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Benutzername: 
Christina P.
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1057 Bewertungen
Bewertung vom 06.04.2021
Die Sage der Wandler / Touch of Ink Bd.1
Lasthaus, Stefanie

Die Sage der Wandler / Touch of Ink Bd.1


weniger gut

Gute Idee, langweilig umgesetzt
Die Handlung ist schnell erzählt: Findelkind Quinn findet mit 18 Jahren heraus, dass sie mit den Wandlern verwandt ist, Menschen, die sich in Tiere verwandeln können und, je nach Tierart, jeweiligen Clans bzw. Tribes zugeordnet werden, die auf Vancouver Island leben. Als Erkennungsmerkmal gelten Tattoos, von denen sie auch eines seit ihrer Kindheit im Nacken hat, wenn auch in aussergewöhnlicher Form. Das würde ihre Visionen erklären, welche sie seit einiger Zeit hat.
Die Idee hinter dem Roman klingt zunächst ganz gut, die Umsetzung jedoch entsprach eher einem mäßig spannenden und vorhersehbaren Teenieroman voller Klischees. Tatsächlich hat die Autorin sich ein paar raffinierte Hintergründe ausgedacht, auf denen Quinns Vergangenheit bzw. ihr Tattoo letztlich basieren. Leider machen Klischees die Handlung völlig zunichte wie Clanfehden der jüngeren Mitglieder, welche stets als Dreiergruppe mit Anführer/in samt Helferlein links und rechts auftreten (hier musste ich an die Angeber in Highschool-Filmen denken), klischeehaft gezeichnete Feindbilder und Szenen bzw. Handlungen, denen jedwede Logik fehlt. Zwar wird die Handlung im Wechsel aus der Perspektive von Quinn und dem Wandler Nathan erzählt, aber letzterer bringt nicht nur unnötige Subjektivität mit ins Spiel, sondern hat so merkwürdige Ansichten, dass Quinn ihm und seinen Ratschlägen zu folgen habe, obwohl er genaugenommen ein Fremder für sie ist, von dem sie noch gar nicht weiß, ob sie ihm vertrauen kann. Ihre Belange sind Nathan dabei erstmal egal. Generell missfiel mir, wie er über Quinns Entscheidungen urteilte, als sei sie ein trotziges kleines Kind ohne Ahnung oder Recht auf Selbstbestimmung. Dabei wirkte Quinn vielmehr in Ansätzen wie eine toughe junge Frau, was gern noch etwas mehr hätte herausgearbeitet werden können. Sorry, Nathan als zweiter Hauptcharakter wurd mir mit seiner Art schnell langweilig und unsympathisch, was ihn mir als Love Interest nur umso unverständlicher macht. Vielmehr wirkt die Lovestory sehr konstruiert, wobei ich der Autorin zugute halten möchte, dass sie Quinn nicht gleich nach der ersten Begegnung von Nathans Augen/Muskeln/Lächeln/whatever hat schwärmen lassen. Neben der Erfüllung irgendwelcher Teenieklischees blieben die Charaktere allesamt blass, die Handlung war in großen Teilen vorhersehbar und - absolutes no-go: Die Autorin hat die Bösewichte erstmal einen langen Vortrag über ihre Pläne halten lassen bevor sie aktiv wurden.
Eine in meinen Augen gute Idee rund um verschiedene Körperwandler und eine in Ansätzen toughe Protagonistin, die leider langweilig, vorhersehbar und voller Teenieklischees umgesetzt wurde.

Bewertung vom 06.04.2021
Spiegel & Schatten / Die Meisterin Bd.2
Heitz, Markus

Spiegel & Schatten / Die Meisterin Bd.2


ausgezeichnet

Wenn dein Spiegelbild sich verselbständigt…
Auch der zweite Band rund um die unsterbliche Heilerin Geneve wird von ihrer Mutter erzählt, Catharina Cornelius, einstige Scharfrichter-Meisterin und Anführerin der Cornelius-Dynastie. Neben dem jahrhundertealten Scharfrichter-Handwerk sowie einigen Kreaturen und Gegnern von Markus Heitz‘ Anderswelt geht es um die Gefahren, welche in Spiegeln und Schatten lauern können. Im Gepäck einer brutal ermordeten Londoner Wicca, welche dringend Kontakt zu Geneve suchte, findet sich eine mysteriöse alte Spiegelscherbe. Kurz darauf wird das nächste Mitglied des Wicca-Ordens getötet. Unterstützung bei ihren Ermittlungen erhält Geneve wieder von Alessandro Bugatti, welcher aus der verfeindeten italienischen Bugatti-Dynastie stammt und die Fehde gern beenden würde, weil ihm viel an Geneve liegt. Was Erzählerin Catharina natürlich ein Dorn im Auge ist - aber was soll sie machen? Erschwerend kommen ein paar alte und neue Feinde hinzu, welche sich Geneve bzw. ihre Familie im Laufe ihrer langer Leben aufgehalst haben. Unter anderem Alessandros Mutter, die den Scherz um Geneves Unsterblichkeit für bare Münze nimmt.
Neben Catharinas Parts, in welchen sie ein paar Details zu Folter und Aberglaube preisgibt, wechselt die Erzählung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Zwischen zwei Abenteuern aus Geneves Leben, welche miteinander in Verbindung stehen, wie mit der Zeit deutlich wird. Interessant sind vor allem die Abenteuer rund um die Spiegelscherbe und die Geschichte des Spiegelhandwerks, hier hat der Autor historische Fakten gekonnt mit Fiktion verknüpft. Die Handlung bleibt bis zum Schluss spannend, abwechslungsreich und unvorhersehbar und es gibt ein paar Anlehnungen an andere Romane des Autors, sowohl Details wie auch Figuren betreffend. So gibt es einen Besuch im Leipziger Ars Moriendi, dem Bestattungsunternehmen eines ganz besonderen Besitzers, welcher aus dem Roman Oneiros bekannt sein dürfte.
Ein gelungener Mittelband der Meisterin-Trilogie, angenehm überschaubar und dennoch voller überraschender Wendungen.

Bewertung vom 30.03.2021
Durch die Nacht und alle Zeiten
Völler, Eva

Durch die Nacht und alle Zeiten


sehr gut

Kurzweiliges, romantisches Zeitreise-Abenteuer
Lori nimmt mit ihrer Familie an einem Reenactment teil, einem Event, bei dem ein wichtiger Sieg von 1813 über Napoleons Truppen aufwendig nachgestellt wird. Dabei trifft die 16-jährige auf den jungen Engländer Thomas, der seine Rolle als Soldat wohl etwas übergenau nimmt - als wäre er wirklich aus dem Jahr 1813. Kann natürlich nicht sein - oder doch?
Bei diesem Zeitreise-Abenteuer für Jugendliche ist zunächst nicht klar, wer da nun in wessen Zeit gereist ist. Oder warum. Innerhalb kurzer Zeit entwickelt sich der Roman zu einem kurzweiligen Abenteuer, in welchem Lori und Thomas unter Gefahr die Zeitlinie retten müssen. Größere Konflikte und Probleme, welche beim Zeitreisen entstehen, bleiben im Roman aussen vor, der Schwerpunkt liegt auf der Korrektur der Geschichte. Dass Lori und Thomas sich dabei ineinander verlieben ging mir persönlich etwas schnell, da sind Geschmäcker bekanntlich verschieden. Etwas schade fand ich, dass Lori neben dem kaum älteren, strategisch denkenden Soldaten Thomas manchmal zu naiv und unbedacht wirkte, wodurch ich nicht so recht verstand, was ihn an Lori so reizte. Beschützerinstinkt? Da hätte ich mir Lori etwas cleverer und weniger unbeholfen gewünscht, zumal sie zu Beginn noch recht tough wirkte. Davon abgesehen gibt es in der Handlung ein paar schöne Wendungen, welche mir gut gefielen, besonders zum Schluss hin. Auch der geschichtliche Anteil, welcher so nebenbei erzählt wird, ist recht interessant. Dafür blieben die Charaktere rund um Lori und Thomas relativ einfach gehalten, schade.
Ein kurzweiliges, romantisches Zeitreiseabenteuer mit so einigen interessanten Wendungen, bei welchem über größere Zeitreisen-Probleme hinweggesehen wird.

Bewertung vom 29.03.2021
Aurora erwacht / Aurora Rising Bd.1
Kaufman, Amie;Kristoff, Jay

Aurora erwacht / Aurora Rising Bd.1


ausgezeichnet

Volle Kraft voraus ins schräge Weltraumabenteuer
In ferner Zukunft: Die 17-jährige Aurora besteigt das Siedler-Raumschiff „Hadfield“, um ihrem Vater auf einen neu besiedelten Planeten zu folgen. Das Raumschiff kommt nie dort an.
220 Jahre später: Tyler Jones, frisch ausgebildeter Squad Leader erster Klasse, verpasst die Auswahl seiner neuen Squadmates, weil er dem SOS-Signal eines Sternenkreuzers in der Raumfalte folgt, um die einzig Überlebende an Bord zu retten. Bei dem Schiff handelt es sich um die verschollen geglaubte „Hadfield“.
Okay, sonderlich glücklich ist Tyler zunächst nicht, als er erfährt, dass sich sein neues Squad-Team neben seiner Schwester Scarlett und ihrer besten Freundin Cat aus drei weiteren Mitgliedern zusammensetzt, welche niemand der anderen Leader im Team haben wollte. Entgegen des Klappentextes sind dies allerdings keine Loser, sondern ziemlich fähige Aussenseiter, die manchmal ein wenig unkonventionell vorgehen. Dass dies gar nicht mal so schlecht ist, stellt sich bei Tylers erstem Einsatz schon sehr bald heraus - lediglich an der Teamfähigkeit hapert es noch ein wenig.
Der Anfang des Aurora-Zyklus ist gelungen, spannend, abwechslungsreich und auf seine Art amüsant geschrieben, was das Buch für mich zu einem regelrechten Lesevergnügen machte. Tyler, der sich seine Bestnoten durch Leistung und Gehorsam hart erkämpft hat, gerät an ein Team, welches sich wenig aus eiserner Disziplin macht, allerdings ordentlich was auf dem Kasten hat, wenn man es nur lässt. Neben Nerdhumor und sarkastischen Sprüchen glänzt die Story durch interessante Alien-Lebewesen sowie ein brisantes Geheimnis, welches die gerettete Aurora sowie die damalige Kolonie ihres Vaters umgibt. Warum nur machen plötzlich alle Jagd auf ein Mädchen, dass mit 17 Jahren in Cryostasis ging und als Teenie im Alter von 237 Jahren wieder aufwacht? Denn dass etwas mit Aurora anders ist, wird nicht nur dem Leser schnell klar, sondern auch Tyler und seinem Team. Leider auf lebensgefährliche Weise.
Der Stil ist abwechslungsreich und vor allem durch den Nerdhumor angenehm erfrischend. Die Perspektiven wechseln, jeder der sieben Mitreisenden hat seine eigene Erzählperspektive, wobei ich mir hierbei ein wenig mehr persönlichen Touch der Charaktere im jeweiligen Erzählstil gewünscht hätte. Ebenso macht sich hier und da bemerkbar, dass die Squadmates noch recht jung sind, erkennbar an dem ein oder anderen Hormonschub inmitten der Triebwerksschübe - die Sprüche, wer da sinngemäß am liebsten wen nicht von der Bettkante stoßen würde, ist stellenweise recht pubertär. Von diesen wenigen Kritikpunkten abgesehen ist „Aurora erwacht“ ein herrlich schräges und nerdiges Weltraum-Abenteuer, dem ich 4,5 von 5 faszinierenden Supernovae gönne.

Bewertung vom 24.03.2021
Kein Weg zu dir / Elbendunkel Bd.2
Fischer, Rena

Kein Weg zu dir / Elbendunkel Bd.2


gut

Freiheitskämpfe voller Klischees
Band 2 der Elbendunkel-Dilogie dreht sich schwerpunktmäßig um den Freiheitskampf der diskriminierten Elben, insbesondere der Dunkelelben gegen ihre Unterdrücker Mensch und Lichtelben. Da der Band ohne große Einleitung an Teil 1 anschließt, brauchte ich einige Kapitel, um der Handlung wieder drin zu sein.
Stilistisch ist die Handlung in mehrere, sich abwechselnde Perspektiven aufgeteilt, was mir recht gut gefiel. Inhaltlich ist es diesmal sehr politisch, es gibt nun einen ganzen Haufen beteiligter Elben, so dass man schnell die Übersicht verlieren kann, wer nun auf wessen Seite steht. Denn über das WIE der Freiheitskämpfe sind sich die Elben nicht einig. Kurz gesagt: Es gibt alte Männer (Elben ebenso wie Menschen), die egoistisch und radikal denken und ihre Anhänger haben. Und es gibt die Jungen, die ihre Zukunft in der Gleichberechtigung sehen. Neben diesem „Alt vs. Jung“-Klischee ist die Autorin leider ihrer Linie treu geblieben und lässt wie bereits in Band 1 primär Männer die Entscheider sein - und das in unserer nahen Zukunft! Fast alles wird von Männern entschieden, während die Frauen bis auf wenigste Ausnahmen passiv bleiben, schöne (überbewertete) Lieder singen oder darauf hoffen, dass ihr Liebster gesund zurückkehrt. Also eher dekoratives Beiwerk. Zwar soll Luz alias Ash als tougher Mischlings-Teenie das Klischee durchbrechen, aber genaugenommen hat sie wie bereits in Band 1 das Klischee des Naivchens, welches ihren Bad Boy anhimmelt, nur weitergeführt. Nach ein paar Wochen Kampftraining hält sie sich für unbesiegbar und trifft Entscheidungen im Alleingang, die für meinen Geschmack einfach nur dämlich und riskant waren. Hinzu kommt ihr wiederholtes Gedankenspiel, wie sehr sie doch auf Darel steht, ob wohl dieser sie aggressiv-arrogant behandelt - und zudem ihr Halbbruder sein könnte! Jedes annähernd clevere Mädchen hätte diesem Macho den erhobenen Mittelfinger gezeigt - Luz/Ash hingegen will ihn weiterhin beeindrucken und verhält sich ihm gegenüber extra-arschig. Man zeige mir die Logik dahinter. Wobei besagter Darel ihr da in nichts nachsteht und genau dasselbe tut. Dieses kindische Hin und Her ging mir stark auf die Nerven, die beiden haben seit Band 1 kein Stück dazu gelernt. Die anderen Handlungsstränge waren deutlich interessanter, hatten jedoch alle so ihre Längen und, ganz ehrlich, mir war das irgendwann zuviel Pärchenbildung. Dazu kam dann noch ein dringend benötigter Zufall zum Voranbrigen der Handlung, der so unwahrscheinlich war wie „Hey, wir benötigen jetzt Schneefall“ - und es schneit plötzlich bei hochsommerlichen dreissig Grad im Schatten. Konstruierter ging kaum noch.
Das Worldbuildng hatte ich bereits im ersten Band gelobt, da nun nichts Weiteres mehr hinzu kam spar ich mir das an dieser Stelle. Mich konnte der zweite Teil einfach nicht überzeugen, es war mir zuviel politisches Hin und Her, zuviele Machogehabe an diversen Stellen, deutlich zuviele Klischees und eine anstrengende Naivchen-Bad Boy-Konstellation. Einige wenige Wendungen gab es, davon waren manche ganz interessant, manche keine wirkliche Überraschung.

Bewertung vom 23.03.2021
Searching Lucy
Stein, Christina

Searching Lucy


ausgezeichnet

Eine toughe Jugendliche sucht ihre Schwester - zur Not eben auch illegal
Lucy ist verschwunden - ohne jegliche Spur. Ihre Zwillingsschwester Amber macht sich nun selbst auf die Suche, die Polizei arbeitet ihrer Meinung nach einfach nicht gründlich genug, sonst wäre Lucy doch schon längst gefunden. Sie spioniert verdächtige Nachbarn und Bekannte aus und bricht heimlich in deren Häuser ein - bisher unerkannt und leider auch erfolglos. Was sie dort herausfindet, ist zwar manchmal überraschend, aber Lucy hat sie das noch kein Stück näher gebracht. Wurde sie entführt? Hatte sie einen Unfall? Geschah mit ihr dasselbe wie mit Ambers Vater, der nur wenige Wochen zuvor verschwand? Und was ist mir diesem neuen Mitschüler, der immer nur still dasitzt und niemanden an sich heranlässt? Verdächtig…
Welch fürchterliches Szenario: Gleich zwei geliebte Menschen hat die 17-jährige Amber innerhalb kürzester Zeit verloren! Sehr gut konnte ich nachvollziehen, dass die Jugendliche auf eigene Faust ermittelt - und das macht sie gar nicht mal so schlecht. Gleich zu Beginn des Romans war ich bei einem ihrer heimlichen Einbrüche dabei. Gut, läuft nicht immer alles glatt, aber das machte den Roman für mich umso realistischer. Zumal alles aus Ambers Sicht in der Gegenwartsform erzählt wird, sie also während des Romans selbst noch nicht weiß, wie ihre Suche ausgehen wird.
Klar, vieles ist hierbei subjektiv, ihre Beobachtungen, Meinungen und Rückschlüsse. Dabei ist alles so gehalten, dass man als Leser dennoch erkennen kann, an welcher Stelle sie vielleicht nicht so ganz richtig liegen könnte. Ihre Verzweiflung, ihr Misstrauen wachsen immer mehr an, je mehr Fehlschläge sie bei ihrer Suche erleidet. Ebenso der Druck, welcher auf ihr lastet. Das empfand ich als etwas, was die Autorin wirklich sehr gut dargestellt hat. Spannend war nicht nur, gemeinsam mit Amber den Fall zu lösen, sondern auch herauszufinden, was es mit diesem stillen neuen Mitschüler auf sich hat. Und das i-Tüpfelchen des Ganzen war die bewegende Familiensituation nicht nur bei Amber daheim.
„Searching Lucy“ ist in meinen Augen ein gelungener Jugendthriller. Die Situation als solche, Ambers verzweifelte Unruhe, ihre Schwester zu finden und noch viele weitere Details, welche entweder spannend waren oder mich emotional berührten, waren stimmig dargestellt und haben mich als Gesamtpaket vollauf überzeugen können.

Bewertung vom 19.03.2021
Tinte & Siegel / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.1
Hearne, Kevin

Tinte & Siegel / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.1


ausgezeichnet

Magisch ausgestattete Security
Die Siegelmagier wurden dazu ausgebildet, die Menschenwelt davor zu schützen, dass Bewohner anderer Pantheons und Nebenwelten hier ihren Schabernack treiben. Dazu stehen ihnen magische Siegel zur Verfügung, welche, mit besonderen Tinten verfasst, ihnen kurzfristig besondere Kräfte verleihen wie „einen Hack des Gehirns über den Sehnerv“ (O-Ton), Schnelligkeit oder beschleunigte Wundheilung. Leider hat grad der bereits siebte Lehrling des schottischen Siegelmagiers Al MacBharrais (gesprochen: Äl MäcVärrisch) auf aussergewöhnliche Weise das Zeitliche gesegnet. In der Wohnung des Verstorbenen entdeckt Al, dass dieser sich nebenbei die Portokasse mit einer Art illegalem Menschenhandel aufgebessert hat - nur mit Feenwesen statt mit Menschen. Bei seinem Versuch, das Ganze aufzuklären, gerät Al schnell ins Visier gefährlicher Gegner. Allerdings hat auch er mächtige Verbündete an seiner Seite.
Nach der Chronik des Eisernen Druiden berichtet uns Kevin Hearne nun über die Siegelmagier, welche wie eine Art magisch ausgestattete Security die Menschen vor Göttern, Kobolden, Ogern und dergleichen beschützen sollen. Neben seinem gewaltigen Schnurrbart zeichnet den älteren Schotten Al MacBharrais noch eine weitere Besonderheit aus: Irgendwer muss ihn verflucht haben, denn sobald jemand über längere Zeit seine Stimme hört, entwickelt derjenige einen regelrechten Hass auf Al. An seiner Seite hat er noch ein paar Helfer mit besonderen Begabungen, die von der geheimen Identität des Druckereibesitzers wissen.
Der Roman bietet so einige interessante Bewohner der schottischen und irischen Mythologie, welche Als Weg kreuzen - und nicht immer gehen diese Begegnungen friedlich aus. Als Cameo hat der Autor auch dem Druiden Atticus mit seinem Hund Oberon eine Szene gegönnt.
Vom Stil her ist der Roman spannend und lustig mit leichten Anklängen zur Popkultur, auch wenn der Humor stellenweise eher Pub-Niveau erreicht. Zeitweise hat das Buch einige Längen, wenn der Autor versucht, dem Leser die Hintergründe näherzubringen. Bei so einigen gälischen Namen und Bezeichnungen musste ich zudem erstmal nachschauen, wie sich das überhaupt ausspricht. Das Zusammenspiel diverser Feenwesen, magischer Siegel und den Bemühungen, das Ganze vor der unwissenden Menschenwelt zu verbergen, empfand ich als gelungen und erfrischend unterhaltsam. Zwar wirkte Al aufgrund seiner Alters manchmal etwas träge auf mich, das machten aber zum Glück seine deutlich jüngeren Sidekicks wieder wett.
Spannend, unterhaltsam und manchmal etwas schräg, kombiniert mit schottisch-trockenem Pub-Humor.

Bewertung vom 16.03.2021
Ostfriesenzorn / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.15 (4 Audio-CDs)
Wolf, Klaus-Peter

Ostfriesenzorn / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.15 (4 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Sommerfeldt bekommt Konkurrenz
In den Dünen Langeoogs wird eine ermordete Frau gefunden. In Verdacht gerät ein junger Mann, der kurz zuvor Frauen unter die Röcke fotografierte - wählte er so sein Opfer aus? Auch Ann Kathrin Klaasen und ihr Team ermitteln auf der Insel, als Ann überraschend eine Nachricht von Dr. Sommerfeldt erhält - Nordens Serienmörder, welchen sie erfolgreich verhaften konnte. Der Langeoog-Mörder scheint Dr. Sommerfeldt mit seinen Taten imponieren zu wollen, denn er hat sich bei ihm gemeldet - und bereits die nächste Tat angekündigt. Vielleicht könnte Dr. Sommerfeldt helfen, den Täter zu überführen. Aber kann man diesem intelligenten Psychopathen trauen?
Ostfriesenzorn ist bereits der 15. Fall für die toughe Ostfriesin Ann Kathrin Klassen und ihr Team. Der Wiedererkennungwert ist hoch, sowohl inhaltlich wie auch bei Titel und Cover. Wer die bisherigen Fälle kennt weiß, dass der Autor immer eine gesunde Mischung aus echten Details und Personen sowie fiktiven Charakteren zu einem unterhaltsamen Fall verstrickt. So ist es auch diesmal wieder, und selbst Dr. Sommerfeldt, der sympathische Serienmörder, welcher seine eigene Trilogie erhielt, ist wieder mit dabei. Was den Fall in meinen Augen nur umso interessanter macht.
Neben dem Fall des Langeoog-Killers, der Ann Kathrin und ihre Leute diesmal in Atem hält, hat der Autor sich Themen wie Upskirting herausgesucht und den Protagonisten eine unterschiedliche Meinung dazu verpasst. Auch gibt es einige Anspielungen zu Sommerfeldts Taten. Tatsächlich hat Klaus-Peter Wolf es geschafft, trotz so vieler vorheriger Bände den Fall so zu gestalten, dass man auch wunderbar mitkommt, ohne die vorherigen Bände zu kennen.
Ein sehr gelungener und spannender Ostfriesen-Krimi mit viel Lokalkolorit, hohem Unterhaltungswert und hier und da eingebauten Details, die mich zum Schmunzeln brachten.
Gehört habe ich Ostfriesenzorn als Hörbuch/Autorenlesung. Klaus-Peter Wolf liest seinen eigenen Krimi auf eine angenehm ruhige Art vor, ohne mich als Hörer durch den Fall zu hetzen, so dass ich mir beim Zuhören meine eigenen Gedanken machen kann, ohne irgendwas zu verpassen. Dadurch, dass er keine unnötig großen Sprünge in Geschwindigkeit und Lautstärke macht, lässt sich das Hörbuch sehr gut auch unterwegs hören. Die Spannung liegt im Inhalt selbst, da braucht es keine Special Effects beim Vorlesen. Sehr gelungen kann Herr Wolf auch die einzelnen Personen darstellen, von denen so manche zu seinen echten Bekannten im wirklichen Leben zählen. Besonders, wenn ein Mann versucht, eine Frau zu sprechen, versagen so einige Sprecher hin und wieder mal, das ist hier nicht der Fall.

Bewertung vom 11.03.2021
Die 12 Häuser der Magie
Suchanek, Andreas

Die 12 Häuser der Magie


ausgezeichnet

Ein bis zum Schluss spannendes Finale
Endlich ist der da, der dritte Band um Schicksalswächter Nic und seine Freunde im Kampf gegen den mächtigen Dämon. Moment - endete der zweite Band nicht tödlich für den ein oder anderen aus der Gruppe? Nicht nur hier überrascht der Autor mit erstaunlichen Wendungen. Um den immer unbesiegbarer scheinenden Dämon erfolgreich bekämpfen zu können, müssen die Freunde diesmal ein wenig in der Vergangenheit forschen, um nach und nach die Puzzleteile zu finden, die einen Sieg über den Dämon ermöglichen.
Die Handlung des dritten Bandes schließt nahtlos an den zweiten Band an, einige eingebaute Rückblicke erleichtern den Wiedereinstieg. Es geht regelrecht flott vorwärts, die Handlungsstränge wechseln schnell, so dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, an mehreren Fronten zugleich aktiv zu sein. Es gibt Rätsel, die es zu lösen gilt, schockierende Erkenntnisse, Hinweise, deren Bedeutung sich zunächst nicht zu erkennen geben und so manche ziemlich brutale Kampfszene. Tatsächlich schaffen die Freunde es gemeinsam, sich einen Plan zu erarbeiten, der aber bis zuletzt dem Leser nicht verraten, sondern nur angedeutet wird.
Der dritte Band sollte auf jeden Fall nicht ohne Vorkenntnis der ersten beiden Bände gelesen werden, da die Handlung stark aufeinander aufbaut. Der Autor legt in den Abenteuern teilweise ein ziemliches Tempo vor, schnelle Szenenwechsel sorgen dafür, dass man bei den jeweiligen Handlungssträngen nicht den Überblick verliert. Die Spannungskurve ist gleichbleibend hoch, überraschende Wendungen sorgen zusätzlich für das gewisse magische Etwas. Um es kurz zu machen: Spannung pur!

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