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Sago

Bewertungen

Insgesamt 526 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2018
Rebellische Herzen / Saphir Bd.1
Belitz, Bettina

Rebellische Herzen / Saphir Bd.1


ausgezeichnet

Da mir schon die phantastischen Romane von Bettina Belitz sehr gut gefallen haben, war es für mich eine Freude zu entdecken, dass sie auch Pferderomane schreibt. Bereits "Ein Schimmer von Glück" hatte mich vollkommen überzeugt, so dass ich mir "Saphir" nicht entgehen lassen konnte, auch wenn es sich dabei nicht um eine Fortsetzung handelt.
Besonders hervorzuheben ist, dass sich die Autorin hier in keiner Weise wiederholt. Sie gibt ihrer Protagonistin Roxy als Ich-Erzählerin sofort eine unverwechselbare Stimme. Roxy weiß nicht viel über ihre Vergangenheit, nur dass sie als kleines Kind in einem Wohnwagen hauste und Pferdekontakt hatte. In Pflegefamilien hat sie sich nicht zurecht gefunden und wohnt mittlerweile in einer betreuten WG mit anderen Jugendlichen. Sie ist verschlossen und reagiert auf Druck mit Aggressivität bis hin zur Prügelei, für die sie Sozialstunden aufgebrummt bekommt. Ausgerechnet auf dem Kastanienhof, einem noblen Turnierstall, soll sie den Sozialdienst ableisten. Was für andere Mädchen eine Freude wäre, macht Roxy Angst, denn durch ihre Vergangenheit sie ist sicher, alles was ihr gefällt, wird ihr wieder genommen werden...

Auf dem Kastanienhof trifft Roxy nicht nur auf das verstörte Vollblutpferd Saphir, zu dem sie eine instinktive Verbindung spürt. Um Saphir nahe zu kommen, muss sie dem Sohn des Stalleigners, Nolan, ihre Arbeitskraft anbieten, denn Saphir gehört ausgerechnet Nolans arroganter Freundin, die mit Saphir völlig überfordert ist.

Dass die Autorin selbst Pferdeverstand und -erfahrung hat, merkt man in jeder Zeile. Nicht nur fängt sie die versnobte Turnierstall-Atmosphäre wunderbar amüsant ein. sondern sie lässt die Pferde authentisch reagieren und vermittelt nebenbei noch Grundsätze des pferdegerechten Umgangs nach Horsemanship-Prinzipien.

Als sich die Situation um den panischen Saphir immer mehr zuspitzt, muss Roxy über ihren Schatten springen, um ihm zu helfen. Wird es ihr für Saphir gelingen, sich der Gefahr, seelisch verletzt zu werden aussetzen und sich Nolan, auf dessen Hilfe sie angewiesen ist, anzunähern?

Auch die Nebenfiguren des Romans wie Roxys Betreuer Steffen oder der Horseman Ray haben mir gutgefallen. Fazit: Ein gelungener Roman sicher nicht nur für junge und ältere Pferdfreunde, dem ich gern noch viel länger gefolgt wäre.

Bewertung vom 16.10.2018
Sieben Tage wir
Hornak, Francesca

Sieben Tage wir


ausgezeichnet

Ich hatte mit einer netten Geschichte für zwischendurch gerechnet, mochte das Buch aber kaum mehr aus der Hand legen. Oft hatte ich das Gefühl, einem wunderbar erdachten Theaterstück im Stil von Oscar Wilde zu folgen, so plastisch entwickelt die Autorin die Figuren und verwickelt sie gleichzeitig überzeugend in solche Irrungen und Wirrungen, das es eine wahre Freude für mich war.

Die britische Famile Birch muss sich über Weihnachten wohl oder übel selbst in ihrem Herrenhaus in Norfolk isolieren. Die ältere Tochter Olivia kehrt von einem Auslandseinsatz zurück, wo sie als Ärztin einem gefährlichen Virus ausgesetzt war. Sieben Tage lang muss sich die Familie in Quarantäne begeben. Doch nicht nur Olivia hat Geheimnisse im Gepäck. Auf Mutter Emma, Vater Andrew und die verwöhnte jüngere Tochter Phoebe trifft dies ebenso zu. Als Andrews geheimer nichtehelicher Sohn Jesse und Phoebes Verlobter zusätzlich in die Quarantäne solpern, wird eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, in der die Birches erkennen müssen, das vieles nicht so ist, wie es ihnen schien.

Der Roman ist raffiniert durchdacht, witzig, anrührend und punktet durch seine Protagonisten, die trotz ihrer unverhohlenen Schwächen durchweg sympathisch sind. Viel mehr als nur Feiertagslektüre!

Bewertung vom 14.10.2018
KA - Das Reich der Krähen
Crowley, John

KA - Das Reich der Krähen


ausgezeichnet

Dies ist nun das zweite Buch in Folge aus dem Golkonda Verlag, das mich mit seiner Einzigartigkeit begeistert. Es ist ein sehr vielschichtiges, episches Werk. Wer nur putzige Tierfantasy sucht, wird wahrscheinlich hier nicht ideal aufgehoben sein. Zwar kann sich der Autor wirklich wunderbar und überzeugend in die Welt der Krähen einfühlen. Es geht hier aber um viel mehr, ja um nichts weniger als um Leben und Tod.

"Totenvögel" werden die Krähen denn auch von den Menschen genannt. Dar Eichling ist die erste Krähe, die sich selbst einen Namen gibt und in grauer Vorzeit die Gesellschaft der Menschen sucht. Eichling lernt sogar, mit einzelnen Menschen zu kommunizieren. Oft sind dies Schamanen, mit denen Eichling auch lernt, den Schleiher zwischen den Welten ein ums andere Mal zu überqueren. Doch dies hat Konsequenzen: Eichling kann zwar sterben, wird jedoch stets wiedergeboren. So lebt Eichling viele Krähenleben, bis er schließlich in der Neuzeit einem alten Witwer begegnet, der Eichlings Geschichte zu Papier bringt.

John Crowley ist in der Tat ein Meister des Wortes, der mir hier nicht nur die Welt der Krähen sehr nahe gebracht hat. Das Buch wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Abgerundet wird es von einem wunderschönen, edel gestalteten Buchumschlag.

Bewertung vom 07.10.2018
Das Heer des Weißen Drachen / Draconis Memoria Bd.2
Ryan, Anthony

Das Heer des Weißen Drachen / Draconis Memoria Bd.2


gut

Es handelt sich hier um den zweiten Teil der Draconis Memoria Serie. Den ersten Teil sollte man unbedingt gelesen haben, sonst wird man der komplexen Handlung nur schwer und mit wenig Vergnügen folgen können.

Schon der erste Band hatte mich etwas ambivalent zurückgelassen. Ohne Zweifel versteht es der Autor zu schreiben, kreiert eine in sich schlüssige Welt und liefert zudem wieder eine wahre Fleißarbeit ab. Genau da beginnt aber mein Problem: Das Buch weist Längen auf, durch die ich mich manchmal mühsam vorankämpfen musste. Wieder spinnt Ryan vier Handlungsstränge, die sich diesmal um die bereits bekannten Protagonisten Clay, Lizanne, Sirus und Hilemore drehen. Über das Innenleben dieser Figuren erfährt man erneut nur wenig, so dass sich für mich kein wirkliches Mitfiebern eingestellt hat. Besonders bei den Frauenfiguren schwächelt Anthony Ryan erneut. Diese sind eigentlich nur Männer in Frauenkleidern. Auch dieser Band dürfte daher männliche Leser mehr begeistern als Leserinnen.

Am interessantesten war für mich der Handlungsstrang um Sirus, denn hier erfährt man endlich mehr über die Verderbten, gefolgt von den Geschehnissen um Clay, die interessante Einblicke in die Entstehung der Drachen boten. Hiervon hätte ich gern mehr gelesen. Lizannes Erlebnisse waren dagegen so langatmig, dass ich mich gelegentlich anstrengen musste, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Ein typischer zweiter Band, der die Handlung nur mäßig vorantreibt und einige Cliffhanger hinterlässt.

Bewertung vom 01.10.2018
Die Party
Winner, Jonas

Die Party


sehr gut

Eine Wiedervereinigung nach 30 Jahren: 10 Jugendfreunde und -freundinnen werden vom reichen Brandon überraschend ohne ihre Partner zu einer Halloween-Party geladen. Es ist die Neuauflage einer Halloween-Party aus dem Jahr 1986, die ziemlich plötzlich endete, ohne dass jemand sagen könnte, was eigentlich die Ursache war. Alles soll sein wie damals, und so müssen als erstes die Handys abgegeben werden. Doch spätestens als Brandon schon bei der Begrüßung ums Leben kommt, ist klar, dies wird keine normale Feier. War es ein Unfall, Selbstmord oder Mord? Das riesige Anwesen wird von der Außenwelt abgeschnitten. Jeder verdächtigt jeden. Bald steht fest: Diese Party soll nur einer überleben...

Der Autor führte die Protagonisten so präzise ein, dass ich keine Mühe hatte, sie trotz der Vielfalt auseinanderzuhalten. Zudem hilft dabei auch eine Liste der handelnden Personen im Anhang. Unter den Chrakteren liegt der Fokus definitiv auf dem Autor Nick, mit dem man mitfiebert und um den man bangt. Trotz der Weitläufigkeit des Settings entsteht eine beinahe klaustrophobische Atmosphäre. Unter Hochspannung fragt man sich, welche Schatten in der Vergangenheit und in der Gegenwart lauern. Dafür bekommt man schließlich eine ebenso überraschende wie originelle Lösung präsentiert.
Ein Thriller, den man nur ungern aus der Hand legt und der Lust macht auf Halloween! Für mich persönlich waren die 80er-Jahre-Anklänge ein Extra-Bonus als Erinnerung an die Jugendzeit.

Bewertung vom 30.09.2018
Gork der Schreckliche
Hudson, Gabe

Gork der Schreckliche


gut

Als großer Drachenfan konnte ich mir natürlich dieses Buch mit der tollen Drachenkralle auf dem Buchumschlag nicht entgehen lassen. Leider hat mich der Umschlag dann leider mehr begeistert als der Inhalt.

Die Grundidee ist durchaus innovativ: Drachen unterschiedlichster Art besuchen in ihrer Jugend eine Militärakademie, um sich dann auf einen fremden Planeten zu begeben, sich dort zu paaren und die einheimische Bevölkerung zu unterjochen. Der junge Gork, der elternlos aufwachsen muss, ist allerdings ziemlich aus der Art geschlagen. Seine Hörner sind ebenso winzig wie sein Wille zur Macht.

So weit, so gut. Leider ist Gorks Ausdrucksweise als Ich-Erzähler gewollt äußerst redundant. Was bringt einen Autor nur dazu, auf gefühlt jeder dritten Seite "Mein schuppiger grüner A****" (ich schreibe hier mal: Pöter) einzubauen? Die Geschichte zählt als Fun-Fantasy, aber eigentlich nicht lustig. Viemehr ist die Drachensterblichkeit extrem hoch. Schade! Eine Story, aus der man viel mehr hätte machen können.

Bewertung vom 23.09.2018
Liebe und Verderben
Hannah, Kristin

Liebe und Verderben


ausgezeichnet

Auch mit ihrem neuen Roman konnte Kristin Hannah mich wieder vollends überzeugen. Durch das einzigartige, in Alaska angesiedelte Setting, das die Autorin in atmosphärischer Dichte transportiert, ist die Story außergewöhnlich. Man meint förmlich, die Kälte und die Entbehrungen am eigenen Leib zu spüren.
Die junge Leni ist eine starke Protagonistin. Ihr Vater Ernt kehrt paranoid aus dem Vietnamkrieg zurück. Mit seiner Frau Cora hofft er, im Leben wieder Fuß zu fassen, als er von einem verstorbenen Kriegskameraden eine einsame Hütte in Alaska erbt. Die kleine Familie ist ohnehin auf sich gestellt, denn Lenis Mutter Cora, die aus besseren Verhältnissen stammt, hat Ernt gegen den Willen ihrer Eltern geheiratet.
Wie hart die Lebensbedingungen in Alaska tatsächlich sind, darauf sind die drei jedoch nicht wirklich vorbereitet. Nur durch den starken Zusammenhalt aller Nachbarn ist ein Leben dort möglich. Die Autorin schafft hier auch überzeugende, interessante Nebenfiguren, wie Large Marge, die Cora und Leni manchesmal zur Seite steht. Denn die lange Winter und die Einsamkeit lassen Ernt immer mehr den Bezug zur Realität verlieren. Selbst Cora und Leni sind vor ihm nicht mehr sicher....
Gleichzeitig lernt Leni den Nachbarssohn Matthew kennen. Bald wird aus Freundschaft Liebe. Doch ausgerechnet Matthews Vater ist Ernt der größte Dorn im Aufge.
Die Geschichte wird auch als "Romeo und Julia in Alaska" beworben. Die Liebesgeschichte nimmt aber erst im hinteren Teil des Buches größeren Raum ein und ist wirklich vielschichtig und dramatisch. Kristin Hannah schafft es wieder einmal, die Leser emotional zu packen, ohne ins Kitschige abzugleiten.

Bewertung vom 16.09.2018
Die Welt war so groß
Jaffe, Rona

Die Welt war so groß


sehr gut

Am renommierten Radcliffe-College treffen sich Ende der fünfziger Jahre die Lebenswege der Studentinnen Annabel, Chris, Emily und Daphne. Alle stammen aus reichen Familien. Doch selbst Frauen, die damals schon die Möglichkeit hatten zu studieren, sahen sich mit Vorurteilen konfrontiert, die heute glücklicherweise Geschichte sind. So träumt Emily zum Beispiel von einer Zukunft als Ärztin, wird jedoch in den sozialen Bereich gedrängt.

Lebensbestimmend war damals auch die Jagd nach einem passablen Ehemann. Auch wenn alle Frauen dieses Ziel schließlich erreichen, müssen sie sich zwanzig Jahren später anlässlich des Jubiläums-Klassentreffens fragen, ob sie tatsächlich den richtigen Pfad eingeschlagen haben und wie glücklich sie geworden sind.

Die Autorin schafft plastische, fesselnde Charaktere, denen man durchweg gern folgt. Sie gewährt scharfe, fast sezierende Blicke in ihre Seelen und in den Geist vergangener Zeiten. Es hat mich gefreut zu lesen, dass die Geschichte der Freundinnen in einem weiteren Roman fortgeführt wird. Dieses werde ich auf jeden Fall lesen.

Bewertung vom 16.09.2018
Ich, Santa
Kay, Jay

Ich, Santa


gut

Das Buch hat bei mir einen sehr ambivalenten Eindruck hinterlassen. Ich hatte übersehen, dass es sich um ein BoD handelt. Da wage ich mich normalerweise nicht ran. Hier merkt man aber, dass das Buch ein sehr professionelles Lektorat genossen hat. Bis auf wenige heftige Grammatikfehler, wie man sie mittlerweile auch in Büchern größerer Verlage findet, ist mir nichts aufgefallen.
Dennoch hat mich das Buch leider nicht begeistert. Das liegt zum einen daran, dass sich einfach für mich kein rundes Bild ergeben hat. Das Cover lässt die meisten Leser sicherlich ein idyllisches Weihnachtsmärchen erwarten. Stattdessen geht es im Buch aber eher um eine Geschichte über die Wilde Jagd bzw. verkörperte Naturkräfte oder Kräfte der Jahreszeiten, die der Autor Kinder der Erde nennt. Das hat mich eigentlich positiv überrascht, da mir noch so gar nicht weihnachtlich zumute ist. Leider konnte mich aber die Geschichte des namenlosen Ich-Erzählers nur gelegentlich fesseln, und zwar immer dann, wenn es märchenhaft-mystisch zuging. Über weite Strecken verliert sich die Geschichte aber in einem simplen Jungen-Abenteuer. Zudem wurde hier für mich auch einiges an Potential verschenkt. Der Jahrmarkt, auf dem die Kinder der Erde zu finden sind, ist sehr technisiert und wenig mysteriös und auch eine hartnäckig auftauchende Indian (ein Motorrad) störte die Atmosphäre.
Außerdem war mir das ganze Konzept der Kinder der Erde zu uneinheitlich gestaltet. Hier purzeln englisch, französich, spanisch klingende Namen munter mit Latein gekreuzt durcheinander. Eine aus Asien stammende Naturkraft trägt einen eher spanisch oder französisch klingenden Namen...

Sprachlich bewegt sich der Autor auf angenehm hohen Niveau. Er pflegt die Angewohnheit, entgegen dem gewöhnlichen Satzbau häufig ein Adjektiv oder das Objekt des Satzes an den Anfang zu stellen. Dieses Stilmittels habe ich mich gelegentlich auch schon bedient. Hier fiel mir aber auf, dass das schnell redundant wirken kann.
Das Buch wird ergänzt durch eine Kurzgeschichte aus dem Universum der Kinder der Erde, die der Autor als Vignette bezeichnet und auch sicherheitshalber die Wikipedia-Erklärung des Begriffes dazuliefert. Dennoch fand ich diesen Begriff hier nicht so passend, und habe mich durch diese Nachlese zum Buch leider etwas durchquälen müssen.