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Midnight-Girl
Wohnort: 
NRW

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Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2017
New York zu verschenken
Pfeffer, Anna

New York zu verschenken


gut

Anton wurde gerade von seiner Freundin verlassen, obwohl er ihr doch eine Luxusreise nach New York geschenkt hatte. Jetzt versucht er sein Glück im Netz, denn das verbliebene Ticket ist auf den Namen Olivia Lindmann gebucht. Tatsächlich meldet sich eine Liv, die einerseits zwar nicht unbedingt Antons Vorstellungen entspricht, ihn aber andererseits dennoch neugierig macht. Wird sie wirklich seine neue Reisebegleitung?

Wer würde nicht zugreifen, wenn er die Chance bekäme New York kennenzulernen? Anton kann partout nicht verstehen, wie Olivia sich dagegen, und somit auch gegen ihn, entscheiden konnte. Der Leser wiederum erhält nach und nach einen Einblick dessen, was möglicherweise zwischen den beiden schief gelaufen sein könnte und stellt sich ebenfalls die Frage, wie er selbst wohl gehandelt hätte. Spielt Anton nur eine Rolle? Hat er Angst sich mit tiefsinnigeren Themen auseinanderzusetzen? Oder ist er tatsächlich der oberflächliche Macho, den er immer wieder darstellt? Sicher ist, dass es nicht einfach ist Anton zu mögen, auch wenn man schnell spürt, dass unter der harten Schale etwas schlummert, von dem er selbst vielleicht noch gar nicht gewusst hat, dass es existiert. Dennoch ist man gewillt ihm eine Chance zu geben, schließlich sollte niemand sofort verurteilt werden, ohne dass man ihn richtig kennt.

Als Anton und Liv virtuell aufeinander treffen, werden Unterschiede und Spannungen sogleich deutlich. Für den Leser steht schon früh fest, dass es eine explosive Reise werden würde, sollten diese beiden wirklich gemeinsam in den Flieger steigen. Doch ob dies wirklich geschieht? Je länger die Unterhaltung andauert, desto mehr steht das gesamte Vorhaben auf der Kippe. Für den Leser ist der Verlauf in weiten Teilen vorhersehbar, dennoch ist man neugierig, ob sich nicht noch die ein oder andere Überraschung finden lässt.

Einen Roman ausschließlich in Chatform stattfinden zu lassen ist immer schwierig. Sicherlich lernt der Leser die Figuren dadurch besser und näher kennen, sie können aber ebenso einiges verheimlichen, was vielleicht für den Fortgang des Geschehens wichtig gewesen wäre. Man kann also nie sicher sein, ob die Darstellung nun authentischer Natur ist oder nicht. Sinnvoller wären zumindest ein paar füllende Absätze, die aus der beobachtenden Perspektive eine kurze Zusammenfassung dessen liefern, was beispielsweise in den Köpfen der Protagonisten vorgeht. Dies geschieht zwar auch innerhalb der Kurznachrichten, aber auch hier wiederum nur in abgespeckter Form.

Im Großen und Ganzen bleiben die Autorinnen ihrem bekannten, lockeren Stil treu. Ein wenig vermisst man aber den gewohnt bissigen, leicht sarkastischen Humor. Natürlich werden komische Elemente eingestreut, der gewisse Pep fehlt allerdings.

Bewertung vom 09.09.2017
Hinein ins Vergnügen

Hinein ins Vergnügen


ausgezeichnet

Freunde des gepflegten Humors gibt es zur Genüge, doch hat jeder eine andere Auffassung davon was ihm Vergnügen bereitet und worüber er lachen kann. In kaum einem anderen Genre ist es so schwierig die breite Masse zu erreichen, dass man wahrhaftig ein Genie auf seinem Gebiet sein muss. Manchen gelingt dies überragend, andere gehen unter, und wieder anderen genügt es, eine bestimmte Sparte abzudecken. In dieser zweiten Humorbox nun versammeln sich wieder einmal solche und solche, schließlich ist es niemals allen recht zu machen.

Freuen darf der Hörer sich auf eine Zusammenstellung der besonderen Art. Bekannte Größen wie Wilhelm Busch, Mark Twain oder Kurt Tucholsky finden ebenso Beachtung wie Autoren, die man womöglich bisher nicht unbedingt unterbringen oder auch einfach nur mit dem Genre nicht in Verbindung bringen konnte. Schnell erhält man ein Gefühl für die Auswahl der dargebotenen Werke, die allesamt eins gemeinsam haben: Tiefsinnigen Humor, der sich nicht der Lächerlichkeit unterwirft. Sicherlich muss man empfänglich für Zwischentöne sein und mitunter sarkastische Bemerkungen einzuordnen wissen, dann entfaltet sich ein mehr als nur unterhaltsam vergnügliches Potpourri.

Natürlich haben ebenfalls die Sprecher Anteil am Erfolg. Durch sie erhalten die Werke erst eine Stimme, mit der vieles steht und fällt. Würden Texte lieblos abgelesen, könnten sie nicht in der gegebenen Art zum Hörer durchdringen. Hier aber gelingt die Zuordnung von Sprechern und Texten außerordentlich gut, es scheint keine Fehlbesetzung zu geben. So unterschiedlich wie die Inhalte sind auch die Stimmen, wodurch die Vielfalt des Gebotenen nochmals unterstrichen wird.

Dem Audiobuch-Verlag ist es erneut gelungen eine Sammlung herauszubringen, die in Gänze überzeugt und sicherlich nicht nur Einzelne erreicht.

Bewertung vom 09.09.2017
Almost famous - Wie ich aus Versehen fast berühmt wurde
Schellhammer, Silke

Almost famous - Wie ich aus Versehen fast berühmt wurde


sehr gut

Zoe fühlt sich von Anfang an in der neuen Klasse nicht zugehörig und ist bereit alles zu tun, damit sich dies ändert. Daher klingt ihr Plan, sich einfach einen berühmten Vater zuzulegen, zunächst gar nicht übel. Plötzlich steht sie im Mittelpunkt und bekommt Aufmerksamkeit von allen Seiten. Doch mit der Zeit muss Zoe einsehen, dass ihre Geschichte sich verselbstständigt und Ausmaße annimmt, die nicht mehr zu kontrollieren sind. Ihr ist klar, dass sie die Notbremse ziehen muss. Aber wie wahrt man dabei sein Gesicht?

In einer feststehenden Gemeinschaft einen Platz zu finden, der sich nicht am äußersten Rand befindet, ist alles andere als leicht, vor allem wenn man, wie Zoe, erst 12 ist. Sicherlich wäre nahezu jeder geneigt das eigene Leben aufregender und geheimnisvoller zu gestalten, um ein wenig auf sich aufmerksam zu machen und so vielleicht neue Bande schließen zu können. Hier jedoch wird schnell deutlich, dass Zoe zu Übertreibungen neigt, die sich über kurz oder lang selbstständig machen und ausufern werden. Für Ratschläge jeder Art scheint sie taub, weshalb man als Leser emotional auf Distanz geht und sich Zoes Lügengerüst lieber aus sicherer Entfernung anschaut. Auch wenn man von ihr als Hauptfigur nicht sofort angetan ist, die Geschichte als solche hat durchaus ihren Reiz und diverse Möglichkeiten was den Verlauf betrifft. Entsprechend neugierig verfolgt man das Geschehen, um entweder zustimmend zu nicken oder kopfschüttelnd über den Seiten zu sitzen.

Natürlich verbirgt sich ein tieferer Sinn hinter dem Ganzen, der auch, wenn er innerhalb der Handlung nicht angesprochen worden wäre, deutlich hervor tritt. Zielgruppengerecht wird auf die Pflichten einer (Klassen-)Gemeinschaft eingegangen, woraufhin sich weitere Aspekte ergeben, die nicht nur im Schulalltag eine Rolle spielen. Hier sollten sich durchaus auch erwachsene Leser angesprochen fühlen und so manches Handeln überdenken. Es wird nicht mit dem Zeigefinger gemahnt, und doch findet sich vermutlich jeder in der ein oder anderen dargestellten Situation wieder.

Dass Zoe eine blühende Fantasie hat, mag in gewisser Hinsicht eine positive Eigenschaft sein, denn für den Leser verschwimmen dadurch die Grenzen zwischen Realität und Fiktion vollends. Die Erzählung wird lebendig, ausgedachte Ereignisse erhalten einen ganz anderen Stellenwert, unabhängig davon, welche moralische Meinung vertreten wird. Man fliegt förmlich durch die Seiten, schließlich möchte man auch unbedingt wissen wie es ausgeht. Die Autorin wartet zum Ende hin noch mit der ein oder anderen Überraschung auf und diskutiert nicht jedes Detail bis zum Ende aus, wodurch es in Teilen dem Leser überlassen ist seine Fantasie spielen zu lassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2017
Seeblick kostet extra
Kördel, Christiane

Seeblick kostet extra


sehr gut

Ines Fox ist sprachlos als Roger Merian freigesprochen wird. Dabei war er doch hundertprozentig schuldig. Kurz danach der nächste Schock: Schroff, der als korrupt geltende Hauptkommissar, wird tot aufgefunden. Ines ist sicher, dass Merian auch hier wieder seine Finger im Spiel hat, will ihn aber nicht erneut ungeschoren davon kommen lassen. Als Hobbyermittlerin begibt sie sich nicht nur auf Spurensuche, sondern auch in Gefahr, schon bald scheint sie eine Bedrohung für ganz Konstanz zu sein, die Einheimischen sind außer sich. Wird es Ines Fox dennoch gelingen den Fall zu einem positiven Abschluss zu bringen?

Der zweite Band rund um Ines Fox scheint genau dort anzusetzen wo der erste aufhörte. Trotzdem müssen Neulinge nun nicht direkt resignieren, denn eigentlich dreht es sich um eine vollkommen neue Geschichte. Sicherlich werden einige Dinge aus der Vergangenheit angesprochen, auch gibt es Querverweise, vor allem was zwischenmenschliche Beziehungen angeht, und doch hat man im Großen und Ganzen nicht das Gefühl zu wenig Input zu erhalten. Im Gegenteil, manches Mal ist man mit der Fülle der Informationen regelrecht überfordert und muss diese erst einmal sortieren, um der Erzählung weiter folgen zu können.

Ihre tollpatschige Art katapultiert die Hobbyermittlerin immer wieder in grenzwertige Situationen, aus denen sie nicht immer alleine herausfindet. Glücklicherweise gibt es diverse Männer in ihrem Leben, die mehr oder weniger sofort zur Stelle sind und die Dinge in die Hand nehmen. Auch wenn man mit Ines' Handeln, fallbezogen und privat, nicht immer konform geht, so begleitet man die Hauptprotagonistin dennoch gerne auf ihrem Weg. Man kann zwar selbst nicht eingreifen, aber immerhin ein wachsames Auge auf das Szenario werfen.

Mit viel Wortwitz, lokaler Mundart, übernatürlichen Ereignissen und Spannungselementen gelingt Christiane Kördel ein Mix, der den Leser neugierig macht, auf die Personen ebenso wie auf den Fall als solchen. Zwischenzeitlich kommt es immer wieder zu Überraschungen, mit denen man so nicht gerechnet hätte, die sich im Vorfeld auch nicht unbedingt abzeichneten. Gleichzeitig ist man aber auch ständig auf der Hut, sich nicht in die Irre führen zu lassen, schließlich ist man schneller auf dem Holzweg als man denkt. „Seeblick kostet extra“ macht für sich genommen schon viel Spaß, noch einen Ticken besser wäre es wahrscheinlich, wenn auch „Seezeichen 13“ bekannt ist.

Bewertung vom 03.09.2017
Mein Mann, seine Frauen und ich
Lind, Hera

Mein Mann, seine Frauen und ich


weniger gut

Nadia ist nach ihrer Scheidung froh über ihre neue Unabhängigkeit und gewillt diese in vollen Zügen zu genießen. Dann lernt sie, wie aus dem Nichts, Karim kennen, der ihr schon einen Heiratsantrag macht, ohne sie auch nur jemals persönlich getroffen zu haben. Obwohl sich massive Zweifel breit machen, stimmt Nadia einem Treffen zu, das ganz anders verläuft als sie es sich je hätte träumen lassen. Karim scheint der Mann ihrer Träume zu sein, für ihn gibt sie ihr bisheriges Leben komplett auf, zieht sogar mit in den Oman. Dass ihr Mann bereits eine erste Frau und Kinder hat, scheint mit der Zeit immer mehr in Vergessenheit zu geraten, doch plötzlich steht bereits Nummer drei auf der Matte...

Mit „Mein Mann, seine Frauen und ich“ erzählt Hera Lind eine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Schnell wird für den Hörer deutlich, dass es entweder an eingefahrenen Denkweisen oder an den hiesigen Werten und Normen liegt, aber man wird nicht warm mit Nadia und ihrem Leben. Zwar versucht sie auf ganzer Linie selbst Verständnis für sämtliches Handeln ihres Mannes aufzubringen und auch den Hörer dazu zu bewegen, vielleicht kann man auch einfach eine solch bedingungslose Liebe nicht nachvollziehen, aber es wird von Ereignis zu Ereignis schwieriger überhaupt zu Nadia vorzudringen.

Emotional könnte man nicht distanzierter sein, es wird eine solche Naivität an den Tag gelegt, dass man sich wahrhaftig fragt, welche Veranlassung Nadia für ihr Handeln hat. Zu Beginn mag sie noch vernünftige Erklärungen liefern, mit der Zeit aber gehen auch ihr die Argumente aus, es klingt vielmehr als bliebe ihr keine andere Wahl, was für sie allerdings nichts Negatives bedeutet. Es ist ein einziges Hin und Her, das den Hörer mitunter zu gedanklichen Aggressionen verleitet, die sich abwechselnd gegen Nadia und Karim richten.

Hera Lind als Sprecherin wiederum macht ihre Sache gut. Zwar ist man von ihren Hörbüchern eine andere Stimme gewöhnt, man findet sich aber schnell ein, so dass keine Irritationen zu erwarten sind. Dennoch kann auch sie nicht verhindern, dass der Hörer dem Ende regelrecht entgegen fiebert, jedoch leider nicht auf Grund einer spannenden oder interessanten Entwicklung, sondern in der Hoffnung, dass am Ende doch noch alles einen möglichst nachvollziehbaren Sinn ergibt. Ob dies gelingt muss schlussendlich jeder selbst entscheiden.

Vielleicht ist eine solche Geschichte wie Nadias einfach nicht zu verstehen, wenn man selbst nicht eine ebensolche Situation erlebt hat. Vielleicht ist ihr Leben und Handeln aber auch einfach nicht dafür gemacht, der breiten Masse zur Verfügung gestellt zu werden, da die Thematik doch eher speziellerer Natur ist.

Bewertung vom 03.09.2017
Evil Hero
Grauer, Sandra

Evil Hero


sehr gut

Der Tod seines Vaters ist für John nicht nur emotional schwer zu verkraften. Er kann einfach nicht verstehen, dass Eagleman, DER Superheld und Johns Vater, einfach hinterrücks von Erzfeind The Rockstar erschossen wurde. John sinnt auf Rache und will eigenmächtig herausfinden wer sich hinter der Maske des Schurken verbirgt, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Doch wird ihm beinahe eine Hürde zum Verhängnis als er nicht an der Scola, der Schule für Superhelden, angenommen wird. Kurzentschlossen bewirbt er sich an der Evil Äcädemy, das Pendant für Schurken, und erhält einen positiven Bescheid. Jetzt liegt es allein an John, bloß nicht aufzufallen, und seine Mission dennoch erfolgreich durchzuführen...

Superhelden und Schurken entstehen nicht einfach so, auch sie müssen eine Ausbildung durchlaufen, theoretischen wie praktischen Unterricht absolvieren und neben Motivation viel Kampfgeist und Willen beweisen. John besitzt zwar bereits einige dieser Eigenschaften und dennoch ist und bleibt eine gewisse Unsicherheit allgegenwärtig, schließlich befindet er sich streng genommen unter lauter Feinden. Der Leser schließt den sympathischen Ich-Erzähler sofort ins Herz, auch wenn er sicherlich nicht immer moralisch korrekt agiert, und ist bereit mit ihm den schwierig Weg zu gehen, der noch vor ihm liegt. Das Ziel ist klar gesetzt, der Ansporn absolut nachvollziehbar, jetzt muss nur noch die Durchführung klappen. Doch wird John dies alleine gelingen oder muss er doch einsehen, dass es besser ist, Verbündete an seiner Seite zu haben? Woraufhin sich zwangsläufig die Frage stellt, wem er so sehr vertrauen kann, dass derjenige sich nicht plötzlich gegen ihn wendet.

Je tiefer der Leser in die Geschichte eintaucht, desto deutlicher wird, dass einiges mehr hinter den damaligen und auch den heutigen Ereignissen steckt, als auf den ersten Blick sichtbar. Und es gibt mindestens eine Person, die verhindern möchte, dass John das Geheimnis aufdeckt beziehungsweise überhaupt in dessen Nähe kommt. Auch der Leser grübelt ob der verwirrenden Vorkommnisse, die sich manches Mal nicht so recht ins Gesamtgeschehen einfügen wollen, und doch ahnt man, dass ein tieferer Sinn hinter dem Ganzen steckt. Mit einigen Überraschungen darf ebenso gerechnet werden wie mit vorhersehbaren Situationen, die sich bereits über einen längeren Zeitraum ankündigen. Das Verhältnis dieser Passagen ist im Großen und Ganzen aber ausgeglichen, fällt entsprechend als Kritikpunkt nicht allzu negativ ins Gewicht.

Die Hoffnung ist groß, dass es ein Wiedersehen mit John und der Evil Äcädemy geben wird, denn obwohl die Geschichte in weiten Teilen abgeschlossen ist, gibt es noch einiges an Potential, um weiterführende Ereignisse zu erschaffen. Man darf gespannt sein...

Bewertung vom 27.08.2017
Die Morde von Morcone / Robert Lichtenwald Bd.1
Ulrich, Stefan

Die Morde von Morcone / Robert Lichtenwald Bd.1


gut

Der Münchner Anwalt Robert Lichtenwald zieht sich in sein Rustico in der Toskana zurück, um zur Ruhe zu kommen, vielleicht sogar sein Leben zu überdenken. Doch kaum angekommen wird er schon hineingezogen in einen ominösen Mordfall, bei dem die Brust des Toten ein seltsames Schriftzeichen ziert. Obwohl Lichtenwald jegliche Aufregung vermeiden wollte, findet er sich plötzlich an der Seite der Lokalreporterin Giada Bianchi wieder, die fast schon besessen davon ist, den Fall zu lösen, zumal es nicht bei einem Opfer bleibt. Doch muss das Gespann damit rechnen, selbst ins Visier des Täters zu gelangen...

Die Toskana, im Grunde nicht der schlechteste Ort, um die Seele baumeln zu lassen, nachzudenken, womöglich eingefahrene Denkweisen zu ändern oder einfach nur zu Atem zu kommen und neue Kraft zu tanken. Auch Robert Lichtenwald stand nichts anderes im Sinn, als er sein Rustico bezog, die Krise aus München hoffentlich nicht im Gepäck. Doch mit einem Mal kommt alles anders und, entgegen seines ursprünglichen Plans, sieht er sich plötzlich in einer Mordermittlung gefangen. Dabei sollte das doch ganz klar Aufgabe der Polizei sein. Wieso also lässt er sich von der adretten Lokalreporterin immer wieder einspannen... Der Leser spürt schnell die Schwingungen zwischen den beiden Figuren, die sie selbst nicht wahrnehmen können oder wollen. Dennoch kann man nicht genau sagen in welche Richtung diese Beziehung sich entwickeln wird, vieles ist denkbar, alles ist möglich.

Die Spannungskurve ist am ehesten mit heftigem Wellengang zu vergleichen, es geht ständig auf und ab. Sobald es sich inhaltlich um die Ereignisse den Fall betreffend dreht, legt der Autor ein hohes Tempo vor, die Spannung kennt keine Grenzen. Stehen jedoch Situationen im Vordergrund, die die Haupthandlung kaum oder gar nicht berühren, sinkt nicht nur die Spannungskurve, auch der mühsam aufgebaute Elan verflüchtigt sich nach und nach. Dieses Hin und Her zieht sich leider komplett durch den gesamten Verlauf, so dass immer wieder Störungen im Leserhythmus auftreten. Vermutlich sollten dem Leser Ruhephasen innerhalb der turbulenten Ereignisse eingeräumt werden. An sich eine gute Idee, die in der hier gegebenen Umsetzung jedoch scheitert.

Nichtsdestotrotz verfolgt man das Geschehen in der Hoffnung auf Hinweise, die den Täter und sein Motiv entlarven können. Zahlreiche Indizien führen den Leser in immer andere Richtungen, bis beinahe jeder mindestens einmal verdächtig war. Doch erst zum Schluss wird sich zeigen, ob man sich aufs Glatteis hat führen lassen oder an seinen Beobachtungen festhalten konnte.

Da es sich bei „Die Morde von Morcone“ um den Auftaktband einer neuen Reihe handeln soll, hofft man beim Folgeband natürlich darauf das gegebene Potential gekonnt umgesetzt zu sehen. Man darf gespannt sein.

Bewertung vom 27.08.2017
Johannes Gutenberg
Beck, Ulrike

Johannes Gutenberg


ausgezeichnet

Dass mit Johannes Gutenbergs Buchdruckverfahren eine Erfindung geschaffen wurde, die nicht nur in die Geschichte eingehen sollte, sondern Wissen nun der breiten Masse zur Verfügung stand, ist den meisten Hörer mit Sicherheit bekannt. Doch was weiß man eigentlich ansonsten von dem Menschen, der die technische Grundlage für diverse Veränderungen geschaffen hat? Wie und wo ist er aufgewachsen? Was hat ihn dazu bewogen die Herstellung von gedruckten Texten zu revolutionieren?

Die Reihe „Abenteuer & Wissen“ befasst sich nicht nur mit den offensichtlichen Fakten, sondern bietet zahlreiche Hintergrundinformationen, verpackt in einer Erzählung, die den meisten Hörern eher unbekannt sein dürften. Hat man sich mit dem vorliegenden Thema natürlich bereits intensiver auseinandergesetzt sieht das Ganze schon wieder anders aus. Mit Professor Dr. Stephan Füssel wurde ein Interviewpartner an Land gezogen, der seinen Blick über den Tellerrand hebt und somit eindrucksvoll erläutert, dass viele Fachrichtungen Hand in Hand arbeiten mussten, um das Verfahren von Gutenberg so entwickeln zu können wie vorgesehen.

Schon allein die fiktive beziehungsweise nachgestellte Erzählung zieht den Hörer sogleich in den Bann. Die geschaffene Atmosphäre wird auch nicht unterbrochen, wenn es Experteneinschübe oder sonstige Erzählsprünge gibt. Man ist regelrecht gefangen in der Zeit, die etwas so Bedeutendes hervorgebracht hat, dass man die darin steckende Leidenschaft regelrecht spüren kann.

Auch das Booklet sollte nicht außer Acht gelassen werden. Hier finden sich zahlreiche Informationen zu den Anfängen des Buchdrucks, vor Gutenberg, zu Schreibstuben und Manuskripten oder auch zum Gutenberg-Museum in Mainz. Hat man sowohl das Hörbuch wie auch das Booklet inhaliert, fühlt man sich umfassend informiert und hat sogleich den Drang, auf Grund der lebendigen und detailreichen Darstellung des Themas und seines Begründers, noch tiefer in die Materie einzutauchen.

Passenderweise gibt der Verlag die Altersempfehlung „von 8 bis 88“, der man nur beipflichten kann. Eine wahrhaftig gelungene (Zeit)Reise für Klein und Groß.