Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Isabel von Belles Leseinsel
Wohnort: 
Mainz
Über mich: 
Mehr Rezensionen von mir gibt es unter: http://bellexrsleseinsel.blogspot.com/

Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2011
Der Tote im Fels
Lanthaler, Kurt

Der Tote im Fels


sehr gut

Tschonnie Tschenetts erster Fall

Hätte er es doch besser bleiben lassen, aber die Neugier treibt den Gelegenheits-LKW-Fahrer Tschenett dann doch in den Tunnel. Schließlich ist dort bei der eben durchgeführten Sprengung eine Leiche gefunden worden, die da gar nicht sein kann, zumal auch erst wenige Tage alt. Die ganze Aufregung ausnutzend, schnappt sich Tschenett den Koffer der Leiche und macht sich erst einmal auf den Weg in die Kneipe. Dort erzählt er seinem Kumpel und Dorfpolizisten Totó davon. Neugierig öffnen die Beiden den Aktenkoffer, doch außer ein paar Papieren enthält er nichts Interessantes. Sicherheitshalber versteckt Tschenett ihn dann jedoch in Bertas Hühnerstall. Sicher ist sicher. Und er soll sich nicht täuschen, denn der Koffer enthält brisantes Material rund um den Bau des Brenner Basistunnels und Tschenett gerät, eher er es sich versieht, mitten hinein in einen Strudel von Korruption und Mord.

Locker, flockig und kurzweilig erzählt Kurt Lanthaler den ersten Fall seines Antihelden. Denn das ist Tschenett definitiv. Nie einem guten Roten ausweichend, lieber in Kneipen zu Hause als in seiner Wohnung, respektlos gegenüber der Obrigkeit und äußerst clever, so ist der Tschonnie Tschenett zu beschreiben. Mit Gelegenheitsfahrten als LKW-Fahrer für den Bau des Brenner Basistunnels und unregelmäßigen Sportberichten der heimischen Fußballmannschaft finanziert er seinen spartanischen Lebensunterhalt. Und er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der mit einem guten Schuss Neugier gepaart, ihn in ziemlich gefährliche Situationen führt.

Und so steckt er auch sofort seine Nase in die Aufklärung des Toten im Fels und lässt sich davon auch nicht abbringen als kurz darauf ein zweiter Toter auf der Bildfläche erscheint und die Polizei ihn ordentlich in Mangel nimmt. Und die sind nicht die Einzigen. Muss Tschenett doch überrascht feststellen, dass plötzlich ziemlich viele Leute ein Interesse an ihm haben, wenn auch nicht unbedingt mit freundlichen Absichten. Doch dieser lässt sich davon nicht abbringen und in seiner zynisch, schnodderigen Art beginnt Tschenett selbst zu ermitteln und sticht hier regelrecht in ein Wespennest. Ganz offensichtlich haben die beiden Toten etwas mit dem Bau des Brenner Basistunnels zu tun, doch inwieweit diese darin involviert sind, wird Tschenett erst nach einiger Zeit klar, doch da steckt er schon zu weit in dem Fall, als das er sich hieraus zurückziehen könnte.

Kurt Lanthaler ist ein sehr kurzweiliger Krimi gelungen mit einem Protagonisten, der von Anfang an überzeugt, da er schon ein wenig aus dem Krimialltag heraussticht. Dieser lebt in der Nähe des Brenners auf der Südtiroler Seite und dies spürt man auch fast in jedem Satz, die ständig mit italienischen Ausdrücken oder Halbsätzen durchwirkt sind (keine Sorge, entweder sind sie aus dem Zusammenhang sofort verständlich oder sie werden übersetzt). Das gibt dem ganzen Krimi eine gewisse Authensität und die Informationen rund um Südtirol, dem Brenner und der Gegend sorgen für ausreichend Lokalkolorit. Zusätzlich kreidet der Autor die Geschäftsgebaren der Industriellen an, zeigt auf, wie Politik und Geld ein Großprojekt beeinflussen können und lässt hier aber auch nicht das Klischee des korrupten italienischen Polizeibeamten aus.

Die Story gestaltet sich größtenteils sehr unterhaltsam, jedoch nicht durchgehend spannend. Aber das ist auch gar nicht so unbedingt wichtig und stört auch nicht. Besonders gut hat mir das Ende gefallen, da es einfach nur überzeugt und menschlich ist sowie die wirklich simple Auflösung, wie denn nun der Tote in den Fels gelangt ist.

Alles in allem ein sehr unterhaltsamer Krimi, der durch seinen Protagonisten lebt und ein aktuelles durchaus interessantes Thema aufgreift und dem man dadurch gern verzeiht, dass er nicht durchgängig spannend ist.

Bewertung vom 10.06.2011
Der Beethoven-Fluch
Rose, M. J.

Der Beethoven-Fluch


sehr gut

Das Rätsel um die geheime Melodie

M. J. Rose stellt einen zuerst einmal die vielen Mitwirkenden vor, was zum einem teilweise etwas langatmig ist, zum anderen aber auch hilft, ihre Beweggründe und sie selbst besser kennen zu lernen. Und dies ist meiner Meinung nach auch ziemlich wichtig, da man ansonsten leicht den Faden verloren hätte. Zwar konzentriert sich die Story meist auf Meer und ihren Vater, doch die ständig wechselnden Handlungsstränge und die teilweise unterschiedlichen Motive der Mitwirkenden sorgen dafür, dass die Story zwar recht komplex, aber auch stellenweise ziemlich verwirrend wirkt.

So nach und nach nimmt der Thriller dann auch richtig an Fahrt auf und man taucht problemlos in die rasante Jagd nach der Knochenflöte und der geheimnisvollen Melodie ein. Und durch die bereits erwähnten, ständig wechselnden Erzählstränge hält sich die Spannung dann auch problemlos bis zum Schluss. Wobei zum zweiten Teil hin der Fokus eindeutig bei Meer, ihren Visionen und ihrer Suche nach der Melodie liegt. Dies alles gestaltet sich recht abwechslungsreich und wenn man sich ein wenig auf das Thema Wiedergeburt und Kabbala einlässt, stören auch die stellenweise etwas esoterisch angehauchten Passagen wenig.

Die Story entwickelt sich mysteriös, temporeich und durchaus fesselnd und einen Beitrag hieran trägt natürlich auch der Schreibstil von M. J. Rose, der sehr flüssig und bildhaft ist. Allerdings wurde ich das Gefühl beim Lesen nicht los, dass M. J. Rose hier etwas zu viel des Guten wollte. Neben der eigentlichen Suche nach der Flöte und einem kleinen Schwenker in das Leben von Ludwig van Beethoven, hat die Autorin auch das Thema Vergeltung mit hineingebracht, was schlussendlich zwar einigermaßen schlüssig mit in die Geschichte integriert wird, für mich aber eigentlich überflüssig war. Anders sah es da bei der Story rund um Meer aus und den daraus resultierenden Einschüben in die Vergangenheit. Diese überzeugen und sorgen schlussendlich für eine logische Auflösung des Rätsels.

Gut gelingt es der Autorin ihre Charaktere zu beschreiben. So sind diese durchweg facettenreich und bleiben teilweise auch etwas undurchsichtig, sodass man lange Zeit nicht erahnen kann, wer nun hinter den Morden bzw. Mordanschlägen steht und partout in den Besitz der Knochenflöte wie auch der Melodie gelangen will.

Ich war bei meiner Bewertung etwas hin- und hergerissen zwischen 3 – 4 Sterne. Schlussendlich hat mich die Story aber dann doch überzeugt, auch wenn das Ende ein wenig aus dem Ruder lief und der Anfang teilweise langatmig war. Doch der Thriller wird zumeist temporeich vermittelt, die Charaktere sind gut herausgearbeitet, die Story wirkt durchweg gut recherchiert und die Beschreibungen von Wien wie auch der Part rund um Ludwig van Beethoven tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei, dass ich mich durchweg gut unterhalten fühlte.

Bewertung vom 08.06.2011
Blutige Stille / Kate Burkholder Bd.2
Castillo, Linda

Blutige Stille / Kate Burkholder Bd.2


ausgezeichnet

Ein neuer emotionsgeladener Fall für Kate Burkholder
Linda Castillo lässt ihre Protagonistin selbst den Thriller erzählen und so taucht man auch gleich wieder in ihre Gefühlswelt ein, kann ihre Handlungen sehr gut nachvollziehen und versteht so natürlich auch ihre Besessenheit ob der Aufklärung des Falls. So bezieht sich die Story auch hauptsächlich auf die Ermittlungen von Kate und ihrem Team und nur in kleinen Einschüben erfährt man auch etwas mehr über den BCI-Beamten John Tomasetti, mit dem Kate eine Fernbeziehung führt. Gerade als dieser langsam anfängt sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, holt ihn seine eigene Vergangenheit wieder ein und droht, ihn wieder aus der Bahn zu werfen.

Durch den fesselnden, flüssigen, atmosphärisch dichten und teilweise auch richtig brutalen Schreibstil von Linda Castillo ist Spannung von Anfang an reichlich vorhanden. Was diese auch auf einem hohen Niveau hält, ist, dass man lange Zeit überhaupt keine Ahnung davon hat, was hinter diesen grausamen Morden steckt, wie jemand solch friedfertige Menschen so brutal auslöschen kann. Ständig fragt man sich, welches Geheimnis die Familie Plank zu verbergen versuchte, denn dass es hier ein Geheimnis gab, erfährt man recht bald durch Bischof Troyer. Allerdings hatte Mutter Plank keine Zeit mehr gefunden, ihn hierüber einzuweihen.

Noch komplizierter wird es, als sich herauskristallisiert, dass auch wirklich jeder mögliche Tatverdächtige ein Alibi hat und so fangen Kate und ihr Team an, buchstäblich die Nadel im Heuhaufen zu suchen, allerdings lassen sich durch diese akribische Suche langsam die einzelnen Puzzleteilchen zusammensetzen. So gestaltet sich der Thriller wieder sehr vielschichtig und ist bis zum Schluss absolut fesselnd und logisch umgesetzt. Für etwas Zartbesaitete sei gesagt, dass die Autorin ziemlich detailliert auf die Verletzungen der Mordopfer eingeht und hier war wirklich ein sadistischer Soziopath am Werk und entsprechend grausam sind die Verletzungen auch beschrieben.

Für Kate hat auch dieser Fall wieder einen persönlichen Aspekt. Selbst in der Amisch-Gemeinde aufgewachsen, kann sich Kate gut in die Gefühlswelt von Mary hineinversetzen, denn ihres in Jugendtagen gleicht sehr dem von Marys. Und um ihr Gefühlschaos perfekt zu machen, unterstützt John Tomasetti die Ermittlungen. Und wenn man den 1. Teil gelesen hat, weiß man bereits, dass die Beziehung zwischen Kate und John mehr als kompliziert ist. Hinzu kommt, dass John durch einen positiven Drogentest suspendiert ist und somit Kate inoffiziell bei der Aufklärung der Morde unterstützt. So kann er zwar einige seiner guten Kontakte spielen lassen, was die Ermittlungen beschleunigen, jedoch dauert es auch nicht lange, bis seine Vorgesetzten hinter seine Tätigkeit kommen.

Doch trotz aller Emotionen oder gerade auch deswegen, stürzt sich Kate regelrecht in die Aufklärung des Falls. Und so verfolgt man bis zur letzten Seite gebannt die teilweise auch ziemlich lebensgefährliche Arbeit der sympathischen Polizeichefin von Painters Mill.

Bewertung vom 07.06.2011
Der Schneewittchenmörder / Taylor Jackson Bd.2
Ellison, J. T.

Der Schneewittchenmörder / Taylor Jackson Bd.2


sehr gut

„… rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz …“

Ganz offensichtlich hat der Schneewittchenmörder, der vor 10 Jahren Nashville in Atem hielt, sein Morden wieder aufgenommen. Der Modus Operandi weist zumindest daraufhin, auch wenn winzige Details von den damaligen Morden abweichen, was die Ermittler an dem Offensichtlichen doch bald zweifeln lässt. Lieutenant Taylor Jackson und ihr Team verfolgen unter Hochdruck die wenigen Spuren, tatkräftig unterstützt durch den FBI-Profiler John Baldwin. Doch es findet sich einfach nicht der entscheidende Hinweis und schon bald verschwindet wieder eine junge Frau spurlos, die genau ins Profil des Schneewittchenmörders passt. Und so bleiben Taylor und John auch kaum Zeit, sich auf ihre bevorstehende Hochzeit zu konzentrieren und sie spielen sogar mit dem Gedanken, diese zu verschieben.

J. T. Ellison steigt in die Story während der laufenden Ermittlungen ein und so findet man sich auch schon schnell mitten in dem Thriller wieder und verfolgt gebannt die Arbeit von Taylor und ihrem Team. Und was anfangs wie die Jagd nach einem Serienkiller aussieht, entwickelt sich schon recht bald zu einem sehr komplexen Thriller, der sich viel vielschichtiger gestaltet als bei Lesebeginn vermutet. Der Schreibstil der Autorin ist temporeich, spannungsgeladen, direkt und durchweg fesselnd. Und ihr gelingt es immer wieder mit interessanten Wendungen zu überraschen und die Story konsequent bis zum Ende schlüssig zu erzählen.

Häufig wechselnde Erzählstränge sorgen ebenfalls für viel Spannung, wobei man hier auch ziemlich schnell Einblicke in die gestörte Seelenwelt des Täters erhält, natürlich aber immer nur häppchenweise, sodass man lange keine Ahnung davon hat, wer hinter den Morden steckt. Und obwohl das Hauptaugenmerk klar auf der reinen Ermittlungsarbeit liegt, in das auch das FBI mit eingebunden ist, lässt die Autorin aber auch ihren beiden Protagonisten genug Raum. Und so lernt man Taylor und John ein wenig näher kennen, erhält dadurch schnell ein Bild von ihnen wie auch von ihrer Beziehung zueinander.

Anfangs habe ich mich ein bisschen schwer getan, mit der toughen, selbstbewussten Figur von Taylor. Sie wirkt so unerschütterlich, perfekt und arbeitsorientiert, doch so nach und nach stellt man fest, dass Taylor durchaus Schwächen hat und nur sehr diszipliniert ihrer Arbeit nachgeht. Die Mitglieder ihres Teams sind für sie wie eine Familie und entsprechend freundschaftlich arbeiten auch alle miteinander. Und auch Taylors Verlobte John Baldwin integriert sich als FBI-Profiler sehr gut in das Team und hat keine Probleme, den Befehlen von Taylor zu folgen. So wirkt dies alles sehr harmonisch und liebevoll, ein Gefühl, welches Taylor von ihrer richtigen Familie nicht kennt. Und auch die weiteren Mitwirkenden überzeugen durchweg, sind komplex beschrieben und einige bleiben ziemlich undurchsichtig, sodass man lange nicht weiß, welches Ziel sie nun verfolgen.

Fazit: Ein von Anfang an sehr spannender Thriller mit einer komplexen Story und gut gezeichneten, ausgereiften Charakteren.

Bewertung vom 01.06.2011
Danger / Detective Bentz und Montoya Bd.2
Jackson, Lisa

Danger / Detective Bentz und Montoya Bd.2


ausgezeichnet

Ist der Rosenkranz-Mörder zurückgekehrt?

Wieder einmal treibt ein äußerst sadistisch veranlagter Serienmörder sein Unwesen in New Orleans. Und Lisa Jackson stellt diesen Psychopathen, der der festen Überzeugung ist im Auftrag Gottes zu handeln, einem auch ziemlich bald schon vor, ohne hierbei seine Identität preiszugeben. So verfolgt man seine gestörte Gedankenwelt, welche die Autorin so plastisch beschreibt, dass man Gänsehaut bekommt. Allerdings räumt sie dem „Erwählten“ – wie er sich selbst nennt - auch nie zu viel Raum ein und gibt zur seiner Identität nur wohldosierte Hinweise. Und diese sorgen dafür, dass man im Verlauf des Thrillers zwar mehrere Verdächtige hat, seine Meinung aber auch wieder ständig revidiert, wenn neue Details bekannt werden. Und so weiß man eigentlich bis kurz vor Schluss nicht, wer sich hinter dem „Erwählten“ verbirgt. Die Auflösung ist absolut schlüssig umgesetzt und was mir auch gut gefallen hat, war, dass Lisa Jackson die doch etwas mystische Atmosphäre von New Orleans prima eingefangen hat und man hierdurch die hellseherischen Träume und Wahrnehmungen von Olivia wie selbstverständlich hinnimmt. So wirkt der ganze Thriller absolut rund und lässt zum Schluss keine Fragen offen.

Und somit ist auch die Story wieder sehr spannungsgeladen erzählt und der fulminante und so schmerzhafte Showdown hat es wirklich in sich. Die Erzählstränge wechseln neben dem „Erwählten“ ständig zwischen Olivia, Bentz und auch Kristi. Und schon gleich zu Anfang muss man erschrocken feststellen, dass der „Erwählte“ Kristi als eines seiner nächsten Opfer ausersehen hat. Neben den eigentlichen Ermittlungen geht Lisa Jackson natürlich auch wieder ausführlich auf das Privatleben von Bentz wie auch von Olivia ein und der Schuss Erotik darf natürlich auch wieder nicht fehlen. Aber die Mischung zwischen Privatem und den Ermittlungen ist wieder sehr gut aufgeteilt und die Wechsel zwischen den einzelnen Handlungssträngen natürlich so gelegt, dass sie genau an der interessantesten oder gar spannendsten Stelle enden. Dementsprechend temporeich und fesselnd ist der Thriller angelegt und lässt einem somit kaum eine Chance, das Buch aus der Hand zu legen.

Tja, und wer die bisherigen Bände gelesen hat, weiß bereits, dass Olivia und Bentz ein Paar werden. Denn „Danger“ gehört offensichtlich zu einem der ersten Teile der Serie, denn Kristi ist gerade mal 18 Jahre und fängt an der Uni an und wie gesagt, Bentz lernt hier erst Olivia kennen.

Und so verfolgt man gespannt die äußerst komplizierten Anfänge ihrer Beziehung. Durch seine Erfahrungen mit Kristis Mutter Jennifer ist Bentz zu keiner neuen Beziehung bereit, kann sich jedoch der Anziehungskraft von Olivia nur schwerlich entziehen. Entsprechend ruppig verhält er sich zumeist ihr gegenüber. Hinzu kommt, dass er Olivias Träumen anfangs nur schwer Glauben schenken kann, was natürlich Olivia spürt und unter seinem Misstrauen leidet. Ja, und um es noch ein wenig komplizierter zu gestalten, ist sich Olivia ihren Gefühlen gegenüber Rick auch nicht so ganz sicher, denn es gibt noch den Pfarrer ihrer Gemeinde St. Lucas, für den sie nicht gerade sittsame Gedanken hegt. So sind viele Hochs und Tiefs in der Gefühlswelt der Protagonisten vorprogrammiert und die Charaktere entsprechend detailreich beschrieben, dass man ihnen diese ohne Probleme auch abnimmt.

Fazit: Ein rundherum sehr spannender, extrem fesselender Thriller mit einer überzeugenden Story und äußerst sympathischen Protagonisten.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.05.2011
Der Memory Code
Rose, M. J.

Der Memory Code


sehr gut

Der Schatz der verlorenen Erinnerung

Eines vorweg: Zwar geht es in dem Mystery-Thriller um Götterverehrung im alten Rom, damit verbunden die Verfolgung von Hohepriestern und Vestalinnen und somit um die Verbreitung des christlichen Glaubens, jedoch spielt die Kirche oder gar der Vatikan hier nur eine mehr als indirekte Rolle. Dadurch wirkt der Hinweis auf einen Vatikanthriller für mich etwas irreführend. Aber jetzt zum Buch:

M. J. Rose thematisiert in dem vorliegenden Buch das Thema Reinkarnation bzw. Wiedergeburt und dies verbindet sie in zwei Geschichten, die zum Schluss logisch zusammen laufen. Zum einen die Story der Gegenwart, die in Rom und USA angesiedelt ist. Hier versuchen Josh und Gabriella hinter das Geheimnis der Memory Steine zu gelangen. Um diese rankt sich eine Legende mit deren Hilfe man angeblich alles über seine bisherigen Wiedergeburten erfahren könnte. Zum anderen erzählt sie die Geschichte der letzten Tage der Vestalinnen und Hohepriester in Rom, deren heidnischer Glaube vom Kaiser mit Gewalt bekämpft wurde, um den christlichen Glauben zu verbreiten. Diese beiden Erzählstränge wechseln sich anfangs ständig ab, wobei der Fokus zur Mitte hin mehr in der Gegenwart liegt und durch diese anfänglich ständigen Wechsel erkennt man bald die Zusammenhänge zwischen denen doch scheinbar so unterschiedlichen Geschichten.

Der Thriller entwickelt sich von Anfang ziemlich spannend und diese nimmt im Verlauf immer mehr zu. Besonders deswegen, da sich zwar das Motiv der Morde ziemlich schnell heraus kristallisiert, man jedoch absolut keine Ahnung davon bekommt, wer der Täter sein kann. Denn M. J. Rose präsentiert ihren Lesern hier einige Kandidaten, die durchaus ein Motiv hätten. Und so lag ich mit meiner Ahnung hoffnungslos verkehrt und wusste eigentlich erst ein paar Seiten vor dem Ende, wer nun hinter diesen ganzen Machenschaften steht. Diese Auflösung erzählt die Autorin ziemlich schlüssig, auch wenn bei mir dann doch noch ein paar Fragen offenblieben. Das empfand ich jetzt jedoch nicht unbedingt so störend, da man auch problemlos hier noch seine Fantasie ein wenig spielen lassen kann.

Der Schreibstil von M.J. Rose ist durchweg flüssig und fesselnd. Das Thema Reinkarnation geht sie teilweise sachlich, oft aber auch romantisch-esoterisch angehaucht an. So versucht sie mit ihrem Protagonisten Josh ein gutes Gleichgewicht zwischen Befürwortern und Gegnern zum Thema Wiedergeburt zu erreichen. Und dies ist ihr meiner Meinung auch gut gelungen. Denn Josh glaubt nicht an Reinkarnation, kann sich aber auch seine Visionen, die so realistisch für ihn sind, absolut nicht erklären. Und diese Zweifel sind auch der Grund, warum er sich der Phoenix Foundation anschließt, die seit Jahrzehnten das Thema Reinkarnation erforscht, um hier endlich Antworten auf seine vielen Fragen zu finden.

Die Charaktere haben mich anfangs nicht so überzeugen können, blieben sie doch lange Zeit ziemlich blass, obwohl die Autorin gerade bei Josh eingehend auf seine Zweifel und Ängste in Bezug auf seine Visionen eingeht. Erst so zur Mitte hin wurden Gabriella, Josh, Malachai oder auch Rachel für mich greifbarer. Aber irgendwie empfand ich dies jetzt nicht unbedingt als so störend, da mich einfach die reine Story gefesselt hat.

Diese vermittelt M. J. Rose durchweg fesselnd und temporeich und vor allem die Ungewissheit, wie die Geschichte sich in der Gegenwart wie auch der Vergangenheit nun weiter entwickeln wird, welche Gründe hinter den Visionen von Josh und auch von Rachel stehen, werfen im Verlauf der Story eigentlich ständig neue Fragen auf, die lange Zeit nicht beantwortet werden. Und so habe ich das Buch bis zum Schluss kaum aus der Hand legen können.

Bewertung vom 27.05.2011
Wer Wind sät / Oliver von Bodenstein Bd.5
Neuhaus, Nele

Wer Wind sät / Oliver von Bodenstein Bd.5


ausgezeichnet

Trügt der Schein?

In Königstein kochen die Gemüter über. Die Firma WindPro plant im Taunus eine Windkraftanlage zu bauen, die auf heftigsten Widerstand der Einwohner stößt. Eine Bürgerinitiative kämpft engagiert gegen den Bau. Zur selben Zeit kehrt Kommissarin Pia Kirchhoff aus dem Urlaub zurück und wird vom Flughafen weg sofort zu einem Tatort gerufen. Der Nachtwächter der besagten Firma ist während seiner Arbeit zu Tode gekommen. Mord oder Unfall? Pia und Oliver von Bodenstein beginnen mit ihren Ermittlungen, wobei die Arbeit zumeist auf ihr lastet, denn Bodenstein zieht sich wegen privater Probleme immer mehr von den Ermittlungen zurück. Während Pia nun mit ihrem neuen Kollegen Cem den Tod des Nachtwächters überprüft, ereignet sich schon der nächste Todesfall. Wieder ist das Opfer im Umfeld des geplanten Baus der Windkraftanlage zu finden.

Nele Neuhaus beginnt ihren Krimi mit einem äußerst spannenden Prolog und wechselt anschließend ständig die Erzählstränge. So fragt man sich anfangs schon, in welcher Beziehung die zahlreichen Personen zueinander stehen und vor allem, was sie mit dem Todesfall zu tun haben. Aber bald schon ist klar, dass der Dreh- und Angelpunkt des Krimis die Fa. WindPro ist und alle Beteiligten mehr oder weniger mit der Firma und/oder mit deren Besitzer in Verbindung stehen. Und obwohl es viele Erzählstränge gibt, hat man von Anfang an kaum Schwierigkeiten, diesen zu folgen und schnell sind einem die einzelnen Beteiligten sehr vertraut.

Die Autorin behandelt in ihrem Krimi recht viele Themen wie Korruption, Kindesmisshandlung, Bestechung, Massenpanik und das alles verbunden mit viel Lokalkolorit. Dadurch könnte man jetzt das Gefühl bekommen, dass der Krimi etwas überladen wirkt. Dies ist jedoch nicht der Fall, da die unterschiedlichen Themen nachvollziehbar in die Story eingebaut sind. Und Nele Neuhaus gelingt es, die einzelnen Charaktere bis in die Nebenrollen hinein sehr eindringlich und detailreich zu zeichnen. Man hat dadurch zwar sofort ein Bild von ihnen vor Augen, welches man jedoch im Verlauf des Krimis bei Einigen revidieren muss, da sie in Wirklichkeit nicht so sind wie sie vorgeben zu sein.

Und durch diese ständige Weiterentwicklung der Charaktere schafft es Nele Neuhaus problemlos, einen lange in Bezug auf die oder den Täter im Unklaren zu lassen. Dies sorgt natürlich auch mit dafür, dass sich die Spannung ständig auf hohem Niveau befindet, da das Verhalten der Beteiligten nicht vorhersehbar ist, man ständig mit einer überraschenden Wendung rechnet, die auch oft genug kommt und sich die Story komplexer entwickelt, als man anfangs dachte. Zumal es ja noch zu einem weiteren Mordfall kommt, wobei hier das Motiv klar ist, nicht jedoch der Täter, da hierfür einige Personen in Frage kommen.

Natürlich wird auch das Privatleben von Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein weiter erzählt. Und hier tut sich einiges, vor allem bei Bodenstein. Dieser ist über die Trennung und vor allem über die Untreue seiner Frau Cosima noch nicht hinweg. Hinzu kommt, dass schon bald seine Eltern mit in den Fall involviert sind und er sich mit noch so einigen privaten Problemen herumschlagen muss, die in engem Bezug zu dem Fall stehen. So steht Pia bei den Ermittlungen ziemlich alleine da, fühlt sich von Bodenstein enttäuscht und kann sein Verhalten nicht nachvollziehen.

Fazit: Nele Neuhaus ist wieder einmal ein sehr spannender Krimi gelungen, der aktuelle Themen aufgreift, diese zu einer komplexen Story verknüpft und Charaktere beschreibt, die sich ständig weiterentwickeln und dadurch immer in ihren Handlungen überraschen.

8 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.05.2011
Zwölf mal Polt
Komarek, Alfred

Zwölf mal Polt


sehr gut

Das Leben von Polt in 12 Kapiteln

Simon Polts erster Arbeitstag als Gendarm des kleinen österreichischen Ortes Burgheim nahe der tschechischen Grenze gestaltet sich anders als erwartet. Muss er doch mit ansehen, wie sein ältere Kollege doch recht lapidar mit dem Gesetz umgeht und hierbei in massive Schwierigkeiten gerät. Und auch sein weiteres Leben weist in den folgenden Jahren so einige Höhen und Tiefen auf. Da wird sein Kater Czernohorsky als Dieb entlarvt, im Weintank wird ein ertrunkener Japaner gefunden oder als der Totengräber morgens nach dem frisch ausgehobenen Grab für die angesetzte Beerdigung schauen will, liegt schon ein Toter darin.

So zeigen die 12 Geschichten das Leben von Simon Polt auf, von seinem ersten Tag als Polizist, über sein Ausscheiden aus dem Polizeidienst, seinen Aushilfsjobs bis hin zu seinem Ruhestand. Und auch sein Privatleben ist mit eingebunden und so erlebt man seine Heirat wie auch die Geburt seiner Zwillinge. Während dieser Zeit hat er einige skurrile und auch knifflige Fälle zu lösen, die des Öfteren auch ziemlich viel Fingerspitzengefühl benötigen. Diese Krimikurzgeschichten sind durchweg abwechslungsreich, teilweise ein wenig spannend und reflektieren so unterhaltsam das Leben von Simon Polt wieder.

Alfred Komarek erzählt seine Geschichten rund um seinen Protagonisten Simon Polt sehr humoristisch, warmherzig und unterhaltsam. Mit viel Lokalkolorit sind diese bestückt, denn der Autor bindet ständig die Einwohner wie auch das Dorf selbst mit seiner Kellergasse in das Geschehen ein. So bekommt man zudem auch noch einen wunderbaren Einblick in das Dorfleben von Burgheim mit seinen Weinbauern und deren Arbeit und vor allem mit deren Erzeugnissen. Und so ist auch Polt selten abgeneigt, wenn von einem Winzer erst einmal die Aufforderung kommt: Trinken wir erst mal einen!

Sein Protagonist Polt ist ein sehr geradliniger Mann, der – wo es angebracht ist – auch einmal ein Auge zudrückt, absolut unempfänglich gegenüber Bestechung ist und dem man so schnell nichts vormachen kann. Aber er ist auch schüchtern, nachdenklich, etwas schrullig und zurückhaltend, liebt eine guten Tropfen Wein, ist ein liebevoller Ehemann und Vater. Einfach so, wie man sich einen liebenswürdigen, hilfsbereiten, freundlichen Dorfpolizisten vorstellt, der alle Einwohner mit ihren Fehlern und Schwächen kennt und immer das gerechte Maß findet. Und auch, als Polt seinen Dienst quittiert hat und als Aushilfe bei Frau Habesam arbeitet, später als Wirt oder Führer durch die Kellergasse spürt man immer, wie verbunden er sich seinem Heimatort fühlt.

Fazit: Ein kurzweiliges, erfrischendes Krimivergnügen mit einem Protagonisten, der einem ans Herz wächst.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.