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melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2019
Eisige Tage / Seiler und Novic Bd.1
Pohl, Alex

Eisige Tage / Seiler und Novic Bd.1


sehr gut

Der Autor beweist in dem ganzen Buch ein großes Einfühlungsvermögen. Er schenkt seinen Figuren eine Vorgeschichte, die ihr Handeln erklärt – sei es der Krieg oder schwierige Familienverhältnisse. Und seiner Leserschaft schenkt er ein Ende, das wahrhaftig wirkt, weil es nicht zu gut und nicht zu schlecht ist – wie im richtigen Leben eben. Und wie im richtigen Leben verschwimmen in diesem Buch öfter einmal die Grenzen zwischen Gut und Böse und genau diese Grautöne machen die Geschichte lebendig.
Die Story selbst ist sehr hartes Brot: Kinderpornographie, Kindesmissbrauch und das, was aus Kindern werden kann, wenn sie zu schnell erwachsen werden müssen. Der Schreibstil ist dabei immer sehr eindringlich, so dass man sich selbst oft bei einer Reaktion ertappen kann – sei es ein Kopfnicken oder auch – an einigen, wenigen Stellen – manchmal sogar ein kleiner Lacher. Pohl packt zu und das sehr fest. Das führt dazu, dass man durch diesen Pageturner fliegt und sich wundert, wie schnell die Zeit vergangen ist.
Der Klappentext weist auf weitere Bücher in Leipzig hin, - ob das Ermittlerpaar erhalten bleibt, muss sich noch zeigen. Falls dem so ist, bleibt wohl auch das Umfeld – und das kann noch sehr spannend werden. Denn ob man einen Pakt mit dem Teufel aufkündigen und wie sich das gestalten kann, ist fraglich bis unmöglich. Es bleibt eisige Kälte mit einer leichten Ahnung von Frühling.

Mein Fazit:
Ein guter Start

Bewertung vom 04.03.2019
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Ungewöhnlich

Zum Inhalt:
Im Herbst 1793 zieht der Häscher Mickel eine Leiche aus dem Wasser. Dieser sind nicht nur alle Gliedmaßen amputiert, es fehlen auch Augen und Zunge. Der Jurist Cecil Winge wird als Sonderermittler eingesetzt und gemeinsam mit Mickel versucht er, das Geheimnis des Mordes zu ergründen und der Leiche einen Namen zu geben. Dabei muss er sich gegen zwei Gegner behaupten: Seine Schwindsucht und die Ränkespiele der Obrigkeit – und beide Gegner sind stark.

Mein Eindruck:
An diesem Buch ist Vieles ungewöhnlich, vor allen Dingen aber eins: Ungewöhnlich gut gelungen. Zuerst einmal die Reihenfolge. In vier Kapitel aufgeteilt, die sich allesamt im Jahr 1793 zumeist in Stockholm abspielen, beginnt die Geschichte im Herbst. Danach springt sie erst in den Sommer und dann sogar in den Frühling zurück, um schließlich wieder in den Vorwärtsgang Richtung Winter zu schalten. Und der Leser genießt die Sprünge, da zu jeder Zeit klar ist, dass man die Vergangenheit braucht, um die Zukunft zu verstehen, die Spannung jedoch auf diese Weise viel größer ist, als sie bei einer chronologischen Abfolge gewesen wäre. Dazu führt Natt och Dag zwei weitere Hauptfiguren ein, deren Geschichten „ihre“ Jahreszeit beherrschen und erst spät lässt er erkennen, wie alle vier zueinander und zu dem Grund der Verstümmelung des Opfers stehen.
Die Story in ihrer Gänze ist dabei unvorstellbar grausam. Das noch nicht einmal, weil wieder und wieder gefoltert und haarklein beschrieben werden würde, - wer auf dauernden Splatter wartet, wird ganz im Gegenteil enttäuscht sein. Das meiste passiert im Kopf und wenn ein Gefühl wirklich vorherrschend ist, dann ist es der Schrecken über das, was Menschen anderen Menschen antun, einfach weil sie es können, weil ihnen danach ist und weil sie bar jeder Menschlichkeit sind. So ist dieser Krimi mehr Sittengemälde und Lehrstunde zum Thema Charakterstärke, die sich nicht in schönen Kleidern und einem Titel zeigt, sondern unabhängig von Rang und Namen ist.
Leider kann es bei dem Gesundheitszustand Cecil Winges wohl keine Fortsetzung geben. Möglicherweise ist das jedoch sogar gut, denn selbst für so einen begabten Autor dürfte es schwierig sein die Messlatte zu überspringen, die er mit 1793 gelegt hat.

Mein Fazit:
Der Mensch ist dem Menschen sein Wolf. Perfekt!

Bewertung vom 17.02.2019
I can see U
Morgenroth, Matthias

I can see U


sehr gut

Frankenstein 2.0

Zum Inhalt:
Marie ist vom neuen Mitschüler Ben nicht nur äußerst angetan, sondern regelrecht verzaubert. Und obwohl ihre Mitschüler Elli und Josh Bedenken äußern, lässt sich Marie in ihrer Einstellung zu Ben nicht erschüttern. Doch nach einer Weile fällt auch ihr auf, dass er sich nicht nur seltsam kleidet und redet, sondern auch verhält. Parallel dazu wird die Stimmung in der Klasse immer schlechter, da Fake News im Internet kursieren, die nur ein Insider gebastelt haben kann. Und langsam wird selbst Marie klar, dass der freundliche, höfliche, charmante und gut aussehende Ben die Ursache dafür sein könnte.

Mein Eindruck:
Die Bewertung des Buches möchte ich in zwei Teile gliedern: Der Sprachstil ist zwar einfach, jedoch nicht trivial und somit der Zielgruppe angemessen gewählt. Und genau bei dieser Zielgruppe setzt auch der moralische Aspekt der Geschichte an: Sei nicht zu unbedarft, was den Umgang mit den neuen Medien und den Möglichkeiten der Vernetzung durch smarte Helferlein angeht. Denn beides – so nützlich es auch scheinen mag – hat die Kraft, seine Information im besten Falle nur für sich selbst, im schlimmsten sogar gegen dich zu verwenden. Marie, ihre Klasse und die Lehrerschaft der Schule lernen auf die harte Tour, was bei zu großer Vertrauensseligkeit in System und Forschung aus einer vorher freundlich zueinander gesinnten Gruppe werden kann. Diesen Teil für sich möchte ich mit „großartig“ bewerten, da der Autor mit seiner Ausgangslage, dem Aufbau der Story und dem angepassten Stil punktet.
Weniger gut haben mir die Charaktere gefallen, da insbesondere die Entwicklung der Protagonistin zu wünschen übrig lässt. Dass sie viel zu lange ihrem Traum vom perfekten Freund hinterher hängt, sei noch verziehen. Vorsicht Spoiler!!!! Dass sie aber bis zum Ende ausblendet, dass Ben nur eine Maschine ist, die ihr dank künstlicher Intelligenz übel mitgespielt hat, ist einfach nur eins, - unglaublich. Deshalb bleibt für die Charaktere nur eine mittlere Bewertung.

Mein Fazit:
Ein notwendiges Buch für die Generation Smartphone, - leider mit Schwächen in der Charakterentwicklung

Bewertung vom 03.02.2019
Der Patriot
Engman, Pascal

Der Patriot


gut

Spannend, aber durchsichtig

Zum Inhalt:
Schweden nimmt sehr viele Flüchtlinge auf. Aus Sicht einer kleinen Gruppierung zu viele und diese beginnt, Journalisten zu töten, die ihrer Meinung nach als "Lügenpresse" die öffentliche Wahrnehmung mit bewussten Falschmeldungen manipulieren. Als die mediale Aufmerksamkeit beginnt abzuebben, beschließen sie einen Terroranschlag, der die Öffentlichkeit vollständig auf ihre Linie bringen soll. Dabei rechnen sie jedoch nicht mit dem schwedischen Fremdenlegionär August, der nach einiger Zeit im Ausland beschließt, zurückzukehren... und aufzuräumen...

Mein Eindruck:
Trotz des Klappentextes, der die rechtsextremen Gewalttaten gegen den Autor Pascal Engman thematisiert, beginnt dieser sein Buch völlig unerwartet: Er zeigt differenziert Gedanken, Gefühle und Handlungen von vier Hauptpersonen: Ein Fremdenlegionär, eine Journalistin, ein Sohn im Hauptberuf und ein syrischer Taxifahrer, der seit zwanzig Jahren in Schweden lebt. Doch leider bleibt Engman diesem guten Ansatz, der allen Charakteren eine gewisse Vielschichtigkeit anhaften lässt, nicht lange treu. Seine Figuren werden allesamt schuldig, die Art und Weise der Begründung ihrer Taten ist jedoch durchsichtig, plakativ und politisch zu korrekt. Zwar ist zum Beispiel der Rechtsextremist ein Angehöriger der Oberschicht, jedoch gescheitert und durch Papas Börse lebend und der Selbstmordattentäter mit Migrationshintergrund ist im Grunde seines Herzens ein strebsamer, liebevoller Mensch und wird nur durch ersteren dazu gezwungen, Dutzende Menschen zu töten – mehr Vorschlaghammer geht praktisch nicht. Und genau damit erweist Engman der guten Sache einen Bärendienst. Die meisten Leser möchten selber nachdenken und sich ihre Meinung bilden und nicht durch eine Schwarz-Weiß-Malerei auf den Weg gebracht werden, - so richtig dieser Weg auch sein mag.
Stilistisch ist an dem Thriller nichts zu beanstanden. Die kurzen Kapitel, die sich zumeist mit einer Hauptperson – manchmal in Interaktion mit einer Nebenfigur – befassen, besitzen einen Drive, der den Spannungsbogen über das gesamte Buch straff gespannt hält. Dass der Autor als Reporter gelernt hat, Sprache einzusetzen, beweist Engman ein um das andere Mal.

Mein Fazit:
Ein bisschen weniger Schwarz und Weiß hätte der Geschichte die Farbe verleihen können, die sie verdient

Bewertung vom 01.02.2019
Ich bringe dir die Nacht
Howard, Catherine Ryan

Ich bringe dir die Nacht


ausgezeichnet

Tote Studentinnen in Dublin

Zum Inhalt:
Zehn Jahre, nachdem Alisons Freund Will als Serienkiller verurteilt wurde, sterben zwei Studentinnen in Dublin auf eine ähnliche Art und Weise wie damals. Malone, ein irischer Polizist, fragt sich, ob die Verhaftung damals nicht auf einem fatalen Irrtum und falschen Spuren beruhte und lässt sich auf einen Kontakt mit Will ein, welcher behauptet, Informationen zu haben. Doch Will möchte mit niemandem reden, außer mit Alison. Diese war seit der Zeit der Morde nicht mehr in Irland und lässt sich nur schwer von der Polizei zur Kooperation überreden. Doch schließlich fliegt sie nach Dublin, besucht Will, beginnt erst zu zweifeln, dann zu ermitteln und gerät schließlich in das Visier des (neuen?) Killers.

Mein Eindruck:
Catherine Ryan Howard bedient sich verschiedener Personen und Zeiten, um den Lesern die Sicht der Dinge zu schildern. In der Vergangenheit gibt es praktisch nur eine Hauptperson: Alison, die zusammen mit ihrer Kindheitsfreundin nach Dublin zieht, um dort das Studentenleben zu genießen. Die Protagonistin der Gegenwart ist zwar ebenfalls Alison; dieser Zeitpunkt befasst sich jedoch auch – in einigen, wenigen Kapiteln – mit den Gedanken von Will und denen des Täters. Und genau die Beschreibung der Gefühle und Gedanken ihrer Figuren ist das, was die Story ausmacht. Man bekommt einen sehr guten Eindruck des Widerstreits in Alisons Seele, der Verzweiflung Wills über sein Schicksal und die Beweggründe des Täters und hofft und bangt mit den Figuren. Diese sind bis in die Nebencharaktere so durchkomponiert, dass man praktisch pausenlos Möglichkeiten durchspielt und wieder verwirft. Dadurch, dass Howard geschickte Wendungen in ihre Geschichte einbaut, kann man nie sicher sein, ob der Schein vielleicht doch trügt, - und genau das sollte ein Psychothriller bieten.

Mein Fazit:
Ein perfektes Verwirrspiel

Bewertung vom 20.01.2019
Fehltritt / Doggerland Bd.1
Adolfsson, Maria

Fehltritt / Doggerland Bd.1


gut

Anfang super, klasse Schluss

... aber eindeutig zu lang im Mittelteil!

Zum Inhalt:
Zu viel Alkohol am Abend, zu viel Vorgesetzter im Bett am Morgen. Und dann noch eine Leiche zum Mittagessen, - kurioserweise wird die Tote als Exfrau vom Chef identifiziert und Kriminalkommissarin Karen steht damit vor mehreren Problemen: Sie könnte ihrem Vorgesetzten ein Alibi geben, will es aber nicht und sie muss die Leitung einer Truppe übernehmen, welche ihr nur in Teilen Kompetenz und Fähigkeit in ihrem Beruf zubilligt und in dieser Ansicht von der Leitung unterstützt wird. So kristallisiert sich ein Kampf an mehreren Flügeln heraus: Gegen die Führungsetage, gegen die Umstände und gegen einen Täter, der möglicherweise nicht nur einmal zugeschlagen hat.

Mein Eindruck:
Der Thriller beginnt schon mit zwei Kuriositäten: Einerseits natürlich der One-Night-Stand zwischen sich eigentlich nicht besonders sympathischen Kollegen, andererseits der Fakt als Standort eine Inselgruppe zu benennen, die es nicht mehr gibt und somit völlig frei in der Erfindung von Örtlichkeiten zu sein. Adolfsson nutzt die dadurch entstehende Möglichkeiten voll aus und erfindet Währung, Landschaft und eigene Festivitäten, um so das Bild einer skandinavischen Gemeinschaft zu zeichnen, die Charakterzüge von allen nordischen Ländern vereint und durch die Mischung etwas Eigenes ist. Dieser Teil des Buches ist nicht nur gut lesbar, sondern gefällt durch die Originalität. Auch der Fall kommt wirklich gut in Schwung, bis Karen ausgebremst wird. 200 Seiten, die wahrscheinlich echte Polizeiarbeit spiegeln, die Rückschläge, die kleinteiligen Ermittlungen, die mannigfaltigen Bosheiten, ... Ja, das mag objektiv korrekt im Arbeitsablauf sein, subjektiv führt es aber zu gähnender Langeweile beim Krimileser, welcher möchte, dass der Fall zu Potte kommt. Der Schluss mit Täterfindung ist jedoch so genial, dass man fast den drögen Mittelteil vergisst.

Dass natürlich auch dieser Ermittlerin eine schwere Bürde auf der Seele lastet, versteht sich bei einer skandinavischen Autorenschaft fast von selbst. Trotzdem muss man Adolfsson zu Gute halten, dass sie Karen wenigstens einen sehr unorthodoxen Freundes- und Verwandtenkreis zur Seite stellt, den sie zum Schluss des Buchs noch gekonnt erweitert. Ein zweiter Versuch sollte nur etwas mehr Schwung (und ein streichfreudigeres Lektorat) haben.

Mein Fazit:
Anfang und Ende Welt-, Mittelteil Kreisklasse

Bewertung vom 19.01.2019
Allein deine Schuld (eBook, ePUB)
Lewin, J. C.

Allein deine Schuld (eBook, ePUB)


gut

Gute Unterhaltung

Zum Inhalt:
Für die Sozialarbeiterin Suzanne kommt es dick: Zuerst stirbt ein von ihr betreutes Mädchen, dann wird sie in einer Fernsehsendung mit einem alten Fall vorgeführt und zum Schluss ist auch noch ihre Tochter, mit der sie am Morgen einen Streit hatte, verschwunden. Da sie dieses Verschwinden wegen einer Verkettung unglücklicher Umstände erst nach zwei Tagen bemerkt, gerät sie in das Visier der ermittelnden Beamten. Und auch in ihr eigenes, denn Suzanne hat Erinnerungslücken, und ihrem Gedächtnis fehlt ein gutes Stück der Zeit nach dem Streit.

Mein Eindruck:
Was Lewin in dem Buch wirklich gut gelingt, ist, ihre Erfahrung als Sozialarbeiterin in die Seiten zu packen. Denn man merkt wirklich bei den Beschreibungen, dass diese stimmig sind und gut den Stress und die innere Zerrissenheit dieses Berufes zeigen. Genervt hat allerdings, dass es anscheinend einen Wettbewerb gibt: „Wer kann sich die größten Probleme bei Ermittlern ausdenken?“ Auch diese Autorin nimmt beherzt mit unter anderem „ermordete Frau und schwierige Situation als dadurch alleinerziehender Polizist“ daran teil. Diese Nebenkriegsschauplätze haben nämlich keinen großen Einfluss auf Fall, Ermittlung und Täter und sind deshalb nur noch störendes Füllmaterial. Da Lewin jedoch eigentlich viele Personen mit Schatten auf der Seele, undurchsichtigem Verhalten und dadurch potenziell als Täter möglich einführt, hätte es das gar nicht gebraucht. Die Ambivalenz ihrer Hauptverdächtigen gelingt ihr dabei großartig, die Verwirrung ist komplett und es macht Spaß, sich daraus zu befreien und zum Schluss zu sehen, wie sich alles zueinander fügt. Einige Teilstücke sind jedoch nicht besonders glaubwürdig; - ein Pakt mit dem Teufel so wider die Natur, dass man als Leser doch eher irritiert als überrascht ist.
Doch trotz einiger Längen unterhält der Krimi mit einem furiosen Finale, in dem sämtliche Register eines guten Thrillers gezogen werden.
Beim Ende scheint dann doch das grundgütige Sozialarbeiter-Gen mit Lewin durchzugehen: Zuckersüß, so dass Diabetes-Gefahr herrscht.

Mein Fazit:
Manchmal ein Kaugummi – ausgelutscht und zäh – meistens jedoch gute und spannende Unterhaltung

Bewertung vom 26.12.2018
Muttertag / Oliver von Bodenstein Bd.9
Neuhaus, Nele

Muttertag / Oliver von Bodenstein Bd.9


ausgezeichnet

Sehr gut konstruiert

Zum Inhalt:
Der Tod eines älteren Mannes führt nach der Durchsuchung des Grundstücks zum Fund mehrerer Frauenleichen unter einem provisorischen Fundament. Die Opfer verschwanden bundesweit und vor vielen Jahren. Es stellt sich heraus, dass ihr Todeszeitpunkt auf den Muttertag fiel, - dieses Datum scheint von tieferer Bedeutung für den Täter zu sein. Hat er möglicherweise etwas mit dem alten Mann zu tun, der gemeinsam mit seiner verschwundenen Frau über Jahre Pflegekinder aufgenommen hat?

Mein Eindruck:
Bei „Muttertag“ handelt es sich eindeutig um eines der besten Bücher von Nele Neuhaus um ihre Ermittler Pia Sander und Oliver von Bodenstein. Die Anzahl der Personen ist überschaubar und dank der Liste zu Beginn des Buches gut einzuordnen, die Schauplätze plastisch geschildert. Die Idee, die Gedanken des Täters jetzt und zum Zeitpunkt seiner Morde kursiv zu drucken, erleichtert zusätzlich die Lesbarkeit. Und so kann sich die Leserschaft wunderbar auf einen perfekt konstruierten Mordfall konzentrieren, der ein um das andere Mal auf eine falsche Fährte führt. Trotz massivster privater Verwicklungen der Beamten stören diese nicht als lästiges Beiwerk, sondern sorgen für zusätzliche Anspannung, - etwas, dass ein Autor erst einmal bei mit oft zu viel Privatgedöns belasteten Lesern leisten muss. Dass Neuhaus schreiben kann hat sie schon oft bewiesen, trotzdem ist es bewundernswert, wie sie es schafft, den Spannungsbogen über 550 Seiten straff zu halten und zu keiner Zeit zu langweilen oder unnötige Nebenkriegsschauplätze aufzubauen. In diesem Buch hat alles seinen Grund, jeder Nebensatz sitzt, jede Kleinigkeit sollte beachtet werden. Dann kann man als aufmerksamer Leser auf den Täter kommen, - und das ist (so finde ich) die größte Belohnung bei einem Whodunnit.

Mein Fazit:
Familiär, gut ausgeklügelt und zu jedem Zeitpunkt ein Genuss. In einem Wort: Perfekt!