Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Mikka Liest
Wohnort: 
Zwischen den Seiten
Über mich: 
⇢ Ich bin: Ex-Buchhändlerin, Leseratte, seit 2012 Buchbloggerin, vielseitig interessiert und chronisch neugierig. Bevorzugt lese ich das Genre Gegenwartsliteratur, bin aber auch in anderen Genres unterwegs. ⇢ 2020 und 2021: Teil der Jury des Buchpreises "Das Debüt" ⇢ 2022: Offizielle Buchpreisbloggerin des Deutschen Buchpreises

Bewertungen

Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 01.12.2014
Frühstück mit Katze & Co.
Hawkins, Danielle

Frühstück mit Katze & Co.


ausgezeichnet

Ganz ehrlich, mit diesem süßen Titelbild hatte das Buch bei mir schon halb gewonnen, und es passt auch wunderbar zum Inhalt! Den in dem geht es um die Tierärztin Helen, die in ihrem Beruf mit Leib und Seele aufgeht und ansonsten die stinknormale, aber wunderbar sympathische Frau von nebenan ist, mit der man gerne befreundet wäre. Sie ist nicht superschlank, sie ist nicht glamorös, sie neigt ein wenig dazu, sich selber klein zu machen und sich wenig zuzutrauen, und deswegen wäre es ihr auch niemals in den Sinn gekommen, dass ausgerechnet der Rugby-Star Mark Tipene auf sie stehen könnte.

An dieser Stelle sollte ich vielleicht gestehen, dass ich mich für Rugby (und die meisten anderen Sportarten) nicht die Bohne interessiere und deswegen normal nicht zu Liebesgeschichten mit Supersportlern greife. Um ganz ehrlich zu sein, scheue ich die normalerweise wie der Teufel das Weihwasser. Aber wer hätte es gedacht - Mark ist ein echtes Goldstück! Und ich spreche jetzt nicht von seinem (natürlich) blendenen Aussehen, sondern davon, dass er mitfühlend, hilfsbereit und bodenständig ist und ihm die wenig glamoröse Helen lieber ist als die Topmodels und Starathletinnen, die sich ihm sonst so an den Hals schmeißen. Er scheut sich nicht einmal davor, ihr im Stall zu helfen und sich dabei mit Blut und anderen unerfreulichen Dingen zu beschmieren. Erstaunlich, wie romantisch das sein kann!

Auch die anderen Charaktere sind quicklebendig und kunterbunt, und ich konnte sie mir alle direkt wunderbar vorstellen - die sympathischen und die unsympathischen. Ich liebe Bücher, bei denen man das Gefühl hat, dass man ein kleines Stück echtes Leben miterlebt!

"Frühstück mit Katze & Co." bietet eine originelle Mischung aus Liebesroman, Sport und Tierarztpraxis, die mir ganz ausgezeichnet gefallen hat. Ich fand es sehr interessant, mal in den Berufsalltag einer Tierärztin auf dem Land reinzuschnuppern, mit all seinen täglichen Konflikten und Triumphen! Auch über den Alltag eines Rugbyspielers bin ich jetzt ein wenig schlauer, und ich muss zugeben, auch das war interessanter als erwartet.

Und spannend war die Geschichte auch, denn so romantisch und Bilderbuch-idyllisch die Liebesgeschichte von Helen und Mark auch anfängt, so schnell stellen sich die ersten Probleme ein. Und dann passiert etwas, das ich hier noch nicht verraten will, das aber für eine frischgebackene Beziehung so etwas ist wie der absolute Supergau... Auf einmal geht irgendwie alles schief, und ich habe oft an den Fingernägeln geknabbert und mit Helen mitgelitten.

Das Buch bietet also eine gute Portion schön geschriebener Romantik, schlittert aber meiner Meinung nach haarscharf am Kitsch vorbei, denn die armen beiden Liebenden werden knallhart mit den Irrungen und Wirrungen der Realität konfrontiert, und ich war mir ehrlich bis ganz am Schluss nicht sicher, ob es ein Happy End geben würde oder nicht. Mir hat das gut gefallen!

Den Schreibstil fand ich großartig. Die Autorin findet genau den richtigen Tonfall, um den Leser an Helens Gedanken teilhaben zu lassen, mit vielen Humor und bunten Details, schönen Bildern und gekonnt präsentiertem Drama.

Fazit:
Obwohl ich Liebesromane mit Supersportlern normal hasse wie die Pest, hat mich dieses Buch voll überzeugt und bezaubert. Eine wunderschöne, beinahe schon märchenhafte Liebesgeschichte, die schnell knallhart mit dem echten Leben kollidiert - und eine sympathische, keineswegs perfekte Heldin, der ich gerne noch 300 Seiten mehr zugehört hätte, weil sie mich mühelos zum Lachen und manchmal fast zum Weinen gebracht hat... Ganz nebenher erfährt man in diesem Buch noch eine ganze Menge über das Leben als Tierärztin auf dem Land, was für mich ein unerwartet interessanter Bonus war!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2014
Der lautlose Schrei / Ein MORDs-Team Bd.1 (eBook, ePUB)
Suchanek, Andreas

Der lautlose Schrei / Ein MORDs-Team Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ich habe als Kind Reihen wie TKKG oder die ??? verschlungen wie Kartoffelchips, deswegen wollte ich den ersten Band von "Ein M.O.R.D.s-Team" unbedingt lesen - denn der Klappentext dieses Buches klang für mich danach, als hätte ich es hier mit einer hippen, modernen Fassung dieser Art von Büchern für junge Leser zu tun. Und tatsächlich hat sich genau diese Erwartung erfüllt!

In diesem Band werden uns erstmal die vier Jugendlichen vorgestellt, um die sich die Reihe drehen wird. Alle vier stammen aus grundverschiedenen Verhältnissen und sind auch von ihrer Art her gänzlich unterschiedlich. Da gibt es Mason, den ehemaligen Supersportler, dessen Karriere durch einen epileptischen Anfall beendet wurde, bevor sie richtig angefangen hatte. Seitdem weiß er nichts mit sich anzufangen und lässt sich deprimiert und ziellos durchs Leben treiben - bis jemand Drogen in seinen Spind schmuggelt und er sich mitten in einem verwickelten Kriminalfall wiederfindet. Randy ist sein loyaler Kumpel und ein echtes Computergenie. Olivia ist eine begabte Fotographin, die ihre Bilder schon an Zeitungen verkauft, obwohl sie noch zur Schule geht. Sie stammt aus ärmlichen Verhältnissen und ist daran gewöhnt, dass die Leute sie in etwa so wohlwohllend betrachten wie den Dreck unter ihren Schuhsohlen. Dann gibt es noch Danielle, die verwöhnte Tochter reicher Eltern, die wiederum damit zu kämpfen hat, dass die Menschen sie auf das Vermögen ihrer Eltern reduzieren und ihr ansonsten nichts zutrauen.

Am Anfang kommt es zwischen den vier Jugendlichen zu Zoff und Konflikten, aber es wird schnell klar, dass sie gerade durch ihre gegensätzlichen Talente und Temperamente ein großartiges Team abgeben! Mir hat sehr gut gefallen, wie schnell man als Leser ein Gefühl für die verschiedenen Persönlichkeiten entwickeln kann, da sie gut und detailliert gezeigt und beschrieben werden - und das, meiner Meinung nach, ohne gerade junge Leser mit ausufernden Einzelheiten zu überfrachten.

Vieles kommt einem ein wenig bekannt vor, aber es ist doch ansprechend geschrieben und bietet genug Neues, um interessant zu sein.

Interessant fand ich auch, dass die Reihe anscheinend von der klassischen Struktur solcher Krimireihen für Kinder und Jugendliche abweicht, nämlich der, dass jeder Band eine in sich abgeschlossene Geschichte enthält. Hier ist es anders! Zwar wird die erste Geschichte rund um Mason und die ihm untergeschobenen Drogen mehr oder weniger abgeschlossen, aber gleichzeitig beginnt eine übergreifende Geschichte, in der das Team gegen einen mächtigen Kriminellen antritt, um einen alten Mordfall aufzuklären, die sich nach und nach im Laufe der Reihe weiterentwickeln wird. Der Nachteil ist, dass man dann vielleicht nicht jeden Band einzeln lesen kann, der Vorteil, dass es doch viel spannender ist, wenn man als Leser immer nur ein Puzzleteilchen nach dem anderen präsentiert bekommt, bis zur großen Auflösung.

Apropos spannend: die Handlung bietet genug Rätsel, falsche Fährten und Action, um die Seiten nur so vorbeifliegen zu lassen, und ist dabei doch (relativ) gewaltfrei, so dass ich das Buch auch jüngeren Lesern bedenkenlos empfehlen würde.

Die Reihe wird von verschiedenen Autoren geschrieben, und Andreas Suchanek war es, der den ersten Band geschrieben hat. Seinen Schreibstil fand ich relativ klar und einfach, aber sehr angenehm zu lesen, mit einer Prise Humor und einem guten Gefühl für Jugendsprache.

Fazit:
Für Fans von TKKG und den drei ??? bestimmt ein heißer Tipp - oder überhaupt für junge Leser, die gerne mal zwischendurch einen kurzen Krimi verschlingen. Der Preis macht die eBooks auch für den schmalen Geldbeutel von Schülern erschwinglich, und wer lieber doch ein Taschenbuch hätte, für den gibt es auch das, und zwar werden immer die Geschichten zweier eBooks in einem Taschenbuch veröffentlich.

Bewertung vom 27.11.2014
Das Schattenhaus
Vassena, Mascha

Das Schattenhaus


sehr gut

"Das Schattenhaus" ist die Geschichte vierer ganz verschiedener Frauen. Drei von ihnen - Simona, Anna und Friederike - sind verbunden durch die elementarste und problematischste aller Beziehungen: die zwischen Mutter und Tochter. Und die vierte, Charlotte, drängt sich in ihr Leben in einer kaustischen Kombination aus Selbstsucht, Verlust und fehlgeleiteter Liebe.

Die Geschichte wird zum Teil aus Annas Sicht erzählt, die nach dem Tod ihrer Mutter Simona in das Haus ihrer Kindheit zurückkehrt, um die nötigen Dinge zu regeln - und um ihre Tochter Rike abzuholen, die bei der Großmutter aufgewachsen ist und für die Anna eine Fremde ist. Als sie die Hinterlassenschaft ihrer Mutter durchsieht, entdeckt sie eine Urkunde, die besagt, dass Simona ein Haus in Vignano besaß - von dem Anna bisher noch nie gehört hat. Kurz entschlossen reist sie mit ihrer widerwilligen Tochter in den Tessin, um herauszufinden, was es damit auf sich hat, und entdeckt ein jahrzehntealtes Geflecht aus Geheimnissen.

Der andere Teil der Geschichte spielt in der Vergangenheit und wir sehen ihn durch die Augen von Charlotte, die einem erstmal als verwöhnte, selbstsüchtige 16-jährige gegenübertritt. Ein Sommerflirt entwickelt sich zu einer obsessiven Liebe, die tragische Ereignisse in Gang setzt...

Die Autorin beschreibt ihre Charaktere gnadenlos mit all ihren Fehlern und Schwächen, aber dennoch sehr sensibel und mit viel Mitgefühl. Besonders gut gelungen fand ich, wie deutlich sie einerseits herausstellt, dass sich Traumata und emotionale Verletzungen über Generationen hinweg auswirken können, aber andererseits auch, dass es eigentlich nie zu spät ist, die Dinge anzugehen und sich ihnen zu stellen.

Ich fand es sehr spannend, die emotionale Entwicklung von Charlotte und Anna mitzuverfolgen, aber ganz abgesehen davon hat die Geschichte auch noch einen Hauch von Thriller: ein Mord ist in dem "Schattenhaus" geschehen, und Anna kommt der Wahrheit gefährlich nahe... Mir hat diese Kombination sehr gut gefallen, und das Buch hatte für mich auch in den ruhigeren Passagen keine schleppenden Längen.

Auch den Schreibstil fand ich wunderbar, sehr atmosphärisch und stimmungsvoll. Er spricht alle Sinne an; wir erfahren, was die Charaktere sehen, riechen, fühlen und schmecken... Und dabei verliert sich die Autorin nie in unnötigen Details.

Was im Leben aller vier Frauen eine große Rolle spielt ist die Liebe - mit all ihrer Magie und all ihren Fallstricken. Ist "Das Schattenhaus" also eine Liebesgeschichte? Ja und nein. Jedenfalls verzichtet das Buch auf triefenden Kitsch und zuckrige Rührseligkeit, und auch darauf, die Liebe als Allheilmittel für jedes emotionale Problem zu präsentieren; die Autorin lässt ihre Charaktere all ihre Probleme aus eigener Kraft bewältigen - oder aus eigenen Schwächen daran scheitern.

Fazit:
Familiengeschichte, Drama, Liebesgeschichte, Krimi? In einer originellen Mischung ist "Das Schattenhaus" alles drei, und besonders der wunderbare Schreibstil hat das Buch für mich zu einem wahren Lesevergnügen gemacht. Auch die unglaublich authentischen (und oft problematischen) Charaktere haben mich direkt gepackt und gefesselt. Bei aller Tragik und aller Dramatik ist es in meinen Augen eine sehr hoffnungsvolle Geschichte, die aber nie in Rührseligkeit abdriftet.

Bewertung vom 16.11.2014
Das Haus der verschwundenen Kinder
Legrand, Claire

Das Haus der verschwundenen Kinder


gut

Eine Stadt, in der Ordnung und Perfektion so übertrieben werden, dass es schon ins Krankhafte ausartet... Ein Waisenhaus, hinter dem sich das Böse verbirgt...

Diese Grundideen sind vielleicht nicht ganz neu, werden aber sehr originell und mit bitterbösem Humor umgesetzt. Die Autorin bringt eine Vielzahl wirklich neuer, witzig abstruser, interessanter Ideen ein und baut dabei geschickt immer mehr Spannung und unterschwellige Bedrohung auf, und das ganz ohne Gemetzel und unnötige Brutalität. (Jedenfalls in den ersten zwei Dritteln des Buches, aber dazu später.) Das fand ich großartig und auch sehr kindgerecht! Die Geschichte verläuft eher langsam, aber mir gefiel gerade dieses Ruhige, Bedächtige,das sich schleichend zum Albtraum entwickelt...

Aber vor allem habe ich mich schnell in Victoria verliebt, auch wenn die auf den ersten Blick kein sehr liebenswertes Kind ist. Ihr Ziel im Leben ist es, perfekt zu sein - in allem, was sie tut. Perfekte Noten, perfektes Aussehen, perfekte Manieren. Sie liebt es, besser zu sein als andere und weidet sich daran, wenn sie ihre größte Konkurrentin demütigen kann. Freunde macht sie sich so nicht, aber Freunde will sie ohnehin nicht haben, das ist ihr viel zu viel Durcheinander, mit diesen lästigen, unbequemen Gefühlen, die sie lieber vermeidet. Auch mit Lawrence freundet sie sich nicht etwa an, weil sie ihn gernhat, sondern weil sie ihn als Projekt sieht: sie will den chaotischen Tagträumer, der sich nie das Hemd in die Hose steckt und lieber seine alberne Musik macht, statt nützliche Dinge zu lernen, umerziehen, bis er so perfekt ist wie sie.

Im Laufe des Buches muss sie erst lernen, dass es wichtigere Dinge gibt als Manieren, und dass es durchaus gute Gründe gibt, Regeln zu brechen oder zumindest zu hinterfragen. Der Leser sieht ihr dabei zu, wie sie den Wert der Freundschaft und ihre eigene Individualität entdeckt, wie sie zu mehr wird als nur zu Victoria, der Musterschülerin. Und für ein Kinderbuch fand ich das eine sehr passende, schöne Botschaft.

Die Erwachsenen sind hölzerne, beinahe roboterhafte Gestalten, die sklavisch den Regeln folgen, die in Belleville gelten - dafür gibt es allerdings gegen Ende des Buches eine gute Erklärung, es ist also durchaus gewollt! Dennoch fand ich es manchmal schade, wie blass beinahe alle Charaktere außer Victoria blieben.

Den Schreibstil fand ich wunderbar, vor allem den staubtrockenen, bösen Humor, der aus beinahe jeder Seite klingt und doch spurlos an Victoria vorübergeht. Die Autorin beschreibt die Dinge eher klar und einfach, aber doch eindringlich, vor allem die bedrohlichen Geschehnisse - wie die unzähligen Schaben, die auf einmal in der ganzen Stadt herumwuseln, oder die dunklen Schemen, die gegen trübe Glasscheiben hämmern...

Nach den ersten zwei Dritteln des Buches war ich überzeugt, ein neues Lieblingsbuch in der Hand zu haben. Aber ab einen gewissen Punkt wurde die Geschichte nicht nur skuriller, sondern leider auch ekliger und verstörender und in meinen Augen zu grausam für Kinder. Das Buch wird für junge Leser ab 12 empfohlen, aber ich war als erwachsene Leserin manchmal schockiert. Ok, wäre das Buch ein Thriller oder Horrorroman für Erwachsene, hätte ich vielleicht über dieselben Dinge nur müde gelächelt, aber es ist ein Kinderbuch, und eines, das mit so einem schönen, harmlosen Grusel und kindgerechten Botschaften anfängt! Da kam manches unerwartet wie ein heftiger Schlag ins Gesicht. Was gegen Schluss passiert, ist einfach bizarr und grausam, und als Kind hätte ich davon wahrscheinlich Albträume bekommen!

Das Ende fand ich für ein Kinderbuch extremst verstörend, und es bietet meiner Meinung nach auch keine kindgerechte Lösung, die es dem jungen Leser erlauben würde, mit der Geschichte abzuschließen und klarzukommen.

Außerdem blieb für meinem Geschmack zu vieles unerklärt, und eine Sache ganz am Schluss erschien mir sehr aufgesetzt und klischeehaft.

Bewertung vom 02.11.2014
Blutrote Rosen (eBook, ePUB)
Wallmann, Ria

Blutrote Rosen (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Schreibstil war für mich eine Überraschung - ehrlich gesagt erwarte ich weder von Erotikromanen noch von Thrillern unbedingt wunderschöne Formulierungen oder originelle Metaphern... Und doch bekommt man hier genau das geboten. Die Autorin ist großartig darin, Schauplätze bildreich zu beschreiben, und sie hat ein sehr gutes Gespür für Details.

Besonders die erotischen Szenen sind viel interessanter und ansprechender geschrieben, als ich es von anderen Erotikromanen kenne. Sie sind nicht nur sehr zahlreich, sondern auch unglaublich einfallsreich und überhaupt nicht abgedroschen oder 08/15. Die Leidenschaft ist mal düster-bedrohlich, mal romantisch und lebensbejahend, aber fast immer heftig und chaotisch...

Die romantischen Szenen sind meist auch sehr schön geschrieben, nur manchmal waren sie mir ein ganz kleines bisschen zu schnulzig, mit einer Prise Melodrama...

Normal können mich erotische Romane nicht sonderlich begeistern, weil mich die eigentliche Handlung nicht anspricht, aber "Blutrote Rosen" wird der Bezeichnung "Erotikthriller" gerecht. Die Geschichte ist wirklich spannend und komplex, mit unerwarteten Wendungen und interessanten Charakteren. Sie scheint auch gut recherchiert zu sein - die Psychologie von Stalkern wird sehr einleuchtend beschrieben und trägt zur Spannung bei. Die Autorin präsentiert das Thema "Stalking" in all seinen Facetten.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Nora, die sich als Psychologin auf Stalking spezialisiert hat - sowohl auf die Opfer als auch auf die Täter. Dabei macht es ihr ihre eigene Vergangenheit manchmal schwer, mit professioneller Distanz an das Thema heranzugehen... Sie ist eine interessante Protagonistin, die einem meist sympathisch ist, über die man aber auch das ein oder andere Mal den Kopf schüttelt. Manchmal trifft sie eher fragwürdige Entscheidungen, die nicht unbedingt logisch sind, uns sie hat eine sehr gestörte Einstellung zu Liebe und Beziehungen - und das als Therapeutin! Ich fand diesen Widerspruch zwischen Nora, der Psychologin, und Nora, der emotional verwundeten Frau, sehr spannend.

Leonard, der Leiter der Sonderkommission, ist schwer zu durchschauen, und über weite Strecken der Geschichte war ich mir nicht sicher, was ich von ihm halten sollte... Noras Erinnerungen an ihn lassen ihn selber wie einen Stalker erscheinen, und das ganze Buch hindurch fragt man sich: Ist er ein Stalker? Oder doch nicht? Oder doch? Oder doch nicht? Die Autorin macht es einem nicht einfach. Menschen sind komplex, und das spiegelt sich hier gut wieder!

Die Beziehung zwischen Nora und Leonard erscheint manchmal obsessiv und beinahe krankhaft - aber wieviel davon liegt nur an Noras Wahrnehmung von ihm?

Die Nebencharaktere fand ich sehr gelungen. Besonders zwei davon haben mich sehr gefesselt:

Einmal der junge Kriminalmeister Tobias Seliger - er ist unsicher, liebenswert, tapsig wie ein Welpe... Oft sorgt er für Humor, und meist wollte ich ihn einfach nur knuddeln. Später in der Geschichte macht er allerdings eine Wandlung durch, die mir ein bisschen plötzlich kam.

Und dann Karen Stahl, die bildhübsche Polizistin, die nach der Aufmerksamkeit von Männern giert, aber komplett überfordert ist, wenn es um wahre Gefühle geht... Eigentlich ist sie eine unsichere, emotional verletzte Frau.

Fazit:
Eine erstaunlich gelungene, spannende Mischung aus Erotikroman und Thriller, mit komplexen Charakteren und einem sehr ansprechenden Schreibstil. Die Geschichte dreht sich um das Thema Stalking, das in vielen Szenen für Gänsehaut sorgt.