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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Marianne
Wohnort: 
Attenhofen

Bewertungen

Insgesamt 478 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2017
Muttertier
Kelle, Birgit

Muttertier


sehr gut

Ich finde dieses wertvolle Buch sehr lesenswert in unserer heutigen Zeit. Frau Kelle wendet sich gegen die immer mehr verbreitete Meinung, dass Frauen möglichst bald zurück in den Beruf kehren sollten, während ihre Kinder fremdbetreut werden. Dabei ist ihr Ton oft genervt, manchmal gar aggressiv. Man spürt, dass sie sich über die Intoleranz der Feministen gegenüber der „Nur“ Hausfrau ärgert.
Dabei geht sie in den zwölf Kapiteln dieses Buchs auf verschiedene wichtige Themen ein. Man spürt ihre Sorge um die Kinder, die von mehr Nestwärme und Geborgenheit im eigenen Zuhause profitieren würden. Sie brauchen nicht nur qualitativ wertvolle Inseln der Zeit, sie brauchen den Alltag mit ihrer Mutter. Und dabei profitiert die Mutter am meisten, denn die Beziehung zwischen Mutter und Kind ist eine wunderbare Liebeserfahrung.
Sie prangert viele Missstände unserer Gesellschaft an, und nennt Übel mutig beim Namen. Kind auf Wunsch, vom Arbeitgeber bezahltes „social freezing“, das Kind und die Elternschaft so gestalten wie man will und natürlich auch selbst bestimmen wann der richtige Zeitpunkt für ein Kind gekommen ist – mit all dem wird dem Kind Unrecht getan, ja sie spricht sogar von Menschenhandel. Die gegenwärtige Transgender Diskussion ist ihr auch ein Dorn im Auge, denn zurzeit versucht man ja in den Medien die Ausnahme zur Regel zu machen.
Dieses Buch hat einige wertvolle Diskussionen in unserer Familie ausgelöst, und der Titel und das Cover des Buchs allein sind schon Hingucker und Provokation. Ich bewundere Frau Kelle dafür, dass sie für das Dasein als Mutter eintritt, auch wenn das heute kein populärer Standpunkt ist. Sie gerät auch regelrecht ins Schwärmen, wenn sie von ihren Erlebnissen als Mutter schreibt.
Dieses Buch ermutigt Mütter sich Zeit für ihre Kinder zu nehmen, und sich nicht abhalten zu lassen von den Kritikern, die Frauen möglichst schnell wieder am Arbeitsplatz sehen wollen. Ein wichtiges Plädoyer in unserer heutigen Zeit!

Bewertung vom 30.08.2017
Töte mich
Nothomb, Amélie

Töte mich


sehr gut

Eine märchenhafte Erzählung über eine Vater-Tochter Beziehung und über die Entscheidung eines verarmten Adligen Nachteile in Kauf zu nehmen, um seinen Werten treu zu bleiben.
Diese Erzählung beginnt mit dem Besuch des Vaters bei einer Wahrsagerin – nicht weil er ihren Rat sucht, sondern weil diese seine Tochter in einer kalten Nacht im Wald gefunden hat. Die Tochter war einst glücklich und lebensfroh, aber durch ein dem Leser unbekanntes Ereignis verlor sie die Fähigkeit zu fühlen. Weder Angst noch Freude, Sorgen noch Liebe kann sie spüren. Die Nacht im Wald war ein misslungener Versuch wieder etwas zu fühlen.
Die Wahrsagerin sagt dem Vater, dass er bei seinem nächsten Fest eines seiner Gäste töten wird. Darüber ist der Vater in großer Unruhe, denn Gastfreundschaft ist für ihn ein großer Wert. Er überlegt hin und her ob er wirklich eines seiner Gäste töten soll, da bettelt die Tochter ihren Vater an, dass er sie tötet, denn wegen ihrer fehlenden Emotionen, hat sie keine Freude am Leben. Wird er es tun?
Die schlichte Sprache dieser Erzählung passt sehr gut zur Handlung. Die Charaktere werden lebendig, und der Leser bangt mit, denn wie kann ein Vater seine Tochter töten, selbst wenn es ihr eigener Wunsch ist? Nebenbei erfährt der Leser auch einiges über den Wert wahrer Gastfreundschaft, und dass es sich lohnt seinen Prinzipien treu zu bleiben.

Bewertung vom 30.08.2017
Der Sandmaler
Mankell, Henning

Der Sandmaler


sehr gut

Zwei junge Menschen begeben sich auf eine besondere Reise. Die Geschichte spielt am Anfang der 70er-jahren. Elisabeth und Stefan sind gemeinsam zur Schule gegangen. Sie hatten eine flüchtige Beziehung und sind Freunde geblieben. Elisabeth steht stets im Schatten von Stefan, denn er ist wohlhabend und selbstsicher. Zufällig begegnen sie sich kurz nach Ende der Schulzeit am Flughafen. Beide haben, ohne es vorher gewusst zu haben, das gleiche Ziel – ein Urlaubsparadies in Westafrika. Wegen ihrem Budget in unterschiedlichen Anlagen untergebracht, erleben diese zwei jungen Menschen Afrika in unterschiedlicher Weise. Während Stefan im Mittelpunkt seiner eigenen, kleinen Welt steht und seine Rolle als reicher Weiße ausnutzt, macht sich Elisabeth Gedanken über die Armut der Einheimischen. Sie lernt einige Menschen kennen, und dabei verändert sie sich selbst. Sie wird erwachsen und selbstsicher, dabei entfremdet sie sich auch von Stefan.
Der Autor versteht es in schöner Sprache die fremde Welt Afrikas zu beschreiben. Es ist schön mitzuerleben, wie Elisabeth sich für diese Welt öffnet, und versucht die Verhältnisse zu verstehen. Das Gegenbild des selbstsüchtigen Stefans lässt dieses Bild noch heller erstrahlen.
Eine entspannende Lektüre, die zum Nachdenken einlädt über die Verhältnisse zwischen den armen und reichen Ländern dieser Welt.

Bewertung vom 30.08.2017
Heimkehren
Gyasi, Yaa

Heimkehren


sehr gut

Das Buch macht einen hochwertigen Eindruck, und das Cover passt gut zur Geschichte. Dieses Buch ist eher eine Sammlung von 14 Kurzgeschichten. Es geht um das Schicksal von zwei Frauen aus dem jetzigen Ghana, Halbschwestern, auch wenn sie sich nie begegnen. Eine wird in die Sklaverei nach Amerika verkauft, und die andere heiratet einen Briten, der mit Sklaven handelt. Beide leben eine Zeit lang am selben Ort, einer Festung an der Küste. Die zur Sklaverei bestimmte Frau in einem schrecklichen Verlies, die andere in einer schönen Wohnung. In weiteren Kapiteln geht es um die Kinder, Enkel und weitere Nachkommen dieser Frauen, die alle ein schweres Schicksal haben. Dabei werden viele historische Fakten rund um die Sklaverei mit den Geschichten verwoben.

Mir haben besonders die ersten Kapitel sehr gut gefallen, und ich staune darüber wie überzeugend die noch junge Autorin die Welt aus der Perspektive eines jungen Mädchens aus dem Busch beschreiben kann. Es ist interessant in späteren Kapiteln ein wenig darüber zu erfahren wie es den Hauptcharakteren früherer Kapitel später ergangen ist, auch wenn der Leser an mancher Stelle vielleicht gerne mehr Details hätte.

Darum sehe ich dieses Buch eher als eine Sammlung von in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten, die auf sehr anschauliche Weise manche unbekannte Facetten der Sklaverei und deren Folgen aufzeigen.

Bewertung vom 30.08.2017
Anna-Maria und die anderen 99 Schafe
Deutsch, Daniel

Anna-Maria und die anderen 99 Schafe


sehr gut

Das Buch beginnt mit einer Szene, die für sich spricht. Eine hübsche Nachbarin braucht Hilfe, und Jan hilft natürlich gerne. Aber ihre Einladung zum Frühstück, die als Dankeschön gemeint ist, muss er ausschlagen. Zögernd gibt er zu, dass er stattdessen in den Gottesdienst gehen wird. Obwohl die Nachbarin ihn gerne begleiten würde, wimmelt er ab, denn er schämt sich sehr für seine Gemeinde.
Wegen eines Todesfalles kommt eine ehemalige Schulfreundin von Jan zurück an diesen Ort. Sie kann es kaum fassen, dass vieles im Ort und auch in der Gemeinde unverändert geblieben ist. Anna-Lena, eine unangepasste Frau, die schon immer lieber ihren eigenen Weg gegangen ist, öffnet ihrem Schulfreund Jan die Augen dafür, dass seine Gemeinde nicht so unattraktiv bleiben muss. Sie schließt sich seinem Hauskreis an, und gemeinsam werden Pläne zur Veränderung entworfen. Dabei bleibt der Widerstand von einigen anderen Gemeindemitgliedern nicht aus, andere jedoch blühen auf.
Das Ganze spielt vor 30 Jahren, und manche Leser werden sicher die Probleme ihrer ehemaligen oder jetzigen Gemeinden in den Beschreibungen wiederfinden. Das unterhaltsam geschriebene Buch regt zum Nachdenken an und wirft viele Fragen auf. Wofür steht Gemeinde eigentlich? Was ist ihre Aufgabe? Wer darf über die Richtung einer Gemeinde bestimmen? Wie sieht es mit Führungsstrukturen in der Gemeinde und mit Machtmissbrauch aus? Viele Situationen werden mit Humor beschrieben, wobei mir persönlich manches etwas überzogen oder auch zu abschätzig vorkommt.
Ein Vers über Liebe aus dem ersten Korintherbrief zieht sich durch die Gliederung des Buchs, und damit wird dem Leser vor Augen geführt, dass es gerade darin oft in Gemeinden mangelt. Eine ältere Person lebt dies vorbildhaft, aber ich hätte mir mehr positive Impulse in diese Richtung gewünscht.
Fazit: Ein Buch zum Schmunzeln über eine Gemeinde, die viel zu sehr an ihre Traditionen hängt, und gleichzeitig ein Buch zum Nachdenken über den Weg zur Veränderung und Erneuerung, damit Gemeinden auch für Außenstehende attraktiv sind.

Bewertung vom 20.07.2017
Alabaster
Aslan, Chris

Alabaster


ausgezeichnet

Schon das Cover ist ein Genuss, und ein Hinweis auf den kostbaren Inhalt. In diesem Buch erzählt Marjam aus ihrem schweren Leben. Sie lebt in einer Kultur, in der um jeden Preis Schande vermieden werden muss. Eine Frau ohne Ehre ist wie ein Schmetterling ohne Flügel, nur noch ein Wurm, so wird ihr gesagt. Sie selbst aber trägt ein schlimmes Geheimnis mit sich, dass niemand erfahren darf. Dabei hat sie schon so viel mitgemacht. Schon früh hat sie ihre Mutter verloren. Der Vater, der ihr besonders nahe stand, erkrankt an Lepra und wird aus dem Dorf verwiesen. Und nun ist sie gefangen in einer unglücklichen und ungewollten Ehe. Ihr Dasein ist davon bestimmt, dass sie ihrem Ehemann und seiner Familie dient. Sie besitzt etwas sehr Wertvolles, aber da dieser Schatz ihre Familie so viel gekostet hat, zögert sie es zu verkaufen.
Marjam trifft mutige Entscheidungen, und verbessert so ihre eigene Lebensumstände und die ihrer Schwester. Sie hört Gerüchte von einem besonderen Arzt und Lehrer, und schließlich bekommt sie die Gelegenheit ihn kennenzulernen. Diese Begegnung verändert alles.
Dieses Buch nimmt den Leser mit hinein in eine fremde Zeit und Kultur, die überzeugend aus der Sicht Marjams beschrieben wird. Als Leser fühle ich ihre Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, wenn beispielsweise der erkrankte Vater die Familie verlassen muss, oder der Ehemann mal wieder gewalttätig wird. Ich freue mich über ihren Mut schwierige Entscheidungen zu treffen, und staune mit ihr über diesen Mann, den Arzt und Lehrer, der Liebe und Annahme ausstrahlt und mühelos die verzweifelten Kranken des Dorfs von ihrem Leiden befreit und so ein neues Leben schenkt.
Fazit: Sehr gut und einfühlsam geschrieben, hilft mir dieses Buch vertraute biblische Geschichten mit neuen Augen zu sehen und die jüdische Welt und den Einfluss der Gesetze auf das tägliche Leben besser zu verstehen. Ich kann es nur wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 20.07.2017
Gegen alle Regeln
Levy, Ariel

Gegen alle Regeln


gut

In dieser autobiographischen Erzählung beschreibt Ariel Levy den größten Verlust ihres Lebens. Auf einer Reise, die sie als Journalistin wegen einer Reportage unternimmt, verliert sie in einem Hotelzimmer ihr ersehntes Baby. Vor dem Beschreiben von diesem Erlebnis, erzählt sie aus ihrem Leben. Es geht um ihre Kindheit, um ihre Beziehungen zu Männern und zu Frauen, um den Wunsch nach einem Baby, und um die Alkoholprobleme ihrer Partnerin.

Ich finde den Schreibstil flüssig und gelungen. Im ersten Teil des Buchs gibt es aber viele Sprünge in den Erzählungen, das ist beim Lesen manchmal etwas verwirrend. Der Schluss dagegen zieht sich lange hin. Es geschieht kaum noch etwas, es dominiert das Selbstmitleid der Autorin wegen dem Verlust ihres Babys. Ich kann mir vorstellen, dass das ein sehr schlimmes Erlebnis war, aber viele Menschen erleben Tragisches, und wachsen daran. Das sehe ich bei der Autorin nicht. Es kommt mir so vor, als würde sie in erster Linie danach fragen was ihr gut tut, und was sie haben möchte. Es ist wenig Fürsorge für andere zu erkennen.

Traurig finde ich, ehrlich gesagt, auch die Vorstellung, dass ein Kind mit zwei Müttern aufwachsen soll, und das "Mannsein" am Beispiel der "männlicheren" Mutter erlernen soll. Da halte ich mich lieber an das wunderschöne Modell der Ehe mit einem Mann und einer Frau.

Bewertung vom 20.07.2017
Yummy Books!
Nicoletti, Cara

Yummy Books!


sehr gut

Dieses Buch ist ein Genuss für Menschen, die sowohl das Kochen als auch Bücher lieben. So entstand auch die Idee zu diesem Buch. Cara Nicolettis Familie hat eine lange Tradition als Metzgern, und sie selbst war schon in mehreren Bereichen der Gastronomie tätig. In diesem Buch gibt sie dem Leser viele Rezepte, die zu ihren Lieblingsbüchern passen, und viele davon sind bekannte Klassiker.

Ob Pippi Langstrumpf, Les Miserables, Emma oder Große Erwartungen, Leute, die Bücher lieben werden sicher viele der Bücher wiedererkennen. Die Rezepte sind teilweise für deutsche Geschmäcker etwas ungewohnt, aber wer gerne etwas Neues ausprobiert, wird hier sicher fündig.

Einige Beispiele für Rezepte sind: Blini mit Kaviar, Cherry-Pie, Buttermilchpfannkuchen, Erbsensuppe mit Speck, Lammkeule mit Wildpilzen, Rosinenbrötchen und Schokoladen-Cupcakes. Suppe, Hauptgerichte und viele Süßspeisen, die Vielfalt unter den etwa 50 Rezepten ist groß.

Bewertung vom 20.07.2017
Der Brief
Hagebölling, Carolin

Der Brief


gut

Marie lebt mit ihrer Partnerin in Hamburg und arbeitet als Journalistin. Eines Tages bekommt sie einen Brief, der zwar an sie adressiert ist, aber von einem ganz anderen Leben ausgeht - mit einem anderen Partner und in einer anderen Stadt. Sie sucht die Verfasserin des Briefes auf, eine alte Schulfreundin, und erfährt dass auch sie Briefe bekommt, die ebenfalls von einem anderen Leben der beiden Frauen ausgeht. Das treibt beide Frauen in die Verzweiflung, und Marie versucht herauszufinden was nun Wirklichkeit ist und was es mit diesem anderen Lebensentwurf auf sich hat.

Das Buch ist gut geschrieben und die Idee ungewöhnlich, aber ich fand die beiden Parallelwelten mehr und mehr verwirrend. Es ist bis zum Schluss nicht wirklich klar was es damit auf sich hat, und was nun Wirklichkeit ist. So bleibt bei mir nach dem Lesen nicht wirklich ein gutes Gefühl wegen einer gelungenen und schlüssigen Geschichte, sondern eher Verwirrung.

Bewertung vom 13.07.2017
Fritzi Klitschmüller Bd.1
Sabbag, Britta

Fritzi Klitschmüller Bd.1


ausgezeichnet

Niemand nennt sie Frederike, und aus Prinzessinkleidern ist sie schon längst herausgewachsen. Fritzi Klitschmüller ist fast 9, und wünscht sich zum Geburtstag nichts sehnlicher als ein rotes Skateboard. Nur schwer kann sie ihre Enttäuschung über das liebevoll selbstgenähte Prinzessinkleid verbergen. Dazu zieht eine neue Familie in das Nachbarhaus, das der Vater eigentlich schon immer kaufen wollte. Und wenn das nicht schon genug wäre, fährt ihre Mutter ausgerechnet an ihrem Geburtstag zur Kur, und eine unbeliebte Tante und Kusine ziehen bei Fritzi ein.

Das unterhaltsame geschriebene Buch zeigt wie sich doch noch alles zum Guten wendet. Um das Prinzessinkleid kommt ein Piratenschwert, der neue Junge aus dem Nachbarhaus entpuppt sich als ein guter Spielkamerad, und gemeinsam erleben Fritzi und er einige geheime Abenteuer. Bei dem Versuch der beiden Kinder Geld für ein Skateboard zu verdienen, können sie vielen aus der Nachbarschaft aus der Not heraushelfen.

Dieses kindgerechte Buch über Freundschaft, Familie und Nachbarschaftshilfe wird sicher Jungen und Mädchen im Grundschulalter gut gefallen.