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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 649 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2022
Die Heimkehr / Mein Freund Pax Bd.2
Pennypacker, Sara

Die Heimkehr / Mein Freund Pax Bd.2


ausgezeichnet

Die Fortsetzung „Mein Freund Pax - Die Heimkehr“ konnte mich sehr begeistern. Die damals herzerwärmende Geschichte über eine Freundschaft in Zeiten des Krieges hat mich nie losgelassen und gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Ich freue mich sehr, dass Sara Pennypacker eine Fortsetzung geschrieben hat, die man unbedingt lesen sollte - das Warten hat sich gelohnt.
Die Illustrationen sind wieder von Jon Kiassen. Ich mag seinen Stil sehr und finde, dass man das wunderschöne Cover als Poster aufhängen könnte.

Die Fortsetzung setzt ein paar Monate nach dem Ende des ersten Bandes an. Peter und Pax haben sich mit ihrem Schicksal arrangiert. Während Peter seine Trauer verarbeitet und bei Vola heimisch wird, hat Pax eine Familie gegründet und lebt als wilder Fuchs. Das Ende des Krieges bringt Veränderung mit sich, der beide auf neue Wege führt.

Sara Pennypacker schafft es auf einzigartige Weise, schwere Kost so berührend und hoffnungsvoll zu erzählen, dass sich Groß und Klein gleichermaßen angesprochen fühlen. Pax wirkt echt, nicht vermenschlicht und steht für ein realistisches Tierbild. Düsternis, Verluste, Tod - das alles spielte schon im Vorgänger eine Rolle und hielt manche sensible Menschen davon ab, das erste Buch überhaupt zu lesen. Ich kann aber nur empfehlen, diesen Leseschritt zu wagen. Bücher sind geduldig. Peter und Pax sind einfach wundervolle Charaktere, die jeder kennenlernen sollte. Gerade weil sie einem ans Herz gewachsen sind, ist die Fortsetzung herrlich emotional und grandios mitreißend. Neue Charaktere werden euer Herz erobern, ihr werdet sanft und tiefgreifend durch die Geschichte getragen, immer das Gefühl haben, es ist authentisch und dieses Buch sicher nie vergessen. Das Ende ist überwältigend schön und rührend. Ich bin begeistert!

Fazit: Ein absolutes Meisterwerk über Freundschaft, Verlust und Liebe, dem ich eine große Leserschaft wünsche.

Bewertung vom 16.04.2022
Schallplattensommer
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


sehr gut

Ein kurzweilig unterhaltsamer Sommerroman, um ein 16-jähriges Mädchen und zwei zugezogene Cousins, die sich einen Sommer lang kennenlernen - Gefühlschaos und dunkle Geheimnisse inklusive.

Ich wollte unbedingt mal ein Roman von Alina Bronsky lesen, weil ich soviel Gutes von ihren Büchern gehört habe. Ich kann also keine Vergleiche zu früheren Werken ziehen. Es ist eine untypische Coming-of-Age-Geschichte, die sommerliche Nostalgie freisetzt, bei der man sich ins atmosphärische Dorfgeschehen katapultiert fühlt. Der unbeschwerte Schreibstil macht es einem leicht, durch die 190 Seiten zu gleiten. Anfangs sprunghaft, gespickt mit Andeutungen, stets auf der Spur nach den Geheimnissen. Die Protagonisten wirken innerlich zerrissen, ihr Verhalten ist rätselhaft und unergründlich, mitunter auch ein bisschen anstrengend und überzeichnet. Die 16-jährige Hauptfigur Maserati ist tough, dickköpfig und verletzt. Sie ist klug genug, sich vor weiterem Übel zu schützen, aber es erfordert Mut, doch Risiken einzugehen. So hat jeder seine Geheimnisse und zeigt nur, was andere sehen dürfen. Es geht um das Freilegen weiblicher Generationskonflikte, das Überwinden von Angst und es fehlt dem Roman nur an Bestand, wenn man versäumt, zwischen den Zeilen zu lesen. Das Ende hat mir gefallen, weil es ungezwungen und subversiv war. Insgesamt hätte ich mir nur ein bisschen mehr der versprochenen Spannung und gefühlvollen Tiefe gewünscht. Manchmal fiel es mir schwer, eine intensivere Verbindung zu den Figuren aufzubauen, obwohl ich Maseratis außergewöhnliche Art sofort mochte. Insgesamt hat mich der geheimnisvolle Sommerroman „Schallplattensommer“ aber gut unterhalten.

Fazit: Ein angenehm zu lesender Schreibstil und eine zunächst unscheinbar wirkende Geschichte, mit interessantem Verlauf, verspricht, trotz kleiner Schwächen, ein kurzweiliges Sommerfeeling.

Bewertung vom 16.04.2022
Die schreckliche Adele 02
Mr. Tan;Miss Prickly

Die schreckliche Adele 02


sehr gut

Adele mag niemanden. Nicht ihre Mitschüler, nicht ihre Katze Ajax, nicht ihren Verehrer Gabriel, dessen zarte Liebe sie eiskalt ausnutzt, und schon gar nicht die Modesoldatinnen aus ihrer Klasse, die sie mit Vorliebe schockiert. Adele bestimmt gern, wo es lang geht und sieht die Welt manchmal ziemlich düster. Der geisterhafte Magnus ist Adele’s einziger Freund, was wahrscheinlich daran liegt, dass er nur in ihrer Vorstellung existiert. Adele hat einfach viel Fantasie und einen schier unerschöpflichen Vorrat an Gemeinheiten parat. Vor allem, wenn es darum geht, Ajax loszuwerden, weil er kein menschenfressendes Löwenbaby ist, sondern ein süßes Kätzchen. Dann ist da noch die Oma, von der Adele glaubt, sie sei eine Hexe und natürlich ihre Eltern, die eine Engelsgeduld beweisen und an denen sich auch die schreckliche Adele machmal die Zähne ausbeißt.

„Die schreckliche Adele - Das kann nicht gut gehen“ enthält auf 94 Seiten 70 Shortstory-Comics in Farbe, die in wenigen Bildchen, die Botschaft auf den Punkt bringen. Adele begeistert uns, weil sie schrecklich einzigartig ist und mit ihrer unkonventionellen Art fasziniert. Sie sagt furchtlos und unverblümt, was sie denkt, widersetzt sich den Regeln der Erwachsenen und lebt ihre düsteren Gedanken aus. Überspitzt und lustig in Szene gesetzt, feiern die Comics ihre Freiheiten und bieten eine heitere und kurzweilige Abwechslung.

Sie bringt ihren Vater in Verlegenheit, bricht Gabriel regelmäßig das Herz, hält den Erwachsenen einen Spiegel vor, lebt ein bisschen in ihrer eigenen Welt und plant eine verbrecherische Karriere als Diktator. Und doch kommen immer mittlerweile liebenswerte Züge durch, wenn sie um herabfallende Blätter weint
oder sich ausnahmsweise doch an Ratschläge der Erwachsenen hält.

Bewertung vom 16.04.2022
Die schreckliche Adele 01
Miss Prickly;Mr. Tan

Die schreckliche Adele 01


sehr gut

Adele mag niemanden. Nicht ihre Mitschüler, nicht ihre Katze Ajax, nicht ihren Verehrer Gabriel, dessen zarte Liebe sie eiskalt ausnutzt, und schon gar nicht die Modesoldatinnen aus ihrer Klasse, die sie mit Vorliebe schockiert. Adele bestimmt gern, wo es lang geht und sieht die Welt manchmal ziemlich düster. Der geisterhafte Magnus ist Adele’s einziger Freund, was wahrscheinlich daran liegt, dass er nur in ihrer Vorstellung existiert. Adele hat einfach viel Fantasie und einen schier unerschöpflichen Vorrat an Gemeinheiten parat. Vor allem, wenn es darum geht, Ajax loszuwerden, weil er kein menschenfressendes Löwenbaby ist, sondern ein süßes Kätzchen. Dann ist da noch die Oma, von der Adele glaubt, sie sei eine Hexe und natürlich ihre Eltern, die eine Engelsgeduld beweisen und an denen sich auch die schreckliche Adele machmal die Zähne ausbeißt.

„Die schreckliche Adele - Das kann nicht gut gehen“ enthält auf 93 Seiten 70 Comic-Shortstorys in Farbe, die in wenigen Bildchen, die Botschaft auf den Punkt bringen. Die Illustrationen sind ebenso speziell wie die Hauptfigur. Adele begeistert uns, weil sie schrecklich einzigartig ist und mit ihrer rebellischen Art fasziniert. Sie sagt furchtlos und unverblümt, was sie denkt, widersetzt sich den Regeln der Erwachsenen und lebt ihre düsteren Gedanken aus. Der Witz liegt darin, dass sie immer das Gegenteil von dem tut, was man erwarten würde. Überdreht und lustig in Szene gesetzt, feiern die vielen Kurzgeschichten ihre Freiheiten und bieten eine heitere und kurzweilige Abwechslung.

Bewertung vom 31.03.2022
Mia und die aus der 19 - Plötzlich Superstar
Mahne, Nicole

Mia und die aus der 19 - Plötzlich Superstar


ausgezeichnet

„Mia und die aus der 19 - Plötzlich Superstar“ erzählt die Geschichte von der kleinen Hobby-Detektivin Mia und ihrem dritten Fall. Mit ihrem Markenzeichen: der roten Detektivinnen-Umhängetasche, ermittelt Mia im Fall der drei gestohlenen Gartenzwerge ihrer Nachbarin Frau Blitzblank. Gemeinsam mit der Senioren-Gemeinschaft aus der 19 besucht Mia das Stadtfest, bei dessen Gesangswettbewerb ihre beste Freundin Jill auftreten wird. Schließlich ist es noch immer Jils größter Traum, Superstar zu werden. Mia aber will vor allem ihren Fall aufklären. Zusammen mit den Senioren wird es definitiv nicht langweilig - so viel ist klar!

Den dritten Band kann man auch gut lesen, wenn man die vorherigen Bücher nicht kennen sollte. Ich würde aber empfehlen, mit dem ersten Band zu starten, weil man danach sowieso alle Bücher lesen möchte - wegen Suchtgefahr - und man dann auch gleich in der Reihenfolge loslegen kann.

Natürlich sind wieder alle Charaktere mit dabei: Frau Schmock’s unverblümte Antworten, Herr Rippel’s Joghurtliebe, die superleckeren Marmeladen von Jils Papa und ein bisschen Herzklopfen mit Holger. Neben Katy Sternchen werden auch neue Charaktere eingeführt, wie eine kleine zuckersüße Minikuh, die nicht nur Mia’s Herz zum schmelzen bringt. Mia berichtet wieder aus ihrer Sicht von den Ermittlung und dem Gesangswettbewerb. Diesmal wird ein ganz aktuelles Thema behandelt: gefeierte Internet-Kinderstars, dessen Videos millionenfach geklickt werden und ihre Vorbildfunktion. Auch Jil himmelt Katy Sternchen an und guckt gern ihre Videos. Dass der Schein trügen kann, ist eine der Botschaften, genauso, wie Freundschaft und Toleranz, denn erst durch das Anderssein, der herrlich schrägen Senioren, entstehen die amüsanten Dialoge und Situationen, die in ihrer Komik die Bücher so lesenswert machen.

Mit einem würdigen Abschluss endet die Reihe, aber niemand wird Mia und die „Verrückten“ aus der 19 so schnell wieder vergessen. So können wir uneingeschränkt auch den dritten Band „Plötzlich Superstar“ voll und ganz empfehlen, da wir wieder viel Spaß beim Vorlesen hatte.

Bewertung vom 31.03.2022
Luis und Lena - Die Scherze des Schreckens / Luis und Lena Bd.3
Winkler, Thomas

Luis und Lena - Die Scherze des Schreckens / Luis und Lena Bd.3


ausgezeichnet

Kurz zum Inhalt: Die Gesellschaft für magische Katastrophen und die Wildschweine haben eine neue Mission: Den Stadtbewohnern werden üble Streiche gespielt, die allmählich alle in den Wahnsinn treiben. Doch wer steckt dahinter? Ihr Freund und Wildschweine-Mitglied Scherzo verhält sich seltsam, aber Lena glaubt, dass magische Wesen die Unruhestifter sein könnten. Als ihr Vereinsheim auf der Kippe zu stehen droht, müssen schnell Beweise gefunden werden, um das Rätsel zu lösen und den Spuck zu beenden.

Den besonderen Erzählstil der Erfolgsreihe muss man einfach hervorheben: Luis wendet sich direkt an seine LeserInnen und sorgt, mit anschaulichen Tabellen und selbstironischer Situationskomik, für heiteren Lesespaß. Der angenehme Sprachstil garantiert stolperfreies Lesen, und das Vorlesen wird auch Erwachsenen gefallen, weil die Geschichte nicht nur einfallsreich ist, sondern auch wichtige Werte wie Freundschaft und Ehrlichkeit vermittelt. Man kann das Buch auch unabhängig von der Reihe lesen. Ich würde aber trotzdem empfehlen, die zwei vorherigen Bücher vorher zu lesen.

Mit dabei sind wieder alle Charaktere der vorherigen Bücher. Neben Luis und Lena spielt diesmal auch Scherzo eine wichtige Rolle, über den man auch etwas mehr erfährt, als bisher bekannt war. Scherzo liebt es als Prank-König, anderen Streiche zu spielen. Luis hasst diese Art von Scherzen und kommt in diesem Abenteuer an seine Grenzen. Besonders, weil er den Eindruck hat, Scherzo hätte es auf ihn abgesehen. Die schwarz-weiß Illustrationen von Daniel Stieglitz und der Text harmonieren wieder grandios. Die zahlreichen comicartigen Bildchen unterstreichen auf sehr witzige Art den Humor und fangen gekonnt die skurrilen Szenarien ein.

Fazit: Der dritte Band ist wieder super lustig, abwechslungsreich und begeistert erneut mit einer tollen Mischung aus Wortwitz, Wissenschaftlichkeit, magischen Wesen, urkomische Illustrationen, einem sehr spannendem Finale und natürlich tollen Charakteren - die Wildschweine-Truppe steht für Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft, um auch dieses Abenteuer zu meistern.

Bewertung vom 31.03.2022
Von der Idee zum Buch
Davies, Becky

Von der Idee zum Buch


ausgezeichnet

Wer sich schon immer gefragt hat, wie ein Buch entsteht, kann in diesem liebevoll illustrierten Bilderbuch den langen Weg bis in die Buchhandlungen nachverfolgen. Von der Idee einer Autorin, dem Prozess des Schreibens, Überarbeitens, Druckens, der Veröffentlichung und all den kleinen Zwischenschritten, die hier wunderbar zu Geltung kommen: die Freunde der Autorin, über die Zusage des Verlags oder die letzten Feinheiten, die oft viel bewirken. Sehr spannend war für uns die Arbeit der Illustratorin. Der kann man hier sprichwörtlich über die Schulter gucken. Und die Seiten über den Druckvorgang, die riesige Druckmaschinen und Papierrollen zeigen und erklären, wie alles funktioniert.

Trotz der kindgerechten Vereinfachung, zeigt „Von der Idee zum Buch“ sehr schön, wie zeitaufwendig dieser Prozess ist und wie viele Menschen mit Leidenschaft daran beteiligt sind, immer wieder zu prüfen und zu überarbeiten, bis wirklich alles perfekt ist. Wunderbar detailreich, farbenfroh und informativ, ist es ein tolles Buch für kleine und große Bücherfans, die neugierig sind, wie ein Buch entsteht. Wir würden das Buch ab 8 Jahren empfehlen.

Bewertung vom 31.03.2022
Dschinns
Aydemir, Fatma

Dschinns


ausgezeichnet

Erzählt wird die Geschichte aus sechs unterschiedlichen Perspektiven. Das Stück beginnt mit dem Vater Hüseyin, der sich gerade in der neuen Eigentumswohnung in Istanbul aufhält. Doch er wird diesen ersehnten Lebensabschnitt als Rentner, dessen Leben zuvor hauptsächlich aus Arbeit bestand, nicht mehr genießen können, da er kurz darauf an einem Herzinfarkt stirbt. Anschließend folgen seine vier Kinder, die eindrücklich die gegenwärtige Situation der Beerdigung, ihre Rolle in der Familie und ihrer Kindheit schildern, dabei in Erinnerungen verweilen, tiefe Verletzungen freilegen, und die der Wunsch nach Akzeptanz und Liebe eint. Das abschließende Kapitel gibt der Mutter Emine, Hüseyins Ehefrau, eine Stimme und lässt alles aus einem neuen Blickwinkel erscheinen, bevor der Vorhang fällt. Der Wechsel zwischen den Perspektiven ist sprachlich überzeugend und passt sich immer wieder der Lebendigkeit und Intensität der neuen Gedankenwelt an, um ein harmonisches Charakterbild zu erzeugen. Das transportiert die Emotionen ganz nah, man kann sich ihnen nicht entziehen. Gebannt lässt man sich auf jedes Familienmitglied ein und setzt Stück für Stück das Bild zusammen, bis alles an seinem Platz ist, und sich auch die Dschinns einordnen lassen.

Fatma Aydemir beweist ein geschulten Blick für Details und erschuf schonungslose Einblicke, kluge Analysen und erschütternden Einsichten. Sie erzählt detailliert von Rassismus, fehlender Selbstbestimmung und Machtlosigkeit, von der Sehnsucht nach Vergebung und Akzeptanz und der Komplexität des Lebens.

„Dschinns“ war irgendwie ganz anderes als ich gedacht hätte: ein vielschichtiger Familienepos ohne mystische Vorkommnisse, mit einer Intensität, die ich nicht erwartet hätte. Es werden viele schwere Themen aufgegriffen, über die innerhalb der Familie nicht gesprochen wird. Die Weiterentwicklung der Protagonisten war ebenso beeindruckend, wie das grandiose Ende. Es war eine bewegende Lektüre, mit sehr bedrückenden Momenten, die nachdenklich machen, weil die gestellten Fragen und die innere Zerrissenheit der Protagonisten einen nicht mehr loslässt. Kraftvolle Worte und geschickte Wendungen, erfordern aufmerksames Lesen. Und auch, wenn es mir manchmal zu viel wurde, hat es sich gelohnt, dranzubleiben.

Fazit: Ein sprachlich beeindruckendes Buch über die Widersprüchlichkeiten des Lebens, voller Familiengeheimnisse und dem Mut, den Teufelskreis des Schweigens zu brechen, um Veränderung zu bewirken. Ein kraftvolles Leseerlebnis, das mir in Erinnerung bleiben wird.

Bewertung vom 31.03.2022
Das Loft
Geschke, Linus

Das Loft


gut

Marc und Henning sind seit Kindertagen beste Freunde. Beide teilen sich mit Marcs Freundin Sarah ein Loft. Als Henning vermisst wird, geraten Marc und Sarah unter Verdacht und werden zunächst als Zeugen in Polizeigewahrsam vernommen. Am Tatort wurde eine große Menge Blut gefunden. Ist Henning wohlmöglich tot? Wo ist dann die Leiche? Oder handelt es sich um ein perfides Spiel zwischen Freunden, die sich nicht vertrauen?

Erzählt wird die Story aus zwei Perspektiven: Marc’s und Sarah’s - dazu gibt es immer wieder Einblicke durch die Ermittlerin in diesem Fall. Marc und Sarah, zwei nicht sonderlich sympathische Figuren, erzählen aus ihrer Sichtweise von vergangenen Ereignissen, und geben unabhängig von einander einen Eindruck ihrer Wahrnehmungen und Emotionen, bei dem man das Gefühl hat, zu wissen, in welche Richtung sich die Story entwickeln könnte. Dabei entsteht ein spannendes Beziehungsgeflecht zwischen Marc, Sarah und Henning, und es bilden sich harte Kontraste, die die entstehenden Bilder wieder ins Wanken bringen. Wirklich packen konnte mich der finale Twist, den wohl kaum einer kommen sieht. Besonders gelungen fand ich die Vernehmungen, die taktisch klug und raffiniert ausgearbeitet waren. Wer sagt die Wahrheit? Der psychische Druck auf Marc und Sarah war förmlich spürbar. Das gab nicht nur einen interessanten Einblick in mögliche Verhörstrategien, sonder war auch spannend zu lesen. Darüber hinaus hat es sich etwas gezogen und hätte auch etwas kürzer sein dürfen.

Fazit: Überwiegend unterhaltsam, spannendes Finale und eine clevere Erzählweise, die zum Miträtseln einlädt; streckenweise allerdings langatmig und ein wenig klischeehaft.

Bewertung vom 31.03.2022
Mord im Gewächshaus
Bunce, Elizabeth C.

Mord im Gewächshaus


ausgezeichnet

Junge Detektivinnen-Buchreihen im viktorianische London scheinen gerade im Jugend-Crime-Trend zu liegen. Berechtigt, den neben beliebten Vorbildern wie Enola Holmes, Flavia de Luce oder Violet Veil ermittelt nun auch Myrtle Hardcastle. Als großer Fan von Krimis, interessiert sich Myrtle natürlich für den Tod ihrer Nachbarin Miss Wodehouse. Entgegen der allgemeinen Meinung, es handle sich um eine natürliche Todesursache, vermutet Myrtle einen Mord, und beginnt, zusammen mit ihrer Gouvernante Miss Judson, auf eigene Faust zu ermitteln.

Die 12-jährige Myrtle Hardcastle ist eine unkonventionelle Heldin, die mit ihren Interessen aus dem Zeitrahmen fällt. Sie ist nicht nur schlau, forsch und ausgesprochen neugierig, sie überzeugt außerdem mit wichtigen Attributen wie Beharrlichkeit, einem Sinn für Gerechtigkeit und messerscharfen Analysen. Außerdem ist sie sehr sympathisch. Alle Charaktere sind interessant und lebendig beschrieben, aber Myrtles Gouvernante Miss Judson ist unverzichtbar und ebenso großartig. Gerade bei den Charakteren sehe ich viel Potential für die Fortsetzungen. Die Story ist mitreißend und spannend erzählt. Man erfährt alles aus der Ich-Perspektive von Myrtle und ist so ganz nah dran. Es gibt einige Wendungen, aber vor allem das unvorhersehbare Ende, hat mich sehr begeistert. Es ist großartig, wie spielerisch die Handlung verläuft. Immer wenn man denkt, man ist der Lösung näher, ergeben sich neue Indizien. Elizabeth C. Bunce hat sich um zeitgemäße Genauigkeit bemüht und unklare Begrifflichkeit und Hinweise in Fußnoten erklärt. Das hat mir sehr gefallen, weil es die Geschichte noch authentischer macht. Auch der Schreibstil passt sich dem viktorianischen Zeitalter an und lässt einen wunderbar in diese Geschichte eintauchen. Jedes Kapitel beginnt außerdem mit einem Auszug aus einem Handbuch für Amateur- und Berufsermittler.

Fazit: Toller Cozy-Crime-Nachschub für alle Fans von Flavia de Lucem - mit toller Atmosphäre, einem kniffligen Fall und Heldinnen voller Witz und Charme.