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Sikal
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 24.05.2020
Schenk. Das Buch
Horowitz, Michael;Schenk, Otto

Schenk. Das Buch


ausgezeichnet

Ein sympathischer Grantler wird 90

„Mein Talent gehört nicht mir, sondern denen, die es mögen.“

Und Talente hat er viele dieser Otto Schenk. Davon können wir uns seit Jahrzehnten überzeugen - und nun rückt sein 90. Geburtstag immer näher. Dieses Buch „Schenk das Buch“, das sein Freund Michael Horowitz initiiert hat, zeigt eine aussagekräftige Biografie über künstlerische Vielfältigkeit, zeigt den „Menschenfresser“, dem das Publikum wichtig ist, zeigt private Momente und Partner in allen Lebenslagen.

Freunde und Bewunderer gleichermaßen haben ihre Beiträge verfasst und zeigen von der Großartigkeit dieses Künstlers und lassen Erinnerungen wieder aufleben. Michael Niavarani, Erwin Steinhauer, Heinz Marecek – um hier nur einige zu nennen.

Wer den Humor des Otto Schenk kennt und schätzt, findet in dem Buch viele, viele Fotos und Anekdoten über die man schmunzeln kann. Aber ebenso kennt man seine tiefsinnigen Gespräche, sein oftmaliges Suchen nach Worten bei Interviews, das Überlegen einer Formulierung – mit Bedacht und Aussagekraft gewählt, erkannt man bei so mancher Wortspielerei erst spät die wirklich gemeinte Bedeutung.

Das Buch ist eine Hommage an einen Otto Schenk, wie ihn viele auf der Bühne oder im Fernsehen bereits gesehen haben. Ebenso gibt es den Privatmenschen, seine Liebe zu seiner Frau oder zum Haus am Irrsee. Viele Fotografien aus dem Familienalbum haben Einzug in das Buch gehalten und zeigen Persönliches.

Fotos von Freunden oder Wegbegleitern findet man ebenso, viele sind bereits verstorben und doch bleiben diese in Erinnerung. Bleibend durch Filme oder Theateraufführungen sind sie uns bekannt – und dem „Otti“ wichtig und unvergessen.

Es gab mal ein Buch von ihm - „Ich bleib noch ein bissl“. Das darf man dem Jubilar auch jetzt noch wünschen. Auf jeden Fall 5 Sterne und eine Leseempfehlung für diese Biografie.

Bewertung vom 23.05.2020
Schwarze Madonna (eBook, ePUB)
Rauch, Josef; Gwaltinger, Xaver Maria

Schwarze Madonna (eBook, ePUB)


sehr gut

Mysteriöser Fall

Ex-Pfarrer Emil Bär stößt im Allgäu auf einen äußerst mysteriösen Fall. Eine junge Frau wird tot aufgefunden, was die Gerüchteküche hochwallen lässt. Als auch noch die Leiche eines kleinen Kindes ohne Herz gefunden wird, ahnt man schon schreckliche Zusammenhänge. Nach einigen Recherchen stößt Bär auf eine exzessive Marienverehrung, die quasi unter dem Schutz der Polizei ihr Unwesen treibt. Als auch noch die beiden Töchter seiner Nachbarin dieser Sekte verfallen scheinen, gibt es für Bär kein Halten mehr. Wer steckt hinter dem Ganzen und was soll das Ziel dieser Aktionen sein?

Privatdetektiv Philipp Marlein ist in Franken mit ähnlichen Fällen beschäftigt und trifft auf Lena Wiga, die ebenfalls dem Marienkult verfallen scheint. Doch was hat die gestohlene „schwarze Madonna“ von Altötting mit dem Ganzen zu tun? Und welche Zusammenhänge gibt es mit den Fällen im Allgäu? Wer steckt hinter dieser ganzen Szenerie?

Das Autorenduo Xaver Maria Qualtinger und Josef Rauch haben hier einen spannenden Regionalkrimi geschrieben, der mit viel Lokalkolorit aufwartet. Die beiden Erzählstränge verbinden sich erst ziemlich spät und so wartet man mit Spannung auf das Aufeinandertreffen der beiden Ermittler.

Die beiden Autoren haben die Eigenheiten ihrer Heimatregion eingeflochten und lassen durch die Charaktere so manches durchklingen. Auch durch die unterschiedlichen Schreibstile wird die Verschiedenheit der Protagonisten noch einmal betont. Bär ist immer kurz angebunden und ein Bewunderer der weiblichen Reize, Marlein zeigt sich als ausschweifend schwafelnder Charmeur. Interessant ist die Kombination der beiden …

Viel erfährt man über die Marien-Präsenz in Bayern, das war mir bis jetzt nicht so bewusst. Man darf sogar einer sogenannten Marien-Tour beiwohnen, um Land und Leute genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die Dialoge der beiden Ermittler sind eine Wucht und haben mich ziemlich oft schmunzeln lassen. Auch so manch groteske Szenerie ist ein Brüller (beispielsweise die Altar-Hostien-Aktion finde ich seeehr gelungen). Obwohl mir Bär sympathisch ist, geht mir seine „Busen-Verehrung“ mit der Zeit ziemlich auf die Nerven. Hier hätte ich nicht laufend eine Auffrischung gebraucht.

Ansonsten ein überaus spannender, temporeicher Krimi, der mit einem bühnengerechten Showdown noch eins draufsetzt. 4 Sterne

Bewertung vom 19.05.2020
Genießen in Salzburg
Gnigler, Carolina

Genießen in Salzburg


ausgezeichnet

Viele Tipps, wie man Salzburg erleben kann

Wenn man die Mozartstadt Salzburg ein wenig kennt, weiß man wie sich die Stadt präsentiert: Mozartkugeln, Festspiele, Getreidegasse, Salzburger Nockerl. Doch Salzburg hat um einiges mehr zu bieten und dazu begeben wir uns mit Carolina Gnigler auf eine spannende Entdeckungsreise. Und ich muss gestehen – obwohl ich schon ziemlich oft in Salzburg war, durfte ich viel Neues entdecken.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert: Salzburg Stadt und Salzkammergut. Während man in Salzburg-Stadt bereits zum Frühstück die Qual der Wahl hat zwischen Marmeladesemmerl oder Avocado-Toast, kann man sich im Salzkammergut ganz gemütlich dem Fischgenuss widmen – nur an welchem See, das muss man noch selbst entscheiden.

Doch das Buch wäre kein Genussführer, hätte es nicht mehr zu bieten: Bistros, Streetfood, Panoramabars, traditionelle Märkte, Festspiel-Kulinarik, alteingesessene Wirtshäuser, Eissalons und einiges mehr. Ebenso findet man eine Tour durch Salzburgs Kaffeehausszene. Oder man entscheidet sich zu einer Tour de Bier – je nach Vorliebe ist für jeden etwas dabei.

Zu den jeweiligen Lokalen findet man die Adressen, Telefonnummern und Homepage sowie eine Kurzzusammenfassung der Besonderheiten.

Ein schöner Einblick in die Mozartstadt und in die Region Salzkammergut. Gerne vergebe ich genießerische 5 Sterne.

Bewertung vom 19.05.2020
Donaumelodien - Praterblut
Zach, Bastian

Donaumelodien - Praterblut


sehr gut

Historischer Wien-Krimi

Wien 1876: Als der Geisterfotograf Hieronymus Holstein neben einer zerstückelten Frauenleiche in einer zwielichtigen Spelunke aufwacht, traut er seinen Augen nicht. Im letzten Moment kann er seiner Verhaftung entgehen. Doch als dann noch zwei weitere Frauen tot aufgefunden werden, zieht sich die Schlinge um den Hals Holsteins immer enger. Denn nicht nur die Polizei ist hinter ihm her, sondern auch die beiden Praterrivalen Tschermak und Kupka, deren Töchter ebenfalls unter den Mordopfern sind.

Doch Hieronymus will selber die wahren Täter finden, wofür er genau sieben Tage Zeit bekommt. Gemeinsam mit dem „buckligen Franz“ macht er sich auf Mörderjagd was sich als schwieriger als anfangs gedacht erweist. Denn vorher muss er noch eine Frau finden, die auf jeden Fall seine Unschuld beweisen könnte.

Hieronymus und Franz müssen bei ihren Recherchen in unterschiedliche Rollen schlüpfen und zu so mancher Notlüge greifen, bevor sie den Täter dingfest machen können.

Der Autor Bastian Zach hat in diesem historischen Krimi ein Stück des 19. Jahrhunderts eingefangen. Er entführt uns in ein Wien, drei Jahre nach der Weltausstellung – die nicht diesen Erfolg brachte, den man sich erhoffte.

Der Schreibstil ist dieser Zeit und der jeweiligen Situation angepasst. Dem Autor ist dieser Wechsel der Sprache zwischen der Klientel in diversen Spelunken und der sogenannten höheren Gesellschaft gut gelungen. Welche Abgründe sich in jeder Gesellschaftsschicht auftun, kommt auch hervor.

Ein rundum gelungener Einblick in eine vergangene Zeit, der auf eine Fortsetzung hoffen lässt. 4 Sterne

Bewertung vom 18.05.2020
Shenzhen
Hirn, Wolfgang

Shenzhen


ausgezeichnet

Vom Fischerdorf zum Forschungslabor

Shenzhen wird mit allem in Verbindung gebracht, was mit „höher, schneller, reicher, teurer, intelligenter“ zu tun hat. Die Millionenstadt wird als das chinesische Silicon-Valley bezeichnet und gilt als „Spielwiese“ für Start-ups, Zukunftstechnologien, wie E-Mobilität oder künstliche Intelligenz.

Wer sich für wirtschaftliche Zusammenhänge, für modernes Denken und Visionäre interessiert, ist mit diesem Buch gut beraten. Shenzhen ist einfach anders – und das erkennt man bereits nach wenigen Seiten.

„Roboter, die in Restaurants bedienen, Drohnen, die Verkehrsrowdys verfolgen, Metrostationen, die man per Gesichtserkennung betreten kann. Mülleimer, die sich melden, wenn sie voll sind.“

Keine Utopie, sondern Realität sind diese Dinge in Shenzhen. Dass von den 20 Millionen dort lebenden Menschen (Durchschnittsalter gerade mal 30 Jahre) Unmengen von Daten gesammelt werden, versteht sich von selbst.

Während China hierzulande häufig als Nachahmer bezeichnet wird, gilt für Shenzhen eine Sondervereinbarung – die Stadt hat nicht nur einen besonderen Status in China, sondern weltweit und beherbergt sämtliche bekannte Konzerne, die ihrerseits wieder viel Geld in Forschung und Entwicklung stecken. Nur so können die Ziele der kreativen Denker umgesetzt werden. Und zielorientiert arbeiten alle in der Greater Bay Area. So wird – wie es in dem Buch so schön heißt – Deutschland (aber nicht nur Deutschland) der Schüler und China der Lehrmeister.

Das Buch ist in einzelne Kapitel gegliedert, die nicht chronologisch aufeinander aufbauen. So kann jeder Leser wählen, welches Thema ihn gerade am meisten anspricht. Man erfährt einiges über die Entwicklung der Stadt, über diverse Konzerne, über die Menschen, die dort leben.

Der Autor Wolfgang Hirn reist bereits seit Jahrzehnten regelmäßig nach China und konnte so auch die Entwicklung Shenzhens mitverfolgen. Er schafft es, seine Begeisterung auf den Leser zu übertragen und gibt einen umfassenden Einblick in diese bemerkenswerte Stadt. Interessant finde ich, dass Shenzhen – obwohl die Stadt so innovativ ist – weniger Wert auf eine „Schule für alle“ legt und die Eltern um die verfügbaren Schulplätze kämpfen.

Was man sehr schön herauslesen kann, ist, dass Shenzhen viele Ideen einfach ausprobiert ohne lange zu diskutieren und zu thematisieren. Es werden Ziele gesetzt und Strategien erarbeiten – diese landen nicht in der Schublade sondern werden umgesetzt.

Ein sehr aufschlussreiches, spannend zu lesendes Buch, das nachdenklich stimmt. Wie wird unsere Zukunft sein? Wird die Smart-City Shenzhen zum Modell für andere Städte? Wollen wir grenzenlose Digitalisierung und Automatisierung? Wo bleibt der Mensch?

Viele Fragen, die man sich dazu stellen kann, lassen das Buch auch zu einem Diskussionsthema werden. Auf jeden Fall gibt es von mir eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 17.05.2020
102 grüne Karten zur Rettung der Welt

102 grüne Karten zur Rettung der Welt


ausgezeichnet

Was alles müssen/können wir tun um unsere Welt zu retten?

Katapult steht mehr für ein Magazin als für Bücher, dennoch hat sich der Verlag Suhrkamp bereit erklärt, die von unterschiedlichen Autoren des Magazins zusammengetragene Grafiken in Buchform herauszugeben.

„Viele Köche verderben den Brei“ besagt ein altes Sprichwort – nicht so bei Katapult. Wenngleich mehr als 20 Macher hinter diesem Buch stecken, kann es unmöglich als verdorben betrachtet werden. Ganz im Gegenteil.

Eine Grafik, die fast jedem bekannt sein wird, ist jene, in der man sieht, wie stark der Energieverbrauch des Menschen steigt. Es handelt sich dabei um eine wirklich erschreckende Grafik wenn man bedenkt, dass wir unsere meiste Energie aus endlichen Quellen beziehen.

Aber nicht nur unser Energiehunger steigt ins Unermessliche, im gleichen Ausmaß steigen auch der Ausstoß von CO2 oder die Müllberge, die wir tagtäglich produzieren. Viele Grafiken zeigen uns dabei auf, welche verheerende Auswirkung der Mensch auf seine Umwelt hat.

Aber es geht auch anders!

Neben den dunklen Seiten unseres Tuns auf dieser Welt, zeigen die Autoren auch auf, was wir tun könnten um dem Ganzen entgegen zu wirken. Wie groß wäre etwa die Fläche, die man benötigen würde, um die gesamte Menschheit mit Sonnenstrom zu versorgen? Oder wie viel Quadratkilometer müssten im Ozean verbaut werden, um dasselbe mit Windkraft zu erreichen? Fragen, auf die mit einem Blick eine Antwort vor uns liegt.

Wenn es so einfach ist unsere Welt zu retten – warum tun wir es dann nicht einfach?
Und wer nicht weiß, wie er selbst dazu beitragen kann, bekommt mit diesem – übrigens umweltfreundlich gedruckten Buch – eine erste Handhabe gegen die Zerstörung dieser, unserer einzigen Welt. 5 Sterne

Bewertung vom 07.05.2020
Human Planet
Steinmetz, George;Revkin, Andrew

Human Planet


ausgezeichnet

„Macht euch die Erde Untertan“

Wenn man den Wissenschaftlern glauben darf, ist unser Planet derzeit in einer neuen Ära – im Anthropozän, in dem der Mensch die Erde formt und somit dieses Erscheinungsbild prägt.

Der Fotograf George Steinmetz zeigt mit außergewöhnlichen Luftaufnahmen wie großartig aber auch erschreckend wir unsere Erde „umgestalten“. Er fliegt zum Teil mit dem Gleitschirm, auf dem eine Kamera befestigt wird oder fotografiert mit Drohnen oder aus einem Hubschrauber. Begleitet werden die Bilder von den Texten Andrew Revkins, der es mit besonderen Worten schafft, Zusammenhänge einzufangen und einen Überblick zu geben – oft provozierend.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert:
Teil 1 – Unsere dynamische Erde
Teil 2 – Macht euch dich Erde Untertan
Teil 3 – Der Fußabdruck des Menschen

Man entdeckt Sanddünen, Vulkane, Bergketten, Flüsse, Meere und wird hier auf Umweltsünden aufmerksam, auch wenn die großartigen Bilder darüber hinwegtäuschen möchten. Beispielsweise findet man ein Bild mit Rauch, der in den Bäumen des Regenwaldes in Brasilien hängt. Man findet aber auch Tierfarmen oder Kohlekraftwerke – die Bilder sind trotzdem schön.

George Steinmetz zeigt auf die Wunden unseres Planeten, dokumentiert aber auch die Schönheiten. Im Laufe seiner Reisen hat er vor allem eines bemerkt: Die rasche Veränderung und die kaum mehr vorhandene unberührte Natur.

Seine Reisen führten ihn über alle Kontinente, in über 100 Länder. Mit guter Beobachtungsgabe zeigt er auf Reisfelder in China, auf Inkasiedlungen in Peru, entführt uns nach Bangladesch, nach Afrika, nach Dubai, aber auch nach New York City, nach Malé auf den Malediven oder Amsterdam oder lädt uns zum jährlichen Krebsessen in Jiangsu in China ein.

„Als ich mich als junger Mann nach Afrika aufmachte, wollte ich die Welt nur erforschen. Aber nachdem ich während meiner vierzigjährigen Reisetätigkeit die Veränderungen gesehen habe, die wir verursacht haben, fühle ich eine Verantwortung, dass meine Fotografien eine Botschaft überbringen. Ich habe erkannt, dass wir gegen die Grenze dessen stoßen, womit die Erde uns versorgen kann.“

Ich denke, es gelingt ihm hier auf eine außergewöhnliche Art und Weise, seine Botschaft zu vermitteln und empfehle das Buch gerne weiter. Jeder Fotograf wird sich über ein solch hochwertiges Geschenk freuen. 5 Sterne

Bewertung vom 05.05.2020
Kreizkruzefix
Pfundmeier, Monika

Kreizkruzefix


weniger gut

Tradition trifft auf Moderne

„Zum Glück bleibt mir noch der Berg und die Jagd. Und: der Tod, der bleibt mir auch. Aber der gehört ja zum Geschäft.“ (Theres Hack)

Kurz vor den Passionsspielen geschieht ein Doppelmord in Oberammergau. Theres Hack, die erst kürzlich die Metzgerei ihres Vaters übernommen hat und „auf modern“ umkrempelte, findet die beiden Leichen Sophie und Franz Thaller. Sogar der Hund der beiden wurde bestialisch hingerichtet. Dass Theres gut mit Messer und Jagdgewehr umgehen kann, ist für sie nun nicht förderlich, denn so gerät auch sie in die Gruppe der Verdächtigen. Doch die beiden Ermittler Anton Sollinger und Toni Baurieder verfolgen diese Spur nicht ganz so hartnäckig, immerhin ist ihnen die grantige, kantige Theres äußerst sympathisch. So sympathisch, dass sie auch ihre Ermittlungen mit ihr bei einer Flasche Wein besprechen … Dass sich Theres ständig einmischt und auf eigene Faust recherchiert, scheint die beiden nicht zu stören – zumindest weist sie niemand in ihre Schranken. Nicht sehr glaubwürdig.

Dann trifft man noch auf die Hamburger Influencerin Allessia und die Schauspielerin Marie, die ebenfalls was zu verbergen haben. Und was genau hat es mit dem Regisseur Chris auf sich, der nicht so recht hinter der Marketingagentur seiner Mutter steht sondern eher sein eigenes Ding macht.

Die Autorin Monika Pfundmeier hat hier versucht einen Krimi mit viel Lokalkolorit zu schreiben, der den Zwiespalt zwischen Tradition und Moderne hervorkehrt. Dafür hat sie eine äußerst eigenwillige Sprache gewählt, die meinen Lesefluss laufend stoppte. Damit konnte ich mich bis zum Schluss leider nicht anfreunden.

Auch unter den Charakteren konnte ich keinen Sympathieträger finden, weder die Kommissare, die unglaubwürdig und etwas naiv scheinen. Schon gar nicht Theres, die mit ihrer rüpelhaften Art so manchen vor den Kopf stößt und auch zum Leser Distanz hält. So konnte man ihre Beweggründe und Gedanken nicht wirklich nachvollziehen. Die Influencerin und die Schauspielerin waren beide zu abgehoben sodass ich auch mit ihnen nicht warm wurde.

Dass zwischen dem Versuch der Autorin die Tradition der Moderne gegenüberzustellen nur wenig Platz für den eigentlichen Krimi bleibt, versteht sich von selbst. Erst gegen Schluss kommt Spannung auf, aber das war für meine Begriffe zu spät. Von mir gibt es daher auch nur 2 Sterne.

Bewertung vom 05.05.2020
Auf nach Neuland
Rech-Heider, Monika

Auf nach Neuland


sehr gut

Europa ohne Grenzen erleben …

… das wurde zum Ziel dieser sehr persönlichen Reise der Familie Rech-Heider, die mit drei Kindern und Hund sowie einem alten VW-Bulli ein ganzes Jahr Abenteuer und Familienleben bringen sollte.

Dass die Familie ihr Leben in Köln „auf Pause“ stellte, hat sich über lange Zeit zusammengebraut. Irgendwann war wohl der Tag mit den 24 Stunden zu kurz, um noch Lebensqualität genießen zu können ohne ständig im Hamsterrad zu laufen. Als eine Idee in den Plan umgesetzt wird, ahnt die Familie nicht, welchen Herausforderungen sie sich zu stellen haben. Doch wie man sieht – man wächst an seinen Herausforderungen!

Das Buch erzählt bereits die Vorbereitungen, die Probleme mit der Schulpflicht der Kinder, durch wie viel Bürokratie man sich erstmal plagen muss, um seinen Traum zu verwirklichen. Doch als der Tag X nun kommt, stellen sich das Kribbeln und die Vorfreude auf das Ungewisse nur langsam ein. Und es wird auch schnell wieder gebremst – das gekaufte Wohnmobil ist so nicht fahrtauglich und müsste aufwändig in Stand gesetzt werden. Nach diesem ersten Tiefschlag entschließen sie sich mit dem alten VW-Bulli auf die große Reise zu gehen. Dass dieser erste Rückschlag nicht der einzige bleibt, musste die Familie im Laufe der Zeit feststellen.

Die Autorin Monika Rech-Heider erzählt hier sehr persönlich von diesem großen Abenteuer, das sich „Familie“ nennt. Abwechselnd erzählt sie vom Beginn und dem Ende der Reise, von Träumen, Hoffnungen, von Begegnungen mit besonderen Menschen, vom Kennenlernen, aber auch von Abschied, Enttäuschung, fehlgeschlagenen Erwartungen.

Monika Rech-Heider schreibt abwechslungsreich, humorvoll und sehr persönlich. So genießen wir einen ungeschminkten Blick auf die Veränderung, die die Familie erleben darf. Welche Intensität plötzlich die einzelnen Momente bekommen und wie langsam die Last des Alltags abgeworfen wird.

Ob man ein solches Unterfangen für sich selbst anstrebt, muss wohl jeder selbst entscheiden. Die Idee dahinter finde ich gut und bereichernd. Eine Reise, von der man sicherlich ein Leben lang zehrt und die vermutlich so manch andere Perspektive heraufbeschwört. 4 Sterne