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Lesendes Federvieh
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München
Über mich: 
Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 539 Bewertungen
Bewertung vom 14.06.2018
Nichts ist gut. Ohne dich.
Coplin, Lea

Nichts ist gut. Ohne dich.


sehr gut

Leander und Jana haben sich vor sechs Jahren das letzte Mal gesehen. An dem Tag, der ihre unzertrennliche Freundschaft von einem Augenblick auf den nächsten beenden sollte, als Janas älterer Bruder Tim und zugleich Leanders bester Freund bei einem Autounfall ums Leben kam. In dieser langen Zeit haben sie kein Wort miteinander gewechselt und doch steht Leander plötzlich vor ihr. Neben ihrem Hass auf den Mörder ihres Bruders drängt noch ein anderes Gefühl an die Oberfläche, wenn sie in dessen hellblaue Augen blickt. Doch kann sie den Schmerz über die Ereignisse von damals jemals überwinden?

"Nichts ist gut. Ohne dich." habe ich noch an dem Tag vollständig verschlungen, an dem ich es aus dem Briefkasten gefischt habe. Man steigt unmittelbar ein in die Geschichte, die fast zu gleichen Teilen aus Jana und Leanders Perspektive geschildert wird. Somit bekommt man einen tiefen Einblick in die Psyche und das Gefühlsleben der beiden Protagonisten, die eben nicht perfekt sind, sondern viele Ecken und Kanten haben, was sie sogleich nah- und greifbarer macht. Beide haben sie mit der Bewältigung von ein und demselben Ereignis aus der Vergangenheit zu kämpfen, das bei jedem unterschiedliche Folgen nach sich zog. Während Leanders Leben scheinbar in einer geraden Bahn verlief und er in den Norden zog, um dort Medizin zu studieren, brachte der tragische Tod von Tim Jana komplett aus der Spur. Anstatt sich endlich für eine Ausbildung oder ein Studienfach zu entscheiden, hat sie eine Affäre mit einem Mann, der ihr eigentlich nichts bedeutet und jobbt in der Buchhandlung einer Freundin. Sechs Jahre nach der verhängnisvollen Autofahrt kreuzen sich die Wege von Jana und Leander dort wieder. Anfangs noch von Hass auf Leander erfüllt, weil er den Wagen mit ihrem Bruder auf dem Beifahrersitz gegen einen Baum gelenkt hat, beginnt Jana zunehmend ihm und damit auch sich selbst zu verzeihen. Die Wunden der beiden Hauptcharaktere reichen tief und gerade deshalb finde ich den Schreibstil von Lea Coplin so gelungen, die auf die typischen Klischees von Liebesgeschichten verzichtet und ihre Protagonisten stattdessen auch mal Fehler machen und Rückschläge verkraften lässt, was manchmal jedoch etwas konstruiert wirkte. Das Ende hat mich dann leider ein wenig zwiegespalten zurückgelassen, da es mir eindeutig zu offen war. Nach Lea Coplins Jugendbuchdebüt, die übrigens auch unter anderen Pseudonymen wie zum Beispiel Anne Sanders oder Alexandra Pilz schreibt, bin ich umso neugieriger auf ihr nächstes Buch, das von Max von der Linden, dem charismatischen Mitbewohner von Leander, erzählt. Trotz kleiner Schwächen ist "Nichts ist gut. Ohne dich." in ihrer Gesamtheit eine authentische Geschichte, die von Vergebung, Freundschaft, neuen Chancen sowie der großen Liebe erzählt und dabei ohne allzu viel Drama auskommt.

Bewertung vom 03.06.2018
Mordslust pur / Kommissar Pascha Bd.6
Turhan, Su

Mordslust pur / Kommissar Pascha Bd.6


sehr gut

In der Nähe der Münchner Erotikmesse wird eine übel zugerichtete männliche Leiche gefunden. Kommissar Zeki Demirbilek steht vor einem Rätsel. Wollte der Mörder auf etwas hinweisen? Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Doch auch Zekis Privatleben ist im Moment alles andere als einfach. Albträume plagen ihn, so als ob sich eine Gefahr ankündigen würde. Und tatsächlich gerät auch eine Person aus seinem engsten Kreis in Lebensgefahr...

Su Turhan ist mit diesem mittlerweile sechsten Buch aus der Kommissar Pascha Reihe auch wieder ein wirklich guter Krimi gelungen, der diesmal in der Erotikbranche spielt. Der Autor hat einen gut durchdachten und stimmigem Fall geschrieben oder besser gesagt sind es am Ende ja zwei verzwickte Fälle, die die Ermittler vom Sonderdezernat Migra beschäftigen. Durch das super Team um Kommissar Demirbilek war es eine wahre Freude, diese Geschichte zu lesen. Herrliche Dialoge während der Spurensuche, besonders die zwischen Zeki und Pius brachten mich oft zum schmunzeln. Auch die Handlung war mitreißend und wurde durch einen spannenden Showdown gut abgerundet.

Als Münchner Kindl gefällt es mir natürlich besonders gut, dass Su Turhan den ganz speziellen, charmanten Münchner Flair perfekt aufs Papier bringt, zugleich aber auch die türkische Kultur geschickt einfließen lässt. Das verleiht dieser Krimireihe eine ganz besondere Note. Durch den flotten, klaren Schreibstil und die erstklassigen Charaktere wird dieses Lesevergnügen aufs Feinste komplettiert.

Fazit: Guter, spannender Fall mit Münchner Lokalkolorit.

Bewertung vom 25.05.2018
Der Helicopter Coup
Bonnier, Jonas

Der Helicopter Coup


sehr gut

Die Ereignisse des 23. September 2009 sollten als bis heute ungeklärter Mythos in die schwedische Kriminalgeschichte eingehen. Auf dem Dach eines Stockholmer Banknotendepots detoniert ein Sprengstoffpaket, das den Räubern den Weg ins Innere und somit zu den umgerechnet vier Millionen Euro ebnet. Die mehr als acht Monate andauernde Planungsphase kommt zu ihrem fulminanten Höhepunkt, als die Diebe auf spektakuläre Art und Weise mit einem Helicopter fliehen, ohne von Polizei oder Militär aufgehalten werden zu können. Bis heute fehlt von dem Geld jede Spur.

Als ich "Der Helicopter Coup" unter den Neuerscheinungen entdeckt habe, war meine Neugier sofort geweckt. Ein Bankraub, der wirklich so geschehen ist? Dieses Buch konnte ich mir unmöglich entgehen lassen, vor allem, da Jonas Bonnier für diesen Thriller die verurteilten Täter nach dem Ende ihrer Gefängnisstrafen ausführlich befragt und abseits davon allerhand Recherchearbeit betrieben hat. Allerdings sollte man sich vorab bewusst machen, dass die Geschichte von "Der Helicopter Coup" nicht das ganze Geschehen wahrheitsgetreu wiedergibt. Es ist vielmehr eine Kombination aus Realität, angereichert mit Fiktion, um ungeklärte Fragen zu beantworten, wie etwa die nach der verschollenen Beute. Die erste Szene, in welcher ein alter Mann die beiden bis dahin einander unbekannten Ganoven Michel Maloof und Sami Farhan miteinander bekannt macht und ihnen den Kontakt für einen gemeinsamen Coup auf dem Silbertablett serviert, hat die Erwartungslatte auf das Kommende definitiv hoch gesetzt. Deshalb war ich beinahe enttäuscht, als die Handlung fortan nur so dahinplätscherte, denn bis sich die beiden der eigentlichen Planung widmeten, die abermals viel Zeit in Anspruch nehmen sollte, passierte nahezu gar nichts. Im Nachhinein muss ich dem Autor jedoch zugestehen, dass jener Anteil rückblickend genau das richtige Maß einnimmt, denn eine ausführliche Planung ist zweifelsohne Voraussetzung für einen erfolgreichen Raub, noch dazu in dieser Größenordnung. Imponierend finde ich auch, wie Jonas Bonnier die Protagonisten, egal ob Drahtzieher oder einfacher Botenjunge, mit Leben füllt, sodass man speziell bei der eigentlichen Ausführung der Tat, mit den Dieben mitfiebert. Die Polizei stand 2009 ziemlich dumm da, weil es ihnen nicht gelang die Räuber aufzuhalten, obwohl sie zuvor über nahezu jedes Detail des Überfalls informiert worden waren. Doch hinter dem scheinbaren Totalversagen der Polizei verbergen sich in Wirklichkeit politische wie persönliche Machenschaften, die in diesem Buch eingehender betrachtet werden und somit ein ganz neues Licht auf die Polizeiarbeit werfen. Hat sich die Erzählung wie auch die mehr als acht Monate andauernden Planungsphase hingezogen, so überschlugen sich die Ereignisse ab der zweiten Hälfte derart, dass ich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Minuziös verfolgt man den actionreichen Raub, der in seiner Raffinesse wie Dreistigkeit Tom Cruise blass um die Nase werden lässt. Besonders das Ende finde ich außerordentlich gelungen, denn obgleich bis heute jede Spur von den umgerechnet vier Millionen erbeuteten Euros fehlt, wurde hier eine Möglichkeit aufgezeigt, die raffiniert wie genial ist.

"Der Helicopter Coup" erzählt die Geschichte des wohl sagenumwobendsten Raubüberfalls in der Kriminalgeschichte Schwedens und zeigt, dass Realität manchmal spannender als jeder Actionfilm sein kann.

Bewertung vom 16.05.2018
Die Tage des Jägers / Victor Bd.7
Wood, Tom

Die Tage des Jägers / Victor Bd.7


gut

Victor ist ein skrupelloser, unsichtbarer Auftragskiller, er ist der personifizierte Tod. Seine Identität kennt niemand, manche nennen in "Tesseract", anderen ist er unter "Hochwürden" oder "Mister Siebenundachzig Prozent" bekannt. War er Zeit seines Lebens der Jäger, wird er nun selbst zum Gejagten, denn ein hochrangiger Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdienstes hat ein vor Jahren begangenes Unrecht noch lange nicht vergessen. Jetzt ist Antonio Alvarez in der Position, den Mann zu verfolgen, den er für zahlreiche Morde an CIA-Agenten verantwortlich macht. Als dieser Victor immer näher zu kommen droht, scheint es für ihn an der Zeit bei der brillianten Auftragskillerin Raven seinen Gefallen einzufordern: Sie soll ihn umbringen.

Als glühender und treuer Victor-Fan konnte ich es natürlich gar nicht erwarten bis mit "Die Tage des Jägers" der neueste und mittlerweile siebte Band auf den Markt kam. Spätestens im Nachhinein muss ich jedoch leider schweren Herzens zugeben, dass dieses Buch bis jetzt mit Abstand das schwächste der Reihe ist, weshalb ich nur drei Eier vergeben kann. Wie bereits gewohnt steigt man unmittelbar in die Handlung ein und bekommt abermals vor Augen geführt, wie gewissenlos Victor tatsächlich ist. Die darauffolgenden Passagen über Raven, sein weibliches Pendant, das er mit einem Nervengift beinahe umgebracht, ihr jedoch die Möglichkeit zur Rettung gab, die sie wohlweislich genutzt und sich nun ins Leben zurückgekämpft hat, fand ich einerseits spannend zu lesen, andererseits schürte es die Neugier auf das was noch kommen sollte. Und genau hier liegt das Problem: Es kommt nichts. Klar, wie gehabt bietet das Buch einige actionreiche Szenen, doch abseits davon mangelte es dieser Geschichte dieses Mal eindeutig an Substanz. Ein Geheimdienstmitarbeiter heftet sich an Victors Fersen, woraus man eindeutig mehr hätte machen können, wie auch aus der zwischenzeitlichen Allianz von Raven und Victor, und versucht ihn mit fadenscheinigen Andeutungen aus der Reserve zu locken. Dass er einen so abgebrühten Killer wie Victor nicht mal eben so zu fassen bekommt, sollte ja eigentlich klar sein, da braucht es mehr als ein paar Drohungen, die letztendlich doch nichts sind als heiße Luft. "Die Tage des Jägers" ist der mittlerweile siebte Band der Victor-Reihe, der neben actionreichen Szenen und einem gewohnt starken Hauptcharakter leider nicht viel zu bieten hatte.

Bewertung vom 10.05.2018
Hortensiensommer
Sosnitza, Ulrike

Hortensiensommer


sehr gut

Johanna Laurien liebt ihren Beruf als Gärtnerin. Sie pflegt Gärten und verwandelt sie so in ganz besondere Fleckchen Erde. Das hilft ihr ein tragisches Ereignis, das vor einigen Jahren ihr Leben völlig aus der Bahn warf, zu verdrängen. Ihr Haus ist für sie alleine viel zu groß und so vermietet sie die Einliegerwohnung an den sympathischen Philipp. Langsam kommen sich die beiden näher. Doch als er Besuch von seiner kleinen Tochter bekommt, flüchtet Johanna panisch aus dem Haus. Philipp lässt nicht locker, um den Grund für diese Reaktion zu erfahren...

Ulrike Sosnitza verpackt das sehr ernste Thema "Tod eines Kindes" mit viel Fingerspitzengefühl in diesem wunderbaren und berührenden Roman. Johanna tat mir in ihrem Unvermögen den Tod der kleinen Lilly zu verarbeiten, unendlich leid. Ihre Nöte und Überreaktionen sind so authentisch geschildert, dass ich beim Lesen manchmal innehalten musste.

Den Wechsel der Erzählperspektiven zwischen Johanna und Philipp finde ich sehr gut, so kann man aus verschiedenen Sichtweisen noch tiefer in der Geschichte versinken. Das wiederum hatte für mich zur Folge, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Durch den feinen, einfühlsamen Schreibstil der Autorin war "Hortensiensommer" für mich ein ganz besonders lesenswertes Buch. Die mit viel Herzblut ausgearbeiteten Charaktere haben diese Wirkung noch verstärkt.

Ganz besonders gerne habe ich die eingestreuten Garten- und Pflanzentipps gelesen. Das war absolut erfrischend und rundete die Handlung perfekt ab.

Ulrike Sosnitza hat nach "Novemberschokolade" ein weiteres absolut lesenswertes Buch vorgelegt.

Fazit: Warmherzig, einfühlsam, einfach schön zu lesen.

Bewertung vom 08.05.2018
In den Tod
Grimm, Lucas

In den Tod


sehr gut

Der Journalist David Berkoff verfolgt eine ganz heiße Spur: Illegale Waffengeschäfte der Bundesregierung mit dem IS. Doch als er sich schon am Ziel glaubt, wird sein wichtigster Informant Gregori Arkadin ermordet. Alles scheint umsonst gewesen zu sein. Doch dann bietet ihm Nadja, Arkadins Witwe, einen Deal an, der ihn bis nach Syrien führt. Fast schon zu spät bemerkt er, dass sie ihn für ihren ganz persönlichen Rachefeldzug benutzt...

Lucas Grimm hat mit "In den Tod" einen spannenden Thriller mit hochaktuellen Themen vorgelegt. Hervorragend recherchiert schreibt er über den illegalen Waffenhandel und die mögliche Verstrickung bis hinein in Regierungskreise. Er schildert den Kampf des islamistischen Staates und dessen Umgang mit den Jesiden so detailliert und ungeschönt, so dass mich bei manchen Passagen das kalte Grauen überkam.

Dazu trugen neben einem mitreißenden, klaren Schreibstil auch die authentisch geschilderten Charaktere bei. Aber auch die Schauplätze dieses Buches sind super beschrieben. So realistisch, als ob man einen Film sieht. Die Handlung ist spannend von der ersten Seite an und wird von einem guten und glaubwürdigen Ende abgerundet.

Fazit: Ein spannender politischer Thriller mit Tiefgang.

Bewertung vom 01.05.2018
Das Versprechen der Jahre / Die Lytton Saga Bd.1
Vincenzi, Penny

Das Versprechen der Jahre / Die Lytton Saga Bd.1


ausgezeichnet

London 1904: Lady Celia ist die Ehefrau des Verlegers Oliver Lyttons und betört die englische Society mit ihrer Schönheit und Intelligenz zugleich. Nach der Geburt ihres Sohnes Giles stellt sie recht schnell fest, dass ihr die Rolle der Mutter und Dame des Hauses nicht genügt, weshalb sie in den Verlag ihres Mannes einsteigt und sich dort Schritt für Schritt hocharbeitet. Der Aufstieg des Lytton-Verlages ist nicht zuletzt ihrem Gespür für gute Geschichten zu verdanken. Allerdings ist es eine unruhige Zeit, politische Erdbeben erschüttern Europa, bis schließlich der Erste Weltkrieg ausbricht, zu dem auch Celias Mann Oliver eingezogen wird. Die makellose Fassade ihres privilegierten Lebens bekommt erste Risse und schon bald muss Celia erkennen, dass jede Entscheidung ihren Preis nach sich zieht.

"Das Versprechen der Jahre" ist mir wegen des schönen Covers aufgefallen und als ich dann noch gelesen habe, dass es von einem Verlag in den Wirren des Ersten Weltkrieges handelt, wollte ich es unbedingt lesen. Da ich vor nicht allzu langer Zeit den ersten Teil der Clifton-Saga von Jeffrey Archer gelesen habe und die beiden Bücher in historischem Hintergrund und Genre übereinstimmen, ließ es sich gar nicht vermeiden, zwangsläufig Parallelen zwischen den beiden Geschichten herzustellen. Während Jeffrey Archer von Schiffen schreibt, steht hier das Verlagswesen im Zentrum des Geschehens und damit die schöne Lady Celia Lytton, die mit ihrem Charme die männlichen Herzen der englischen Society höher schlagen lässt. Die Personengestaltung ist mir dabei besonders positiv aufgefallen, denn die Figuren sind alle schwarz und weiß, jeder steht für sich selbst und man findet nicht die klassische Kategorisierung in gut und böse beziehungsweise schön und hässlich vor, kurzum die Protagonisten haben allesamt Charakter und sind keine stereotypen Abbilder, was der Geschichte zusätzlich an Authentizität verleiht. Einen weiteren Pluspunkt verdient das Setting, da die Kriegswirren nicht in aller Ausführlichkeit beschrieben werden, sondern das Unglück eher im Hintergrund heraufbeschwören. Während die Männer zur Verteidigung ihres Landes für den Militärdienst eingezogen werden, übernehmen ihre Frauen die Arbeitsplätze im Verlag, was nach deren Rückkehr natürlich zu Spannungen führt und für den Leser einiges an Unterhaltung bereithält.

"Das Versprechen der Jahre" ist der in sich abgeschlossene Auftakt der bis jetzt sehr vielversprechenden Lytton-Saga, weshalb ich schon sehr gespannt auf die bald erscheinende Fortsetzung bin. Wer Spaß an Jeffrey Archer hat, der wird auch seine Freude an dieser Familiensaga haben!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2018
Das Leben ist ein Seidenkleid
Wekwerth, Tanja

Das Leben ist ein Seidenkleid


sehr gut

Maja ist Verkäuferin in der Damenabteilung eines Warenhauses, obwohl sie doch eigentlich gelernte Schneiderin ist und viele Ideen für eigene Kreationen in ihrem Kopf herumflattern. Ihre unausstehliche Chefin macht ihr Tag für Tag das Leben schwer. Um finanziell besser über die Runden zu kommen, fährt sie für Senioren Essen aus. Dabei lernt sie ihren großväterlichen Freund Leo kennen, der sie bestärkt, ihren Traum von einem eigenen Modeatelier zu verwirklichen. Soll sie den Sprung in die Unabhängigkeit wagen oder doch lieber weiter ihrem tristen Job nachgehen...

"Das Leben ist ein Seidenkleid" habe ich sehr gerne gelesen. Es ist ein kurzweiliger Roman über Mode - dachte ich zuerst. Doch dieses Buch ist viel mehr. Es ist auch die Geschichte von Freundschaft, Vertrauen und Mut. Maja ist allein, unglücklich im Job und glaubt nicht daran, dass ihre eigenen Modekreationen von Erfolg gekrönt sind. Erst durch ihre Freundschaft mit Leo beginnt sie sich ganz langsam aus ihrem Netz zu befreien. Tanja Wekwerth erzählt Majas Geschichte so kraftvoll und gleichzeitig einfühlsam, dass ich als Leserin Maja „war“ und ihre Geschichte richtig miterlebt habe. Durch ihren lockeren, flotten Schreibstil sind die Seiten nur so dahingeflogen.

Auch die einzelnen Charaktere und Schauplätze sind sehr schön ausgearbeitet, so dass ich mir alles richtig gut vorstellen konnte. Das Kaufhaus und die schreckliche Hanneliese ( der Name ist einfach göttlich), der Maja nichts recht machen kann, sind so gut geschildert, dass direkt ein Film vor meinen Augen ablief. Das macht die Handlung richtig lebendig und absolut unterhaltsam.
Die immer wieder eingestreuten Modetipps, auch zu absoluten No-Gos lockerten die Lektüre zusätzlich auf.

Fazit: Nicht nur für Modefans eine tolle Lektüre!

Bewertung vom 28.04.2018
Eine Schachtel voller Glück / Blossom Street Bd.5
Macomber, Debbie

Eine Schachtel voller Glück / Blossom Street Bd.5


ausgezeichnet

Anne Marie führt einen gutgehenden Buchladen in der Blossom Street. Doch wie ihre Freundinnen ist auch sie verwitwet und nicht wirklich glücklich. Bei einem gemütlichen Damentreffen beschließen sie, dass jede von ihnen eine Liste mit zwanzig Wünschen erstellt. Dadurch eröffnen sich plötzlich für alle völlig neue Perspektiven. Mutig packen Anne Marie, Lillie und Barbie ihre Möglichkeiten beim Schopf...

Debbie Macomber ist und bleibt eine meiner Lieblingsautorinnen. Auch diesmal hat sie mich mit ihrem Roman wieder voll überzeugt. Die Geschichte um Anne Marie und ihren Freundinnen ist unterhaltsam, humorvoll und voller Wärme. Sie alle sind verwitwet und wissen, dass das Leben nicht nur aus Sonnenseiten besteht. Doch das soll nicht so bleiben. Ihre Idee der Wunschliste finde ich ganz toll. Ich habe schon überlegt, auch das eine oder andere dazu aufzuschreiben.
Nun zu lesen, wie Anne Marie, Lillie und deren Tochter Barbie einen Neuanfang wagen und wieder zurück ins Leben finden ist einfach schön und zeigt auch, dass es irgendwie immer einen Weg gibt.

Mit ihrem einfühlsamen, flüssigen Schreibstil nimmt die Autorin den Leser mit zu den Freundinnen in die Blossom Street. Die allesamt sympathischen Charaktere (dazu zähle ich auch den bärbeißigen Mark) sind mit viel Herzblut erschaffen und machen die Geschichte herrlich lebendig.
Mein persönlicher Liebling jedoch ist Ellen, die Anne Marie beim Lunch-Paten-Programm kennenlernt. Die Passagen im Buch mit ihr haben mir besonders gut gefallen. Dieses bezaubernde kleine Mädchen bereichert Anne Maries Leben, die beiden gehen durch dick und dünn und geben nie auf. Debbie Macomber zeigt ihren Lesern einmal mehr, wieviel man mit Freundschaft und Vertrauen erreichen kann.

Für mich gehört "Eine Schachtel voller Glück" in das Regal meiner Wohlfühlbücher. Wer kurzweilige Lesestunden verbringen möchte, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung dieser gelungenen Buchreihe.

Fazit: Vollkommenes Leseglück aus der Schachtel!

Bewertung vom 26.04.2018
Abels Tochter / Kain und Abel Bd.2
Archer, Jeffrey

Abels Tochter / Kain und Abel Bd.2


ausgezeichnet

Florentyna ist die Tochter von Abel Rosnovski, der zu Lebzeiten seinem Spitznamen Chicago-Baron alle Ehre machte, indem er ein florierendes Hotel nach dem anderen eröffnete. Seine Tochter ist nicht minder intelligent und weiß schon mit jungen Jahren, dass sie eines Tages Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika werden will. Doch dann begeht Florentyna einen schwerwiegenden Fehler, den die scheinbar grenzenlose Zuneigung ihres Vaters nicht aufwiegen kann: Sie verliebt sich in den Sohn von Abels Erzfeind William Lowell Kane und heiratet ihn. Von diesem Tag an muss sie lernen fernab ihrer Privilegien zu überleben und weiterhin für ihre einstigen Träume zu kämpfen.

Jeffrey Archers "Kain und Abel" war für mich dieses Jahr die Überraschung schlechthin, deshalb habe ich förmlich die Tage gezählt bis ich endlich die Fortsetzung "Abels Tochter" in den Händen halten konnte, das abermals fünf Eier von mir bekommt. Es ist zu Beginn zwar anders als erwartet und wird sicherlich auch nicht jedem zusagen, wenn man nicht darauf eingestellt ist, denn die ersten knapp 300 Seiten sind eine Art Zusammenfassung der Ereignisse des ersten Buches. Manche werden dies langweilig finden, aber ich wurde sofort wieder in den Bann des erbitterten Kampfes zweier wahrlicher Giganten hineingesogen. Es war förmlich so als würde man die Lebens- und Leidenswege des Bankiers William Lowell Kane und seinem Widersacher, dem Hotelier Abel Rosnovski, nochmal im Schnelldurchlauf erleben, indem die Geschichte aus anderen Sichtweisen erzählt wurde und die eigentliche Protagonistin Florentyna Rosnovski natürlich im Zentrum steht. Das wird natürlich durch Jeffrey Archers einmalige Erzählweise begünstigt, die es gar wie einen Film erscheinen lässt: So gibt es manchmal scheinbar abrupte Szenenwechsel, in welchen man aus einer Einstellung herauszoomt, nur um die Handlung danach aus einem anderen Blickwinkel weiterzuverfolgen. Was als unnötige Langatmigkeit gesehen werden kann, empfinde ich als wichtige Grundlage für den weiteren Verlauf der Erzählung, denn - so platt es auch klingen mag - ihre Vergangenheit hat Florentyna geformt, geprägt und zu der Person gemacht, die sie heute ist. Der zweite, nunmehr gänzlich neue Abschnitt des Buches erzählt von der Gegenwart, also Florentynas Leben von 1968 an, in welchem sie ihr eigenes Modeunternehmen aufbaut, die Hotelkette ihres Vaters übernimmt, nur um sich darauf in eine politische Karriere zu stürzen. Es ist absolut bewundernswert, diese intelligente und strebsame Frau in ihrem Enthusiasmus zu begleiten, sich ein ums andere Mal in einer Männerdomäne zu behaupten, um sich ihren ehrgeizigen Wunsch, den sie bereits mit elf Jahren geäußert hatte, zu erfüllen: die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. An dieser Stelle sollte einem natürlich bewusst sein, dass der damit einhergehende Wahlkampf sowie die politischen Intrigen sehr detailliert beschrieben werden, was mir sehr gut gefallen hat, da man dadurch einen kleinen Einblick in das amerikanische Wahlsystem gewährt bekommt.

Wie schon der Vorgänger hat mich "Abels Tochter" mit seinen präzise herausgearbeiteten Charakteren sowie dem Eposgefühl hellauf begeistert, was meine Vorfreude auf den abschließenden Band, "Kains Erbe", nur noch mehr anheizt.