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Benutzername: 
heinoko
Wohnort: 
Bad Krozingen

Bewertungen

Insgesamt 587 Bewertungen
Bewertung vom 06.06.2018
Dünenzauber (eBook, ePUB)
Kühne, Evelyn

Dünenzauber (eBook, ePUB)


sehr gut

Eingestellt war ich auf eine vorhersehbare und seichte Geschichte. Aber dann hat mich die Autorin doch überrascht, denn ich habe das Buch sehr gerne gelesen und kann es als angenehme Urlaubs- oder Sommerlektüre empfehlen, auch wenn die Handlung hauptsächlich usseliges Novemberwetter aufweist.
Die Verlagsankündigung verrät nur einen Teil der Geschichte: Klara fällt aus allen Wolken, als ihre Freundin Jessi ihr eröffnet, dass sie heiraten möchte und zwar schon in drei Wochen. Doch beste Freundinnen sind füreinander da, also packt Klara kurzerhand ihre Sachen und fährt zusammen mit Jessi nach Prerow an die Ostsee, wo die Hochzeit stattfinden soll. Die Hochzeitsplanung gestaltet sich jedoch mehr als schwierig, vor allem als Jessi Klara ein Geheimnis anvertraut, was deren Welt ins Wanken bringt. Und dann ist da auch noch ein mysteriöser Fremder, der Klara immer wieder über den Weg läuft und ihr Herz höherschlagen lässt. Wird die Hochzeit trotz aller Widrigkeiten stattfinden? Und wer ist der Mann, zu dem sich Klara auf unerklärliche Weise hingezogen fühlt?
Das Anliegen der Autorin ist, den Leser zu berühren und ihn aus dem Alltag zu entführen. Dies ist ihr mit dem vorliegenden Buch perfekt gelungen. Evelyn Kühne erzählt sehr lebendig und anschaulich, wie die zwei Freundinnen, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten, mit den reichlich auftretenden Problemen umgehen. Die Charaktere sind glaubhaft und nachvollziehbar ausgearbeitet, und an Spannung fehlt es auch nicht. Eine Prise Humor und die eindrücklichen Landschaftsschilderungen geben der Handlung das rechte Maß an „Würze“. Das Buch ist eine wunderbare Hommage an die Freundschaft und vor allen Dingen an den Ort Prerow an der Ostsee, letzteres so sehr, dass man gerne selbst die Gegend kennen lernen möchte – vielleicht nur nicht ausgerechnet im November…

Bewertung vom 31.05.2018
Annabells Tagebuch / Das Hotel der verzauberten Träume Bd.2
Mayer, Gina

Annabells Tagebuch / Das Hotel der verzauberten Träume Bd.2


ausgezeichnet

Zaubermittel gegen Lesemuffel

Ups - ein kleiner Tippfehler bei der Navi-Eingabe – und schon landet die Familie in einem uralten, winzigen Hotel an der Ostsee, 400 km entfernt vom eigentlich gebuchten Luxushotel an der Nordsee. Statt 3D-Kino und Feuerspucken, statt Tauchkurs, Riesenwasserrutsche und anderen angebotenen Freizeitunternehmungen nur die Bekanntschaft mit Dackel Dornröschen und Gans Agathe, und kein WLAN! Was für eine Enttäuschung für Joelle und ihren Bruder. Doch sehr schnell wandelt sich die Enttäuschung in ein spannendes Abenteuer. Denn die Hotelbesitzerin Fräulein Apfel ist irgendwie seltsam, als hüte sie ein Geheimnis. Das uralte Telefon an der Rezeption klingelt, obwohl es gar nicht angeschlossen ist. Und der ausgestopfte Seeadler, der normalerweise im Hoteleingang sitzt, fliegt um Mitternacht über den Strand. Die Kinder entdecken schließlich noch auf dem Dachboden einen Raum, in dem Hunderte von Traumfängern hängen…
Ein richtig schönes Kinderbuch ist der Autorin Gina Mayer hier gelungen. Eine zauberhafte Geschichte wird lebendig und humorvoll erzählt, mit sehr liebenswerten Protagonisten. Die märchenhaften Elemente vermischen sich im ausgewogenen Maß mit einer richtig spannenden, geheimnisvollen Abenteuergeschichte. Das Buch findet genau die richtige kindgerechte Mischung zwischen Realität und Fantasie und bringt durch die spannende Handlung auch ausgesprochene Lesemuffel ans Lesen. Unbedingt hervorheben möchte ich die liebevoll ausgearbeiteten Illustrationen von Gloria Jasionowski, die die erzählte Geschichte in perfekter Weise ergänzen. Und dass noch eine Bastelanleitung für Traumfänger im Buch zu finden ist, halte ich für eine prima Idee zur Vertiefung der Geschichte. Rundum also: absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 30.05.2018
Der einsame Bote / Kommissar Tommy Bergmann Bd.3
Sveen, Gard

Der einsame Bote / Kommissar Tommy Bergmann Bd.3


gut

Enttäuschend
Von Gard Sveen hatte ich bislang noch nichts gelesen. Insofern begann ich vorurteilsfrei mit diesem Band 3 rund um den Ermittler Tommy Bergmann. Jetzt, am Ende des Buches, weiß ich ganz sicher, dass ich nichts mehr über Tommy Bergmann lesen möchte.
So wird das Buch von Verlagsseite beworben: Kommissar Tommy Bergmann hat sich an einem hoffnungslosen, längst zu den Akten gelegten Fall festgebissen. Seine Kollegen wenden sich von ihm ab und wenn er seine Ermittlungen nicht einstellt, droht ihm die Suspendierung. „Der einsame Bote“ beginnt bedrückend. Bis Tommy Bergmann Hinweise auf eine alte Sekte findet, die junge Mädchen opfert, um das Seelenheil von Mördern zu retten. Ist das die Spur, die er seit Monaten sucht? Kann er die totgesagte 13-jährige Amanda befreien und den Mörder fassen – und weitere Morde verhindern?
Das Buch hat mich von Anfang bis Ende völlig kalt und unberührt gelassen. An keiner einzigen Stelle hat es mich eingefangen, ich las es wie eine Pflichtlektüre, distanziert, ohne innere Beteiligung. Ich fühlte mich nie hineingezogen in die Geschichte. Ich sah sozusagen von außen zu, wie Tommy Bergmann wie ein Hund die Witterung aufnimmt und sich von nichts und niemandem mehr aufhalten lässt. Oder wie sich Susanne, Kollegin von Tommy, aus Sorge um ihr eigenes Kind schließlich auch auf Spurensuche begibt. Was ist an diesem Buch, dass man es mehr oder weniger interessiert wie einen mäßig interessanten Zeitungsartikel durchliest, den man nach Lektüre gleich wieder vergisst? Da ist zum einen meiner Meinung nach der fehlende Spannungsbogen. Zuviel wird in dunklen Ecken, hier und dort und dann auch noch in Litauen, herumgestochert. In verwirrender Schreibweise werden dem Leser nicht zusammenpassende Mosaiksteinchen vorgehalten. Aber Verwirrung zu schaffen, ohne den erkennbar roten Faden durchscheinen zu lassen, bringt keine Spannung, sondern Leserdistanz. Und wenn dann noch der Hauptakteur im Buch jemand ist, dem man sich weder mit Sympathie noch mit Mitleid, schon gar nicht mit Verständnis, lesend nähern möchte, ist die Leserdistanzierung perfekt. Nichts für mich, schade.

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Bewertung vom 27.05.2018
Bülent Rambichler und die fliegende Sau / Bülent Rambichler Bd.1
Bogner, Anja

Bülent Rambichler und die fliegende Sau / Bülent Rambichler Bd.1


ausgezeichnet

Ein türkisch-fränkischer Humor-Döner

Bülent Rambichler pflegt sich gerne und ausgiebig in seinem Wohnungs-Hamam, ist Hauptkommissar im Nürnberger Morddezernat und sträubt sich seit Jahren erfolgreich gegen jeglichen Außendienst. Als jedoch in seinem Heimatstädtchen Strunzheim die „Gelbwurst-Pflunzn“, die Fleischereifachverkäuferin Kerstin, gewaltsam zu Tode kommt, muss er doch seinen geliebten Schreibtisch verlassen und zusammen mit seiner yogabiegsamen veganen Assistentin Astrid Weber tief eintauchen in den fränkische Provinzmief.
Zwei Anmerkungen vorneweg: Im Buch ist „Allmächd“ mit t am Ende geschrieben, also Allmächt. Das könnte ein Franke gar nicht aussprechen, geschweige denn schreiben! Und da sich die Franken nicht als Bayern sehen, ist ein Wolpertinger als Titelbild nicht ganz so glücklich…
Anja Bogner hat meiner Meinung nach den perfekten Provinzkrimi geschrieben. Perfekt, weil die Geschichte als solche gute Krimiqualität hat und die Aufklärung durchaus überrascht. Perfekt, weil die fränkische Grobheit in der Sprache und im Humor, die fränkische Sturschädeligkeit wunderbar in Szene gesetzt wird. Und perfekt, weil die Protagonisten in ihrer überzeichneten Darstellung, wie in einer Karikatur, Prototypen von Menschen sind, die man nicht nur in Franken findet: türkisch-stolze Eltern, träge Beamte, extrem neugierige Kleinstadtbewohner usw.
Schon viele Jahre lebe ich weit weg von meiner Heimatstadt Nürnberg, aber Anja Bogner hat es geschafft, mich mit ihrem Krimi nach nur wenigen Seiten mitten hinein in mein fränkisches Herz zu treffen. Da finde ich fränkische Mundartwörter, die fest zu meiner Kindheit gehörten und die ich schon vergessen hatte, wie z. B. der Hetscher (Schluckauf). Wenn Begriffe auftauchen, die zu tief in die fränkische Fremdsprache reichen, als dass ein Nicht-Franke sie verstehen könnte, gibt es entsprechende Übersetzungen als Anmerkungen, zusätzlich noch im Anhang ein Glossar „Fränkisch für den Hausgebrauch“. Anja Bogner trifft perfekt den derben Humor, hinter dem der Franke gerne sein großes Herz versteckt. Außerdem spielt die Autorin gekonnt mit Situationskomik, Krimispannung und Lokalkolorit, und der Leser merkt, dass sie selbst großen Spaß hat an diesem Spiel. Selten habe ich bei Lektüre eines Buches so oft so schallend gelacht wie bei diesem hier.
Das Buch ist wie ein türkisch-fränkischer Döner, saugut!

Bewertung vom 15.05.2018
Nürnberg - Fürth, Erlangen MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag
Nestmeyer, Ralf

Nürnberg - Fürth, Erlangen MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag


ausgezeichnet

Allmächd, is der goud!

Da liegt sie vor mir, die aktualisierte 11. Neuauflage des Städteführers Nürnberg, Fürth, Erlangen. Die farblich bunte Gestaltung des Covers und besonders die Regenbogenfarben des Buchrückens fallen im Buchhandlungsregal auf. Das Titelbild ist ziemlich abgedroschen, hat aber genau deswegen den Effekt, dass man den Reiseführer, noch ohne den Titel gelesen zu haben, bereits mit Nürnberg assoziiert.
Vorweg: Der Reiseführer ist nicht geeignet für Städte-Schnellkonsumenten, für Fast-Sightseeing, für oberflächliches Sehenswürdigkeiten-Sammeln. Zwar gibt es auch eine Übersicht der Sightseeing-Klassiker im Buch, aber wem das genügt, der ist mit einem leichtgewichtigen Faltblatt, das man gratis bei der Touristen-Info bekommt, ausreichend gut bedient. Der vorliegende Reiseführer fordert Zeit! So wie die Stadt, will man sie wirklich entdecken, Zeit fordert. Nürnberg ist so unendlich viel mehr als Burg und Schöner Brunnen. Die Einteilung des Reiseführers, der uns auf 10 verschiedenen Touren durch die Stadt begleitet, begeistert mich. Denn bei diesen Touren, jeweils versehen mit einer Übersichtkarte, werden die Augen auf vielfältige Details gelenkt, auf Historisches ebenso wie auf Modernes, auf Typisches für diesen Stadtteil, auf Wissenswertes, Kulturelles, auf Öffnungszeiten und Eintrittspreise, dazu jeweils ergänzt durch eine Fülle von Hinweisen, wo man in diesem Stadtteil Hunger und Durst stillen kann.
Auch Fürth und Erlangen werden ausführlich beschrieben. Und es finden sich all die nützlichen Hinweise, die einem Touristen das Zurechtfinden in einer fremden Stadt erleichtern, ergänzt durch ein umfangreiches Register, das Straßennamen, Bauwerke, aber auch Stichworte wie Lebkuchen und Schäufele enthält.
Tagelang habe ich in diesem Reiseführer vor- und zurückgeblättert, habe mich festgelesen und bin, indem ich durch das Buch wanderte, ebenso durch meine ersten 40 Lebensjahre in Nürnberg gewandert, wiedererkennend, erinnernd und verblüfft von all dem Neuen, das zwischenzeitlich in Nürnberg entstanden ist.
Ralf Nestmeyer ist, wie ich meine, der perfekte Reiseführer gelungen: Sachlich-klar geschrieben, strukturiert, Geschichte und Gegenwart gleichermaßen würdigend, mitunter auch einmal eine leise Kritik unterbringend, immer aber spürbar seine Zuneigung zu dieser wunderbaren Stadt ausdrückend. Was sich auch in Einschüben wie zum Beispiel diesem hier zeigt, mitten unter „Kultur- und Nachtleben“ zu finden:
„Allmächd!“: „Das Staunen der Welt, die irdischen Schrecken der Existenz und das Bedauern der Vergänglichkeit in ein Wort gepackt, dessen einzigartige Konnation durch eine weit durch die Zahlreihen hervorgestreckte Zunge und einen nach unten geschobenen Unterkiefer hervorgerufen wird“.

Bewertung vom 10.05.2018
Kluftinger / Kommissar Kluftinger Bd.10
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Kluftinger / Kommissar Kluftinger Bd.10


ausgezeichnet

Wie er wurde was er ist

Ein sehr geschickter Coup ist den Autoren da gelungen!
In seinem Jubiläumsfall wird Kluftinger subtil bedroht und er ahnt, dass diese Bedrohung etwas mit seiner Vergangenheit zu tun hat. Bruchstückweise kommt in Rückblenden die Erinnerung an ein Ereignis zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn zurück. Gleichzeitig wächst in der Gegenwart die Bedrohung, wird zur realen Gefahr, denn es wird immer deutlicher, dass es jemand auf Klufti persönlich abgesehen hat. Aber Kluftinger wäre nicht Kluftinger, wenn er nicht gleichermaßen mit dem Alltag zu kämpfen hätte. Denn wie transportiert man eine große Trommel in einem rosa Smart? Oder wie wird man fertig mit der Tatsache, dass der eigene Kosename Butzele plötzlich dem Enkelkind gehört?
Kluftinger in seiner gewohnt knorzigen Art und seine nicht minder eigenwilligen Kollegen erfreuen wie eh und je mit ihrem deftigen Umgangston. Die lockere Erzählweise, das perfekt getroffene Lokalkolorit und die Wichtigkeit von regelmäßiger Nahrungsaufnahme ist man bei dem Autorenteam schon gewohnt. Man schmunzelt sich sozusagen durch die Seiten und löst mit Kluftinger zusammen ganz locker nebenbei den aktuellen Fall. Aber dieses Mal gibt es noch eine weitere Dimension im Buch. Wir lernen Kluftinger näher kennen, wir erfahren, wie er zu dem wurde, was er ist. Die zahlreichen Rückblenden, verständnisfreudig in einer anderen Schrift gedruckt, erzählen uns viel Intimes über Kluftinger. Es wird berichtet über seine Jugend, über seine Berufskarriere, wie er seine spätere Frau Erika kennenlernt und erzählt auch von einem dunklen Geheimnis, das nun bis in die Gegenwart hinein seinen Schatten wirft. Durch diesen genialen schriftstellerischen Clou ist Kluftinger nicht länger nur eine durchaus gelungen gestaltete Kunstfigur, Mittelpunkt vieler komischer Szenen, sondern er wird vollständiger, echter, mehr Mensch, möchte man fast sagen. Und vor allen Dingen noch liebenswerter.

Bewertung vom 04.05.2018
Tödliche Provence / Hannah Richter Bd.2
Åslund, Sandra

Tödliche Provence / Hannah Richter Bd.2


sehr gut

Atmosphärisch schöner, gemütlicher Krimi

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Band rund um die Ermittlerin Hannah Richter. Da es nur wenige „Rückblicke“ gibt, lässt sich der Folgeband gut lesen, auch wenn man den ersten Band nicht kennen sollte.

Hannah Richter gönnt sich 4 Wochen Urlaub und fährt in die Provence, um im Häuschen ihrer Freundin Penelope entspannte Ferienwochen zu verbringen. Doch daraus wird nichts. Penelopes Nachbar, ein feiner älterer Herr, wird tot aufgefunden, sein Arbeitszimmer ist durchwühlt worden. Emma, eine ehemalige Kollegin von Hannah, bittet diese um Mithilfe. Und so wird offenkundig, dass der Tote vor seinem Tod noch Andeutungen gemacht hatte über ein dunkles Geheimnis aus seiner Vergangenheit…

Ich habe dieses Buch gern gelesen. Nicht weil es spannend wäre. Die Handlung plätschert relativ gemütlich dahin, die Erzählweise ist gemächlich. Allenfalls im letzten Drittel zieht das Tempo ein wenig an, aber eben auch nur ein wenig. Ich habe das Buch gern gelesen aus zwei Gründen: Zum einen ist mir die Kommissarin Hannah sehr sympathisch. Ihre gewisse Zögerlichkeit, insbesondere was Beziehungen betrifft, kann ich gut nachempfinden, und ich finde es sehr angenehm, dass sie seelisch relativ stabil ist, nicht mit alten Traumata zu kämpfen hat, wie es derzeit in den Krimis Mode zu sein scheint. Der zweite Grund war für mich, dass die Autorin ganz wunderbar die Landschaft der Provence und die Mentalität der dort lebenden Menschen zu schildern versteht, und dass nicht zuletzt das leckere regionale Essen und Trinken in schwelgerischer Weise viel Platz im Buch einnimmt. Ein umfangreiches Glossar der vielen französischen Begriffe und Redewendungen, ein angefügter Stammbaum der verzweigten Familie des Toten, eine Übersicht der im Buch erwähnten Musikstücke und ein Rezept für Badekugeln runden das Buch in perfekter Weise ab.
Fazit: Ein sanfter, atmosphärisch schöner, unaufgeregter Krimi mit Urlaubsfeeling.

Bewertung vom 23.04.2018
#EGOLAND
Nast, Michael

#EGOLAND


weniger gut

… keine Zwiebelschale wert

Im Grunde sagt der Titel alles: Egoland – Egoismus – Egomanie. Der Autor kreist um sich selbst, um seine oberflächliche Welt, und verkauft das Ganze als Gesellschaftskritik. Kann man mit 30 vielleicht so machen und sich dabei genial gut fühlen. Aber ich als Leser muss das nicht haben.
Ich brauche keine Schilderung blutleerer Protagonisten, die ihre Lebenszeit – und über sie lesend damit meine Lebenszeit - verplempern. Mich interessiert dieses oberflächliche Hin und Her, dieses narzisstische Selbstbespiegeln in seelenloser Leb- und Lieblosigkeit nicht. Mich stößt das abfällige Betrachten anderer ab. Ich kann mit den Filmzitaten nichts anfangen, denn ohne die Filme zu kennen, verfehlen die Zitate völlig ihre Wirkung. Die häufigen Perspektivewechsel sind behindernd im Lesefluss, sinnlos verwirrend. All die Verallgemeinerungen, Plattitüden, all diese unbedeutenden, detailverliebten Nichtigkeiten, all dieses endlose Herumschwadronieren um nichts, all diese austauschbaren Beziehungen, wobei deren höchste Form der Kontaktfähigkeit in dem gemeinsamen Vernichten von reichlich Alkohol besteht – die Summe all dessen hat bei mir nach anfänglichem guten Willen nur noch zu müdem Gähnen geführt.
Geradezu folgerichtig und passend zum belanglosen Inhalt erscheint mir die Gleichgültigkeit, ja geradezu Schlampigkeit von Autor, Verlag und Lektor gegenüber der Fülle an Grammatik- und Setzfehlern.
Wie sagt Rafik Schami so schön: „Dein … gesellschaftliches Engagement ist nicht einmal eine Zwiebelschale wert, wenn du langweilst.“

Bewertung vom 16.04.2018
Höllenjazz in New Orleans / City-Blues-Quartett Bd.1
Celestin, Ray

Höllenjazz in New Orleans / City-Blues-Quartett Bd.1


ausgezeichnet

Heiß, explosiv, berauschend
Ich gebe zu, das Cover hätte mich nicht dazu animiert, das Buch in die Hand zu nehmen. Doch nach wenigen gelesenen Sätzen taucht man bereits tief ein in die Welt von New Orleans um 1920, in die Welt des Jazz, der Prohibition, des Gangstertums, eine Welt, in der Misstrauen herrscht, in der eine explosive Mischung an Einwanderern und die nicht minder explosive rassistische Gesinnung der Einwohner als ständige Gefahrenquelle lauert. Die Mafia und Louis Armstrong, Tarotkarten und der quasi unsichtbare Mörder – 500 Seiten, die man wie im Rausch liest…
Das Buch erzählt die (wahre) Geschichte des Serienkillers Axeman, der New Orleans in Angst und Schrecken versetzt. Und es erzählt von drei höchst unterschiedlichen Ermittlern, die Jagd auf den Killer machen. Der mysteriöse Mörder tötet mit der Axt und hinterlässt, sozusagen als Markenzeichen, bei seinen Opfern jeweils eine Tarotkarte. Immer schneller und schneller schlägt er zu… Die gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion macht das Buch besonders intensiv und überaus spannend. Das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches ist, zumindest anfänglich, sehr hilfreich. Der Autor schafft es, so atmosphärisch dicht zu schildern, so dass man als Leser das Gefühl hat, man sei selbst mitten in die rauschhafte Zeit gefallen und erlebe den Schmelztiegel an Korruption, Voodoo, Rassismus und Angst hautnah mit.
Ein berauschendes Lesevergnügen, und das über 500 Seiten!

Bewertung vom 15.04.2018
Eine Liebe in Apulien
Grementieri, Sabrina

Eine Liebe in Apulien


ausgezeichnet

Schön, einfach nur schön
In letzter Zeit hatten sich mehrere Bücher aus dem Mira-Verlag auf den Weg zu mir gemacht, und alle waren, wie auch das vorliegende Buch, so leicht lesbar, dass man wunderbar in die Geschichten eintauchen konnte. Romane wie dieser hier passen zu warmen Sommerabenden, an denen man sich nicht mit belastenden, schwierigen Texten herumschlagen möchte, sondern sich zurücklehnen und einfach nur unterhalten lassen möchte.
Viola, arbeitslose Innenarchitektin, frisch getrennt von ihrem untreuen Freund, muss nun auch noch den Tod ihrer geliebten Großmutter verkraften. Da erfährt sie, dass ihre weitsichtige Großmutter ihr das wunderschöne, aber sehr heruntergekommene Anwesen in Apulien vererbt hat, verbunden allerdings mit einigen Auflagen. Viola hat Ideen, packt die Aufgabe tatkräftig an, bekommt Hilfe von Aris, einem gut aussehenden, aber sehr verschlossenen Handwerker - aber dann geschehen unerklärliche Anschläge und Unglücksfälle, und Viola bekommt zu spüren, dass sie nicht bei allen in der Gegend willkommen ist.
Natürlich ist die Geschichte vorhersehbar, natürlich werden reichlich Klischees bedient, aber dennoch hat das Buch im Gesamten eine so positive Ausstrahlung, dass man es nicht zur Seite legen möchte. Man spürt die Wärme des Südens, man riecht die Meerluft, man wird geradezu überschwemmt von den Farben der reich blühenden Pflanzenwelt.. Es gelingt der Autorin durch ihre intensiven Landschaftsschilderungen, im Leser ein Gefühl des Urlaubs, leicht und frei, zu wecken. Aber auch die Charaktere werden so dargestellt, dass man sich ihnen nahe fühlt, dass man gespannt teilhat an dem, was sie denken, fühlen und tun, was ihnen geschieht. Insgesamt ist das Buch ein wohltuendes Leseerlebnis, wunderbar geschrieben und die Leserseele wärmend.