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Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 628 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2022
Dschinns
Aydemir, Fatma

Dschinns


ausgezeichnet

Zu Recht nominiert!
Der Roman spielt im Jahr 1999 und wird aus den Perspektiven der verschiedenen Familienmitglieder geschildert. Man erlebt bei jedem einzelnen die Zerrissenheit zwischen den Kulturen, zwischen Moderne und Tradition. Die einzelnen Geschichten sind sehr interessant und unterschiedlich, die Charaktere werden sehr gut beschrieben und ich konnte mich in jeden Einzelnen von ihnen gut einfühlen. Es ist glaubhaft, wie wenig die einzelnen Familienmitglieder voneinander wissen und wie wichtige Dinge verschwiegen werden. Der Schreibstil ist so gut und angenehm, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie die Seiten verflogen sind. Mir hat sehr gut gefallen, wie reflektiert die Lage der einzelnen Personen dargestellt wird und man das Spannungsfeld zwischen der türkischen Herkunft und deutschen Lebenswirklichkeit erlebt. Am Ende werden alle losen Enden zusammengeführt und ein zynisches Familiengeheimnis gelüftet. Ein tolles Buch!

Bewertung vom 19.09.2022
Trottel
Faktor, Jan

Trottel


weniger gut

Anarchisch und anstrengend;
Ab der ersten Seite hatte ich Probleme mit dem anarchischem Schreibstil. Der Autor nennt es im Text einmal „Erzähldriftdrang“ und das trifft den unsortierten, willkürlichen Text ziemlich gut. Überhaupt gibt es viele Wortschöpfungen und Beschreibungen, wovon mir nur einige wirklich gut gefallen haben. Die Sätze sind lang und verschachtelt und von Fußnoten durchsetzt (262 insgesamt) und ich hatte den Eindruck eines ziemlich selbstverliebten Schreibstils. Wenn es in späteren Kapiteln heißt, dass wohl vorher etwas falsch wiedergegeben wurde, dann empfand ich das nicht als charmant sondern sehr nervig, da man als Leser ja seine Zeit investiert und nicht jeden (unnötigen) Gedankengang des Autors nachlesen muss. Das Kapitel über Rammstein kann man wohl nur verstehen, wenn man die Band und ihre Lieder gut kennt. Inhaltlich fand ich die Beschreibungen der sozialistischen Staaten sehr gut gelungen. Die Erinnerungen an die Lebensstationen des Sohns und seine psychische Erkrankung bis zum Selbstmord werden nüchtern, aber sehr liebevoll beschrieben. Persönlich brauche ich mehr Struktur in einem Text und kann auch die außergewöhnlichen Kapitelbeschreibungen nicht gut finden. Vielleicht verstehe ich das Werk auch nicht, aber das Lesen war kein Vergnügen und ich war froh, als das Buch (ziemlich abrupt) zu Ende war.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Sehr guter Thriller;
Die Hauptperson Cassie Raven ist eine komplexe Figur, angenehm eigentümlich, nahbar und sympathisch. Ihr Beruf ist für sie Berufung und das wird glaubhaft dargestellt. Gemeinsam mit DS Phyllida Flyte bearbeitet sie hier ihren zweiten Fall. Den ersten habe ich (noch) nicht gelesen, aber es wird darüber nicht viel verraten und auch nichts vorausgesetzt, so dass man kann dieses zweite Buch problemlos als erstes lesen kann. Die Erzählperspektive wechselt zwischen Casse und DS Flyte. Die forensischen Details wurden gut recherchiert und mir hat hier die Mischung aus Routineangelegenheiten und den Recherchen im Cold Case von Cassies Mutter sehr gut gefallen. Der Fall wird nachvollziehbar gelöst und ich habe mich immer gut unterhalten gefühlt. Klare Leseempfehlung und ich werde auf jeden Fall noch das erste Buch nachholen.

Bewertung vom 19.09.2022
Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit


ausgezeichnet

Faszinierende, historische Zeitreise;
Das Buch beginnt mit Joe, der sein Gedächtnis verloren hat, und auf der Suche nach seiner Vergangenheit ist. Die Zeiten um 1900 und um 1800 werden sehr nahbar und glaubhaft geschildert. Man ist den Menschen nah, da die Geschichte sich auf das Menschliche konzentriert und die Verpackung (welche Kleidung, Wohnung, etc.) nicht so wesentlich ist. Es wird eine alternative Geschichte Englands und der Welt erzählt und die Zeit der großen Seeschlachten ist ausgesprochen interessant und faszinierend. In der Erzählung gibt es immer wieder Wechsel in der Erzählperspektive und den Erzählzeiten und das wurde für mich nach ungefähr einem Drittel etwas zu unübersichtlich, da man sich bei jedem Kapitel wieder in Erinnerung rufen mußte, wie dieser Erzählstrang zuletzt geendet hatte. Trotzdem vergebe ich volle Punktzahl, weil es sich am Ende sehr gut aufgelöst und erklärt und ich auch nicht wüßte, wie man es hätte besser machen können. Mit dem Wissen um die Zusammenhänge habe ich jetzt sogar Lust, das Buch noch einmal von vorne zu lesen.

Bewertung vom 12.09.2022
Kangal
Schentke, Anna Yeliz

Kangal


sehr gut

Neuer Blickwinkel;
Für mich als Deutsche hat das Buch eine neue Sichtweise auf die Türkei aufgemacht. Die Zerrissenheit zwischen Tradition und Moderne, das spannungsgeladene Leben hier lebender Türken wird sehr gut beschrieben. Die Situation in der Türkei und das Nichtwissen, wem man vertrauen kann, hat mich sehr an die deutsch-deutsche Geschichte erinnert. Die Erzählweise mit den wechselnden Perspektiven hat mir gut gefallen. Dennoch wirkt die Erzählweise etwas roh und unfertig, weil manche Dinge nicht ausgesprochen oder erklärt werden und einige türkische Wörter vorkommen, die ich nicht verstanden habe und die auch nicht erläutert wurden. Das Ende ist ziemlich abrupt und ich hätte mir insgesamt mehr Länge und mehr Rahmen gewünscht. Insgesamt ein sehr interessantes Buch.

Bewertung vom 12.09.2022
Was ich euch verschweige
Lodge, Gytha

Was ich euch verschweige


ausgezeichnet

Extrem spannend und wendungsreich;
Das Buch beginnt mit zwei vermissten Schwestern und der Kontaktaufnahme einer der beiden mit der Polizei. Da sie ihre Geschichte nur von Anfang an erzählen will und den Aufenthaltsort ihrer (vermutlich verletzten) Schwester nicht preisgeben will, ist die Lage sofort angespannt mit viel Druck auf die Ermittler. Die Erzählperspektive wechselt von den Ermittlern zu den Erzählungen Keelys. Durch die Hinweise, die sie gibt, entwickelt es sich für die Polizei eine richtige Schnitzeljagd. Die Spannung ist sehr hoch, da man sich aus zwei Seiten dem Geschehen nähert. Die Handlung fand ich psychologisch ausgefeilt dargestellt, toll geschrieben und extrem spannend. Es gibt immer wieder überraschende Wendungen und man muss konzentriert lesen und alles neu überdenken, um auf dem Laufenden zu bleiben. Das Ermittlerteam ist sehr sympathisch und gut eingespielt. Insgesamt ein sehr spannender Thriller und sicher nicht mein letztes Buch dieser Autorin.

Bewertung vom 12.09.2022
Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1
Blum, Charlotte

Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1


sehr gut

Stimmungsvoller Krimi ;
Der Schreibstil ist sehr angenehm und das Buch lässt sich gut lesen. Ab der ersten Seite ist es spannend. Besonders gut hat mir das abwechslungsreiche Setting in einer Kurstadt in ihrer Blüte mit vielen internationalen Gästen und diversen Veranstaltungen und Kulturangeboten gefallen. Alma, das Fräulein vom Amt, das zufällig in den Mordfall gerät, ist sehr sympathisch und entwickelt sich zu einer furchtlosen Ermittlerin. Sie nutzt alle – teils sehr unkonventionellen – Möglichkeiten, um weitere Informationen zu bekommen. Auch ihre Freundin und ihr Cousin helfen ihr mit ihrem Wissen und ihren Kontakten. Der Fall entwickelt sich logisch und glaubhaft. Die Mitte des Buches war für mich etwas schwächer als der Rest, aber am Ende kommt es zu einem richtigen Showdown und einer überraschenden Wendung. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen und ich freue mich auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 09.09.2022
Der geliehene Freund
Käfer, Michael

Der geliehene Freund


ausgezeichnet

Münchner Erinnerungen und Anekdoten;
Die Geschichte der Familie Käfer und des gleichnamigen Unternehmens sind über Jahrzehnte mit München und Münchens Entwicklung verbunden. Das wird von Anfang an klar und die Erinnerungen Michael Käfers und die Anekdoten aus seiner langjährigen Gastgebertätigkeit sind vielfältig und unterhaltsam und einige können so nur in München spielen. Der Buchtitel erklärt sich im Prolog: der Gastgeber wird als „geliehener Freund“ für wichtige Stunden verstanden. Das Buch ist gut geschrieben und lässt sich wie ein Gespräch unter Freunden lesen. Da Höhen und Tiefen erzählt werden, empfand ich die Geschichten als glaubwürdig und überzeugend. Es gibt durchaus auch neue bzw. für mich überraschende Informationen über Michael Käfer, die mit Leichtigkeit erzählt werden. In der Buchmitte gibt es einige Fotos, die gut gewählt sind und 60 Jahre Leben dokumentieren. Da das Buch sehr reflektiert und gleichzeitig unterhaltsam.

Bewertung vom 06.09.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Toller japanischer Klassiker;
Meine Erwartungen, geweckt durch Verweise auf dem Buchumschlag auf Agatha Christie und Sherlock Holmes, wurden voll erfüllt. Es wird aus übergeordneter Sicht ein Fall geschildert, den der Privatdetektiv Kosuke Kindaichi umfassend löst. Daß das Buch im Jahr 1937 spielt, wird zum Beispiel durch alte Berufe oder Transportmittel beschrieben, ist aber für die Lösung des Falles nebensächlich. Der Detektiv erinnert aufgrund seiner Methoden an Monsieur Poirot, da er mit unbestechlicher Logik und psychologischem Gespür den Fall löst und das ist einfach zeitlos und überzeugend. Am Ende gibt es die Auflösung in großer Runde - auch das erinnert an Agatha Christie. Das japanische Setting hat einen ganz eigenen Charme und falls man mit den ungewohnten Namen und Bezeichnungen fremdelt, so gibt es am Ende ein Personenregister und ein Glossar zum Nachschlagen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich hoffe, dass noch weitere der 77 Bücher um Privatdetektiv Kosuke Kindaichi ins Deutsche übersetzt werden.

Bewertung vom 03.09.2022
Feindesopfer / Jessica Niemi Bd.3
Seeck, Max

Feindesopfer / Jessica Niemi Bd.3


sehr gut

Solider Thriller mit Finnischem Flair;
Bei diesem Buch handelt es sich um Band 3 der Reihe um Ermittlerin "Jessica Niemi". Für mich war es das erste Buch dieses Autors und daher kannte ich die vorherigen Bände auch nicht. Das Buch ist gut geschrieben und hat großen finnischen Flair durch die ungewohnten Namen und Bezeichnungen. Der Fall ist interessant und spannend und entwickelt sich logisch und nachvollziehbar. Die Ermittler sind sympathisch und glaubhaft. Ab einem gewissen Punkt gibt es Rückblenden in die Vergangenheit, in der man das Motiv vermutet. Das wird lange nicht aufgelöst und bleibt spannend bis zum Schluss, an dem es die ein oder andere überraschende Wendung gibt. Parallel dazu gibt es eine weitere Entwicklung um Jessica Niemi, die an ein Geschehen aus den vorherigen Bänden anknüpft und diesen Handlungsstrang konnte ich als Neueinsteiger in die Reihe so gar nicht einordnen. Irgendwann habe ich mir meinen Reim darauf gemacht, habe aber dadurch jetzt wenig Lust darauf, die ersten Bücher zu lesen, da ich das Ende nun kenne. Aus diesem Grund habe ich einen Stern abgezogen, da die Bände nicht vollkommen in sich abgeschlossen sind.