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Wedma

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Insgesamt 546 Bewertungen
Bewertung vom 05.02.2017
Wunder wirken Wunder
Hirschhausen, Eckart von

Wunder wirken Wunder


ausgezeichnet

Hörbuch, gelesen vom Autor, Spieldauer: 1 St. 43 Min.
Es ist wohl Aufnahme eines Konzerts des Autors, denn man hört das Klatschen, Lachen und andere Geräusche der Zuschauer. Dies hat einen netten Nebeneffekt, dass man denkt, man ist mitten drin, im Zuhörerraum, und lauscht gespannt den Ausführungen des Autors.

Eckhart von Hirschhausen plaudert über das Thema Wunder und was sie im Leben bewirken können. Auszug aus dem Klappentext: „Es gelingt dem Arzt, Kabarettisten und Wissenschaftsjournalisten, zwei zerstrittene Weltanschauungen miteinander zu versöhnen und gleichzeitig praktische Orientierung zu geben. Spielerisch wechselt er die Perspektiven, von klaren Worten zu wunderbarer Komik, von Hintergrundwissen zu Selbsterfahrung, von Anklage zur Anekdote.“ Das stimmt. Ich habe seine Texte sehr genossen.

Es ist eine tolle, intelligente Unterhaltung, die nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken bringt, manches geht auch sehr nah, denn auch ernste Themen werden angesprochen. Man bleibt aber nicht lange betrübt, denn gleich kommt ein nächster guter Witz und man ist wieder am Auflachen und Schmunzeln und zwar bis zum Ende.

Fazit: Unbedingt hören! Gerade beim trüben Wetter. Das Hörbuch macht gute Stimmung und Lust auf Mehr. Bin schon beim nächsten Hörbuch von Hirschhausen. Ist auch super.
Danke an alle Beteiligten, die dieses wunderbare Hörbuch ermöglicht haben. Natürlich gibt es fünf Sterne, wobei ich gerne auch zehn gegeben hätte.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2017
Das Buch der Spiegel
Chirovici, Eugene O.

Das Buch der Spiegel


gut

„Das Buch der Spiegel“ ist ein flüssig geschriebener Krimi mit ruhiger Spannung, bei dem Psychopathen und ihre gestörte Wahrnehmung eine große Rolle spielen.
Das Coverbild ist ein Hingucker, ist aber irreführend. Die Schlösser haben eher im übertragenen Sinne etwas mit der Geschichte zu tun. Auch was den Unterhaltungswert dieses Werkes angeht, lässt sich nach der Lektüre sagen: Dem Leser wird mehr versprochen, als die Geschichte im Endeffekt hält. Mehr Schein als Sein -das passt zu dem Buch perfekt.
Der Roman besteht aus drei Teilen. Erst erzählt der Literaturagent Peter Katz im Jahr 2014, Angestellter einer Agentur vermutlich in New York, ganz kurz die Vorgeschichte. Er hat einen netten Anschreiben und eine vielversprechende Leseprobe von einem Autor namens Richard Flynn bekommen. Weiter liest man den recht flott geschriebenen Anfang des eingesandten Romans, etwa 100 Seiten, der im Jahr 1987 in Princeton, USA spielt. Richard Flynn ist zu der Zeit Student der Anglistik. Er lernt Studentin Laura Baines kennen, die ins Haus neu eingezogen ist, findet sie attraktiv und bald werden sie (fast) unzertrennlich. Laura macht Richard mit dem Prof. Joseph Wieder bekannt. Kurz vor Weihnachten wird der Prof. tot in seinem Haus aufgefunden. Der Mordfall bleibt ungeklärt. Bis Peter Katz die Leserprobe erhält und den Rest des Romans lesen will, um zu sehen, ob man mit dem Manuskript Geld verdienen kann. Dafür engagiert er den Reporter, John Keller, damit er mehr über die ganze Story herausfindet und ihren Wahrheitsgehalt prüft. Hier gibt es wenige Figuren, dafür aber fast alle mit psychotischen Störungen.
Zweiter Teil, 115 Seiten, ist von John Keller erzählt worden. Er rollt den fast dreißig Jahre alten Fall auf, spricht mit allen Beteiligten, die er ausfindig machen kann, u.a. mit Laura und mit dem Handwerker, der den Prof. damals tot gefunden hatte. Spätestens hier befällt einen die Erkenntnis, dass mehr an lesenswertem Stoff nicht mehr kommen wird, und man ist gezwungen, ein und das Selbe zum zigsten Mal zu lesen, bloß aus einer anderen Perspektive erzählt, ggf. von einer anderen Figur.
Dritter Teil, ca. 90 Seiten, ist von Roy Freeman erzählt worden. Er ist nun ein pensionierter Polizist. Damals hat er den Fall Joseph Wieder unaufgeklärt geschlossen. Nun will er den Fall doch wieder aufrollen und fängt seine Ermittlungen an. Hier wird der Leser aufs Neue mit langwierigen Dialogen und Stoffwiederholungen konfrontiert, die einem schon im zweiten Akt viel Geduld abverlangt haben. Wenn es im Teil 1 von Psychopathen gewimmelt hat, trifft man hier vielmehr auf finstere Gestalten aus den unteren Schichten der amer. Gesellschaft: Knasties, noch mehr psychisch Kranke, Nutten, deprimierte Polizisten, Junkies, etc.
Ganz zum Schluss taucht Peter Katz aus Teil 1 auf und führt ein Gespräch mit dem Erzähler aus Teil 2, John Keller, über den Fall Wieder.
Es war auch eher anstrengend, sich in jedem Teil auf einen komplett neuen Erzähler einzustellen, auf seine Perspektive und seine Geschichte. Man hat auch wohl kaum eine Figur, mit der man durch die Geschichte zusammengehen kann.
Die Psychopathen und ihr typisches Verhalten sind anschaulich und situativ dargeboten worden. An Lügengeschichten und gestörten Unsympathen mangelt es keineswegs. Wenn man aber genug Krimis/Thriller gelesen hat und eine adäquate Vorstellung hat, wie menschliches Gedächtnis funktioniert, was oft in solchen Werken zur Sprache kommt, für den ist dieser Roman in etwa so spannend wie ein Pokerspiel mit offenen Karten.
Fazit: Man kann’s lesen, muss man aber nicht. So etwas wie Anfänge des Lesevergnügens gab es nur im Teil 1. Beim Rest des Romans haben die Stoffwiederholungen – man liest immer wieder Variationen der selben Geschichte – viel Geduld abverlangt, sodass ich froh war, die letzte Seite umgeblättert zu haben. Drei Sterne und keine Leseempfehlung. Man kann’s lesen, es ist aber definitiv kein must read.

Bewertung vom 29.01.2017
Ab morgen wird alles anders
Gavalda, Anna

Ab morgen wird alles anders


ausgezeichnet

„Morgen wird alles anders“ ist ein toller Erzählband von Anna Gavalda, der 5 Geschichten enthält:
Mein Hund wird sterben (25 S.)
Mathilde (104 S.)
Meine Kraftpunkte (24 S.)
Yann (94 S.)
Minnesang (25 S.)
Jede davon schildert das heutige Leben in Paris. Die Menschen, ihre Lebenslage, ihre Vorgeschichte, ihre Probleme und ihre Entscheidungen sind wunderbar/gekonnt in Szene gesetzt worden. Nach den ersten Seiten ist man vollends verzaubert und man kann nur eins: weiterlesen.
Keineswegs ist alles Friede und Freude. Entweder sind es die weniger erfreulichen Lebensumstände der jüngeren Generation, die ihren Platz im Leben nicht findet, manchmal sind es die Realien der heutigen Welt, die jeweilige Erzähler zum Ausdruck bringen.
In „Mathilde“ hat man den Eindruck, man unterhält sich mit ihr. Sie erzählt, im typischen Sprech einer 24-Jährigen Göre, was sie arbeitet, wo sie wohnt und was ihr passiert ist: Sie hat ihre Tasche mit 10000 Euro, die ihr nicht gehören, verloren. Ihre Verzweiflung kann man mit Händen greifen. Aber nicht nur des Geldes wegen. Sie denkt über ihr Leben nach, über die Perspektivenlosigkeit ihres Daseins, uvm.
„Yann“ ist ein 26-Jähriger Bretone, der trotz des teuren Designerstudiums nur einen Handelsvertreterjob in einer koreanischen Firma, dafür aber unbefristet, welch Ironie, ergattern konnte. Er lebt mit seiner spießigen Freundin in der Wohnung ihrer Tante in einem besseren Viertel von Paris. Scheinbar ist alles so, wie es sein soll. Aber eines Tages lernt Yann seine Nachbarn kennen und versteht, was das Leben lebenswert macht. „Aber, Yann… Junger Freund…“, sagt u.a. sein Nachbar, „Menschen, die man liebt, trifft man nicht, die erkennt man. Wussten Sie das nicht?“ Nach dieser Nacht mit viel gutem Wein und herzerwärmenden Gesprächen begreift Yann, was ihm fehlt, und trifft seine Entscheidung.
In der ersten Erzählung versucht ein Ehepaar mittleren Alters den Tod ihres Kindes zu verarbeiten, der schon eine Weile zurückliegt. Die Geschichte, wie die anderen auch, ist so eindringlich erzählt, dass ich sie erst nach Mathilde zu Ende lesen konnte.
„Meine Kraftpunkte“ erfährt man aus der Sicht des Vaters von drei Söhnen. Die Geschichte dreht sich um den jüngsten Sohn, den sechsjährigen Valentin. Der Vater muss dringend in die Schule, weil Valentin etwas angestellt hatte. Der Vater wundert sich, denn sein Valentin ist ein ruhiges und ganz liebes Kind. Die Geschichte muss man einfach selbst lesen. Manches geht gleich unter die Haut. Man wünscht sich so einen Vater, der nicht nur sein Vaterdasein und seine Kinder liebt, sondern auch so gut erzählen kann. So rührend und herzergreifend ist der Schluss!
„Minnesang“ ist ein würdiger Abschluss des Bandes. Da trifft man auf einen Dichter, einen jungen Mann, der wie die Minnesänger im Mittelalter Gedichte zur Lobpreisung der holden Magd aus dem Stehgreif dichten kann. Erzählt ist „Minnesang“ aus der Sicht der jungen Frau, die diesen Dichter auf einer Party der besseren Kreise kennenlernt.
Der Schreibstil von Anna Gavalda ist so wohltuend eigen und authentisch (Bei „Blindverkostung“ hätte ich gleich auf sie getippt), dass der Band auch deshalb viel Lesevergnügen bereitet.
Schön atmosphärisch sind die Geschichten. Man fühlt sich nach Paris unter diese Menschen versetzt. Witz und Leichtigkeit gehen Hand in Hand mit guter Portion Gesellschaftskritik. Die Autorin hält der Welt Spiegel vors Gesicht und macht so die Missstände sichtbar.
Das Coverbild mutete zunächst melancholisch an, aber so ist es nicht: die Geschichten sind facettenreich und farbenfroh.
Fast bei jedem ändert sich das Status Quo. Nichts ist mehr, wie es früher war. Deshalb ist der Titel sehr passend.
Fazit: Das Buch war für mich ein wahres Lesehighlight: Es hat mir viel Vergnügen bereitet, diese Menschen und ihre Geschichten, die man nicht so schnell vergisst, kennenzulernen. 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 24.01.2017
Simple
Henry, Diana

Simple


gut

Äußere Gestaltung: Das Buch (Hard Cover) ist schon recht schwer: 1160Gr. Es ist 19,5cm breit, 25,2cm hoch und 3,4cm dick (falls jemand abschätzen möchte, ob es ins dafür vorgesehene Kochbuchregal passt).
Es riecht auch recht intensiv nach Druckerfarben, wenn man es aufmacht. Ich musste paar Mal lüften, während ich im Buch blätterte.
Die Food-Fotos sind einladend, in etwa auf shabby-chic gemacht. Jedoch nicht alle wirkten auf mich appetitanregend. Manch verbrannte Stelle am Hähnchen/Fisch/Gemüse hätte ich dort lieber nicht entdeckt. Es sind aber wenige Ausnahmen. Die meisten Fotos sehen sehr ansprechend aus.
Die Bereiche wie Salate, Fisch, Offengerichte, etc. sind mit einem extra Blatt voneinander entfernt, was der besseren Orientierung hilft.
Inhalt:
„Simple“ bezieht sich wohl auf die Zubereitung, aber nicht auf die Beschaffung der Zutaten und nicht auf paar andere Punkte, s.u. Vieles gibt es hierzulande nicht im Einzelhandel, man ist also, natürlich nicht bei allen Gerichten, auf online Angebote angewiesen.
Es gibt keine Zeitangaben, wie bei manchen anderen Kochbüchern, wie lange das jeweilige Gericht benötigt. Es gibt bei der Zubereitungsbeschreibung Sätze wie „weitere 30 Minuten im Offen lassen, oder bis es gar ist“. Manche Gerichte erscheinen mir doch ganz schön zeitaufwendig: man muss etwas erst paar Stunden marinieren, dann mind. 1 Stunden, wenn nicht länger zubereiten, oder bei den Desserts für paar Stunden kaltstellen.
Einige Rezepte sind auch recht energie-intensiv. Vieles wird im Ofen gemacht. Öfen sind oft Energie-Schlucker. Ein Kuchen braucht 1,5 Stunden im heißen Ofen. Ich kann auf dem Stehgreif auf andere, auch leckere Rezepte zurückgreifen, die weniger Energie verbrauchen.
Man/frau soll lieber nicht fragen, wie figurenfreundlich diese Kost ist (oft Hight fat und gewiss nicht low carb).
Bei vielen Rezepten ist Fleisch dabei, auch bei Gemüse-Gerichten.

Fazit: Wenn man die besten, frischesten Zutaten nimmt, worauf die Autorin explizit hinweist, dann werden die Gerichte auch lecker. Man muss doch lieber vom Kochen/Backen etwas Ahnung haben, damit das alles auch zum Genuss wird. Für Anfänger scheint mir das Buch nicht geeignet, dabei erwecken die Texte zur Warenkunde, Rezepthinweise und Vorwort den Eindruck, dass gerade diese Zielgruppe mit diesem Kochbuch angepeilt wurde. Für Fortgeschrittene sind wiederum die Rezepte nichts Neues.
Man kann „Simple“ von Diana Henry ggf. als Inspirationshilfe nehmen: Es gibt Rezepte, die man auch als Anregungen für eigene Kreationen nehmen kann. Oder man möchte mal etwas ausprobieren, was ungewöhnliche Zutaten als festen Bestandteil hat. Oder man ist Fan englischer Küche/ Fan der Autorin, die man vom Englandaufenthalt noch kennt. Oder man hat Fernweh oder möchte einfach mal ohne Rücksicht auf all die figurfreundlichen Ernährungsregeln/Trends etwas essen, wie man früher gegessen hat.

Bewertung vom 22.01.2017
Wissenschaft und Spiritualität
Jaeger, Lars

Wissenschaft und Spiritualität


sehr gut

„Wissenschaft und Spiritualität“ von Lars Jaeger ist ein spannendes, absolut lesenswertes Sachbuch, das die im Titel aufgeführten Themen eingehend beschreibt und zu einem vielversprechenden Schluss kommt. Sowohl die gestellten Fragen, Blickwinkel der Betrachtung, die Tiefe, die aufgezeigten Grenzen der Naturwissenschaftler als auch die Spiritualität, ihre Definition, was sie möglicherweise ist, ihr Platz/ihre Rolle in der heutigen Welt, ihre Wechselwirkung mit Naturwissenschaften sind überzeugend dargelegt worden.
Physik, Astronomie, Quantenphysik, Neurobiologie, Psychologie, Philosophie und ihre diverse Ausrichtungen, Religion, insb. Buddhismus, Ethik, etc. bilden festen Bestandteil der Ausführungen. Für Studierende der o.g. Bereiche dürfte dieses Buch von besonderem Interesse sein. Dieses Bereichsübergreifende, Interdisziplinäre macht das Werk so einzigartig und beeindruckend.
Es war auch eine enorme intellektuelle Leistung, all die Fachgebiete unter einem Dach zu bringen, ihre historische Entwicklung zu analysieren, um auf das Zusammenspiel der Wissenschaft und der Spiritualität heute hinauszukommen: „Spiritualität und Wissenschaft sind zwei unterschiedliche und komplementäre Ansätze, die Welt zu erfahren und zu erklären.“ S. 380.
Es gibt auch einige sehr gute Zitate zu Buddhismus und zum Verhältnis von Wissenschaft und Spiritualität insg. Die Beschreibung des „mittleren Wegs“ sowie der „fehlenden Substanzhaftigkeit des Ichs – Der buddhistische weg der Achtsamkeit“ im Kap. 6 fand ich besonders spannend und aufschlussreich.

Es gibt aber auch einiges, wo man noch hätte feilen können, insb. bei der Art der Stoffdarbietung. Das Buch ist nicht gerade einfach zu lesen. Manches muss man zwei Mal durchgehen: Schachtelsätze erschweren hier und dort den Lesefluss. An einigen Stellen fehlten mir die Quellen. Manches hätte ggf. weniger ausführlich/griffiger dargelegt sein können. Auch die Gestaltung des Buches wünschte ich lesefreundlicher: Kraftaufwand ist nötig, um das Buch vor Augen offen zu halten. Zum Mitnehmen ist es eher suboptimal.

Fazit: Warum also dieses Buch lesen? Auch wenn man nicht eindeutige Antworten auf die gestellten Fragen bekommt, was man bei dem Thema nicht wirklich erwartet, und/oder mit der Argumentation nicht (ganz) einverstanden ist, erscheint mir der Inhalt spannend, eigenartig und auf jeden Fall lesenswert. So eine Kombination aus o.g. Wissenschaften und Religionen, gut zusammengefasst, als Teil der Argumentation zur Darbietung der Wechselwirkungen von Wissenschaft und Spiritualität bekommt man nicht jeden Tag. Sie ist es einfach wert, sie kennenzulernen.
Das Buch, 383 Seiten reinen Textes, weitere 77 Seiten für Anmerkungen und 9 Seiten für weiterführende Literatur) gibt dem Leser eine reichhaltige Grundlage zum Nachdenken über viele wesentliche Dinge. Es hilft, u.a. das eigene Verständnis der Spiritualität zu schärfen, liefert wissenswerte Einblicke in buddhistische Weltsicht und steht zur Seite, wenn man den eigenen Standpunkt bezüglich der Rolle der Spiritualität im Leben, der Symbiose der Spiritualität und Wissenschaft klarer vor Augen haben möchte. Das Niveau ist hoch, deutlich höher als das vieler Bücher, die sich mit Spiritualität auf dem Stammtischniveau befassen. Das Werk ist nicht einfach zu lesen, aber wenn man sich fürs Thema interessiert, ist „Wissenschaft und Spiritualität“ von Lars Jaeger eine sehr gute Adresse.

Bewertung vom 10.01.2017
Gefährliche Empfehlungen / Xavier Kieffer Bd.5 (eBook, ePUB)
Hillenbrand, Tom

Gefährliche Empfehlungen / Xavier Kieffer Bd.5 (eBook, ePUB)


weniger gut

In der Folge 5 der Reihe mit dem luxemburgischen Koch Xavier Kieffer ist der angeschlagene Kurs, den man aus vorigen Folgen kennt, völlig verändert worden. Wenn man in früheren Kieffer Krimis eine Art Enthüllungsjournalismus in unterhaltsamer Form zum jeweiligen Thema, wie z.B. Olivenöl und brisante Details um seine Produktion und Vertrieb (Folge 4) oder Thunfisch (Folge 2), genießen konnte, wurde hier etwas ganz anderes, was kaum in den Gastrobereich fällt, zum Gegenstand der Ermittlungen, und man durfte sich als Fan der Reihe veräppelt fühlen.
Französische Politik und franz. Präsident Francoise Allegrét, den man schon aus der zweiten Folge kennt, spielt hier schon fast eine zentrale Rolle, was dem Ganzen nicht guttut. Spannung? Fehlanzeige.
Es gibt zwei Erzählstränge: in der Gegenwart sucht Kieffer nach verschwundener Ausgabe von Gastroführer Gabin aus dem Jahr 1939. Es gibt einen toten Bibliothekar, Kieffer wird verfolgt. Der abwechselnd erzählte Strang, der eher für Verwirrung sorgte, ist im zweiten Weltkrieg angesiedelt. Dort wird man mit Schilderungen des Alltags der Soldaten in Frankreich „beglückt“. Die Figuren blieben schemenhaft und ihre Gespräche, viel mehr war nicht dabei, nicht mehr als ein Geplänkel. Am Ende kommen die beiden Stränge mehr oder minder zusammen.
Ich muss sagen, dass ich mich für diesen Kurswechsel gar nicht begeistern konnte. Meine frühere Begeisterung für die Reihe war völlig hinüber. Gastroteil ist eher ein Beiwerk, eine Alibiveranstaltung, um einen dürftig zusammengebastelten Agentenroman noch als Folge der früheren Krimis mit dem luxemburgischen Koch aussehen zu lassen.
Manche Elemente wie Verbrennung der Bücher und die bösen Russen muten ganz anders an und man fragt sich, ob man diese wenig rühmliche Gegebenheiten (Bücherverbrennung von Nazis und Kalter Krieg der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts) wieder aufleben sollte, selbst in leicht abgewandelter Form und auf den Seiten eines drittklassigen Agentenkrimis. Eine Aufwertung des Plots, der so oder so arg zusammengebastelt wirkt, war es wohl kaum, genauso die Figur des franz. Präsidenten als Verschnitt aus dem Vorigen und Gegenwärtigem, aber in der Schwulvariante, der wie ein Wahnsinniger nach Macht strebt.
Diese Einfallslosigkeit, die einen durch den Roman begleitet, ist schon erschreckend. Man braucht sich nicht zu wundern, dass die Auflösung entsprechend ausfällt. Fragen der Glaubwürdigkeit tauchen dabei hartnäckig auf. Um das Ganze noch „abzurunden“, gibt es seitenlange Erklärungen, wie die großen Bibliotheken funktionieren und wie man dort Recherche betreibt. Das ist eigentlich das Interessanteste an dieser Folge. Selbst bei den Figuren, die man in den vorigen Fällen witzig und sympathisch fand und sich auf das Wiedersehen freute, konnte kein Funke rüberspringen. Sie blieben blass und marionettenhaft.
Die Sprache ließ mich auch oft genug zusammenzucken. „War“ ist wohl das liebte Wort des Autors. Insb. Kap. 10 trieft davon.

Ich musste öfter Pausen einlegen. Solche Krimis sind sonst in ein- zwei Lesesitzungen durch. Dieser hier zog sich aber über mehrere Tage und ich musste mich motivieren, das Buch wieder aufzunehmen.

Fazit: Enttäuschend auf der ganzen Linie. Zu bemüht kommt mir dieser Agentenkrimi daher. Halbherzig zusammengeflickt und auf die Leser losgelassen. Offensichtlich, dass dem Autor nichts Aufregendes eingefallen war, da musste die Recherche und aktionsreiche Verschnitte aus anderen Agentenromanen herhalten. Mir wäre es viel lieber gewesen, wenn diese Folge in der alten Tradition der Reihe geblieben wäre, sowohl was die Themenwahl, den Aufbau, als auch die Gestaltung der Figuren angeht. Ich bin so enttäuscht, dass ich mich frage, ob ich wieder etwas von dem Autor lesen werde. Ich kenne fast alle seine Werke, die ich sonst recht gut und lesenswert fand, aber nach diesem Flop ist eine längere Pause dran.
E-book, 416 Seiten der Printausgabe.

Bewertung vom 10.01.2017
DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
Callaghan, Helen

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest


gut

Vom Mädchen für Mädchen oder Psychothriller für Anfängerinnen.
Dear Amy ist eine Geschichte, die eher für Mädchen, Neulinge in dem Psychothriller-Genre, geschrieben wurde. Junge Frauen, hpts. in der Opferrolle, sind hier in der Überzahl. Ihre pubertären Probleme und daraus folgende tragische Schicksale füllen etliche Seiten. Männer sind oft die Bösewichte und Quell allen Übels.
Die Frage der eigenen Identität ist eine der zentralen Themen in diesem Roman. Freundschaft, Kindererziehung, Rolle der Frau in der Familie, Familienzusammenhalt, Liebe, auch den richtigen Platz, sinnvolle Aufgabe im Leben finden, kommen im Laufe der Handlung hinzu.
Den Anfang fand ich vielversprechend. Es wird hpts. aus der Sicht von Margot, der Protagonistin, Lehrerin an einer besseren Mädchenschule, erzählt, was prima zur Story passt und daran eine Weile fesselt. Der lockere Schreibstil ließ die Seiten immer weiterblättern, und die Frage, worauf all das hinauslaufen mag, sorgte dafür, dass die erste Hälfte schnell ausgelesen war.
Nicht minder ernüchternd stand dann aber die Erkenntnis vor Augen, dass das Ganze wohl bekannte Muster bedient und eine flotte Nacherzählung einer Story ist, die man schon in zig Variationen bereits woanders gelesen hat, Geschichten von misshandelten Mädchen, die von Zuhause fliehen und unbedingt auf die schiefe Bahn geraten inklusive: Über knapp zwanzig Jahre hinweg verschwinden 15-Jährige Mädchen. Polizeiliche Ermittlungen erfolglos. Täterprofil so gut wie nicht vorhanden. Nun verschwindet Katie Brownie, eine Schülerin von Margot, und Margot selbst bekommt Briefe von einem Opfer, das seit fünfzehn Jahren als spurlos verschwunden gilt.
Einiges aus der griechischen Mythologie zu Furien und Erinnyen, etc. ist prima in den Erzählteppich hineingewoben worden und wertet die Geschichte gut auf.
Zum Schluss wechselt tw. die Erzählperspektive. Der Täter kommt zu Wort, erzählt eigene Vorgeschichte und erklärt seine Motive, plötzlich in Präsens. Wenig originell, wie wohl bekannt, der Inhalt, wenig kunstfertig die Art der Stoffdarbietung, was auch für manche Dialoge und Handlungswendungen gilt.
Bei einem zentralen Element ähnelt Dear Amy dem Boy in the Park, wirkt wie von dort abgeguckt. Ansonsten ist es die zigste Nacherzählung einer uralten Geschichte, eine Art moderne Interpretation vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf, die am Anfang und insb. zum Schluss ins Unglaubwürdige und Konstruierte kippelt.

Die Sätze im Klappentext: „Beklemmende Psycho-Spannung um zwei Entführungsopfer – ein packender Thriller…“ und »Ein Wirbelwind von einem Psychothriller!« halte ich für arg übertrieben.

Für eine Debütantin ganz gut, aber mit eigenen, neuen, unverbrauchten Ideen wäre das Debüt auch des generalstabmäßig organisierten Hypes und insg. der Rede wert. Drei Sterne mit guter Portion Wohlwollen.

Bewertung vom 29.12.2016
Nebeltod / Kommissar John Benthien Bd.3
Ohlandt, Nina

Nebeltod / Kommissar John Benthien Bd.3


sehr gut

Der dritte Fall für den beliebten norddeutschen Hauptkommissar John Benthien.“
Nebeltod hat auf mich einen guten Eindruck gemacht. Es ist ein Krimi mit ruhiger Spannung, bei dem Umgang mit Tieren und Tiermissbrauch stark im Vordergrund stehen.
Die sorgsam ausgewählten Zitate fand ich sehr schön. Sie und der Fall insg. haben mich zum Nachdenken gebracht. Diese philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema hat mir sehr gut gefallen.
Die Handlung spielt im November in Nordfriesland und endet am 1.Dezember. Schön atmosphärisch ist der Hintergrund der Geschichte. Die Naturbeschreibungen sind bei Nina Ohland wie immer lebendig und zum Greifen nah. Man fühlt sich an die Küste versetzt und mitten drin im Geschehen.
Nach dem Toten auf den Gleisen kommen später auch weitere Opfer hinzu, einige aus der Künstlerkommune. Dort schaut sich Benthien ausführlicher um. Man lernt die Künstler kennen und diejenigen, die mit den Opfern zu tun hatten. Interessante Lebensgeschichten und mitunter tragische Schicksale sind Lohn für die Ausdauer, die man hier mitbringen muss. Die Spannung speist sich hpts. aus den Figuren, ihren Vorgeschichten und möglichen Beweggründen der infrage kommenden Täter. Fast jeder ist zunächst verdächtig, bloß nicht die Personen, die hinter diesen Aktionen tatsächlich stecken. Der Fall fußt auf einer Familientragödie und wird zum Schluss bis ins Detail erklärt.
Ich mochte den dritten Fall, wie auch all die früheren Benthien Fälle. Dieser Fall hat ein wichtiges Thema, das Autorin Nina Ohland richtig erkannt und einfühlsam wie gekonnt im „Nebeltod“ ausgearbeitet hat. Es gibt (Gottseidank) keine Folterszenen. Es wird aber über die missbrauchten Pferde, Hunde und Katzen im Laufe der Ermittlungen en Detail gesprochen.
Es gibt auch weitere Entwicklungen bei jeder Figur, die Jon nahe steht. Jons Vater hat nun ein Ziel vor Augen und will einen Krimi schreiben. Jon ist willens, ihm dabei zu helfen. Jon denkt verstärkt an Lily und sie an ihn, wobei sie Juri Rabanus auch attraktiv findet. Das Team hat einen neuen Kollegen bekommen, der sich nicht besonders gut anstellt, weder bei Kollegen noch bei den Ermittlungen. Die Staatsanwältin ist mit dem Weihnachtsmenu zum Schluss beschäftigt, das sie selbst zubereiten will. Und die verrückte Stalkerin Jablonski, die man aus dem zweiten Fall kennt, ist auch da, wenn auch nur schemenhaft im Hintergrund, und sorgt für gruselige Momente.

Im Februar 2017 erscheint der nächste Benthien-Fall „Sturmläuten“. Ich bin jetzt schon darauf gespannt.
Ich vergebe hier gerne vier Sterne und eine Empfehlung für die Leser, die gerne Familiengeschichten mit kriminellen Elementen vor atmosphärischer Nordsee-Kulisse lesen und/oder sich fürs Thema Umgang mit Tieren/Tiermissbrauch interessieren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2016
Easy. Überraschend. Low Carb.
Matthaei, Bettina

Easy. Überraschend. Low Carb.


gut

„Easy. Überraschend. Low Carb“ hat auf mich insg. einen guten Eindruck gemacht. Es gibt Stärken, aber auch Schwächen.
Die Food-Fotos sind sehr schön, wecken Neugier auf die Gerichte und laden zum sofortigen Ausprobieren ein. Die Anrichtweise hat mich bei manchen Gerichten allerdings gewundert: Die Koch-Backergebnisse, wie z.B. Pilz goes Burger, Chutneys auf S. 23, Burger auf S. 71, etc. liegen auf einem zerknüllten Backpapier und so wurden sie auch abgelichtet und ins Buch aufgenommen.
Zum Inhalt:
Nach der Einführung und einigen erklärenden Infos zum High Fat low Carb Ansatz (S.6-13), in der man auch einfache Beispiele zu Kalorienzählung wie die Mengenangaben von Eiweiß und Kohlenhydraten findet, die man bei der Diät zu sich nehmen darf, geht es um die Gerichte. Es wird vorher explizit erwähnt, dass alle Rezepte glutenfrei sind, man kann auch persönlichen Kalorienbedarf errechnen.
Die Rezepte sind aufgeteilt in folgende Bereiche:
- Aufstriche und Brote. 31 Rezepte insg., davon 14 Brot und Brötchenrezepte. Hier ist Vielfalt geboten. Es gibt z.B. Sonnenblumenkernbrot, Quarkbrot, Sesambrot, Dunkles Baguette, Kürbiskernbaguette, dunkles Nussbrot uvm. Der Rest, 17 Rezepte, sind Chutneys und Aufstriche, Mayos und Dips. Auch ganz nett.
Man sieht, dass dieser Bereich mit viel Hingabe und Liebe zu Brot und Low Carb gemacht wurde. Volle Punktezahl hier.

- Fleisch. 16 Rezepte plus 4 Saucen-Rezepte für Burger. Darunter sind die Evergreens wie Entenbrust, Frikadellen, Lammlachse, Hüftsteaks, etc. Immer mit Gemüsebeilage, auch Burger, Pizza Bolognese (Teig auf Quark-Eier Basis). Die Beilagen kann man untereinander tauschen. Den Rest hat man schon woanders gelesen, in Kochsendungen gesehen, etc.

– Fisch. 11 Rezepte. Gute Bekannte auf Low Carb umgestaltet auch hier: Lachs mit Haselnusskruste und Lauchgemüse, Dorade mit Selleriepüree, Matjestatar mit Avocado, Garnelen auf Safran-Kohlrabi, Zander auf Sahne-Sauerkraut, Kabeljau mit Senfsauce und Brokkoli-Avocado-Stampf, nur um einige zu erwähnen. Nett, passt zum Konzept, aber auch nichts mehr Neues/Bewegendes.

– Vegetarisch. 14 Rezepte. Das Bild auf dem Cover zeigt Mandelgnocchi mit brauner Butter und Parmesan. Avocado-Parmesan Pizza (Teig auf Quark, Ei, Mandelmehlbasis), Pikanter Cheescake, Spargeltarte mit Mandelboden, gefüllte Ochsenherztomaten mit Käse-Nuss-Kruste laden zum Nachkochen ein. Hier habe ich mehr Rezepte und neue Anregungen gewünscht. Aber insg. fand ich den Bereich ganz gut.

– Schnelle Gerichte. Hier gibt es einige „Vorschläge für einen perfekten Vorrat“ und 11 Rezepte, darunter auch vegetarische Gerichte, mit Veggie-Symbol drauf: Bohnen-Avocado-Salat, Topinambur-Avocado-Suppe, Pilz goes Burger. Aber auch Eier im Hackfleischmantel, Avocado in Pancetta, Eiersalat a la Taboulé sind mit von der Partie.

– Frühstücksideen und Desserts. Hier gibt es drei Variationen von Morgenkaffee, Rezept für Mandel-Whoopies –kleine Brötchen zum Backen, eine Orangen-Mandel-Butter, würzige Trinkschokolade mit Tonkabohne, Kokosöl und etwas Cayenne Pfeffer, 3 Chia-Jams, Schoko-Sahne mit Himbeeren und Avocado-Himbeer-Dessert auf Quarkbasis.
Zur äußeren Gestaltung: Das Buch ist recht schwer: 1,3kg, 24cm breit, 28,5cm hoch und 2cm dick. Es verfügt über ein abnehmbares Umschlagsblatt, das genau das gleiche Foto draufhat wie der Festumschlag des Buches. Die Seiten sind weiß, recht dick. Beim Aufschlagen riecht das Buch deutlich nach Farbe und Druckerschwärze.
Ich habe erhofft, dass das „Grosse LCHF-Kochbuch“ doch mehr an Ideen und spannenden Rezepten bringt, als ein nettes Wiedersehen mit alten Bekannten. Ich glaube, es liegt an der antizipierten Zielgruppe von LCHF Neulingen, die keinen Sport treiben, und dem Wunsch, es allen, ob Fleischesser oder Vegetarier rechtzumachen.
Die Abteilung Brot fand ich besonders gut, die Bezeichnung „geniale Rezepte“ auf dem Cover mag hierfür stimmen, der Rest lag für mich leider im Déjà-vu Bereich.