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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 10.05.2016
Moffenkind
Böhm, Jörg

Moffenkind


ausgezeichnet

Jörg Böhm beginnt „Moffenkind“ mit einem kurzen, aber grausigen Prolog – ein Mädchen, das im Jahr 1995 auf der Suche nach einer Wahrheit ist, wacht in totaler Dunkelheit auf – sie wurde lebendig begraben.

Nach einem Zeitsprung in das Jahr 2015 lernt man die unterschiedlichen Akteure dieser Geschichte kennen, allen voran Wilhemina Nissen, die auch mit ihren fast 90 Jahren als Oberhaupt der Hamburger Kaffeerösterei Nissen & Brook die Geschicke des Familienunternehmens lenkt. Um ihren Geburtstag zu feiern, hat Wilhelmina zu einer Luxuskreuzfahrt eingeladen – neben ihren Verwandten sind noch weitere Gäste mit von der Partie, die in der Zukunft von Nissen & Brook eine Rolle spielen sollen. Außerdem hat Wilhelmina eine Überraschung im Gepäck: Sie will ein jahrzehntelang gehütetes Geheimnis lüften…

„Mof“ ist in den Niederlanden eine abwertende Bezeichnung für einen Deutschen. Als „Moffenkinder“ wurden die Kinder niederländischer Frauen beschimpft, die sich mit Wehrmachtssoldaten eingelassen hatten – das schlimme Schicksal dieser Frauen und Kinder bilden den Hintergrund zu Jörg Böhms fesselndem Kreuzfahrtkrimi „Moffenkind“.

Jörg Böhm wartet mit sehr ausführlichen und detailreichen Beschreibungen und Schilderungen auf. Nicht nur das Kreuzfahrtschiff selbst wird mit allem, was es zu bieten hat, prima dargestellt, sondern auch die während der Reise besuchten Städte Southampton, Le Havre, Zeebrügge und Amsterdam werden mit ihren jeweiligen Sehenswürdigkeiten toll in Szene gesetzt.

Die Krimihandlung ist verzwickt und verwinkelt – ein Geflecht aus Geheimnissen und Lügen, aus Schuld, Gräuel und Mord, aus dunkler Familiengeschichte und Kriegswirren, aus vergangenen Ereignissen und aktuellem Geschehen.
Der Leser erhält Einblicke in ein Tagebuch, von einem nicht benannten Mädchen während des Zweiten Weltkriegs geschrieben. Man begegnet dem Mörder, der eiskalt jeden aus dem Weg räumt, der ihm und seinen Interessen in die Quere zu kommen droht.
Im Verlauf der Handlung prasseln immer mehr Einzelheiten auf den Leser ein, es gibt einige Verwicklungen und Wendungen und erst zum Schluss offenbart sich die ganze Wahrheit mit allen Motiven und Hintergründen.

Mir hat „Moffenkind“ sehr gut gefallen. Der Krimi lässt sich nicht nur angenehm zügig lesen und bietet von der ersten bis zur letzten Seite spannende Unterhaltung, sondern lädt den Leser auch zum Miträtseln und Mitgrübeln ein. Ein tolles Lesevergnügen.

Bewertung vom 04.05.2016
Krumme Gurkerl
Forster-Grötsch, Marion

Krumme Gurkerl


ausgezeichnet

Marion Forster-Grötsch beginnt ihren Altmühltal-Krimi „Krumme Gurkerl“ mit einem kurzen Prolog - eine Frau will sich für eine Jahre zurückliegende Tat rächen und hat ihr Opfer bereits fest im Griff. Mehr erfährt man an dieser Stelle nicht.

Als nächstes begegnet man Hermann, der lustlos auf einem Touristendampfer Matrosendienst schiebt. Er ist mürrisch und grummelig, die Ausflügler nerven ihn, er will endlich Feierabend machen. Bei einem letzten Kontrollgang bemerkt er auf dem unteren Deck einen regungslosen Passagier – dieser ist nicht betrunken, wie Hermann zunächst vermutet, sondern mausetot. Ermordet, wie schnell feststeht…

Marion Forster-Grötsch schickt in diesem Krimi zwei ganz und gar unterschiedliche Kommissare ins Rennen: Max Spenninger ist ein rundgewachsener, gemütlicher Familienvater, der es gerne bequem hat. Alex Brandl dagegen ist ein sportlicher, arroganter Frauenheld, der nichts anbrennen lässt. Die beiden Ermittler sind sich nicht immer einig, aber wenn es darauf ankommt, ziehen die beiden an einem Strang.
Gut gefallen hat mir auch Irene Mayer von der Spurensicherung – zwischen ihr und Alex kommt es immer wieder zu herrlichen Wortwechseln.

Erste Ermittlungen in dem Mordfall ergeben, dass die Täterin aussah wie die Madonna in Michelangelos Jüngstem Gericht. Während die Ermittler noch über die Hintergründe grübeln, geschieht ein zweiter Mord und allen wird klar, dass die Zeit drängt, denn in Kelheim macht eine Frau in Madonnenverkleidung Jagd auf junge Männer…

Zwischenmenschliche Beziehungen und private Angelegenheiten der Ermittler fügen sich ohne aufgesetzt zu wirken in den Ablauf der Handlung ein und lockern die eigentliche Krimihandlung auf. Eine Extraportion Schwung bekommt das Geschehen durch die zum Teil in Mundart geschriebenen Dialoge.

„Krumme Gurkerl“ lässt sich angenehm zügig lesen und bietet durch die gelungene Verknüpfung von Spannung und Humor beste Unterhaltung.

Bewertung vom 03.05.2016
Engelsspiel
Schuker, Klaus

Engelsspiel


ausgezeichnet

Daniel Schönwind fährt spätabends nach einer Betriebsfeier nach Hause. An einer Bushaltestelle stoppt er kurz und nimmt er eine Anhalterin mit. Die junge Frau verführt ihn zu wildem Sex. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Daniel noch nicht, dass er das Opfer eines miesen Spiels geworden ist, das ihn und seine Familie an den Rand eines Abgrundes drängen wird…

Klaus Schuker hat mich mit „Engelsspiel“ von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt. Die Geschichte wird flüssig und spannend erzählt, der gesamte Handlungsverlauf ist gut durchdacht und ausgefeilt und die Spannungskurve bleibt durchgehend auf einem hohen Niveau.

Der Krimi startet mit einem recht harmonisch wirkenden Familienleben – doch nach den ersten Seiten wird klar, dass diese Beschaulichkeit trügerisch ist. Daniel und seine Lebensgefährtin Karin haben sich auseinander gelebt. Daniel ist kein Kind von Traurigkeit, er hat immer wieder Affären. Nur die gemeinsame Tochter Ramona hält die Beziehung noch zusammen.

Die 17-jährige Janina Heitmann ist bildhübsch und steht kurz vor dem Abitur. Dennoch ist sie nicht die ideale Tochter, die ihre Eltern gerne hätten. Janina hat ihren eigenen Kopf, macht was sie will. Das bringt zu Hause eine Menge Ärger mit sich. Diesem Ärger versucht Janina mit Lügen und Heimlichkeiten aus dem Weg zu gehen.

Nach der kurzen Vorstellung der Akteure findet das folgenschwere Zusammentreffen zwischen Daniel und Janina statt und damit ist die Spannung schlagartig da.
Es gelingt Klaus Schuker hervorragend zu vermitteln, was die Akteure nach Janinas hinterhältiger Inszenierung durchmachen. Besonders der Strudel aus Emotionen, den Daniel durchlebt, nachdem die Kripo ihn mit dem Vergewaltigungsvorwurf konfrontiert, wird mitreißend geschildert. Auf Ungläubigkeit folgt Entsetzen und Verzweiflung, dann purer Zorn, als Daniel begreift, dass er reingelegt wurde. Doch alle Indizien sprechen gegen ihn, er hat keine Chance.

Janina lässt sich währenddessen von allen bemitleiden und hält dabei eiskalt und skrupellos ihr Lügengespinst aufrecht. Ich habe Seite um Seite darauf gelauert, dass ihr jemand auf die Schliche kommt, doch sobald jemand kleinste Zweifel an ihrer Geschichte hat, wartet Klaus Schuker mit einer Wendung auf, die das Geschehen wieder zugunsten von Janina dreht.

Daniel Schönwind ist wahrlich kein Sympathieträger, dennoch zieht er den Leser schnell auf seine Seite. Man bangt und hofft mit ihm, wünscht ihm, dass er es schafft, seine Unschuld zu beweisen. Er kann den Verlauf der Dinge nicht aufhalten. Die Gerüchteküche brodelt, seine Familie hält dem Druck nicht stand und verlässt ihn, er verliert seinen Job, stürzt vollends ab. Rachegedanken werden lauter und lassen ihn einen perfiden Plan schmieden - Daniel hat nichts mehr zu verlieren und genau so rücksichtslos handelt er auch. Verrückt. Aber irgendwie auch gut.

„Engelsspiel“ hat mich mit der fesselnden Handlung und den echt und glaubwürdig wirkenden Geschehnissen durchweg begeistert. Ein rundum spannendes Lesevergnügen.

Bewertung vom 27.04.2016
Die Feinde der Hansetochter
Weiß, Sabine

Die Feinde der Hansetochter


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Die Feinde der Hansetochter“ nimmt Sabine Weiß den Leser mit auf eine Reise in die Welt der Hanse und erzählt von den ereignisreichen Erlebnissen einer Kaufmannsfamilie aus Lübeck.

Die Autorin hat die historischen Ereignisse zwischen Juni 1379 und Juli 1385 mit einer facettenreichen fiktiven Handlung zu einer spannenden Geschichte verknüpft und ein sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet.

Sabine Weiß bietet dem Leser nicht nur einen interessanten Einblick in das tägliche Leben im 14. Jahrhundert und in die Arbeit der Hansekaufleute, sondern beleuchtet außerdem das politische und gesellschaftliche Geschehen der Zeit. Neben den Hansetagen sind auch die Weberaufstände in Flandern, die Knochenhaueraufstände in Lübeck, die Kreuzzüge des Deutschen Ordens und weitere historische Begebenheiten Themen in diesem Roman.

Das Leben der Familie Vanderen ist aufregend und lebhaft, voller Abenteuer und spannender Ereignisse. Ruhige und romantische Momente sind für Henrike und Adrian selten. Die beiden haben viele Hindernisse zu bewältigen, müssen Rückschläge in Kauf nehmen, haben mit boshaften Machenschaften und fiesen Intrigen zukämpfen und sind hinterhältigen Anschlägen auf Leib und Leben ausgesetzt - denn Henrikes untergetauchter Vetter Nikolas sinnt auf Rache und macht seinen Lübecker Verwandten das Leben schwer.

Henrike und ihre Erlebnisse stehen zwar im Mittelpunkt dieser Geschichte, aber auch ihr Bruder Simon nimmt einen großen Part der Handlung ein.
Simon träumt davon, eines Tages in den Dienst des Deutschen Ordens zu treten - als Eintrittskarte soll ihm ein Gerfalke dienen, der von den Rittern für die Beizjagd sehr geschätzt wird. Simon reist nach Island, um dort einen der begehrten Falken zu kaufen und gerät in arge Schwierigkeiten.

Die Darstellung der Schauplätze und die Schilderung der Geschehnisse sind Sabine Weiß ausgezeichnet gelungen – man kann der Geschichte trotz unterschiedlicher, ständig wechselnder Handlungsorte und einer Vielzahl an Akteuren bestens folgen und verliert zu keiner Zeit den Überblick.
Neben Lübeck werden auch Gotland, Brügge, Bergen und Island ganz wunderbar in Szene gesetzt - die Besonderheiten dieser Orte werden von der Autorin sehr anschaulich beschrieben, so dass man sich die unterschiedlichen Reiseziele der Kaufleute gut vorstellen kann und von der jeweils vorherrschenden Atmosphäre schnell eingefangen wird.

Die Figuren bilden eine bunte Mischung. Sowohl fiktive wie auch historische Personen werden vielschichtig dargestellt und bekommen schnell ein Gesicht, selbst Nebenfiguren wie Henrikes Base Katrine oder die Magd Berthe wirken in ihren Rollen überzeugend.

Der lebendige, flüssige Schreibstil und die wundervoll bildliche Erzählweise lassen „Die Feinde der Hansetochter“ zu einem echten Highlight werden. Mir hat das Lesen dieses historischen Romans mit den spannenden Einblicken in die Welt der Hanse sehr großen Spaß gemacht. Ein tolles, intensives Leseerlebnis.

Bewertung vom 27.04.2016
Ausgeleuchtet
Kunz, Gunnar

Ausgeleuchtet


ausgezeichnet

Berlin, 1926. Im Deutschen Theater wird Emily Sydow von einem herabfallenden Scheinwerfer erschlagen – Mord, wie schnell feststeht. Genauso schnell ist allen klar, dass das Attentat nicht Emily galt, sondern Nora Dernburg. Kommissar Gregor Lilienthal beauftragt seine Frau Diana und seinen Bruder Hendrik, sich genauer im Theater umzusehen, doch einen weiteren Anschlag auf Noras Leben können sie nicht verhindern…

„Ausgeleuchtet“ ist bereits der fünfte Fall für die Lilienthals – und auch in diesen Krimi hat mich das aufgeweckte Ermittlertrio durchweg begeistert.

Was für ein Theater im Theater! Schauspiel nicht nur auf der Bühne, sondern nicht minder dramatisch auch hinter den Kulissen. Kein fröhliches Miteinander, hier herrschen Neid, Eifersucht, Hinterlist und Heuchelei.

Die Spurensuche erweist sich für die Ermittler als sehr knifflig. Der Kreis der Verdächtigen ist groß, denn so mancher im Ensemble hätte einen Grund, Nora Dernburg den Garaus zu machen. Außerdem ist das Beziehungsgeflecht zwischen den Theaterleuten sehr verworren und für Außenstehende kaum zu durchschauen. Hendrik und Diana müssen ihr ganzes detektivisches Geschick auffahren, um dem Täter auf die Schliche zu kommen.

Auch das ganze Drumherum um den spannenden Kriminalfall hat mir sehr gut gefallen. Gunnar Kunz ermöglicht dem Leser interessante Einblicke in die Welt des Theaters - die besondere Magie des Schauspielens wird genauso hervorgehoben, wie die vielfältigen Eigenheiten und Marotten der Schauspieler.
Auch die Beschreibungen von Zeit und Ort sind ausgezeichnet gelungen – der Autor katapultiert den Leser direkt ins Berlin der 1920er Jahre. Das politische und gesellschaftliche Geschehen während der Weimarer Republik wird bestens mit der Krimihandlung verwoben.

„Ausgeleuchtet“ lässt sich angenehm zügig lesen und bietet von der ersten bis zur letzten Seite spannende Unterhaltung - ich konnte prima mit den Ermittlern miträtseln und mitgrübeln.

Bewertung vom 18.04.2016
Miss Wattenmeer singt nicht mehr / Ostfriesen-Krimi Bd.3
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Miss Wattenmeer singt nicht mehr / Ostfriesen-Krimi Bd.3


ausgezeichnet

Neuharlingersiel. Es ist Sommer in Ostfriesland und damit Zeit für die Schlickschlittenrennen-Wältmeisterschaft in Greetsiel. Henner, Rudi und dessen Sohn Sven haben gemeinsam mit Fischzüchter Reent Dönnerschlach als „die Daltons“ teilgenommen und einen hervorragenden dritten Platz erzielt. Die Freude über die Bronzemedaille endet jäh, als Reent auf seine Fischfarm zurückkehrt und seine Frau tot im Stör-Becken findet – Aleke wurde ermordet, wie schnell feststeht…

„Miss Wattenmeer singt nicht mehr“ ist bereits der dritte Ostfriesen-Krimi mit Dorfpolizisten Rudi, Postboten Henner und Lehrerin Rosa in den Hauptrollen - und wieder hat mich das aufgeweckte Ermittlertrio begeistert. Besonders Rosa geht ein weiteres Mal beherzt und unerschrocken zu Werke, um dem Täter auf die Schliche zu kommen – und rutscht dann ganz unversehens in eine für sie sehr brenzlige Situation.

Am besten hat mir der lässige Umgangston zwischen den Akteuren gefallen, die Dialoge sind frisch und schwungvoll und lassen die Handlung stets echt und lebendig wirken. Außerdem versprühen die Figuren mit ihren Eigenheiten ganz viel gute Laune. Der Humor ist unverfälscht und natürlich und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt.

Ganz hervorragend gelungen sind Christiane Franke und Cornelia Kuhnert die Beschreibungen der Handlungsorte - ich konnte mir die Schauplätze in Neuharlingersiel und Umgebung sehr gut vorstellen, die Nordseeküsten-Atmosphäre ist durchweg präsent.

„Miss Wattenmeer singt nicht mehr“ ist ein Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung bietet und zum Miträtseln einlädt - ein tolles Lesevergnügen.

Bewertung vom 16.04.2016
Bei Anruf Herzklopfen
Seilstad, Lorna

Bei Anruf Herzklopfen


ausgezeichnet

Des Moines, Iowa im April 1908. Hannah Gregory muss nach dem Tod ihrer Eltern ihr Studium abbrechen, um sich um ihre jüngeren Schwestern Charlotte und Tessa zu kümmern. Die finanzielle Situation der Schwestern ist denkbar schlecht. Als Hannah in Reillys Lebensmittelgeschäft eine Stellenanzeige ins Auge fällt, sieht sie darin die Erhörung ihrer Gebete. Es werden Telefonistinnen gesucht und Hannah ist sich sicher, dass sie die strengen Anforderungen der Telefongesellschaft erfüllen kann – die meisten jedenfalls. Gehorsamkeit war noch nie ihre Stärke, aber diese Kleinigkeit hält sie nicht davon ab, sich zu bewerben.
Nach diesem Lichtblick hat der Tag für Hannah und ihre Schwestern noch schlechte Nachrichten im Gepäck – Anwalt Lincoln Cole steht vor ihrer Tür und teilt ihnen mit, dass die Bank ihr Zuhause aufgrund einer nicht zurückgezahlten Hypothek zwangsversteigern lassen wird…

„Bei Anruf Herzklopfen“ ist das erste Buch, dass ich von Lorna Seilstad gelesen habe und ich bin begeistert - eine schwungvolle Geschichte, bei der Historie, Humor und Romantik nicht zu kurz kommen und auch der christliche Glaube eine Rolle spielt. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt die Höhen und Tiefen der Protagonisten mit.

Lorna Seilstad rückt die Ausbildung und den Alltag der Telefonistinnen im frühen 20. Jahrhundert in den Mittelpunkt ihres Romans. Der Einblick in die Aufgaben der Telefonistinnen und die mit dieser Arbeit verbundenen sehr strengen Regeln waren nicht nur interessant, sondern haben mich auch mehrfach den Kopf schütteln lassen. Die Angestellten hatten fast wie erstarrt vor dem Klappenschrank zu sitzen, durften weder nach links und rechts schauen, nicht die Beine übereinander schlagen und wer sich die Nase putzen musste, hatte um Erlaubnis zu fragen.

Da verwundert es nicht, dass eine lebhafte junge Frau wie Hannah, die eigentlich Rechtwissenschaften studieren möchte, Schwierigkeiten hat, die übertriebenen Bestimmungen einzuhalten. Aber Hannah gibt sich große Mühe. Sie hat sich fest vorgenommen, den Lebensunterhalt für sich und ihre Schwestern zu verdienen. Sie will stark und unabhängig sein und keine Hilfe von anderen annehmen.
Lincoln Cole ist da ganz anderer Meinung. Er ist sich sicher, dass Gott ihn zu den Gregory-Schwestern geführt hat und dass es seine Christenpflicht ist, den Waisen zu helfen. Doch Hannah will die Unterstützung dieses in ihren Augen arroganten, selbstgefälligen Besserwissers nicht. Erst als ihr guter Freund Walt verhaftet wird, bittet Hannah den Anwalt notgedrungen um Hilfe.

Nicht nur Hannah und Lincoln sind mir schnell ans Herz gewachsen, auch alle anderen Akteure haben ihre besonderen Eigenarten und tragen damit bestens zur Unterhaltung bei. Besonders Hannahs 14-jährige Schwester Tessa hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Sie ist sehr gewitzt, behält stets den Durchblick und hat immer eine kluge Antwort parat.

„Bei Anruf Herzklopfen“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir ein paar sehr unterhaltsame Lesestunden beschert. Leseempfehlung für alle, die historischen Liebesgeschichten mögen.

Bewertung vom 14.04.2016
Cool im Pool
Minck, Lotte

Cool im Pool


ausgezeichnet

Loretta goes Hochzeitsfeier – würde sie zumindest gerne, doch Braut Diana bekommt wenige Tage vor der Trauung Muffensausen und steht plötzlich dreckig und in einem völlig zerrupften Hochzeitskleid vor Lorettas Tür. Hochzeit mit Okko fällt aus.
Nach diesem aufregenden Start geht es nicht minder turbulent weiter. Denn nach einigem Hin und Her soll doch geheiratet werden – nicht offiziell auf dem Standesamt, sondern mit einer spontanen Zeremonie im Schrebergarten. Ruckzuck ist alles organisiert, der Brautvater reist mit seinem Lebensgefährten und dessen Schwester an. Alle feiern fröhlich und sind glücklich, bis… ja, bis einer der Gäste tot im Hotelpool liegt.
Und schwupps! steckt Loretta mittendrin in einem neuen Mordfall…

Mit „Cool im Pool“ geht es für Loretta Luchs und ihre Freunde in die mittlerweile sechste Runde - und auch dieses Ruhrpott-Abenteuer kommt wieder mit reichlich Wortwitz, massenhaft Situationskomik und vielen lockeren Sprüchen daher.
Es gelingt Lotte Minck erneut, den Alltag ihrer Protagonisten mit kleinen und großen Katastrophen durcheinanderzuwirbeln und den Leser damit prächtig zu unterhalten.
Der Kriminalfall beginnt diesmal recht spät, aber das hat mich ganz und gar nicht gestört, da es auch ohne die Mordermittlungen sehr viel Aufregung und Trubel gibt.

Es hat mir wieder wahnsinnig viel Spaß gemacht, mit Loretta und ihrer aufgeweckten Einsatztruppe auf Mörderjagd zu gehen. „Cool im Pool“ bietet von der ersten Seite an kurzweilige Unterhaltung - ein tolles Lesevergnügen.

Bewertung vom 13.04.2016
Die Lausitzer Musen
Hübner, Ivonne

Die Lausitzer Musen


sehr gut

Lausitz, 1815. Nach Henriette Müllerin wird auch Gertrude Baumert tot unter dem Mühlrad im Wasser der Löbau aufgefunden. In beiden Fällen gehen die Dorfbewohner von Selbstmord aus. Die 17-jährige Mathilde, die sich mit Gertrude ein Zimmer geteilt hat, bezweifelt jedoch, dass diese sich das Leben genommen hat, ganz einfach, weil es keinen Grund dafür gab. Gemeinsam mit Cornelius und Jakub beginnt sie daher nachzuforschen…

In einem zweiten Handlungsstrang lernt man den Grafen Adrian von Gersdorf und seine junge Frau Josephine kennen. Die Ehe der beiden ist nicht gerade glücklich, während Josephine sich nur inmitten ihrer zahlreichen Puppen wohlfühlt, vergräbt Adrian sich voll und ganz in seiner Malerei…

In ihrem historischen Kriminalroman „Die Lausitzer Musen“ entführt Ivonne Hübner den Leser in ein kleines Dorf ans Löbauer Wasser und wartet mit einer spannenden Geschichte auf. Die Handlungsorte werden von der Autorin sehr detailliert beschrieben, so dass man sich ein gutes Bild von den Schauplätzen machen kann. Die ländliche Atmosphäre des frühen 19. Jahrhunderts wird sehr gut vermittelt.

Nach einem kurzen Prolog, in dem man den grausigen Mord an der jungen Henriette Müllerin miterlebt, lernt man die Hauptakteure kennen.
Da ist zunächst einmal der Arzt Cornelius Waldeck. Cornelius ist gebildet, wirkt aber auf den ersten Blick ein wenig schusselig. Er macht sich viele Gedanken über seine Mitmenschen und steht nicht gerne im Mittelpunkt.
Jakub, ein Müllergeselle auf Wanderschaft, ist freundlich und hilfsbereit. Er will kein Aufsehen erregen und versucht, jeglichem Ärger aus dem Weg gehen.
Mathilde ist Magd im Wirtshaus. Dem netten, zuverlässigen Mädel fehlt es ein wenig an Selbstbewusstsein.

Die Spurensuche dieses ungewöhnlichen Ermittlertrios verläuft in sehr ruhigen Bahnen. Da die drei bei ihren Ermittlungen stets im Rahmen ihrer Möglichkeiten bleiben, wirkt das ganze Geschehen durchweg echt und glaubwürdig. Der Blick des Lesers wird im Verlauf der Handlung in unterschiedliche Richtungen gelenkt, so dass man bis zum Schluss über die Identität des Täters mitgrübeln kann.

„Die Lausitzer Musen“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir ein paar spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert. Obwohl die Krimihandlung nur langsam in Schwung kommt, hat es mir großen Spaß gemacht, in das Jahr 1815 zu reisen und die Akteure bei ihren Ermittlungen zu begleiten.

Bewertung vom 13.04.2016
Der Fuß vom Monte Scherbelino
Wider-Groth, Stefanie

Der Fuß vom Monte Scherbelino


ausgezeichnet

Stuttgart. Am Birkenkopf - im Volksmund auch Monte Scherbelino genannt, da der Hügel nach dem Zweiten Weltkrieg mit Trümmerschutt aufgeschüttet wurde – wird ein Sportschuh gefunden, in dem noch ein Fuß steckt. Auch der Rest der Leiche wird während einer Suchaktion recht schnell entdeckt, doch um wen es sich bei dem Toten handelt, bleibt für die Ermittler zunächst unklar…

In einem zweiten Handlungsstrang lernt man die Kassiererin Florina Kappel kennen. Florina vermietet zur Aufbesserung ihres Gehaltes ein Zimmer ihrer Wohnung an Kurzzeitgäste. Einer ihrer Gäste, Luggi Frey, hat vor einigen Wochen eine Reistetasche und einen Trekkingrucksack zurückgelassen und sich seitdem nicht mehr gemeldet. Dafür bekundet jetzt Finanzberaterin Holde Hirn, die des Öfteren bei Florina logiert, großes Interesse an diesen Gepäckstücken...

„Der Fuß vom Monte Scherbelino“ ist bereits der sechste Fall für KHK Reiner Emmerich und sein Team, für mich war dieser Einsatz in Stuttgart der erste, den ich mit den sympathischen Ermittlern erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände habe ich alle Akteure gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden.

Stefanie Wider-Groth wartet in diesem Krimi mit einer tollen Mischung aus Spannung, humorvollen Dialogen und aktuellen Themen wie Steuerhinterziehung und Geldschmuggel auf.
Die Autorin erzählt den Krimi mit viel Schwung. Es geht in diesem Buch frisch, locker und lebhaft zu, die Akteure wirken dabei nicht oberflächlich, sondern beleben mit ihren Eigenarten die Szenerie und tragen damit bestens zur Unterhaltung bei.
Die während der Ermittlungen von Emmerich und Co. gesammelten Informationen und Erkenntnisse bringen im Verlauf der Geschichte einige Wendungen und Überraschungen mit sich, so dass ich bis zum Schluss prima über Täter und Hintergründe mitgrübeln und miträtseln konnte.

Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht - „Der Fuß vom Monte Scherbelino“ ist ein spannender, kurzweiliger Krimi mit einem äußerst sympathischen Ermittlerteam.