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Buchdoktor
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Deutschland
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Romane, Krimis, Fantasy und Sachbücher zu sozialen und pädagogischen Tehmen interessieren mich.

Bewertungen

Insgesamt 612 Bewertungen
Bewertung vom 04.01.2017
George
Gino, Alex

George


ausgezeichnet

Kinderroman vom Leben im falschen Körper
Der zehnjährige George hat ein Geheimnis. „Sie“ interessiert sich für Mode und träumt sich als Melissa in ihr wahres weibliches Ich. Alex Gino als Erzähler der Geschichte nennt George konsequent „sie“, während alle anderen Personen von „ihm“ sprechen. Die Situation eines Kindes im falschen Körper wird damit so beklemmend deutlich wie die Endgültigkeit von Georges gefühltem Geschlecht. George wächst ohne Vater auf; die Eltern leben getrennt. Auseinandersetzungen mit dem Männerbild des Vaters geht Gino durch diese gewählte Familienform geschickt aus dem Weg. Allerdings demonstriert der ältere Bruder Scott dem Jüngeren in pubertärer Taktlosigkeit, was er für männlich hält.

Melissa darf sich für Mode interessieren und Mädchen-Zeitschriften lesen. Schon als kleines Kind hat George die Mutter damit schockiert, dass „sie“ Mädchenkleidung tragen wollte. Bis in die vierte Klasse konnte George die gefühlte Identität verbergen. Nun wird die Klasse das Schultheater-Stück Wilbur und Charlotte aufführen. Für die sehr emotionale Rolle der Spinne Charlotte wird George bei der Lehrerin vorsprechen. In der Rolle der Charlotte wird er seiner Mutter seine wahre Identität zeigen, die die Mutter bisher nicht „sieht“. Doch die Lehrerin betrachtet Charlotte als Mädchenrolle und will sie nicht an einen Jungen vergeben, weil so viele Mädchen nach dieser Rolle streben. - Selbst wenn dieser Junge die ideale Besetzung für Charlotte wäre. Die Entscheidung ist willkürlich, ungerecht und schreibt Mädchen und Jungen vorgefasste Rollenbilder zu. Doch Miss Udell hat nicht mit Kellys bedingungsloser Freundschaft zu George gerechnet.

Kelly, die bisher mit George durch dick und dünn gegangen ist, will die Entscheidung nicht hinnehmen. Das kann ja heiter werden! Kelly wollte früher Feuerwehrmann werden, sie kann sich über Ungerechtigkeiten aufregen und ergreift schon immer gern Partei für die unterlegene Seite. Beide Kinder sind über transgender Persönlichkeiten informiert; George weiß auch, dass er erst als Volljähriger über Behandlung und Operation entscheiden darf. Bei Kelly zuhause ist es unordentlicher als in anderen Familien; denn ihr Vater hat als Komponist andere Interessen als Staubwischen. Kellys Vater predigt, dass ein Künstler Kontakt zu seiner weiblichen Seite pflegen muss. Er meint allerdings, dass die weibliche Seite der Entwicklung zum männlichen Künstler dient – und ist George mit dem Statement keine große Hilfe.

Alex Gino hat mit „der“ zehnjährigen George eine hinreißende, überzeugende transgender Kinderbuchfigur geschaffen, die ich in der Geschichte konstant als weiblich empfunden habe. Ginos Buch ist nicht in allen Details perfekt. Weil der Autor eine für die Zielgruppe passende Sprache trifft, finde ich das Buch bereits für interessierte Leser ab 9 Jahren geeignet. Die Mutter und ihre Einstellung zu George fand ich wenig überzeugend. Als Gegenpol zu fördernden Lehrern, einer in Genderfragen engagierten Direktorin und der tatkräftigen Kelly war offenbar noch eine kritische Stimme nötig. Als Seele von einer Freundin tritt die unkonventionelle Kelly auf. „George“ wurde sicher nicht nur für die Melissas dieser Welt geschrieben, sondern auch für die ermutigenden Kellys.

Bewertung vom 04.01.2017
Am Ende aller Zeiten
Walker, Adrian J.

Am Ende aller Zeiten


sehr gut

Spannende Post-Apokalypse
Ein Meteoritensturm hat die britischen Inseln verwüstet. Ein Jahr zuvor schon wurden von Astrophysikstudenten verdächtige Veränderungen in der Nähe eines Jupitermondes beobachtet. Die folgende Hitzewelle fackelte das Land förmlich ab. Selbst Zahlen der Toten und Überlebenden könnten das Ausmaß dieser Katastrophe nicht begreifbar machen.

Der Icherzähler Ed konnte sich allein in ein Haus retten, das kurz davor ist, ins Meer abzurutschen. In seinem begrenzten, winzigen Universum könnte er der einzige Überlebende sein, abgeschnitten von Informationen aus der Außenwelt. Vor der Katastrophe war Ed ein verbitterter, übergewichtiger Mann, ausgelaugt von Beruf, dem täglichen Pendeln und den Ansprüchen seiner Frau und seiner Kinder. Eds Gedanken schweifen zurück zu dem Tag, der für ihn das Ende der Zivilisation werden sollte. Im zerstörten Edinburgh gab es keinen Strom mehr, die meisten Bewohner waren von der unvorstellbaren Hitzewelle getötet worden, Überlebende flüchteten aus der Stadt. „Wenn der Wind weht“, Geschichte einer Atomkatastrophe, hatte Ed als Kind lange Alpträume bereitet. Nun verschanzt er sich mit Frau und Kindern in einem Kellerraum – ein sinnloses Unterfangen, wenn man keine Vorräte angelegt hat. Für das Überleben seiner Familie ist von Ed nichts zu erwarten, in technischen Fragen ist er ein Versager. Bei der angeblichen Evakuierung ganz Englands wird Ed von Beth und den Kindern getrennt und schlägt sich seitdem auf der Suche nach seiner Familie allein durch. Er will unbedingt den Süden Englands erreichen, ehe die Evakuierten das Land per Schiff verlassen werden.

Jedes apokalyptische Szenario ist zeitlich begrenzt, weil die Menschen den Wettlauf um Wasser und Lebensmittel zwangsläufig verlieren werden. Wenn alle auf der Flucht sind, wer kann Lebensmittel anbauen, Verletzte pflegen oder seine Gruppe gegen Konkurrenten verteidigen? Wer hätte die körperliche Konstitution, eine Krise in diesem Ausmaß durchzustehen? Wem kann man Glauben schenken, wie interpretiert man die Motive konkurrierender Gruppen richtig? Wer führt, wer entscheidet, wer sorgt für Disziplin? Schon bald gibt es nichts mehr zu entscheiden, weil andere längst entschieden haben. Wie zu erwarten war, schließt Ed sich auf seinem Pilgerweg ans Meer anderen Flüchtlingen an. Er kämpft mit allen Mitteln um seinen Platz, getrieben von der Sehnsucht nach seiner Familie. Ein Briefträger aus dem australischen Outback und eine ehemalige Soldatin bringen ihre Fähigkeiten ins Team ein; die Gruppendynamik ähnelt einem verminten Gelände.

Adrian J Walkers postapokalyptische Geschichte des 35-jährigen Schotten Ed wirkt äußerlich wie eine vollgeschriebene Kladde, deren ausgefranste Blätter von einem Gummiband (in geprägter Lackoptik) zusammengehalten werden. Der Kampf kleiner Gruppen Überlebender gegeneinander hält den Spannungsbogen in Walkers Endzeitroman gespannt, auch wenn ein Icherzähler sicher überleben wird, um seine Geschichte niederschreiben zu können. Das höchst emotionale Ende ließ für mich die Frage offen, ob Ed sich auf seinem Weg auch persönlich weiterentwickelt hat.

Bewertung vom 03.01.2017
Die Rettung des Horizonts
Larsen, Reif

Die Rettung des Horizonts


ausgezeichnet

Kermin Radmanovic stammt aus einem serbischen Dorf in Kroatien und hat ein ungewöhnlich inniges Verhältnis zur Funktechnik. Folgerichtig wird sein erstes Kind (das 1975 während eines Stromausfalls in New Jersey geboren wird) Radar getauft. Das Baby weißer Eltern ist schwarz – und muss auf der Suche nach der Ursache schon in seinen ersten Lebensjahren einen Ärztemarathon ohnegleichen über sich ergehen lassen. Mutter Charlene widmet ihr Leben fortan der Erforschung der „Hyperpigmentierung“ ihres Sohnes; dabei schreckt sie nicht davor zurück, ihr Kind von Scharlatanen behandeln zu lassen. Ihre Besessenheit führt die ganze Familie bis nach Kirkenes im hohen Norden Norwegens. Vater Kermin (Nein, der Mann heißt nicht Kermit) floh 30 Jahre zuvor mit seinem Vater aus Jugoslawien und später an Bord eines 10-Meter-Bootes über Norwegen in die USA. Während des Zweiten Weltkriegs hat Kermin gelernt, dass man Uniformen besser nicht traut; denn sie sind austauschbar. Identität hält er für eine wackelige Konstruktion. Rasse oder Religion sind nur Äußerlichkeiten; allein die Familie kann einem Menschen Rückhalt geben. Im konfliktträchtigen Gemisch aus Völkern und Religionen beginnt in Jugoslawien (auch im Jahr 1975) die fast manische Faszination eines Jungen für mechanische Puppen und öffentliche Auftritte mit einem Figurentheater.
In der Gegenwart in New Jersey wächst Radar - wenig überraschend nach seiner ungewöhnlichen Kindheit - zu einem menschenscheuen Sonderling heran, der als Erwachsener bei einem Radiosender arbeiten wird. An seinem Arbeitsplatz in den Meadowlands wird Radar mit einem gigantischen Blackout konfrontiert, einer Mischung aus fortgeschrittenem physikalischem Lausbubenstreich und postapokalyptischem Szenario. Sonderling ist der junge Mann auf verschiedene Weise, aufgrund seiner Herkunft, seines Aussehens und einer Inselbegabung, die schlicht auf die manische Neigung seines Vaters zur Physik zurückzuführen sein könnte. Wer könnte in einer postapokalyptischen Extremsituation nützlicher sein als Radar, ein Maschinenflüsterer mit Händchen für alles, das einen Stecker hat. Ein virtuoser Handlungsbogen führt weiter nach Kambodscha im Jahr 1953, wo auf einer Kautschuk-Plantage Raksmey, ein ungewöhnlich begabtes Findelkind aufwächst, das wiederum eine besondere Beziehung zur Elektrizität entwickelt. Dieser Sprung wirkt völlig plausibel, hat doch in Südostasien das Puppenspiel eine lange Tradition. Weiter geht es auf der Suche nach einer Ursache für den Blackout in den Meadowlands schließlich bis in den Kongo.
Reif Larsens zweiter Roman widersetzt sich jedem Versuch, seinen Inhalt kurz zusammenzufassen. Hier geht es u. a. um Krieg, Auswanderung, Extremismus, Fremdenfeindlichkeit, Sonderbegabungen an der Grenze zum Autismus, Quantenelektronik und Teilchenphysik. Der Bereich des Puppenbaus und Puppenspiels huldigt Opposition, Umsturz und dem Querdenken; denn Puppenspieler können völlig unverdächtig politische Grenzen überschreiten und dabei als Spione oder Revolutionäre aktiv sein.
Larsen arbeitet mit allen erzählerischen Kniffen. Seine Sprache bleibt in der deutschen Übersetzung originell und erfinderisch. Verschachtelt eingeschobene Erzählungen aus zweiter Hand lassen einzelne Teile des Texts fiktiver wirken als andere Passagen; Fußnoten wecken beim Leser parallel dazu Zweifel am Erzählten. Larsens schräge Vögel fand ich überraschend liebenswert. „Die Rettung des Horizonts“ hat auf mich als Wunder an Exzentrik gewirkt, zugleich als Loblied auf Sonderlinge aller möglichen Ausprägungen. Größenwahnsinnig genial.

Bewertung vom 03.01.2017
Die Raben
Bannerhed, Tomas

Die Raben


sehr gut

Klas lebt für die Vogelwelt um sein schwedisches 200-Seelen-Dorf herum. Mit dem Fernglas des Vogelkundlers beobachtet er manchmal auch die übrige Welt und hat eine zwanghaftes Verhältnis zu Zahlen. Die Familie bewirtschaftet einen Bauernhof mit Großvieh und kennt keine Freizeit. Wenigstens einmal zusammen zum Schwimmen gehen, wenn die Heuernte eingebracht ist, wünscht sich die Mutter. Stärker als unter dem Angebundensein auf dem Hof leidet die Familie unter der psychischen Erkrankung des Vaters. Der Mann befasst sich manisch mit unnützen Dingen, schläft im Heizungskeller, hört Stimmen und scheint der Verantwortung für den Hof nicht mehr gewachsen. Die Raben aus dem deutschen Buchtitel stehen für die Stimmen, die nur der Vater hören kann. Klas‘ schlimmster Alptraum ist die Vorstellung, mit dem Vater allein sein zu müssen. Schon immer war der Vater ein Sonderling, seine akribische Wetterbeobachtung ähnelt verdächtig Klas‘ Fixierung auf die Vogelwelt.

Klas erzählt aus der Ichperspektive von seiner schwierigen Situation. Zu jung für eine so weitreichende Entscheidung, wollte er den Hof nie übernehmen, wagte bisher nur nicht, dem schwierigen Vater die Wahrheit zu sagen. Dennoch spürt er durch die Krankheit des Vaters die Verantwortung auf sich lasten, dass der Hof nur zu halten ist, wenn er den Vater ersetzt. Diese Ängste des Zwölfjährigen sind unrealistischer als andere. Klas ist noch ein Kind und die Mutter führt den Hof mit einem erwachsenen Helfer weiter, als der Vater in die Psychiatrie eingewiesen wird. Doch die Ängste des Jungen um die eigene psychische Gesundheit sind mehr als realistisch. Der Großvater väterlicherseits war bereits ein schwieriger Mann und seine Todesumstände sollten der Familie zu denken geben. Wenn die psychische Krankheit des Vaters durch den Klinikaufenthalt nun amtlich wird, folgt für mich als Leser daraus, dass auch der Sohn eine Veranlagung dazu haben könnte. Ob er sich die Tatsache vollständig eingestehen kann, ist mir aus der beschränkten Ichperspektive eines jungen Sonderlings nicht deutlich geworden. Vor ihm zieht sich zunächst ein unendlich langer, heißer Sommer, in dem er sich zum ersten Mal für ein Mädchen interessieren wird.

Die Zerrissenheit des Jungen spiegelt sich sprachlich in der Sprunghaftigkeit schneller Schnitte. Neben den faszinierenden Naturbeschreibungen beeindrucken in Bannerheds preisgekröntem Roman die verschiedenen Emotionsebenen, durch die sein junger Held sich zur Einsicht kämpft, dass auch er einmal wie der Großvater und der Vater sein wird.

Bewertung vom 03.01.2017
Gilead
Robinson, Marilynne

Gilead


ausgezeichnet

Reihenfolge des Erscheinens: Gilead, Home, Lila
Zeitliche Reihenfolge der Handlung: Lila, zeitlich etwa parallel Gilead und Home
Home kann als Band 2 der Gilead-Serie gesehen werden, aber auch als Einzelband mit Fokus auf eine weitere Person.

Dass ein 2005 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnetes Buch in Deutschland zuerst im Kleinverlag Brendow erschien, hat mich gewundert. Nun liegt eine Neuausgabe des Fischer Verlags vor.

Marilynne Robinson lässt einen weit über siebzigjährigen Priester kurz vor seinem Tod seine Lebenserinnerungen für seinen erst 6 Jahre alten Sohn niederschreiben. Die Zeit drängt – und John wird seinen Sohn nicht mehr aufwachsen sehen. Für John Ames ist es die letzte Gelegenheit, vom harten Leben seiner Vorfahren zu erzählen, sein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater zu klären und vielleicht eine Ahnung davon zu vermitteln, warum er 50 Jahre lang allein lebte, erst so spät heiratete und Vater wurde. Sein Ziel für seinen Sohn zu schreiben scheint John Ames dabei aus den Augen zu verlieren, es sind keine möglichen Fragen eines Kindes an seinen Vater, die hier beantwortet werden. Es geht um einen Krieg, der einen ganzen Landstrich aus dem Gleichgewicht brachte und Priester, die Witwen, Waisen und Kriegsversehrten nicht gerade eine Stütze waren. Für Johns eigene Kindheit waren die Probleme zwischen seinem Vater und dessen Vater prägend. So liegt es nahe, dass er mit der Niederschrift seiner Erinnerungen Fehler vermeiden will, die ihn selbst als Kind belasteten. Doch der alte Priester regelt seine letzten Dinge in einer so betörend schönen Sprache, dass ich mich seinem Mäandern durch seine Erinnerungen gern angeschlossen habe. Der alte John muss stets ein humorvoller, listiger Mensch gewesen sein. Das kommt z. B. zum Ausdruck darin, dass er seinem Nachfolger die Trauerrede in dessen Stil schreibt, die der bald auf John halten wird. Niemand soll merken, dass John die Rede verfasst hat. Doch wer weiß, vielleicht kennen seine Schäfchen ihn besser, als er glaubt?

Ein beeindruckendes Buch über eine ungewöhnliche Vater-Sohn-Beziehung.

Bewertung vom 03.01.2017
Bei den Wölfen
Hall, Sarah

Bei den Wölfen


ausgezeichnet

Zwischen Wissenschaft und Mutterschaft
Rachel Caine hat sich ihre Träume erfüllt und als Biologin in einem Wolfsprojekt in Idaho gearbeitet. Erst nach dem Tod ihrer Mutter kehrt sie in ihre Heimat zurück, um für einen privaten Grundbesitzer in Cumbria als Leiterin eines Wolfsprojekts auf seinem Privatgrund zu arbeiten. Cumbria ist Rachels alte Heimat. Wer vorher für Behörden oder Naturschutzorganisationen gearbeitet hat, unterschätzt vielleicht die Probleme, die sich im Arbeitsverhältnis zu einem privaten Arbeitgeber entwickeln können. Rachel stammt aus einer dysfunktionalen Familie. Sie und ihr jüngerer Bruder haben jeweils ihren Vater nie kennengelernt und Rachel hat Lawrence praktisch aufgezogen. Als Biologin stellt sie später trocken fest, dass die Natur diese Aufgabe nicht vorsieht, sondern dass ein Tier das schwächere Geschwister vermutlich aus dem Nest geschubst hätte. Rachel ist zu diesem Zeitpunkt rund 40 und sich vermutlich nicht bewusst, dass ihre Familiensituation nur geringfügig verändert bei ihrer Rückkehr nach England auf sie warten wird. Lawrence ist noch immer der kleine Bruder. Rachel ist schwanger, eine Situation, auf die sie anfangs unentschlossen reagiert, keine Spur von einer rational denkenden Naturwissenschaftlerin.

Beruflich läuft alles perfekt. Zwei junge Wölfe, die in Rumänien verletzt aufgefunden wurden, können eingeführt und auf dem Gelände des Earls wieder ausgewildert werden. Mit Ausnahme der am Wolfsprojekt höchst interessierten Tochter des Earls arbeitet Rachel nur mit Männern zusammen - ihr Arbeitgeber, der Tierarzt, ihr südafrikanischer Assistent, alle Kontaktpersonen auf politischer und Naturschutz-Ebene sind männlich. Der mit allen Tricks von Wilderern vertraute Kollege aus Südafrika darf im Roman leider nur eine Nebenrolle spielen. Sohn Charles wird geboren und anders als im wirklichen Leben kann Rachel mit dem noch kleinen Kind Beruf und Mutterschaft miteinander vereinbaren. Obwohl die Situation einer alleinerziehenden Mutter und Wissenschaftlerin treffend recherchiert ist, breitet sich das Baby-Thema sehr ausschweifend aus für einen Roman, der das Wort Wolf im Titel führt. Mancher Leser mag Zusammenhänge herstellen wollen zwischen der Geburt eines kleinen Menschen und der Fortpflanzung von Wölfen. Aber da Wölfe sich im Winter rarmachen und Forscher vielleicht wirklich in den Wintermonaten beruflich herunterschalten können, lässt sich die Dominanz der Mutterschaft gerade noch so tolerieren. Auch wenn ich Rachels Lebensweg fasziniert verfolgt habe, war mir die Zahl glücklicher Zufälle ein wenig zu hoch und Rachel hat sich m. A. nach in der Vereinbarung von Mutterschaft und wissenschaftlicher Karriere zu passiv treiben lassen. Neben den bekannten Widersprüchen, dass Menschen von Wölfen fasziniert sind, solange sie nicht über ihren eigenen Grund streifen, bietet das Buch interessante Gedanken zum Verhältnis zwischen England und Schottland und zur Rolle britischer Großgrundbesitzer. Der Earl hat offenbar noch keinen Plan B für die Situation, dass er den Erben des Titels und des Besitzes für unwürdig hält, diesen Besitz zu bewirtschaften.

Allein wegen des perfekt recherchierten Wolfsthemas war "The Wolf Border" für mich eine spannende und lohnenswerte Lektüre. Die Fäden von Beruf, Mutterschaft und Liebe verknüpft die Autorin zwar gekonnt; für naturwissenschaftlich interessierte Leser wird das Thema Mutterschaft jedoch zu breiten Raum einnehmen.

Bewertung vom 03.01.2017
Wie wir alt werden, ohne zu altern
Eisenhauer, Gregor

Wie wir alt werden, ohne zu altern


sehr gut

Was wir von Miss Marple über das Altern lernen können ...
Die positive Nachricht zuerst: Wir werden älter als wir uns zuvor vorstellen konnten. Zurzeit leben 85% der Senioren im Alter nicht in Armut und 90% sind geistig fit. Unzufriedenheit hält Gregor Eisenhauer deshalb für ein mentales Problem der Betroffenen. Wir altern, weil wir es uns einbilden, könnte der König Salomon gesagt haben, den Eisenhauer im Buch auftreten lässt. „Verholzung des Denkens“ beschreibt u. a. diesen Zustand anschaulich. Die Konservierung des Körpers erhalte heute mehr Beachtung als die Auffrischung des Geistes, bemängelt der Autor. Mit Nahrungsergänzungsmitteln kann man zwar sehr alt werden, wird jedoch keine Weisheit erlangen. Von den häufig als Gehirnjogging empfohlenen Kreuzworträtseln hält Eisenhauer nichts; sie seien nur Beschäftigung, trainierten das Gehirn zwar wie einen Muskel, stellten jedoch keine Verbindung zwischen Kopf und Seele her. Die viel gepriesene Gelassenheit des Alters sieht er skeptisch, sie könnte Indiz für beginnende Senilität sein und die Überschreitung der Grenze zwischen Entspanntsein und Vernachlässigung signalisieren.

Einsam, körperlich eingeschränkt und mit einem Museum aus Erinnerungen im Kopf - Gregor Eisenhauer hält vorauseilende Katastrophenmeldungen über das Altern für kontraproduktiv; denn diese Phase könnte als beste unseres Lebens noch vor uns liegen. Nicht als Gerontologe, sondern als Leser und Autor will er mit seinem launigen Buch der positiven, bisher vernachlässigten Seite der Medaille größere Aufmerksamkeit verschaffen. Die Gewinne des Alters präsentiert Eisenhauer hintersinnig wie streitbar mithilfe prominenter historischer und anderer Figuren, von Konfuzius, König Lear, Hamlet, über Dorian Gray, Harold und Maude bis zu Miss Marple. Das Verdienst seiner ausgewählten Figuren sei, so Eisenhauer, dass sie ihre Autoren beschäftigt und damit jung gehalten hätten.

Eisenhauer schafft mit den Figuren, die er auftreten lässt, eindringliche Bilder. Wie würden Sie z. B. Miss Marple als Prototyp einer älteren Frau beschreiben? Bei ihren Ermittlungen nutzt sie gerissen ihre Unscheinbarkeit aus, um ungestört recherchieren zu können. Alte Menschen werden so selten beachtet, dass eine Charakterisierung Jane Marples zunächst nicht leicht fällt. Einmal abgesehen vom dominanten Bild Margaret Rutherfords in unseren Köpfen, gibt Agatha Christie‘s Ermittlerin ein Modell gelungenen Alterns ab. Marple war schon alt, als sie erdacht wurde, sie altert nicht weiter. Was hat sie so vital gehalten? Sie lebt in guter Nachbarschaft in ihrer vertrauten Umgebung, hat feste Gewohnheiten, neigt nicht zu Hektik, kann sich auf ihre Menschenkenntnis verlassen; sie. muss keinen Rollenerwartungen mehr genügen, keinem Chef gefallen; Gartenarbeit verschafft ihr Bewegung und gesunde Nahrungsmittel, das Bridgespielen hält sie als anspruchsvolle geistige Tätigkeit auch mental fit. Marple‘s Altern zeigt sich auch in ihrer Befremdung gegenüber der Gegenwart. Sind nicht die vielen Verbrechen, in denen sie ermittelt, ein Indiz dafür, dass früher alles besser war?

Eisenhauer lässt weiter als Zeitreisende Goethe, Ulrike von Levetzow (inzwischen erfolgreiche Ratgeber-Autorin), Harold und Maude und Oscar Wilde zu einer Gesamtkonferenz aufeinandertreffen. Anna Karenina tritt zur Psychoanalyse an, obwohl es nach 10 Jahren Therapie längst keinen Kostenträger mehr dafür gibt. Prousts Haushälterin Celeste lebt derweil im Altenheim gemeinsam mit Lotte, Erika Manns Sekretärin. Celeste sorgt sich darum, sehr treffend für einen bürgerlichen Haushalt der Gegenwart, was nach ihrem Tod wohl mit ihren Büchern geschehen wird.

Eisenhauer zeigt das Wie des Alterns in bildhaften, einprägsamen Szenen, erklärt weniger das Warum. Seine griffige Definition der Verholzung des Denkens und seine Modell-Alte Miss Marple haben mir einigen Stoff zum Nachdenken hinterlassen, seine restlichen Schauspieler konnten mich weniger beeindrucken.

Bewertung vom 03.01.2017
Das ist mein Hof
Stoop, Chris de

Das ist mein Hof


ausgezeichnet

Als Chris de Stoop als kleiner Junge von seinem älteren Bruder Melken lernen soll, wird sofort deutlich, dass der Bruder der geborene Bauer ist und Chris die Leidenschaft seines Lebens erst noch finden muss. Chris wird als Erwachsener regelmäßig auf den Hof zurückkehren und seinem Bruder bei besonderen Arbeiten helfen. Den Polderhof in Doel südlich der Westerschelde (direkt am Antwerpener Hafen gelegen) hat der Vater der Jungen in den 50ern des vorigen Jahrhunderts gekauft, direkt nach der großen Sturmflut. Vor ihm schufteten dort bereits Generationen anderer Bauern, um Sumpfland in fruchtbares Ackerland zu verwandeln. De Stoops betagte Mutter kann sich noch daran erinnern, dass Menschen in den Sümpfen an Malaria erkrankten. Sein Bruder hat – wie fast alle seiner Nachbarn – als Bauer keine Frau gefunden, darum gibt es keinen Erben. Als der Autor nach dem frühen Tod seines Bruders Bilanz zieht, ist die Landwirtschaft in Doel am Ende. Nicht etwa, weil Höfe keinen Erben finden, sondern weil der „Naturschutz“ zum härtesten Konkurrenten der Bauern geworden ist. Schon lange haben flämische Bauern Flächen in Frankreich gepachtet oder sind gleich ganz ausgewandert, um weiter als Landwirt arbeiten zu können.

Die Bauern in Doel sollen enteignet werden, damit in der Folge der Erweiterung des Antwerpener Hafens eine Ausgleichsfläche angelegt werden kann. Der Hafenausbau hat zwar schon tausende von Menschen vertrieben, aber nur wenige Arbeitsplätze schaffen können. Vom Aussiedeln der Höfe ist nie die Rede, es gibt keine Übergangsregelungen. Unter dem Mäntelchen des Naturschutzes fällen Bürokraten am Schreibtisch willkürliche Entscheidungen über das Schicksal von rund 1000 Menschen, die ebenso willkürlich geändert werden können. Heute wird beschlossen, dass fruchtbare Weiden wieder Sümpfe werden sollen, morgen kann der Plan bereits Makulatur sein, dann wird der Sumpf eben wieder mit kontaminiertem Hafenschlick zugeschüttet und bepflanzt. Man könnte sich kritisch fragen, ob im direkten Umfeld von Raffinerien Lebensmittel erzeugt werden müssen. Oder wie lebenswert ein Bauernleben ist mitten zwischen industrieller Tomatenerzeugung, Möbelmärkten und Windparks. Eine Enteignung an sich ist für jeden Menschen entwürdigend. Als Spitze der Würdelosigkeit empfinden flämische Bauern es jedoch, von Bürokraten herum geschubst zu werden, die weder von Landwirtschaft noch von der Natur etwas zu verstehen scheinen und allein EU-Vorgaben umzusetzen haben. Schließlich weiß in Doel jedes Bauernkind, dass Rauchschwalben nur nisten, wenn sie ihr Baumaterial auf matschigen Wegen und Misthaufen suchen können. Keine Schwalbe wird in einer Plastikmulde nisten, die ein so genannter Naturschützer dafür installiert. Und was soll aus den Schleiereulen werden, die in den Scheunen der Bauern nisteten? Manch einer hält die Veränderungen für eine Ökodiktatur, die in Totalitarismus umkippen könnte. „Das ist mein Hof“ schleudert der ältere Bruder de Stoop sichtlich beleidigt Kontrolleuren entgegen, die seinen Betrieb auf verbotene Hormone in der Zucht von Milchvieh untersuchen wollen.

Mit akribischer Recherche zur Geschichte seines Dorfes zeigt sich der Autor hier von seiner besten Seite als investigativer Journalist. Chris de Stoops Spurensuche in seinem Heimatdorf ist einerseits die bittere Abrechnung mit der Vertreibung eines ganzen Bauerndorfs durch Naturschutzbürokraten. Es finden sich darin jedoch auch berührende Erinnerungen an eine Kindheit auf dem Bauernhof und die Sorge um seine betagte Mutter, der das Verschwinden ihres Hofes nicht mehr begreiflich zu machen ist.

Bewertung vom 03.01.2017
Neues aus alten Landkarten
Berry, Jill K.

Neues aus alten Landkarten


ausgezeichnet

Das Buch macht Laune
Jill K. Berry war schon als Kind fasziniert von Landkarten. Neben der graphischen Wirkung der bedruckten Seite durch Gitternetz und Farben ist Landkartenpapier durch seine stabile, nicht zu glatte Papierqualität ideal zum Falten und Werken. Quellen für Karten können alte Atlanten vom Flohmarkt, benutzte Straßenkarten und Stadtpläne oder Überschüsse von Landkartenpapier aus der Kartenproduktion sein. Über die Suche Briefumschläge+Landkartenpapier lassen sich Bezugsquellen für unbenutzte Papierbogen finden.

Berrys anregendes Werk zeigt sich nicht als reines Bastelbuch, sondern als überaus vielseitige Werkschau von rund 50 Papierkünstlern, die an diesem Buch beteiligt waren. Die Wirkung ihrer Objekte verblüfft allein mit der Wirkung der Farben – eine solche Frische hatte ich hinter Upcycling-Projekten nicht vermutet!

Die vorgestellten Projekte sind häufig Kombinationen verschiedener Techniken mit dem besonderen Papier, z. B. Origami oder Papierkollage. Einige klassische Techniken sind bekannt, wie das Flechten von Papierstreifen, Leporellos, Origami-Schachteln, -Verpackungen und -Module, Kusudama-Blüten, Schmuck aus Papierröllchen – jedoch nicht in dieser Papierqualität und in diesen Farben. Kartenabschnitte von Meeren und vereisten Kontinenten wirken als Collier oder Ohrhänger einfach hinreißend. Für ein Geschenk Kartenausschnitte passend zu Reiseträumen des Empfängers zu wählen, macht Laune. Eine tolle Idee ist z. B. die Herstellung von eigenem Washi-Tape aus durchsichtigem Packband und Landkarten.

Wer mit Lineal, Schere und Klebstoff umzugehen gewohnt ist, kann mit im Haushalt vorhandenen gebrauchten Landkarten kostengünstig erste Versuche machen. Angesichts des handwerklichen und künstlerischen Niveaus der beteiligten Papierkünstler zeugen einige der Anleitungen von Jill K. Berry von wenig Erfahrung im Umgang mit Papier und Kleber. Sie genügen Anfängern im Werken mit Papier nicht. Papierflächen sollen eben nicht mit Bastelkleber oder Haushaltsklebstoff aufgezogen werden, der sich nicht gleichmäßig auf großen Flächen verteilen lässt, sondern mit Kleister oder speziellem Buchbinderleim. Der genannte Weißleim = Holzleim ist für Papierarbeiten ungeeignet, weil er fest aushärtet und nach einiger Zeit brüchig werden kann. Beim Anfertigen von Papierröllchen (S. 76) ist unbedingt die Laufrichtung des Papiers zu beachten; denn die Röllchen fallen unterschiedlich aus, je nachdem, ob ein Papierstück von oben nach unten oder von einer Seite zur anderen gerollt wird.

Jill Berrys bewährte und neue Werk-Ideen machen durch die optische Wirkung von benutzten Landkarten Laune zum Werken.

Bewertung vom 03.01.2017
Weltenriss
Grove, S. E.

Weltenriss


sehr gut

Im Jahr 1891 hat die Welt wie wir sie bisher nicht kannten einen Weltenriss hinter sich, der die Kontinente auseinander riss und jedes Teil in ein anderes Zeitalter schleuderte. Einige Zeitalter gingen dabei verloren, so dass Regionen wie Südamerika, Kanada, Teile Russlands und die Arktis/Antarktis nicht entdeckt werden konnten; denn die Entdecker wurden gar nicht erst geboren. Solch ein Zeitphänomen hätte z. B. dazu führen können, dass die Ostküste Nordamerikas nicht von Weißen besiedelt wird – aber dann wäre dieses Buch nicht geschrieben worden. Aktuell gibt es in der Neuwelt, die nach dem Weltenriss aus den Oststaaten der heutigen USA besteht, eine xenophobe Bewegung, die die Grenzen schließen und alle Fremden ausweisen lassen will. Die Abgrenzung des Landes soll dem Schutz vor Räuber- und Piratenbanden dienen. In einer Gemeinschaft, die schon immer Sklaven aus anderen Ländern kaufte und mit Fremden vertraut war, sind das sonderbare Ziele. Für Sophia, die Heldin der geplanten Trilogie, hätte die Abkapselung ihres Landes dramatische Folgen. Ihre Eltern sind auf einer Forschungsreise verschollen und sie ist sich nicht sicher, ob sie Ausweispapiere und die vorgeschriebene Lebensuhr besitzen. Sollten ihre Eltern überlebt haben, wäre ihnen die Rückkehr verwehrt. Später im Buch wird klar, dass der Zeitenriss an den Küsten und in den Häfen viele Arbeitsplätze vernichtet hat, eine deutliche Parallele zu den ökologischen Problemen der Gegenwart.

Das Mädchen lebt in Boston bei seinem Onkel Shadrack. Shadrack arbeitet als Kartologe, Entdecker, Geschichtsschreiber und ist als berühmter Professor so in seine eigene Welt versponnen, dass Sophia ungestört ihren eigenen Interessen nachgehen kann. In der Neuwelt existieren Karten in den abenteuerlichsten Varianten, auf Glas, Holz, Ton, Seife und auf Gemüsezwiebeln. Zeit ist ebenso kartierbar wie die Erinnerungen der Menschen. Auch dynamische Karten existieren, in denen verschiedene Zeitalter miteinander verwoben wurden.

Sophia verfügt außer ihrer unstillbaren Neugier über die Eigenheit, dass sie kein Zeitgefühl besitzt. In einer für ihren Orientierungssinn und ihr Zeitgefühl berühmten Familie ist sie also eine krasse Außenseiterin, der keine große Entdecker-Karriere bevorsteht. Im Laufe der Handlung könnte sich herausstellen, dass eine vorgebliche Schwäche ebenso eine Stärke sein kann.

Als Shadrack entführt wird und seine wissenschaftlichen Unterlagen zerstört werden, macht sich Sophia auf der Suche nach ihrem Onkel auf ins Ungewisse, unterstützt von Theo. Der elternlose Theo hat als Kind bei Räubern gelebt, später beim Zirkus, verkörpert also genau das Fremde, vor dem die Neuwelt sich schützen will.

Mit dem Zeitphänomen verschwundener Zeitalter hat S. E. Grove eine fantastische, originelle Welt geschaffen mit einer alternativen Geschichtsschreibung. Sophia als früh erwachsen gewordene Außenseiterin eignet sich perfekt für die abenteuerliche Mission in einer phantastischen Welt, ihre Persönlichkeit ist in der Jugendliteratur jedoch nicht sonderlich neu. Das Zeitphänomen finde ich für eine Zielgruppe ab 12 sehr komplex, für diese Altersgruppe fehlt dem Buch m. A. eine klare Spannungskurve, die auch Leser mit wenig Leseerfahrung in das Buch hineinziehen kann. Grove zeigt sich hier nicht als ausgesprochene Jugendbuchautorin, sondern phantastische Stoffe scheinen sich auf dem Young Adult-Buchmarkt einfacher vermarkten zu lassen. Verlag und Autor müssen dann weniger auf eine zielgruppengerechte Sprache achten (z. B. keine Satzkonstruktionen mit 6 Nebensätzen, keine exaltierten Ausdrücke). Der deutsche Text hätte passend zur Zeit der Handlung gern auf Modernismen und Anglizismen verzichten können, die im 18. Jahrhundert nicht üblich waren.

Eine originelle Idee, eine anfangs noch farblose Heldin und ein für die jugendliche Zielgruppe zu wenig spannender Plot.