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Island
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Nürnberg

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Insgesamt 541 Bewertungen
Bewertung vom 29.04.2021
Ich dachte schon, du fragst mich nie
Engelmann, Gabriella

Ich dachte schon, du fragst mich nie


sehr gut

Offen für Neues

Bei "Ich dachte schon, du fragst mich nie" hat mich zunächst das Cover sehr angesprochen, es ist wirklich schön gestaltet, wobei es mich erst einmal vermuten lassen hat, dass der Roman fast ausschließlich auf Mallorca spielt. Hamburg als fast gleichwertiger Schauplatz bleibt da etwas außen vor.

Protagonistin Sophie Hartmann lebt mit ihren beiden Töchtern Pauli und Liv in einem umgebauten Bootshaus in Hamburg, ihr Mann ist vor fünf Jahren plötzlich verstorben, was sie immer noch sehr beschäftigt. Nun will sie ihre ältere Tochter Liv aber dabei unterstützen, ihren Traum von einem Pop-up-Restaurant zu verwirklichen. Ausgerechnet am Eröffnungstag bricht diese sich ein Bein. Am Abend der Eröffnung ist dann auch Marc anwesend, der in in Hamburg gerade eine Auszeit nimmt, nachdem er bei seiner Arbeit als Unternehmensberater für Restaurants und Hotels einen Zusammenbruch erlitten hat. Eigentlich lebt und arbeitet er auf Mallorca, wo er Sophie einige Zeit zuvor schon einmal begegnet ist, ohne dass einer von beiden sich getraut hatte, den anderen anzusprechen, obwohl damals schon ein Kribbeln in der Luft lag. Wie praktisch, dass Marcs eigentliche Leidenschaft dem Kochen gilt...

Bei der Geschichte handelt es sich um einen gut lesbaren Sommerroman, in dem kulinarische Genüsse auch immer wieder eine Rolle spielen. Was Mallorca angeht, ist auch eine gute Dosis Lokalkolorit vorhanden, von Hamburg hätte ich gerne noch etwas mehr "gesehen". Die Protagonist:innen sind mir weitgehend sympathisch, nur manchmal machen sie alles etwas zu kompliziert für meinen Geschmack und manch zusätzliche Erläuterung zu Gedankengängen oder auch Gerichten hätte es für mich nicht gebraucht, da sich da eigentlich von selbst erschloss oder eben allgemein bekannt ist. Ansonsten ist der Schreibstil der Autorin gut lesbar und anschaulich.

Bewertung vom 26.04.2021
Die Bildhauerin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.5
Rosenberger, Pia

Die Bildhauerin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.5


sehr gut

Camille Claudel wuchs in einer gut bürgerlichen Familie in ländlicher Umgebung auf, ihre Mutter wollte sie am liebsten früh und gut verheiratet wissen, ihr Vater erkannte und förderte das Talent seiner Tochter aber und unterstützte sie dabei, in Paris mehr über das Bildhauen zu lernen. Obwohl das für Frauen der damaligen Zeit ein sehr ungewöhnlicher Berufswunsch war, findet Camille schnell zwei Mitstreiterinnen, denen die École des Beaux-Arts ebenfalls auf Grund ihres Geschlechts verschlossen bleibt und sie mieten sich gemeinsam ein Atelier und finden auch männliche Förderer. So lernt Camille irgendwann auch den wesentlich älteren Bildhauer Auguste Rodin kennen, der sie unterrichtet, sie als seine Muse benutzt und sie schließlich auch zu (einer) seiner Geliebten macht, obwohl er verheiratet ist.

Ich fand es sehr interessant, mehr über diese spannende Frau zu erfahren, die in einer Zeit, in der dies noch absolut unüblich war, darum gekämpft hat, sich beruflich zu verwirklichen und von ihrer Kunst zu leben. Im Roman wird sehr deutlich, wie sie und Rodin sich gegenseitig inspirieren und brauchen, er ihr aber auch gleichzeitig Verletzungen zufügt, weil sie doch mehr sein möchte als nur die Geliebte des großen Künstlers.
Etwas verwirrend fand ich stellenweise die Rückblicke in Camilles Jugend, hier wäre mir eine ausschließlich chronologische Erzählweise lieber gewesen. Außerdem endet der Roman für mein Empfinden sehr plötzlich und mitten im Leben von Camille, ohne dass man zumindest in einem Nachwort erfährt, wie ihr Leben weiter verlaufen ist.

Bewertung vom 26.04.2021
Das Mädchen im Nordwind
Baldvinsson, Karin

Das Mädchen im Nordwind


ausgezeichnet

Der Roman "Das Mädchen im Nordwind" ist bereits der dritte Island Roman der Autorin. Die Handlung ist aber komplett unabhängig von der der früheren Bücher. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie auf zwei Zeitebenen spielen, hier sind es die Gegenwart und die Zeit des Nationalsozialismus.

Die 34-jährige Tischlerin Sofie geht 2019 für einige Monate in den Norden Islands, um dort im Rahmen von Work and Travel ein Haus zu renovieren. Dabei stößt sie einerseits auf ein altes, auf Deutsch verfasstes, Tagebuch und lernt zudem den recht wortkargen Isländer Björkvin kennen.
Im Mittelpunkt der zweiten Zeitebene steht Luise, die Tochter eines jüdischen Kaufmanns aus Lüneburg, deren Familie immer mehr unter den mächtiger werdenden Nationalsozialisten zu leiden hat. 1936 lernt sie den Isländer Jónas kennen, der kein Problem mit ihrer jüdischen Herkunft hat und die beiden beginnen trotz aller Widerstände eine Beziehung miteinander.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, ich mag Island sehr und fand es schön, mit Sofie zumindest beim Lesen wieder dort hin zu reisen. Sofie und Luise als Protagonistinnen waren mir beide sehr sympathisch und besonders mit Luise, ihrer Familie und Jónas habe ich mitgelitten. Durch die beiden Zeitebenen bietet der Roman auch eine gute Portion Tiefgang, indem man viel über die Grausamkeiten der Nationalsozialisten gegenüber Juden erfährt. Aber auch der Teil, der in der Gegenwart spielt, ist nicht zu kitschig. Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut lesbar, immer wieder baut sie auch einzelne isländische Begriffe mit ein, sodass man eine gewisse Vorstellung von der doch recht wenig verbreiteten Sprache bekommt. Eine Karte hinten im Umschlag trägt zu einer besseren Orientierung auf der Insel bei.

Bewertung vom 22.04.2021
Möwensommer
Römer, Lotte

Möwensommer


sehr gut

Lina ist Mitte 20 und auf Norderney geboren, ihre Eltern betreiben ein kleines Hotel und sie kann sich nicht vorstellen, wo anders als auf der Insel zu leben. Leider ist es aber nicht so leicht, sich dort beruflich richtig zu verwirklichen und noch schwieriger ist es, den Mann für's Leben zu finden.

Seit ihrer Ausbildung arbeitet Lina als Floristin, eigentlich liebt sie diesen Beruf, würde im Laden aber gerne einiges anders machen, als ihre Chefin Claudia. Was die Männer angeht, wurde ihr an ihrem 18. Geburtstag von ihrem Jugendfreund Mattis das Herz gebrochen, seitdem sind sie weiter "nur" befreundet. Linas letzter Freund hat sie irgendwann wieder verlassen, um zurück auf's Festland zu gehen. Nun taucht aber der neue Standesbeamte Bent auf der Insel auf und beginnt Lina zu umwerben.

Ich fand es schön, beim Lesen in Gedanken mit nach Norderney reisen zu können, da ich die Ostfriesischen Inseln sehr mag. Lina war mir auch sehr sympathisch, ebenso wie ihre Familie und Freunde. Nicht alles an der Handlung hat mich aber komplett überzeugt, mit manchen Verhaltensweisen konnte ich nicht komplett identifizieren und für mich hätte, trotz des Genres, noch etwas mehr Tiefgang vorhanden sein dürfen. Der Schreibstil der Autorin ist auf jeden Fall gut lesbar, passend zu einer Sommerlektüre.

Bewertung vom 17.04.2021
Enriettas Vermächtnis
Madsack, Sylvia

Enriettas Vermächtnis


sehr gut

Enrietta da Silva war eine weltbekannte Schriftstellerin mit argentinischen Wurzeln, die schon lange in der Schweiz lebte. Nach ihrem Tod lädt ihr Testamentsvollstrecker Emilio, einen Schönheitschirurgen Mitte 50 aus Buenos Aires und Jana, eine Schauspiellehrerin aus Salzburg nach Zürich in die Kanzlei ein, die das große Vermögen von Enrietta da Silva erben sollen. Zunächst muss aber geklärt werden, in welcher Verbindung sie zu der Verstorbenen standen. So nähern sich auch Jana und Emilio bei ihrem Aufenthalt in Zürich einander an. Bald taucht aber Armando auf, der Anspruch auf den größten Teil des Erbes anmeldet und viel Staub aus der Vergangenheit aufwirbelt.

Der Roman beschäftigt sich mit den drei potentiellen Erben und vor allem ihrem Verhältnis untereinander und ihrer Lebensgeschichte. Ihr Verhältnis oder ihre Erfahrungen mit der Verstorbenen spielen nur am Rande eine Rolle, was ich etwas schade finde. Gerne hätte ich noch etwas mehr über den Weg der Schriftstellerin von Argentinien in die Schweiz und ihr weiteres Leben erfahren, um mir auch von ihr ein differenzierteres Bild zu machen. Was ihr Erbe anging, hatte sie jedenfalls ihren festen Willen, wer dieses bekommen sollte, und der schloss bewusst einen der drei Beteiligten aus, was dieser sich ebenso bewusst nicht gefallen lassen möchte. Nebenbei spielt auch noch eine Liebesgeschichte eine Rolle und grundsätzlich die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und den Vorstellungen für die Zukunft. Die Charaktere sind überzeugend ausgestaltet und auch der Hauptschauplatz Zürich findet sich im Roman erkennbar wieder. Der Schreibstil der Autorin ist anschaulich und angenehm lesbar.

Bewertung vom 16.04.2021
Sylt auf unserer Haut
Thesenfitz, Claudia

Sylt auf unserer Haut


sehr gut

Von Claudia Thesenfitz sind schon einige Romane erschienen, die auf Sylt spielen, deren Handlung aber nicht aufeinander aufbaut, sodass sie unabhängig voneinander gelesen werden können. Gemeinsam haben sie alle ein sehr ansprechendes Cover, das sofort Lust auf Meer macht, so auch „Sylt auf unserer Haut“.

Im Mittelpunkt stehen diesmal Maja und Robert, ein voneinander recht gelangweiltes Ehepaar Mitte 50, das hofft, dass durch den Urlaub auf Sylt auch wieder etwas mehr Schwung in ihre Beziehung kommt. Auch Roberts etwa gleichaltriger Arbeitskollege Bernd und dessen Freundin verbringen ihren Urlaub auf Sylt und so sind die beiden Paare viel gemeinsam unterwegs. Zwischen Bernd und Maja stimmt die Chemie besonders gut, was Maja zunächst nicht wahrhaben möchte, der Urlaub entwickelt sich so aber in eine ganz andere Richtung als geplant.

Der Roman ist aus verschiedenen Perspektiven verfasst, sodass ich mich gut in die verschiedenen Protagonist:innen und ihre (verzwickte) Lage hineinversetzen konnte, auch wenn sie nicht ganz meiner Altersgruppe angehören. Was mich aber gestört hat, war, dass manches schon recht vorhersehbar war und dass mit den Klischees oft auch übertrieben wurde, sodass es nicht mehr meinem Humor entsprach. Auch überzeugen mich nicht alle Handlungen der Hauptpersonen, weil sie nicht so recht zu deren Alter passen wollen. Auch auf so genau beschriebene Liebesszenen hätte ich verzichten können, aber das ist Geschmackssache. Positiv ist auf jeden Fall der Lokalkolorit hervorzuheben, man merkt immer wieder, dass der Roman im Sommer auf Sylt spielt und wäre selbst am liebsten auch dort. Der Schreibstil ist passend zu einem Sommerroman locker und leicht lesbar.

Bewertung vom 16.04.2021
Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2
Benedict, Marie

Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2


sehr gut

Marie Benedict hat sich bereits für ihren vorherigen Roman „Frau Einstein“ eine Protagonistin ausgesucht, deren Ehemann wesentlich mehr im Licht der Öffentlichkeit stand als sie selbst. Das gilt definitiv auch für Clementine Churchill, der Ehefrau von Winston Churchill, der von 1940 bis 1945 sowie von 1951 bis 1955 Premierminister von Großbritannien war.

Clementine und Winston lernten sich bei einer Einladung einer entfernteren Verwandten von Clementine kennen. Beide stammten aus guten, aber nicht wohlhabenden Elternhäusern, Winston Churchill arbeitete aber schon fleißig an seiner politischen Karriere und (zumindest damals) sollte man dafür auch die passende Ehefrau an seiner Seite vorweisen können, die einen bei öffentlichen Anlässen begleitet und privat den Rücken frei hält und ihm eine Familie schenkt. Mit Clementine hat er eine gebildete Partnerin gefunden, die ihn unterstützt, ihm aber auch Ratschläge gibt, die er durchaus beherzigt. Für die Frauen in ihrem Land erreicht sie einen großen Fortschritt, indem ihr Engagement für das Frauenwahlrecht auch Winston Churchill zum Nachdenken bringt und auch in vielen weiteren Bereichen zeigt sie viel Einsatz.

So erfährt man im Roman viel darüber, was es bedeutete, in der damaligen, politisch zudem sehr ereignisreichen Zeit, die Partnerin eines bedeutenden Politikers zu sein, ohne sich diesem privat vollkommen unterzuordnen und auch politisch immer wieder Einfluss auf ihn zu nehmen und welche Konsequenzen das für ihr Privatleben hatte. Außerdem bietet der Roman natürlich auch einmal einen anderen Blickwinkel auf die historischen Ereignisse rund um den Zweiten Weltkrieg. Historische Fakten vermischen sich dabei mit einer Dosis Fiktion, aber man kann sich gut vorstellen, dass es so oder zumindest ähnlich ablief. Zwischenzeitlich kommt es aber auch mal zu einigen „Längen“, wo manches sich wiederholt oder etwas weniger ausführlich abgehandelt hätte werden können. Komplett „warm“ werde ich mit der doch sehr selbstbewussten und kämpferischen Clementine Churchill nicht, wahrscheinlich hätte sie mir aber auch ganz schön Respekt eingeflößt, wäre ich ihr damals in echt begegnet. Die Romanhandlung endet dann leider etwa mit Ende des Zweiten Weltkrieges, obwohl es auch spannend gewesen wäre, mitzuerleben, inwiefern sich Winston und Clementine Churchill in seiner zweiten Amtszeit verändert haben.

Bewertung vom 09.04.2021
Eine Sehnsucht nach morgen / Ruhrpott Saga Bd.3
Völler, Eva

Eine Sehnsucht nach morgen / Ruhrpott Saga Bd.3


ausgezeichnet

Der dritte und letzte Teil der "Ruhrpott-Saga" spielt Ende der 60er Jahre. Bärbel hat mittlerweile ihr Medizinstudium abgebrochen und kehrt nach einer unglücklichen Beziehung Hals über Kopf zurück zu ihrer Familie, wo ihr natürlich auch ihre Jugendliebe Klaus wieder über den Weg läuft. Ihre große Schwester führt ihren eigenen Buchladen und wünscht sich ein Kind mit ihrer großen Liebe Johannes und ihr kleiner Bruder Jakob demonstriert gegen Springer und bekommt Probleme in der Schule. Außerdem wohnt nach Oma Mines Tod nun Tante Clärchen, eine entfernte Verwandte mit im Haus und schmeißt den Haushalt.

Ich habe mich sehr über das "Wiedersehen" mit der Familie gefreut und darüber, mitverfolgen zu dürfen, wie es mit ihnen weiterging. Jeder ist auf seine Weise sympathisch und vor allem wirken sie sehr authentisch. Es war interessant, in die 60er Jahre abzutauchen, wo einiges noch etwas anders lief als heute. Der Schreibstil der Autorin war auch diesmal wieder angenehm lesbar und die Handlung fesselnd. Nun bin ich etwas traurig, dass die Geschichte nun endgültig zu Ende ist.

Bewertung vom 04.04.2021
Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
Suiter Clarke, Amy

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden


ausgezeichnet

True-Crime-Podcasterin Elle Castillo widmet sich ungeklärten Verbrechen. Dabei stellt sie die Opfer in den Fokus. Im Mittelpunkt dieses Thrillers steht der Countdown Killer, dessen Opfer nach einem bestimmten Muster ausgesucht und entführt werden und immer ein Jahr jünger werden. Sie widmet sich zunächst den ersten Opfern. Irgendwann hat sie aber auch selbst immer mehr mit dem Fall zu tun.

Mir persönlich hat der Thriller aufgrund seiner ungewöhnlichen Gestaltung mit den Podcast-Elementen sehr gut gefallen. Das hebt ihn positiv von anderen Büchern des Genres ab. Er war recht spannend, im weiteren Verlauf aber manchmal auch etwas vorhersehbar, was aber auch kaum vermeidbar ist. Etwas überfordert haben mich die vielen verschiedenen Namen der Nebenfiguren. Insgesamt war mir die Handlung aber nicht zu blutig oder gruselig. Die Protagonistin Elle Castillo ist nicht perfekt und manchmal etwas impulsiv, sodass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Gerne empfehle ich den Thriller weiter.

Bewertung vom 04.04.2021
Fritz und Emma
Leciejewski, Barbara

Fritz und Emma


ausgezeichnet

Die Journalistin Marie zieht 2018 mit ihrem Mann Jakob nach Oberkirchbach, einem kleinen verschlafenen Dorf in der Pfalz, weit weg von jeder größeren Stadt, weil dieser dort seine erste Pfarrstelle antritt. Jakob freut sich auf seine Arbeit und ist bereit, sich auf das Leben als Dorfpfarrer voll einzulassen, aber Marie fällt es schwer, sich in Oberkirchbach einzuleben, zumal es dort keine Arbeit in ihrem Beruf für sie gibt. Nachdem das Pfarrerehepaar aber in die Vorbereitungen des Dorfjubiläums mit einbezogen wird, ist Maries Ehrgeiz geweckt, zumindest wieder für mehr Leben im Ort zu sorgen und auch die Bewohner des Neubaugebietes am Ortsrand einzubeziehen. Außerdem lernt sie die beiden 92-jährigen Fritz und Emma kennen, die sich anscheinend bis auf's Blut hassen, obwohl sie am gleichen Tag geboren wurden und von Anfang an eng befreundet und bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sogar ein Paar waren. Maries Ehrgeiz ist geweckt, mehr darüber herauszufinden, was damals passiert ist und die beiden wieder zu versöhnen.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Ich mag es, dass er auf verschiedenen Zeitebenen zwischen der Vergangenheit von Fritz und Emma und der aktuellen Zeit wechselt. Sowohl die beiden alten Protagonist:innen als auch Marie und Jakob sind mir sehr ans Herz gewachsen. Marie ist nicht die klassische Pfarrersfrau, wie Luther sie sich wohl gewünscht hätte, sondern sie will beruflich ihren eigenen Weg gehen und nicht darauf reduziert werden, die Ehefrau des Dorfpfarrers zu sein. Aber, sie liebt Jakob sehr und bewundert ihn für seine Leidenschaft, mit der er alles tut. Dennoch verzweifelt sie an den Rahmenbedingungen, die dessen Tätigkeit mit sich bringt und dem Leben in einem kleinen Dorf, aus dem das Leben immer mehr verschwindet, weil die Jungen für die Arbeit wegziehen und die Menschen in den Neubaugebieten am Ortsrand nicht wirklich dazu gehören. Somit ist der Roman auch in gewisser Weise ein Gesellschaftsportrait. Aber Marie gibt nicht so schnell auf. Auf jeden Fall bietet der Roman eine gute Portion Tiefgang, ist zugleich aber auch sehr gut lesbar. Die Autorin schreibt sehr anschaulich und lebendig und man kann sich sehr gut in die Hauptfiguren hineinversetzen.