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Lesendes Federvieh
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München
Über mich: 
Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 539 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2018
Zu Hause wartet das Glück
Ledig, Agnès

Zu Hause wartet das Glück


sehr gut

Die alleinstehende Valentine erschrickt total, als in einer Gewitternacht ein völlig durchnässter Mann mit seiner kleinen Tochter an ihre Haustüre klopft. Seine Tochter, Anna-Nina, hat hohes Fieber und benötigt einen Arzt. Der Wohnwagen, mit dem sie unterwegs sind, wurde durch das Gewitter stark beschädigt und muss repariert werden, ehe die beiden ihren Weg fortsetzen können. So kommt es, dass aus der Kurzübernachtung ein längerer Aufenthalt wird, den besonders Valentine und Anna-Nina genießen. Doch Éric ist an sein freies Leben gewöhnt und möchte weiterziehen...

Agnès Ledig hat einen ganz wunderbaren Schreibstil, der ihre Bücher kennzeichnet. Auch dieses Mal ist es ihr wieder gelungen, die Seiten mit Wärme und Zuversicht zu füllen, obwohl es gerade die Rückblicke ins Jahr 1944 in sich hatten. Diese Geschichte, die aus drei abwechselnden Perspektiven erzählt wird, nimmt den Leser mit zu Valentine, Eric und Suzanne. Wobei ich die Verhaftung Suzannes durch die Gestapo und die anschließende Flucht zunächst fast schon als eigenständige Geschichte gelesen habe. Erst zum Ende des Buches konnte ich die Verbindung in die Jetztzeit zu Valentine und Eric herstellen. Das war von der Autorin wahrscheinlich auch so beabsichtigt. Finde ich grundsätzlich nicht schlecht.

Nun zu den ausgesprochen gut und realitätsnah ausgearbeitete Charakteren. Jeder einzelne ist auf seine Art und Weise einzigartig gezeichnet. Man sieht, wie viel Mühe und Herzblut Agnès Ledig in die Schaffung ihrer Protagonisten gelegt hat, von denen jeder auch die Schattenseiten des Lebens kennt. Mein ganz besonderer Liebling ist hier Erics Tochter Anna-Nina. Ihre Gedankengänge zum Leben und dem Miteinander sind so herrlich ehrlich und natürlich, ohne die Kompliziertheit, die Erwachsene ja meistens an den Tag legen.
Durch den angenehmen, lockeren Schreibstil verflogen die Seite geradezu. Auch das Ende passt gut und rundet die Handlung harmonisch und realistisch ab.

Fazit: Emotional, unterhaltsam, schön zu lesen. Für Agnès Ledig Fans ein Muss.

Bewertung vom 15.04.2018
Drei aus dem Ruder
Lies, Annette

Drei aus dem Ruder


sehr gut

In der psychosomatischen Klinik Seeblick am Chiemsee treffen die drei erstmals aufeinander: Henriette, Coco und Mieke. Jede von ihnen hat ihr Päckchen zu tragen. Henriette leidet darunter, dass ihre Kinder das mütterliche Nest verlassen, Mieke hat ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann und Coco steht vor den Scherben ihres erfolgreichen Lebens. In der Therapie müssen die Damen mit unbequemen Fragen umgehen, doch schon bald werden die drei Freundinnen. Vielleicht ist das sogar die bessere Therapie...

"Drei aus dem Ruder" ist eine richtig schöne Geschichte bei der man den Alltag hinter sich lassen kann. Annette Lies verpackt das ja eher ernste Thema eines Aufenthaltes in einer psychosomatischen Klinik auf absolut unterhaltsame Weise. Mit Humor und wunderbaren Protagonistinnen schreibt sie über Dinge, die uns alle angehen und über Freundschaft, die so manches bewirken kann.

Schön zu sehen, wie die drei aus ihren langjährig gestrickten Mustern ausbrechen und sich weiterentwickeln und sich aus ihrem Trott befreien und neue Wege gehen.
Durch den angenehmen, spritzigen und fluffigen Schreibstil der Autorin konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, so habe ich mit Henriette, Mieke und Coco mitgefiebert.

Wobei ich schon bei den hinreißenden Charakteren bin, die mit viel Herzblut geschaffen sind und somit die drei Damen mit ihren jeweiligen Macken für mich absolut liebenswert machen. Dabei ist mein persönlicher Liebling ja Coco, die so herrlich ehrlich ihre Meinung kundtut, teilweise dabei auch übers Ziel hinausschießt, aber trotzdem das Herz am rechten Fleck hat.
Ich habe diesen kurzweiligen, witzigen und doch gehaltvollen Roman sehr gerne gelesen und kann ihn absolut weiterempfehlen.

Fazit: unterhaltsam, humorvoll, einfach gut

Bewertung vom 15.04.2018
Das Sommerhaus des Glücks
Wiggs, Susan;Macomber, Debbie;Barnett, Jill

Das Sommerhaus des Glücks


sehr gut

Spruce Island: Strand, Wellen, Sonne, eine unbeschreiblich schöne Natur und mittendrin das wunderschöne viktorianische Sommerhaus "Rainshadow Lodge".
Hier verbringen drei Frauen, je einen Monat, der ihr Leben für immer verändern wird.
Catherine trifft auf ihre Jugendliebe Michael. Beth und ihrem Sohn bleibt nichts anderes übrig, als das Haus mit einem Fremden und dessen Tochter zu teilen. Schließlich trifft Rosie auf den gut aussehenden Workaholic Mitch, mit dem sie bei einem wichtigen Projekt zusammenarbeiten soll.

Dieses Buch bietet drei erfrischend unterhaltsame Kurzgeschichten um das Thema Liebe, wobei jede für sich ihren eigenen Anreiz bietet. Mir haben sie alle gefallen, weil die Geschichten unterschiedlich und kurzweilig waren und jede Autorin ihre ganz persönliche Note eingebracht hat.

Durch die detaillierten Landschaftsbeschreibungen, die bei mir sofort Urlaubsfeeling aufkommen ließen, war ich von Anfang an bei Catherine, Beth und Rosie mit dabei. Sehr schön finde ich, dass dieses herrliche Sommerhaus dabei im Mittelpunkt steht. Nach der ersten Kurzgeschichte war ich richtig neugierig, wer als nächstes in die paradiesische Rainshadow Lodge einziehen wird.

Durch die liebevoll ausgearbeiteten Charaktere und den flotten, lockeren Schreibstil flogen die Seiten nur so dahin. Dieses Buch ist genau die richtige Lektüre für den Urlaub oder den heimischen Badesee.

Fazit: Lockere, leichte Geschichten zum Träumen für zwischendurch.

Bewertung vom 02.04.2018
Cold Princess / Die Patin Bd.1
Sangue, Vanessa

Cold Princess / Die Patin Bd.1


sehr gut

Saphira De Angelis ist die Erbin einer der mächtigsten Mafiafamilien, nachdem sie als einzige den Autounfall überlebte, bei dem ihre Eltern und ihr jüngerer Bruder ums Leben kamen. Seit diesem schrecklichen Tag hat sie sich geschworen keine Gefühle mehr zuzulassen, was ihre Feinde mehr als deutlich zu spüren bekommen. Saphira ist eine unnachgiebige, starke Regentin, die sich auch nicht davor scheut selbst den Abzug zu drücken, wenn mal wieder jemand aus der verfeindeten Familie der Vargas unerlaubt in ihr Herrschaftsgebiet eindringt. Was sie allerdings nicht ahnt ist, dass das neueste Mitglied ihrer Leibwache Madox Caruso, für den sie tiefere Gefühle hegt als es ihr lieb ist, ein von den Vargas eingeschleuster Spion ist, mit dem Ziel sie umzubringen.

"Cold Princess" ist mir aufgrund des wunderschönen Covers aufgefallen, das eine unglaubliche Eleganz ausstrahlt und den Leser dazu einlädt in die Düsternis aus Mafiaintrigen und Leidenschaft einzutauchen, was ich auch prompt getan habe. Durch das Vorwort der Autorin, in welchem sie ausdrücklich vor Sexszenen warnt, die die Grenze zwischen Leidenschaft und Brutalität manchmal überschreiten, war ich zugegebenermaßen etwas abgeschreckt, was mich aber glücklicherweise nicht davon abgehalten hat, das Buch innerhalb eines Tages zu verschlingen. Dass Saphira De Angelis eine skrupellose Anführerin eines Mafiaclans ist, erlebt man bereits auf den ersten Seiten hautnah mit, als sie einen Gebietseindringling ohne mit der Wimper zu zucken erschießt. Wer bis dahin noch der Illusion erlag, es handele sich hierbei lediglich um eine Liebesgeschichte mit etwas mehr erotischem Prickeln obendrauf, wird somit prompt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Genau das hat mir an diesem Buch so gut gefallen, denn es macht die Figur des gnadenlosen weiblichen Mafiabosses authentisch, eine nachgiebige, wankelmütige Protagonistin wäre da ziemlich unrealistisch. Obwohl sie mehr als einmal brutale Entscheidungen treffen muss, finde ich Saphira dennoch sehr bewundernswert, denn sie schafft es sich in einer absoluten Männerdomäne durchzusetzen und dabei nicht an dem Schmerz ob des Todes ihrer Familie zugrunde zu gehen. Nach außen hin ist Saphira De Angelis eine eiskalte Prinzessin, doch auch sie sehnt sich danach, den Druck der Verantwortung von ihren Schultern nehmen und jemand anderen die Entscheidungen treffen zu lassen, wo ihr neuer Leibwächter Madox ins Spiel kommt. Die prickelnde Anziehung zwischen den beiden ist nicht zu übersehen, wie auch die nachfolgenden Ereignisse nicht ganz unvorhersehbar sind, zumal die Autorin dies in ihrem Vorwort bereits angekündigt hat. Ziemlich passend finde ich auch den klaren, beinahe nüchternen Schreibstil, der den etwas schlimmeren Szenen dadurch an Dramatik verleiht und es gleichzeitig auch nicht tut. Als Leser springt man stets zwischen der Erzählperspektive von Saphira und Maxon hin und her, was der Geschichte an Komplexität und Tiefe zugleich verleiht, da man dadurch sogar in die bodenlosen Abgründe der Gedanken beider blicken kann. Manchmal kam es mir allerdings so vor, als würde sich der Fokus der Geschichte ein wenig verlagern, indem ganze Wochen ausgelassen wurden, wodurch es den Eindruck erweckte, man würde in die Rolle des stillen, unbeteiligten und distanzierten Beobachters gedrängt werden. In "Cold Princess" sind Elemente aus dem Mafiamilieu geschickt mit Szenen voller dunkler Leidenschaft vermengt worden und besticht obendrein noch mit einer außergewöhnlich starken Protagonistin, die in einer Welt, die von Männern beherrscht wird, das Sagen hat. Ich bin schon gespannt, wie es mit Madox und Saphira in "Fire Queen" weitergeht! Besonders Leser des Dark Romance Genres werden hierbei auf ihre Kosten kommen.

Bewertung vom 01.04.2018
Die Gentlemen vom Sebastian Club
Oliver, Sophie

Die Gentlemen vom Sebastian Club


ausgezeichnet

London 1895: Eine Mordserie, quer durch alle Gesellschaftsschichten, erschüttert die Bewohner der Stadt. Da Scotland Yard keine Erfolge vorzuweisen hat, ist das genau der richtige Fall für die privaten Ermittler des Sebastian Club, eines vornehmen Londoner Herrenclubs. Alsbald entdecken sie ein Schema hinter den Gräueltaten. Unverzüglich begeben sich die Herren auf Verbrecherjagd...

Dieser Krimi hat mich von Beginn an begeistert. Sophie Oliver bietet dem Leser nicht nur einen ausgezeichneten Kriminalfall, sondern auch einen gut recherchierten, interessanten Einblick ins viktorianische London. Sie beschreibt die dortigen Lebensumstände zwischen den einzelnen Gesellschaftsschichten so präzise, dass man in dieser Zeit einfach dabei ist. Ich konnte mir so die Enge, den Dreck und den Gestank bei den Ermittlungen in den Armenvierteln richtig vorstellen.

"Die Gentlemen vom Sebastian Club" passen als Spürnasen wunderbar zusammen. Jeder ist auf seine Art und Weise schräg, dennoch absolut sympathisch. Besonders gut finde ich dabei die Rolle Freddies, denn durch ihren geheimen Rollenwechsel als ermittelnder Gentleman kann man sehr gut sehen, wie wenig Bewegungsfreiheit Damen der Gesellschaft eigentlich hatten. Zudem fand ich es amüsant, welche Mühen sie auf sich nahm, um dieses Geheimnis zu wahren. Aber auch alle anderen Charaktere sind detailliert skizziert und mit viel Herzblut perfekt geschaffen.

Die Handlung an sich ist gut durchdacht, schlüssig und spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Durch unvorhersehbaren Wendungen wird der angenehme Nervenkitzel stets beibehalten und das Rätselraten um den Täter findet wirklich erst ganz zum Schluss seine Auflösung. Der angenehme, lockere Schreibstil ist das i-Tüpfelchen auf diesem kurzweiligen Krimivergnügen. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall für diese ganz besonderen Clubmitglieder.

Fazit: Ein spannender, sehr empfehlenswerter, gepflegter historischer Krimi.

Bewertung vom 28.03.2018
Die Oleanderfrauen
Simon, Teresa

Die Oleanderfrauen


sehr gut

Hamburg 1936. Sophie Terhoven genießt als Tochter eines einflussreichen Kaffeebarons die Vorzüge eines komfortablen Lebens, wie auch ihre enge Freundschaft zu Hannes Kröger, dem Sohn der Köchin. Mit der Zeit wird aus Freundschaft Liebe, doch auch im frühen 20. Jahrhundert gehören Arm und Reich nicht zusammen. Zudem gibt es ein dunkles Geheimnis ihrer Eltern, das ihre Liebe unmöglich zu machen scheint.

Teresa Simon ist eine vielerorts gelobte Bestsellerautorin, weshalb ich natürlich umso neugieriger auf "Die Oleanderfrauen" war, das sich momentan auf Platz 19 der SPIEGEL online Liste befindet und von mir vier Sterne bekommt. Der Schauplatz der Geschehnisse ist wie ich finde eine der schönsten Städte Deutschlands: Hamburg. Jule Weisbach führt dort eines kleinen Cafés namens "Strandperlchen", die ihren Kunden zusätzlich einen ganz besonderen Service im Rahmen ihres Projektes "Ich schreib dir dein Leben" anbietet. Hierfür recherchiert sie oftmals nur anhand weniger Details die Familiengeschichten ihrer Gäste auf deren Wunsch, um sie anschließend so gut wie möglich zu rekonstruieren. Auch die Mittsiebzigerin Johanna nimmt diesen Dienst nach einiger Zeit in Anspruch, da sie beim Ausmisten ihres Dachbodens das Tagebuch einer gewissen Sophie Terhoven gefunden hatte, das sie sofort in seinen Bann zog. Ähnliche Sogwirkung hat auch die Geschichte an sich, die zunehmend an Spannung gewinnt und durch den ständigen Wechsel zwischen den Zeitebenen der Gegenwart und der Vergangenheit von 1936 bis in den Zweiten Weltkrieg zusätzlich Komplexität verliehen bekommt. Wenn Teresa Simon dabei eines beherrscht, dann ist es die Kunst des Erzählens. Mit nur wenigen Worten gelingt es ihr Geschichten bildlich zum Leben zu erwecken und diese mit bunten interessanten Persönlichkeiten anzureichern. Ab einem gewissen Punkt jedoch wirkte die Handlung für meinen Geschmack etwas zu konstruiert, während der Auflösung der personalen Verstrickungen folgte eine fragwürdig sensationelle Wendung der nächsten, wodurch die Erzählung in meinen Augen auf den letzten Seiten ein wenig an Glaubhaftigkeit und somit auch an Lesevergnügen verlor. Ich akzeptiere durchaus, dass ein Roman Fiktion ist und somit das reale Leben manchmal übertrifft, aber auch Fiktion muss trotzdem vorstellbar sein. Bei "Die Oleanderfrauen" handelt sich um einen angenehm zu lesenden Roman mit spannenden Familiendramen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, der durch gut skizzierte Charaktere und einen hochwertigen Schreibstil beeindruckt.

Bewertung vom 25.03.2018
Teenie Voodoo Queen
MacKay, Nina

Teenie Voodoo Queen


sehr gut

Dawn Decent ist wohl die schlechteste Voodoohexe, die es in New Orleans und auch auf dem Rest der Welt gibt. Doch dann wird ihre Heimatstadt von einer gewaltigen Naturkatastrophe bedroht und sie wird von den Voodoomächten auserwählt, die Menschheit vor ihrem prognostizierten Untergang zu bewahren. Gemeinsam mit dem ehemaligen Alligator und einem vorübergehend sterblichen Loa-Gott, um die sie von ihren Mitschülerinnen wegen ihres Aussehens wahrlich beneidet wird, nimmt sie den Kampf gegen die dunklen Voodookräfte auf, was in erste Linie hartes Training bedeutet und womit sie neben ihrem Herz auch ihr Leben aufs Spiel setzt.

"Plötzlich Banshee" war für mich letztes Jahr eines meiner absoluten Lesehighlights, denn die kratzbürstige, tollpatschige und dadurch nur umso liebenswürdigere Protagonistin hat mich ein ums andere Mal Tränen lachen lassen. Deshalb habe ich mir den Erscheinungstermin von Nina MacKays neuestem Buch fett im Kalender markiert und mich natürlich riesig gefreut, als ich "Teenie Voodoo Queen" mit dem wunderschön gestalteten Cover - besonders das Detail mit der Zuckerrübe im Schriftzug ist göttlich - endlich in den Händen hielt, das von mir vier Sterne bekommt. Abermals habe ich die Charaktere ins Herz geschlossen kurz nachdem die ersten Worte ihre Münder verlassen haben, denn Nina MacKay beweist auch hier wieder ihr ungeheures Talent für spritzige Dialoge, die nur so voller Charme sprühen, auch wenn ich ehrlicherweise zugeben muss, dass "Plötzlich Banshee" diesbezüglich noch etwas stärker war. Dawn Decent ist wirklich die schlechteste Voodoohexe, die es jemals auf unserem Planeten gab, in mehr als Zuckerrüben und Frösche kann sie ihre Versuchsobjekte nämlich nicht verwandeln geschweige denn andere Zauber wirken, wobei man sich natürlich fragt, wie ausgerechnet sie die Auserwählte zur obligatorischen Rettung der Welt sein soll. Doch in ihrem Kampf ist die pfiffige Dawn nicht alleine, unterstützt wird sie von einem ehemaligen Alligatoren namens Jax, dem gefallenen Loa-Gott Linto, einer Projektion der mächtigsten Voodoohexe New Orleans und ihrer besten Freundin Shannon, eine interessante Mischung, die großen Lesespaß bereitet. Ebenso fesselnd und mitreißend ist die Art des Erzählens, bei welcher die überwiegend aus Dawns Perspektive geschilderten Ereignisse zeitweise durch Beschreibungen andere Charaktere unterfüttert werden, wobei besonders die eingestreuten Passagen über die "Bisher noch unbekannte Person", wie die Überschrift verraten sollte, meine ohnehin schon vorhandene Neugier anfachten. Dafür gibt es allerdings im Mittelteil einige Abschnitte, die mich mehrmals die Augen verdrehen ließen, weil mich das ewige hin und her zwischen Dawn, Jax und Lin an die klassische Definition einer Dreiecksgeschichte erinnerte. Mein absolutes Highlight der Erzählung sollte sich wirklich erst auf den letzten Seiten des Buches offenbaren. Nach dem großen Showdown, wo natürlich auf dramatische Art und Weise der Bösewicht entlarvt wurde, rechnete ich fest damit, es würden nun nur noch die wenige offenen Geheimnisse gelüftet werden, die man zuvor schon angedeutet hatte. Aber dann kam diese eine absolut geniale, keineswegs vorhersehbare und nicht minder herzzerreißende Wendung, die mich die Geschichte rückblickend nochmal mit ganz anderen Augen, wenn auch etwas feuchten, sehen lässt. Einfach unglaublich! Unter dem hinreißenden Cover von "Teenie Voodoo Queen" verbirgt sich eine nicht weniger fantastische Geschichte, die von Voodoomächten und wortgewandten Charakteren erzählt, die mich mehrmals zum Lachen gebracht haben, und ein phänomenales Ende bereithält.

Bewertung vom 23.03.2018
Tulpenliebe
Roobol, Femke

Tulpenliebe


sehr gut

1635: In den Niederlanden herrscht großer wirtschaftlicher Wohlstand, denn es ist das goldene Zeitalter des Tulpenhandels angebrochen. Die talentierte Malerin Hester Falliaert lebt in Haarlem und träumt davon eine eigene Werkstatt zu leiten und von der berühmten Lukas-Gilde aufgenommen zu werden. Nach einem großen Schicksalsschlag beschließt sie den gut aussehenden Maler Christiaan Blansjaar zu heiraten. Doch diese Eheschließung bereut sie schon bald, denn Christian kann es nicht ertragen, dass Hester talentierter ist als er. Um ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben, muss etwas geschehen. Da kommt ihr das Tulpenfieber, das alsbald auch Christian erfasst, gerade recht...

"Tulpenliebe" hat mir sehr gut gefallen. Femke Roobol ist ein gut recherchierter historischer Roman gelungen, der zur Zeit des Tulpenfiebers in den Niederlanden spielt. Man gewinnt interessante Einblicke in die Malerei dieser Zeit und den Tulpenhandel mit all seinen Facetten, der nicht immer Reichtum verspricht, sondern manchen Glücksritter in den Ruin treibt. Das alles baut die Autorin so geschickt in ihre spannende Geschichte von Hester Falliaert ein, dass ich mich beim Lesen gut ins Haarlem des 17. Jahrhunderts hineinversetzen konnte.

Sie schildert das Leben zu dieser Zeit ausführlich und detailliert, beginnend mit den Wohnverhältnissen bis hin zu den Essgewohnheiten. Auch bei der Schaffung ihrer Charaktere hat sich Femke Roobol große Mühe gegeben. Ob nun Hester, Elsken, die arroganten Herren der Gilde oder der ichbezogene, selbstverliebte Christiaan, alle sind wunderbar skizziert.

Durch den lebendigen, flüssigen Schreibstil der Autorin ist das Buch von Anfang an unterhaltsam und kurzweilig zu lesen. Dabei gefällt mir besonders das unvorhersehbare Ende, das die Erzählung sehr schön abrundet.

Fazit: Wer gerne fundierte historische Romane liest, ist hier genau richtig. Ich kann dieses Buch nur empfehlen.

Bewertung vom 21.03.2018
Die Farbe von Milch
Leyshon, Nell

Die Farbe von Milch


ausgezeichnet

Mary lebt zusammen mit ihren Eltern und ihren Schwestern auf einem Bauernhof. Ihr Leben ist von Arbeit und Entbehrungen gekennzeichnet. Mit fünfzehn Jahren bringt ihr Vater sie im Haushalt des örtlichen Pfarrers unter. Sie soll sich dort um dessen kranke Frau kümmern. Von ihr erfährt sie zum ersten Mal Anerkennung und Güte. Doch nach dem Tod der Pfarrersfrau ändert sich ihr Leben schlagartig...

"Die Farbe von Milch" ist ein ganz, ganz tolles Buch. Ich bin total begeistert von der außergewöhnlichen Sprache. Das Buch wird von dem unglaublich intensiven Schreibstil getragen. Die Autorin erzählt in der Ich-Form aus der Sicht der Bauerntochter Mary deren Geschichte. Das ist an sich ja nichts Ungewöhnliches, hier kommt der Text allerdings fast ohne Satzzeichen aus. Kommas, um das Geschriebene abzugrenzen, kommen fast nicht vor. Es ist so als ob Mary mir gegenübersitzt und ihre Geschichte heraussprudelnd und fast ohne Luft zu holen erzählt, direkt aus dem Bauch heraus und das mit einer Intensität, die einen als Leser umhaut. Die Sprache in ihrer absoluten Einfachheit verleiht dem Buch eine ganz eigene Atmosphäre und unglaubliche Tiefe und Kraft.

Zusätzlich sind die Charaktere und die Lebensumstände sowie die Klassenunterschiede um 1830 so präzise und detailliert gezeichnet, dass man alles förmlich vor Augen hat, quasi wie in einem Film. Der Klassenunterschied zwischen ihrem Elternhaus und dem Haushalt des Pfarrers kommt dabei perfekt zur Geltung.

Fazit: Das ist ein Buch, das in Erinnerung bleibt. Einfach grandios. Für Leser, die Freude an einer großartigen Geschichte und einem außergewöhnlichen Schreibstil haben.

Bewertung vom 18.03.2018
Sturmfeuer / Anna Krüger Bd.2
Erzberg, Tim

Sturmfeuer / Anna Krüger Bd.2


sehr gut

Alle zwei Jahre findet die Segelregatta für die Jüngsten vor Helgoland statt, doch dieses Mal findet das Rennen einen verheerenden Ausgang: Ein Junge verschwindet spurlos aus einem Segelboot und das nur wenige Meter vor dem Ziel. Nur wenige Tage später stürzt der Vater des vermissten 10-jährigen von den Klippen. An so viele Zufälle innerhalb kürzester Zeit und das auch noch in einer Familie glaubt die junge Polizistin Anna Krüger nicht. Was sowohl ihr Dienststellenleiter als auch das LKA als tragische Unfälle abtun, lässt Anna keine Ruhe und beginnt deshalb auf eigene Faust zu ermitteln. Doch auch sie hätte niemals damit gerechnet, dass die Wurzeln bis zu den höllischen Bombennächten von 1945 zurückreichen, in denen die Inselbewohner ihre Heimat verloren.

Letztes Jahr habe ich "Hell-Go-Land", den ersten Band der Krimireihe von Tim Erzberg gelesen, und war nunmehr gespannt, wie es mit Anna Krüger und ihren Kollegen in der Dienststelle auf Helgoland weitergeht, weshalb ich mich schon sehr auf "Sturmfeuer" gefreut habe, das vier Sterne bekommt. Bei manchen Krimis gibt es zu Beginn viele einzelne lose Fadenenden, die man nicht recht zuzuordnen vermag. Genau so empfand ich es auch bei "Sturmfeuer", denn zwischen den einzelnen Kapiteln, die in der Gegenwart zumeist aus Annas Perspektive geschildert werden, befinden sich fett gedruckte Sequenzen, die zwar ein Datum mit Uhrzeit jedoch ohne Jahreszahl aufweisen, sodass sie für mich wie komplett aus dem Kontext gerissen wirkten. Zumal sie nicht einmal chronologisch sind, auf den 17. April folgt der 15., dann wieder ein paarmal der 17. April, nur um darauf wieder zum 15. zurückzuspringen. Gegen Ende des Buches klärt sich das natürlich auf, während des Lesens sorgte es bei mir allerdings für Verwirrung gepaart mit zunehmendem Unmut. Relativ schleppend nahmen auch die Ermittlungen nach den packenden Anfangsszenen an Tempo zu, was mit der eingehenden Beschreibung der Migräneattacken von Anna Krüger zu kompensieren versucht wurde, wie ich den Eindruck hatte. Es ist ja durchaus bewundernswert, wie es dem Erzähler gelingt, den Schmerz namens "Stalin" auf so vielfältige Art und Weise zu beschreiben, wie folgende Beispiele zeigen sollen, aber auf Dauer hat es die Handlung meines Erachtens etwas in den Hintergrund gedrängt: "Stalin feuerte eine Salve in ihre Stirn, dass ihr kurz schwindelig wurde." (S. 99), "Stalin zog seine Peitschen durch ihr Gehirn" (S. 105), "Stalin setzte Annas Stirn unter Strom." (S. 113), "Stalin bohrte in ihrem Hinterkopf." (S. 117) und "Stalin feuerte aus allen Rohren." (S. 127). Obgleich ich einiges an diesem Buch auszusetzen hatte und das besonders während des ersten Drittels, soll es dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Sturmfeuer" ein durchaus empfehlenswerter Kriminalroman mit schaurig schönem Schauplatz Helgoland ist, wo die Uhren alle ein wenig anders ticken. Man muss sich schon bewusst entscheiden, auf dieser Insel leben zu können, so abgeschieden vom Rest der Welt, der geringen Bevölkerungsanzahl und den Naturgewalten, die neben dem ein oder anderen Verrückten ihr Unwesen auf Helgoland treiben, was man auch an den etwas eigensinnigen Charakteren spürt. "Sturmfeuer" verknüpft die Ereignisse während des Zweiten Weltkrieges, als die Inselbewohner im Zuge der Bombenangriffe ihre Heimat verloren, geschickt mit der Gegenwart, in welcher ein tragischer Unfall dem nächsten zu folgen scheint, und gewinnt dabei durch die authentische Kulisse und die eigenwilligen Charaktere an Wert.