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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 09.07.2023
Der Dachs schreibt hier bei Kerzenlicht
Moser, Erwin

Der Dachs schreibt hier bei Kerzenlicht


ausgezeichnet

Kunterbunte Zeichnungen, süße Reime

Erwin Moser entführt Kinder und Erwachsene mit seinen kunterbunten Zeichnungen und witzigen Reimen in die Welt der Tiere. Er beherrscht tatsächlich die Kunst, in wenigen Worten eine komplette Geschichte zu erzählen, die nicht nur die Fantasie beflügelt, sondern auch kleine Botschaften in sich trägt (jede/r darf lieben, wen er/sie möchte, Feuer in der Steppe ist gefährlich, Mammuts sind ausgestorben).

Spielerisch wird der Wortschatz erweitert und kann sich schneller festigen, denn durch den Gleichklang der Verse haben Jungen und Mädchen Spaß am Erlernen neuer Worte, trainieren automatisch die Aussprache und das rhythmische Sprechen. Auch macht das gemeinsame Reimen beim Vorlesen unendlich viel Spaß, denn in den dazu passenden Bildgeschichten ist ordentlich was los.

Einen klitzekleinen "Fehler" haben wir entdeckt: Der Eisbär kocht über seiner Feuerstelle das Wasser für den Tee, damit er gemeinsam mit seinem Freund, dem Pinguin, gemütlich zusammensitzen und eine schöne Tasse Tee genießen kann. Das wäre aber nur möglich, wenn der Pinguin von seinem Zuhause am Südpol verreist wäre, um den Eisbären am Nordpol zu besuchen....oder umgekehrt :)

Bewertung vom 08.07.2023
Elefantin Elfi, die Insektenforscherin
Rentta, Sharon

Elefantin Elfi, die Insektenforscherin


ausgezeichnet

Wunderwelt Insekten

Elefantin Elfi graust es, wenn sie nur das Wort "Insekten" hört - überall krabbelt es, kitzelt es und auch vor ihrem Frühstück machen die kleinen Krabbler nicht Halt. Für Elfi steht fest, dass sie Insekten einfach nicht mag. Das ändert sich, als ihr eine kleine Raupe die Wunderwelt der Insekten zeigt und Elfi ganz viel Neues lernt. Witzige, aber auch spannende Informationen, die Elfi zur Insektenforscherin werden lassen - Überraschung inklusive.


Insekten als Hauptdarsteller in einem Kinderbuch - zugegeben, da gibt es nicht wirklich viele, die auf Anhieb die wundersame Welt der kleinen Tierchen ansprechend und lehrreich für Kinder zugänglich machen. Mit Elefantin Elfie gelingt es Sharon Rentta, die Neugier der Kinder zu wecken und sie für ein für sie ungewohntes Thema zu begeistern.

Der Text dieses Sachbilderbuches ist einfach gehalten, sodass kleinere Kinder ihn verstehen und die wirklich aufregenden Informationen gut aufnehmen können. Zudem sind die Insekten wirklich sehr niedlich gezeichnet, verlieren dadurch ihren Schrecken. Jungen und Mädchen streifen ihre Angst ab, ein eventuell vorhandener Ekel wird überwunden und die Thematik wird plötzlich aufregend und interessant.Kindgerecht wird Fachwissen, Erstaunliches und Witziges aus der Welt der Insekten vermittelt, sodass die Krabbler sympathisch werden. Das Schöne daran ist, dass hier jedes Insekt liebevoll in Szene gesetzt wird und auch, dass sich das aussergewöhnlichste Krabbelgetier mit wohlklingenden Namen wie Weihnachtskäfer, Affenkäfer oder Ruderwanze sich einen Platz in den Kinderherzen sichert.

Denn jedes Insekt ist wertvoll in der Natur und genau das wird hier auf besonders liebevolle Weise vermittelt.

Bewertung vom 08.07.2023
Inselwut
Husmann, Rieke

Inselwut


gut

Dieser Reihe geht langsam die Luft aus

Warum musste Philipp Heemann sterben ? Diese Frage beschäftigt Hella Brandt, denn der erfolgreiche Geschäftsmann liegt tot in seiner Hotelsuite. Auf den ersten Blick ein Mann, dem das Wohl von Juist am Herzen liegt, doch bei näherem Hinsehen kommen fiese Machenschaften an den Tag. Der Kreis der Verdächtigen scheint sich auszuweiten, denn hinter der schönen Fassade brodelt es gewaltig. Hella muss mit ihrem neuen Kollegen Hinrichs ermitteln und steht einer Wand aus Lügen gegenüber. Und dann ist da auch noch die Frage, ob genau jetzt der Zeitpunkt für ein Sabbatjahr gekommen ist....


Mit dem zehnten Band läutet Rieke Husmann das Jubiläum ihrer Krimi-Reihe ein und entführt ihre Leser:innen wieder mit maritimen Motiven und reichlich Inselflair an die Nordsee. Auch wenn der Fall gut angelegt und der Plot durchaus mit spannenden Momenten versehen ist, kann "Inselwut" leider nicht wirklich überzeugen.

Das liegt vor allen Dingen daran, dass Hinrichs sich mehr als einmal sich im Ton vergreift, übers Ziel hinaus sschießt und sich so bei den Lesenden unbeliebt macht. Er drängt sich förmlich in den Vordergrund, reißt die Ermittlungen an sich und überschreitet manchmal die Grenzen des höflichen Benehmens, die auch ein ermittelnder Polizist kennen und einhalten sollte. Das lässt ihn unsympathisch und anmaßend erscheinen.

Hella wirkt dadurch recht blass und kommt nicht wirklich zum Zug, bemüht sich aber, den Fall in ihrer gewohnten Art zu lösen. Das Geflecht aus Lügen scheint undurchdringbar zu sein und die Befragten machen sich einen Spaß daraus, immer wieder neue Unwahrheiten zu erfinden und Hella regelrecht vorzuführen. Das geht sehr zu Lasten der Spannung, die sich dadurch in Grenzen hält.

Bis zur Lösung des Falles kann Rieke Husmann die Leser:innen nur bedingt mit ins Boot der Ermittelnden holen und so bleibt auch das eigene Bestreben, die Hinweise zu einem stimmigen Bild zusammenzusetzen, eher auf der Strecke. Da Hella überlegt, ein Sabbatical einzulegen, kommt dieses Gefühl auch bei Lesen auf - es wirkt, als wäre die Luft raus. Vielleicht würde nicht nur Hella, sondern auch der Krimi-Reihe eine kleine Auszeit gut tun, um anschließend mit frischen Ideen wieder durchzustarten.

Bewertung vom 08.07.2023
Die Superkrabbler
Holzwarth, Werner

Die Superkrabbler


ausgezeichnet

Du bist nie zu klein, um großartig zu sein

Rüsselkäfer Rüsselchen wagt sich endlich wieder von seiner Eiche herunter, denn endlich ist nach dem lärmenden Picknick der Menschen wieder Ruhe im Wald eingekehrt. So störend sie auch sind, so gerne sind sie auch gesehen, lassen sie doch immer kleine und größere Leckereien zurück. Aber dieses Mal ist es anders, denn zwischen den Krümeln findet Rüsselchen eine Karte mit einer Zeichnung darauf. Und das, was Rüsselchen da liest, lässt seine Muskeln wachsen. Denn wenn er einmal groß ist, wird er gaaaanz stark sein und richtige Superkräfte haben...


"Die Superkrabbler" ist ein wirklich zauberhaft gezeichnetes und grandios erzähltes Buch, das von Superkräften, Superhelden und ganz besonderen Fähigkeiten erzählt. Die Kinder können sich ganz leicht in die farbenfroh illustrierte Geschihchte hineinversetzen, wachsen mit Rüsselchen, Nasi und Klein-Hubert regelrecht über sich hinaus und werden zu echt coolen Superhelden, die sich kann viel zutrauen. Mit Hilfe der Spielkarten erhalten die kleine Tiere im Buch einen Ausblick wie es sein wird, wenn sie einmal groß sind und genau das beflügelt ihre Fantasie. Und nicht nur das, auch Jungen und Mädchen ab 4 Jahren werden kreativ, wenn es darum geht, ihre eigenen Superkräfte spielerisch zu aktivieren und sich plötzlich mehr zu trauen..

Die Kinder können sich in die dargestellten tierischen Superhelden hineinversetzen und durch die szenische Bilderbuchbetrachtung ein Teil dieser magischen Welt werden. Sie schlüpfen in die Rollen der kleinen Käferchen, verknüpfen die Gedanken der Bilderbuchfiguren mit ihren eigenen und entwickeln daraus ein Rollenspiel, um selbst einmal Superheld:in zu sein.

Das Buch schickt die Kinder in witziger und sehr kreativer Form auf eine ganz besondere Entdeckungsreise und zeigt ihnen wie nebenbei, das Freunde immer zusammenhalten. Ganz egal, wie groß oder wie klein sie sind - sie sind immer füreinander da.

Bewertung vom 08.07.2023
Die geheimen Gärten von Sussex und Kent
Segall, Barbara

Die geheimen Gärten von Sussex und Kent


ausgezeichnet

Der Garten ist ein anderer Himmel, mit Sternen aus Blumen

Gärten, ganz besonders die englischen Gärten, verzaubern mich immer wieder aufs Neue. Kein Gartentag ist wie der andere, immer gibt es etwas Neues zu entdecken, weil hier eine Blüte ihren Kopf in die Sonne streckt oder dort sich eine neue Ranke emporschlängelt. Mit "Die geheimen Gärten von Sussex und Kent" ist ein neues wunderbares Buch über englische Gräten erschienen, das zum immer wieder Durchblättern, Träumen und zwischen den Seiten den Tag vergessen einlädt.

Auch wenn nicht unbedingt alle vorgestellten Gärten top secret und dadurch bekannter sind, offenbaren sie ihre Geheimnisse doch erst, wenn sich die Pforten öffnen und der Gartenraum betreten wird. Es sind die Feinheiten, die zwischen üppgigem Grün und floralen Blumenteppichen erst entdeckt werden wollen. Lauschige Sitzplätze, leise plätschernde Brunnen, kleine Bachläufe oder ausladend berankte Pergolen, die zu einer blumigen Umarmung werden, finden sich ebenso wie klare Formen, Strukturen und Skulpturen.

Schon mit Vor- & Nachsatzblatt erhalten die Leser:innen atemberaubende Einblicke in die verschwenderische Opulenz der Gartenwelten, die sonst dem Auge der Betrachtenden verbogenen bleiben. Tulpen und Narzissen übergießen mit ihren Blüten eine Wehrmauer quasi wie ein überquellendes Füllhorn, ein wogendes lilafarbenes Meer aus Lavendel umrahmt knorrige Olivenbäume, intensive Orange-, Rot- & Burgundertöne malen mit der Farbpalette des Herbstes flammende Bilder und der Winter verwandelt den Garten in eine filigrane, mit Raureif überzogene Landschaft, die noch verbogene Schönheiten offenbart.

Die exzellenten Aufnahmen setzen die Wunderkammern der englischen Gartenpacht perfekt in Szene, lassen verspielte und romantische Gärten, aber auch formelle Parks richtig gut zur Geltung kommen und zeigen, wie beeindruckend vielfältig ein Garten sein kann. Es sind kleine Paradiese auf Erden, die mit ihrer verschwenderischen Schönheit immer wieder den Atem rauben.

Dieses Buch passt perfekt zum 5 Uhr Tee :)

Bewertung vom 06.07.2023
Meine Rosenwelt
Tappeiner Ebner, Jutta

Meine Rosenwelt


ausgezeichnet

Praxisnah, alltagstauglich, praktisch - einfach dufte!

Jutta Trappeiner Ebner öffnet nicht nur die Pforte zu ihrem Paradiesgartele, sondern sie weiht die Leser:innen auch in die Geheimnisse ihrer Rosenrezepte ein und führt unterhaltsam durch die lange Geschichte der Königin der Blumen.

Der erste Teil des Buches ist eine historische Reise durch die Jahrhunderte, in denen die Rose Mythos, Heil- & Genussmittel geworden ist. Dabei fungiert die Autorin als fachkundige "Reiseleiterin" in diesem ganz speziellen Ressort und vermittelt ihr Wissen kurzweilig und interessant. Der Mittelteil widmet sich ganz dem Rosenanbau sowie der Hege und Pflege dieser aussergewöhnlich schönen Blumen, um dann nahtlos in die umfangreiche Rezeptsammlung hinüber zu schwenken, in der Jutta Tappeiner Ebner regelrecht aufblüht.

Je mehr Seiten gelesen sind, desto mehr öffnet die Autorin ihr Refugium und entblättert - ähnlich einer aufblühenden Rose - die unterschiedlichen Arten der Haltbarmachung.Gekonnt und mit viel Praxisnähe erklärt die Autorin ihre vielfältigen Tinkturen, Auszüge, Seren und vieles, vieles mehr, sodass die Leser:innen regelrecht vom aromatischen Rosenduft eingehüllt werden. Die Rezepte sind mal mehr, mal weniger aufwendig und auch für Neulinge in der Rosenwelt umsetzbar.

Vom Cremeparfum "Rosengarten", das ausgleichend und entspannend wirkt, über Wildrosenlotion, die die Haut mit viel Feuchtigkeit versorgt, bis hin zu Apfel-Rosen-Muffins und Rosenmeditation verspricht dieses Buch Rosenglück in seiner wohl schönsten Form. Die Rezepte sind leicht verständlich aufgeschrieben, übersichtlich gegliedert und zur Durchführung in der heimischen DIY-Werkstatt geeignet. Reichlich mit wunderschönen Aufnahmen bebildert, ist dieses Buch fast schon eine kleine Meditation für Augen und Seele.

Fazit: Einfach dufte !

Bewertung vom 06.07.2023
Klick dein Wanderglück
Niederwanger, Judith;Pichler, Alexander

Klick dein Wanderglück


ausgezeichnet

Für unvergessliche Momente und grandiose Fotos

Es gibt Ideen, die sind so genial, dass sie Herzhüpfen, pures Wanderglück und unvergessliche Momente wie am Fließband produzieren. Und genau das passiert, wenn die ersten Seiten von "Klick dein Wanderglück Südtirol" aufgeschlagen werden. Ein Wanderführer, der nicht nur an die schönsten Fleckerl Erde in Südtirol und an den Gardasee führt, nein , er zeigt auch gleich die besten Fotospots, damit nicht nur die Erinnerungen im Herzen bleiben, sondern auch für immer als Foto festgehalten werden.

Um die Bergwelt und ihre Geheimnisse zu erwandern braucht es nicht wirklich viel, denn die vorgestellten Routen sind nicht nur mitreißend und ausführlich beschrieben, sie bieten auch QR-Codes zum Downloaden, um auch wirklich sicher ans Ziel zu gelangen. Die Hotspots fürs Fotografieren sind zudem noch mit GPS-Koordinaten versehen, damit die Wandernden selbst die verschwenderische Schönheit der Natur zur atemberaubenden Kulisse für ihre Fotos nutzen können. Die Kartenausschnitte sind hilfreich und erleichtern die Orientierung, eine quasi Schritt-für-Schritt-Erklärung ist leicht verständlich aufbereitet, sodass Neulinge auf Schusters Rappen ebenso schnell ihre Lieblingstour finden wie bereits geübte Bergfexe. Für jeden Konditionslevel ist etwas dabei und es fällt wirklich schwer, nicht sofort die Wanderschuhe zu schnüren und eine der Routen nachzugehen.

Es gibt unendlich viele Fotomotive, die sich quasi wie kleine Perlen an einer Schnur aufreihen und dazu verführen, noch ein Foto und noch ein Foto zu machen. Romantische Wanderungen entlang der Waale lassen das Hier und Jetzt vergessen und ermöglichen eine Zeitreise entlang der Bewässerungskanäle. Alpine Blumenteppiche spannen sich wie ein floraler Regenbogen über die Almwiesen und tosende Wasserfälle zaubern eine kristallene Sinfonie aus abertausend Wassertropfen. Wildkräuter und Blumen leuchten und die Wette und wenn der Winter mit zarten Farben die Landschaft verzaubert, wird eine Schneeschuhtour zur Seiser Alm zum Wintermärchen. Felsenfenster, Erdpyramiden, Kircherl oder Hängebrücken - für jedes Fotomotiv gibt es die passenden Tipps der Profis, um wirklich einzigartig schöne, grandiose und eindrucksvolle Aufnahmen anzufertigen.

Leider schlägt sich die Wahl des Papiers auf die Qualität der Fotos nieder: statt Fotodruckpapier werden sie auf normalem Papier präsentiert und verlieren dadurch etwas ihre Strahlkraft. Daher ziehe ich einen halben Stern ab. Ansonsten ist dieses Buch ein absoluter Kracher !

Bewertung vom 06.07.2023
Wenn der Apfellastwagen kommt
Weiß, Margit

Wenn der Apfellastwagen kommt


sehr gut

Heimat ist immer noch Sehnsucht nach der Kindheit (H. Böll)

Margit Weiß wächst als Kind eine einer Südtirolersiedlung auf. Was für sie Alltag ist, bedeutet für die Erwachsenen wehmütige Erinnerungen, Verlust der Heimat und viele Versuche, mit den alten Traditionen und Gebräuchen die Kerbe im Herzen immer wieder neu zu verpflastern, damit der Schmerz über das, war war , nicht übermächtig wird.

Ihr Blick zurück geschieht mit den Augen eines Kindes und ist mehr als aufschlussreich, denn Vieles, was Weiß als Kind befremdlich oder ungewohnt empfunden hat, wird mit kindlicher Logik erklärt, damit es ins Weltbild des kleinen Mädchens passt, das da an der Hand des Großvaters durch die Straßen wandert.

Vom Schnitzen eines Holzpfeiferls (ich glaube, das haben alle Großväter gemacht, als wir Kinder waren 3), liebevoll zubereiteten Gerichten aus Südtirol, die nach Heimkommen und einer warmherzigen Umarmung schmecken, wunderlichen Gepflogenheiten von Straßenbewohner:innen und dem immerwährenden Gefühl, den eigentlichen Wurzeln beraubt worden zu sein, lässt Margit Weiß Erinnerungen wach werden. Die Teppichstange wird schnell zum Turngerät, die Haut auf der heißen Milch lässt heute noch Gänsehaut auf den Armen erscheinen und die Fragen, ob der Beichtstuhl nicht doch eher der Kleiderschrank für Priester sei und warum der La(e)ib Christi nicht schimmelig ist, wenn er doch schon so alt ist, machen dieses Buch so herrlich unkompliziert und frei von allen Zwängen.

Zwischen schelmisch erzählten und mit einem Grinsen versehenen Episoden mischt sich der ein oder andere wehmütige Moment ein und zeigt den Leser:innen, wie sich das Leben als Kind in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in einer solchen Siedlung angefühlt hat. Ich hätte noch stundenlang Kapitel um Kapitel verschlingen können, aber das Buch ist einfach viel zu kurz gefasst und reißt manchen Themen nur an der Oberfläche an, über die ich sehr gerne noch ein wenig mehr erfahren hätte.

Bewertung vom 04.07.2023
Sagenhaft wandern im Salzkammergut
Wittmann, Helmut;Haslinger, Sabina

Sagenhaft wandern im Salzkammergut


ausgezeichnet

Wandern wie im Märchenbuch

Das Salzkammergut ist mit seiner idyllischen Landschaft wie geschaffen für Märchen und Sagen. Zwischen schroffen Bergfelsen, kristallklaren Seen und schattigem Blätterdach des Waldes haben sich über viele Jahrhunderte viele Erzählungen von Generation zu Generation weitergetragen und es ist eine kleine Schatztruhe an Fabeln, Mythen und Legenden entstanden.

Helmut Wittmann ist Märchenerzähler und hält somit die Sagengestalten und die Traditionen am Leben. Es ist eine wahre Freude, seine uralten Geschichten im neuen Sprachgewand zu lesen und dabei regelrecht an seinen Lippen zu kleben und seinen Worten aufmerksam und voller Spannung zu folgen. Nixen, Riesen, Zwerge und gar der Belzebub selbst begegnen den Leser:innen zwischen den Seiten und werden lebendig.

In der Kombination mit den von Sabina Haslinger detailliert ausgearbeiteten Wanderrouten bekommt dieses Buch noch ein gewisses Extra, denn die Touren führen an die Schauplätze der Sagen und Märchen. Mondsee, Wolfgangsee, Altaussee werden zur "begehbaren" Kulisse und entführen die Wandernden Schritt für Schritt hinein in das Reich der Fabelwesen. Die Wanderungen sind sehr ausführlich beschrieben, sodass alle notwendigen Informationen direkt entnommen werden können. Für jeden Fitnesslevel ist etwas dabei, auch Familien mit Kindern kommen in diesen ganz besonderen Wandergenuss. Vom leichten Spaziergang bis zur Wadenzwickertour ist alles dabei, sodass unterschiedliche Vorlieben und Konditionen berücksichtigt werden und sich schnell die Lieblingstour finden lässt.

Ergänzt wird dieses - im wahrsten Sinne des Wortes - sagenhafte Buch noch durch die eindrucksvollen Aufnahmen, die von mystisch und geheimnisvoll über atemberaubend und romantisch bis hin zu meditativ und entspannend reichen. Sie zeigen eindrucksvoll die ganze Schönheit dieser Region und wecken die Lust, die Wanderschuhe zu schnüren und sich auf Wanderungen wie im Märchenbuch zu begeben. Und wer weiß, vielleicht funkelt ja der ein oder andere Diamant in der Sonne, liegt ein Sternstein am Wegesrand oder die leisen Töne des klingenden Wunderbaumes spielen mit dem Wind in den Blättern der Bäume.

Bewertung vom 03.07.2023
Schwanenritter
Bayer, Alma

Schwanenritter


gut

A scheene Leich

Aus ist's mit den Lebensträumen der Fanny. Job weg, Mann weg, Geld weg. Und wer ist dran Schuld - nicht etwa die Fanny, sondern ihr Kollege Tom, der weder Freund noch Feind kennt, um seine mehr als ehrgeizigen Ziele in die Tat umzusetzen. Fanny hätte also allen Grund, dem schönen Tom das Licht auszuknipsen und so rückt sie automatisch in den Fokus der Ermittlungen, denn Tom liegt drapiert auf des Märchenkönigs Bett und ist mausetot. Fanny kann und will diesen Verdacht nicht auf sich sitzen lassen und ermittelt auf eigene Faust. Und es scheint, als wären dunkle Mächte am Werk...


Ich liebe Regio-Krimis aus Bayern, den Kini und alles, was dazu gehört und bin somit immer auf der Suche nach neuem Lesefutter, das diese Leidenschaften bedient. Mit "Schwanenritter" werden rein optisch schon Sehnsüchte geweckt, die eines Königs würdig sind: Der Buchschnitt in königsblau, ein Plakette mit dem Konterfei des Märchenkönigs und ein sehr gelungenes Coverfoto, das direkt an den Schauplatz führt.

Aber so ganz werden diese Sehnsüchte während des Lesens leider nicht befriedigt, denn die Handlung ist schon ein wenig abstrus. Zwar liegt es durchaus im Rahmen des Möglichen, dass ein paar Großkopferte in ihrer Geldgier die Hände nach dem Schloss ausstrecken, um es ihren "Idealen" anzupassen und im Rahmen einer "Modernisierung" als unerschöpfliche Geldquelle anzuzapfen.

Die Handlung hat gedanklich gute Ansätze, führt die Leser:innen in die Gemächer des Königs, zeigt ihnen den ein oder anderen Geheimgang, ruft Guglmänner und Schwanenritter:innen auf den Plan, aber so ganz zünden die Ideen dann doch nicht. Mitunter sind die Ereignisse so absurd aufgebläht, dass sie sich schon selbst ins Aus katapultieren und die Logik ein wenig in den Tiefen des Chiemsees versenken. Spannend wird es dadurch nicht wirklich, sondern es plätschert alles sehr seicht vor sich hin. Der Spiegelsaal wird zum Kabinett der Gelüste, ein paar Naturbuschen - & Maderln jonglieren mit flüssigen Substanzen und am Ende wird es melodramatisch.

Die Figuren sind alle ein bisschen weltfremd, allen voran Fanny, die zwar das Herz auf dem rechten Fleck, aber ihren Platz im Leben noch nicht wirklich gefunden hat. Ein Regio-Krimi wird durch gesprochenen Dialekt erst so richtig authentisch, aber hier finde ich die in Kursivschrift gehaltenen hochdeutschen "Übersetzungen" störend und enervierend. Bis auf die scheene Leich ist nicht wirklich viel Krimihandlung zwischen den Seiten zu finden, eher ein Schwank aus dem Komödienstadel.

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