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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 1947 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2022
Jeder sollte zwei Leben haben. Sylvia Plath
Frieling, Simone

Jeder sollte zwei Leben haben. Sylvia Plath


sehr gut

Über die Autorin der Glasglocke

Simone Frielings Biografie über die amerikanische Schriftstellerin Sylvia Plath ist interessant und auch ohne große Vorkenntnisse lesbar, wobei Leser, die Plath Werk gut kennen, sicher auch einiges mehr erkennen.

Das Buch hat Atmosphäre wie die Texte von Sylvia Plath, die neben Lyrik der einzige Roman Die Glasglocke ist.
Es gibt auch viel über Ted Hughes, den untreuen Ehemann von Sylvia Plath, der selbst Dichter war. Es war eine schwierige Beziehung. Das wird im Buch sehr gut herausgearbeitet.

Auch das gelegentlich Stimmen zwischengeschaltet sind, z.B. Susan Sontag, Ulla Hahn oder Ingeborg Bachmann ist effektvoll und passend.

Bewertung vom 26.09.2022
Das Haus über dem Fjord
Valla, Kristin

Das Haus über dem Fjord


gut

Familiendrama in Norwegen

Das Haus über dem Fjord ist ein eher unspektakuläres Buch. Keineswegs sollte man hier einen Krimi erwarten, dafür hat Kristin Valla literarische Qualitäten und die Spurensuche der Protagonisin Elin hat mehr einen journalistischen Ansatz.

Elin hat im einem Dorf in Nordnorwegen als 10jährige ihren Vater und die Brüder verloren.
20 Jahre später kehren die Erinnerungen an diesen Verlust zurück, als sie zurückkehrt um das Elternhaus zu verkaufen. Sie trifft auch ihren Jugendfreund Ola wieder.

Norwegische Literatur habe ich noch nicht so viel gelesen. Der Schauplatz prägt auch das Buch.

Wegen der Ausgangsposition wird relativ verhalten erzählt. Manchmal herrscht Tristesse vor.
Elin ist dem Familiengeheimnis auf der Spur.
Es ist nicht unbedingt das spannenste Buch, aber es gibt einige gute Formulierungen.
Man muss es nicht bereuen, dieses Buch gelesen zu haben.

Bewertung vom 22.09.2022
Maremma
Stadler, Anna Maria

Maremma


sehr gut

Gedanken einer Camperin

Anna Maria Stadlers Debütroman Maremma ist bei Jung und Jung erschienen und auf der Shortlist Debüt vertreten.
Es geht um eine Gruppe von Freunden auf einem Campingplatz in Maremma in Italien. Dieses Sumpfgebiet prägt das Buch.
Die Erzählerin ist eine Beobachterin und hat einen genauen Blick, auf die Umgebung wie auf die anderen Menschen.
Die Beschreibungen sind teilweise minutiös und erstrecken sich über Tage.
So sehr ich die Formulierungen auch bewundere fühle ich mich beim Lesen durch sie auch fast erschlagen.

Die aus Salzburg stammende Schriftstellerin Anna Maria Stadler hat eine Sprache, die auffällt. Ich gebe ihr eine gute Chance für den Debüt-Preis.

Bewertung vom 21.09.2022
Aufruhr der Meerestiere
Gamillscheg, Marie

Aufruhr der Meerestiere


ausgezeichnet

Die Erschütterung der Meerwalnuss

Die Meeresbiologin Luise ist Wissenschaftlerin durch und durch. Das nimmt den Raum in ihrem Leben ein und lässt wenig anderes übrig. Das wichtigste überhaupt ist ihr das Forschungsobjekt, die Meerwalnuss, eine Qualle.
Der Roman ist anfangs so gemacht, dass man tief in Luises Welt eintaucht.
Dann ergibt sich für sie die Chance, in Graz mit einem Tierpark zu kooperieren. In Graz ist Luise aufgewachsen
Dann kommen die Passagen in Graz, die ihr Verhältnis zum Vater zeigen, das auch nicht ganz einfach ist. Als Jugendliche hatte sie Essstörungen.
Im Verlaufe des Romans erfährt man durch Luises Erinnerungen schließlich mehr über sie, ihre Sensibilität und Labilität und ihren Problemen und warum sie die Welt der Wissenschaft wählte. Doch das nur in Ansätzen, viel bleibt auch rätselhaft und das ist von der Autorin Marie Gamillscheg bewusst so gewählt.

Es gibt einige gute Beobachtungen. Ich mochte z.B. Luises Ankunft in Graz oder die Passagen im Tierpark. Die sprachlichen Qualitäten der Autorin sind bemerkenswert.

Das Buch ist von den Metaphern durchdrungen, sprachlich gediegen gemacht.

Bewertung vom 21.09.2022
Nebenan
Bilkau, Kristine

Nebenan


gut

Verhalten erzählter, ruhiger Roman

Kristine Bilkau dritter Roman hat es auf die Short-List des Deutschen Buchpreises 2022 geschafft. Für mich ein wenig überraschend, da der Roman so betont ruhig und unspektakulär ist.
Der Roman überträgt wenig Handlung dafür Stimmungen und zeigt einen Zustand.
Es gibt 2 Protagonistinnen, Julia und Astrid, beide sind sensible Frauen und realistisch wirkende Figuren, sie sind aber auch irgendwie verschlossen. Beide ihre Handkungen werden nebeneinander erzählt, sie begegnen sich kaum.

Die 30jährige Julia ist erst vor kurzen aus der Stadt aufs Land gezogen und hat einen starken Kinderwunsch, der sich bisher nicht erfüllt.
Astrid ist die Dorfärztin, 60, eine starke Frau, aber plötzlich wird sie anonym bedroht.
Die Situation ist eigentlich spannend, aber es bleibt doch verhalten.

Ein ruhiges Buch, bei dem ich lange Zeit ratlos war, was ich damit nun anfangen soll.
Dennoch ist das Buch gut geschrieben und es ist kein schwaches Buch, dazu gibt es zu viele gelungene Passagen.

Bewertung vom 20.09.2022
Die Dringlichkeit der Dinge
Grundtner, Markus

Die Dringlichkeit der Dinge


sehr gut

Ein Roman in 14 Paragraphen


Unter den für dieses Jahr nominierten Titel des Österreichischen Buchpreis ist dies ein Lichtgewicht.
Aber das ist kein Vorwurf, im Gegenteil, der intelligent gemachte Roman liest sich wunderbar leicht.
Es geht um die Beziehung eines Paares, Mathias und Klaudia, dessen Verlauf man detailliert mit verfolgt.
Die Dialoge sind aufgrund ihres Sprachwitzes wirklich amüsant und gehören zum Stärksten des Buches.
Man muss es wirklich nicht bereuen, diesen Roman gelesen zu haben.

Bewertung vom 15.09.2022
Dagegen die Elefanten!
Leupold, Dagmar

Dagegen die Elefanten!


sehr gut

Herr Harald

Dagegen die Elefanten ist ein Roman mit einem Porträt eines Mannes: Herr Harald
Er ist nicht mehr ganz jung, arbeitet in der Garderobe einer Oper und ruht ziemlich in sich. Er ist ein Beobachter. Er braucht für sich aber auch klare Strukturen und Regeln.
Im Buch werden die Monate als Kapitel gefüllt und so zeigt die Schriftstellerin Dagmar Leupold ein Jahr im Leben des Herrn Harald.
Das macht sie geschickt und findet einen entsprechenden Ausdruck. Hinzu kommen gute Beschreibungen der Umgebung, die auch Herr Harald so genau betrachtet.
Es ist erstaunlich, wie packend dass eigentlich so unspektakuläre Buch ist.
Das beim Verlag Jung und Jung erschienene Buch könnte ein Kandidat für die Short List des deutschen Buchpreises 2022 sein.

Bewertung vom 14.09.2022
People Person
Carty-Williams, Candice

People Person


sehr gut

Good vibes

People Person ist ein interessanter Roman über eine ungewöhnliche Familie. Ein Mann, Cyrill, hat 5 Kinder von 4 verschiedenen Frauen: Es sind Nikisha, Danny, Dimple, Elizabteh und Prynce.
Ich mag eigentlich alle, nur bei Cyrill habe ich Vorbehalte. Er ist ein zu lockerer Vogel!
Erzählt wird in verschiedenen Zeitebenen. Da gibt es am Anfang das treffen der Geschwister als sie noch fast Kinder waren und sich da teilweise erst kennen lernten.
15 Jahre später sind sie schon erwachsen und Dimple hat ein Problem, bei dem sie Hilfe ihrer Geschwister benötigt.

Es ist ein Familienroman uind beim Lesen verspürte ich einen Hauch von This is us, der bekannten Fernsehserie.

Candice Carty-Williams hatte mit Quennie schon einen umwerfenden Roman geschrieben. People Person ist schon anders gemacht und doch erkennt man einen Stil und das deutet auf einen gute Schriftstellerin hin.

Bewertung vom 14.09.2022
Bullauge
Ani, Friedrich

Bullauge


sehr gut

Bullauge

Bei Bullauge spielt zwar ein Polizist die Hauptrolle, aber es ist kein Krimi. Der Protagonist Kay Oleander wurde auf einer Demonstration durch einen Flaschenwurf verletzt und verlor ein Auge. Das nimmt ihn mehr mit, als er nach Außen zeigt. Friedrich Ani hat schon oft psychologische Momente herausgearbeitet, bei denen die Protagonisten dennoch ihren Stoizismus bewahrten. So auch hier.
Und das fasziniert mich am, Buch.
Er trifft dann eine Frau, die ebenfalls versehrt ist und die auf der Demo war. Der Verdacht, das sie die Flasche warf ist da, ohne dass es wirklich begründbar ist.
Die beiden finden einen Draht zueinander und die Dialoge des Romans sind wirklich gut, obwohl letztlich die inneren Gedanken bestimmend sind und das prägt das Buch.
Dann im zweiten teil des Romans nimmt die Handlung an Drive auf, es gibt ein paar Szenen voller Action und Überraschungen.

Bewertung vom 12.09.2022
Die Kuratorin (eBook, ePUB)
Kröll, Norbert Maria

Die Kuratorin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Roman lebt von der krassen Hauptfigur, die auch gänzlich die Perspektive einnimmt. Die Österreichische Kuratorin Regina ist meistens zynisch und rabiat, Das kann manchmal amüsant sein, obwohl ich ihr im wahren Leben nicht gerne begegnen würde. Es gibt aber auch verzweifelte Momente mit Selbstmordphantasien. Doch Reginas provokantes Auftreten dominiert.

Versehentlich wird Regina schwanger und sie beschließt einem mit ihr befreundeten lesbischen Paar das Baby zu überlassen.
Allmählich merkt sie aber, wie das Ereignis beginnt, auch sie zu verändern.

Es ist Norbert Maria Krölls dritter Roman.
Das Buch wird vom Sujet, von der Sprache, die durch Wortwitz hervorsticht und von einer starken Energie geprägt.