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Benutzername: 
vielleser18
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Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 831 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2017
In jedem Augenblick unseres Lebens
Malmquist, Tom

In jedem Augenblick unseres Lebens


ausgezeichnet

Tom Malmquist hat mit dem Buch "In jedem Augenblick unseres Lebens" seine ganz persönliche Geschichte erzählt. Er hat alles erlebte aufgearbeitet, ohne es zu bewerten. Alles dreht sich um seine Lebensgefährtin Karin, seine Tochter Livia und seine Eltern. Es geht um Erinnerungen. Ein Rückblick auf die Höhen und vor allem die Tiefen.

Im ersten Teil spielt sich alles im Krankenhaus ab, dort, wo die schwangere Karin eingeliefert worden ist, nachdem sie zusätzlich zur Grippe plötzlich unerklärliche Atemnot bekam. Doch es war keine Grippe - Alles geht rasend schnell, der Zustand von Karin verschlechtert sich rapide. Das Kind muss in der 33. SSW geholt werden. Tom wechselt zwischen den Stationen von Karin und Livia hin und her. Die Anfangskapitel zeugen von der Zerrissenheit, der Machtlosigkeit, dem Schmerz.
Später geht es um die Bewältigung, dem Weiterleben müssen, den Erinnerungen, dem Beginn seiner Vaterschaft und den (bürokratischen) Hürden.
Es ist eine Geschichte, die dem Leser unter die Haut geht.

Man muss sich reinfinden in die Art, wie der Autor erzählt. Die ganze Geschichte ist ein Fließtext, wörtliche Rede, ganze Dialoge, werden ohne Anführungszeichen geschrieben. Abschnittsweise wechslen manchmal die Zeiten, doch wenn man sich eingelesen hat, kommt man mit dieser Erzählweise sehr gut zurecht. Es ist ein ungewöhnlicher Stil, ein fast atemlos anmutende Erzählweise, die aber versucht, alles festzuhalten was geschah. Nichts zu vergessen, nichts auszulassen. Am Anfang anstrengend, doch es fesselt auch, wenn man bereit es sich darauf einzulassen.

Das Buch sehe ich als große Aufarbeitung des Autors von den Ereignissen, die ihm im Jahre 2012 passiert sind. Die ihn damals sprachlos und am Rande seiner Belastbarkeit gebracht haben, ja, an denen er beinahe selbst zerbrochen wäre. Doch nachdem er wieder zu seinen Worten gefunden hat, mit denen er umzugehen weiß (und davon zeugt dieser Roman), erzählt er seine ganz persönliche Geschichte. Es geht ums Loslassen, dem Loslassen in vielerlei Hinsicht. Meist ungewollt. Es ist keine einfache Geschichte, keine leichte Geschichte, gerade auch deshalb, weil es keine fiktive Erzählung ist.

Auch wenn Tom Malmquist das Geschehen fast nüchtern erzählt, so werden doch beim Leser die Emotionen geweckt. Man fühlt und leidet mit, man beginnt ihn kennen zu lernen, begleitet ihn durch dieses Jahr und seine Erinnerungen an die Vergangenheit.
Nachdem ich mich eingelesen hatte, konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen und hatte es in kürzester Zeit gelesen.



Fazit:
Ein Rückblick auf Höhen und Tiefen: ehrlich, offen, ergreifend und sehr persönlich.

Bewertung vom 14.03.2017
Der Tag X
Müller, Titus

Der Tag X


sehr gut

17.Juni 1953, DDR. Ein Volksaufstand. Wie kam es dazu, was passierte damals ? Wie ging es weiter ?
Titus Müller hat seinen Roman "Der Tag X" um dieses Ereignis gebettet. Es gibt verschiedene Erzählstränge, verschiedene Protagonisten und sie führen alle zu diesem Tag. Verschiedene Sichtweisen, verschiedene Erlebnisse.
Wie immer hat Titus Müller alles hervorragend recherchiert, hat im Anhang den historischen Kern nochmals dargelegt, ein Stichwortregister mit weiteren Erklärungen zu den Abkürzungen ist ebenfalls vorhanden.

Es geht um Nelly, die Abiturientin ist Mitglied der Jungen Gemeinde und bekommt zu spüren, dass der christliche Glaube in der DDR nicht mehr erwünscht ist, sowie um Wolf, dessen Vater SED-Kreisleiter ist. Lotte König ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern, sie weiß kaum noch, wie sie sie satt bekommen soll. Ihr Cousin Marc und dessen Frau Katharina werden ungewollt eine größere Rolle am 17. Juni spielen.
Das sind die kleinen "Rädchen", die alle wichtig sind für das, was passieren wird. Aber es gibt auch den Russen Ilja, Handlanger für Lawrentia Beria, der nach Stalins Tod einer der wichtigsten Männer der UDSSR wird.
Historisches Geschehen, politische Entscheidungen und Ränke, reale Erlebnisse sind das wahre Grundgerüst zu diesem Roman. Ausgefüllt wurde dies mit den fiktiven Protagonisten, die der Autor nah an der Realität gefüllt hat.

Wie immer gelingt es Titus Müller Zeitgeschehen informativ und unterhaltsam in eine Geschichte zu verpacken. Auch wenn mir die Protagonisten in "Berlin Feuerland" mehr ans Herz gewachsen waren. Diesmal sind es sehr viele, daher ist vielleicht die Distanz zum Leser größer. Dennoch zeigen sie alle eindringlich, warum sich die Menschen erhoben. Warum sie aufbegehrten. Jeder hatte seine Gründe, es waren unterschiedliche, doch nur zusammen konnten die sie damals stark sein.
Das Buch ist ein wichtiger Beitrag dazu, diese Zeit nicht zu vergessen.

Fazit:
Gut recherchiert, hervorragend erzählt - Zeitgeschehen zum Nacherleben. Informativ und unterhaltsam.

Bewertung vom 09.03.2017
Herz auf Eis
Autissier, Isabelle

Herz auf Eis


ausgezeichnet

"....denn die Errungenschaften ihrer entwickelnte Zivilisation haben sie von diesem tausendjährigen Naturverständnis abgeschnitten, überlieferten Wissen, mit dem der Mensch in der Lage war, von nichts zu leben.Die Zivilisation hat ihm mehr Komfort und ein längeres Leben beschert, aber durch die Perfektion hat sie ihm auch ein paar Lebensgrundsätze vergessen lassen, ohne die Louise und Ludovic nun völlig hiflos dastehen. " (Zitat, S. 102/103)

Louise und Ludovic sind ein Paar, sie leben in Paris. Doch Ludovic kommt beruflich nicht weiter, er möchte allem entfliehen und lieber die Welt entdecken, einfach mal aussteigen. Er kann Louise überreden und so startet ihre einjährig geplante Segeltour. Alles läuft am Anfang wunderbar, sie erleben viel, sehen viel. Doch dann laufen sie eine einsame, verbotene Insel an. Doch ihr Ausflug dorthin endet in einer Katastrophe. Auf ihrer Wanderung dort werden sie von einem Sturmtief überrascht und als sie zurück am Meer sind, müssen sie mit Entsetzen feststellen, dass ihr Schiff nicht mehr da ist.
Ein Albtraum beginnt, bei dem sie immer mehr feststellen, dass der Kampf ums Überleben ihnen alles abverlangt und die Grenzen der Menschlichkeit, ihre bisherigen Ansichten und Gewohnheiten, immer mehr verschwinden.

Die personale Erzählperspektive nimmt den Leser gefangen, er fühlt mit, er weiß nicht, wie es ausgeht. Dennoch kann die Autorin Isabelle Autissier uns dadurch die Gedanken, die Gefühle und die verschiedenen Antriebe der Protagonisten, ihre wechselnden Stärken und Schwächen, eindringlich und emotional vermitteln.
Der Focus liegt zwar verstärkt auf Louise, aber nicht ausschließlich.

Sie baut die Geschichte langsam auf, Louise und Ludovic werden eingeführt, vorgestellt, beschrieben. Das ist wichtig für ihre späteren Handlungen. Der Sog, das Buch immer weiter lesen zu wollen, es nicht aus der Hand zu legen, wird immer größer. Dabei ist es mitunter keine leichte Kost, die die Autorin uns da zu bieten hat. Nicht immer ist es leicht, sich die Aktionen, das Geschriebene, auch bildlich vorzustellen. Das Buch fesselt, weckt auch beim Leser Emotionen,schreckt ab, geht unter die Haut, berührt, lässt einen Grübeln und auch nach dem Ende nicht los. Ein Buch, dass an die Grenzen der Menschlichkeit geht, extreme Erfahrungen und die Frage, wie geht man damit um. Zweifellos fragt sich jeder Leser, wie er in der ein oder anderen Situation reagiert hätte, wie weit er gehen würde.

Sprachlich präzise, auf den Punkt gebracht, knapp, aber dennoch ausgefeilt, versteht es Isabelle Autissier den Leser zu fesseln und durch diese Geschichte eine ganze Bandbreite an Gefühlen zu wecken. Für mich war es ein sehr intensives Leseerlebnis. Ein grandioses Leseerlebnis.
Ein Buch, dem ich gerne mehr als 5 Punkte gegeben hätte, es hätte viel mehr verdient.

Bewertung vom 06.03.2017
Das Buch der Spiegel
Chirovici, Eugene O.

Das Buch der Spiegel


ausgezeichnet

Der Literaturagent Peter Katz wird beim Lesen eines unaufgefordert eingesandten Teil-Manuskriptes neugierig. Es ist nur der Anfang einer autobiografischen Geschichte, sie bricht an einer spannenden Stelle ab und Katz ist nicht nur neugierig auf den Rest, er wittert auch ein gute Vermarktungsmöglichkeit für das Buch. Doch bevor es zu einem Treffen mit dem Autor kommt, verstirbt Flynn. Katz setzt einen bekannten arbeitslosen Drehbuchautor auf die Story an, denn Flynns Manuskript erzählt von einem bekannten Mordfall vor 28 Jahren, der bisher nicht aufgeklärt werden konnte.

Der Aufhänger der ganzen Geschichte ist der Mordfall an Prof. Wieder vor 28 Jahren. Einer, bei dem nie ein Täter oder eine Täterin oder ein eindeutiges Motiv gefunden werden konnte. Nun verstirbt einer, der vielleicht mehr davon wusste und hinterlässt Andeutungen, verarbeitet in einem Buch. Ein spätes Geständnis? Eine Aufdeckung von geheimen Wissen?
Im Buch geht es aber nicht nur um das verschwundene Buch, sondern vor allem um die spannende Frage, was geschah damals in der Mordnacht wirklich.

"Das Buch der Spiegel" lässt auch den Leser ahnungslos. In der Geschichte gibt es mehrere Teile, in dem erst der Lektor Peter Katz, dann der Autor Richard Flynn, dann der Dekektiv spielende Drehbuchautor und anschließend einer der damals ermittelnden Polizisten erzählen.
E.O. Chirovici hat die Geschichte wie eine Zwiebel verpackt, erst nach und nach lösen sich die Schichten. Langsam und genau beschreibt er die einzelnen Schritte, geht in die Tiefe, arbeitet seine Protagonisten aus, zeichnet hervorragend die Handvoll an Menschen, die als Täter in Frage kommen, lässt uns als Leser falles mitverfolgen, mitraetseln und mit in die Irre gehen. Eine Wahrheit ist nicht immer die Wahrheit. Jeder Blickwinkel scheint Neues oder andere Wahrheiten hervorzubringen. Aussagen stehen gegen Aussagen. Wirklichkeit und Vergangenheit, Erlebtes und das retroperspektivische Erlebte, das der Einzelne sich unbewusst anpasst, werden vermischt. Ein reizvolles Szenario bei einer Mordermittlung nach so vielen Jahren.

Es ist kein Krimi, der Action braucht. Es hat psychologische Tiefe, der Autor spielt mit den Erinnerungen, den Aussagen, den Protagonisten. Er lässt zwar auch dem Zufall eine große Rolle spielen, aber das ist bei einem Roman auch legitim. Was mich mehr überraschte, mehr nachdenklich machte, ist der nach und nach vollzogene Wechsel zwischen gut und böse, zwischen Schuld und Unschuld. Alles scheint am Anfang einfach - doch nichts ich einfach einfach.

Der Schreibstil ist flüssig, die Wechsel der Erzähler halten die Spannung, genau wie die Nachforschungen, die peu a peu versuchen eine Wahrheit ans Licht bringen. Eine Wahrheit ? Gibt es die ? Verzwickt, verworren, verdreht - ein Gespinst an Erinnerungen muss entknotet werden. Alles scheint einfach ? - Fehlanzeige. Trotz aller scheinbar leichten Nachforschungen und verwickelten Erkenntnissen schafft es der Autor mich gegen Ende noch positiv zu überraschen !

Ein Buch, über das man noch länger nachdenkt, über das was Wahrheit oder nur Reflexion, nur Spiegelbild einer Wahrheit, verdrehte Wahrheit ist.
Nicht nur die Blickwinkel der Betrachter wechseln im Buch, auch die Sichtweisen der Leser auf Verdächtige werden immer wieder kräftig durchgerüttelt.

Fazit:
Ein faszinierendes Buch mit spannenden Perspektivwechseln und der Suche nach der einen Wahrheit - wenn es die denn geben sollte.
Eine tiefgründiger, psychologischer Roman.Raffiniert, fesselnd, interessant und mal was ganz anderes !!!

Bewertung vom 27.02.2017
Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
Pásztor, Susann

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster


ausgezeichnet

...aber dann sagte er: "Es ist mein erstes Mal". Er versuchte seine Stimme fest und selbstbewusst klingen zu lassen.
Sie sah ihn verblüft an. Dann versuchte sie ein Lächeln, was ihr misslang, und sagte " Was für ein Zufall. Bei mir ist es auch das erste Mal". (Zitat, S. 16)

Vorweg: Mich hat die Autorin mit dieser Geschichte gefesselt, berührt, Erinnerungen wurden geweckt, beim Lesen musste ich oft innehalten, ich wart mittendrin im Geschehen, es hat mich gepackt, emotional berührt, nachdenklich gemacht. Eine ganze Bandbreite an Gefühlen wurden geweckt. Ein Roman, der mir wirklich unter die Haut ging.

Zum Inhalt:
Fred hat sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden lassen. Der Mitvierziger ist geschieden, sein 13jähriger Sohn Phil wohnt bei ihm. Er ist eher der stille Typ mit leichtem Übergewicht, abends sitzt er lieber vorm Fernseher als auszugehen. Doch er hat sich aufgerafft, will etwas sinnvolles tun. Das Hospiz teilt ihm Karla zu. Sie ist sein "erster Fall". Fred ist unsicher, noch mehr gehemmt als sonst, doch er will unbedingt über seinen Schatten springen. Karla ist 60, früher ist sie in der Welt viel herum gekommen. Sie ist offen, gradlinig und scheut sich nicht alles auszusprechen, was sie denkt. Nun hat sie Krebs im Endstadium, die Chemo hat sie abgebrochen. Ihr bleiben nur noch wenige Monate. Sie weiß, was vor ihr liegt, nur fällt es ihr schwer Hilfe anzunehmen.

Meinung:
Abwechselnd schlüpft die Autorin in die Haut von Fred, Karla und Phil. Abwechselnd dürfen wir durch sie die gemeinsame Zeit der drei miterleben. Wie sie sich annähern, abstossen, ihre zweite Chance bekommen. Wie sie sich langsam verändern. Wie Karla immer mehr abbaut, ihre Dinge regelt, wie Fred sich öffnet, selbstbewusster wird, wie Phil nicht nur körperlich, sondern auch seelisch wächst.
Die Protagonisten entwickeln sich. Reifen, wachsen an ihren Aufgaben. Diese Veränderung geht Stück für Stück vor sich und als Leser erlebt man sie mit. Die Protagonisten erschienen mir so real, so menschlich, so normal.


Es geht ums Sterben. Jeder von uns muss mal sterben. Wie ist es, wenn man weiß, dass man nicht mehr viel Zeit hat ? Wie ist es, wenn man weiß, dass man einem Menschen immer weiter schwinden sieht? Ich selber habe es in der Familie bereits mit erlebt und vieles kam bei mir beim Lesen wieder an die Oberfläche.
Doch sollten wir nicht über den Tod reden dürfen ? Sollten wir uns nicht unser Leben bewußter leben ?
Tod ist ein Thema, dass viele am Liebsten ausgrenzen möchte, doch es ist ein wichtiges Thema, vor dem man nicht die Augen verschliessen sollte.
Dieser Roman lässt mich innehalten, nachdenklicher werden.


Dennoch ist es kein schwermütiger Roman. Der Autorin ist eine sehr gute Mischung aus Ernst und Humor gelungen. Es darf gelacht und getrauert werden, Freude und Leid wechseln sich ab.
Hut ab, Susann Pasztor! Die Mischung hat mir sehr gut gefallen.



Fazit:

Ein atmosphärischer, emotionaler und berührender Roman der nachdenklich macht. Für mich ein Highlightbuch 2017!

Bewertung vom 22.02.2017
Volkslaufbuch
Froböse, Ingo;Schöber, Ulrike

Volkslaufbuch


ausgezeichnet

Das Volkslaufbuch von Prof.Dr. Ingo Froböse und Ulrike Schöber hat mich gleich angesprochen. Titelt es doch "Für Ensteiger & Freizeitläufer" - ich fühlte mich gleich angesprochen.

Das Buch ist ein echter Ratgeber, das sich in folgende Kapitel aufteilt (in Klammern meine Kommentar zu den einzelnen Kapiteln):
- Warum uns Laufen Spaß macht -------------- (Motivation)
-Laufen und Gesundheit----------------------------- (Erklärungen)
-Vor dem Start: Was ziehe ich an ------------------(kurz und knapp)
-Welches Laufen passt zu Ihnen, Geschwindigkeit, Trainingshelfer - ...............................................................................(hilfreich !)
-Lauftechnik......................................................... (informativ)
-Verschiedene Wege zum Ziel: die Trainingsmethoden ............(wiederum informativ und hilfreich)
-Los geht´s: die Laufprogramme ......................(sehr gute Anleitung !)
-Regeneration: ein absolutes Muss ..................(wichtig !)
-Besser laufen mit Übungen...............................(nützlich)
-Richtig essen und trinken...................................(gehört auch dazu)
Anhang(z.B. Läuferbeschwerden).......................(nützlich)

Schon die einführende Worte der beiden Autoren, die von ihren eigenen Erfahrungen berichten, machen Mut, endlich auch Mal auszuprobieren was das Laufen so ausmacht. Es ist kein Hexenwerk, wenn man es richtig anfängt. Dazu macht der vorliegende Ratgeber Mut, leitet an und hilft beim Einstieg.
NIchts ist umständlich, alles ist hilfreich, informativ und optisch hervorragend gegliedert. Die Autoren wissen um den "inneren Schweinehund", den es zu überwinden gilt und dabei unterstützen z.B. auch Extra-Seiten, bei denen es z.b. ums Abnehmen (in Verbindung mit Sport) geht, kleine Test um den eigenen Lauftyp zu bestimmen oder auch nützliche Hinweise wenn es ums Lauftraining bei Kindern oder Senioren geht.

Es ist vor allem ein Motivationsbuch, ein Buch, bei dem man schon beim Lesen merkt, die Autoren verstehen etwas worüber sie schreiben. Es geht um den Spaß beim Laufen, aber auch um die gesundheitlichen Vorteile durch das Laufen. Es zeigt, dass (fast) jeder für diesen Sport geeignet ist, ein Sport, für den man wenige Hilfsmittel benötigt und der fast überall ausübbar ist.

Fazit:
übersichtlich, informativ , fundiert und vor allem motivierend. Ein Ratgeber für Einsteiger und Freizeitläufer !

Bewertung vom 22.02.2017
Betrunkene Bäume
Dorian, Ada

Betrunkene Bäume


ausgezeichnet

Erich ist weit über 80. Noch lebt er alleine in seiner Wohnung in einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus. Doch nicht nur seine Sehkraft schwindet, auch seine Kraft und seine Beweglichkeit. Seine Tochter Irina vermittelt ihm eine Pflegekraft, die er aber kategorisch ablehnt. Einzig seine Liebe zu seinen Bäumen und seine Obsession noch täglich Auswertungen von Daten eines russischen Wissenschaftlers durchführen zu wollen, halten ihn am Leben.
Katharina, 17, ist verzweifelt, nachdem die Ehe ihrer Eltern auseinandergebrochen ist und sich der Vater nach Russland aufgemacht hat. Sie, die kurz vorm Abitur steht, schmeißt die Schule und flieht von zu Hause. Über Umwege findet sie Schutz in der Nachbarwohnung von Erich. Die beiden lernen sich kennen und so entsteht durch gegenseitige Hilfe eine fragile, ungewöhnliche Freundschaft.

Ada Dorians Schreibstil ist ruhig. Abweschselnd erzählt sie von Erich und Katharina. Immer wieder gibt es Rückblenden. Anfangs sind es verschiedene Erzählstränge, die sich immer weiter annährern, bis Erich und Katharina das erste Mal aufeinander treffen. Immer weiter werden Schicht um Schicht der Protagonisten gelöst, so dass der Leser immer tiefer in sie schauen kann, sie verstehen lernt.
Der Autorin ist es m.E. dabei wunderbar gelungen die beiden sehr gekonnt auszuarbeiten.
Da ist der tattrige Erich, der am Ende seines Lebens kaum noch Hoffnung hat. Immer weiter zerbröselt seine Selbständigkeit, dennoch hält er sich klammerhaft an seinen Daten, seiner (kleinen) Aufgabe fest um sich nicht ganz zu verlieren. Dabei wächst ihm nicht nur das Leben buchstäblich über den Kopf.
Für Katharina hingegen hat sich das Leben um sie herum aufgelöst. Sie findet keinen Halt, keinen Anker und fühlt sich an den Rand geschoben.
Für beide geht es um Lebensängste, um Spurensuche, aber auch um Hoffnungen und den eigenen Willen und vor allem die eigenen Wurzeln.

Ada Dorian´s Roman hat mich berührt, hat mich nachdenklich gestimmt und hat mich beim Lesen gefesselt. Immer mehr wollte ich über die zwei so unterschiedlichen und doch so ähnlichen Protagonisten erfahren, wollte wissen, ob sie wieder zu ihren Wurzeln zurück finden oder sich im wirren Geäst verlieren.

Passend dazu der Titel und auch die im Text geschildernde "Betrunkenen Bäume". Bäume, die durch die Veränderung ihres Bodens den Halt verlieren, schief wachsen oder absterben. Ein passendes Symbol auch für die zwei Protagonisten.


Fazit:
Ein Roman um zwei verlorene Menschen - aus zwei verschiedenen Generationen mit Hoffnungen, Ängsten, Verzweiflung, auf der Suche nach ihren Wurzeln, hat mich gefesselt und sehr gut gefallen.

Bewertung vom 20.02.2017
Tadunos Lied
Atogun, Odafe

Tadunos Lied


sehr gut

Taduno ist in seinem Land Nigeria ein bekannter Sänger und Gitarrenspieler. Doch er flüchtet, als seine Musik verboten wird. In dem Land ist er ein Unbekannter, lebt für sich, alleine, einsam. Als ihn ein verzweifelter Brief seiner Freundin Lela erreicht, die inhaftiert wurde, kehrt er zurück nach Lagos. Dort stellt er fest, dass alle ihn vergessen haben. Auch die Nachbarn erkennen ihn nicht wieder. Dabei war er doch nur ein paar Wochen weg. Wieder finden auf mysteriösem Weg Briefe von Lela zu ihm und Taduno, dessen Sing-Stimme ebenso verschwunden ist, wie anscheinend all seine anderen Spuren, muss sich entscheiden, ob er um Lela zu befreien, ein Loblied auf den diktatorischen Präsidenten singt oder schweigt, was Lelas Tod bedeuten würde.

Tadunos Lied ist ein eher ruhig geschriebener Roman, der durch die Elemente, mit denen der Autor arbeitet, wie ein modernes Märchen klingt. Mit gut und böse, mit Entscheidungen, die schwer fallen, mit fantastischen Begebenheiten .
Taduno liebt seine Musik, er liebt Lela, doch er hat auch ein ausgeprägtes Bewusstsein für richtig oder falsch. Er hadert mit seinen Entscheidungen, schlägt auch verschiedene Wege ein, um am Ende uns doch wieder zu überraschen. Er wirkt manchmal konfus, manchmal zu eingefahren in die Richtung, in der er geht, dennoch ist er, denke ich, auch beispielhaft für viele in unserer Zeit.
Es ist kein Spannungsroman, eher wie ein ruhiger fliessender Fluss, der durch seine Windungen und Wendungen Interesse weckt. Vor allem, weil sich der Leser fragt, wie wird sich Taduno entscheiden.

Der Schreibstil ist nicht poetisch, eher nüchtern, kurze Sätze, einfache Sätze, verschiedene Dialoge. Dabei wird immer aus einer gewissen Distanz erzählt. Als wäre es ein allwissender Erzähler aus dem Off, der das Geschehen um Taduno widergibt. Ohne Bewertungen.


Ein Buch, das einen nachdenken lässt über seine eigenen Entscheidungen, bei dem man sich selber die Frage stellt, wie weit wäre man selber gegangen, hätte man den Mut und die Kraft aufgebracht ? Entscheidungen, die umso schwerer fallen, wenn man nicht in einem freien Land lebt.
Das Buch soll im 20. Jahrhundert spielen und spiegelt (ich musste selber erst mal etwas nachrecherchieren) wohl in einer Zeit, in der Nigeria von Diktaturen beherrscht wurde.
Der Autor beschränkt sich hier im Wesentlichen auf den Konflikt zwischen Taduno und dem Präsidenten und natürlich dem inneren Konflikt von Taduno. Vieles was an Gewalt auch hier im Roman erwähnt wird, wird nicht weiter ausgebreitet, meist in Nebensätzen erzählt. Nüchtern, gefühllos, distanziert.

Fazit:
Ein Roman, der sich um Mut und das Gewissen dreht, um Stärken und Schwächen der Menschen, eingepackt in ein modernes Märchen.

Bewertung vom 20.02.2017
Dinge, die vom Himmel fallen
Ahava, Selja

Dinge, die vom Himmel fallen


sehr gut

Saara ist acht Jahre alt, als ihre Mutter durch ein außergewöhnliches Unglück ums Leben kommt. Ein Eisbrocken fällt ihr aus heiterm Himmel (im wahrsten Sinn des Wortes) auf den Kopf. Ihre Tante Annu wird hingegen gleich zweimal von einem anderen Zufall "getroffen", sie gewinnt zweimal eine große Summe im Lotto.

Von Selja Ahava kannte ich bereits "Der Tag, als ein Wal durch London schwamm" und wieder war es dieser eher ruhige Erzählfluss, der mir auch hier gefallen hat. Dabei ist es eine völlig andere Thematik, wiederum ist es aber eher eine düstere Stimmung, die hier überwiegt.

Der Roman "Dinge, die vom Himmel fallen" ist in vier Teile untergliedert. Am Anfang und am Ende wird über Saara berichtet, der zweite Teil steht Tante Annu, im dritten Teil die Stiefmutter Krista im Vordergrund. Durch sie erleben wir ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihre Verwirrtheit, ihre Sorgen, Ängste und Hoffnungen.
Vieles im Roman dreht sich um Zufälle, Wunder, Besonderheiten. Nichts ist linear. Das Leben der Protagonisten wird immer wieder aus der Bahn geworfen. Damit umzugehen ist nicht immer einfach. Auch im wahren Leben nicht.

Manchmal märchenhaft, oft sehr realistisch, erzählt die Autorin über die Probleme, die dieses "aus-der-Bahn-werfen" mit sich bringt. Nicht nur bei negativen Zufällen, auch das Nochmal-davon-gekommen oder der Geldsegen bergen Sorgen und Ängste und lassen die Protagonisten verzweifeln.
Als Leser kommt man nicht umhin, öfters den Kopf zu schütteln, gerade, wenn man liest, wie schwer es Saara hat, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Durch ihre Gedanken wird klar, dass sie einen großen Halt verloren hat, den niemand ihr ersetzen kann. Fassunglos liest man, wie missverstanden sie oft wird, wie sie mit ihren Ängsten allein gelassen wird.

Natürlich ist es gerade hier eine deutliche Anhäufung von manchmal auch absonderlichen Zufällen, die diese Familie trifft. Nichts scheint normal. Nicht umsonst wird der letzte Abschnit auch überschrieben mit "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute".
Es gibt in dem Buch auch kein passendes Ende. Es ist ein Ende, dass offen ist, das Raum lässt zum Spekulieren. Wie so vieles, was die Autorin dem Leser vorsetzt. Manches irritiert, verwirrt, verstört, aber manches regt auch zum Nachdenken und Innehalten an.

Mit den Abschnitten wechselt auch der Erzählstil. Nicht alle Teile haben mich gleichmäßig überzeugen können und lange habe ich über die Bewertung meiner Sterne nachgedacht. Ich habe mich entschieden, die 3,5 Sterne aufzurunden auf 4 Sterne, da ich bei den meisten Portalen keine halben Sterne verteilen kann.

Fazit:
Ungewöhnlich, typisch nordisch düster, verwirrend, beklemmend, aber auch berührend und nachdenklich stimmend.