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Furbaby_Mom

Bewertungen

Insgesamt 469 Bewertungen
Bewertung vom 07.12.2018
Herzhaft backen ohne Mehl
Donnermeyer, Anja

Herzhaft backen ohne Mehl


ausgezeichnet

Tolles Kochbuch zu glutenfreier Ernährung!

Dieses von Anja Donnermeyer liebevoll zusammengestellte Kochbuch ist ein Must-Have für alle Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen auf eine glutenfreie Ernährung achten müssen sowie für alle Fans von leckerer, abwechslungsreicher Küche.

Eindrucksvoll beweist die Autorin, dass glutenfreie Ernährung nicht als "Belastung und Einschränkung in der Ernährung" gesehen werden muss - im Gegenteil! Ein Blick in die Rezepte der herzhaften Leckereien, die wohl strukturiert in die Themenbereiche "Quiches", "Pizza und Kuchen" sowie "Fingerfood und andere Kleinigkeiten" unterteilt sind, lässt erkennen, dass sämtliche Zutaten für die Zubereitung ohne Weiteres in jedem Supermarkt erhältlich sind. Die Anleitungen sind zudem so unkompliziert gestaltet, dass sie mühelos nachvollzogen und ausgeführt werden können.

Bereits die ansprechenden Bilder der Gerichte ließen mir das Wasser im Munde zusammenlaufen und ich wurde nicht enttäuscht. Mit diesem Buch lassen sich in Windeseile köstliche Kreationen zaubern! Die informative Einleitung enthält praktische Tipps sowie eine Lebensmittelübersicht zur Orientierung. In der Innengestaltung der aufklappbaren Coverseiten befindet sich ein besonderes Schmankerl: hier wird eine Vielzahl von verschiedenen Boden-Kreationen präsentiert, die beliebig mit den Rezepten variiert werden können - so ist Abwechslung garantiert und die Experimentierfreude wird geweckt!

Fazit: Leichte und schnelle Zubereitung von schmackhaften Gerichten, die obendrein noch gesund sind.

Bewertung vom 06.12.2018
Juli verteilt das Glück und findet die Liebe
Kokoska, Tanja

Juli verteilt das Glück und findet die Liebe


sehr gut

Wo Blumen blühen, lächelt die Welt.
Tanja Kokoska ist ein literarisches Meisterwerk gelungen, das berührt, verzaubert und einfach glücklich macht!

Trotz großer Schicksalsschläge - wie dem Verlust ihrer Mutter und Großmutter - führt Juli, die junge Besitzerin eines Blumenladens, ein glückliches, wenn auch einsames Leben. Allerdings ist sie gerne allein mit ihren Gedanken. Juli liebt es, sich mit "gestrigen Dingen" zu umgeben, wie den alten Möbelstücken, die sie an ihre Familie erinnern (- mit Ausnahme eines großen, angsteinflößenden Schrankes -); sie findet Trost in der Vertrautheit ihrer Wohnung. Einzig in der Welt der Blumen blüht sie förmlich auf, tankt darin Kraft und Lebensfreude. Julis Charakter kann nur als zauberhaft-liebreizend beschrieben werden. Sie ist eine phantasievolle, einfühlsame junge Frau, die trotz gewisser Ängste unbekümmert durchs Leben geht und sich ihre kindliche Neugier bewahrt hat. Ihre Wertvorstellungen sind mit denen der heutigen Jugend kaum zu vergleichen; es ist, als wäre sie selbst ein Überbleibsel aus der Vergangenheit, das sich nun in der modernen Zeit zurechtfinden muss.

Selbstlos und herzensgut genießt Juli es immer wieder aufs Neue, Menschen mit ihren Blumenlieferungen glücklich zu machen. Sie lebt dafür, Freude zu verteilen. Im Laufe der Handlung trifft sie auf Personen, die dies tatsächlich bitter nötig haben...und wird im Gegenzug belohnt mit neuen Freundschaften, der Überwindung ihrer persönlichen Ängste sowie dem Geschenk, neben anderen Menschen auch endlich sich selbst lieben und wertschätzen zu können.

Bereits das farbenfrohe, Lebensfreude ausstrahlende Cover ist ein Kunstwerk für sich und gefällt mir unheimlich gut. Die vielen bunten Farbtupfer gleichen auf einer Sommerwiese blühenden Blumen, wobei Juli in ihrem strahlenden gelben Kleid die wärmende, lebenspendende Sonne verkörpert. Im wahrsten Sinne des Wortes bringt Juli mehr Wärme und Farbe in diese Welt! Zudem erinnert die Gesamtheit der Farbtupfer an eine Form von Engelsflügen, was eine wundervolle Anspielung auf Julis gütiges und mildes Wesen ist. Für alle Menschen, denen sie begegnet, wird sie in gewisser Weise zum (helfenden) Engel.

Auch der Buchtitel ist äußert gelungen gewählt und erhält durch seine außergewöhnliche Länge einen hohen Wiedererkennungswert; er weckt die Neugier und lässt viel Raum für Interpretationen.

Der flüssige Schreibstil ist kreativ, verspielt und künstlerisch verträumt, ohne naiv zu wirken; die Wortwahl strotzt vor bildreicher Originalität und bewegender Emotionalität. Es ist beeindruckend, mit welch eleganter Leichtigkeit die Autorin Julis Charakter so viel Tiefe, Intensität, Anmut und Warmherzigkeit verleiht.

Wie im realen Leben liegen Freude und Leid oft nah beieinander; ich hatte teilweise Tränen in den Augen über die schiere Ungerechtigkeit der Welt und blieb dennoch wunderlich beglückt über Julis Lebenseinstellung zurück. Inzwischen sehe ich Blumen mit anderen Augen; schon immer habe ich Gefallen an Ziergewächsen gefunden, doch nach Julis Geschichte sind es wahrlich kleine Glücksboten für mich geworden. Dieses Buch hat noch lange nachgewirkt und ich kann es allen Lesern/innen von gefühlvoller Literatur, lebensbejahenden Frauenromanen sowie Fans von „Die fabelhafte Welt der Amélie“ empfehlen.

Bewertung vom 06.12.2018
Deine Stimme in meinen Träumen
Martin, Joanna

Deine Stimme in meinen Träumen


ausgezeichnet

J.Martins gefühlvoller Roman, der vor der traumhaften Naturkulisse Kanadas spielt, hat mich schwer begeistert! Ich hatte die Möglichkeit, das Werk als eBook zu lesen & überlege nun ernsthaft, mir zusätzlich noch das Taschenbuch zu kaufen, weil es mir einfach SO GUT gefallen hat! Als Christine der Großstadt Stuttgart den Rücken kehrt, um der Liebe wegen in ihren idyllischen kleinen Heimatort Schutzingen zurückzuziehen, ahnt sie noch nicht, dass ereignisreiche Wochen vor ihr liegen & dass sie sich bald in einem Abenteuer wiederfinden wird, welches ihr Leben für immer verändern wird... Um ihrer verstorbenen Großmutter den letzten Wunsch zu erfüllen, soll Christine deren Jugendliebe aufspüren - ausgerechnet in Kanada, am anderen Ende der Welt! Christines bodenständiger Freund Stefan ist alles andere als begeistert von ihren Reiseplänen, doch für Chrissi steht fest: sie muss auf ihr Herz hören. Diese Chance, ihrer geliebten Oma noch ein letztes Mal nahe zu sein, will sie auf keinen Fall verstreichen lassen. Der Einstieg in die Geschichte ist fantastisch gelungen & hebt sich damit deutlich von anderen Romanen dieses Genres ab, in denen entweder zunächst lang & breit der Hauptcharakter vorgestellt wird, ehe die Handlung ins Rollen kommt o. in denen man als Leser gleich ins Geschehen hineinkatapultiert wird, ohne dass man sich bisher überhaupt eine Meinung zu den Hauptfiguren hatte bilden können. Hier jedoch ist es die perfekte Balance. Logisch nachvollziehbar wird die Handlung aufgebaut & ist durch & durch stimmig. Von Anfang an habe ich mich direkt in Christine hineinversetzen können, mit der die Autorin solch eine liebenswerte & herzliche Hauptfigur erschaffen hat, d. man nicht nur mit ihr mitfiebert, sondern am liebsten die Reise vor Ort mit ihr miterleben möchte. Alle Charaktere brillieren durch liebevoll detaillierte Beschreibungen, die ihnen Tiefe verleihen & ihre Handlungen & Ansichtsweisen äußerst verständlich erscheinen lassen. Insbesondere Christines Großmutter Elisabeth, die von den Lesern nur durch die von ihr verfassten Briefe sowie durch Christines Erinnerungen wahrgenommen wird, verkörpert einen bedeutenden emotionalen Part. Besonders gefallen hat mir, d. darauf verzichtet worden ist, einen „bösen Nebencharakter“ als Rechtfertigungsgrundlage aufzubauen; allzu oft liest man ja von einem betrügerischen Freund, fiesen Chef, lieblosen Vater etc. auf dessen Verhalten die Hauptprotagonistin dann entsprechend reagiert. Gekonnt hat Martin eine Geschichte kreiert, die gänzlich ohne einen Buhmann auskommt & hat dadurch eine lebensnahe Situation erschaffen; schließlich entwickeln sich auch im echten Leben die Dinge manchmal "einfach so". Begeistert haben mich die mühelos in die Geschichte eingewobenen Naturbeschreibungen Kanadas; ich konnte förmlich den Kiefernduft der saftig grünen Wälder riechen, den Eichhörnchen beim Spielen zusehen & gebannt vor der Schönheit eines glasklaren Sees stehen. Schon lange ist Kanada ein Wunschziel auf meiner Reiseliste, doch nach diesem Werk bin ich noch mehr beflügelt, dieses Land unbedingt bereisen zu wollen! Die Authentizität setzt sich ebenso in den Dialogen fort; die Wortwahl ist stets klar & passt sich perfekt an die jeweilige Situation an. Insgesamt ist der ohnehin flüssige Sprachstil sehr gelungen & emotional ansprechend; insbesondere die Briefe Elisabeths haben mich tief bewegt. Wenn aneinandergesetzte Worte wie hier solch eine geballte Wirkung haben, d. sie den Leser berührt zurücklassen, ist das ganz große Schreibkunst. Obwohl Elisabeths Sehnsüchte sich nie erfüllt haben & sie ihr Leben lang unter Herzschmerz gelitten hat, ist dies kein schwermütiger Roman über verpasste Chancen. Vielmehr überwiegt ein Gefühl der Leichtigkeit, ein Wunsch, das Leben zur Gänze auszukosten & auf seine Intuition zu vertrauen. Die junge Hauptfigur blüht nach und nach zu einer selbstbestimmten, mutigen Frau auf, die es wagt, für ihre Wünsche einzustehen.
Eine eindeutige Leseempfehlung!!

Bewertung vom 02.12.2018
Fast schon ein ganzes Leben
König, Rita

Fast schon ein ganzes Leben


gut

Höhen und Tiefen einer Familie zur Wendezeit

Was bedeutet Glück? - Familie? Wohlstand? Freiheit?

Autorin Rita König beleuchtet in ihrem Roman "Fast schon ein ganzes Leben" die Lebensumstände des jungen Ehepaares Paul und Birgit, deren Familiengründung - sie bekommen einen Sohn - noch zu Zeiten der DDR stattfindet. Mit dem Fall der Berliner Mauer beginnt eine Epoche des Umbruchs. Plötzlich kann das Paar reisen, Westprodukte kaufen, sich endlich seine Sehnsüchte erfüllen. Alles scheint auf einmal möglich und die Euphorie überkommt Birgit und Paul wie ein Rausch. Besonders für Birgit erfüllt sich ihr größter Traum - schon immer hatte sie von "mehr" geträumt: mehr Perspektive, mehr Freiheit. Doch die Wiedervereinigung Deutschlands bringt auch unvorhergesehene Tiefen und Schicksalsschläge mit sich und es stellt sich die Frage: Ist das Gras auf der anderen Seite wirklich immer grüner?

Bekanntlich heißt es ja: Gegensätze ziehen sich an - kann das auch für die Grundvorstellung vom Glück gelten? Paul und Birgit könnten unterschiedlicher nicht sein. Beide Hauptfiguren polarisieren stark. Wirklich identifizieren konnte ich mich mit keinem von beiden (oder eine emotionale Bindung aufbauen), jedoch waren die Handlungen des Einen eher nachvollziehbar für mich. Mit dem anderen Hauptcharakter habe ich mich allerdings nur schwer anfreunden können - Birgit wäre niemand, den ich im realen Leben gerne kennenlernen würde. Zwar werden ihre Motive nach und nach verdeutlicht, aber sie wirkt auf mich insgesamt kalt, abweisend und egoistisch.

Das Cover finde ich richtig gut gelungen - es trifft die unterschiedlichen Ansichten des jungen Paares auf den Punkt: so nah sie einander sind, so verschieden sind ihre Blickrichtungen, ihre Hoffnungen, ihre Wünsche...und vor allem, ihre charakterlichen Eigenschaften. Leider spiegeln die angenehmen warmen Farben sich nicht in der Stimmung der Geschichte wider, die größtenteils eher unterkühlt wirkt.

Der Sprachstil ist unverblümt und nüchtern, treibt aber die Handlung voran, welche eine Zeitspanne von mehreren Jahren abdeckt. Insgesamt ist das Werk in drei größere Leseabschnitte, die jeweils mehrere Kapitel umfassen, unterteilt. Für meinen Geschmack sind die Übergänge zwischen den Perspektivenwechseln ein klein wenig zu sprunghaft gesetzt; erzählt wird in der 3. Person, wobei die Hauptfiguren Paul und Birgit im Mittelpunkt stehen; einzig für den Nebencharakter Sandra erfolgt die Erzählung in 1. Person.

Viele eingeflochtene DDR-Details wie Liedtexte ostdeutscher Musikgruppen oder Produktbezeichnungen typischer Alltagsgegenstände und Waren erwecken einen authentischen Eindruck; speziell "Kenner" der DDR werden Vieles wiedererkennen. Für Menschen ohne DDR-Bezug könnte es sich teilweise schwer lesen. Ebenso beinhaltet das Buch einige geschichtliche Fakten, insbesondere zum politischen Hintergrund des Alltags in der DDR sowie in den Jahren "danach".

Fazit: Wie im wahren Leben liegen Tragik und Freude nah beieinander. Ich verstehe dieses Buch eher als einen gesellschaftskritischen Roman, nicht als eine Liebesgeschichte. Für Fans von Wohlfühlliteratur ist das Werk nicht geeignet, da es doch trotz diverser Wendungen in der Handlung letztendlich einen recht schwermütigen Eindruck hinterlässt. Interessant könnte das Buch für Menschen mit DDR-Hintergrund sein.

Bewertung vom 02.12.2018
MM-City London Reiseführer, m. 1 Karte
Nestmeyer, Ralf

MM-City London Reiseführer, m. 1 Karte


ausgezeichnet

Dieser informative Reiseführer ist ein Must-Have für jeden London-Besuch! Das angenehme Format des Buches ist ideal für unterwegs. Unterhaltsam begeistert Autor Ralf Nestmeyer die Leserschaft für die Weltmetropole an der Themse - eine Stadt der Traditionen sowie des immerwährenden Wandels.

In 18 verschiedenen, kreativ zusammengestellten Rundgängen/Touren ist von Sightseeing-Klassikern bis hin zu hippen Szenevierteln und Kultur-Erlebnissen alles enthalten, was das Herz eines jeden London-Touristen höher schlagen lässt. Jede Tour ist übersichtlich strukturiert und beinhaltet zudem viele praktische Tipps und persönliche Empfehlungen des Autors, zu finden unter der Rubrik „mein Tipp“.

Viele interessante Hintergrundgeschichten geben Aufschluss über die jeweilige Stadtregion, insbesondere den geschichtlichen Aspekt. Bereits zweimal hat sich in der Vergangenheit das Stadtbild Londons drastisch gewandelt: 1666 zerstörte der Große Brand von London vier Fünftel der Stadt; viele Jahre später wurden während des Zweiten Weltkrieges über eine Million Häuser durch Luftangriffe zerstört.

Die Rubrik „London im Kasten“ gibt Aufschluss über eine Vielzahl an Zusatzinformationen, von Details zu Jack the Ripper bis hin zu den Filmkulissen der berühmten Harry Potter-Filmreihe.

Erfreut habe ich festgestellt, dass die Informationen nicht als stichwortartige Aneinanderreihung wiedergegeben werden. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und ansprechend gehalten, stets sehr detailliert. Es hat mir sehr gefallen, dass der Autor hierbei kein Blatt vor den Mund nimmt: hervorragender Service oder eine abwechslungsreiche Speisekarte werden gebührend erwähnt, aber auch überteuerte Restaurants werden entsprechend ausgewiesen. Weitere allgemeine, für Touristen nützliche Hinweise sind inkludiert, wie z.B. der Tipp, dass es in gewissen Cafés „keine Toiletten“ gibt.

Bereits das Cover ist ein Eyecatcher: es besticht nicht nur durch seine auffällige pinke Farbe, sondern vor allem durch die moderne und witzige Bildwahl. - Im Gegensatz zu einer Vielzahl anderer Reiseführer wird hier nicht eine (weltweit) bekannte Sehenswürdigkeit Londons zum gefühlten 100. Mal in Szene gesetzt. Stattdessen steht die Abbildung eines Touristenpaares im Fokus. Das Pärchen ist unterwegs auf Entdeckungstour und studiert den öffentlichen Stadtplan. Das T-Shirt des Mannes wird vom Union Jack geziert, der Nationalflagge des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland. Was mir (als begeisterte Städtetouristin) besonders gefällt, ist das Gefühl, welches diese Abbildung erweckt: man träumt sofort davon, auch selbst London zu erforschen.

Der Anhang wartet u.A. neben einer herausnehmbaren Stadtkarte mit einem Speiselexikon sowie ausgewählten Literaturtipps auf - für alle, die sich auch mit ihrer (Reise-)Lektüre auf London einstimmen möchten. Da ich es liebe, zu lesen, kann ich letzteres Feature nicht genügend loben, einfach großartig!

Der perfekte Reiseführer!

Bewertung vom 30.11.2018
Das Palais Reichenbach (eBook, ePUB)
Winter, Josephine

Das Palais Reichenbach (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Berlin, 1926. In der ostdeutschen Metropole pulsiert das kulturelle Leben. Die Schrecken des Ersten Weltkrieges verblassen langsam, sind nicht mehr omnipräsent. Es ist eine neue Zeit angebrochen, in der es gilt, das Leben zu feiern & an erdrückenden Konventionen zu rütteln. Die Kluft zwischen Arm & Reich ist tiefer denn je & das mittellose Volk begehrt auf: es verlangt die Enteignung des Adels. Dramatische Zeiten liegen vor der vornehmen Familie Reichenbach. Autorin Josephine Winter hat ein mitreißendes historisches Werk erschaffen, das mich restlos begeistert hat! Im Fokus des Romans steht das Klassensystem der Weimarer Republik, welches am Bsp. der hochverschuldeten Fürstenfamilie Reichenbach, die mit aller Macht an ihrem distinguierten Ruf festzuhaltenden versucht, eindrucksvoll beschrieben wird. Jedes Familienmitglied hat eine andere Vorstellung davon, wie das finanzielle Desaster am besten abzuwenden sei. Familienoberhaupt Fürst Paul, der an das Ehrgefühl der Bürger appellieren möchte, sieht sich zudem mit einem aufbegehrenden Sohn konfrontiert: Prinz Fridolin befürwortet die Ansichten der (antisemitischen) Deutschnationale Volkspartei, erhofft sich durch deren Unterstützung eine Rückkehr zur Monarchie...unabhängig davon, was diese Entwicklung für seinen besten Freund, den Juden Levi, bedeuten mag. Fürstin Juliane hingegen setzt alles daran, ihre 3 Kinder vorteilhaft zu verheiraten; wahre Liebe ist ein Luxus, den sich die Familie nicht leisten kann & es müssen Opfer gebracht werden. Dies gilt auch für die Angestellten des Hauses, deren Essensrationen rigoros gekürzt werden bei gleichzeitiger Erhöhung des Arbeitspensums. Einzig Prinz Georg & Prinzessin Ina leben unbekümmert in den Tag - so scheint es. Allerdings verbirgt jeder von ihnen ein Geheimnis, das die ungeschriebenen Gesetze der damaligen Gesellschaft aus den Fugen heben & für einen Eklat sorgen könnte. Die leider so oft mit historischen Romanen einhergehende Langatmigkeit eines Werkes bleibt hier gänzlich aus, stattdessen wird die Spannung gekonnt bis zum Schluss aufrechterhalten. Spielerisch lässt die Autorin mit detaillierten Beschreibungen & authentischen, zeitgerechten Dialogen die Goldenen Zwanziger Jahre in der Weltstadt Berlin auferstehen & verzaubert mit tiefgründigen, emotional ansprechenden Charakteren. Besonders den sanftmütigen Prinzen Georg sowie die frisch verliebte Prinzessin Ina habe ich aufgrund ihrer Liebenswürdigkeit & Aufgeschlossenheit gegenüber Neuerungen sofort ins Herz geschlossen. Auch die elegante Dame des Hauses, Fürstin Juliane, ist mir nach & nach auf ganz eigensinnige Weise ans Herz gewachsen. Bemerkenswert hierbei ist nicht nur, d. die Leserschaft sich mühelos in die Gedankengänge der liebevoll gestalteten Protagonisten hineinversetzen kann, sondern auch, d. Winter großen Wert darauf gelegt hat, neben dem Schicksal der privilegierten Familie ebenso das Lieben & Leiden des Hauspersonals mit gleicher Sorgfalt & emotionaler Intensität zu schildern. Witzige Nebencharaktere, die z.T. in bester Berliner Mundart brillieren, tragen angenehm zum Gesamteindruck der Geschichte bei. Die Autorin scheut sich nicht, gewisse Fragen unbeantwortet zu lassen und die Phantasie der Leser/innen anzuregen. Die Sprache ist klar; kunstvoll ineinander verflochtene Handlungsstränge ergänzen sich zu einem wohlstrukturierten Gesamtwerk. Selten habe ich einen historischen Roman gelesen, bei dem trotz erschütternder Schicksalsschläge & überraschender Wendungen ein Gefühl der Leichtigkeit überwiegt; dies spiegelt sich auch in der bildreichen Wortwahl wider, die keine dauerhafte Tragik zulässt, sondern vielmehr das Leben & die Liebe zelebriert. Das Werk hat mich positiv beschwingt, ergriffen & faszinierter denn je mit dieser interessanten Epoche zurückgelassen. Ein Roman über Liebe, Loyalität, Familie & Freundschaft. Ganz großes Kino, besser geht es nicht! Eines meiner neuen Lieblingswerke, daher eine uneingeschränkte & begeisterte Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 28.11.2018
Kurswechsel: Anker der Freundschaft
Gold, Theda

Kurswechsel: Anker der Freundschaft


sehr gut

Ich war sehr positiv überrascht. Auf wenigen Seiten gelingt es Autorin Theda Gold, einen solch interessanten Einstieg in ihre neue Reihe zu erschaffen, dass man nach dem Cliffhanger kaum die Fortsetzung abwarten kann!

Hauptfigur Merit startet als kleine Antiheldin in die Story. Sie ist nicht stolz darauf, wie ihr Leben gerade verläuft: viel zu wenig Geld, dafür viel zu viel Anwesenheit von einem Mann, der ihr nichts bedeutet. Mit ihrem Chef Charly hingegen hat sie Glück, er ist ein lieber Kerl und ein loyaler Freund; nichtsdestotrotz wirft ihr Job (- sie ist "Mädchen für alles" in einer Kreativagentur -) einfach nicht genug Geld ab, um finanziell über die Runden zu kommen. Eine vorrübergehende und sagenhaft gut bezahlte Anstellung auf einem Luxusliner soll nun Abhilfe schaffen. Während der 10-tägigen Überfahrt nach New York werden von Merit lediglich die Verwaltung diverser Office-Angelegenheiten der reichen Passagiere sowie ein höfliches Dauerlächeln erwartet. Als gutaussehende junge Frau stellt sie die perfekte Ergänzung zum ohnehin schon äußerst attraktiven Besatzungs-Team der „Wind of Dreams“ dar. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen, oder?!

Das Cover in luftig-leichten Blautönen ist durchzogen von Sonnenstrahlen, die auf dem Wasser glitzern und erweckt den Eindruck, als befände man sich auf hoher See. Persönlich hätte ich statt der Silhouette eines tanzenden Paares über dem Anker-Logo eher insgesamt ein anderes Motiv gewählt - vielleicht die Frontansicht eines Kreuzfahrtschiffes oder die Rückenansicht jungen Frau, die an der Reling steht. Weiterhin hätte ich mich auf eine einzige Schriftart beschränkt und hierbei die geschwungene Schreibschrift bevorzugt - diese finde ich schlichtweg passender für einen Frauenroman...aber das ist natürlich reine Geschmackssache.

Der Auftakt dieser Lesereihe, bei der Hauptfigur Merit im Mittelpunkt steht, hat mir sehr gut gefallen. Schnell ist man in die Handlung involviert; die Seiten fliegen nur so dahin dank des flüssigen Schreibstils. Die Wortwahl ist klar und leicht verständlich. Insgesamt würde ich die Schreibweise als eine gelungene Mischung zwischen nüchtern/auf den Punkt gebracht (was Merits teilweise abgebrühtem Wesen entspricht) und angenehm authentisch beschreiben. Keine Verschnörkelungen, dennoch ausreichend Beschreibungen an den Stellen, wo Details nötig sind, z.B. hinsichtlich des Interieurs.

Anfangs mag Merit zwar wie ein kühler Charakter erscheinen, mit dem man sich privat keine Freundschaft vorstellen könnte, aber bereits nach wenigen Szenen fiebert man dennoch mit ihr mit und stellt fest: Hoppla, sie hat ja auch freundliche Seiten!

Eine interessante Auswahl an Nebencharakteren erlaubt viel Spielraum bei der Entwicklung der zukünftigen Handlung, insbesondere im Hinblick auf den charmanten Charly oder Merits Kolleginnen an Bord.

Die Handlung an sich ist logisch strukturiert, auch das Tempo der Szenen ist stimmig. Ich habe dem Verlauf sehr gut folgen können und fand die Charaktere - gemessen an dem kurzen Leseumfang - ansprechend dargestellt. Natürlich wünscht man sich hier und da eventuell ein paar Hintergrundinformationen, ich vermute allerdings, dass diese Details sicherlich noch folgen werden. In diesem Werk ging es wohl zunächst darum, die Ausgangssituation zu schaffen.

Es kommt kein bisschen Langeweile auf, von Herzklopfen bis hin zu mörderischer Spannung ist alles dabei. Ich habe mich prima unterhalten gefühlt und bin gespannt auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 26.11.2018
Im dunklen Nebel
Ehlers, Jürgen

Im dunklen Nebel


gut

In diesem spannenden historischen Roman beleuchtet Autor Jürgen Ehlers die Situation in den besetzten Niederlanden während der Kriegsjahre 1942-43. Es ist der zweite Teil einer Trilogie.

Ein Großteil der Handlung basiert auf wahren Begebenheiten, nur wenige fiktive Figuren wurden hinzugefügt. Zu diesen gehören einige der Hauptcharaktere, wie der deutsche Spion Gerhard Prange und seine jüdische Freundin Sofieke Plet. Beide haben sich eines 6-jährigen jüdischen Mädchens angenommen, das es zu beschützen gilt.

Bereits das in düsteren Grautönen gehaltene Cover erzeugt eine angespannte Stimmung - der abgebildete Wachturm, ein Stacheldrahtzaun, der Schatten eines Kriegsflugzeugs sowie diverse vom Himmel gleitende Fallschirmspringer lassen keinen Zweifel daran, dass es um ein Land geht, was sich im Krieg befindet. Einzig eine zum Himmel blickende junge Frau, deren leuchtend rotes Kleid einen willkommenen Farbtupfer in der Dunkelheit darstellt, scheint für die Hoffnung zu stehen. Zudem rieseln auch vereinzelte Pusteblumen vom Himmel, mit denen ich Freiheit und Leichtigkeit assoziiere.

Zu Beginn des Buches werden ein ausführliches Personenregister realer und fiktiver Personen sowie eine Übersicht der vorkommenden Institutionen aufgelistet; auch eine Landkarte ist enthalten. Durch das Buch hinweg werden die Kapitel von Illustrationen eingeleitet, die an Elemente aus dem Buchcover angelehnt sind.

Den Titel des Werkes finde ich sehr passend gewählt, da viele der Hauptfiguren in der Tat lange Zeit „im Dunkeln“ tappen und nicht wissen, wem sie vertrauen können.

Der Vorgängerband war mir zu Lesebeginn nicht bekannt, so konnte ich mich lediglich auf die Inhaltsangabe verlassen. Erwartet hatte ich, dass neben der politischen Agenda auch die persönlichen Beziehungen der Hauptfiguren etwas mehr Betonung finden würden. Insbesondere auf das Schicksal des jüdischen Kindes war ich gespannt; leider stellt sie jedoch nur eine Randfigur da. Dies mag darin begründet sein, dass eventuell bereits im ersten Band über ihren Zusammenhang mit Gerhard und Sofieke berichtet worden ist. Dennoch hätte ich mir ein paar zusätzliche Informationen gewünscht, ebenso darüber, wie Gerhard und Sofieke sich überhaupt kennengelernt hatten.

Als Erstleser/in kann man der Handlung zwar folgen, muss jedoch sehr konzentriert lesen. Ich habe immer wieder das Personenregister hinzuziehen müssen, um einen Überblick über die vielen Namen zu behalten. Der Einstieg erfolgt im Stil eines TV-Krimis: der/die Leser/innen werden mitten in die Handlung katapultiert und es gilt, sich nach und nach ein eigenes Bild von der Situation zu machen.

Der Schreibstil ist als unverschnörkelt und nüchtern zu beschreiben; der Autor kommt schnell auf den Punkt, ohne die Sätze mit zu diesem Thema unpassenden Ausschmückungen zu verzieren. Die Wortwahl ist klar und deutlich, alle Begriffe sind gut nachvollziehbar. Geschickt lässt J. Ehlers ein Netz aus “Lügen und Halbwahrheiten“ entstehen, bei dem kaum einer der Protagonisten weiß, woran er ist.

Zwar habe ich schon einige Bücher gelesen, deren Thematik vom zweiten Weltkrieg gehandelt hat, doch der Part der Niederlanden war mir bisher unbekannt gewesen. Hat man einmal einen Überblick über die Figuren und deren (scheinbare) Motivation bekommen, liest sich das Werk sehr spannend und es wird klar, dass viel gründliche Recherchearbeit hineingeflossen ist. Ein Buch für alle Fans von spannender Lektüre, die auch an geschichtlichen Hintergründen interessiert sind.

Bewertung vom 26.11.2018
Überleben unter Kollegen
Fischedick, Mathias

Überleben unter Kollegen


ausgezeichnet

Gelungener Ratgeber, der gleichermaßen mit hohem Informationsgehalt sowie Humor brilliert.
Bei diesem pfiffigen Ratgeber der etwas anderen Sorte ist der Name tatsächlich Programm: in „Überleben unter Kollegen“ erläutert Businesscoach Mathias Fischedick auf humorvolle Weise, „wie die Zusammenarbeit mit Nervensägen gelingt“. Bereits die giftgrüne Signalfarbe des Buchcovers sowie das erheiternde Comic sind ein Hingucker; richtig schmunzeln musste ich über das Apfelmotiv auf dem Computer.

Wer kennt das nicht - manchmal reicht schon ein Zusammentreffen mit einem gewissen Kollegen, ein kurzer Austausch unter Mitarbeitern/innen während eines Meetings, das entnervte Augenrollen einer Kollegin...und schon hat man den Rest des Tages schlechte Laune; man fühlt sich unverstanden, vielleicht sogar unfair behandelt oder gemobbt. Das Resultat ist, dass die Fronten zwischen den betreffenden Mitarbeitern/innen sich mit der Zeit immer mehr verhärten und man sich zunehmend lustloser, unmotivierter und verstimmter zur Arbeit schleppt. Dass die Lebensqualität, Gesundheit sowie die Arbeitsleistung unter solch einer Situation leiden, steht außer Frage. Eine Lösung muss also her!

In drei übersichtlich strukturierten und nachvollziehbar aufeinander aufbauenden Leseabschnitten erhalten die Leser/innen einen ausführlichen Überblick über die fachliche Expertise des Autors, mit der er schon seit über zehn Jahren Betrieben wie auch Privatpersonen bei der Lösung ihrer Kommunikationsprobleme hilfreich zur Seite steht. Mit einem Augenzwinkern berichtet Mathias Fischedick von den ’Üblichen Verdächtigen’ (also Menschentypen, die höchstwahrscheinlich jedem von uns Lesern/innen entweder im beruflichen oder privaten Umfeld schon einmal begegnet sind), zeigt überraschende Motivationen und Wertevorstellungen in der gegenseitigen Wahrnehmung auf und bezieht die Leserschaft immer wieder mit in den Analyseprozess ein, sei es durch schriftliche Übungen, Tests oder Gedankenspiele.

Der durchwegs heitere, offene und stets sehr persönlich geprägte Schreibstil beinhaltet die direkte Anrede der Leser/innen, viele rhetorische Fragen und eine gesunde Portion Ironie, womit der Autor es mühelos schafft, ein für viele Menschen frustrierendes und deprimierendes Thema zu einem spannenden Erlebnis zu wandeln, bei dem man nicht nur lernt, die werten Kollegen mit anderen Augen zu sehen, sondern auch eine Menge über sich selbst erfährt. Durch das Buch ziehen sich witzige Comics im Stil des Covers, welche das jeweilige Unterthema treffsicher auf den Punkt bringen. Erfrischend fand ich, dass im Gegensatz zu vielen anderen Ratgebern dieser Art gänzlich auf manipulative Tricks verzichtet wird.

Das vom Autor entwickelte WOW-Prinzip wird verständlich erläutert. Weiterhin sind nicht nur zahlreiche allgemeine Anwendungs-Tipps enthalten, sondern sogar maßgeschneiderte Empfehlungen, die sich auch an Menschen in Führungspositionen oder im Vertrieb richten.

Fazit: Entwaffnend charmant bringt Mathias Fischedick auch den größten Kommunikationsmuffel dazu, dem täglichen Wahnsinn im Büro ab sofort mit einer unvoreingenommenen Meinung zu begegnen. Eine absolut empfehlenswerte Lektüre, die eigentlich als Betriebsexemplar in die Abteilung eines jeden Unternehmens gehören sollte und aus der ich viel Wissenswertes mitnehmen konnte.