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kvel

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Insgesamt 649 Bewertungen
Bewertung vom 26.11.2014
Die Mitleidsindustrie
Polman, Linda

Die Mitleidsindustrie


ausgezeichnet

Hinter den Kulissen internationaler Hilfsorganisationen (Buchuntertitel).

Inhalt (gemäß Buchrückseite):
Humanitäre Krisen durch Bürgerkriege oder Naturkatastrophen erschüttern die Menschen weltweit und lösen eine Flut von Spenden und Hilfsaktionen aus. Aber was passiert mit unseren Spendengeldern? Und kann die Nothilfe wirklich Leiden lindern - oder verlängert sie am Ende den Konflikt und die Gewalt? Ein schonungsloses Abrechnungswerk.

Einige Auszüge aus dem Buch:
"In jedem Krieg sind Soldaten die Letzten, die vor Hunger umkommen." (S. 145)

"Durchschnittlich sind 60 Prozent aller offiziellen Hilfe (ODA) von Geberländern Phantomhilfe. Darunter fällt beispielsweise Gebundene Hilfe - dann verlassen Budgets das Geberland nicht, sondern wandern direkt auf die Konten von allerhand Entwicklungshilfe-Kooperationsplattformen, ..., Interessen- und Lobbygruppen, Unternehmensberatern und Dritte-Welt-Fachleuten. Von einem anderen Teil der gebundenen Hilfe müssen NGOs im Geberland selbst Produkte und Dienste anschaffen, auch wenn die im Krisengebiet viel billiger gefunden werden könnten. So subventionieren viele große Geberländer mit ihren Hilfsfonds auch und vor allem die eigene Wirtschaft." (S. 227)

"Arme Länder stehen voll von leeren Gebäuden und unbenutzten Straßen. Geberstatistiken ebenfalls, die aber unter der Überschrift "fertiggestellte Objekte"." (S. 243)

Meine Meinung:
Das Buch ist gut verständlich geschrieben und flott zu lesen.

Jemand, der Gutes tun will, der kann doch nichts Böses vorhaben; den muss man lassen, oder?
Welche Falschannahme.
Am Liebsten würde man sagen: Sofort alle Spenden einstellen - sowohl privat als auch von Regierungen - und bitte erst einmal neu über Hilfe nachdenken.

Nach dem Lesen des Buches lässt das Cover-Bild tief blicken:
Es wird ein Care-Paket an eine Menschenmenge übergeben und auf dem Paket steht Folgendes:
USAID - UNITED STATES AGENCY - INTERNATIONAL DEVELOPMENT - FROM THE AMERICAN PEOPLE

Fazit: Zum Einstieg in das Thema und als Denkanstoß, finde ich diese Buch sehr gut.

Bewertung vom 26.11.2014
Sultan und Kotzbrocken in einer Welt ohne Kissen / Sultan Bd.2 (1 Audio-CD)
Schreiber, Claudia

Sultan und Kotzbrocken in einer Welt ohne Kissen / Sultan Bd.2 (1 Audio-CD)


schlecht

Für mich war das alles too much.

Inhalt (gemäß CD-Rückseite):
Wie gut, dass es Kotzbrocken gibt!
Faulenzen ist schön, findet der Sultan. Und Nichtstun ist das Allerschönste. Solange man umsorgt und bedient wird. Doch plötzlich ist Schluss mit dem süßen Leben: Ein neuer Herrscher soll den Thron besteigen. Der Sultan muss den Palast räumen. Doch wo soll er hin? Wovon soll er leben? Zum Glück hat er seinen Diener und treuen Freund Kotzbrocken. Der hat ein kleines Haus, einen verwilderten Garten, jede Menge Arbeit und kennt sich aus in der Welt. Zumindest läuft er nicht in Pantoffeln los und glaubt, dass Eier an Bäumen wachsen …
Der turbulente Roadtrip eines Herrschers ohne Macht und Durchblick - vom WDR humorvoll inszeniert als fröhlich-bunte Hörspiel für die ganze Familie.

Meine Meinung:
Warum ich mich für dieses Hörbuch interessierte war, dass ich zufällig kurz vor dem Erscheinen dieses Hörbuchs in der "Sendung mit der Maus" einen Beitrag darüber gesehen habe, wie diese CD vom Westdeutschen Rundfunk produziert wurde.

Aber diese theater-ähnliche Inszenierung, mit vielen verschiedenen Sprechern und der Musikuntermalung, hat mir gar nicht gefallen:
Ich fand es zu überzogen gesprochen.
Die Musik zu theatralisch.
Die Lautstärke in den Unterhaltungen zu wechselhaft; so schwankte die Lautstärke innerhalb eines Gesprächs eines Gesprächspartners sehr stark, so dass es einmal fast zu laut war und man aber im nächsten Moment fast nichts mehr verstanden hat.
Dieses Theatralische soll zwar wahrscheinlich die Geschichte spannend machen, aber mich nervte es auf Dauer.
Und auch bei meinem Sohn kam dies nicht so gut an.

Darüber hinaus finde ich den Namen "Kotzbrocken" als Spitzname für den Diener des Sultans gar nicht gut; auch wenn die Intention gewesen sein sollte, dass der Name (für die Kinder) wahrscheinlich lustig sein sollte.
Aber diese Art Humor kam bei uns leider nicht so an.

Fazit: Meiner Meinung nach ist das Hörspiel eher für nostalgisch-veranlagte Erwachsene, die gerne mal wieder eine für Kinder gemachte Geschichte hören wollen würden, gut zu hören, als dass es wirklich für Kinder interessant wäre.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.11.2014
Waidmannstod / Kommissar Voss Bd.1
Leo, Maxim

Waidmannstod / Kommissar Voss Bd.1


sehr gut

Regionalkrimi, der in der ehemaligen DDR spielt.

Inhalt:
Daniel Voss kehrt als Kommissar in seine ehemalige Heimat zurück, in der er seine Kindheit und Jugend verbracht hat.
Im Wald bei einer Jagd geschieht ein Mord.
Der Kommissar ermittelt.
Und es geschehen noch weitere Morde.

Meine Meinung:
Gefallen hat mir, dass nachvollziehbar die Gefühle und die Unsicherheit des Kommissars beschreiben werden, dass er die Personen, die er heute befragen muss, von früher aus seiner Jugend noch kennt und ihnen nun als erwachsener Ermittler gegenüber treten muss.
Und auch, dass man als Leser über die landschaftlichen, regionalen und geschichtlichen Gegebenheiten der Mark Brandenburg erfährt.
Gut gefallen haben mir die sehr detaillierten Beschreibung: bspw. welche "Tätigkeiten" der Jäger bei einer Jagd nach dem Abschuss mit dem erlegten Tier ausführt; dass bspw. der Hals des toten Tieres aufgeschnitten wird und die Speise- und Luftröhre mit einander verknotet werden - allerdings wird leider nicht weiter erklärt, welche Hintergründe dies habe.
Der Kommissar wird beschrieben als Jemand, der bspw. Vögel / Vogelstimmen mag; das macht ihn sympathisch.
Der Roman erinnerte mich beim Lesen sehr stark an eine Fernsehfolge des "Tatorts"; aber einen Vorteil hat ein Buch gegenüber einer Fernsehsendung auf jeden Fall: der Autor kann Gedanken einfließen lassen; z.B. dass früher die Keksvorräte von Hr. Voss im Wald von Ameisen aufgefressen worden sind.
Nicht so gut gefallen hat mir, dass der Kommissar sich teilweise selber noch als Kind fühlen würde (bspw. er wird bei manchen Nachfragen rot); das macht ihn zwar sympathisch, aber ich würde mir mal wieder einen "starken" Ermittler-Typus in der Krimi-Landschaft wünschen.
Denn dem Ermittler helfen, meiner Meinung nach, zu viele Zufälle, statt dass er die Lösung selbst findet; bspw. erzählt ihm seine Mutter pikante Details über im Fall relevante Personen von früher.
Das Ende hat mir persönlich nicht so gut gefallen, weil ich mich als Leser nicht "mitgenommen" fühlte, sondern dass ich als Leser die Lösung einfach überfallartig vorgesetzt bekommen habe; ohne zu viel zu verraten: dass keiner der Ermittler an die regionalen Gegebenheiten bzw. Besonderheiten gedacht hat, finde ich nicht logisch.

Auch wenn ich hier eigentlich mehr Punkte aufgezählt habe, die mir nicht so gut gefallen haben, habe ich mich entschieden dem Roman "dennoch" 4 Sterne zu geben, da sich der Krimi, meiner Meinung nach, echt angenehm und gut lesen lässt.

Fazit: Sehr ruhiger, "einfach gestrickter" Krimi, im Stile eines "Tatorts".

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.11.2014
Netwars - Der Code
Coleman, M. Sean

Netwars - Der Code


gut

Wer ist der Gute und wer der Böse? Wer ist der Jäger und wer der Gejagte?

Inhalt:
Strider (= Internet-Code-Name) macht Jagd auf Personen, die seiner Meinung nach den Tod verdient haben. Er kundschaftet diese vorher aus, manipuliert elektronische Geräte, versteckt seine Spuren und legt falsche Spuren im Internet und auf Computern, so dass der jeweilige Tod wie ein Unfall aussieht.

Meine Meinung:
Mich hat das Cover und die Inhaltsbeschreibung auf den Roman bzw. das Hörbuch aufmerksam gemacht.

Aber insgesamt konnte mich dieser Thriller leider nicht wirklich überzeugen. Denn es gibt inzwischen so viele Geschichten um Menschenhandel und Kindsmisshandlung und Agenten von Behörden als Jäger, dass mich diese Geschichte nicht wirklich fesseln konnte.

Es kommen einige Wiederholungen vor: So fragte ich mich am Anfang von CD-2, ob sich nicht einige Kapitel von CD-1 wiederholten; ich hatte so das Gefühl, das Erzählte schon einmal gehört zu haben. Und es wurde mindestens drei mal erklärt, dass der "Schweinestall" ein Meetingroom ist.

Insgesamt ist dies eine Story mit modernen Themen wie Haker, SpyWare, KeyLogger, usw. D.h. als potentieller Leser oder Hörer sollte man, meiner Meinung nach, Interesse an diesen Themen um Computer und Internet mitbringen.

Bewertung vom 13.11.2014
Scheitert Europa?
Fischer, Joschka

Scheitert Europa?


schlecht

Werbebroschüre für die "Vereinigten Staaten von Europa".

Inhalt:
Joschka Fischer versucht u.a. folgende Punkte dem Leser zu vermitteln:
- Angst vor anti-europäisch gesinnten Parteien
- Angst vor der Renationalisierung
- Europa muss unbedingt militärisch aufrüsten
- strategische Vision für das Projekt Europa muss die volle politische Integration sein mit gemeinsamer Regierung, gemeinsamen Parlament, gemeinsame Fiskalpolitik und ein gemeinsamer Schuldenmechanismus, Energieunion, gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik

Zitate aus dem Buch:
S. 40: "Deutschland ist und bleibt zu groß für Europa und zu klein für die Welt, zu klein für eine eigenständige weltpolitische (im heutigen Fall weltwirtschaftliche) Rolle."
S. 64: "Die Europäische Union wurde nicht auf Umfragen und Mehrheitsstimmungen gebaut, dann hätte es sie niemals gegeben. Sie wurde vielmehr von Staatsmännern gebaut, die nicht nach ihrer Popularität schauten (und gerade deshalb populär waren zu ihrer Zeit!) und aus Minderheitenpositionen demokratische Mehrheiten machten."
S. 115: "Und die Europäer sind zerstritten wie immer, militärisch desinteressiert und schwach und wurden zudem über Jahre hinweg durch ihre hausgemachten Illusionen über den Segen europäisch-russischer Kooperation, russisches Geld und Geschäft in ihrem friedlichen Wolkenkuckucksheim eingeschläfert."
S. 148: "Der gemeinsame Markt war dabei immer nur Instrument, niemals aber Selbstzweck der europäischen Integration, die als ihr Ziel neben der wirtschaftlichen immer auch und zuallererst die politische Integration verfolgte."

Meine Meinung:
Die abgedruckte Rede von Winston Churchill (Züricher Rede 1946) als Einstimmung auf das Buch, macht deutlich, wessen Geistes Kind die Idee der Vereinigten Staaten von Europa ist; und Joschka Fischer rührt dafür die Werbetrommel.

Klar: Jedem steht seine eigene politische Meinung zu.

Was mich bewog, mich für dieses Buch zu entscheiden:
1. Weil mich das Thema "Europa" interessiert und es mich interessiert wie es mit "Europa" weitergehen wird oder soll.
2. Weil Joschka Fischer der Autor ist; und davon versprach ich mir, seine persönliche Meinung sowie Grundgedanken und Hintergründe zur EU quasi aus erster Riege zu erfahren.

Der Schreibstil des Autors hat mir persönlich gar nicht gefallen:
Der Satzbau ist unnötig verkompliziert und oftmals erschreckt sich ein einzelner Satz über eine viertel Seite.

Außerdem stellt Joschka Fischer in diesem Buch oftmals Behauptungen auf ohne diese näher zu belegen, bleibt an vielen Stellen zu unkonkret und betrachtet Probleme nicht zu Ende (z.B. dass aufgrund der vielen Nationalitäten in der EU viele Sprachen und Identitäten unter einen Hut gebracht werden müssten).

Bewertung vom 10.11.2014
Passagier 23
Fitzek, Sebastian

Passagier 23


ausgezeichnet

"Die schwimmenden Hotelburgen sind Kleinstädte ohne Polizeireviere." (S. 410)

Inhalt:
Auf hoher See verschwinden immer wieder Menschen spurlos von Bord von Kreuzfahrtschiffen. So erging es auch Martin Schwartz; er verlor auf einer Kreuzfahrt seine Frau und seinen Sohn.
Sind das alles Selbstmorde?
Einige Zeit später taucht auf einer Kreuzfahrt ein kleines Mädchen wieder auf, das vorher von diesem Kreuzfahrtschiff verschwunden ist und für tot erklärt worden ist. Martin Schwartz wurde von einer älteren Dame, die das Mädchen gesehen hat, zu Hilfe gerufen, denn zum Einen ist er selbst Betroffener eines solchen Verlustes und zum Anderen ist er Polizeiermittler.

Meine Meinung:
Dies ist eine sehr gut aufgemachte, in sich schlüssige und sehr gut erzählte Story.
Sehr ausschmückender und detaillierter Erzählstil, aber nicht so, dass man den Faden oder die Handlung verloren hätte oder dass es langatmig geworden wäre; ganz und gar nicht.
Ich finde den Schreibstil des Autors sehr spannend, aber nicht auf die effekt-heischerische Art; es ist vom Autor geschickt gemacht, denn für den Leser tun sich immer wieder neue Erkenntnisse auf, aber nicht so, dass man als Leser von den ständigen Wendungen genervt wäre.
Hier möchte ich ein paar Beispiele für die hervorragende Formulierungskunst des Autors anführen, die mich wirklich zum Schmunzeln gebracht haben:
"Eigentlich war die Reisezeit so bemessen, dass er über zwei Stunden Zeit für die Unterredung gehabt hätte, aber der Taxifahrer hatte es sich auf der Herfahrt zur Aufgabe gemacht, ihm jeden Stau im Süden Großbritanniens zu zeigen." (S. 37)
Die ältere Dame: "Nicht um Urlaub zu machen. Nicht um die letzten Tage zu verplempern, bevor sie mich in einem Holzpyjama stecken." (S. 65)
Über die Schiffsärztin: "Ihre Haut unterschied sich farblich kaum von ihrer schneeweißen Uniform und brauchte vermutlich selbst im Regen Sonnenschutzfaktor 50." (S 87)

Fazit:
Ich fühlte mich sehr gut unterhalten!

Anmerkung:
Das Cover finde ich genial: silbrig-glänzend (= Bordwand) und das Bullauge mit dem Ausblick auf das offene Meer.
Das Lesezeichen finde ich ebenfalls sehr schön, allerdings mit verwirrenden Höhenangaben.

13 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2014
Mona
Sehlberg, Dan T.

Mona


gut

Mona (= Computer-Virus).

Inhalt:
Eric Söderqvist ist Informatik-Professor in Stockholm. Er hat "Mind Surf" erfunden. Dies ist eine Schnittstelle, die es ermöglicht, dass jemand mit seinen Gedanken einen Computer steuern kann (Brain Computer Interface).
Der Libanese Samir Mustaf ist ebenfalls IT-Spezialist. Mona, seine Tochter, wurde durch eine israelische Splitterbombe getötet. Deshalb entwickelt Samir aus Rache einen Computer-Virus, der sich über das Internet im israelischen Bankensystem ausbreiten soll, um maximalen Schaden im israelischen Finanzsystem anzurichten.
Hanna, Erics Frau, arbeitet bei einer israelischen Bank. Als sie das neue System ihres Mannes ausprobiert und per Gedanken auf die Homepage ihrer Bank surft, infiziert sie sich mit dem Computer-Virus, der bereits das Banken-System infiltriert hatte. Daraufhin wird Hanna krank. Es geht ihr immer schlechter und im Krankenhaus kann man keine Ursache und Behandlung für ihren schlechten Gesundheitszustand finden.
Eric macht sich auf die Suche nach dem Entwickler des Computer-Virus, um ein Gegenmittel zu finden und seiner Frau helfen zu können.

Meine Meinung:
Thematisch hatte ich mich sehr auf den Roman gefreut.

Im Mittelteil hätte man vielleicht die Handlung etwas straffen können.
Für meinen Geschmack war etwas zu viel Hisbollah, Mossad, Geheimdienste, Terrorismus, Nahostkonflikt, ... enthalten; sorry, aber das ist nicht so ganz meine Ecke.

Gut fand ich hingegen die Gespräche zwischen Eric und Samir:
"Es gibt überall extreme Auswüchse. Fundamentalismus ist keine Eigenart des Islam, sondern eine Eigenart der Menschheit." (S. 387)

Leider hat mir das Ende nicht so gut gefallen - aber darauf will ich nicht näher eingehen, um die Spannung nicht vorweg zu nehmen.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2014
Der Geschmack von Wasser
Itäranta, Emmi

Der Geschmack von Wasser


ausgezeichnet

Dystopie - etwas Fantasy - und wunderbare Literatur.

Inhalt:
Die Geschichte spielt in der Zukunft.
Es gibt fast kein natürliches Trinkwasser mehr, da fast alle natürlichen Quellen versiegt sind. Da es so gut wie keine Niederschläge gibt, herrscht überall Dürre und Trockenheit. Das Wasser wird rationiert. Wasser gibt es eigentlich nur noch als entsalztes Meerwasser, aber die Entsalzungsanlagen stehen unter der "Obhut" des Militärs.
Noria, die 17-jährige Protagonistin, ist die Tochter eines Teemeisters. Als ihr Vater stirbt, tritt sie in seine Fußstapfen und übernimmt seine Rolle als "Hüter des Wassers".

Meine Meinung:
Nicht so gut gefallen hat mir, dass einige Fragen während des Romans offen blieben bzw. sich mir nicht alle Themen erschlossen haben:
Was ist ihre Mutter für eine Wissenschaftlerin? Für wen oder was arbeitet sie?
Die erste Hälfte des Romans "passiert nicht viel" und mir war nicht so ganz klar, worauf die Story hinaus laufen wird; aber dennoch war der Roman von Anfang bis Ende spannend, weil man immer wissen wollte, wie es weiter geht und wohin sich die Geschichte entwickelt. [An die zukünftigen Leser: Durchhalten!]
Und vieles hört sich für mich sehr naiv an, wenn über die "Alte Zeit" (als es noch Winter mit Schnee und Eis gab) erzählt wurde.

Ich finde, die Autorin ist eine wunderbare Beobachterin:
Als Zeichen für ein Wasserverbrechen werden die Haustüren mit einem blauen Kreis markiert: "Tatsächlich konnte niemand mit Sicherheit sagen, was mit den Bewohnern der gebrandmarkten Häuser geschah, und es war bequemer nicht danach zu fragen." (S. 168)
Und, dass die Not alle Menschen gleich mache und jeder Angst habe aufzufallen oder Verdacht zu erregen: Noria hatte bisher noch kein Trockenschampoo gekauft; "Ich hatte noch nicht allzu gründlich darüber nachgedacht, wie sehr ich mein Leben ändern müsste, damit es sich nicht allzu sehr von dem der anderen Dorfbewohner unterschied." (S. 168)

Die Erzählung fließt sehr ruhig dahin, vergleichbar mit gemächlich fließendem Wasser. D.h. man muss sich auf den Roman einlassen und sich der "Langsamkeit" des Erzählstils anpassen. Wobei ich hier nicht sagen möchte, dass das Buch langweilig wäre; ganz und gar nicht, sondern die Autorin schreibt eigentlich sehr detailliert, aber dennoch so, dass man sehr gut folgen kann und nicht den Faden verliert.

Fazit:
Dystopie: Wenn das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Wasser das Leben in der von Trockenheit geprägten Realität bestimmt.
Utopie eines totalitären Staates, der die Wasserhoheit an sich reißt.
Belletristik: Erzählt mit einer wundervollen "Leichtigkeit".

"Poetisch, zart und bildgewaltig" erzählt die Autorin "von einer Zukunft in Bedrängnis" (Zitat aus der Buchumschlaginnenseite).
Dem würde ich voll und ganz zustimmen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.10.2014
Das wilde Pack lässt es krachen / Das wilde Pack Bd.4
Marx, André;Pfeiffer, Boris

Das wilde Pack lässt es krachen / Das wilde Pack Bd.4


ausgezeichnet

Wieder ein tolles Tierabenteuer für Kinder.

Das wilde Pack - ein Team aus ganz unterschiedlichen Tieren - wollen gemeinsam ein großes Schiff bauen, um in ihre Heimat reisen zu können.
Und dafür brauchen sie einen großen Balken als Kiel für das Schiff.
Diesen stibitzen sie den Menschen direkt unter der Nase weg.

Wirklich toll finde ich, dass der Autor wirklich ein Gespür für Kinder hat!
Eingangs wird eine Menschen-Szene beschrieben: "... und die meisten tranken eine prickelnde Flüssigkeit aus spitz zulaufenden Gläsern ..." (S. 5). Das Gute an dieser "naiven" Darstellung aus der Sicht der Tiere finde ich deshalb so toll, weil einem Kind sofort klar ist, dass dies Sekt sein muss, was die Menschen da trinken. Und schon fühlt sich das lesende Kind großartig, weil es sich - zu recht - schlau fühlt; ich finde dies eine schöne, positive Grunderfahrung für das Kind.

Gefallen haben mir wieder diese lustigen Formulierungen! Beispielsweise über Barnabas (ein Gorilla): "Er schwang sich auf einen niedrigen Felsen und räusperte sich, was wie ein kleiner Erdrutsch klang." (S. 48). Und eine andere Situation - über Ampel (ein Chamäleon): "Ampel wurde schreckenstürkis." (S. 48). Wir haben jedenfalls herzhaft gelacht.

Ich finde es wieder wunderbar, wie interessante Informationen für Kinder in den Text eingebaut werden: hier zum Beispiel, dass Ziegen einen sehr guten Gleichgewichtssinn haben.

Der Roman ist eingestuft für Kinder von 8 bis 10 Jahren; dem würde ich zustimmen.

Insgesamt eine tolle Kinderbuch-Reihe, weil sie es schafft, die Spannung über viele Bände hoch zu halten: am liebsten würde man alle Bände auf einmal lesen, weil man mit den Tieren mitfiebert und unbedingt wissen möchte, ob (und wie) sie es zurück in ihre Heimat schaffen und was dann aus ihnen wird.

Bewertung vom 25.10.2014
ZERO - Sie wissen, was du tust
Elsberg, Marc

ZERO - Sie wissen, was du tust


ausgezeichnet

Allsichtbarkeit und Manipulation in der modernen Welt.

Freemee ist eine Internet-Firma, die Apps für ihre User zur Verfügung stellt, um ihnen sinnvolle Entscheidungen in Alltagssituationen vor zu schlagen. Diese ActApps werden von ihren Usern geliebt und bereitwillig angenommen.
Und Freemee ist in der Lage durch intelligente Algorithmen über ihre Daten vorhersagen zu können, was eine Person in einer bestimmten Situation tun wird, wie sie sich verhalten wird.
Zero ist das Pseudonym eines Aktivisten, der darauf hinweist, dass es eine potentielle Gefahr sein kann, wenn eine Firma wie Freemee durch ihre User über Unmengen von persönlichen Daten verfügt.

Gut fand ich die Idee, dass jeder seine persönlichen Daten selbst "verwalten" kann - diese Daten also nicht einfach von Firmen hinten herum abgegriffen werden - und dass man für die Daten, die man preis gibt, Geld bekommt - schließlich sind die Daten die Ressourcen für die daran interessierten Firmen und Organisationen - eine echte Entlohnung sei also angemessen.

Bezeichnenderweise ist die Zentrale von Freemee in einem abhörsicheren Bunker mit meterdicken Stahlbetonwänden - ganz entgegen ihren eigenen Statuten: nämlich Transparenz.

Gut fand ich die Werte-Diskussion der Macher von Freemee über Moral, Werte, Verantwortung, Werbung, technisch Machbares, Manipulation,... - und dass sie den Faden noch weiter gesponnen haben, was wäre, wenn sie über ihre ActApps den Usern bestimmten Marken empfehlen würden, vorher Aktien der entsprechenden Firmen gekauft hätten, und so einen großen Gewinn einstreichen würden; sogar dass sie in der Lage wären, auf diese Weise den nächsten Präsidenten bestimmen könnten.

Der Autor hat, meiner Meinung nach, gut erkannt und herausgearbeitet, dass es einen Widerstand der Überwachten nicht geben wird, so lange diese einen Vorteil für sich sehen - dies beweisen die vielen Kundenkarten, Bonussysteme und kostenlosen als nützlich erachteten Apps oder Dienste, obwohl inzwischen JEDEM klar sein müsste, womit sie diese Programme und Dienste bezahlt:
nämlich mit ihren persönlichen Daten!

Ja, klar, das Thema ist in einen Roman verpackt; d.h. dies ist kein Tatsachenbericht, was beispielsweise die Verfolgungsjagden angeht, die über Glasses und andere Gadgets in Echtzeit veröffentlicht wurden, sondern spannende Unterhaltung, die jedenfalls das Potential zum Reflektieren und Debattieren über das Thema "Umgang und Wert von Daten" hat.

Spannende Story - spannend aufgebaut - realistisch und nachvollziehbar.

Lob an den Sprecher: das Hörbuch finde ich sehr gut gesprochen - nicht überbetont, sondern ruhig gesprochen und somit echt angenehm.

Fazit: Rundherum gelungen !

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.