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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2015
Der Klunkerfischer / W.A.R.P. Bd.2
Colfer, Eoin

Der Klunkerfischer / W.A.R.P. Bd.2


ausgezeichnet

Durch die Zeitreisen hat sich die Gegenwart im 21. Jahrhundert erschreckend verändert: Chevie Savano ist in eine Welt zurückgekehrt, die sich im Krieg befindet. Sie soll zu einer Soldatin der Boxiten ausgebildet werden, einer Organisation, die sich rund um den Heiligen Colonel Box versammelt hat.
Das Erschreckende in der Gegenwart ist aber nicht nur der Umstand des veränderten Zeitenablaufs, sondern dass sich Chevie nicht an ihr altes Ich erinnern kann, welches sich in ihrem Kopf nun in einem Kampf mit ihrem aktuellen Ich befindet, dass nur das Leben als Boxiten-Kadettin kennt.
Zum Glück ist ihr altes Ich so stark, dass es wieder die Oberhand gewinnen kann und Chevies Erinnerungen an ihr eigentliches Leben vor der Zeiterschütterung zurückkehren, so gelingt es ihr mittels einer WARP-Kapsel ein weiteres Mal ins 19. Jahrhundert zu reisen, um dort mit Hilfe von Riley den Zeitstrahl in seine ursprünglichen Bahnen zu lenken.

"Du verstehst nicht, Kleiner", sagte Chevie, ohne den Kopf zu heben. "Die Zukunft, die du kennst, das London voller Touristen, das FBI, Königin Elisabeth - das alles ist futsch."
"Harry Potter auch?", fragte Riley entsetzt. (S.137)

Dort erwartet die beiden ein Kampf gegen die entstehende Boxitenvereinigung. Ihr stärkster Verbündeter dabei kommt von einer völlig unerwarteten Seite...

"Der Klunkerfischer" kann zwar in meinen Augen vom Witz her nicht ganz mit seinem Vorgänger "Der Quantenzauberer" mithalten, bei dem mich vor allem die unzähligen Anspielungen auf Bücher und Filme begeistert haben - die hier zwar ebenfalls vorhanden sind, aber nicht in dem Maße wie im Vorgängerband. Dafür war ich von Anfang an mitten im Geschehen, trotz der verwinkelten Story auf mehreren Zeit- und Handlungsebenen. Dies schafft Eoin Colfer nicht zuletzt dank einem kurzen Rückblick auf den ersten Band der WARP-Reihe und ihm gelingt es tatsächlich Zeitreisen richtiggehend logisch zu vermitteln, soweit dies nun mal bei Zeitreisen möglich ist ;) Man merkt einfach sein Faible für Naturwissenschaften, seine gründlichen Recherchen und seine jahrelangen Erfahrungen als Lehrer. Der Leser sollte aber in jedem Fall den Vorgänger "Der Quantenzauberer" gelesen haben, sonst kann man der Entwicklung der Figuren und der Handlung unmöglich folgen.

Ich bewundere den Autor in diesem zweiten Band vor allem dafür, dass sich die Handlung weiterhin stimmig in das Gesamtgefüge der Reihe einfügt, und er sich trotzdem neu erfunden hat gegenüber zum Inhalt von Band 1. Statt vorrangig literarische und cineastische Anspielungen zu bringen, zieht sich nun ein anderer roter Faden als Running Gag durch die Geschichte: jedes Kapitel beginnt mit einem erfundenen Zitat des Erfinders der WARP-Kapsel Professor Charles Smart. Neben körperlichen Kämpfen zielt vieles auf psychologischen Kampf und Manipulation von Massen ab, dies sehe ich als eine Kritik an diktatorischen Regierungsformen. Natürlich versinkt die Geschichte deshalb nicht in Düsternis: Colfer wäre nicht Colfer, wenn er trotz allem Ernst in einer Story nicht immer wieder seinen besonderen Witz durchblitzen lassen würde. Hier schafft er dies mit einer ganz besonderen Liebelei, die sich zwischen zwei Charakteren abspielt, von denen man dies wohl am wenigstens erwartet hätte - lasst euch überraschen ;)

Wie am Ende von "Der Quantenzauberer" kann man auch nach Beenden des zweiten Bandes kaum erwarten, wie es mit Chevie und Riley weitergehen wird. Aber egal, was kommt, in einem Punkt bin ich mir ganz sicher: mit dem abschließenden Band wird mich Eoin Colfer ein weiteres Mal überraschen und sicher noch einen drauf setzen können.

Colfer - ein Garant für intelligente und fantasievolle Unterhaltung, die sowohl Jugendliche als auch Erwachsene begeistern kann!

Reihen-Info:
Book 1: The Reluctant Assasin (Der Quantenzauberer)
Book 2: The Hangman's Revolution (Der Klunkerfischer)
Book 3: The Forever Man - Erscheinungstermin 23. Juni 2015

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2015
Flügel aus Papier
Szczygielski, Marcin

Flügel aus Papier


ausgezeichnet

'Es soll einmal gar nicht so wichtig gewesen sein, wo jemand herkam, sondern es zählte nur, was er für ein Mensch war. Jeder wohnte, wo es ihm gefiel, ganz egal, wie er hieß, woran er glaubte, oder welche Farbe seine Haut, eine Haare oder seine Augen hatten. Wieso kann ich mich daran nicht mehr daran erinnern? Mit 5 oder 6 Jahren kann man doch schon viel sprechen und prägt sich vieles ein!' (S.27)

"Flügel aus Papier" ist die Geschichte des kleinen Rafal, der im Jahr 1942 mit seinem Großvater im Warschauer Ghetto lebt. An die Zeiten ohne Ängste, Not und Hunger kann er sich kaum noch erinnern, doch wenn er liest, vergisst er die schreckliche Wirklichkeit um sich herum.
In dem Klassiker "Die Zeitmaschine" von H.G. Wells entdeckt er, dass die Welt, in der der Zeitreisende in der Zukunft landet, gar nicht mal so anders ist als die Welt, in der Rafal aufwachsen muss, nur tragen hier die Morlocken die Uniformen der Deutschen, die Juden sind die unterdrückten Eloi.
Das erste Exemplar der Zeitmaschine leiht er nur kurze Zeit in der Bibliothek aus, aber als ob die Geschichte nur darauf warten würde von ihm gelesen und gelebt zu werden, ist es wiederum ein Band der Zeitmaschine, den er von einer Helferin auf der Flucht aus dem Warschauer Ghetto in die Hand gedrückt bekommt.
Lange Tage, Wochen und Monate schlägt sich Rafal mit zwei weiteren Kindern im Warschauer Zoo herum. Immer in Obacht vor den Gärtnern, die dort ihre Kleingärten bestellen und den Morlocken, die sie einfangen würden.
Kurz bevor Rafal mit seinen Freunden in einer selbst gebauten Arche Noah fliehen will, setzt er sich in den Kopf ins Ghetto zurück zu kehren, um herauszufinden, was mit seinem Großvater passiert ist...

"Flügel aus Papier" ist ein Zauberwerk, das zeigt, welche Macht zwischen zwei Buchdeckeln verborgen sein kann. Nicht alles, was in Rafals Geschichte passiert, lässt sich mit gesundem Menschenverstand erklären. Vor allem aber ist das Buch eine berührende Geschichte über die Bande zwischen Familien und Freunden, die Unmögliches möglich machen können. Deshalb konnten nach dem Krieg solche Geschichten, wie sie Rafal und sein Großvater erlebt haben, für die Nachwelt festgehalten werden.
Auch wenn der Zeitreisende über die Jahrhunderte keine Verbesserung im Umgang der Menschen miteinander feststellen konnte, vielleicht braucht es noch Rafals Geschichte, damit die Menschheit endlich lernt umzudenken.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.03.2015
One, two - how do you do?
Metcalf, Robert

One, two - how do you do?


ausgezeichnet

Auf der CD befinden sich zum einen traditionelle Klassiker sowie auch neue Lieder des Muttersprachlers Robert Metcalf, die mit pfiffigen Texten, eingängigen Melodien, Wiederholungen und präziser Aussprache schnell ins Ohr der kleinen Zuhörer gehen und zum Mitsingen und Mittanzen einladen.

Zudem sind die Songs auf Themengebiete aufgebaut, so dass man in einem Lied näher auf Unterschiede eingeht wie groß-klein, oder dick-dünn, ein anderes Lied behandelt die Zahlen bis 10, ein drittes setzt auf Lernen durch Nachmachen: "Head and shoulders" ist beispielsweise ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man mit einfachen Texten und Wiederholungen durch Anzeigen der besungenen Körperteile ganz schnell mit dem neuerworbenen Vokabular glänzen kann.
Bei Kindern ist es wichtig Lernstoff so zu präsentieren, dass das Lernen Spaß macht und visualisiert oder mit Körperbewegungen verbunden wird, umso eher finden die Wörter der fremden Sprache einen festen Platz im neuen Sprachgebrauch.

Einen ersten Versuch meiner Tochter Englisch nahe zu bringen, startete ich mit einer Sing-und-Tanz-CD ab 2 Jahre, in diesem Alter hatte das Interesse bei ihr jedoch noch völlig gefehlt. 4 Jahre ist jedoch ein Alter, bei dem man sinnvoll in Kombination mit Spielen, Singen und Tanzen Englisch lernen kann. Meine Tochter hat dies zwei Jahre in einer Playschool gemacht (im Alter von 4 bis 6), und da diese Möglichkeit bei uns nicht mehr besteht, sind wir wieder auf CD umgestiegen. Mit den Grundkenntnissen, die meine Tochter aus der Playschool mitgebracht hat, schlägt des Konzept von Robert Metcalf voll bei uns ein, aber auch für komplette Neueinsteiger ist die CD zu empfehlen, da die Lieder sehr gut bei Kindern ankommen und die Aussprache von Robert Metcalf sehr sauber ist und die Texte somit leicht verständlich sind.

Da die Songtexte ungekürzt im Booklet abgedruckt sind, können Erwachsene sich diese vor oder während des Anhörens der CD komplett durchlesen. Falls Fragen der Kinder kommen, wenn ein Wort nicht richtig verstanden wird, oder was das Wort in Deutsch bedeutet, kann man direkt reagieren.
Auch als Erwachsener gefällt mir das Konzept und die Lieder sind so eingängig und locker gestaltet und gesungen, dass sie einem auch in einer Endlosschleife nicht an den Hörnerven zerren ;)
Zum Englisch lernen ist die CD für ein Alter von 4 bis maximal 8 Jahren geeignet, ab dann werden die Kindern vom Inhalt der Stücke und der Schwierigkeitsstufe der Fremdsprache nicht mehr genügend herausgefordert.

Inhalt der CD:
Hello, good morning • One, two - how do you do? • The farmer's in his house • This is high and this is low • If you're wearing red • Good afternoon • One man went to mow • Five little ducks • Head and shoulders • Pitter-patter • If you're happy • I like the flowers • Like this • In, out, shake it all about • Walk, hop, run, stop

Bewertung vom 10.03.2015
Wenn du jetzt bei mir wärst
Lewin, Waldtraut

Wenn du jetzt bei mir wärst


sehr gut

In ihrem neuen Roman zeichnet Waldtraut Lewin ein utopisches Szenario was wäre... "Wenn du jetzt bei mir wärst", und meint damit die Anfang März 1945 verstorbene Anne Frank, die durch ihr Tagebuch berühmt wurde.
Das "was wäre wenn" ändert sich schon sehr bald in ein "ich bin bei dir", durch den Besuch des Anne-Frank-Hauses gelingt es Waldtraut Lewin Anne zu rufen und zum Leben zu wecken. Äußerlich der aufgeweckte Teenager, vom Kopf und den Erfahrungen eine alte Frau, einerseits greifbar, andererseits wie Luft, wenn sich eine Gefahr anbahnt, der Anne nicht schnell genug ausweichen kann.
Es ist eine etwas mystische und zauberhafte Annäherung an den Menschen Anne Frank, den so viele von uns nur aus ihren Tagebuch kennen oder durch Zeugenberichten aus zweiter Hand.
Es macht glücklich, wie befreit Anne nun durch die Straßen Amsterdams laufen kann, ohne eine Kennezeichnung an ihrer Jacke tragen zu müssen, damit jeder sie als Jüdin erkennt. Im Heute ist sie einfach eine von vielen in der Stadt.
Die Glücksgefühle geraten jedoch bald wieder ins Wanken, wenn Waldtraut Anne erzählt, wie es den Juden nach dem Krieg ergangen ist, wie sie oftmals erfolglos für ihr geraubtes Eigentum oder einen eigenen Staat kämpfen mussten.

"Haben nicht alle Gegner der Deutschen für Wahrheit und Recht gekämpft? Warum werden die Juden dann immer weiter gequält?"
"Anne", sage ich hart und unterdrücke meine Empfindungen, "diese Retter und Befreier - sie haben gegen Hitler gekämpft. Sie haben nicht für die Juden gekämpft." (S.70)

Nach Amsterdam möchte Anne auch ihre Geburtsstadt Frankfurt und das Reich der Juden, Israel, sehen. Auch hier kommt sie immer wieder in Berührung mit Schändungen, Verunglimpfungen und in den schlimmsten Fällen Krieg. Trotzdem entscheidet sich Anne am Ende für etwas, wofür Waldtraut Lewin das Verständnis fehlt. Aber die junge Anne hatte bereits ihren eigenen Kopf, wieso sollte es 70 Jahre später anders sein?

Mit "Wenn du jetzt bei mir wärst" stellt die Autorin ein ungewöhnliches Szenario in Zeit und Raum, das auf jeden Fall für alle, die Anne Franks Tagebuch kennen, interessant zu lesen ist. Man erfährt zudem hier nicht nur über die Situation der Juden während des Krieges, sondern vor allem, wie es ihnen nach dem Krieg erging. Einzig das manche Situationen für Anne und Waldtraut zu glatt ablaufen - wie die Einreise nach Israel mit einem gefälschten Ausweis - und den Raum, den die Reise nach und durch Israel gegenüber dem Rest des Buches einnimmt, haben mir nicht völlig zugesagt.
Bis auf diese beiden Kritikpünktchen bin ich sehr begeistert auf diesen ungewöhnlichen Blick zurück auf den Holocaust gestoßen zu sein.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.03.2015
Die letzte Reise
Cohen-Janca, Irène;Quarello, Maurizio A. C.

Die letzte Reise


ausgezeichnet

"Die letzte Reise" ist die Geschichte des Arztes und Kinderbuchautors Janusz Korczak, aus dessen Feder unter anderem die Geschichten des kleinen König Macius stammen.
Das Buch konzentriert sich auf die letzten Jahre von Janusz Korczak und seinen Kindern. Im Mittelpunkt steht seine Arbeit im Waisenhaus im Warschauer Ghetto bis hin zum Abtransport der Kinder in ein Vernichtungslager, den er begleitet, obwohl dies auch für ihn den Tod bedeutet.
Die Geschichte wird aus der Wir-Perspektive der Waisen erzählt. Die jungen Leser erfahren hier von deren Leben im Waisenhaus, dem Leben im Warschauer Ghetto, das immer beengter wird, da das Ghetto über die Jahre hin immer weiter verkleinert wird, da es hauptsächlich als Sammellager für die Deportationen in das Vernichtungslager Treblinka diente.

Das Buch ist sehr hochwertig ausgeführt, die einzelnen Seiten dick und schwer. Ganz am Ende befindet sich eine ausklappbare Doppelseite, die den Zug der Kinder, ihre "letzte Reise", aus dem Ghetto zeigt.
Die Zeichnungen wirken durch die Ausführung wie Bleistift auf dunklem Packpapier selbst wie Zeitzeugen, über die Jahre hinweg gealtert, jedoch nicht verblasst.
Die Zeichnungen zeigen ein großes Gefühlsspektrum von Glück über Trauer bis hin zum Tod. Zwar sieht man hier keine Abbildungen toter Menschen oder Bilder aus einem KZ, aber Quarello zeigt die Vergänglichkeit im "Kleinen", in dem er beispielsweise fallende Blätter abbildet oder tote Fliegen auf einem Fensterbrett. Den Traum von Freiheit symbolisiert er durch die Märchenfigur des gestiefelten Katers, der über einen Stacheldrahtzaun springt oder einen Vogelkäfig mit offener Tür, dessen Bewohner entflogen ist. All das bleibt für die Kinder des Waisenhauses ein Traum. Auch wenn die Welt jenseits des Ghettos nur eine Straßenbreite entfernt ist... für die Menschen innerhalb der Ghettomauern könnte es genausogut auf der anderen Seite der Welt sein. Dies wird auch unter zu Hilfenahme der Typographie verdeutlicht, bei dem auf einer Doppelseite ein Satz, der von ihrem Zuhause im Ghetto und "der anderen Seite" berichtet, genau an dieser Stelle getrennt wird: auf der einen Seite das restliche Warschau, ganz allein auf der anderen "wie ein fremdes Land" das Ghetto.

"Die letzte Reise" nimmt ein Schicksal von vielen aus der Zeit des Holocaust heraus, über das man sehr gut mit Kindern über diese Zeit ins Gespräch kommen kann, da die Kinder, um die es in der Geschichte geht, teils im gleichen Alter sind wie die angesprochene Zielgruppe: Schicksale, die für Kinder und Jugendliche tatsächlich greifbar sind.

'Pan Doktor hat uns erklärt, dass man Liebe nicht erzwingen kann, aber Respekt hat jeder verdient.'

Text und Illustrationen gehen nahe, ohne die schwierige Thematik zu zerreden. Vielmehr regt beides dazu an, selbst weiter in die Tiefe zu gehen und die Vergangenheit gemeinsam aufzuarbeiten.

Bewertung vom 09.03.2015
Seeland
Ruhe, Anna

Seeland


ausgezeichnet

Als älterer Leser fühlte ich mich zeitweise auf der Reise in Anna Ruhes Seeland in eine Reise zum Mittelpunkt der Erde des berühmten Jules Verne versetzt.

Wie Jules Verne beweist Anna Ruhe viel Fantasie und Erfindungsreichtum, um unter der Erde eine Landschaft lebendig werden zu lassen, auf deren Erkundung sich der Leser sofort heimisch fühlt, obwohl er sie nie zuvor betreten hat.
So ergeht es auch den beiden Kindern Emma und Max aus dem Örtchen Bittie Cross, die durch einen kleinen Brunnen an der Erdoberfläche klettern und sich kurze Zeit später in einer bis dahin völlig unbekannten Welt wiederfinden.

Die Handlung ist sehr dialoglastig. Durch die Gespräche zwischen den beiden Kindern Emma und Max und zu ihren Gesprächen mit den Bewohnern des Seelandes erfährt man nach und nach immer mehr über die beiden Kindern sowie über die geheimnisvolle Welt unterhalb der Erdoberfläche. Schon bald stellt sich raus, dass Max hier unten seinen verschollenen Vater suchen möchte. Auf der Suche dorthin könnte den beiden der Seeland-Junge Ari helfen. Nachdem sowohl dieser den beiden als auch die beiden ihm mehr als einmal aus der Patsche geholfen haben, sind die drei ein eingespieltes Team auf einer gemeinsamen Quest, denn nicht nur Max hat eine wichtige Person in den Tiefen des Meeres verloren.
Auf der langen und gefährlichen Fahrt kommen sie in Kontakt zu Piraten, lernen Meerjungfrauen und deren geheimnisvolle Bezugstiere - die Quallen - kennen, die nicht mit ihnen kommunizieren auf herkömmliche Art, sondern Gefühle und Pläne durch Reize ertasten können, in dem sie ihre Fangarme auf sie oder deren Unterwassergefährt auflegen.
Die Reise durch die Meereswelt bestreiten die drei Jugendlichen in dem von Ari gebauten Kustoh - einem Unterwasserseeboot, das seinen Namen dem Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau verdankt. Anna Ruhe hat damit ihren Forscher- und Erfinderdrang noch lange nicht ausgelebt. Rollstühle heißen hier Stuhlorasant, Papier ist kein einfaches Papier, sondern wasserfestes Elastopri und vielfältige Gaumenschmausen aus Meerestieren und -pflanzen machen einem auf Grund der fantasievollen Namen den Mund wässrig.

Auch wenn sich unsere drei Helden oftmals recht einfach aus sehr spannenden Zwickmühlen retten können, so ist dies der angesprochenen Zielgruppe ab 10 Jahren sehr gut angepasst, zum Vorlesen würde ich sogar noch 2 Jahre tiefer gehen und das Buch gemeinsam mit abenteuerlustigen 8jährigen lesen. Zudem folgt einem entflohenem Fettnäpfchen meist auf direktem Fuße ein zweites, aus dem die drei sich wiederum befreien müssen.

Anna Ruhes Fantasie und Einfallsreichtum wird zusätzlich unterstrichen von den beinahe magischen Unterwasserszenarien aus der Feder Max Meinzolds. Obwohl er die Geschichte nur mit schwarz-weiß-Illustrationen untermalt, bringt er die Szenen zum Leuchten und Strahlen.

Kinder, die Abenteuer lieben, egal ob Mädchen oder Jungen, werden hier eine fantasievolle Welt vorfinden, die sie nicht zuletzt auf Grund der drei Jugendlichen Emma, Max und Ari lieben lernen. Die drei wachsen einem im Laufe des Abenteuers sehr ans Herz und es fällt schwer sie zu verlassen, nachdem man ihnen bei so vielen Abenteuern zur Seite stehen durfte.
Aber ich bin sicher, dass selbst einige erwachsene Leser hier ein Abenteuer ganz nach ihrem Geschmack vorfinden werden, denn mit völlig unbekannten Szenarien bei Lesern Kopfkino zu erzeugen ist eine Kunst, die Anna Ruhe meisterhaft umsetzt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2015
Vater und Sohn - Sämtliche Streiche und Abenteuer
Plauen, E. O.

Vater und Sohn - Sämtliche Streiche und Abenteuer


ausgezeichnet

Die Comicgeschichten von Vater und Sohn kenne ich seit meiner Kindheit. Damals waren sie in irgendeiner wöchentlich erscheinenden Zeitschrift abgedruckt.
Näher mit den beiden Figuren und deren Autor habe ich mich aber erst Jahre später auseinandergesetzt, als ich durch eine Fernsehverfilmung von der politischen Vergangenheit des Autors erfahren habe und den Umständen, die zu seinem Freitod führten.
Im Gegensatz zu ihm, haben seine beiden bekanntesten Figuren nicht nur den zweiten Weltkrieg überlebt, sondern bis heute überdauert, was meiner Meinung nach vor allen Dingen an dem zeitlosen Witz der kurzen Comicstrips liegt als auch daran, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene davon angesprochen und unterhalten werden.

Der Einband ist aus hochwertigem, knallroten Leinen, auf dem Coverbild, sowie Autorenname, Titel und Verlag eingeprägt sind. Die Ausgabe ist eine wunderbare Verbeugung vor den klassischen Geschichten, da Comics heutzutage eher selten in diesem Format daherkommen. Auch das Querformat passt sehr gut zum Inhalt, da Comicgeschichten, die in Zeitungen abgedruckt werden, meistens dieses Format haben.

In der Schmuckausgabe sind auf über 300 Seiten nicht nur sämtliche Abenteuer von Vater und Sohn enthalten, sondern auch eine mehrseitige Biographie von Erich Ohser inklusive zwei Schwarz-Weiß Fotos, sowie im Anhang eine Übersicht über alle Comicgeschichten mit Titel, Erscheinungsjahr und -medium.

Ein wunderschönes Schmuckstück für das heimische Bücherregal für Freunde DES klassischen Comicduos aus deutscher Feder!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2015
Dem Spuk auf der Spur - Eisblau, eiskalt und unsichtbar / Grusel-Club Sammelbd.1
Brezina, Thomas

Dem Spuk auf der Spur - Eisblau, eiskalt und unsichtbar / Grusel-Club Sammelbd.1


sehr gut

"Gruselclub - Eisblau, eiskalt und unsichtbar" ist ein Sammelband aus den drei bereits als Einzeltitel erschienenen Büchern "13 Stunden in der Geisterbahn", "Der Mann mit den eisblauen Augen" und "Das unsichtbare Biest".
Die Abenteuer sind gerade richtig, um Jungs (aber auch Mädchen) in der angesprochenen Altersgruppe zu begeistern und zum Lesen der Folgebände zu animieren.

Bewertung vom 02.03.2015
Gans für dich
Schwarz, Christine;Baltscheit, Martin

Gans für dich


ausgezeichnet

Ein Bilderbuch für kleine Zuhörer und ein Gedichtband für Selbst(und-zwischen-den-Zeilen)leser:

Gans für euch alle!

Meistens ist es gar nicht dumm:
Erst ein Gedicht und dann ein Bild.
Diesmal war es andersrum.
Auch schön.

In "Gans für dich" treffen mehrfarbige Zeichnungen von Tieren, die sich auf das Wesentliche des Charakters konzentrieren, auf intelligente Wortspiele von Martin Baltscheid.

Bereits eine der ersten Bild-Gedichten geht mit einem skurrilen Inhalt los: im Schwarm haben sich zwei verliebte Fische aus den Augen verloren, doch für die beiden findet sich ein Happy End in der Ölsardinendose.

Das Innere des Buches ist recht minimal gestaltet. Oftmals kommen die Tierbilder sogar ohne Hintergrund aus, so dass einem das Buchinnere zum größten Teil klar und cremefarben entgegenwirkt im krassen Gegensatz zu dem in zarten Farben und schön herausgearbeiteten Details des Buchumschlags. Der Buchumschlag ist ein Beispiel dafür, dass manchmal ein Bild mehr als tausend Worte sagt:

VERSPROCHEN

Ich liebe dich

Gans wie du bist

Und der blaue Himmel des Tages und der rötliche Himmel des Abends versprechen dies immerwährend, für alle Zeit.

Mit Wortspielen sind die Gedichte gespickt, die nicht nur lustig sind, sondern auch Neckereien, Rätsel und Wunder verbergen, gerade recht, dass auch große Entdecker einen (Wort)Schatz darin finden.

Bewertung vom 01.03.2015
Zum Glück bemerkt mich niemand ... dachte ich
Weberg, Liv Marit

Zum Glück bemerkt mich niemand ... dachte ich


gut

Anne Lise ist für das Studium nach Oslo in ihre erste eigene Wohnung gezogen. Leider ist sie derartig schüchtern, dass sie es nicht schafft Kontakte in der Stadt zu knüpfen geschweige denn ihr Studium aufzunehmen. Mehr oder weniger zufällig bekommt sie zwar einen Freund, der jedoch schon bald auf Grund Anne Lises zurückhaltender Art das Handtuch wirft. Nur aus der Not gezwungen nimmt Anne Lise einen Job an, nachdem ihr die Studienhilfe gestrichen wird und auch ihre Eltern weitere Unterstützung verweigern. Nachdem der Ball des Schicksals gezwungenermaßen eine Richtung einschlagen muss, die Anne Lise von selbst nie gegangen wäre, entwickelt sich vielleicht doch noch alles in eine positive Richtung?!

Mit der Lektüre von "Zum Glück bemerkt mich niemand... dachte ich" bekam ich stilistisch und auch von der Hauptfigur einen völlig anderen Roman als ich es erwartet hätte. Die kurzen Kapitel reihen sich stakkatoartig aneinander, die Schrift ist relativ groß, die Seiten teilweise nur zur Hälfte bedruckt, so dass sich die Geschichte von Anne Lise schnell lesen lies, obwohl ich weder mit der Handlung noch mit ihrer Art richtig warm geworden bin. Anne Lise ist zwar einerseits schüchtern und versucht Aufmerksamkeit zu vermeiden, andererseits hat sie aber eine Art an sich, mit der sie aneckt und anstößt und damit auffällt. Vom Klappentext her hätte ich eine Figur erwartet, die gegen ihre Schüchternheit angehen und Leute kennenlernen will, tatsächlich tut Anne Lise aber alles dafür, um allein zu bleiben, selbst den Kontakt zu ihren Eltern sucht sie erst dann freiwillig, als ihre einzige Geldquelle durch die Studienhilfe versiegt.

Einerseits hat es mir gut gefallen, dass die Autorin aufzeigt, wie schwierig die ersten Schritte in das selbstständige Erwachsenenleben sein können und mit welchen sozialen Kontaktproblemen sich Menschen konfrontiert sehen, die von ihrer Art introvertiert und zurückhaltend sind. Diese Thematik derart auf die Spitze zu treiben, wie es die Autorin in ihrem Roman macht, ist aufrüttelnd, da man als Leser gar nicht umhin kommt, auf Anne Lises Art zu reagieren. Die Autorin polarisiert mit ihrer Hauptfigur und fordert Reaktionen heraus. Andererseits war mir die Umsetzung für das anvisierte Zielpublikum ab 14 Jahren teilweise zu überspitzt und ironisch. So fällt es mir schwer, für diesen Roman eine definitive Empfehlung auszusprechen. Anfang und Ende haben die Geschichte für mich gerettet, aber mit dem Mittelteil, bei dem Anne Lise ihrem erzwungenermaßen angenommenen Job nachgeht, konnte ich nicht viel anfangen: hier war Anne Lises Art von der Autorin zu gezwungen übertrieben und sarkastisch gezeichnet.