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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2011
Die Nacht von Berlin
Beckmann, Herbert

Die Nacht von Berlin


sehr gut

Ein Künstler im Fach Mord

Im September 1911 wird die Leiche einer jungen Frau angeschwemmt. Die Berliner Kommissare gehen von Selbstmord aus. Ein paar Tage später werden die bizarr zur Schau gestellten Leichen einer Familie gefunden, der vermeintliche Mörder ist schnell ermittelt. Nur der junge Kriminalanwärter Edmund Engel hat hier so seine Zweifel. Und als bereits ein paar Tage später wieder eine offensichtlich mit Absicht kostümierte Tote gefunden wird, geht Engel von einem Serientäter aus. Doch hiervon wollen weder die ermittelnden Kommissare noch der Polizeipräsident etwas wissen, diese ziehen eine einfache Lösung vor. Der Kriminalanwärter wird von oberster Stelle ruhig gestellt, doch Edmund erhält von unerwarteter Seite Unterstützung. Denn auch dem Nervenarzt Adolf Muesall fallen Zusammenhänge bei den Morden auf und er bietet Engel seine Hilfe an.

Anfang des 20. Jahrhunderts ist Berlin Weltstadt, seine Majestät lebt hier, die Stadt ist mondän, seine Einwohner vergnügungssüchtig und auf Skandale erpicht. Somit ist natürlich das Interesse der Berliner an den Morden sehr groß, vor allem, da die Opfer alle mehr oder weniger im Umfeld des Metropol-Theaters zu finden sind. Plötzlich sind die Vorstellungen ausverkauft und „Die Berliner Nacht“ in aller Munde. Selbst seine Majestät hat großes Interesse an der Aufklärung der Morde und so gehen die zuständigen Kommissare liebend gerne den einfachen Weg, folgen dem Offensichtlichen und hinterfragen nicht. Ungereimtheiten werden geflissentlich übersehen, vor allem, wenn schnell ein Tatverdächtiger zur Hand ist.

Herbert Beckmann gelingt es sehr gut, einem das mondäne Weltstadtleben Berlins näher zu bringen, einem die High Society wie auch die Bürger am Rande der Armut vorzustellen. Das Ganze gepaart mit den Erwähnungen vieler Berliner Sehenswürdigkeiten und Straßennamen wirkt der historische Krimi dadurch atmosphärisch dicht umgesetzt. Und so dauert es auch nicht lange bis man das lebhafte Treiben Berlins mit seinen Droschken, Gaslampen, Automobilen und den Empfängen vor Augen hat.

Der Schreibstil des Autors ist eher ruhig angelegt, wobei er auch bei einzelnen Personen immer mal wieder in den Berliner Dialekt wechselt. Seine Charaktere sind bei weitem nicht durchweg sympathisch angelegt. So wirken gerade die ermittelnden Kommissare sehr arrogant, überheblich und blasiert. Ganz anders dagegen Edmund Engel. Der junge Kriminalanwärter ist eher schüchtern und zurückhaltend, aber dennoch überaus neugierig und in seinem Denken absolut modern und hat somit große Probleme, das antiquierte Denken seiner Vorgesetzten nachzuvollziehen, geschweige denn, ihnen seine Gedankengänge näher zu bringen.

Die Geschichte konzentriert sich fast ausschließlich auf die Ermittlungen der Morde und geht auf die private Seite der Mitwirkenden fast kaum ein. So ist es mir anfangs ein wenig schwer gefallen, einen Bezug zu den Charakteren zu bekommen, dies hat sich mit der Zeit jedoch gelegt. Spannung baut sich jetzt nicht unbedingt auf, auch wenn der Autor immer mal wieder dem Täter ein wenig Platz einräumt. Aber die Geschichte ist durchweg unterhaltsam und interessant beschrieben und fängt sehr gut die damalige Stimmung ein. Und auch wenn der Täter gelegentlich in Erscheinung tritt, bleibt dessen Motiv wie auch seine Identität bis zum Schluss verborgen, löst sich aber auf den letzten Seiten dann schlüssig auf und hier wird die Geschichte dann auch richtig spannend.

Fazit: Nicht unbedingt ein spannender historischer Krimi, jedoch gelingt es dem Autor mühelos, einem das Berliner Flair Anfang des 20. Jahrhunderts näher zu bringen und dies alles verpackt in eine sehr unterhaltsame und interessante Story.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.08.2011
Kölner Totenkarneval
Keller, Stefan

Kölner Totenkarneval


sehr gut

Terroranschlag zum Karnevalsauftakt?

Mitten im Karnevalsauftakt am 11.11. geht in einer Kölner Kneipe eine Bombe hoch. Sieben Menschen müssen sterben, darunter auch der vermeintliche Attentäter, den das BKA bereits kurze Zeit später präsentiert. Doch Ali Öczans Vater glaubt nicht, dass sein Sohn ein islamistischer Einzeltäter gewesen sein soll und beauftragt den Privatdetektiv Marius Sandmann mit dem Fall. Am 12.11. wird am Rheinufer eine Leiche angeschwemmt. Der junge Mann scheint einen Tag zuvor ermordet worden zu sein. Kommissarin Paula Wagner übernimmt die Ermittlungen, allerdings lässt sie auch den Fall des Bombenanschlags nicht aus den Augen, der ihr vom BKA entzogen wurde. Bald schon unterstützt sie Sandmann in seinen Nachforschungen.

Stefan Keller steigt sofort in seinen Krimi ein und beginnt mit dem Anschlag in der Kneipe. So dauert es auch nicht lange, bis man die resolute und überaus neugierige Kommissarin kennen lernt, die alles für die Lösung eines Falles unternimmt und hierfür auch gern einmal die Dienstvorschriften umgeht. Auf der anderen Seite steht der Privatermittler Marius Sandmann. Dieser ist Ende 20, ziemlich knapp bei Kasse, eher ruhig und besonnen, trägt Brille und hält sich durch tägliches Training fit. Da sich Paula und Marius bereits von früher kennen, verbinden sich im Lauf des Krimis auch öfter einmal die Handlungsstränge, deren Wechsel vom Autor sehr gut gewählt sind und somit durchweg die Spannung wie auch die Neugier konstant hoch gehalten werden.

So entwickeln sich die die beiden Kriminalfälle von Anfang an interessant und packend, zumal man gerade bei dem Bombenattentat das Gefühl nicht los wird, dass hier viel mehr dahinter steckt und das BKA entweder schlampig ermittelt und mit der Anwesenheit eines türkischstämmigen Mannes automatisch meint , auch den Täter zu haben oder aber, dass hier etwas anderes verheimlicht werden soll. Und auch bei dem Toten vom Rheinufer treten einige Ungereimtheiten auf, die darauf hindeuten, dass hier mehr dahinter steckt.

Die Geschichte baut sich logisch auf, je mehr die Ermittlungen voranschreiten umso mehr erhält man langsam eine Ahnung, wie die Motive der beiden Fälle aussehen könnten und wer hinter dem Anschlag und dem Mord steht. Allerdings war mir die Auflösung dann doch etwas zu ungewöhnlich. Bei einem Fall hätte ich eine solche unwahrscheinliche, aber dennoch durchaus mögliche Lösung akzeptiert, aber gleich bei beiden Fällen eine schlagzeilenträchtige Auflösung zu präsentieren, war mir dann doch ein wenig zu viel des Guten.

Fazit: Ein durchweg sehr spannend umgesetzter Krimi mit viel Lokalkolorit, sympathisch und authentisch beschriebenen Charakteren, der sich einem sehr brisanten und aktuellen Themas annimmt. Jedoch war mir die Auflösung dann doch etwas zu spektakulär und dies dann auch noch gleich in doppelter Dosis.

Bewertung vom 05.08.2011
Für immer tot / Max Broll Krimi Bd.2
Aichner, Bernhard

Für immer tot / Max Broll Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Jede Minute zählt

Anfangs war ich erstaunt über den etwas eigenwilligen Schreibstil von Bernhard Aichner, denn neben der Erzählform verwendet er logischerweise auch Dialoge, doch diese setzt er untereinander, nur mit Bindestrichen versehen. Doch hieran hatte ich mich recht schnell gewöhnt und sobald man die einzelnen Charaktere kennengelernt hat, weiß man eigentlich auch immer, wer nun gerade spricht.

Bernhard Aichner treibt einen regelrecht durch seinen Krimi. Von Anfang an legt er ein extrem hohes Tempo an und dieser temporeiche, fesselnde, manchmal etwas schnodderige Schreibstil zieht sich durch die komplette Story. Hinzu kommt, dass die Geschichte sich überraschend entwickelt und man ständig rätselt, ob denn nun der Kindermacher, wie der Arzt Leopold Wagner von der Presse tituliert wurde, wirklich diese grauenvolle Tat begangen hat und wenn ja, wie er dies bewerkstelligt haben soll. Denn hierzu müsste er unbemerkt aus dem Gefängnis verschwinden und genauso ungesehen auch wieder in seine Zelle zurückkehren. Max ist hiervon felsenfest überzeugt und er setzt wirklich alles daran, um dies aus Wagner herauszubekommen und was noch wichtiger ist, ihn zum Reden zu bringen, damit er ihm sagt, wo er Tilda vergraben hat.

Max liebt seine Stiefmutter und so ist er völlig durcheinander, hat nur noch ihre Rettung im Kopf und reagiert hierbei sehr emotional und unberechenbar. Einzig seinem Freund Baroni gelingt es, ihn ein wenig zu bremsen, damit Max nicht Dinge tut, die er bei klarem Kopf bitter bereuen würde. Ab und an habe ich mir schon gedacht: Mensch Junge, schalt mal einen Gang zurück, behalt mal einen kühlen Kopf und will nicht immer mit dem Kopf durch die Wand. Auf der anderen Seite aber vermittelt genau dieses Verhalten einem das hilflose Gefühl, dessen Max sich ausgesetzt fühlt, absolut machtlos gegenüber einem Mann zu sein, der ganz offensichtlich ein sehr perfides Spiel mit ihm spielt.

Die Charaktere sind hervorragend gezeichnet, überzeugen absolut und wirken in ihrem Verhalten sehr menschlich und realistisch. Und auch die Story entwickelt sich durchweg schlüssig, ist praktisch von der ersten Seite an extrem spannend und löst sich zum Schluss absolut logisch auf.

Fazit: Ein Krimi, der ein extremes Tempo an den Tag legt, dieses mühelos über die komplexe Story hin hält und der Autor sich hierbei trotzdem noch genug Zeit nimmt, seine Charaktere facettenreich zu beschreiben.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.08.2011
Der bessere Mensch / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.3
Haderer, Georg

Der bessere Mensch / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.3


ausgezeichnet

Das Böse in etwas Gutes verwandeln

Georg Haderer erzählt hier eine Story, die sich zum Schluss völlig anders entwickelt als anfangs gedacht. Denn der Politiker Born war als Alt-Nazi bekannt, hatte entsprechend viele Feinde und so vermutet die Polizei erst einmal den Mörder aus diesem Umfeld. Doch irgendwie lässt sich hier einfach kein Motiv ableiten, geschweige denn einen Verdächtigen ermitteln. Schäfer hat immer mehr das Gefühl, einem Phantom hinterher zu jagen. Und so erfährt man auch erst ganz zum Schluss die Identität des Mörders, welches Motiv sich hinter dem Mord verbirgt und kann die komplizierten Zusammenhänge, die einem durch Schäfers kruden Gedankengänge auch nicht immer ganz klar sind, dann verstehen und logisch nachvollziehen.

Um sein Nervenkostüm wieder in Einklang zu bringen, nimmt Schäfer seit seinem letzten Fall auf ärztliche Anweisung hin die verschiedensten Tabletten ein. Diese kommen seinem Gemütszustand scheinbar sehr zu gute, denn Schäfer strotzt vor Energie und guter Laune, sehr zur Überraschung seiner Untergebenen und insbesondere seinem Assistenten Bergmann. Dieser erkennt seinen Chef kaum wieder. Allerdings wird ihm auch ziemlich schnell klar, dass Schäfer in seinem Verhalten immer eigenwilliger und unkontrollierbarer wird und eine Pressekonferenz zum neuen Fall nicht vorhersehbare Konsequenzen haben könnte. Und so überrascht es einem auch nicht wirklich, dass Schäfer beim Fall der jungen Türkin ausrastet.

Während des gesamten Krimis wirkt Schäfer wie aufgezogen, ja fast schon hyperaktiv. Dies überrascht einen zwar ein wenig im Vergleich zu den anderen Krimis, doch irgendwie auch nicht wirklich. Schließlich war der Polizeimajor in seiner Ermittlungsarbeit und auch in seinem Verhalten immer schon ein wenig eigenwillig gewesen und seine verqueren Gedankengänge, die meist zur Lösung des Falls führen, sind jetzt nur noch ein wenig ausgeprägter. Sehr zum Leidwesen seines Teams tritt aber auch seine bestimmende, ja regelrecht rechthaberische Seite immer mehr zutage. Man könnte jetzt meinen, dass Schäfer hierdurch ziemlich arrogant wirkt, dem ist aber überhaupt nicht so. Ganz im Gegenteil, irgendwie nimmt man ihm dieses eigenwillige Verhalten nicht übel und auch sein Team und vor allem Bergmann lassen sich hiervon nicht nachhaltig beeindrucken.

Der Schreibstil von Georg Haderer ist gewohnt flüssig und stellenweise richtig humoristisch. Die manchmal so herrlich kruden Gedankengänge von Schäfer und seine oft so unkonventionellen Ermittlungsansätze haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Die Spannung hält sich durchweg auf hohen Niveau, einfach auch aus dem Grund, dass bis zum Schluss absolut nicht ersichtlich ist, wer und welche Gründe hinter dem Mord an Born stehen, welche Zusammenhänge zu einem Einbruch eines Bekannten des Nationalrats a.D. bestehen und was denn nun der Mord an der jungen Türkin mit dem Fall zu tun haben soll. Hinzu kommt ein Täter mit einem äußerst rätselhaften und absolut unlogischen Verhalten.

Zusätzlich erfährt man auch wieder etwas aus Schäfers Privatleben. Hierbei geht Georg Haderer ein wenig auf Schäfers Beziehung zu Isabelle ein, die sich zwischenzeitlich zur Fernbeziehung entwickelt hat, da die Staatsanwältin nun in Den Haag arbeitet und auch ein Wiedersehen mit Schäfers Bruder ist dabei. Allerdings ist dies alles wohldosiert und die Ermittlungsarbeit von Schäfer steht hier eindeutig im Vordergrund.

Fazit: Ein spannender und gleichzeitig auch humoristischer Krimi mit einem Protagonisten, der einem in seiner eigenwilligen Art nur sympathisch sein kann und einer absolut unvorhersehbaren Story.

Bewertung vom 29.07.2011
Léon und Louise
Capus, Alex

Léon und Louise


sehr gut

Die Geschichte von Léon & Louise
Kurz vor Ende des 1. Weltkriegs begegnen sich Léon und Louise in einem kleinen Dorf an der Atlantikküste Frankreichs. Für eine kleine Weile können sie ihre junge Liebe genießen bis ein Fliegerangriff ihr Glück zerreißt. Beide halten sich gegenseitig für tot, erst 1928 begegnen sie sich in Paris durch Zufall wieder. Ihre Liebe zueinander ist nie erloschen, kein Tag verging, an dem der Eine nicht an den Anderen gedacht hatte. Doch das Leben ging für sie Beide weiter und Léon ist mittlerweile verheiratet und Louise tritt kurze Zeit später für ihre Firma eine Schiffsreise mit unbekanntem Ziel an.
Dies ist die Geschichte einer sehr ungewöhnlichen Liebe. Léon ist bei ihrer ersten Begegnung im Jahr 1918 restlos fasziniert von der selbstbewussten, resoluten Louise. Ihr Erkennungszeichen ist ein quietschendes Fahrrad, mit dem sie durch das Dorf fährt und den Angehörigen die Todesnachrichten ihrer gefallenen Familienangehörigen überbringt. Eines Tages fasst sich der Eisenbahnangestellte Léon ein Herz und repariert Louises Fahrrad. Hiervon ist diese jedoch wenig begeistert und tritt ihm ziemlich burschikos und sarkastisch gegenüber. Doch ein erstes Band ist geknüpft und fortan wartet Louise jeden Tag auf Léon, um ihn ins Café zu begleiten. Bei diesen Spaziergängen kommen die Beiden sich näher, doch jede Frage nach ihrem früheren Leben verbittet sich Louise vehement. Bis besagter Bombenangriff ihr junges Glück zerstört und 10 Jahre vergehen müssen, bis sie sich durch Zufall in der Pariser Metro wieder treffen.
Alex Capus erzählt die Geschichte aus Sicht eines Enkels von Léon, der sich 1986 beim Begräbnis seines Großvaters an dessen Leben zurück erinnert. Mit ein Grund für diese Erinnerung ist das geheimnisvolle Erscheinen einer alten Dame, die kurz in Notre Dame bei der Beerdigung erscheint, zum offenen Sarg herantritt und sich von Léon verabschiedet, um dann genauso schnell wieder zu verschwinden.
Der Schwerpunkt der Geschichte liegt auf der Zeit in Paris in den Jahren 1928 bis nach dem 2. Weltkrieg, wobei die Kriegsjahre dominieren. Während die deutschen Besatzer Paris einnehmen, begleitet man den Familienvater Léon bei seiner Arbeit im Kriminallabor der Pariser Polizei, verfolgt seine kleinen Sabotageakte gegenüber den Nazis, erlebt seine Beziehung zu seiner Frau Yvonne und das Heranwachsen seiner vier Kinder. Und immer wieder ist man dabei, wie seine Gedanken um Louise kreisen. So nimmt man sehr stark am Leben von Léon teil, das von Louise erfährt man zumeist jedoch nur durch Briefe, welche sie Léon im Laufe der Jahre immer wieder schreibt. Und natürlich bleibt auch Yvonne dies alles nicht verborgen und Léons Ehefrau wird bei der Beziehung von Léon & Louise noch eine entscheidende Rolle spielen.
So liebevoll die Erinnerungen des Enkels sind, so warmherzig, farbenfroh und lebendig erzählt der Autor die Geschichte von Léon und Louise, die voller Romantik und Lebensfreude ist und über den Tod hinaus reicht. Alex Capus gelingt es mühelos, seinen beiden Protagonisten Léon und Louise Konturen zu geben und so erhält man sehr schnell eine Vorstellung von der resoluten, selbstbewussten, frechen, herrlich unkonventionellen Louise und dem etwas schüchternen, sich selbst genügenden, treuen, geradlinigen Léon.
Fazit: Eine gleichsam wunderschöne wie ungewöhnliche Liebegeschichte, die Alex Capus bildhaft, fesselnd und unterhaltsam erzählt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2011
Kainszeichen
Fink, Sabine

Kainszeichen


ausgezeichnet

Mord oder Unfall?

Vor dieser Frage steht Chrissy. Vor einem dreiviertel Jahr starb ihr Verlobter Mike Hartmann bei einem Autounfall auf der Rückfahrt von Tschechien nach Erlangen, wo er als Bauleiter an einem großen Bauprojekt arbeitete. Bisher hatte Chrissy die Gründe für dessen Unfall erfolgreich verdrängt, doch als sie eines Abends Mikes ehemaligen Chef Johannes Ducros trifft, brechen lang verdrängte Gefühle wieder hoch. Kaum zu Hause angekommen, fängt sie an, Mikes Hinterlassenschaften durchzusehen und findet den Unfallbericht. In diesem steht, dass Mike Beruhigungsmittel zum Unfallzeitpunkt im Blut hatte, was überhaupt nicht zu ihm passte und auch sein seltsames Verhalten kurz vor dem Unfall wird Chrissy wieder bewusst. Sie fängt an, Fragen zu stellen, aber anscheinend an der falschen Stelle. Denn kurz darauf brennt ihre Wohnung und sie kann nur knapp den Flammen entkommen.

Schon im Prolog erfährt man, dass Mike heimlich Bodenproben von der Baustelle genommen hatte und auf der Heimfahrt nach Erlangen von der Straße gedrängt wurde, was zu seinem tödlichen Unfall führte. So beginnt der Krimi schon einmal ziemlich rasant und diesen temporeichen Schreibstil behält Sabine Fink in ihrem Krimidebüt bis zum Schluss bei. Zwar nimmt sie sich immer wieder genug Zeit, einem ihre Protagonistin Chrissy und ihr privates Umfeld näher zu bringen, doch den Fall selbst verliert sie hierbei nie aus den Augen.

Früh lernt man auch die beiden Brüder Rene und Johannes Ducros kennen, die mit ihrer Firma für das Bauprojekt in Tschechien verantwortlich waren. Da ist zum einen der aufgeschlossene Rene, mit dem Mike seinerzeit gut befreundet war und zu dem auch Chrissy heute noch ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. Auf der anderen Seite ist da Johannes. Der autoritäre Geschäftsmann versteht es geschickt, seine Gefühle zu verbergen und obwohl die Brüder gleichberechtigte Partner der Firma sind, scheint doch er alle Fäden in der Hand zu halten. In diesen zugeknöpften, aber irgendwie doch äußerst sympathischen, hilfsbereiten Mann verliebt sich Chrissy. Und auch Johannes scheint etwas für Chrissy zu empfinden, so aufopferungsvoll wie er sich um sie kümmert, nachdem ihre Wohnung abgebrannt ist. Oder spielt er dies alles nur, um zu erfahren, was Chrissy möglicherweise über das Bauprojekt wissen könnte?

Durch diese Ungewissheit wie auch durch die unvorhersehbare Entwicklung der Story, ist die Spannung durchweg auf einem sehr hohen Niveau. Hinzu kommt auch noch der lockere, flüssige und lebendige Schreibstil von Sabine Fink, der es mir fast unmöglich gemacht hat, das Buch aus der Hand zu legen.

Ein weiteres Plus ist ihre Darstellung der Charaktere. Alle Beteiligten nehmen sehr schnell Konturen an, überraschen einen in ihrem Verhalten des Öfteren und wirken absolut menschlich, haben Fehler und dürfen diese auch zeigen. Besonders hat mir Chrissy gefallen. Sie hat einen wunderbar trockenen Humor, ist pragmatisch veranlagt, zeigt ihre Gefühle und geht keinem Streit aus dem Weg. Ein ziemlich schräger Charakter dagegen ist Thies, der holländische Freund von Mike, der Chrissy tatkräftig bei ihren Nachforschungen unterstützt. Der Geologe offenbart im Laufe des Krimis recht unvorhersehbare Seiten an sich, die nicht unbedingt immer als ganz legal zu bezeichnen sind, aber dies überrascht irgendwie nicht wirklich, da es einfach zu seinem scheinbar so unkomplizierten Charakter passt.

Fazit: Wer gerne wirklich spannende Regionalkrimis mit einer unvorhersehbaren Story liest, sehr gut herausgearbeitete Charaktere bevorzugt und gern auch eine Prise Gefühl mit dabei haben möchte, ist bei dem Krimidebüt von Sabine Fink bestens aufgehoben.

Bewertung vom 26.07.2011
Wintergruft
Leimbach, Alida

Wintergruft


sehr gut

Das rätselhafte Verschwinden einer Pastorin

Jetzt, nach Beendigung des Buches bin ich etwas hin- und hergerissen. Denn so ein richtig spannender Krimi ist der Debütroman von Alida Leimbach nicht unbedingt. Vielmehr beleuchtet sie sehr eindringlich und bildhaft das Leben in einer kleinen Gemeinde. Das Verschwinden der Pastorin ist zwar ständig Thema, aber eher mehr im Hintergrund angesiedelt. Das Umfeld rund um die burschikose, dominante Pastorin steht hier mehr im Vordergrund. So erfährt man sehr viel über das Gemeindeleben und dies schildert die Autorin äußerst unterhaltsam. Es gibt Intrigen, Bestechungen, Neid und Rachsucht innerhalb der Pfarrgemeinde, von Nächstenliebe ist hier wirklich nichts zu spüren.

Dadurch wirkt der Krimi allerdings sehr realistisch und Alida Leimbach gelingt es wirklich absolut mühelos auch wirklich noch die kleinsten Nebenfiguren überzeugend zu beschreiben. Man hat schon nach wenigen Seiten das Gefühl, jeden schon lange zu kennen, alle Figuren menscheln sehr, haben Ecken und Kanten. Und selbst die unsympathischsten Charaktere kommen noch absolut überzeugend rüber.

Natürlich steht Pastor Udo Meierbrink im Fokus des Krimis. Dieser ist ein Mann ohne jegliches Rückgrat, ein richtiges Weichei, der sich in seiner Wirkung auf andere gerne mal verschätzt. Wenn er sich Problemen gegenübersieht, dann kann es durchaus passieren, dass er sich lieber krankschreiben lässt als sich diesen zu stellen. Seine Beziehung zur Musikerin Nadine, die auch eine Freundin von Heike ist, versucht er um jeden Preis geheim zu halten. Was soll denn nur die Gemeinde denken! Dabei wissen die Meisten bereits von seinem Verhältnis.

Eine weitere Hauptperson des Krimis ist die alleinerziehende Pfarrsekretärin Greta. Die sympathische junge Mutter zweier kleiner Kinder hat eine Beziehung mit Heinz-Martin, einem etwas konservativen, durchaus sympathischen Muttersöhnchen. Gleichzeitig fühlt sie sich aber auch zum Musiker Sebastian hingezogen, der ihr Sangestalent entdeckt und ein wenig wie David Garrett aussieht. Somit auf der einen Seite die Sicherheit bei Heinz-Martin gegenüber einem aufregendem Leben mit dem Organisten Sebastian. So habe ich mich im Lauf des Buches immer wieder dabei ertappt, dass mich das Leben von Greta wie auch die Beziehung von Udo zu Nadine bald mehr interessiert haben, als die Auflösung des Falls.

Und das ist jetzt wirklich nicht negativ gemeint, ganz im Gegenteil. Der Schreibstil von Alida Leimbach ist einfach nur wunderbar warmherzig, fesselnd und äußerst unterhaltsam. Und zudem immer mal wieder gespickt mit einem kleinen Seitenhieb auf die scheinbar heile Kirchenwelt und zeigt so, dass es hier durchaus auch bei Mitarbeitern der Kirche zugehen kann wie in jeder x-beliebigen kleineren Firma.

Neben der perfekten Unterhaltung beim Lesen, ist aber auch die Neugier früh geweckt. Im Prolog erfährt man, dass eine Frau in einem Keller gefangen gehalten wird. Somit ist eigentlich schon klar, dass das Verschwinden der Pastorin nicht freiwillig sein kann, hinzu kommt ja auch das blutbehaftete Werkzeug in ihrem Wagen und schlussendlich erhalten im Lauf der Story verschiedene Frauen ominöse Telefonanrufe. Wer von dem kleinen Kreis der Mitwirkenden jedoch irgendetwas hiermit zu tun hat, bleibt bis zum Schluss ein Geheimnis. Und die Auflösung ob des Verschwindens der Pastorin ist absolut logisch und dann auch wirklich spannend umgesetzt.

Fazit: Wer mehr Wert auf die zwischenmenschlichen Töne legt, nicht unbedingt einen sehr spannenden Krimi erwartet, wunderbar herausgearbeitete Charaktere schätzt und durch eine interessante Story gut unterhalten werden möchte, ist bei dem Debüt von Alida Leimbach bestens aufgehoben.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2011
Hüterin des Zwielichts / Evernight Bd.3
Gray, Claudia

Hüterin des Zwielichts / Evernight Bd.3


sehr gut

Eine schwerwiegende Entscheidung

Evernight, die Schule der Vampire, ist zerstört. Durch Verrat war es den Jägern des Schwarzen Kreuzes möglich, die Schule bis auf die Grundmauern niederbrennen zu lassen. Bianca hat sich zusammen mit Raquel den Jägern angeschlossen, jedoch ahnen weder diese noch Raquel von Biancas wahrer Natur. Dadurch ist aber auch die Ausbildung beim Schwarzen Kreuz für sie extrem gefährlich, denn Bianca braucht regelmäßig Blut, steht aber fast durchgehend unter Beaufsichtigung. Doch dies alles nimmt Bianca gerne auf sich, um mit ihrer großen Liebe Lucas zusammen sein zu können. Allerdings wartet noch ein viel größeres Problem auf sie, denn zu ihrem 18. Geburtstag wird sich ihre wahre Bestimmung zeigen.

Die Autorin beginnt den dritten Teil ihrer Evernight-Reihe gleich nach dem großen Brand in der Vampirschule. Durch einen Vergeltungsschlag der Vampire sind die Jäger des Schwarzen Kreuzes schon bald gezwungen, sich der New Yorker Zelle anzuschließen und hier erhält Bianca eine strenge und harte Ausbildung im Kampf gegen die Vampire. Viel zu selten sieht sie hierbei Lucas und umso mehr genießen die Beiden die seltenen Augenblicke, wenn sie einmal zusammen auf Streife durch die nächtlichen Straßen New Yorks ziehen können. Doch auch diese Zeit neigt sich unweigerlich dem Ende.

Anfangs beginnt Claudia Gray ihren Vampir-Roman ziemlich temporeich und spannend, allerdings ebbt Letztere dann etwas ab, als Bianca und Lucas ihre Zeit beim Schwarzen Kreuz in New York verbringen. Danach entwickelt sich die Geschichte jedoch ziemlich unvorhergesehen weiter, die Spannung zieht wieder ordentlich an und ab da hatte die Autorin auch wieder meine volle Aufmerksamkeit.

Zwar kann man sich nach einiger Zeit schon denken, welches Schicksal Bianca bei ihrer Volljährigkeit erwartet, allerdings stört das nicht weiter, da man sich nämlich nicht so recht vorstellen kann, wie dies schlussendlich umgesetzt wird. Das Ende überrascht ein wenig und deutet darauf hin, dass es möglicherweise noch einen vierten Teil geben könnte, da auch einfach zu viele Fragen noch offen bleiben.

Der Schreibstil von Claudia Gray ist einfach gehalten, leicht und flüssig zu lesen und unterhält praktisch von der ersten Seite an. Da ich die beiden Vorgängerbände nicht kannte, brauchte ich zwar ein wenig, um mich in der Story zurecht zu finden. Da die Autorin jedoch immer mal wieder auf die beiden vorherigen Bände verweist, war ich doch recht schnell in der Geschichte drin.

Die Story wird von Bianca selbst erzählt. Dadurch kann man sich ziemlich schnell ein Bild von ihr machen und lernt so eine doch schon recht erwachsene, vernünftige 17-jährige kennen, die sehr genau weiß, was sie will bzw. was sie nicht will. Nämlich sich auf keinen Fall zu einer vollwertigen Vampirin entwickeln und dadurch gezwungen zu sein, Menschen zu töten. Um ihren regelmäßigen Blutbedarf, den sie bedingt durch ihre Vampirnatur benötigt, müssen stattdessen kleinere Tiere sowie die Blutbank verschiedener Krankenhäuser herhalten. Lucas, der sie bedingungslos liebt, unterstützt sie hierbei so gut er kann. Auch die weiteren Charaktere beschreibt die Autorin detailreich und nachvollziehbar, sodass sie durchweg schnell Konturen annehmen.

Fazit: Ein fast durchweg spannender, emotionaler Vampirroman, der leicht und locker zu lesen ist und mit sympathischen Protagonisten aufwarten kann.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2011
Goetheglut / Goethe-Trilogie Bd.2
Köstering, Bernd

Goetheglut / Goethe-Trilogie Bd.2


sehr gut

„… Freiheit sei des Menschen höchstes Gut …“

In der Ilm bei Weimar wird im August 2004 eine Leiche gefunden. Schon kurze Zeit später gerät Hendrik Wilmut, Goethe-Kenner und Literaturdozent, unter Mordverdacht und kommt in Untersuchungshaft. Doch Wilmut kannte den Toten überhaupt nicht und sein Freund, Kriminalhauptkommissar Siggi Dorst, wird wegen Befangenheit von dem Fall abgezogen. So ist Wilmut ziemlich auf sich alleine gestellt als er aus der Untersuchungshaft entlassen wird. Zusammen mit seinem Freund Benno macht sich Wilmut auf die Suche nach Demjenigen, der ihm diesen Mord offensichtlich anzuhängen versucht. Ein entscheidender Hinweis weist auf Schriften hin, die sich in der Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek befinden sollen. Doch bevor Wilmut und Benno dieser Spur nachgehen können, bricht ein verheerendes Feuer in der weltberühmten Bibliothek aus.

Bereits nach wenigen Seiten stellt man fest, dass Bernd Köstering über ein fundiertes Wissen zu Goethe verfügt und so ist der Literaturkrimi immer wieder mit Informationen und kleinen Gedichten des großen Dichters durchsetzt. Diese sind jedoch meist mehr so nebenbei in die Story eingebaut und dadurch gut dosiert, sodass es durchweg immer interessant und unterhaltsam ist, diese zu lesen. Hinzu kommt, dass der Autor sich offenbar sehr gut in Weimar auskennt und einem dadurch ein sehr gutes Bild der geschichtsträchtigen Stadt vermitteln kann. So verfügt der Krimi über viel Lokalkolorit und wirkt atmosphärisch dicht umgesetzt.

Hendrik Wilmut erzählt einem selbst die Geschichte und dadurch lernt man den sympathischen Literaturexperten und Espresso-Fan schnell gut kennen. Hendrik Wilmut ist ein absolut friedliebender Mensch und durch die Ich-Form kann man gut seine Hilflosigkeit und Verwirrung nachvollziehen, als er unter Mordverdacht gerät. Allerdings bedrückt dieser ihn so stark, dass auch der friedliebende Goethe-Fan irgendwann mal die Beherrschung verliert. Mit seiner Freundin Hanna, die er schon aus Jugendtagen kennt, führt er seit einigen Jahren eine liebevolle Beziehung. Doch die momentane Situation geht auch nicht spurlos an ihrer Beziehung vorbei, zudem Hanna zusätzlich noch private Probleme hat, die sie vor Wilmut verbirgt. So bezieht der Autor auch stark das private Umfeld von Wilmut mit ein und dadurch lernt man nach und nach die weiteren Mitwirkenden kennen, die ebenfalls schnell Konturen annehmen und authentisch und nachvollziehbar beschrieben sind.

Der Schreibstil von Bernd Köstering ist eher ruhig und anfangs mehr unterhaltsam als spannend. So verfolgt man erst einmal die Suche von Wilmut und Benno nach dem Täter wie auch nach dem Grund für sein Vorgehen. Denn augenscheinlich muss dieser einen ganz bestimmten Grund verfolgen, dass er den Mord unbedingt Wilmut anhängen will. Ab und an wechselt der Autor jedoch auch den Erzählstrang und lässt einen hageren jungen Mann zu Wort kommen. Schnell ist klar, dass es sich hierbei um den Mörder handeln muss. Sein Motiv wie auch seine Identität erfährt man jedoch erst ganz zum Schluss. Dadurch ist die Neugier zwar über die komplette Story hin vorhanden, spannend wird der Krimi jedoch erst zum Ende hin. Und dann fiebert man neugierig und gespannt der Auflösung entgegen.

Fazit: Ein ruhig angelegter Krimi mit einem sympathischen Protagonisten und einer glaubwürdig umgesetzten Story. Zudem wird das ganze immer wieder mit interessanten Informationen rund um Johann Wolfgang von Goethe und Weimar gespickt.

Bewertung vom 20.07.2011
Mr. Shivers
Bennett, Robert Jackson

Mr. Shivers


sehr gut

„… Ich bin nicht tot – Klar bist du tot, du weißt es nur noch nicht …“

Michael Connelly hat nur ein Ziel: Den Mörder seiner kleinen Tochter zu finden. So bricht er von Memphis Richtung Westen auf, immer den Spuren von Mr. Shivers folgend, dem Mörder seiner Tochter. Unterwegs trifft er auf Leidensgenossen, die ein ähnliches Schicksal mit Mr. Shivers verbindet. Bei ihrer Wanderschaft begegnen ihnen viele Menschen, die Geschichten über den Mörder erzählen, aber diese erzählen sie voller Angst und hinter vorgehaltener Hand. Doch hiervon lassen sich Connelly und seine Weggefährten nicht beirren, ihre Rache treibt sie weiter, zumal Mr. Shivers ihnen immer nur einige Tage voraus zu sein scheint.

Bei dem Debütroman von Robert Jackson Bennett habe ich anhand der Kurzbeschreibung einen sehr spannenden Horrorroman erwartet, dem war nicht ganz so. Warum dennoch 4 Sterne: Ganz einfach, der Autor hat mich mit seinem Sprachstil von der ersten Sekunde an sein Buch gefesselt.

Die Geschichte spielt während der großen Depression, also Anfang der 1930er Jahre in Amerika, wo viele Menschen auf der Suche nach Arbeit durchs Land ziehen, immer Richtung Osten, in der Hoffnung, dort der Armut zu entgehen. Viele Farmen sind verlassen, ganze Städte verwaist. Connelly macht sich genau in die entgegengesetzte Richtung auf die Suche nach Mr. Shivers. Mithilfe der Eisenbahn überwindet er viele Kilometer und wenn dies nicht möglich ist, dann eben zu Fuß. Unterwegs trifft er auf viele Zeltstädte mit Wanderarbeitern, aber bald auch auf Gleichgesinnte, die ähnlich Grausames durch Mr. Shivers erlebt haben. Alle haben nur ein Ziel: dessen Tod. Hierfür gaben sie alles auf, nehmen die größten Strapazen auf sich und ja, sie riskieren des Öfteren auch ihr Leben.

Die Depression, die über dem Land liegt, spürt man in jeder Zeile des Buches. So ist die Stimmung durchweg sehr beklemmend, düster, ja stellenweise richtig depressiv und hoffnungslos. Und dennoch fesselt dieser intelligente, ruhige Sprachstil des Autors einen mühelos an das Buch, obwohl auch erst zur Mitte hin eine richtige, greifbare Spannung aufkommt und die Story Horrorzüge annimmt. Vorher ist diese Spannung eher unterschwellig vorhanden, zumeist durch die Geschichten, welche man über Mr. Shivers liest.

Mit wenigen Worten gelingt es Robert Jackson Bennett problemlos einem seine einzelnen Charaktere vorzustellen. Und so erhält man auch bald einen guten Einblick in die Gefühlswelt von Connelly, dem seine Rachegefühle immer weiter vorwärts treiben. Der Autor stellt ihn als einen sehr wortkargen, verzweifelten, zurückhaltenden Mann dar, der auch ohne groß darüber nachzudenken, sein Leben für einen Mitgefährten riskiert. Und auch Connellys Begleiter und die Menschen, die ihm im Lauf seiner Wanderschaft begegnen, sind teilweise schon recht eigenwillige, markante Figuren und ebenfalls sehr gut beschrieben.

Fazit: Ein sehr nachdenklicher Roman mit einer sehr komplexen, intelligenten Story, der eine beklemmende Stimmung aufbaut, die erst nach einiger Zeit Horrorzüge annimmt und mit hervorragend herausgearbeiteten Charakteren.