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Frimada
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Rhein-Sieg-Kreis
Über mich: 
Mutter von 3 Kindern (Mädchen, 15 Jahre und Junge, 11 Jahre. Mädchen, 7 Jahre), Vielleserin!

Bewertungen

Insgesamt 729 Bewertungen
Bewertung vom 14.05.2021
Sommer der Träumer
Samson, Polly

Sommer der Träumer


gut

Beworben als "Der Nr. 1-Sunday Times-Bestseller" war ich sehr gespannt auf diesen Roman. Auch das Cover hat mich sofort angesprochen. Aber eine Rezension zu Schreiben, fällt mir nun schwer.

Kommen wir erst zum Positiven: Die Stimmung, die dieses Buch transportiert ist einfach wunderbar! Die Geschichte spielt in einem Sommer Anfang der 1960 Jahre auf der griechischen Insel Hydra, einer Künstlerkolonie. Die 18 jährige Erica verbringt dort den Sommer mit ihrem Bruder und ihrem Freund und lernt viele interessante und faszinierende Künstler kennen.
Das Leben, wie die Autorin es beschreibt, hat mich regelrecht aufgesaugt. Ich konnte die Hitze des Sommers spüren und habe das Buch in dieser Hinsicht total genossen. Am liebsten hätte ich sofort meinen Koffer gepackt und wäre nach Hydra gereist!

Aber, und da kommen wir zum negativen: Ich wurde mit dem Rest der Geschichte nicht warm. Ja, es war ein spannendes Leben, dass die ganzen Künstler auf dieser Insel geführt haben. Und die Autorin hat auch versucht, die einzelnen Charaktere zum Leben zu erwecken, aber irgendwie blieben sie für mich leider alle sehr oberflächlich. Besonders die Protagonisten Erica fand ich unsagbar langweilig! Und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sie irgendeine Entwicklung durchmacht.
Die junge Marianne, um die sich auch ein Großteil der Geschichte dreht, war mir total unsympathisch. Und irgendwann fand ich ihre ganze Art einfach nervig. Für mich ist auch die große Liebe zwischen ihr und Leonard (die extra nochmal im Nachwort hervorgehoben wird) nicht wirklich spürbar.
Alle Charaktere sind mir zu oberflächlich geblieben, und ich konnte zu keinem eine Beziehung aufbauen.

Mein Fazit: Die Stimmung, die beim Lesen aufkam, war wirklich toll. Ich habe sie genossen. Aber die Geschichte war langweilig, so dass ich das Buch bestimmt sehr schnell vergessen werde. Ein Bestseller ist es in meinen Augen nicht!

Bewertung vom 11.05.2021
Die Zeit ohne uns
Gerven, Rupert van

Die Zeit ohne uns


sehr gut

Dieses Buch erzählt die Lebens- und Liebesgeschichte von Herbert und Aaron. Herbert ist Kommunist und soll auf Wunsch seines Vaters Theologe werden, obwohl er selbst etwas ganz anderes will. Aaron ist Jude und verdient sein Geld als Dekorateur und mit "Liebesdiensten".

Die beiden verlieben sich 1927 ineinander und müssen diese Liebe ihr Leben lang verstecken. Zusätzlich tragen sie durch den zweiten Weltkrieg körperliche und seelische Wunden davon, verlieren sich und finden sich wieder...

Die Geschichte ist berührend und emotional. Anfangs fand ich den Schreibstil gewöhnungsbedürftig. Ich empfand ihn irgendwie als "holprig", habe mich aber schnell daran gewöhnt. Und dann gemerkt, dass dieser Schreibstil die Geschichte unheimlich weiter trägt.

Ein Buch, das mir sehr gut gefallen hat!

Bewertung vom 04.05.2021
Eine geheime Akademie / Tale of Magic Bd.1
Colfer, Chris

Eine geheime Akademie / Tale of Magic Bd.1


gut

Dieses Buch habe ich gemeinsam mit meinem fast 13 jährigen Sohn gelesen. Er ist ein großer Fantasy Fan und liebt vor allem Buchreihen wie Woodwalkers oder Warrior Cats etc. Da "Tale of Magic" deutlich als Beginn einer neuen Reihe gekennzeichnet war und gut in sein Lieblingsgenre passt, haben wir uns entschieden, es zu lesen.

Da wir die Reihe "Land of stories" bisher nicht kannten, dauerte es etwas, bis wir raushatten, dass dieses Buch so etwas wie die Vorgeschichte dazu ist. Und es gab bei uns dadurch natürlich auch keinen Aha-Effekt bei irgendwelchen Figuren. Ich denke, man muss die andere Reihe nicht zuerst gelesen haben, kann mir aber gut vorstellen, dass "Tale of Magic" dadurch gewinnt, wenn man z.B. eine der Figuren in ihrer Kindheit und Jugend erkennt und erlebt.

Mein Sohn und ich fanden beide das Buch am Anfang sehr langweilig. Ungefähr das erste Drittel zog sich sehr hin, und es dauerte lange, bis sich Spannung aufbaute. Wenn die Geschichte einmal an Fahrt aufgenommen hat, bleibt man auch am Ball, aber mein Sohn war ein paarmal aus Langeweile versucht, es abzubrechen. Wir haben es dann aber doch zu Ende gelesen, sind uns aber einig, die Reihe nicht weiterlesen zu wollen, auch wenn das Buch durchaus ein paar schöne Stellen hat.

Es ist leicht zu lesen und greift auch eine Menge Dinge auf, über die man mit Kindern unbedingt sprechen sollte (wie Diskriminierung, Vorurteile etc.), aber so wirklich überzeugen konnte es uns nicht.

Bewertung vom 04.05.2021
Brüste und Eier
Kawakami, Mieko

Brüste und Eier


sehr gut

Dieses Buch macht natürlich erstmal über seinen markanten Titel auf sich aufmerksam. Und tatsächlich passt der Titel auch sehr gut, denn im Großen und Ganzen dreht sich in diesem Roman alles um Brüste und Eierstöcke.

Als Leser wird man in das moderne Japan entführt, die Protagonistin Natsuko erzählt aus ihrem Leben. Und aus dem Leben ihrer Schwester, einer alleinerziehenden Mutter, die als Hostess arbeitet und darauf fixiert ist, sich einer Brust OP zu unterziehen, um sich dem gängigen Schönheitsideal anzupassen. Darum dreht sich in ihrem Leben gerade alles - während die Beziehung zu ihrer 12 jährigen Tochter Midoriko von großer Distanz geprägt ist. Diese äußert sich auch darin, dass Midoriko nicht mehr mit ihr redet.

Während die Mutter sich mit ihren Brüsten beschäftigt, dreht sich Midorikos Leben und Gedanken gerade voll um die Pubertät und die Veränderungen ihres Körpers, mit denen sie noch nicht zurechtkommt. Da sie aber niemanden zum Reden hat, schreibt sie Tagebuch - so dass wir Leser ihre Gedanken und Gefühle erfahren können.

Im zweiten Teil des Buches geht es dann hauptsächlich um Natsuko selbst. Ende 30, kinderlos und unsicher über ihre Rolle in der Gesellschaft. Sie beschäftigt sich intensiv mit dem Thema künstliche Befruchtung und verschafft uns Lesern damit einen intensiven Einblick in die japanische Gesellschaft.

Während ich die Geschichten von Natsuko und ihrer Familie alleine eher langweilig gefunden hätte, hat die Autorin es durch diese Frauen geschafft, ein sehr klares Bild der Frau in der modernen japanischen Gesellschaft zu zeichnen. Sehr detailliert und anschaulich erweckt sie die für mich fremde Kultur zum Leben. Und dieses Leseerlebnis fand ich wirklich gut.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir auch sehr. Er ist schnörkellos, auf den Punkt gebracht und ehrlich. Und während sie über Themen schreibt, über die man in Japan eher nicht spricht, bringt sie sie genau auf den Punkt. Das hat mich wirklich beeindruckt.
Ich denke, den Namen Mieko Kawakami sollte man sich merken.

Bewertung vom 04.05.2021
Der Mann im roten Rock
Barnes, Julian

Der Mann im roten Rock


weniger gut

Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem Schreibstil von Julian Barnes unheimlich schwergetan habe. Grundsätzlich fand ich die Story des Buches interessant - wie im Klappentext beschrieben, erfährt man viel über den Arzt Pozzi und das Leben in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg in Paris. In all seiner Dekadenz.

Ich mag gut und ausführlich ausgearbeitete Charaktere, aber hier war mir das definitiv zu viel des Guten. Nicht nur über Pozzi erfährt man sehr viel, auch über einige andere Charaktere, zum Teil auch bekannte und berühmte Persönlichkeiten. Aber ich habe mich während des Lesens oft gefragt, ob diese Schwemme an Informationen jetzt wirklich nötig waren. Zum Teil geht dadurch fast die Geschichte, zumindest aber der rote Faden verloren und ich habe mich phasenweise gefühlt, als würde ich ein Lexikon lesen, keinen Roman.

Ich fand das Buch zum größten Teil anstrengend zu lesen, so dass bei mir auch kein wirklicher Lesefluss aufkam. Ich habe ein paar Mal aufgeben wollen, habe es dann aber doch beendet. Für mich war es einfach nichts.

Bewertung vom 01.05.2021
Lisa & Eliaz
Borchel, Marcus

Lisa & Eliaz


sehr gut

Da ich als Lyrikerin natürlich zugreifen muss, wenn es um Gedichte geht, habe ich mir dieses Buch von Marcus Borchel gekauft.

Und ich muss sagen, ich war total überrascht über die Texte, die ich darin gefunden habe!

Der erste Teil des Buches besteht aus Gedichten, zum größten Teil in Reimform geschrieben. Sehr faszinierend finde ich, dass diese Gedichte in ihrer Machart sehr an Klassiker wie von Theodor Storm erinnern. Es gibt aktuelle Themen, aber ebenso fiktive. Viele Gedichte erzählen eine ganze Geschichte.

Die Essays im zweiten Teil des Buches sind völlig anders. Wenn man es nicht besser wüsste, könnten sie von einem völlig anderen Autor sein.

Egal, ob ein autobiographisches Essay oder eines mit politischen oder gesellschaftskritischen Themen – der Autor spricht alles aus. Auch Gedanken, die manchmal etwas radikal anmuten oder in unserer Gesellschaft eher unter den Tisch gekehrt werden oder über die man höchstens privat spricht.

Mir hat das ausgesprochen gut gefallen. Ich muss nicht in allem die Ansichten des Autors teilen, aber wie er seine Essays geschrieben hat, finde ich richtig gut.

Ein Buch, ganz anders als erwartet. Aber auf jeden Fall eine Empfehlung wert!

Bewertung vom 30.04.2021
Amari und die Nachtbrüder / Amari Bd.1
Alston, B. B.

Amari und die Nachtbrüder / Amari Bd.1


sehr gut

Meine Söhne und ich haben uns sehr auf dieses Buch gefreut. Schon das Cover hat uns richtig gut gefallen und der Klappentext hat uns sofort angesprochen.

Beim Lesen kam dann leider etwas Ernüchterung auf, denn die Geschichte erinnert extrem oft an Harry Potter. Sei es die übernatürliche Welt, die unbemerkt neben der normalen Welt existiert (Zauberer und Muggel), als auch die Protagonistin, die aus ärmlichen Verhältnissen kommt und in der Schule gemobbt wird und nicht weiß, dass sie "magisches Blut" in sich hat über die Oberbehörde (Ministerium für Zauberei und Hexerei), Spezialagenten (Auroren), magische Gefängnisse (Askaban) usw. Diese Liste könnte ich noch um einige Punkte ergänzen.

Anfangs hat uns das beim Lesen ganz extrem gestört, und wir haben ernsthaft darüber nachgedacht, das Buch deswegen nicht zu Ende zu lesen, haben uns aber anders entschieden.

Und zwar, weil es wirklich toll geschrieben ist. Und weil der Autor mit der Protagonistin Amari wirklich einen großartigen Charakter erschaffen hat. Es ist klasse, dass es sich um ein Mädchen of color handelt, dass aus ärmlichen Verhältnissen kommt und deshalb immer wieder mit Vorurteilen und Mobbing konfrontiert ist. Und der es aber zum Ende her gelingt, an sich selbst zu glauben und die niemals aufgibt. Solche Protagonisten brauchen Kinderbücher unbedingt!

Die Geschichte ist sehr gut geschrieben, der Spannungsaufbau absolut gelungen. Das Finale ist nicht ganz so actionreich und spektakulär wie erhofft, passt aber von der Story sehr gut. Es gibt immer wieder überraschende Wendungen und die Charaktere sind alle wirklich gut ausgearbeitet. So gut, dass es echt schwierig ist, ihre Absichten zu erkennen und ihnen Gut/Böse Stempel zu verpassen. Was uns auch gut gefallen hat, ist der Humor. Vor allem die Fahrstühle sind der Knaller!

Es hat uns im Endeffekt so gut gefallen, dass wie über die extrem vielen Harry Potter Parallelen hinwegsehen und 4 von 5 Sternen vergeben.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2021
Jesus, die Milch ist alle
Goebel, Jonas

Jesus, die Milch ist alle


weniger gut

Titel und Cover des Buches fand ich direkt ansprechend. Das Thema Glaube und Kirche ist eines, das mich in meinem Leben sehr interessiert. Und ich finde eine Modernisierung der Kirche dringend notwendig.
Da dieses Buch von einem jungen Pastor geschrieben wurde, hatte ich mir vorgestellt, dass er eine humorvolle Geschichte verfasst hat, in der er Jesus aber auch ein paar moderne Ideen durchdenken lässt. Aber leider hat das Buch meine Hoffnung nicht wirklich erfüllt.

Der Anfang der Geschichte war vielversprechend und auch wirklich zum Schmunzeln. Jesus und Martin Luther stehen plötzlich vor der Tür eines jungen Pastors und seiner Freundin und beschließen, dort ab nun zu wohnen. Die vier bilden also eine WG, was natürlich die perfekte Grundlage ist, Zeit miteinander zu verbringen und Gespräche zu führen. Das hat mir echt gut gefallen, die Babsis war vielversprechend. Aber für mich ging es leider nicht so gut weiter.

Zum einen fand ich sowohl Jesus als auch Martin Luther echt unsympathisch. Ich weiß nicht, ob Luther als realer Mensch auch so war, weil ich katholisch bin und mich mit Luther als Person nie beschäftigt habe, aber irgendwie finde ich ihn in diesem Buch total überflüssig. Es hätte nichts gefehlt, wenn man ihn einfach weggelassen hätte.

Jesus wurde auf "modern" gemacht, was meiner Meinung nach aber auch nicht wirklich gelungen ist. Denn eigentlich schiebt er nur die Arbeit, weswegen er zurück gekommen ist vor sich her und verbringt seine Zeit lieber vor der Playstation. Das erinnert eher an einen pubertären Jungen, der keinen Bock auf Schule hat als einen modernen Jesus. Auch die Jugendsprache, die der Autor ihm zugedacht hat, gefällt mir nicht. Modern muss ja nicht gleich primitiv sein.

Es gibt immer mal wieder Gespräche mit Jesus. Über Gott, den Himmel, seine Ansichten zur Klimakrise usw. Die fand ich im Buch tatsächlich am interessantesten. Leider sind das aber viel zu wenige und bleiben zu oberflächlich. Es gibt auch ein paar sehr schöne Stellen in dem Buch (z.B. wenn Jesus Fähigkeit beschrieben wird, sich auf die Menschen einzulassen), aber auch das sind zu wenige.

Mein Fazit: Tolle Idee, aber man hätte viel mehr daraus machen können. Schade! Das Buch wird bei mir mit Sicherheit sehr schnell in Vergessenheit geraten.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2021
Die Welt, von der ich träume
Pavlenko, Marie

Die Welt, von der ich träume


gut

Meine Kinder sind sehr interessiert an Umweltschutz und mögen auch gerne Utopien, aber bei diesem Buch ist ihnen der Einstieg alleine sehr schwer gefallen.

Man liest die Geschichte des Mädchens Samaa, die mit ihrem Volk in einer Wüste lebt. Bäume sind sehr selten in dieser Welt und werden von den Jägern gesucht und gefällt, um das "Oltz" an Großstädte zu verkaufen. Auch andere Pflanzen und Tiere gibt es nicht (mehr), Wasser muss in Gelform gekauft werden. Es wird also relativ schnell klar, dass diese Geschichte in der Zukunft spielt. Man erfährt aber im ganzen Buch nicht, wie es zu so einer Zukunft gekommen ist. Ich gehe also davon aus, dass die Autorin es als gerade Entwicklung unser Gegenwart versteht.

Es gibt in Samaas Dorf eine Älteste, die noch weiß, wie die Welt früher ausgesehen hat. Sie versucht auch immer wieder, den anderen klar zu machen, dass Bäume Leben bedeuten und nicht alle gefällt werden sollen. Aber Samaa und die anderen Dorfbewohner halten sie für verrückt. Erst als Samaa versucht, den Jägern zu folgen und alleine an/in einem Baum um ihr Überleben kämpfen muss, versteht sie die Worte der Ältesten und begreift, dass sie Recht hat.

Und bei der Ältesten des Dorfes fingen unsere Schwierigkeiten mit diesem Buch an. Älteste sind im Normalfall die Weisen eines Dorfes. Meine Kinder konnten nicht nachvollziehen, warum nicht jeder Generation von Anfang an erzählt wurde, wie die Welt früher war und wie man sie so zerstört hat, dass sie nun ist wie sie ist.. Anscheinend weiß die Älteste ja entweder aus Erzählungen oder ihrer eigenen Vergangenheit davon. Es war für uns also nicht nachvollziehbar, warum dieses Wissen in diesem Dorf nicht weitergegeben wurde. Gerade meine Jungs fanden diesen Aspekt des Buches sehr unbefriedigend und völlig unlogisch.

Sehr gut gefallen hat uns dagegen der Teil der Geschichte, in dem Samaa selbst erlebt, wie wichtig Bäume sind. Sie entdeckt eine Wasserquelle in der Nähe, der Baum spendet ihr Schatten und Schutz vor Tieren, wenn sie in seine Krone klettert. Der Baum wird bevölkert von Insekten und er verstreut Samen, aus denen neue Bäume wachsen. Außerdem kann Samaa aus den Ästen und Blättern nützliche Dinge, wie eine Schiene für ihren verletzen Knöchel und eine Hängematte und Seile herstellen. Dieses Entdecken, nachdenken und verstehen hat die Autorin spannend und nachvollziehbar verpackt. Auch die Veränderung, die diese Erfahrungen in Samaa bewirken, werden gut verdeutlicht.

Fazit: Das Buch hat einige Schwächen, besonders was Hintergrundinformationen angeht, wodurch ungefähr das erste Drittel des Buches ein wenig langweilig ist. Aber nachdem die Geschichte irgendwann Fahrt aufgenommen hat, wird sie wirklich gut!

Bewertung vom 15.04.2021
Do legst di nieda!
Alof, Stephan Maria

Do legst di nieda!


ausgezeichnet

Dieses Buch möchte ich allen Menschen empfehlen, die - wie ich - zwar an Gott glauben, aber mit der Kirche hadern.

Der Autor dieses Buches wäre gerne katholischer Priester geworden, dieser Weg wurde ihm aber aufgrund seiner Homosexualität verwehrt. Dennoch engagiert er sich schon sein Leben lang in der Kirche, um die Kirche moderner zu gestalten. Und vor allem nimmt er in diesem Buch kein Blatt vor den Mund, was Kritik angeht.

Er verurteilt ganz deutlich den Mißbrauch und das Vertuschen, den Pomp und die Machtgier und das Festhalten an alten Strukturen. Er zeigt deutlich, dass Kirche auch anders sein kann. Dass sie so sein kann, dass Menschen gerne in die Kirche gehen, gerne Gottesdienst feiern. Und er hat eine Menge Ideen, wie sich die Kirche ändern muss, damit dies geschehen kann. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Ich habe mich selber als Kind gerne in der Kirche engagiert, war in Kindermessvorbereitungskreisen, habe in diversen Kirchenchören gesungen usw. Aber irgendwann bin ich aus meiner Heimatgemeinde weggezogen und habe es nicht geschafft, in einer neuen Gemeinde Anschluss zu finden.
In der Kommunionvorbereitung meines Sohnes habe ich als Katechetin gearbeitet und dabei deutlich gemerkt, wie Kirche funktioniert. Man muss schleimen und in Popos kriechen, um überhaupt gesehen zu werden. Bloß keine Kritik üben! Und auf jeden Fall alles immer genauso machen, wie es vorgegeben ist, bloß nicht auf die Kinder eingehen. Auf keinen Fall irgendwas ändern - und wenn, dann nur heimlich.
Daraufhin habe ich mich wieder abgewandt von der Kirche, gebe ich zu.

Und genau deshalb hat mir dieses Buch hier wirklich gefallen! Es sind persönliche Erfahrungen des Autors, aber ebenso Einblicke in Kirchenstrukturen und veraltete Regeln. Er hebt einfach mal eine ganze Menge Teppiche hoch, um das hervorzuholen, was darunter gekehrt wurde. Auf so ein Buch habe ich lange gewartet.

Und ich habe gespürt: Gäbe es hier eine Gemeinde wie Sankt Max (die Gemeinde des Autors), würde ich mit Freude in die Kirche gehen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.