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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 16.06.2016
Nur einen Sommer lang
Rößner, Susanne

Nur einen Sommer lang


sehr gut

Laura Wagner hat überraschend von einer ehemaligen Freundin ihrer verstorbenen Großmutter eine Alm in der Valepp geerbt. An das Erbe ist die Bedingung geknüpft, dass Laura vorher ein halbes Jahr dort leben muss. Die Berlinerin ist unentschlossen, doch ihre Freunde ermuntern sie, die Gelegenheit wahrzunehmen und das Leben in den Bergen auszuprobieren. Und so lässt Laura sich auf dieses Abenteuer ein und macht sich auf nach Oberbayern…

Susanne Rößner hat sich als Handlungsort ein idyllisches Fleckchen in den bayerischen Voralpen ausgesucht, ganz wundervoll werden die Landschaft und die beeindruckende Natur rund um den Schliersee beschrieben. Doch diese Beschaulichkeit stellt sich für Laura schon nach kurzer Zeit als sehr trügerisch dar, denn nicht jeder in dem kleinen Ort ist dem Neuankömmling wohlgesinnt. Ein seit Jahrzehnten schwelender Nachbarschaftsstreit teilt die Einwohner in zwei Lager und Laura steckt ohne ihr Zutun mittendrin in diesem Zwist - mehr noch, sie gerät durch eine fiese Machenschaft
unversehens in eine äußerst gefährliche Lage, aus der sie ausgerechnet von ihrem größten „Feind“ gerettet wird.

Susanne Rößner hat Lauras Weg und ihre Beziehung zu dem Tierarzt Anton Oberhofer mit einigen Höhen und Tiefen gespickt, die Laura nicht immer besonnen meistert. Manchmal ist ihr Verhalten recht unreif und sie handelt, bevor sie denkt. Als dann schließlich alles rund läuft für Laura und Anton, hat die Autorin für ihre Protagonistin eine Wendung einbaut, die ein weiteres Mal alles auf den Kopf stellt.

„Nur einen Sommer lang“ lässt sich angenehm flott lesen und ist eine romantische Sommergeschichte, mit einem Ende, dass ich so ganz und gar nicht erwartet habe.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.06.2016
Wenn der Hoffnung Flügel wachsen
Oke, Janette;Oke Logan, Laurel

Wenn der Hoffnung Flügel wachsen


sehr gut

Kaum ist die junge Lehrerin Beth Thatcher nach einem Jahr im kanadischen Westen wieder in den Kreis ihrer Familie zurückgekehrt, steht auch schon die nächste Reise an: ein luxuriöse Kreuzfahrt entlang der Ostküste soll Abwechslung in den Alltag der Thatcher-Frauen bringen…

„Wenn der Hoffnung Flügel wachsen“ ist die Fortsetzung zu „Aufbruch ins Ungewisse“ und schließt nahtlos an den ersten Band an. Für das Verständnis dieser Geschichte ist das Wissen um die Ereignisse aus dem ersten Teil allerdings nicht unbedingt vonnöten, da in diesem Band sowohl Beths Tätigkeit als Lehrerin als auch ihre Beziehung zu dem Mountie Jarrick Thornton nur im Hintergrund eine Rolle spielen.

In „Wenn der Hoffnung Flügel wachsen“ steht neben der Reise und den zahlreichen Ausflügen vor allen Dingen das Miteinander der Thatchers und ihr Vertrauen zueinander, zu ihren Mitmenschen und zu Gott im Mittelpunkt.

Priscilla Thatcher sorgt sich sehr um das Wohlergehen ihrer Töchter. Mehr noch, sie ist eine Mutter, die nicht loslassen kann und kein Vertrauen in die Fähigkeiten und Entscheidungen ihrer erwachsenen Töchter hat. Die jungen Frauen reagieren ganz unterschiedlich auf die übertriebene Fürsorge.
Margret leidet darunter, sie ihren Sohn nicht so erziehen darf, wie sie es für richtig hält, sondern alles in die Hände des von ihrer Mutter favorisierten Kindermädchens geben muss. Margret fehlt es leider an genügend Selbstverrauen, um sich zu behaupten.
Beth weiß, dass ihre Mutter es nur gut meint. Sie versucht, die Beweggründe ihrer Mutter zu verstehen und fügt sich. Ich hatte den Eindruck, dass Beth in dieser Geschichte im Gegensatz zum ersten Band viel gehemmter agiert und das in Coal Valley gewonnene Selbstvertrauen wieder verloren hat.
Julie hingegen wehrt sich gegen die schützende Hand ihrer Mutter. Sie ist aufmüpfig und ungestüm und dabei leider Fremden gegenüber viel zu vertrauensselig – ein Umstand, der ihr zum Verhängnis werden soll.

„Wenn der Hoffnung Flügel wachsen“ hat mir gut gefallen, auch wenn die Handlung in sehr ruhigen Bahnen verläuft und erst in letzten Drittel etwas mehr Schwung und Spannung ins Geschehen kommt.

Bewertung vom 14.06.2016
Winterhonig
Ohms, Daniela

Winterhonig


ausgezeichnet

„Winterhonig“ – der Titel klingt für mich nach Balsam und Trost und strahlt eine ganz besondere Wärme aus. Honig im Winter – das muss etwas ganz Besonderes sein, denkt sich die kleine Mathilda und versteckt dieses Geschenk von Karl in einer Kiste unter ihrem Bett. Es sind kleine Stückchen von dem Winterhonig, die Mathilda an glückliche Augenblicke denken lassen und sie in den traurigen Momenten während der kalten NS-Zeit trösten…

Daniela Ohms hat die historischen Ereignisse der 1930er und 1940er Jahre zusammen mit den Erinnerungen ihrer Großmutter und einer facettenreichen fiktiven Handlung zu einer spannenden Geschichte verflochten und ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Es ist nicht die große Politik, die in dieser Geschichte im Vordergrund steht, hier geht es um die Erlebnisse der Landbevölkerung im Paderborner Land und um die Erlebnisse eines jungen Soldaten im besetzten Frankreich und auf dem Russlandfeldzug.

„Winterhonig“ ist eine fesselnde, emotionale Familiengeschichte voller Licht und Schatten. Daniela Ohms erzählt sehr intensiv und kann die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten hervorragend vermitteln - man ist als Leser sofort mittendrin im Geschehen und erlebt die Schrecken und Gräuel der NS-Zeit und die Ängste und Sorgen der Dorfbewohner hautnah mit.
Die Darstellung der Schauplätze und die Schilderung der Geschehnisse sind Daniela Ohms ausgezeichnet gelungen. Man kann der Geschichte trotz wechselnder Handlungsorte und einer Vielzahl an Rückblenden und eingeschobenen Briefen bestens folgen und verliert zu keiner Zeit den Überblick.

Die Autorin beginnt ihren ersten historischen Roman mit einem ergreifenden Prolog – die gerade einmal 6-jährige Mathilda steht am Sterbebett ihrer Mutter. Für Mathilda beginnt eine einsame Zeit, denn bis auf ihren Bruder Joseph kümmert sich keines der zahlreichen Geschwister um das kleine Mädchen.

Mathilda ist neun, als sie den fünf Jahre älteren Karl kennenlernt. Karl arbeitet als Knecht auf dem Nachbargestüt. Mit ihm teilt Mathilda eine wunderbare Freundschaft, aus der nach einigen Jahren Liebe wird. Doch diese Liebe darf nicht sein, denn Karl hütet ein Geheimnis, dass nicht nur für ihn selbst, sondern auch für Mathilda und ihre Familie eine große Gefahr bedeutet. Karl zieht einen Schlussstrich, verlässt ohne ein Wort Fichtenhausen und geht zur Wehrmacht.

Zeitsprung ins Jahr 1940. Die 16-jährige Mathilda hat gerade ihr Pflichtjahr beendet und kehrt zu ihrer Familie zurück. Für ihren Bruder Joseph beginnt der Kriegsdienst und es ist mittlerweile zwei Jahre her, dass Karl sie ohne eine Erklärung zurückgelassenen hat.

Der Krieg hat für Mathilda und ihre Schwestern nicht nur schwere Arbeit auf dem väterlichen Bauernhof im Gepäck, auch die ständigen Entbehrungen, das Fehlen an nötiger Medizin und die Sorge um die Brüder und Freunde macht allen schwer zu schaffen. Auch die Atmosphäre im Dorf ist eine andere geworden. Furcht und Misstrauen sind nicht nur Fremden gegenüber groß, auch Bekannte und Nachbarn beäugen sich plötzlich skeptisch.

Mathilda flüchtet gedanklich immer wieder in die Vergangenheit und versucht, durch ihre Erinnerungen an die fröhlichen Zeiten mit Karl die schwierigen Monate und Jahre zu überstehen.

Auch Karl macht während des Krieges eine harte Zeit durch. Er teilt die Euphorie seiner Kameraden nicht, sieht den Krieg nicht als großes, spannendes Abenteuer. Er leidet mit jedem Tag mehr. Hinzu kommt die ständige Angst, dass er auffliegen und sein Geheimnis gelüftet werden könnte. Schließlich nimmt er wieder Kontakt zu Mathilda auf und es sind ihre Briefe, die ihn den Kriegsalltag ertragen lassen.

„Winterhonig“ lässt mich tief beeindruckt zurück. Diese mitreißende, lebendig erzählte Geschichte hat mir nicht nur Einblicke in die Lebensumstände der Landbevölkerung im Zweiten Weltkrieg ermöglicht, sondern hat mich auch intensiv an den guten und schlechten Zeiten der Akteure teilhaben lassen. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.06.2016
Leonhardsviertel
Scheurer, Thilo

Leonhardsviertel


ausgezeichnet

Stuttgart. Sebastian Franck soll das Team des Dezernats T.O.M. (Tote ohne Mörder) - ein neu gegründetes Ressort für ungeklärte Mordfälle des LKAs - ergänzen. Gleich an seinem ersten Arbeitstag bringt der junge Oberkommissar Schwung in einen der vor sich hin staubenden Fälle, als er in der Akte eines Mordfalls aus dem Jahr 1995 dass Foto eines wahrscheinlich einzigartigen Porsches entdeckt. Der Wagen des vor 20 Jahren erschossenen Bankierssohn Anselm Friedmann galt bisher als verschwunden, doch der autobegeisterte Sebastian weiß, dass eben dieses seltene Modell vor kurzem im Internet versteigert wurde…

In „Leonhardsviertel“ schickt Thilo Scheurer ein Team ins Rennen, das mich von Anfang an begeistert hat. Das Quartett des Dezernats T.O.M. gleicht einem bunt gemischten Haufen:

Geleitet wird die Truppe von der 52-jährigen Marga Kronthaler. Marga wurde im Zuge eines Disziplinarverfahrens gegen sich in die Abteilung T.O.M. strafversetzt. Die Kettenraucherin hat neben familiären Schwierigkeiten mit einem großen Schuldenberg zu kämpfen. Doch die Hauptkommissarin gibt sich trotz ihrer Probleme überlegen und selbstsicher – es sind vor allen Dingen ihre brummige Art und ihr dreistes Mundwerk, die Marga echt und glaubwürdig wirken lassen und sie in meinen Augen sehr sympathisch machen.
Sebastian Franck ist gebildet und kommt aus gutem Hause. Der Oberkommissar hat sich aus persönlichen Gründen in das Team beordern lassen und geht dementsprechend mit einer großen Portion Energie zu Werke. Sebastian hat mich mit seiner Fähigkeit, sich in vergangene Ereignisse hineinzuversetzen und sich diese bildlich vorstellen zu können, besonders fasziniert.
Komplettiert wird das Team durch den leidenschaftlichen Elvis-Fan Cem Akay, der sich das Büro mit der flippigen Black-Metal-Liebhaberin Franziska Hegel teilt. Franzi befindet sich in ihrem letzten Praxisjahr und entpuppt sich im Verlauf der Handlung als hervorragendes Recherche-Talent.

Trotz aller gegensätzlichen Eigenarten oder vielleicht auch gerade deswegen klappt die Zusammenarbeit der Akteure ausgesprochen gut. Das Stochern in den längst vergangenen Ereignissen bringt die Kommissare nicht nur auf die Spur des Mörders von Anselm Friedmann, sondern lässt sie auch geheime Machenschaften rund um Kunstdiebstähle und Geldwäsche aufdecken – ein interessanter Fall, der den Leser zum Mitfiebern und Miträtseln einlädt.

Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht - „Leonhardsviertel“ ist ein spannender, sehr unterhaltsamer Krimi mit äußerst sympathischen Ermittlern – bitte mehr davon.

Bewertung vom 01.06.2016
Der Himmel über Nebra
Uçar, Erdem

Der Himmel über Nebra


ausgezeichnet

Basel. Auf einer Baustelle am Rheinhafen St. Johann wird eine Leiche gefunden. Der gealterte und dem Alkohol zugetane Kriminalkommissär Christoph Lenz bekommt diesen Fall vom ersten Staatsanwalt Andreas Bosshardt zugeteilt und macht sich zunächst eher widerwillig an die Ermittlungen…

Stefanie Gerber arbeitet in der Nachrichtenredaktion des Stadtfernsehens. Sie möchte über den unbekannten Toten vom Hafen berichten, doch als sie bei der Staatsanwaltschaft nachfragt, wird der Vorfall heruntergespielt. Als ihr brisantes Videomaterial aus einer Überwachungskamera in die Hände fällt, wittert sie eine Sensation…

Etienne Pettit ist ein erfolgloser Kleinganove, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Mitglied in der Organisation des berüchtigten Patrons Johann Dreyfuss zu werden. Dafür nimmt Etienne so einiges in Kauf. Schließlich bekommt er die Aufgabe, die Himmelsscheibe von Nebra zu stehlen…

Grundlage für diesen Krimi ist ein wahrer Kriminalfall aus der Welt des Kunsthandels. Die 1999 von Raubgräbern nahe der Stadt Nebra gefundene Himmelsscheibe - ein Artefakt von unschätzbarem Wert aus der frühen Bronzezeit - konnte am 23. Februar 2002 bei einer fingierten Verkaufsaktion in einem Baseler Hotel von der Schweizer Polizei sichergestellt und die Hehler verhaftet werden.

Erdem Uçar hat mir in „Der Himmel über Nebra“ alles geboten, was zu einem fesselnden Krimi dazugehört. Eine mitreißend erzählte Geschichte, deren Spannungskurve durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt und die mir durch zahlreiche offene Fragen und überraschende Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln gegeben hat.

Das gesamte Geschehen ist verzwickt und verwinkelt. Christoph Lenz und Stefanie Gerber versuchen beide auf ihre Art, Licht in das Dunkel um den Hafenmord zu bringen und geraten dabei in ein schwer zu durchschauendes Geflecht aus Geheimnissen und Ungereimtheiten – ein Verwirrspiel, in das auch der Leser miteinbezogen wird. Man weiß nie, wer mit wem gemeinsame Sache macht oder eben doch sein ganz eigenes Süppchen kocht. Erst am Ende des Buches wird klar, wie die zahlreichen Handlungsfäden tatsächlich miteinander verschnürt und verflochten sind und wie geplant hier von Anfang an agiert wurde.

„Der Himmel über Nebra“ ist ein fesselnder, gut durchdachter Krimi mit einer schlüssigen, zu keiner Zeit vorhersehbaren Auflösung. Ein starkes Debüt von Erdem Uçar - absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 19.05.2016
Eidergrab
Streiter, Volker

Eidergrab


ausgezeichnet

In seinem historischen Küstenkrimi „Eidergrab“ entführt Volker Streiter den Leser in das Jahr 1846 auf die Halbinsel Eiderstedt und wartet mit einer spannenden Geschichte auf.

Als die Amrumer Wirtsfrau Auguste Simons erfährt, dass ihre Tochter Immke, die als Magd auf einem großen Hof im Eiderstedter Land arbeitet, seit Wochen verschwunden ist, bittet sie Dina Martensen, die Vermisste zu suchen. Mit einer Empfehlung des Inselpfarrers Mechlenburg in der Tasche macht Dina sich auf den Weg nach Eiderstedt, nimmt auf dem Ehsterhof eine Stellung als Milchmagd an und beginnt nach dem Verbleib von Immke zu forschen…

Es ist Volker Streiter hervorragend gelungen, Land und Leute darzustellen. Nicht nur die Landschaft und die Gegebenheiten Eiderstedts im 19. Jahrhundert werden detailreich beschrieben, auch die Mentalität, die Eigenarten und die Lebens- und Arbeitswelt der Küstenbewohner sowie die politische Situation und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der damaligen Zeit fließen in die Handlung ein. Das Geschehen wirkt dadurch durchweg echt und glaubwürdig. Besonders gut gefallen hat mir, dass über der Geschichte stets eine etwas düstere, schaurige Stimmung schwebt, die dem Krimi eine Extraportion Spannung verleiht.

Dinas Nachforschungen gestalten sich zunächst als sehr schwierig, da sie durch ihre Fragerei inmitten der wortkargen Eiderstedter schnell auffällt. Als jedoch in der Marsch eine Tote gefunden wird, steht Dina mit ihren Ermittlungen nicht mehr alleine da, sowohl Gendarm Cornelius Asmus aus Garding wie auch der neue Dorflehrer Bernard Rose aus Ording unterstützen sie tatkräftig.
Der Blick des Lesers wird während der spannenden Spurensuche durch einige Überraschungen und Wendungen in unterschiedliche Richtungen gelenkt, so dass man bis zum Schluss über die Identität des Täters mitgrübeln und miträtseln kann.

Neben den fiktiven Figuren bevölkern auch einige historische Persönlichkeiten diesen Krimi, so begegnet man im Verlauf der Handlung wichtigen Eiderstedter Amtsleuten und auch dem Schriftsteller Theodor Storm.

„Eidergrab“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir nicht nur spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mir auch interessante Einblicke in die Historie Eiderstedts ermöglicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.05.2016
Hawelka & Schierhuber spielen das Lied vom Tod
Pfeifer, Günther

Hawelka & Schierhuber spielen das Lied vom Tod


ausgezeichnet

Wien. Die Castingshow „Egomania“ steuert auf ihren Höhepunkt zu, nur die sechs besten Kandidaten sind noch im Rennen - da geschieht ein Mord. Hawelka und Schierhuber müssen alles andere stehen und liegen lassen, denn dieser „Promifall“ hat absolute Priorität…

„Hawelka & Schierhuber spielen das Lied von Tod“ ist der zweite Mordbuben-Krimi aus der Feder von Günther Pfeifer – auch dieser neue Fall der beiden gemütlichen Ermittler hat mich rundum begeistert.

Der Krimi ist randvoll gefüllt mit schrägem Humor, Wiener Schmäh und Situationskomik. Besonders die herrlich originellen Akteure tragen kräftig zur Unterhaltung bei. Nicht nur Hawelka und Schierhuber - beide heißen Josef, beide sind über fünfzig, beide stammen aus dem Waldviertel, der eine ist ein Denker, der andere tatkräftig, aber wortkarg – sind mit ihren Eigenarten äußerst unterhaltsam, auch über ihren stets meckernden Chef Hofrat Zauner, genannt Erzherzog, und seine bissigen Ansprachen habe ich mich köstlich amüsiert. Mit von der Partie ist ebenfalls wieder das Auskunftsbüro Berlakovic. Herta lässt Radio Berlakovic erklingen und versorgt die Kollegen via Smartphon und Web-Live-Stream nicht nur mit allen wichtigen Informationen, sondern unterhält sie auch mit Geplauder, Musik und guter Laune.

Diesmal schickt Günther Pfeifer seine Protagonisten auf die große Showbühne und konfrontiert die beiden Gruppeninspektoren mit der überdrehten Welt der Castingshows – vom größenwahnsinnigen Produzenten bis zu gekauften Votingstimmen ist alles dabei.

Hawelka und Schierhuber warten mit raffinierten Ermittlungsmethoden auf. Sie sichern Spuren, befragen Zeugen, verhören Verdächtige und recherchieren Hintergründe, doch eine zündende Idee, wie all die gewonnen Erkenntnisse zusammenhängen, will sich einfach nicht einstellen. Der Mörder bleibt unerkannt und mordet ein weiteres Mal. Aber die beiden Josefs lassen sich nicht aus der Ruhe bringen „die Dinge dauern eben so lange, wie sie dauern“, da kann der Erzherzog so viel Druck machen, wie er will.

„Hawelka & Schierhuber spielen das Lied von Tod“ hat mir sehr gut gefallen – wer skurrile Geschichten und schrägen Humor mag, der kommt in diesem Krimi voll auf seine Kosten.

Bewertung vom 17.05.2016
Wutentbrannt
Lamberts, Brigitte;Reiter, Annette

Wutentbrannt


ausgezeichnet

Düsseldorf. In einem Hotel am Carlsplatz wird die Leiche des Kunststudenten Nikolaj Smirnow gefunden. Der junge Mann wurde erschlagen. Kein leichter Fall, wie Hauptkommissar Clemens von Bühlow schnell feststellen muss, denn Nikolaj war ein Egoist, der mit seinem rücksichtslosen Verhalten zahlreiche Mitmenschen gegen sich aufgebracht hat…

„Wutentbrannt“ ist bereits der dritte Fall für Clemens von Bühlow und sein Team, der Krimi lässt sich aber bestens ohne Kenntnis der vorherigen Bände lesen.

Brigitte Lamberts und Annette Reiter haben einen angenehm zügig zu lesenden Schreibstil, ruckzuck ist man mittendrin im Geschehen und begibt sich mit Clemens von Bühlow und seinen Kollegen auf eine spannende Spurensuche. Die Autorinnen schicken ein sehr routiniertes Team ins Rennen. Abgesehen von kurzen Ausflügen in Clemens Privatleben dreht sich das gesamte Geschehen um die Ermittlungsarbeit der Kommissare – die Nachforschungen werden dabei ausführlich geschildert, ohne dass die Handlung langatmig wird. Besonders gut gefallen hat mir die Atmosphäre im Team – keine Querelen, keine Zwistigkeiten. Alle wirken sehr professionell.

Je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto komplizierter scheint dieser Fall zu werden. Nicht nur, dass die Spurenlage am Tatort undurchsichtig ist. Auch der Kreis der Verdächtigen wird immer größer, denn wie sich herausstellt, hatte so mancher aus dem Umfeld des exzentrischen, immer auf seinen Vorteil beachten Kunststudenten einen Grund, ihm den Garaus zu machen. Die sich im Verlauf der Handlung ergebenden Hinweise sind vielfältig und zeigen in ganz unterschiedliche Richtungen. Eine Beziehungstat? Ging es um Geld? Oder hatte der Täter ganz andere Beweggründe?

„Wutentbrannt“ ist ein spannender, sehr gut durchdachter Krimi, der mich nicht nur ausgezeichnet unterhalten hat, sondern mir auch viel Platz zum Mitgrübeln und Miträtseln über Täter, Motive, Zusammenhänge und Hintergründe gegeben hat.