsam! Ich hätte gerne noch 300 Seiten mehr gelesen...

Fazit:
Voodoo, Abenteuer, Fantasy... "Chasing Power" ist eine spannende, unterhaltsame Mischung - und das mit einem großartigen, staubtrockenen Humor. Das Buch hat einfach alles, was ich gerne lese: intelligente Helden, eine komplexe Handlung und viele, viele originelle Ideen. Ein echtes Highlight in der Jugendfantasy!

Bewertung vom 15.02.2015
Winteraugen / North & Rae Bd.1 (eBook, ePUB)
Wild, Rebecca

Winteraugen / North & Rae Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Autorin hat für dieses Buch eine wunderbare, bis ins feinste Detail durchdachte Märchenwelt erschaffen, die sie in lebendigen Worten vor dem Leser auferstehen lässt. Magier, Feen, verwunschene Wälder... Der Geschichte wohnt der zeitlose Zauber aller Märchen inne, dabei hat sie aber dennoch originelle Ideen zu bieten und liest sich frisch und modern.

Die wichtigsten Charaktere habe ich schnell ins Herz geschlossen. Schon nach wenigen Sätzen erwachten sie für mich zum Leben und wirkten unglaublich echt, als seien sie echte Menschen mit einer komplexen Vergangenheit.

Besonders Rae gefiel mir sehr, sehr gut. Sie ist frech, witzig, pfiffig und einfallsreich, und dabei auch noch mutig und loyal. Ich fand großartig, dass sie loszieht, um ihren Bruder zu retten - und nicht umgekehrt. Allerdings fand ich Rae in der zweiten Hälfte des Buches manchmal ein bisschen kindisch. Sie hört nicht zu, sie denkt nicht nach, sie trotzt und schmollt wie ein kleines Kind, und sie überschreitet mehr als einmal die Grenze zwischen mutig und leichtsinnig. Wenn sie North mal fünf Minuten zuhören würde, würde sich alles schnell und relativ problemlos klären lassen, aber neeeeein...

Dennoch mochte ich sie im Großen und Ganzen gerne, wenn auch in der ersten Hälfte mehr als in der zweiten.

Auch North hat mir sehr gut gefallen. Er ist mysteriös und wortkarg, dabei aber kein stereotypischer Bad Boy. Seine Hintergrundgeschichte fand ich sehr interessant, da würde ich gerne mehr drüber lesen! Auch die Liebesgeschichte zwischen Rae und North ist schön und romantisch geschrieben, auch wenn sie mir an manchen Stellen dann doch etwas schnell ging...

Die Geschichte ist sehr spannend, mit einem guten Tempo, und es gab für mich keine Längen. Allerdings fand ich etwas problematisch, dass Rae eigentlich nur gegen Probleme kämpft, die sie selber verursacht hat...

Manche Ereignisse waren in meinen Augen ein wenig vorhersehbar - aber in einer Art und Weise, die eigentlich gut zum Märchenhaften des Buches passt. In unzähligen Märchen wird dem Helden oder der Heldin gesagt: Du darfst in alle Zimmer, nur nicht in dieses. Du darf alles essen, nur nicht das. Und was passiert dann...? Es passiert genau das, was eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Auch Rae tappt das ein oder andere Mal in diese Falle.

Der Schluss hat mich sehr verwirrt. War's das? Wirklich? Eine wichtige Sache bleibt unaufgeklärt, und das Ganze schreit nach einer Fortsetzung... Ich hoffe, es wird auch eine geben!

Der Schreibstil liest sich locker und unterhaltsam runter, mit einer guten Prise Humor. Ich fand ihn angenehm bildreich und lebendig; er ließ mich problemlos in die Welt des Buches eintauchen.

Fazit:
Eine zauberhafte Mischung aus Märchen und moderner Fantasy, mit einer frechen jungen Heldin aus dem Königreich des Sommers und einem widerwilligen Helden aus dem Königsreich des Winters. Die Geschichte ist originell und ansprechend geschrieben, und sie hat mich wunderbar unterhalten. Sie hat viel zu bieten: viel Spannung, viel Atmosphäre und eine schöne Liebesgeschichte.

Bewertung vom 12.02.2015
Darkiss - Herrscher der Gezeiten
Reilly, Nichola

Darkiss - Herrscher der Gezeiten


sehr gut

Im Jahr 2046 kam die große Flut. Der Meeresspiegel stieg und stieg, bis alle großen Landmassen überflutet waren - der Tod fast aller Menschen.

Unzählige Generationen später, auf der winzigen Insel Tides, der das Meer mit jeder Flut mehr Land raubt:
Die 496 Menschen, die noch übrig sind, leben beinahe klaustrophobisch zusammengepfercht. Dennoch halten sie nicht zusammen. Jeder kämpft für sich allein. Zuneigung, Liebe? Gibt es nicht mehr. Und mit Mitgefühl darf auch niemand rechnen: wird jemand schwer verletzt, wird er einfach ins Meer geworfen, wo ihn die fleischfressenden "Kritzler" in Stücke reißen.

Man vertraut sich nicht, man hilft sich nicht. Mit jeder Generation geht mehr verloren, was einen Mensch erst zum Menschen macht, und das ist eine größere Katastrophe als die erbarmungslose Flut, denn zurück bleibt nur noch eine freudlose, kalte Welt.

Coe, die Hauptfigur, hat in dieser Gesellschaft einen besonders schweren Stand, denn sie hat eine Behinderung; als sie noch ganz klein war, hat ein Kritzler ihr die Hand abgerissen. Deswegen wird ihr die Arbeit übertragen, die sonst niemand will: sie muss Tag für Tag die Gemeinschaftstoilette reinigen, und da sie deswegen bestialisch stinkt, wird sie beschimpft und lächerlich gemacht.

Bemerkenswert fand ich, dass Coe sich ihre Gefühle bewahrt hat, die im Laufe der Geschichte mehr und mehr aufblühen. Sie hat verständlicherweise wenig Selbstbewusstsein, stellt sich aber dennoch als mutig und entschlossen heraus, und als loyal gegenüber den Menschen, die sie liebt.

Tiam ist der Junge, der seit jeher neben ihr steht, auf der Plattform, auf die sich die Menschen bei Flut flüchten. Er fällt auf durch seinen Optimismus und seinen Humor, und er macht sich viele Gedanken darüber, wie sich das Leben der Bewohner von Tides verbessern ließe.

In dieser abgestumpften Welt sind Coe und Tiam scheinbar die letzten Menschen, die noch keine Gefühlszombies sind, und gerade deswegen waren sie für mich großartige Protagonisten.

Das Buch lässt sich viel Zeit damit, Atmosphäre aufzubauen und dem Leser diese Welt vorzustellen. Dennoch habe ich mich kein bisschen gelangweilt sondern es wirklich genossen, auch wenn sich die Spannung nur langsam entwickelt.

Der Schreibstil ist eindringlich und spricht alle Sinne an. Man kann als Leser fast schon das Salz auf den Lippen schmecken und den Wind im Haar spüren! Die Autorin erzeugt mit malerischen Worten die dichte, düstere Atmosphäre einer kleinen Welt, die am Abgrund steht.

Diese bietet einen denkbar schlechten Nährboden für Romantik, aber dennoch verliebt sich Coe in Tiam. Die beiden müssen quasi neu entdecken, wie das eigentlich geht, sich mögen, und das hatte etwas herzzerreißend Romantisches...

Einer meiner größten Kritikpunkte war die Plausibilität. Die Menschen leben und leiden schon seit unzähligen Generationen auf der immer kleiner werdenden Insel Tides - aber sie scheinen nur wenige Strategien entwickelt zu haben für das Leben dort.

Es gab viele Dinge, wo ich mir dachte: Was? Das kann doch nicht, das funktioniert doch nicht, wieso denn das, müsste das nicht...? Irgendwann habe ich beschlossen, die Dinge einfach hinzunehmen, aber ich hatte öfter den Eindruck, dass die Autorin ihre Welt nicht bis in kleinste Detail durchdacht hat.

Fazit:
496 Menschen klammern sich ans Leben auf der kleinen Insel Tides, aber das Ende ist nahe. Mitgefühl und Zuneigung sind nur noch fatale Schwächen. Die junge Coe, die aufgrund einer Behinderung als nutzlose Last angesehen wird, und Tiam, der zukünftige König dieser kleinen Welt am Abgrund, finden sich gemeinsam im Zentrum eines Aufstandes wieder, der das Ende bedeuten könnte - oder einen neuen Anfang.

Für mich war das Buch originell und interessant, auch wenn die Spannung sich eher langsam entwickelt. Die Charaktere fand ich wunderbar, den Schreibstil hervorragend, und obwohl manche Dinge für mich nicht glaubhaft waren, habe ich das Buch doch sehr gerne gelesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.02.2015
Der Preis der Unsterblichkeit / Touched Bd.1
Jackson, Corrine

Der Preis der Unsterblichkeit / Touched Bd.1


ausgezeichnet

Die Grundidee der Geschichte fand ich sehr originell, denn statt Vampiren, Dämonen, Werwölfen oder ähnlichen altbekannten Wesen hat sich die Autorin eine ganz eigene Mythologie ausgedacht, nämlich die der Heiler und der Beschützer. Natürlich gibt es in vielen Fantasybüchern Heiler, aber Remys Fähigkeiten funktionieren auf eine Art und Weise, die ich bisher noch in keinem Buch gelesen habe.

Allerdings war ich oft etwas verwirrt. Immer, wenn ich dachte, ich hätte ihre Heilfähigkeiten endlich verstanden, tat sie wieder etwas, das allem zu widersprechen schien, was ich zu diesem Zeitpunkt über ihre Fähigkeiten wusste...

Jedenfalls fand ich das Buch unheimlich spannend und unterhaltsam. Die Geschichte hat immer ein flottes Tempo und es passiert ständig etwas unerwartetes Neues.

In meinen Augen ist Remy eine tolle Hauptfigur. Sie ist intelligent, mutig, selbstlos und entschlossen, selber über ihr Leben zu bestimmen. Manchmal ist sie vielleicht zu selbstlos, wenn sie mal wieder schwere Verletzungen auf sich selber überträgt, um jemanden zu heilen, aber im Rahmen der Geschichte macht das Sinn - es liegt einfach in der Natur dessen, wer und was sie ist.

Auch Asher ist mir immer mehr ans Herz gewachsen, je mehr ich über ihn erfuhr. Spätestens, als er aus Peter Pan zitierte, hatte er mich für sich gewonnen! Er offenbart im Laufe der Geschichte ungeahnte Tiefen.

Auch die neue Familie von Remy ist einfach großartig - ihr Vater Ben, ihre Stiefmutter Laura und ihre Stiefschwester Lucy sind liebevolle Menschen, die Remy mit offenen Armen empfangen und ihr Bestes geben, damit sie sich sicher und geliebt fühlt. Besonders die Beziehung zwischen Lucy und Remy ist rührend und positiv, denn die beiden Schwestern entwickeln schnell ein sehr inniges Verhältnis zueinander. Aber auch der Vater ist wirklich wunderbar!

Über den Stiefvater brauche ich wohl keine Worte mehr zu verlieren - wer seine Frau und seine Stieftochter schlägt und quält, ist einfach ein Widerling, und er ist bei Weitem der fieseste, böseste Charakter - da braucht es gar kein übernatürliches Monster mehr.

Den Schreibstil fand ich sehr schön, mit stimmungsvollen Bildern, gut gewählten Formulierungen und viel Liebe zum ausdrucksstarken Detail. Manchmal ist er richtig poetisch!

Die Liebesgeschichte steht deutlich im Mittelpunkt, und Remy denkt oft darüber nach, wie unglaublich gutaussehend Asher doch ist und wie sehr sie ihn liebt. Die beiden reden immer wieder ausführlich über ihre Gefühle, und es gibt zahlreiche Szenen, in denen sie kuscheln. Dass ich dennoch nie wirklich das Gefühl hatte, dass mir das zu kitschig oder zu viel wurde, verbuche ich mal als Beweis dafür, dass die Autorin einfach gut schreibt!

Nach meinem Empfinden ist die Liebesgeschichte richtig goldig und rührend. Fantastisch fand ich, dass Asher und Remy sich die Zeit nehmen, sich richtig kennenzulernen, bevor es überhaupt mal zum ersten Kuss kommt! Dadurch war diese Liebe für mich glaubhaft und plausibel, und ich hatte den Eindruck, dass sie eben nicht nur lieblos reingeschrieben wurde, weil ein Buch für junge Leserinnen halt eine Liebesgeschichte braucht...

Besonders gut gefällt mir, dass Remy bei aller Verliebtheit immer eine starke Persönlichkeit bleibt, die sich nicht einmal Asher unterordnet. Sie betont immer wieder, dass sie selber auf sich aufpassen kann, dass sie über ihr eigenes Leben bestimmen will, dass sie niemandem gehört. Bravo!

Fazit:
Ein junges Mädchen entkommt einem schrecklichen Leben mit ihrem gewalttätigen Stiefvater, nur um mitten in einen Konflikt zwischen zwei übernatürlichen Völkern zu geraten, indem sie sich in einen Jungen verliebt, den sie eigentlich nicht lieben dürfte.

Die Liebesgeschichte fand ich richtig süß und die Charaktere sehr sympathisch. Auch der Schreibstil gefiel mir wunderbar! Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht.

Bewertung vom 30.01.2015
Die Rettung / Monument 14 Bd.3
Laybourne, Emmy

Die Rettung / Monument 14 Bd.3


ausgezeichnet

Wenn ich die ersten beiden Bände einer Trilogie verschlungen und heiß und innig geliebt habe, schlage ich den dritten Band immer mit einem mulmigen Gefühl auf. Denn die Erwartungen sind zu diesem Zeitpunkt natürlich unheimlich hoch und schwer zu erfüllen! (Als Autor muss es die Hölle sein, mit diesem Erwartungsdruck das Finale zu schreiben, oder...?)

Die ersten beiden Bände von "Monument 14" haben mich von der ersten Seite an gepackt und dann ohne Einschränkungen begeistert. Die Story, die Charaktere, der Schreibstil... Alles super! Die Serie hat es schnell geschafft auf meine persönliche Top Ten der Katastrophen-/Endzeitromane.

Und was soll ich sagen... *Trommelwirbel* Band 3 hat alle meine Erwartungen erfüllt, und die waren himmelhoch. Ich LIEBE dieses Buch.

In diesem Band ist die Katastrophe eigentlich schon vorbei. Eigentlich. Denn die Regierung verschweigt einfach mal, dass die Beseitigung des Giftgases nicht ganz so gut geklappt hat, wie bisher angekommen... Außerdem finden sich die bedauernswerten Menschen mit Blutgruppe 0 in Lagern wieder, in denen Gewalt, Schikane, Hunger und Krankheit an der Tagesordnung sind. Es gibt Ärzte und Aufseher, die diesen Menschen wirklich helfen wollen, aber sie haben einfach nicht die nötigen Ressourcen. Und dann gibt es noch diejenigen, die in den Lagern ihre Machtfantasien ausleben oder die "Nuller" als Versuchskaninchen benutzen...

Und natürlich sitzen auch in diesem Band die Kids nicht einfach brav im Auffanglager und harren der Dinge, die da kommen werden, sondern stellen sich aktiv und mutig den Gefahren dieser zutiefst verwundeten Welt.

Die Geschichte schafft es noch einmal, eine enorme Spannung aufzubauen, und das mit originellen Wendungen und viel Gespür für die Charaktere, die wir in den ersten beiden Bänden schon ins Herz geschlossen haben. Es ist unglaublich, wie tapfer und selbstlos und wunderbar dieses Kinder und Jugendlichen sein können! Dean, der sich rührend um die schwangere Astrid kümmert, hat mich wieder sehr für sich eingenommen, aber es waren besonders die Szenen rund um Josie, die in einem Nuller-Lager jeden Tag um ihr Leben kämpft, die mich gepackt und begeistert haben.

Die Liebesgeschichten haben mich sehr berührt, denn diese Jugendlichen haben die Hölle überlebt und ich fand es wunderschön und emotional, wie sie trotz allem etwas Glück finden - und dabei oft selbstlos über sich hinauswachsen.

Den Schreibstil fand ich wieder großartig und wunderbar zu lesen. Es ist einfach beeindruckend, wie gut die Autorin jeden Charakter als Individuum herausarbeitet!

Das Ende ist in meinen Augen perfekt. Es geht nicht für jeden alles gut aus - das hätte ich auch unrealistisch gefunden -, aber es ist ein hoffnungsvolles Ende, nach dem ich das Buch zufrieden zugeschlagen habe.

Fazit:
Das spannende, emotionale Finale einer großartigen Trilogie. Meine Erwartungen wurden alle erfüllt oder sogar übertroffen, die Charaktere haben mich wieder sehr bewegt und der tolle Schreibstil leitet den Leser zu einem überzeugenden, stimmigen Ende.

Bewertung vom 29.01.2015
Böses mit Bösem vergelten
Prudenzi, Patrzia Sabrina

Böses mit Bösem vergelten


sehr gut

Die Geschichte wird uns aus Sicht von Julia erzählt. Julia ist eine junge Frau, die sich selber nicht vertraut, weil ihr Gedächtnis riesige Lücken aufweist. Hat sie schreckliche Dinge vergessen, die ihr angetan wurden - oder hat sie schreckliche Dinge vergessen, die sie anderen angetan hat? Hat sie ihre Eltern umgebracht, als sie noch ein kleines Mädchen war, oder ist sie damals dem wahren Mörder gerade so entkommen? Eigentlich glaubt sie trotz ihrer Gedächtnislücken daran, dass sie unschuldig ist, aber sicher kann sie sich nicht sein...

Tatsache ist, dass in Julias Umfeld immer wieder grausame Morde geschehen, und Tatsache ist, dass ihre Tante alles daran setzt, Julia entmündigen zu lassen. Weil sie weiß, dass Julia schuldig ist? Oder weil sie ihre eigene finstere Agenda verfolgt?

Obwohl Julia für mich das ganze Buch hindurch ein lebendes, atmendes Rätsel blieb, war sie mir doch (meist) sympathisch und ich habe mit ihr mitgefiebert und mitgelitten. Auch David Nyomda, der junge Inspektor, der in ihrem Fall ermittelt und als einziger an ihre Unschuld glaubt, hat mir gut gefallen.

Schnell wird dem Leser klar, dass Nyomda nicht mehr unparteiisch ist, weil er sich in Julia verliebt hat, und diese Liebesgeschichte hat mich erstaunlicherweise wirklich angesprochen, obwohl oder gerade weil sie ethisch eine heikle Sache ist... Darf ein Inspektor das, sich in eine Frau verlieben, die möglicherweise ein sadistisches, mordendes Monster ist?

Die Liebesgeschichte drängt sich meines Erachtens nach selten in den Mittelpunkt; die Geschichte konzentriert sich trotz allem auf die Frage, ob Julia schuldig ist, und auf die Suche nach dem Mörder, und das fand ich auch gut so. Außerdem muss man sich auch bei der Liebesgeschichte fragen, was man als Leser eigentlich glauben darf...

Der Rest der Charaktere, von Julias ermordeten Eltern bis hin zu ihrer machthungrigen Tante, ist schwer zu durchschauen, und man kann nie wirklich sicher sein, dass sich nicht noch menschliche Abgründe hinter der gutbürgerlichen Fassade auftun. Denn Abgründe gibt es hier einige, die an Grausamkeit und Perversion kaum zu überbieten sind!

Ich möchte noch nicht zu viel über die Geschichte verraten, denn auch der Leser bleibt bis zum großen Finale im Unklaren, was Wahrheit ist und was Trug, und das trägt viel zur Spannung bei. Als ich erstmal richtig im Fluss drin war, konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, und das Ende hat mich dann wirklich überrascht! Die Geschichte stellte sich als viel komplexer und verwinkelter heraus, als ich erst vermutet hatte, und dadurch auch als viel origineller.

Der Schreibstil gefiel mir eigentlich gut, und er liest sich auch unterhaltsam und flüssig - nur krankt das Buch leider trotz Lektorat doch noch an einigen Rechtschreibfehlern, fehlenden Wörtern und offensichtlichen Tippfehlern wie "Hautverdächtigte" statt "Hauptverdächtige", oder "behandelter" statt "behandelnder" Arzt. Menschen werden "zu tote" vergewaltigt, oder jemand macht der Polizei etwas "weiß" statt "weis"...

"Wieso hatte er es sich erst jetzt daran?"

Es gibt auch immer mal wieder Wortwiederholungen und seltsame Formulierungen, so wird z.B. Speichel des öfteren als "Mundwasser" bezeichnet, oder jemand "spitzt die Augen".

Auch inhaltlich gibt es in den letzten Kapiteln meines Erachtens ein paar kleinere Ungereimtheiten, so dass das Ende mich nicht so vollständig überzeugen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte. Dennoch fand ich das Buch im Großen und Ganzen unterhaltsam und spannend.

Fazit:
Ein komplexer, abgründiger Thriller rund um eine junge Fran, die selber nicht weiß, ob sie eine brutale Mörderin ist oder nicht. Ich war schnell in der Geschichte drin und konnte das Buch dann gar nicht mehr aus der Hand legen! Einzig die Rechtschreibfehler und die kleineren Ungereimtheiten haben mich ein wenig gestört, aber ansonsten hat mir das Buch gut gefallen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.01.2015
Insel der blauen Gletscher
Kabus, Christine

Insel der blauen Gletscher


sehr gut

Sehr gut gefallen hat mir, dass wir die Geschichte auf zwei Zeitebenen aus Sicht zweier sehr unterschiedlicher Frauen erzählt bekommen, die beide auf ihre ganz eigene Art und Weise stark und entschlossen sind. Beide machen spannende Entwicklungen durch, und ich fand besonders interessant, wie man als Leser die fremdartige Welt der Arktis durch ihre Augen sieht.

Im Jahr 2013 folgen wir der Geschichte aus Sicht von Hanna. Hanna hat sich einen Großteil ihres Lebens um andere gekümmert und ihre eigenen Bedürfnisse hintenangestellt. Jetzt bricht ihr Leben plötzlich rund um sie herum zusammen, und statt sich im Selbstmitleid zu suhlen, krempelt sie die Ärmel hoch und macht sich tatkräftig daran, sich ein neues Leben als Reisejournalistin aufzubauen. Ich fand sehr bewundernswert, wie mutig, einfallsreich und positiv sie die Dinge angeht.

Im Jahr 1907 wird die Geschichte dagegen aus Sicht von Emily beschrieben. Sie ist eine selbstbewusste junge Frau, die mehr von ihrem Leben erwartet, als den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit entspricht. Sie will nicht nur den Mann heiraten, den ihre Eltern für sie aussuchen, und dann den Rest ihres Lebens mit Dingen verbringen, die als schicklich erachtet werden, wie Handarbeiten und Hausmusik. Als sich ihr unverhofft die Chance bietet, anstelle ihres Bruders, als junger Mann verkleidet, eine Forschungsreise anzutreten, ergreift sie diese mit beiden Händen.

Es erfordert schon eine ganz besondere Art von Stärke, in dieser Zeit auch nur darüber nachzudenken, als junge Frau eine Forschungsreise in die Arktis anzutreten! Sie ist also quasi eine Vorreiterin der Emanzipation, und ich habe ihren Teil der Geschichte mit besonderem Vergnügen gelesen. Was für ein unglaubliches, spannendes Abenteuer!

Nur manchmal war Emily für mich zu sehr die talentierte Superfrau, die alles kann: Im Schießen ist sie ein wahres Naturtalent. Sie packt kräftig auf dem Schiff mit an und tut dabei als untrainierte junge Frau Dinge, die einem körperlich durchtrainierten Seemann schwer fallen würden. Sie erinnert sich scheinbar an alles, was sie je gehört oder gelesen hat - so wird z.B. erwähnt, wie sehr die endlosen Vorträge ihres älteren Bruders über Waffen und Technik sie langweilen, aber sie kann dennoch fehlerfrei und detailliert daraus zitieren, um die Männer auf dem Schiff mit ihrem Wissen zu beeindrucken. Aber dennoch war Emily ein Charakter, den ich schnell lieb gewonnen und über den ich gerne gelesen habe.

Das Buch ist unglaublich informativ: Bergbau, Landschaft, Flora, Fauna, wissenschaftliche Forschung, Geschichte, Geographie... Alles ist wahnsinnig gut recherchiert und dabei unterhaltsam geschrieben, so dass es auch Laien mit Vergnügen lesen können! Wenn man schon einmal in der Arktis war, erkennt man viele kleine, liebevolle Details wieder - ich war immer wieder sehr überrascht, Dinge in der Geschichte wiederzufinden, die ich schon halbwegs vergessen hatte. Und wenn man noch nie dort war, dann könnte ich mir vorstellen, dass man das nach der Lektüre dieses Buches nachholen möchte!

Alles ist so wunderbar beschrieben, dass man es bildlich vor sich sehen und beinahe schon hören, riechen und schmecken kann. Und das ist sicher nicht nur für Arktisfans ein Lesevergnügen. Aber wer sein Herz ohnehin schon an die Arktis verloren hat, für den ist das Buch einfach ein Muss.

Fazit:
Für Arktisfans ein Muss, aber auch für Fans gut geschriebener Gegenwartsliteratur ein lohnendes Buch. Der Leser folgt zwei Frauen, die in den Jahren 1907 und 2013 aus ganz unterschiedlichen Gründen in die Arktis reisen und dabei nicht nur sich selber finden, sondern auch die Liebe.

Eine spannende, originelle Mischung aus historischen Ereignissen, informativem Reisebericht und persönlicher Entwicklung zweier grundverschiedener Frauen - meines Erachtens lesen sich die 622 Seiten mühelos und unterhaltsam runter.

Bewertung vom 26.01.2015
Das Orchideenhaus
Riley, Lucinda

Das Orchideenhaus


sehr gut

"Das Orchideenhaus" war mein erstes Buch von Lucinda Riley, aber sicher nicht mein letztes! Ich liebe epische Familiengeschichten, in denen alte Geheimnisse aufgedeckt werden, und die Autorin haucht diesem häufig verwendeten Grundthema mit großartigen Charakteren und originellen Wendungen echtes Leben ein.

Das Buch lebt vor allem von seinen authentischen, glaubwürdigen Protagonistinnen. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen: in der Gegenwart ist da zum einen die junge Starpianistin Julia, die nach einem schrecklichen Schicksalsschlag nur langsam und widerwillig zurück ins Leben findet, und in der Vergangenheit, zur Zeit des zweiten Weltkriegs, dreht sich die Geschichte um Olivia, die Tochter aus gutem Hause, die als Debütantin an Hofe eingeführt wird und sich in einen Mann verliebt, der sie zwar heiratet, sie aber dennoch unglücklich macht. Beide sind sympathische, starke junge Frauen, mit denen ich schnell mitfühlte und mitfieberte! Es gibt auch noch eine dritte junge Frau, über die ich lieber nichts schreiben will, um nicht zu viel über die Geschichte zu verraten, die mir aber ebenfalls sehr gut gefallen hat...

Auch die anderen Charaktere sind interessant, komplex und überzeugend, wenn auch nicht immer 100%ig liebenswert. Vor allem Harry, Olivias große Liebe, ist ein schwieriger Mann, der eigentlich weiß, was gut und richtig wäre, es aus Charakterschwäche heraus aber oft nicht tut. Ich konnte seine Zweifel, Ängste und Hoffnungen zwar durchaus nachvollziehen, und natürlich kann man sich nicht immer aussuchen, was man fühlt - aber er würde den Menschen in seinem Leben zumindest die Wahrheit schulden. Dennoch ist er auf jeden Fall ein faszinierender, packender Charakter, über den ich gerne gelesen habe.

Rund um Harry und Olivia entfaltet sich ein richtiges Drama, das das Leben vieler Menschen beeinflusst und verändert, über mehrere Generationen hinweg. Ich fand das sehr spannend und unterhaltsam zu lesen. Mit ein paar Geschehnissen hatte ich zwar schon gerechnet, aber vieles überraschte mich auch völlig, vor allem gegen Ende! Auch in Julias Leben gibt es die ein oder andere unerwartete Wendung.

Allerdings fand ich eine Sache dann doch ein wenig zu bemüht überraschend... Das hätte für mich nicht unbedingt sein müssen, stört den Fluss der Geschichte aber auch nicht lange, bevor es sich dann wieder in Wohlgefallen auflöst. Wer das Buch liest, wird wahrscheinlich direkt wissen, was ich meine, wenn es passiert!

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Lucinda Riley schafft es mühelos, Atmosphäre und Stimmung zu vermitteln, egal, ob eine Szene jetzt an einem grauen, verregneten Tag in England oder an einem heißen Sommertag im farbenprächtigen Thailand spielt.

Die Liebesgeschichten in diesem Buch sind oft tragisch, und nicht jeder Charakter bekommt sein Happy End, aber dennoch habe ich es mit dem Gefühl zugeschlagen, dass die Liebe etwas Wunderbares ist, das jedes Risiko wert ist. Sehr romantisch, aber erfreulicherweise nicht zuckersüß kitschtriefend.

Fazit:
Drei Frauen, drei Generationen und ein großes Familiengeheimnis. Lucinda Riley beschreibt ihre jeweilige Geschichte bunt, lebendig und atmosphärisch, mit anrührenden Emotionen von junger Liebe bis hin zu tragischem Verlust. Ich fand das Buch sehr packend und wunderbar zu lesen!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.