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Benutzername: 
Glüxklaus
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 612 Bewertungen
Bewertung vom 18.12.2020
Kleiner Weihnachtsbaum
Cooper, Gary

Kleiner Weihnachtsbaum


gut

Einzigartige bezaubernde Bilder, nicht ganz überzeugende Geschichte

Der kleine Tannenbaum steht ganz alleine hoch oben auf einem Berg. Manchmal fühlt er sich ziemlich einsam und wünscht sich nichts mehr als Gesellschaft. Vor den Menschen hat er Respekt, fürchtet er doch, dass sie ihn zum Weihnachtsbaum machen und fällen wollen. Doch dann lernt der Baum eines Nachts die Kinder Klara und Kai kennen, die sich verirrt haben. Er mag die zwei auf Anhieb, spendet ihnen Wärme und beschützt sie. Wenn die beiden nur nicht so weit weg wohnen würden...

Die Geschichte ist zum Vorlesen für Kinder ab vier Jahren geeignet und daher einfach und gut verständlich geschrieben. Allerdings wirken manche Formulierungen doch recht holprig und hemmen den Lesefluss. Dass ein einsamer Baum beispielsweise tatsächlich das Wort „Mega!“ verwenden würde, wagen meine Tochter und ich zu bezweifeln. Das empfanden wir wie auch einige andere Ausdrücke als unpassend und sprachlich ungelenk.

Die fabelhaften Bilder und die hochwertige Aufmachung hingegen haben uns überzeugt. Das Buch ist in DINA 4 -Querformat gestaltet. Auf den klaren, aussagekräftigen, hübschen, farbenfrohen Bildern gibt es sehr viel zu entdecken. Es macht Freude, sich in den Bilder zu verlieren.

Dass ein Tannenbaum vermenschlicht wird, Gefühle entwickeln kann, Wünsche hat, ist zwar keine neue Idee, aber eine nette, phantasievolle. Warum sollten Pflanzen nicht auch denken oder mit Tieren kommunizieren können?
Die Geschichte hingegen weist für uns aber trotzdem einige Ungereimtheiten auf. Kinder, die nachts alleine im Wald kaum Angst haben? Ein Tannenbaum, der sich durch Willenskraft entwurzelt und plötzlich laufen kann? So hundertprozentig durchdacht wirkt das alles nicht, eher etwas plump und naiv. Zwar ist die Freundschaft zwischen Baum und Kindern eine schöne Vorstellung, aber unserer Meinung nach steht die Qualität der Geschichte weit hinter der der Bilder zurück. Die Geschichte hält nicht, was die Bilder versprechen.

Bewertung vom 18.12.2020
Das Erbe der Päpstin
Glaesener, Helga

Das Erbe der Päpstin


gut

Spannend und unterhaltsam, aber auch ziemlich brutal und grausam

„In Stunden wie diesen tötet man, gleich ob man handelt oder passiv bleibt, dachte sie müde.“

Dorstadt 854: Freya erlebt hautnah mit, wie ihre von den dänischen Wikingern entführte und versklavte Mutter von ihren Peinigern ermordet wird. Sie flieht und verlässt als Junge verkleidet ihre Heimat, um ihren Großvater Gerold zu suchen, der in Rom als Schutzherr des Papstes lebt. Doch auch in Rom muss Freya Schreckliches verkraften. Während einer Prozession werden Gerold und der Papst, der in Wahrheit kein Mann ist, sondern die Heilerin Johanna, ermordet. Freya möchte die Täter finden, doch dabei begibt sie sich in große Gefahr.

Die Zeiten damals waren alles andere als angenehm. Mord, Totschlag und andere brutale Grausamkeiten standen auf der Tagesordnung, Menschen lebten in einfachsten Verhältnissen, ihre Lebenserwartung war gering. Autorin Helga Glaesener schafft mit ihrem Sprachstil Atmosphäre. . Sie schreibt sehr schlicht und klar aus Freyas Sicht, schildert deren Situation, Lebensumstände und Gefühle anschaulich und eindrücklich. Ich hatte ein sehr deutliches Bild von ihrem Leben, den historischen und gesellschaftlichen Bedingungen damals vor Augen. Angesichts des sehr groben, martialischen Verhaltens der Personen und der trotzdem irgendwie nüchtern wirkenden Beschreibungen dessen, fühlte ich mich den Figuren aber nicht nahe, kam mir eher wie eine Zuschauerin des Geschehens vor. Die Protagonisten blieben mir fern, berührten mich nicht emotional.

Freya ist zweifelsohne eine ganz besondere, starke Frau. Wie Päpstin Johanna verkleidet sie sich zunächst als Mann, um in dieser grausamen Männerwelt besser bestehen zu können. Sie verhält sich oft wie ein Mann, schreckt nicht vor Gewalt zurück, um zu schützen, was ihr lieb ist und um Rache zu nehmen. Schließlich möchte sie nicht wie ihre Schwester Asta enden, die sich unterordnet und überzeugt ist: „Der Allmächtige hat den Männern geboten, über uns Frauen zu herrschen, weil wir nicht klug genug sind, um die Folgen unseres Handelns zu überblicken. Wir bedürfen der Anleitung.“
Freya hingegen zieht daraus ihre eigenen Schlüsse: „Ich will kein Weib mehr sein. (...) Weiber sind dazu verdammt, beherrscht zu werden, zuerst von den Vätern, dann von den Ehemännern, zum Schluss von den Söhnen.“
Immer wieder erinnerte Freya mich auch an Johanna von Orléans. Eine weitere berühmte Frau, die sich unter Männern zu behaupten versuchte.

Spannend ist Freyas Geschichte, bei der sich die Autorin von einigen Legenden hat inspirieren lassen, ohne Zweifel. Die junge Frau ist ständig auf der Flucht, kommt nie zur Ruhe. Der Roman liest sich wie eine aufregende Reise durch die Zeit und durch das Europa der damaligen Zeit: Freya flieht von Dorstadt (in den heutigen Niederlanden), nach Rom, auf die Insel Frauenchiemsee in Bayern und gelangt schließlich nach Paris. Sie sieht erstaunlich viel von der Welt. Unzählige Leichen und viel rohe Gewalt begegnen ihr und den Lesern dabei. Mir war das stellenweise zu viel Blut, zu grausam, auch wenn die Darstellung sicherlich authentisch ist.
Trotz aller Spannung in der Handlung konnte mich das Buch nicht so packen, wie ich das erhofft hatte. Als ich vor einigen Jahren Donna W. Cross Roman „Die Päpstin“ las, war ich mitgerissen, gefesselt vom Geschehen, litt regelrecht mit der Päpstin. Freyas Schicksal verfolgte ich aber ohne viele Emotionen, zu abschreckend wirkte ihr gesamtes Leben auf mich. Für mich zwar ein interessanter, unterhaltsamer Roman, der aber nicht an das Original herankommt.

Bewertung vom 17.12.2020
ministeps: Hör rein, sing mit! Erste Kinderlieder zum Anhören.
Volksgut

ministeps: Hör rein, sing mit! Erste Kinderlieder zum Anhören.


sehr gut

Hübsch gestaltetes, klingendes Gute-Laune-Buch für die Kleinsten mit leichten Schwächen in der technischen Ausführung

Es sind sicherlich fünf der bekanntesten deutschen Kinderlieder, die im Buch „Hör rein, sing mit! Erste Kinderlieder zum Anhören“ versammelt sind: „Bruder Jakob“, „Alle meine Entchen“, „Backe, Backe Kuchen“, „Summ, summ, summ“ und „Schlaf, Kindlein, schlaf“.
Jedem der Lieder ist eine Doppelseite gewidmet, links sind die Noten der Melodie, der Text der ersten Strophe und die passenden Akkorde abgedruckt. Alle Lieder sind sehr schön illustriert. Die für Ravensburger typischen Figuren Entchen, Bär, Schaf, Hase oder Frosch zeigen auf jeder Seite, worum es im Lied geht, so planschen sie beispielsweise zu „Alle meine Entchen“ wie Entchen im Wasser. Die ansprechenden farbenfrohen Bilder kommen bei Kindern garantiert gut an. Kinder ab zwölf Monaten haben sicherlich viel Spaß, gemeinsam mit Erwachsenen die einzelnen Abenteuer der Tiere auf den Bildern zu verfolgen und darüber zu sprechen. Anderthalbjährige können sich vermutlich schon alleine mit dem Buch beschäftigen und werden nach dem wiederholten Hören der Lieder schnell die Texte mitsingen können, ein motivierender, positiver Lerneffekt.

Das Buch ist recht klein und handlich, im für Bücher aus der Reihe „Ravensburger Mini Steps“ üblichen Format. Bei häufiger Beanspruchung zeigt es an den Rändern und am Buchrücken leichte Abnutzungserscheinung, was sich einfach nicht vermeiden lässt.
Die Aufnahmen der Lieder sind angenehm leise und recht unaufdringlich, nicht penetrant. Wenn man ganz genau hinhört, rauscht es ein wenig im Hintergrund. Kinder müssen keine schwer bedienbaren Knöpfe drücken, um die Lieder zum Klingen zu bringen. Wenn der Schalter auf der Buchrückseite eingeschaltet ist, genügt es bei hellem Licht das Buch umzublättern, um das entsprechende Lied auf der Seite zu hören. Die einfache Bedienung ist allerdings auch ein Nachteil. Wird eine Seite nur ein bisschen bewegt, kann es sein, dass das Lied unvermittelt stoppt und ein anderes Lied erklingt. Für kleinere Kinder ist es daher nicht ganz so einfach, auch genau das Lied zu hören, das sie möchten. Das könnte für sie manchmal etwas frustrierend sein, nicht die Kontrolle zu haben. Die Idee, Lieder übers Blättern erklingen zu lassen, finde ich grundsätzlich sehr gut, die Umsetzung ist allerdings nicht einwandfrei gelungen und etwas fehleranfällig.
Insgesamt ein nettes, motivierendes Gute-Laune-Buch für die Allerkleinsten, mit kleinen Abstrichen.

Bewertung vom 16.12.2020
Flo, der Flummi und das Schnack

Flo, der Flummi und das Schnack


gut

Schön aufgemachtes Vorlesebuch mit ganz unterschiedlichen phantasievollen, aber auch mitunter etwas seltsamen Geschichten

Viele namhafte Autoren wie Juli Zeh, Alina Bronsky, Amelie Fried oder Paul Maar haben für das Magazin Nido besondere Vorlesegeschichten erfunden, die nun in „Flo, der Flummi und das Schnack“ gesammelt erschienen sind. Da finden Kinder einander über ihre Spracheigenarten, Aufkleber oder gar Wollmäuse werden lebendig, Hasenkinder entdecken die Welt oder merkwürdige Wesen aus Automaten versuchen Kindern hinterhältige Lügen einzureden. Die Geschichten sind allesamt sehr ungewöhnlich und unkonventionell.

Besonders hervor sticht die sehr gelungene Aufmachung des Buches. Jeder Geschichte ist eine bunte Illustration von Martina Liebig vorangestellt, die die Geschichte in einem Bild erzählt. Die Bilder wirken oft „retro“, sind in verschiedenen Stilrichtungen gestaltet. Einige erinnern an die 20er Jahre, andere machen einen deutlich moderneren Eindruck. Auf alle Fälle sind die besonderen Bilder der Künstlerin sehr abwechslungsreich und spannend anzuschauen.

Vor jeder Geschichte finden sich zudem hilfreiche Angaben, wie lange die Vorlesezeit ungefähr dauert und für welches Alter die Geschichte empfohlen wird (angegebenes Alter von drei bis neun Jahren).

Was der Titelzusatz „für Kinder und Eltern, die sich nicht langweilen möchten“ verspricht, hält er ein: Langeweile kommt nicht auf. Einige Geschichten haben uns wirklich gut gefallen. Die Vorstellung beispielsweise, dass Schmetterlinge trösten können, indem sie Tränen trinken fand ich wunderschön. Auch über Paul Maars goldene Schildkröte Roswitha mit den geheimnisvollen Worten auf ihrem Panzer mussten wir sehr schmunzeln. Allerdings gab es auch einige Geschichten, mit denen meine Kinder und ich wenig anfangen konnten, ungewöhnliche Geschichten zweifelsohne, aber auch ganz schön merkwürdige und abstruse, die uns nicht überzeugen konnten und uns etwas ratlos zurückließen.
Insgesamt ein äußerlich besonders schön aufgemachtes Geschichtenbuch mit tollen Bildern und originellen Geschichten von ganz unterschiedlicher Qualität. Ein buntes Potpourri, bei dem sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte.

Bewertung vom 14.12.2020
Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne / Ikonen ihrer Zeit Bd.2
Weinberg, Juliana

Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne / Ikonen ihrer Zeit Bd.2


sehr gut

Von zerplatzten Träumen, neuen Chancen, einer beispiellosen Karriere und der immerwährenden Suche nach Liebe

„Ich wurde mit einem enormen Bedürfnis nach Liebe und einem grauenvollen Bedürfnis danach, Liebe zu geben, geboren“. Audrey Hepburn

Während ihrer Kindheit und Jugend träumt Audrey Hepburn, Tochter eines Briten und einer Niederländerin nur davon, einmal Primaballerina zu werden. Doch das Hungern und die Entbehrungen während und nach dem zweiten Weltkrieg fordern ihr Tribut, Audrey erfüllt die körperlichen Voraussetzung nicht, sich ihren Traum zu erfüllen. Doch bald schon bietet sich eine andere Gelegenheit, Audrey wird eine erste Filmrolle angeboten. Sie ergreift ihre Chance und wird Schauspielerin, eine weltberühmte Ikone ihrer Zeit....

Juliana Weinberg erzählt auf leichte, angenehme Art und Weise von wichtigen Etappen im Leben der Audrey Hepburn, entscheidende Begegnungen und Gespräche werden dabei authentisch und interessant geschildert. Weinbergs klarer und einfacher Sprachstil macht es den Lesern leicht, dem Geschehen zu folgen. Audreys Geschichte fließt dahin wie ein ruhiger Fluß mit abwechslungsreicher, beeindruckender Landschaft am Ufer.

Wer kennt sie nicht Audrey Hepburns weltberühmte Rehaugen? Doch wer ist die Frau hinter diesen außergewöhnlichen Augen? In ihren Filmen wirkt die zarte Schauspielerin oft so zerbrechlich und verloren. Auch im realen Leben zeigt sich Audrey verletzlich und sensibel, aber auch sehr leidenschaftlich. Sie sehnt sich nach Liebe, nach einer Familie: „Ich denke, das ist es, worum es im Leben tatsächlich geht, um Kinder und Blumen“. Doch immer wieder muss sie auf ihrem Weg auch große Enttäuschungen und Zurückweisungen verkraften. Zum Glück stehen ihr in schwierigen Situationen stets ihre Mutter und ihre treue Freundin Connie bei. Zu einigen anderen Prominenten wie Gregory Peck, Cary Grant oder Modedesigner Hubert Givenchy, dessen Muse sie war, entwickelte Audrey ebenso tiefere freundschaftliche Beziehungen. Für mich waren gerade die Episoden mit anderen Prominenten sehr interessant zu lesen.

Auch der zweite Band der Ullstein-Reihe „Ikonen ihrer Zeit“ konnte mich genauso wie der erste „Marie Curie und die Kraft zu träumen“ überzeugen.
Mir hat Juliana Weinberg mit ihrem Roman „Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne“ diese empfindsame, faszinierende Schauspielerin nahe gebracht. Gut gefallen haben mir die auch die aufschlussreichen Zitate Audrey Hepburns, die den jeweiligen Teilen des Romans vorangestellt waren. Hepburn ist zweifelsohne eine sehr beeindruckende Persönlichkeit, die später ihre Popularität einsetzte, um gegen Hunger und Armut auf der Welt zu kämpfen und die hoffentlich nicht vergessen wird. Nach dieser leichten, kurzweiligen, gelungenen Romanbiografie kann ich es kaum erwarten, mir noch einmal „Frühstück bei Tiffany“ „Krieg und Frieden“ oder „Ein Herz und ein Krone“ anzuschauen, diesmal mit einem ganz neuen Blick auf die Hauptdarstellerin.

Bewertung vom 11.12.2020
Wolfssommer / Hanna Wester Bd.1 (2 MP3-CDs)
Rosenfeldt, Hans

Wolfssommer / Hanna Wester Bd.1 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Hans Rosenfeldt kann es auch alleine

In der Nähe der schwedische Grenzstadt Haparanda wird eine tote Wölfin entdeckt. Ihr erschreckender Mageninhalt: menschliche Überreste. Die dazugehörige Leiche führt Polizistin Hannah Wester und ihre Kollegen auf die Spur organisierter Drogenkriminalität. Doch sowohl das Geld als auch die Drogen bleiben verschwunden. Nicht nur die Polizei versucht beides aufzufinden, auch Auftragsmörderin Katja wurde darauf angesetzt und deshalb von ihren Bossen nach Haparanda berufen. Es kommt zum spannenden Showdown, in den viel mehr unterschiedliche Personen involviert sind als anfangs angenommen.

Hans Rosenfeldt kannte ich bisher nur als Teil des Autorenduos Hjorth und Rosenfeldt, die mit ihrer Reihe um Sebastian Bergmann große Erfolge feiern. Aber auch solo ohne Unterstützung überzeugt Rosenfeldt. Er schreibt klar und anschaulich. Im Wechsel widmet er sich den Perspektiven der Personen, die vom Verbrechen betroffen sind, stellt plausibel und gut nachvollziehbar ihre Sicht auf die Situation dar. Interessanterweise lässt er dabei auch die Stadt Haparanda selbst zu Wort kommen. Diese unterschiedlichen Sichtweisen machen den Text sehr abwechslungsreich und lebendig, sorgen für sehr viele Stimmungswechsel im Roman.
Vera Teltz liest das Ganze grandios. Sie geht derart emotional mit, dass ich fast das Gefühl hatte, hier sprechen die Figuren selbst. Anfangs wirkt sie noch etwas unterkühlt wie der Roman selbst, aber gegen Ende hat sie mich als Zuhörerin komplett in den Bann der Geschichte gezogen.

In „Wolfssommer“ spielen sehr viele Personen wichtige Rollen. So fiel es mir zu Beginn noch etwas schwer, die Übersicht über alle handelnden Figuren zu behalten. Im Laufe der Geschichte gelang dies aber zunehmend besser, die Charaktere wurde immer vertrauter. Da ist zum Beispiel Polizistin Hannah, eine sympathische Frau, die mit den Wechseljahren und schrecklichen Geistern ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat. Sie macht sich zudem Sorgen um ihre Ehe mit Thomas, der sich immer desinteressierter ihr gegenüber gibt. Auch in der Vergangenheit von Profi-Killerin Katja ging es alles andere als liebevoll zu. Sie hat sich zu einer kaltblütigen Kampfmaschine entwickelt, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Und dann sind da noch die Freunde Kenneth und UV, die sich im Gefängnis kennengelernt haben und nie wieder dorthin zurück wollen...
Rosenfeldt stellt eindrücklich und packend persönliche Schicksale dar, die sehr berühren. Diverse kriminelle Verfehlungen der Mitwirkenden haben mich nicht davon abgehalten, zu hoffen, dass es ihnen letztendlich gelingen mag, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen und unversehrt davon zu kommen. Dies ist sicherlich Rosenfelds einnehmender, verständnisvoller und mitleiderregender Charakterisierung der Personen zu verdanken.

Ja, Rosenfeld kann es auch alleine. Er hat einen unfassbar fesselnden Thriller (mit arg vielen Leichen) konstruiert, in dem nicht das eigentliche Drogenverbrechen im Fokus steht, sondern die einzelnen Figuren, ihre Schicksale, die von dessen Verwicklungen unerwartet tief betroffen sind. Im Laufe der Handlung tun sich überraschende Verbindungen auf, von denen man anfangs nichts ahnen konnte. Mit jedem Kapitel steigt die Spannung. Der Plot ist sehr komplex mit einigen Zufällen, aber dabei stets logisch und durchdacht konstruiert. Für mich bis zum fulminanten Finale ein stimmiger, sehr mitreißender Thriller, der geradezu nach einer Fortsetzung schreit. Hoffentlich ist das der Auftakt einer neuen schwedischen Reihe, die, wenn es so weiter geht, zu einer meiner neuen Favoriten werden könnte.

Bewertung vom 09.12.2020
Liane und das Land der Geschichten
Shafak, Elif

Liane und das Land der Geschichten


sehr gut

Außergewöhnliches Buch, das viel zu sagen hat, es aber dem Leser nicht immer leicht macht, es zu hören

„Wenn du manchmal nicht weißt, was jemand gesagt hat, dann liegt es nicht daran, dass er nicht geredet hat, sondern daran, dass du ihn nicht gehört hast.“

Liane ist ein sehr intelligentes Mädchen, das sich ganz viele interessante, beeindruckende Gedanken macht. Sie leidet unter ihrem Namen, für den sie so oft gehänselt wird. Lianes Eltern sorgen zwar gut für sie, aber über alles kann Liane nicht offen mit ihnen sprechen. Für manche Fragen hat Liane daher einen extra „Sack mit den Fragen, die man nicht stellen darf“. Eines Tages entdeckt Liane in der Bibliothek einen geheimnisvollen Globus. Mit diesem Fund beginnt für sie ein spannendes Abenteuer, das sie ins magische Land der Geschichten führt.

Elif Shafak schreibt angenehm, flüssig und lebendig. Mir als Erwachsene gefällt ihr Schreibstil sehr gut, Kinder könnten ihn eventuell als etwas langatmig empfinden. Ich empfehle das Buch für Leser ab zehn Jahren. Die schwarz-weiß Illustrationen finde ich sehr aussagekräftig und klar, teils recht düster, teils durchaus aber sehr gefällig. Sie passen gut zur Stimmung des Buches.

Anfangs kann einem Liane, die sich so viele wichtige Gedanken macht, aber nicht immer richtig ernst genommen wird, oft leid tun. Ihre hochinteressanten und klugen Überlegungen werden von den Erwachsenen oft lapidar als „blühende Phantasie“ abgetan. Für Lianes Lesebegeisterung haben die Eltern auch kein rechtes Verständnis. Als Liane die Kinder Zelis und Asutay kennenlernt und diese ihr eine neue Welt eröffnen, macht sie viele bedeutende Erfahrungen, die ihr später das Leben erleichtern werden. Auch wird sie im Land der Geschichten endlich einmal richtig ernstgenommen, das stärkt sie.

Liane und das Land der Geschichten ist ein sehr ungewöhnliches Buch, das seine Leser herausfordert. Anfangs macht es ein wenig traurig, man fühlt mit Liane, die es zwar materiell gut hat, aber in deren Leben es an richtiger Wärme und tiefergehendem Verständnis fehlt. Lianes Wandlung, die große Zuversicht vermittelt, erfolgt für meine Begriffe zu schnell. Im Land der Geschichten erfährt Liane viele schöne Weisheiten, aber wie genau sie zu diesen gelangt, ist oft nicht ganz klar nachvollziehbar. So wirken die schönen, bedeutenden Gedanken manchmal wie eine bloße Aneinanderreihung von wichtigen Botschaften, haben es aber schwer, den Leser wirklich zu erreichen. Ich hätte mir gewünscht, dass Lianes Weg zur Erkenntnis etwas subtiler, weniger komprimiert beschrieben worden wäre.
Ein besonderes Buch, das zum Nachdenken anregt, die Bedeutung der Phantasie hervorhebt, tolle Botschaften sehr direkt formuliert, aber im Aufbau nicht hundertprozentig stimmig ist. Vielleicht muss ich es einfach nochmal lesen:

»Wenn ich ein Buch, das mir sehr gefallen hat, noch mal lese, bin ich jedes Mal wieder erstaunt, denn beim zweiten Mal ist es nicht mehr dasselbe Buch. Es kommt einem anders vor.«
Liane stutzte. »Warum denn?«
»Weil ich inzwischen nicht mehr dieselbe bin. Wir lernen jeden Tag was dazu. Beim zweiten Lesen weiß man mehr als beim ersten Mal. Wenn der Le­ser ein anderer ist, ändert sich auch das Gelesene.«

Bewertung vom 09.12.2020
Das Wunder von R.
Cavallo, Francesca

Das Wunder von R.


sehr gut

Schönes Weihnachtsmärchen mit viel Wunder und wichtiger Botschaft

Manuel, Camila und Shonda ziehen kurz vor Weihnachten mit ihren Mamas Dominique und Isabella in die Stadt R.. Doch sehr willkommen fühlen sie sich in dieser seltsamen Stadt nicht. Die Bewohner begegnen ihnen dort mit großer Skepsis und scheinen kein Interesse daran zu haben, sie näher kennenzulernen. Doch die Kinder haben gar keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Denn am 23.Dezember erhalten sie einen ganz besonderen Brief vom Weihnachtsmann höchstpersönlich, der sie um Hilfe bei einer ganz wichtigen Mission bittet....

Francesca Cavallo schreibt gut verständlich, kindgemäß, anschaulich und recht einfach. Sehr originell sind die humorvollen Sprachspielereien der Autorin wie der Name des Bürgermeisters oder die phantasie- und bedeutungsvollen Straßennamen in R..
Geübte Leser ab acht Jahren können das Buch schon selbstständig bewältigen, die Schrift ist etwas größer und daher gut lesbar. Zum Vorlesen eignet sich das Buch auch schon für jüngere Kinder, ab fünf, sechs Jahren. Meine fünfjährige Tochter beispielsweise hatte keine Probleme, die Geschichte vollständig zu erfassen und zu verstehen.
Besonders sticht die wunderbare Aufmachung des Buches hervor. Das Buch ist ein wenig breiter als DIN A 5- Format und daher schön handlich. Schon das Cover ist etwas besonderes. Der Titelschriftzug ist in Gold gehalten, man erkennt die Familie Greco-Aiden, die am hellerleuchteten Fenster vor einer Kerze sitzt. Draußen schneit es. Ein bezauberndes Titelbild. Es wirkt sehr plastisch, das Bild der Familie glänzt fast wie ein Foto. Beeindruckt haben uns auch die bemerkenswerten, bunten großen Bilder. Auf den detaillierten, sehr aussagekräftigen Illustrationen gibt es ganz viel zu entdecken.

Manuel, Camila, Shonda, Isabella und Domique, die Greco-Aidens, sind eine herrlich sympathische Familie. In der Familie mit zwei Müttern geht es im Alltag ähnlich zu, wie auch in anderen Familien. Das Außergewöhnliche an ihnen ist, dass alle stets sehr liebevoll miteinander umgehen, selbst wenn es mal kleine Unstimmigkeiten gibt. Sie sind alle offen für andere Menschen, gehen vorbehaltlos auf ihre Mitmenschen zu und haben es sich auch erhalten, an Wunder zu glauben. Sie stehen in völligem Gegensatz zu den skeptischen, mürrischen Bewohnern von R.. Lediglich ein Mädchen aus R. scheint anders zu sein als die anderen: Olivia. Sie ist neugierig, freundlich, nett und aufgeweckt.

Werden die Kinder den Auftrag des Weihnachtsmanns erfolgreich ausführen? Ändern die Bewohner von R. ihre Einstellung anderen gegenüber? Wird Weihnachten trotz aller Widrigkeiten stattfinden? Und wie genau wird gefeiert?
Francesca Cavallo hat eine packende, aufregende, phantasievolle und daher nicht immer ganz logische Weihnachtsgeschichte verfasst, die Weihnachten vor allem als ein Fest der Gemeinschaft darstellt. Das Wunder von R. beweist, dass es sich lohnt, sich zu öffnen und auf andere zuzugehen. Zusammensein mit anderen und Solidarität bereichert das Leben. Vor allem Kinder sind ganz gut darin, auch unter widrigen Umständen einen Weg dahin zu finden.
„Revolutionär“ ,wie auf dem Klappentext angekündigt, finde ich das Buch allerdings nicht, es hat vielmehr eine klassische Botschaft. Es geht zwar um eine eher ungewöhnliche Familie mit zwei Müttern und Kindern unterschiedlicher Hautfarbe, aber diese Konstellation wird als selbstverständlich betrachtet und hat auf die eigentliche Geschichte kaum Einfluss.
Ein nettes, wärmendes Weihnachtsmärchen, das uns gerade in der aktuellen Situation Wichtiges über das Verhalten der Mitmenschen gegenüber verdeutlicht. Von den Greco-Aidens und ihrem Umgang miteinander und mit anderen können wir alle sicher noch etwas lernen.

Bewertung vom 07.12.2020
Niemals den roten Knopf drücken 1, oder der Vulkan bricht aus / Niemals den roten Knopf drücken Bd.1
Naumann, Kati

Niemals den roten Knopf drücken 1, oder der Vulkan bricht aus / Niemals den roten Knopf drücken Bd.1


ausgezeichnet

Irre witziges Forschertagebuch, interessant, sehr unterhaltsam und motivierend aufgemacht

Neulich noch haben Egon und sein Freund Jojo bei Opa Werner einen Fernsehbericht über einen Vulkanausbruch in Chile gesehen und dann entdecken sie plötzlich am helllichten Tag mitten im Düsewald einen neugewachsenen, dampfenden Berg. Wenn das mal kein Vulkan ist?! Natürlich müssen die zwei Jungen nun alles daran setzen, dass ein Vulkanausbruch nicht zur Gefahr für Düsedau wird. Zum Glück ist Egon Forscher und entwickelt ohne Schwierigkeiten gemeinsam mit Jojo notwendige Hilfen wie ein Frühwarnsystem, eine Vulkanschutzmaschine oder einen Minivulkanrettungsapparat. Leider läuft bei den Versuchen, die verschiedenen Erfindungen in der Praxis zu testen, nicht immer alles glatt. Vielmehr ist das Chaos vorprogrammiert und es kommt zu einigen ziemlich witzigen, ganz schön schrägen Katastrophen.....

Kati Naumann schreibt auf sehr erfrischende, originelle Art aus der Sicht von Egon. Die einzelnen Kapitel sind wie Tagebucheinträge, genauer Forschertagebucheinträge formuliert. Egon schildert darin nicht nur die Ereignisse, die an den Tagen geschehen, er stellt auch detailliert seine Konstruktionen und Erfindungen vor, dazwischen erläutert er zudem wissenschaftliches und nicht immer ganz ernst zu nehmendes, weniger wissenschaftliches Sachwissen. Besonders gut gelungen sind auch die abwechslungsreichen, motivierenden schwarz-weiß-grün Illustrationen von Josy Jones. Klar und anschaulich werden in ihren Bildern witzige Szenen des Geschehens, die Erfindungen von Egon oder auch Infos zu Sachthemen dargestellt.

Die Hauptfiguren Egon und Jojo sind zwei aufgeweckte, wissbegierige, phantasievolle, sehr engagierte Jungen, für die das Leben ein Abenteuer ist. Egon geht als Draufgänger gerne Risiken ein, Jojo ist das totale Gegenteil und fürchtet sich vor allem. Die beiden sympathischen Kinder ergänzen sich perfekt und bringen zusammen Erstaunliches zuwege. Im Hintergrund werden sie stets von Egons Opa Onkel Werner unterstützt, der in seinem Leben schon (fast) alles erlebt hat und über (fast) alles Bescheid weiß.

Wo kommt der Vulkan im Wald so plötzlich her? Und werden Egon und Jojo Düsedau mit ihren Erfindungen vor den Folgen eines Vulkanausbruchs beschützen können?
Erneut ein wunderbares, superkomisches Buch aus dem Kosmosverlag. Eine packende wie originelle Geschichte voller Katastrophen mit interessantem Hintergrundwissen gespickt, ungewöhnlich und ansprechend wie ein Tagebuch gestaltet. Zudem finden sich am Ende des Buchs Versuchsbeschreibungen für zwei Experimente zum Selberdurchführen: glibberige Alienkotze und ein Backpulvervulkan. Die Versuche sind leicht nachzumachen, die Zutaten dafür bekommt man in jedem Supermarkt.
Für uns eine grandiose, perfekte Mischung aus Witz, Abenteuer, Spannung und einer Prise Wissenschaft. Zum Vorlesen zu empfehlen für neugierige Jungen und Mädchen ab sechs Jahren, zum Selberlesen für Kinder ab acht Jahren geeignet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.12.2020
Such-Bibel. Großformatiges Wimmelbuch für Kinder ab 4 Jahren.
Tanja Jeschke, Marijke ten Cate

Such-Bibel. Großformatiges Wimmelbuch für Kinder ab 4 Jahren.


sehr gut

Bibelgeschichten mit tollen Bildern einfach und kindgerecht erzählt

Sie sind weltbekannt, die Geschichten aus der Bibel, aber für Kinder nicht immer so leicht zu verstehen. In dieser „Suchbibel“ werden die Geschichten von Adam und Eva, Jakob, Josef, Mose, David, Ester, Jesus und Petrus für Kleine einfach und gut nachvollziehbar erzählt. Zum Leben jeder dieser Bibelgestalten gibt es ein großes, farbenfrohes, detailliertes, schön und lebendig gestaltetes Wimmelbild, auf dem die wichtigen Szenen im Leben der Person anschaulich festgehalten werden. Am großen Bild ist zu jeder Person eine kleine Umklappseite mit einem allgemeinem Beschreibungstext zur Person in Reimform angehängt. Auf der anderen Seite des Reimtextes findet sich ein Abschnitt, der eine besondere, entscheidende Situation in der Biografie der Charaktere beschreibt. Die gesamte Lebensgeschichte jeder Figur wird auf den beiden Seiten nach dem Wimmelbild kurz und knapp in nummerierten Textabschnitten mit kleinen Bildausschnitten geschildert. Diese Abschnitte sind sehr einfach formuliert, an manchen Stellen hätte ich mir eine etwas lebendigere Sprache gewünscht. Alles wirkt weniger wie eine Geschichte als wie eine etwas eintönige Zusammenfassung. Recht umständlich auch, dass es nicht möglich ist, die Bilder zur Geschichte zu betrachten, während man die Geschichte liest, dazu muss immer umgeblättert werden.

Die Stärke des Buchs sind eindeutig die Bilder. Sehr motivierend, dass sich auf jedem großen Wimmelbild dieselben sieben Figuren, z.B ein Schaf mit rotem Halsband, ein Böckchen oder ein Junge mit Stock verstecken. Das regt die kleinen Leser an, die Bilder ganz intensiv und genau zu studieren. Für Spaß sorgen auf den Umklappseiten mit den kürzeren Texten Chamäleon und Äffchen, die mit Sprechblasen das Geschehen witzig kommentieren.

Kinder ganz unterschiedlichen Alters werden von der Suchbibel angesprochen. Kinder ab vier Jahren haben Freude beim Betrachten der Bilder, Kinder ab fünf Jahren hören beim Vorlesen den Geschichten gerne zu, Kinder ab acht Jahren werden sämtliche Texte selber lesen können, Kinder ab sieben Jahren die Reime und kürzeren Texte. Das besondere Buch sollte pfleglich behandelt werden, die dünnen Seiten reißen recht leicht ein.

Aufregende und interessante Bibelgeschichte für Kinder gut und motivierend aufgemacht und aufbereitet. An den tollen, bunten, schönen Bildern voller besonderer Details werden meine Kinder sicher noch lange ihre Freude haben. Und tatsächlich war mir Ester, deren Geschichte hier auch ausführlich erzählt wird, bisher völlig unbekannt. Selbst ich als Erwachsene habe durch dieses Buch also noch etwas dazu gelernt.