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Benutzername: 
Fredhel
Wohnort: 
Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 1149 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2022
Der Wintermordclub
Beinßen, Jan

Der Wintermordclub


sehr gut

Lang, lang ist es her, dass in einer international konzertierten Aktion eine Größe im Drogenhandel dingfest gemacht werden konnte. Die führenden Köpfe dieses Unternehmens treffen sich seitdem einmal in der Adventszeit in dem netten kleinen Hotel, das damals Ort des Geschehens war. Sie leben ihre Heldentat noch mal in Gedanken und Gesprächen durch, ansonsten genießen sie die vorweihnachtliche Stimmung der Provence bei gutem Essen und Getränken. Außerdem messen sie ihren kriminalistischen Spürsinn bei einem Krimi-Dinner-Event. Nur ist es diesmal eine echte Leiche, der sie sich widmen müssen, und ausgerechnet auch noch ein Kollege aus ihrer Mitte.
Die Handlung wird wechselweise aus der Sicht eines Protagonisten erzählt, jedes Kapitel ist ein anderer dran. So lernt man die Teilnehmer intensiv kennen, erfährt viel über ihre sozialen Beziehungen (da gibt es ganz spezielle Ab- und Zuneigungen) und kommt auf diese Art der Lösung des Verbrechens immer näher.
Auch wenn mir das Setting und die Idee des Buches gut gefallen, so fehlt es mir etwas an Spannung. Die Handlung läuft ziemlich gradlinig voran und wirkt auf mich eher wie ein Roman als wie ein Krimi.

Bewertung vom 01.10.2022
Die Saphirkrone / Gargoyle Queen Bd.1
Estep, Jennifer

Die Saphirkrone / Gargoyle Queen Bd.1


ausgezeichnet

Gerade erst habe ich das spannende "Sense of Danger" ausgelesen, da bringt Piper schon die erste Folge der Gargoyle-Queen-Serie auf Deutsch heraus. Auf Englisch sind ja schon einige Folgen erhältlich.
Hier geht es um Gemma, die zukünftige Herrscherin von Andvari. In den Medien präsentiert sie sich ihrem Volk nur als schöne, oberflächliche Prinzessin, die Partys und Glamour liebt, was ihr den spöttischen Namen Glimma eingebracht hat.
Doch sie führt ein geheimes Doppelleben als Spionin im Dienste von Andvari. Unerkannt ermittelt sie aktuell in einem Bergwerk, aus dem große Mengen Erz gestohlen werden. Doch auch Prinz Leonidas aus Morta ist undercover in derselben Mission unterwegs. Von Kindesbeinen an sind die beiden Erzfeinde, doch das Schicksal zwingt sie zu einer Notgemeinschaft zusammen, in der einer den anderen beschützen muss.
Die Autorin hat wieder eine herrliche Welt erschaffen, in der man als Leser staunend spazieren geht. Der Plot ist zugegebenermaßen etwas einfach gestrickt nach dem Motto: Zwei schöne Königskinder hassen und lieben sich, aber dennoch folgt man der Handlung mit Spannung. 
Ebenso spannend ist der Werdegang Gemmas zu beobachten. Ist sie anfangs erst noch ein mutiger Teenager auf dem Weg zum Erwachsenwerden, so endet das Buch mit einer Frau, die endlich ihre Kräfte beherrschen kann und somit auch eine würdige Regentin in der Zukunft abgeben wird.
Das Buch ist natürlich in sich abgeschlossen, aber der Plot bietet noch sehr viel Nahrung für Fortsetzungen, sodass man gespannt sein darf.

Bewertung vom 01.10.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


sehr gut

Dieser Roman spielt um die Jahrhundertwende in der Hamburger Auswandererstadt. Die Autorin beschreibt hier authentisch die dort herrschenden Zustände, von den vielen Hunderten Menschen aus allen Regionen Europas, die in Amerika das Land ihrer Träume sahen, von den Ärmsten der Armen, die ihr ganzes Geld in eine Schiffspassage steckten.
In diesem Gewimmel freunden sich zwei sehr unterschiedliche Frauen miteinander an:
Claire, aus gutem Haus, verwöhnt, herrisch und Ava, bitterarm, fleißig und freundlich. Beide sind unglücklich verliebt, gehen aber sehr unterschiedlich mit der Situation um.  Der sympathischen Ava fliegen die Leserherzen sofort zu, aber Claire ist ein hoffnungsloser Fall, je mehr man von ihr erfährt. Eine schreckliche Frau, auch wenn man versteht, dass sie der Enge ihres Lebens entfliehen will.
Es gibt noch einen älteren Handlungsstrang, der während einer Schiffspassage spielt. Zwei schwangere Frauen freunden sich hier an und versuchen gemeinsam mit den schrecklichen Gegebenheiten fertig zu werden. Doch es geschieht Schreckliches.
Gegen Ende wird die Verbindung zwischen den vier Frauen angedeutet, aber der Leser wird im Dunkeln gelassen, wie es sich tatsächlich verhält. Deswegen gibt es von mir einen Punkt Abzug von einem ansonsten mitreißenden, lebendigen Romans.
Tanja Fornaro ist eine sehr gute Sprecherin für die Hörbuchversion.

Bewertung vom 29.09.2022
Stille blutet / Mordgruppe Bd.1
Poznanski, Ursula

Stille blutet / Mordgruppe Bd.1


sehr gut

Fina Plank arbeitet bei der Wiener Mordkommission. Sie ist neu in der Abteilung. Als Kollegen wird sie Oliver zugewiesen, der ein absolut unsympathischer Macho ist, der Fina bei jeder Gelegenheit in Verlegenheit bringt. Die beiden sollen nun eine unheimliche Mordserie aufklären, in dem die Opfer ihren eigenen Tod im Internet, ja sogar einmal live im TV ankündigen. Der von sich sehr eingenommene Tibor Glaser gerät schnell in den Fokus der Ermittlungen, sodass er sich gezwungen sieht, auf eigene Faust seine Unschuld zu beweisen. Dabei bringt er sich durch seine unüberlegten Handlungen immer mehr in die Bredouille. Die Auflösung ist ebenso unerwartet wie unglaubwürdig. Egal, denn spannend ist die Story trotzdem. Nicht aufgelöst wird allerdings die Stimme aus dem Off, die zwischendurch immer wieder mit ihren Gedankengängen auftaucht. Wer ist sie? Mit wem spricht sie? Was will sie? Weil exakt dieses Ende offen bleibt, will uns die Autorin wohl auf eine Fortsetzung vorbereiten. 
Schön, wenn Fina Plank dann wieder mit von der Partie ist. Sympathisch und fähig und mutig. Insgesamt ist die Mordkommission ein tolles Team, ausgenommen natürlich Oliver.
Der Krimi ist gut aufgebaut. Es gibt zwar viele Personen, doch sie kommen erst nacheinander ins Spiel. Man behält gut den Überblick. Auf den Mörder kommt man allerdings nicht so schnell. So soll es sein bei einem guten Krimi!

Bewertung vom 28.09.2022
Die Vergessene
Slaughter, Karin

Die Vergessene


ausgezeichnet

Ganz so aufregend wie "Ein Teil von ihr" ist die Fortsetzung nicht geworden, dennoch liest man hier einen spannenden Thriller, wieder mit Andrea Oliver als Hauptperson. Sie hat mittlerweile die gnadenlose Ausbildung zum Marshal erfolgreich beendet. Durch Einflussnahme ihres Onkels, dem Senator, ist ihr erster Einsatz im Heimatort ihres Vaters. Wenn es ihr gelänge, ihm nach all den Jahren den Mord an einem Teenager nachzuweisen, dann wäre er endgültig auf Lebenszeit hinter Gittern. Neben ihren Nachforschungen, die nur im Geheimen stattfinden dürfen, muss sie in erster Linie als Personenschützerin für eine betagte Bundesrichterin arbeiten. Beide Fälle scheinen ineinander verzahnt zu sein. Beide Fälle sind richtig spannend. Ich finde, dass Karin Slaughter sehr individuelle Charaktere erschafft. Sie haben keine künstlichen Marotten, sondern wirken wie echte Menschen, die man sich sehr gut vorstellen kann. Dadurch gewinnt das Lesen an Lebendigkeit. Als Slaughter-Fan kann ich einfach nur wieder verdiente 5 Lesesterne vergeben.

Bewertung vom 28.09.2022
Die Kaiserin
Griffis, Gigi

Die Kaiserin


sehr gut

Dieses Buch beschreibt eine kurze Lebensspanne der Kaiserin Elisabeth von Österreich. Es beginnt einige Wochen vor ihrem ersten Zusammentreffen mit Kaiser Franz Joseph und endet mit ihrer Hochzeit. Aus der Geschichtsschreibung wissen wir, dass sie keinen einfachen Charakter hatte, doch in diesem Buch wird uns ein junges Mädchen präsentiert, das mit dem Kopf durch die Wand will und dennoch oder vielmehr gerade deswegen das Herz des Regenten gewinnt. Die Handlung ist sehr gefühlslastig und wird meines Erachtens der geschichtlichen Vorlage nicht gerecht. Eigentlich handelt es sich hier um einen beliebigen Adelsroman, wie es schon viele gibt, nur dass die Hauptpersonen mit Namen der Geschichte belegt worden sind und geschichtliche Fakten am Rande beigesteuert werden. Wenn man keine großen Ansprüche an die Authentizität stellt, sondern Lektüre fürs Herz sucht, dann ist man hier genau richtig. Die Autorin schreibt flüssig und man gerät in den Sog von Sisis Romanze.

Bewertung vom 27.09.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Winter 1937 im japanischen Okamura: In der Hochzeitsnacht wird das Brautpaar brutal ermordet, wobei der Schlafraum von innen verriegelt ist. Eine klassische Krimikonstellation, wie man sie oft bei englischen Kriminal-Schriftstellern findet. Seishi Yokomizo, der Autor, ist ein grosser Fan von Agatha Christie. Fans von ihr werden sich also für "Die rätselhaften Honjin-Morde" begeistern können.
Aber alle anderen müssen sich darüber im Klaren sein, dass das Buch schon 1946 geschrieben worden ist und in meinen Augen nicht mehr so ganz in die heutige Zeit passt. Mir gefällt vor allem nicht die trockene Schreibweise, in der die Handlung und abschließend die Auflösung beschrieben werden. Die Menschen sind eher Statisten als lebendige Wesen, es fehlt an individuellen Charakterzügen. Hinzu kommt, aber dafür kann der Autor nichts, dass ich die Hörbuchversion vorliegen hatte. Man verliert durch die japanischen Begriffe und Namen sehr schnell den Überblick, auch wenn man sehr konzentriert zuhört. Man kennt es ja von Agathie Christie, dass selbst kleinste Details wichtig sind, wenn man mitraten will.
In dem Zusammenhang muss ich mal wieder den Sprecher Denis Moschitto loben, der mit unglaublicher Sicherheit selbst lange Fremdworte liest.
Das Hörbuch selbst möchte ich wegen oben genannter Gründe nicht weiterempfehlen, dafür ist die Handlung einfach zu komplex, als dass man durch reines Hören zum Verständnis käme.
Aber weil der Plot doch raffiniert ist, sehr logisch aufgebaut und die abschließende Auflösung nachvollziehbar, denke ich, dass Fans des guten alten englischen Locked-room Murder Mystery hier gut aufgehoben sind und ich gebe 4 Lesesterne.

Bewertung vom 19.09.2022
Inspektor Takeda und das schleichende Gift (MP3-Download)
Siebold, Henrik

Inspektor Takeda und das schleichende Gift (MP3-Download)


sehr gut

In Hamburg ist ein Staranwalt ermordet worden. Ein spannender Fall für Claudia und Ken, die wie gewohnt in traumwandlerischer Sicherheit den Spuren folgen. Sie schrecken auch nicht davor zurück, auch in höchsten Kreisen unliebsame Fragen zu stellen, auch wenn es sie die Karriere kosten könnte. Jedenfalls gibt es sichere Beweise, dass ein vierzig Jahre alter Mord in das aktuelle Geschehen involviert ist.
So fantastisch die beiden beruflich harmonieren, umso komplizierter ist ihre private Beziehung, weil Claudia trotz der gegenseitigen Anziehung sich nicht binden kann und will. Als Leser möchte man doch allmählich die beiden als Paar sehen.
Immer wieder ist schön, wenn Kens japanische Seite zum Vorschein kommt. Seine Einstellung, seine Erziehung, sein Können unterscheidet sich doch sehr von seinen deutschen Kollegen und bringt das gewisse Extra in die Handlung mit ein. 
Weniger gut gefallen mir die weitschweifigen Erklärungen zu Jazzmusik, die man in jeder Folge über sich ergehen lassen muss, auch wenn man sich nicht für diese Musikrichtung interessiert. Beim Print kann man das ja überlesen, aber im Hörbuch war ich dem Ganzen ausgeliefert.
Apropos Hörbuch: der Sprecher Denis Moschitto ist einfach klasse. Er verdeutlicht nur mit einem ganz feinen Zungen-R Kens ausländischen Akzent. Großartig. Ebenso beeindruckend ist seine flüssige Aussprache von japanischen Ausdrücken.
Wieder ein schöner Takeda-Krimi, mit kleinen Abstrichen sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 17.09.2022
SCHNEE
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


sehr gut

Mitten in Islands tiefstem Winter muss sich ein Rettungstrupp aufmachen, um 5fünf vermisste Wanderer zu suchen. Man findet nur noch ihre wenig bekleideten Leichen. Ein Handlungsstrang erzählt, wie es zu den tragischen Ereignissen gekommen ist. Ein anderer Handlungsstrang wird von der Teilnehmerin dieses Suchtrupps erzählt, die ein Haus bewohnt, in dem eine Familie früher ein tragisches Unglück erfahren hat und ein weiterer Plot erzählt von dem Leben eines Mannes, der zu eben dieser Familie gehört hat und nun in der Nähe in einer Radarstation arbeitet. Beide hören und sehen unerklärliche Phänomene, die auch beim Leser eine Gänsehaut erzeugen sollen. Man muss diese Art Mystery-Roman mögen, denn bei mir hat sich kein Gruseleffekt eingestellt, denn ich habe mich mehr auf die Wanderer fokussiert, die dann leider auch sehr schnell Unheimliches wahrnehmen.
Die Autorin kann wirklich gut und spannend erzählen, aber für mich gehört "Schnee" eher zu ihren schwächeren Werken. Handwerklich ist das Buch gut gemacht, bietet ein hohes Spannungspotenzial, aber ich finde es nur für einen speziellen Leserkreis empfehlenswert.

Bewertung vom 12.09.2022
Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2
Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2


ausgezeichnet

Erst hinterher habe ich gesehen, dass dieses Buch eine Fortsetzung ist. Man hat absolut keine Verständnisschwierigkeiten, wenn man Band Erst1 (Stay away from Gretchen) noch nicht gelesen hat, eher wird man neugierig auf diese Vorgeschichte.
Es geht um den Journalisten Tom Monderath, der plötzlich mit einem ihm unbekannten Halbbruder konfrontiert wird. Es bleibt nicht dabei, denn es tauchen noch mehr Halbgeschwister auf. Ein Albtraum beginnt, der ihn beruflich ruinieren könnte. Tom beginnt gezwungenermaßen mit Nachforschungen. Zu seinem tiefsten Entsetzen muss er erkennen, dass der Bruder seines Vaters im Nationalsozialismus gewissenlos medizinische Experimente an KZ-Insassinnen vorgenommen hat.
Tom ist ein sehr eindrucksvoller Protagonist, der eine große Bandbreite von Gefühlen zeigt, als sein Leben derart auf den Kopf gestellt wird. Auch die Personen in seinem engsten Umfeld sind Menschen mit eigenständigem Charakter, besonders Mutter Greta mit ihrer Demenz wird liebevoll skizziert. Die Autorin scheint sich mit dem Krankheitsbild gut auszukennen.
Sehr schön ist auch, dass sie durch Lieder oder Nachrichten zum Beispiel aus dem Radio die Handlung in der jeweiligen Zeit verankert. So wird aus einem Familienroman eine lebendige Zeitreise durch die deutsche Geschichte.
Die Erzählung dieser Familiengeschichte wird hervorragend von Vera Teltz vorgetragen, die großes Fingerspitzengefühl für Nuancen beweist und außerdem perfekt den "Kölsche Dialekt" in der wörtlichen Rede beherrscht.