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TochterAlice
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 1398 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2021
Das Geschenk
Bronsky, Alina

Das Geschenk


gut

Nach langen Jahren des Familienlebens möchten Peter und Kathrin Weihnachten endlich mal zu zweit feiern - eine spontane kleine Reise wird ins Auge gefasst, ans Meer zum Beispiel. Aber dann macht der Anruf eines alten Freundes ihnen einen Strich durch die Rechnung: Klaus, seit vier Jahren Witwer, bittet die beiden, Weihnachten doch bei ihm zu verbringen. Und Kathrin kann dem Rest eines Paares, mit dem sie jahrelang befreundet waren, einfach nicht absagen.

An Ort und Stelle treffen sie auf eine junge, eine sehr junge Frau: Sharon. Sie stellt sich als "Die Neue von Klaus" vor und lässt die beiden erstmal dumm dastehen. Klaus muss alles andere als getröstet werden und die Besucher kommen sich veräppelt vor. Zumal Sharon als das Dummchen vom Dienst auftritt.

Doch so langsam, aber sicher zeigt sich, dass nicht alles so ist, wie es scheint und dass nicht alle so ticken, wie es den Anschein hat: in mancher Hinsicht auch man selber nicht. Alina Bronsky versteht es hier, sowohl Lesern als auch Gästen den Wind aus den Segeln zu nehmen und alles anders dastehen zu lassen.

Abgesehen davon, dass es Geschenke und einen relativ unterkühlten Kirchgang ist, ist die Handlung jedoch nicht sonderlich weihnachtlich gestaltet. Außer, man ist der Meinung, man sollte in Gesprächen ans Eingemachte gehen, wie es in einigen Familien wohl passiert. Jedenfalls muss der Leser hier nicht auf die entsprechende Eskalation verzichten. Ich hätte - gerade bei dieser Autorin auf ein bisschen mehr Stimmung gehofft. So bleibt ein eher ungutes Gefühl in bezug auf weihnachtliche Harmonie zurück.

Bewertung vom 19.11.2021
In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10
Neuhaus, Nele

In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10


sehr gut

Auch Lektor*innen können gefährlich leben
Was man im Winterscheid-Verlag überraschend zu spüren bekommt: gleich zwei Vertreter dieser Berufsgruppe kommen gewaltsam zu Tode - mit nur wenigen Tagen Abstand voneinander. Die Erste war vor kurzer Zeit erst ihren Job losgeworden - dem neuen Verlagsleiter gefiel ihre Illoyalität gegenüber dem Haus Winterscheid nicht. Und der Zweite war - so schien es - fest integriert in das personelle Gefüge des Verlages. Doch wenn man genauer hinsieht, was Pia Sander und Oliver Bodenstein natürlich tun, dann wackelte es doch gewaltig und es gab so einige Köpfe im Verlag, die ihm nicht grün waren.

Wobei die beiden - vor allem Pia - sogar persönlich in den Verlag involviert sind: ihr Exmann, der Pathologe Dr. Henning Kirchhoff, mittlerweile wieder ein guter Freund, ist neuerdings Krimiautor und wird als solcher vom Winterscheidt-Verlag betreut.

In dem offensichtlich ein Hauen und Stechen herrscht: mehr und mehr zeigt sich, dass eigentlich jeder einige Geheimnisse vor manch anderen zu verbergen sucht - manche werden damit erpresst, anderen wird auf andere Art und Weise zugesetzt.

Die beiden Mordopfer waren zu ihrer Schulzeit in den 1980ern Teil einer sehr eng verbandelten Clique, in der sich auch Götz Winterscheid, der im Sommer 1983 zu Tode kam, befand. Nach seiner Beerdigung erhielten überraschenderweise alle Mitglieder der Clique eine Festanstellung im Verlag seiner Eltern. Allerdings haben nicht alle so lange an dieser festgehalten wie die beiden Opfer.

Anscheinend konnte nur jemand aus diesen Reihen der Täter sein - denn das Wissen, das den Taten zugrunde liegt, kreist um einige wenige Tage im August 1983.

Ein Belletristik-Verlag und alles, was um ihn herum kreist, ist in der Tat ein fesselndes und packendes Setting für Leseratten. Doch leider war mir so, als wolle Autorin Nele Neuhaus sowohl hier als auch in der wie stets sehr lebhaft gestalteten Rahmenhandlung viel zu hoch hinaus - viel zu verschachtelt und weit hergeholt erschien mir diese.

Aber das macht nix: eine Nele Neuhaus macht - wenn überhaupt - nur Kleinigkeiten falsch und so habe ich auch diesmal mit großer Spannung und meistensteils auch mit Begeisterung gelesen!

Bewertung vom 12.11.2021
Das Glück des Wolfes
Cognetti, Paolo

Das Glück des Wolfes


gut

Wie im Vorgängerroman des Autors "Acht Berge" geht es auch hier hoch hinaus. Das Paar Fausto und Silvia - wenn man es denn als solches bezeichnen kann - begegnet sich in schwindelerregender Höhe in der Gaststätte eines Bergdorfes, das als Wintersportort in der kalten Jahreszeit auflebt, in der sie beide als Saisonkräfte jobben. Mitten in einer ergreifenden, mächtigen Landschaft, die auch als solche ausführlich - und aus meiner Sicht eindringlich - geschildert wird.

Doch im Gegensatz zu den "Acht Bergen" kann hier die Kraft der Figuren nicht mit derjenigen der Natur mithalten - bei weitem nicht. Deren Charakter und mehr noch deren Geschichte - sowohl die gemeinsame als auch die jeweilige eigene - bleibt blass. So richtig konnte ich die tiefere Botschaft der Handlung nicht erfassen und bin somit - gerade auch, weil ich mit hoher Erwartung an den Roman heranging - ein wenig enttäuscht. Da konnten mich auch die wirklich lebendigen und machtvollen Naturbilder nicht ganz drüber hinweg trösten.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2021
Waffeln, Brot und Gottes Glanz
Meurer, Franz

Waffeln, Brot und Gottes Glanz


ausgezeichnet

Hier schreibt ein wahrer Nachfolger des kölschen Kardinals Frings, der in der Nachkriegszeit in und vor alle für Köln aktiv war, was man vom derzeitigen Amtsinhaber und dem davor in keinster Weise behaupten kann.
Frings hat nämlich, soweit es ihm möglich war, das Leben der Kölner in ihrer völlig zerbombten Stadt lebenswert gemacht und sogar Mundraub rechtfertigt! Er war so hochgeschätzt, dass sogar meine aus Überzeugung evangelische Mutter mit uns Kindern im Dezember 1978 in den Kölner Dom ging, wo der nach langem und wertvollen Leben im Alter von 91 Jahren verstorbene hohe Herr aufgebahrt war, um uns einem wirklich guten Menschen die letzte Ehre erweisen zu lassen. Wir mussten lange, lange in der Kälte anstehen und haben es mit Freuden getan!

Diese Ehre wird wohl leider dem Autor dieses Buches - dem ich aber natürlich noch ein sehr, sehr langes Leben wünsche - leider nicht zuteil werden, denn obwohl er derjenige ist, der das Ant des Kölner Kardinals von allen am allermeisten verdient und von der Basis sehr geschätzt wird, sitzen schon länger irgendwelche Heinis auf dem Kirchenthron.

Pfarrer Franz Meurer predigt schon lange Jahre in einem der sozialen Brennpunkte in Köln und nicht nur das - er schafft und lebt auch Wohltätigkeit im wahrsten Sinne des Wortes bspw. durch die Schaffung einer sozialen Einrichtung und immer wieder durch Aktionen mit Pfiff.

Hier erzählt Franz Meurer, wie er Kirche lebt und leben lässt und er tut es auf so liebenswerte, authentische und mitreißende Art, dass man immer weiter lesen könnte, auch wenn das Buch schon zu Ende ist. Genau so und keinen Deut anders sollte die katholische Kirche der Gegenwart sein!

Bewertung vom 11.11.2021
Nico - Die Sängerin der Nacht / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.19
Roth, Mari

Nico - Die Sängerin der Nacht / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.19


weniger gut

Ich liebe Nicos Musik bzw. die von ihr gesungenen Songs von Velvet Underground seit Jahrzehnten - in gewissen Lebensphasen sind sie mir immer wieder mal näher gerückt. Auch über ihr extremes Leben wusste ich so einiges - Christa Päffgen aus Köln, die später zu Nico wurde, hat so Einiges durchmachen müssen - und hat auch von sich aus nichts ausgelassen. Aber dennoch: viel über ihr Wesen als solches war mir nicht bekannt, sie wirkte - auch schon durch ihre Art zu singen - immer sehr geheimnisvoll.

Eine interessante Persönlichkeit - so dachte ich bisher und habe mich sehr gefreut, diesen Roman zu entdecken und ihr dadurch näherzukommen, wenn auch in fiktiver Artund Weise.

Pustekuchen: weder die 1960er, in denen die Handlung hier weitestgehend spielte, noch Nicos Persönlichkeit wurden in irgendeiner Form zum Leben erweckt. Ihre Die Autorin Mari Roth rattert ihre Historie anhand bekannter Daten und Begegnungen einfach so runter - so mein Empfinden. Daher ist es klar, das sie auf Leser, die sie vorher nicht kannten, zutiefst unsympathisch wirkt.

Ich, für die Nico quasi eine alte Bekannte ist, habe von der Persönlichkeit Nicos während der Lektüre leider nicht viel mitbekommen, da diese aus meiner Sicht nicht rübergebracht wurde - Lebensdaten und Begegnungen mit Berühmtheiten - vorzugsweise im Bett - wurden leider nur so runtergerattert. Ein Romen aus einer interessanten Reihe, aus der ich so einige Bücher empfehlen könnte. Dieses hier leider nicht!

Bewertung vom 08.11.2021
Betongold
Weber, Tanja

Betongold


weniger gut

Smokey ist nicht der Hit

Smokey ist ein Mordermittler bzw. war er es, jetzt hat er Morbus Bechterow und kriegt kaum mehr was gebacken. Wenn sie diese Krankheit vergessen - denn auf der nächsten und übernächsten Seite wird sie wieder erwähnt - und so geht es weiter und weiter.

Smokey hängt mit drin in dem Fall, denn der, der dran glauben musste, das war der Schani, sein Kumpel seit Kindertagen. Früher mehr, jetzt etwas weniger, denn mehr und mehr standen die beiden auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes. Bis Schani mitsamt seinen silbernen Cowboystiefeln in einer Baugrube lag und auf eigenen Füßen nicht mehr raus konnte. Überhaupt nie mehr irgendwohin konnte außer auf den letzten Weg.

Ich mag Bücher von Tanja Weber, einige jedenfalls und ich mag auch Regionalkrimis, gerade auch bayrische, bspw. die mit dem Eberhofer Franz. Aber beides zusammen, das kommt irgendwie nicht gut, jedenfalls nicht in dieser Aufmachung. Der Stil ist umständlich und irgendwie aufgesetzt, so dass ich schnell den Spaß am Lesen verloren habe und es für mich nur noch Pflicht war. Schade eigentlich!

Bewertung vom 07.11.2021
Wenn ich wiederkomme
Balzano, Marco

Wenn ich wiederkomme


gut

In einem anderen Land befindet sich Daniela und steckt dort fest, als es keine andere Möglichkeit mehr für ihre Familie gibt, zu überleben: die Rumänin ist nach Italien, genauer: nach Mailand aufgebrochen, um dort etwas Geld zu verdienen - das kann man nämlich zu Hause nicht mehr.

Und sie macht sich quasi zur Leibeigenen durch ihren Job als Pflegekraft bei einem alten, dementen Mann: das ist eine Arbeit, die sie rund um die Uhr fordert. Nicht anders wird es beim nächsten Job als Kindermädchen: und das, obwohl sie dort sogar einen Vertrag hat.

Geschildert wird die Geschichte aus zwei Perspektiven: aus ihrer eigenen und aus der ihres Sohnes, der noch ein Kind ist und sich komplett alleingelassen fühlt. Nicht nur von seiner Mutter, sondern auch von seinem Vater und seiner Schwester Angelica. Und dann stirbt auch noch der geliebte Opa.

Eine Geschichte von Verlorenheit, von Ausweglosigkeit, von Ohnmacht. Dies alles, also das, was die Atmosphäre ausmacht, wird aus meiner Sicht eindringlich und schlüssig präsentiert. Nicht so die eigentliche Geschichte, bei der ich oft mal ins Stolpern geriet. Sie hat mich nicht so recht erreicht, diese traurige Geschichte, die in der Europäischen Union der Gegenwart wahrscheinlich Tag für Tag hunderte von Malen durchlebt wird.

Bewertung vom 06.11.2021
Die hohe Kunst der Politik

Die hohe Kunst der Politik


sehr gut

Nachruf zu früher Stunde
Denn noch ist sie ja im Amt, wenn auch "nur" kommissarisch, unsere langjährige Kanzlerin Frau Dr. Angela Merkel. Ihre langjährige Weggefährtin, die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan (nicht mehr Dr.) hat sich auf den Weg gemacht, um Beiträge aus verschiedenen Perspektiven zur Kanzlerin zusammenzutragen.

Und tatsächlich fallen diese so unterschiedlich aus wie ihre Autoren. Unter ihnen sind Parteifreunde wie Ursula von der Leyen, Volker Kauder und der gerade etwas tief(er) gefallene Armin Laschet, Mitregenten aus Koalitionen wie Sigmar Gabriel, aber auch bzw. gerade politisch andersdenkende wie Wilfried Kretschmann und Annalena Baerbock. Dazu kommen Mitstreiter vom internationalen Parkett wie Donald Tusk und Emmanuel Macron, aber überraschenderweise sind auch Vertreter vollkommen anderer Bereiche präsent wie der Ex-Fußballer Philipp Lahm und Vertreter anspruchsvoller kultureller Genüsse wie Daniel Barenboim und Ulrich Matthes.

So bunt wie die Liste der Autoren sind auch die Beiträge selbst, wobei sie eines gemeinsam haben. Allen ist daran gelegen (sicher liegt das auch in der Absicht der Herausgeberin) die Kanzlerin würdig zu verabschieden. Das war mir aber schon vor der Lektüre klar, ich habe nichts anderes erwartet. Wer ein kritisches Werk erwartet, dem steht eine Fülle zur Verfügung, aus der er wählen kann.

Bewertung vom 03.11.2021
Phon
de Moor, Marente

Phon


gut

Zunächst einmal: ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben. Einen wahrhaft russischen Roman, einen, der die russische Seele aufleben lässt, wenn nicht sogar feiert. Einen, der die Atmosphäre des nachsowjetischen Russland in seiner Tiefe ergründet, von Beginn an.

Es geht um ein Paar, das im westrussischen Wald lebt, bereits seit drei Jahrzehnten, Nadja und Lew. Sie sind Zoologen, beziehungsweise ist es Lew. Nadja war seine Studentin, sie hat das Studium nie abgeschlossen, sondern sich dem deutlich älteren akademischen Lehrer in die Arme geworfen - mir Erfolg. Denn er verließ sofort seine langjährige Ehefrau und zog mit ihr in die Wälder zwecks Führung eines idealistischen Lebens, das die Organisation praktischer zoologischer Sommerkurse beinhaltete. Berichtet wird aus Nadjas Sicht - es ist eine ausgesprochen subjektive Wahrnehmung, eine sprunghafte noch dazu. Wie es eben so ist, wenn man seine eigene Geschichte erinnert - man springt vom Hölzchen aufs Stöckchen und kann sich nicht immer auf sich selbst verlassen.

Dies hat die Autorin Marente de Moor - eine Niederländerin wohlgemerkt - aus meiner Sicht sehr gelungen dargestellt, wenngleich es das Lesen mitunter durchaus erschwert. Allerdings bleibt der Leser desöfteren auf der Strecke - so erging es mir zumindest: ich konnte weder den Entwicklungen noch den Emotionen der Erzählerin folgen, fühlte mich von ihr wieder und wieder allein gelassen, wenn sie bestimmte Erzählstränge - und zwar nicht wenige - ins Nichts verlaufen ließ.

Zudem kam mir es mir zum Ende hin mehr und mehr vor, als würden doch so einige Klischees aufgefahren. Dennoch: wer gerne Romane über Russland liest, in denen es auch ein wenig schräg zugeht, könnte hier an der richtigen Adresse sein!

Bewertung vom 30.10.2021
Die Kunst, einen Elefanten zu reiten
Schweppe, Ronald;Long, Aljoscha

Die Kunst, einen Elefanten zu reiten


schlecht

Die Kunst, einen Elefanten zu reiten
Schweppe, Ronald;Long, Aljoscha

Die Kunst, einen Elefanten zu reiten

schlecht

Leider werden diese Glücksbücher zumeist - und hier leider auch - in einer stark vereinfachten Sprache geschrieben. Warum eigentlich? Es ist etwas, das mich nervt und wo ich mich als Leserin ein wenig für dumm verkauft fühle. Als ob ich komplexere Gedanken zu dem Thema nicht bewältigen könnte.

Max und Balduin führen ein Luxusleben, finde ich: wer hat schon Zeit und Geld, es sich fast täglich für eine längere Zeit im Café gut gehen zu lassen. Mit Kaffee und Kuchen, Speisen, Wein und Sekt.

Ich glaube, ich mag sie nur ein bisschen, denn auf mich wirken sie ausgesprochen oberflächlich, ebenso wie ihre Schlussfolgerungen zum Glück. Gut, in Österreich haben die Menschen vielleicht etwas mehr Zeit, sich in den schönen Kaffeehäusern herumzutreiben - dennoch ist es eine komplett andere Welt. Irgendwie eine, in die der Ernst des Lebens, der graue Alltag, nicht immer Eingang findet.