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Benutzername: 
Glüxklaus
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 612 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2020
Das letzte Licht des Tages
Harmel, Kristin

Das letzte Licht des Tages


sehr gut

Packende, emotionale Geschichte mit etwas zu viel Dramatik

1940: Inès und Michel sind frisch verheiratet und leben auf Michels Weingut in der Champagne, gemeinsam mit dem Kellermeister Theo und dessen Frau Celine, die Inès freundlich, aber distanziert begegnet. Die junge Ehe verläuft nicht ohne Probleme, Inès fühlt sich nicht uneingeschränkt geliebt. Und als die Deutschen Frankreich besetzen, legt sich ein weiterer Schatten über aller Leben, Celine ist Halbjüdin und nun nicht mehr sicher. Michel unterstützt im Geheimen die Résistance und auch Inès muss sich für eine Seite entscheiden.
2019 reist die Amerikanerin Liz nach dem Scheitern ihrer Ehe mit ihrer Großmutter Edith in die Champagne. Edith hat eine besondere Verbindung zu der Gegend, das spürt Liz. Doch Edith schweigt beharrlich über die wahren Beweggründe, die sie zu dieser Reise veranlasst haben.

„Das Licht des Tages“ liest sich einfach, unkompliziert und flüssig. Kristin Harmels Schreibstil macht es dem Leser leicht, sofort einen Bezug zur Geschichte und den handelnden Personen aufzubauen. Abwechselnd wird die Perspektive von Inès und Celine während des Krieges geschildert und die von Liz im Jahre 2019. Diese derzeit populäre und übliche Erzählweise sorgt für Abwechslung. Die Kapitel lassen sich wie Einzelteile zu einem Ganzen zusammensetzen, das erst zum Schluss stimmig und komplett wird.
Das Cover mit dem Bild einer Weinrebe spielt auf den Ort des Geschehens, die Champagne an, den Beginn der einzelnen Kapitel ziert jeweils eine Traube. Für mich hätte es die kleinen Bilder allerdings nicht unbedingt gebraucht, sie wirken etwas kitschig. Auch der Klappentext ist meiner Ansicht nach nicht hundertprozentig gelungen, verrät er doch zuviel und lenkt so die Erwartungen der Leser recht stark.

Kristin Harmel erzählt hauptsächlich von den drei Frauen Celine, Inès und Liz. Während Liz und Celine fast blass und undeutlich erscheinen, wird Inès ganz klar und ausführlich gezeichnet. Sie ist eine sehr emotionale Frau, die sich nach Liebe und Anerkennung sehnt und die durch unglückliche Umstände in eine Situation getrieben wird, die nicht gut ausgehen kann. Inès macht Fehler, reagiert spontan und wird dabei von ihren Gefühlen bestimmt. Sie ist nicht perfekt, sondern menschlich und nahbar. Die Menschlichkeit, diese Ecken und Kanten hätte ich mir für die anderen Figuren auch gewünscht. Einige andere Charaktere sind schwer fassbar, wirken etwas verschwommen, undifferenziert oder zu schwarz-weiß.

Was für eine dramatische mitreißende Geschichte! Am Ende war ich ziemlich mitgenommen und schockiert von den Ereignissen. An manchen Stellen wirkte die Handlung allerdings fast etwas zu dramatisch, zu konstruiert. Zuviele Zufälle machen einige Aspekte doch etwas unglaubwürdig.
Nebenher wird wiederholt auch die Champagnerherstellung thematisiert. Informativ, aber mitunter etwas langatmig.
Kristin Harmel hat den Zwiespalt, die Zwickmühle, in die Menschen ganz unvermittelt geraten können, sehr anschaulich und eindringlich dargestellt. Manchmal ist es nicht immer so einfach und klar, wie es aussieht und kein Mensch kann so leicht aus seiner Haut und unabhängig von seinen Gefühlen agieren, das stellt die Autorin sehr ein- und nachdrücklich dar.
Ein emotionsgeladener Roman über Schuld, Liebe, verletzte Gefühle, Verrat und Schicksal, vielleicht etwas zu sehr auf Effekt und Sensation gemacht, aber durchaus unterhaltsam und packend.

Bewertung vom 30.10.2020
Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!
Greiner, Lena;Padtberg-Kruse, Carola

Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!


sehr gut

Lehreranekdoten von ziemlich komisch bis extrem merkwürdig - unterhaltsamer kleiner Lesesnack für zwischendurch

Wer kennt sie nicht die Geschichten über eine besondere und uns allen aus eigener Erfahrung gut bekannte Berufsgruppe, die Lehrer?
Die Autoren Lena Greiner und Carola Padberg riefen SPIEGEL-Leser auf, ihnen Anekdoten aus ihren Klassenzimmern zu schicken.
„Schule ist wie Sitcom“ schrieb daraufhin eine Schülerin und die eingesandten Storys beweisen eindeutig, dass sie Recht hat. „Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen, damit er dabei rauchen kann“ widmet sich verrückten Lehreraktionen, schrägen Aufgabenstellungen an Schüler, expliziten merkwürdigen Unterrichtsstunden, fiesen Lehrersprüchen, wichtigen Schulrechtsfragen, sehr individuellen Spleens von Pädagogen, der Charakterisierung besonderer Lehrertypen, Pech und Pannen im Unterricht, Null-Bock-Lehrern und anonymen geheimen Lehrergeständnissen.
Da erfährt man in flüssiger, flotter Erzählweise u.a. von einer kafkaverabscheuenden Deutschlehrerin, einem Religionslehrer, der sich mit Hilfe stinkender Schuhe Gehör verschaffen will, zahlengläubigen Lateinlehrern und Ultraschall-Störgeräuschsendern als Disziplinierungsmaßnahme.
Es wird dabei mehr als einmal deutlich: „Die Kontrolle - vor allem über sich selbst- eben nicht zu verlieren, ist die große Kunst des Lehrerberufs.“

Ziemlich absurd, bizarr, merkwürdig, skurril und befremdlich, was es da zu lesen gibt. Meist witzig - Humor ist ja immer auch ein bisschen Geschmacksache- manchmal zum Kopf schütteln, aber auch etwas nachdenklich stimmend.
„Lehrer sind großartiges Comedy-Material. Man kann sie so herrlich zu Klischees formen. Und sie haben eine enorme Gestaltungsfreiheit in ihrem Beruf, dass daraus manchmal sehr wundersame Persönlichkeiten erwachsen“ bringt es der Comedian und Ex-Lehrer Johannes Schröder auf den Punkt.

Eine unterhaltsame Sammlung an Anekdoten, nicht unbedingt am Stück zu lesen, sondern eher immer mal wieder zur Auflockerung zwischendurch zu genießen. Ein kleiner literarischer Snack für die Kaffeepause oder zur Verbesserung der Grundstimmung an anderen stillen, ruhigen Örtchen. Prädikat ziemlich komisch.

Bewertung vom 27.10.2020
Paula Prima und der Klassendieb
Bielefeldt, Regine

Paula Prima und der Klassendieb


ausgezeichnet

Mitreißender Kinderkrimi aus dem Alltag mit wichtiger Botschaft

Was ist nur los in der Waldschule? Zuerst verschwindet Mias Handy. Die ganze Schule sucht mit. Zwar finden Paula und ihre Freundinnen Sissi und Kim das Telefon wieder, am nächsten Tag sind allerdings die tollen Glitzerstifte, mit denen die Lehrerin Frau Plum immer die Krönchen unter die guten Arbeiten malt, wie vom Erdboden verschluckt. Paula, Kim, Sissi und ihr Mitschüler Oleg setzen alles daran, die Stifte wieder zu beschaffen und hoffen, den Dieb auf frischer Tat zu ertappen. Schließlich vermisst Oleg auch noch seinen Turnbeutel und es kommt zu einer richtigen Katastrophe....

Regine Bielefeld schreibt in Ich-Form aus Paulas Sicht kindgerecht, gut verständlich, lebendig und sehr unterhaltsam. Die kleinen Leser werden sofort „mitten rein“ in Paulas aufregendes Leben katapultiert.
Die Schrift ist ein wenig größer gedruckt, das erleichtert das Lesen. Zum Selberlesen ist die Geschichte für Kinder ab acht Jahre, zum Vorlesen für Kinder ab fünf, sechs Jahre geeignet. Florentine Prechtels individuelle, detaillierte Illustrationen lockern die Seiten ansprechend auf und motivieren zusätzlich. Vor allem der Lageplan der idyllischen Schule auf der Umschlaginnenseite hat mir und meinen jungen Mitlesern sehr gut gefallen. Wir konnten uns sehr gut vorstellen, wie es in der Waldschule aussieht und zugeht.

Paula Prima hat nicht nur einen positiven Namen, sie ist auch ein durch und durch positiver Mensch: Patent, tatkräftig, aufgeweckt, optimistisch, sie sprüht über vor Ideen. Für sie ist es wichtig, dass alles seine Ordnung hat, dass es gerecht zugeht. Daher kümmert sie sich gerne, versucht Diebstähle aufzuklären und Dinge ins Reine zu bringen. Paula ist sehr spontan und liebenswert kindlich-naiv, nicht alle ihre Pläne sind vollkommen durchdacht und gehen daher manchmal auch schief. Aber Paula lässt sich davon nicht entmutigen und macht einfach weiter. Sie ist ein sehr authentischer Charakter, in die sich die Leser sicher gut hineinversetzen können, eine prima Identifikationsfigur. Auch die anderen Kinder Kim, Sissi, Oleg und Co werden realistisch dargestellt, ebenso die Erwachsenen, Erzieher, Lehrer und Eltern.

Glitzerstifte verschwinden? Das scheint auf den ersten Blick kein besonders spektakuläres und interessantes Ereignis zu sein. Ist es aber. Regine Bielefeld ist es gelungen, einen vermeintlich einfachen und profanen Vorfall in einen richtig mitreißenden Krimi zu verwandeln.
Obwohl es in Paulas Leben ganz schön aufregend zugeht, lebt sie eigentlich einen ganz normalen Alltag, den viele Kinder ähnlich kennen. Der ist aber ziemlich packend und lebendig beschrieben. Alltag kann durchaus spannend und außergewöhnlichen sein, wenn man ihn durch die Augen der Kinder betrachtet. Die Geschichte ist dadurch ganz nah dran an den kleinen Lesern, an ihren Gedanken, ihren Gefühlen, ihren Sorgen.
Paula Prima hat eigentlich feste Ansichten, eine ganz klare Vorstellung, was richtig und falsch ist. Doch sie lernt. Sie lernt, dass manche Dinge nicht so einfach sind, wie sie zunächst scheinen, dass nicht alles nur schwarz und weiß ist und dass es sich lohnt, alles noch einmal zu hinterfragen, bevor man zu einem Urteil kommt. Und diese Botschaft vermittelt Regine Bielefeld nicht plump mit dem Holzhammer, sie hebt nicht den moralischen Zeigefinger, um sie zu verdeutlichen, sondern sie webt sie ganz subtil und empfindsam in ihre Geschichte ein. Das Ende überrascht, war meiner neunjährigen Tochter allerdings zu schnell erzählt, ihr einziger Kritikpunkt. Sie hätte einfach gern noch ein bisschen mehr von der Geschichte gehabt....
Für meine Kinder und mich ein wirklich besonderes, sensibles Kinderbuch über Freundschaft, Vorurteile, richtig und falsch, Täter und darüber, dass es immer gut ist, zweimal zu überlegen, bevor man zu einem Urteil kommt. Und nebenbei gibts einen sehr spannenden Detektivfall zu lösen. Wir werden die Truppe auch gerne bei ihrem neuesten Abenteuer begleite

Bewertung vom 20.10.2020
Ein Mord kommt selten allein - Provinzkrimi (MP3-Download)
Schendel, Katharina

Ein Mord kommt selten allein - Provinzkrimi (MP3-Download)


sehr gut

Kurzweiliger, humorvoller cosy Krimi mit kauzigen Figuren

Willkommen in Hummelstich! Einem hoffnungslos überaltertem Dorf mit zu wenig Taufen, viel zu vielen Beerdigungen und allerhand seltsamen, verschrobenen Bewohnern. Bei der Beerdigung von Henrietta von Eichhorn taucht im Ort überraschend die exzentrische Bea von Maarstein, eine gute Freundin der Verstorbenen, auf und behauptet, die Tote sei keines natürlichen Todes gestorben, sondern ermordet worden. Sie versucht, den Dorfpolizisten Sven Grüneis von ihrer Theorie zu überzeugen und setzt alles daran, Henriettas Mörder zu finden. Und leider, leider enthält der Titel des Hörbuchs viel Wahres: Ein Mord kommt selten allein.....

Katharina Schendel schreibt gut verständlich, lebendig und äußerst witzig. Besonders gut gefallen hat mir ein witzig-verspieltes Detail: in den Kapitelüberschriften ist immer die Nummerierung des Kapitels mit eingearbeitet, so lautet z.B. die Überschrift von Kapitel zwei „Zwei schräge Vögel“ und der Titel des dritten Kapitels „Drei mörderische Gedanken“.
Sprecherin Gabriele Blum hat hörbar viel Freude am Vorlesen, liest gut betont, abwechslungsreich, mitreißend und mit angenehmer Stimme. Ihr unterhaltsamer Vortrag macht Spaß und sorgte für einen schnellen, unkomplizierten Einstieg in die Geschichte.

Hummelstich ist wirklich ein besonderes Dorf mit vielen originellen, unkonventionellen, kauzigen und skurrilen Einwohnern. Da tummeln sich gruselige, lichtscheue und habgierige Bestatter, Ortsvorsteher mit Geschichts- und Geschichtenvorliebe, passionierte Gourmetfriseure, Wirtsleute mit Sinn für Geheimnisse, Arzt-Apotheker mit Spieltrieb und statistisch betrachtet eineinhalb Säuglinge und ein halber Polizist. Sehr sympathisch ist der halbe Polizist und Teilzeitlandwirt Sven Grüneis, der sich auf intensiver Brautschau befindet. Hauptsächlich bestimmt natürlich eine spezielle Person die Handlung entscheidend: die sehr exotische Bea von Maarstein mit ihrem tierischen Begleiter Dr. Jekyll und ihrem aufsehenerregenden Bücherbus, die in ihrem Leben schon so viel gesehen hat und ganz schön weit rumgekommen ist. Sie präsentiert sich leidenschaftlich und scharfsinnig. Wenn sie sich einmal festgebissen hat, wird man sie so schnell nicht wieder los. Ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Hobbydetektivin.

In Hummelstich geht es etwas anders zu als anderswo- vom häufigen Sterben abgesehen- meistens deutlich gemütlicher. Traditionen wie das Mopsrennen sind hier wichtiger Teil des gesellschaftlichen Lebens und werden noch ganz groß geschrieben. Mir machte es Spaß, Hummelstich, einen Besuch abzustatten, ich fühlte mich dort sofort wohl. Und natürlich interessierte es mich brennend, ob denn Henrietta wirklich ermordet wurde und wer der verantwortliche Täter ist. Ganz schön aufregend und spannend, was da alles an dunklen und weniger dunklen, aber trotzdem äußerst interessanten Geheimnissen der Dorfbewohner ans Licht kommt. Ein kurzweiliger, witziger Wohlfühlkrimi mit schrulligen originellen Figuren, Situationskomik und rätselhaftem Mordfall. Ich würde gerne noch einmal gedanklichen Kurzurlaub in Hummelstich machen und bin schon sehr neugierig auf die nächsten Leichen im und oberhalb des Kellers.

Bewertung vom 16.10.2020
Im Dschungel wird gewählt
Ribeiro, Larissa;Rodrigues, André;Desgualdo, Paula

Im Dschungel wird gewählt


ausgezeichnet

Demokratie kindgemäß, motivierend und sehr interessant vermittelt

Ziemlich unverschämt, was sich der Löwe da geleistet hat: Er hat doch tatsächlich den Fluss umgeleitet und sich direkt vor seiner Höhle ein Schwimmbad gebaut. Das ist zu viel, finden die Dschungelbewohner, sie beschließen mit vereinten Kräften gegen den Löwen vorzugehen. Doch eine gemeinsame Demonstration vor dem Schwimmbad des Löwen, lässt diesen völlig kalt. So einer darf nicht mehr König des Dschungel sein, da sind sich die Tiere schnell einig und entscheiden sich für die Wahl eines neuen Dschungelpräsidenten. Einige Kandidaten z.B. der Affe, die Schlange oder das Faultier möchten das Amt gerne übernehmen. Wie wird die Wahl wohl ausgehen?

Die brasilianischen Autoren André Rodrigues, Larissa Ribeiro, Paula Desgualdo und Pedro Markun schreiben klar, kindgemäß und gut verständlich. Einige, den Lesern nicht bekannte, Fremdwörter werden nachvollziehbar und treffend erklärt, im Anhang findet sich ein zusammenfassendes Glossar mit den wichtigsten Begriffen.
Sehr gelungen auch die Illustrationen: farbenprächtig, dekorativ, originell und motivierend.
Die Aufmachung des Bilderbuchs überzeugt ebenso. Das Buch wurde klimaneutral hergestellt, das Papier wirkt naturbelassen und unbeschichtet. Dadurch ist das Buch allerdings nicht besonders halt- und belastbar, die Kanten zeigen relativ bald Abnutzungserscheinungen. Die Geschichte ist für Kinder ab fünf Jahren geeignet, diese werden das Buch vermutlich nicht ganz so strapazieren wie jüngere Kinder. Aber auch ältere Kinder werden durchaus noch Spaß an der Geschichte haben, meine neunjährige Tochter hat die Handlung mit großem Interesse verfolgt und konnte den Ausgang der Wahl kaum erwarten.

Phantasievolle, besondere und ansprechende Figuren haben sich die Verfasser überlegt. Anschaulich wird gezeigt, dass die Tiere in diesem konkreten Fall ganz unterschiedliche, individuelle Interessen haben. Jedes Tier verfolgt ein anderes Ziel, eine andere Politik, eine andere Vorgehensweise. Die Leser können, wie Wähler, für sich entscheiden, welches Tier sie am überzeugendsten finden.

Was ist Demokratie? Wie funktionieren demokratische Wahlen? Was macht einen guten Präsidenten aus? Diese Themen sind zweifelsohne nicht besonders aufregend für Kinder. „Im Dschungel wird gewählt“ schafft es erstaunlicherweise trotzdem, bei Kindern für diese eher trockenen Themen Begeisterung zu wecken. Demokratie wird hier spannend und sehr konkret - fast wie ein Wahlkrimi für Kinder- aufbereitet. Meine Kinder haben alle mitgefiebert, wer denn nun letztendlich die Wahl gewinnt. Die Entstehungsgeschichte des Werks ist nicht alltäglich: In Workshops haben Kinder im Alter von vier bis elf Jahren in Brasilien Dschungeltiere gespielt und eine Wahl abgehalten. Diese Treffen dienten den Autoren als Anregung für dieses Buch. Ein Buch von Kindern inspiriert, für Kinder. Unterhaltsam, motivierend, packend und informativ. Alles andere als abstrakt und theoretisch, einfach sehr nah dran an der Zielgruppe. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Buch sinnvoll in der Grundschule und im Kindergarten eingesetzt werden und Kindern ein grundlegendes Verständnis von Demokratie vermitteln kann. Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 16.10.2020
Öffne den Koffer und spring hinein! / Strangeworlds Bd.1
Lapinski, L. D.

Öffne den Koffer und spring hinein! / Strangeworlds Bd.1


sehr gut

Magische Reisen in fremde Welten: phantasievolle, faszinierende Geschichte

„Orte, an denen sich die Magie sammelt, hat es in unserer Welt schon immer gegeben. Wenn man genau hinschaut, sieht man sie. (..) Und manchmal, nur manchmal entdeckt man die Magie in einem Geschäft“.

Flick zieht mit ihren Eltern und dem Babybruder Freddy aus der Stadt ins Grüne nach Little Wyverns. Bei einer ersten Erkundung des Ortes wird sie wie magisch von einem Laden angezogen, dem Reisebüro Strangeworlds. Als sie ihn betritt, fallen ihr sofort die Unmengen alter Koffer auf. Auch der Inhaber des Geschäfts Jonathan Mercator wirkt ungewöhnlich, nicht zuletzt weil er eigentlich noch ein Kind ist. Das Reisebüro vermittelt keine normalen Flugreisen oder Kreuzfahrten. Die Reisen, die man hier buchen kann, beginnen in einem Koffer und führen in magische Welten irgendwo ins Multiversum. Dass Flick nicht ohne Grund in den Laden gekommen ist, wird sie bald erfahren....

Zunächst sticht die außergewöhnlich schöne Aufmachung des Buchs ins Auge. Das Cover erinnert an einen alten Koffer, wie Aufkleber glänzen darauf kleine Bilder von exotischen Reisezielen. Die Seiten sind auf alt gemacht, scheinen schon etwas angegraut. Das passt alles ganz prima zur Geschichte. Auch der Sprachstil der Autorin hat mich überzeugt. Sie schreibt klar, gut verständlich, nicht modern, sondern zeitlos, erzählt einfach auf eine „schöne“ Weise. Diese Sprache schafft eine beeindruckende Atmosphäre.

Flick ist ein nettes Mädchen, das es nicht leicht hat. Bisher lebte Flick in einer beengten Wohnung in der Stadt, sie muss viel Verantwortung übernehmen, ihre Eltern im Haushalt unterstützen und sich oft um den kleinen Bruder kümmern. Mehr als verständlich, dass sie da manchmal gerne aus dem Alltag ausbrechen möchte, um Zeit und Ruhe für sich zu haben. Noch ahnt Flick nicht, dass sie über besondere Fähigkeiten verfügt. Damit muss sie noch umgehen lernen.
Anders Jonathan Mercator, eine sehr ungewöhnliche Figur, ein Kind noch, das zu schnell erwachsen werden musste, geprägt vom Verlust der Eltern und dem speziellen Umfeld, in dem es aufgewachsen ist. Ein sehr nachdenklicher, vielschichtiger und ernster Charakter.

Was für eine wundervolle phantastische Idee! Magische Welten, ein Multiversum, das man bereisen kann, indem man in Koffer steigt. L.D. Lapinski hat sich zweifelsohne ein bemerkenswertes Setting ausgedacht. Die Geschichte beginnt sehr stark, ohne Umschweife taucht der Leser in dieses atmosphärische Abenteuer ein.
Leider gelang es der Autorin nicht durchgehend, mich bei der Stange zu halten. Zwar haben mich so manche gehaltvolle, tiefsinnige Gespräche der Figuren im Mittelteil überzeugt, berührt und beeindruckt, trotzdem empfand ich einige Szenen als ziemlich langatmig und langweilig. Richtige Spannung kommt für mich erst zum Schluss auf. Am Ende bleiben einige offene Fragen und Rätsel stehen, die in der Fortsetzung hoffentlich noch thematisiert werden.
Ein einfallsreiches, interessantes besonderes und tiefgründiges Kinderbuch voller Magie und Phantasie für Jungen und Mädchen ab zehn Jahren, das aber nicht sein gesamtes Potential ausschöpft. Die Chancen stehen gut, dass das in der Fortsetzung noch geschehen wird.

Bewertung vom 15.10.2020
Fee wider Willen / Bazilla Bd.1
Schmidt, Heike Eva

Fee wider Willen / Bazilla Bd.1


sehr gut

Feenflügel statt Vampirzähne: aufregende, humorvolle Abenteuer einer Fee wider Willen

Bazilla kann ihren zehnten Geburtstag kaum erwarten. Dann nämlich wird sie endlich eine richtige Vampirin. Klar, dass sie zusammen mit ihrer Familie und den Bewohnern der Burg Morchelfels eine riesige Party steigen lassen will. Doch dann kommt alles anders. Statt der Vampirzähne wachsen Bazilla zarte Flügel. Die schreckliche Befürchtung wird zur Gewissheit: Bazilla ist keine Vampirin, sondern eine Fee. Und damit nicht genug, nun soll sie auch noch auf ein Feen-Internat gehen. Das kann ja heiter werden....

Heike Eva Schmidt schreibt gut verständlich, kindgemäß und flüssig. Ihre Wortschöpfungen wie „feeflixt“ oder „Feegeben und Feegessen“ sowie Bazillas lustige Schimpfwörter sorgten bei meinen Kindern immer wieder für Erheiterung.
Angela Gstalters aussagekräftige, schöne Bilder illustrieren die Geschichte sehr passend. Flederhamster Elvis z.B. sieht einfach zum Knuddeln aus. Eine gute Idee auch, dass manche Seiten auf dunklem Papier gedruckt sind, wenn es z.B. in der Geschichte Nacht und dunkel wird. Zum Selberlesen ist die Geschichte für achtjährige Kinder geeignet, vorlesen lässt sie sich auch schon Sechsjährigen. Vermutlich werden sich eher Mädchen als Jungen für Bazilla interessieren, aber ganz so „rosa“ wie das Cover ist die Handlung dennoch nicht.

Bazilla ist eine überaus originelle und ungewöhnliche Figur. Sie möchte so gerne Vampirin sein, wird aber Fee. Ein Unterschied wie Tag und Nacht zwischen den eher derben Vampiren und den feinsinnigen Feen! Klar, dass Bazilla erst einmal Probleme hat, sich in ihrer neuen Rolle zurechtzufinden, bisher hatte sie ja nie Kontakt zu Feen. Zum Glück trifft die umtriebige, aufgeweckte, sehr direkte Bazilla im Feen-Internat sofort auf Molly, die sie trotz der Unterschiede gleich in ihr Herz schließt. Molly hat im Gegensatz zu anderen Feen wie Philomene keine Vorurteile und geht ganz offen und tolerant auf Bazilla zu. Heimlicher Star des Abenteuers ist Flederhamster Elvis, der zwar sehr oft schläft, aber durchaus auch das Zeug zum Superhelden hat.

Wird es Bazilla schaffen, sich in der Feenwelt zurechtzufinden? Und gelingt es ihr, die anderen Feen für sich zu gewinnen?
Eine aufregende Zeit erlebt sie im Feen-Internat. Meine Kinder haben sehr mit der Fee wider Willen gefiebert und viel über ihre Tritte in fast jedes Fettnäpfchen gelacht.
Eine phantasievolle Geschichte über unerfüllte Wünsche, neue Identitäten, Vorurteile, Empathie und Freundschaft mit liebenswerter und völlig feenuntypischer Hauptfigur für Feen- und Vampirfans. Nach dem stimmigen Ende sind wir jedenfalls schon neugierig, wie es in der Fortsetzung mit Bazilla und ihren Mitschülern weitergehen wird.

Bewertung vom 15.10.2020
Die Katze kocht! (eBook, ePUB)
Katzenberger, Daniela

Die Katze kocht! (eBook, ePUB)


sehr gut

Das Auge isst mit: alltagstaugliche Gerichte, raffiniert verfeinert und ansprechend präsentiert

Daniela Katzenberger ist zweifelsohne ein Original, aber sicher nicht unbedingt für ihre besondere Kochkunst bekannt. Umso neugieriger war ich auf ihr erstes Kochbuch.
In einem humorvollen Vorwort beschreibt sie ihr Verhältnis zum Essen und Kochen: einfach und nicht aufwendig mit klaren Angaben und ohne Schnickschnack soll es sein und schmecken muss es natürlich. Die Kapitel „Einfach und lecker“, „Mama Iris kocht- und die kann das richtig gut“, „Schnell mal schlank“, „Süße Sauereien“, „Meine Prinzessin hat Geburtstag“, „Katze kocht für Kätzchen“, „Katze kocht für Kater“, „Weihnachen ist, wenn Mama kocht“, „TV-Snacks zum Knuspern und Knabbern“, „Pretty Woman Food für Haut und Seele“ und „Working Mom Food to Go“ werden jeweils mit einem kurzen, persönlichen Text eingeleitet. Hier erfährt man allerhand über Danielas Würz- und Geschmacksvorlieben und ihre Art zu kochen, ein „Küchenegoist“ ist sie. Daniela Katzenberger schreibt schlicht, klar, sehr direkt und dabei ziemlich humorvoll und unterhaltsam.

Besonders gelungen sind die wunderbaren, großen Bilder der Gerichte. Manchmal ziemlich glitzernd, pink und verspielt, mitunter jenseits des guten Geschmacks, aber insgesamt machen sie einfach trotzdem große Lust. Da möchte man am liebsten gleich loskochen und natürlich -essen. Das Auge isst hier immer mit.

Gleich das erste Rezept, das ich ausprobiert habe, hat ziemlich eingeschlagen. Zugegeben, Rührei ist an sich nicht die größte kulinarische Herausforderung. Da kann man nicht viel falsch machen. Danielas Rezept macht aber alles und noch mehr richtig, in Kombination mit Kirschtomaten und Feta eröffnete mir simples Rührei vollkommen neue Möglichkeiten. Ich hätte nicht gedacht, dass Rührei so gut, würzig und raffiniert schmecken kann.

Prima gefallen haben mir zudem die Garnierungsideen. Da wird selbst Tomate-Mozzarella oder Rohkost zum Kunstwerk. Manche Ideen lassen sich sicher gut übernehmen, wenn man z.B. fürs Kindergartenbüffet etwas beisteuern soll.

Vor mehr als zwanzig Jahren habe ich das Spinatkochbuch einer anderen sehr bekannten Werbeikone geschenkt bekommen. Zunächst habe ich damit nicht viel anfangen können, aber erstaunlicherweise haben sich manche Rezepte daraus durchsetzen können. Ich koche und genieße sie immer noch und immer wieder gerne. Ich kann mir vorstellen, dass auch in „Die Katze kocht“ einige solcher Dauerbrenner vertreten sind, die ich immer wieder mit Vergnügen zubereiten werde. Zudem werde ich mir definitiv immer mal wieder Anregungen holen, wie ich Gerichte anrichte und garniere, wenn z.B. Gäste kommen. Meine Erwartungen hat das Kochbuch auf alle Fälle übertroffen, eine Mischung aus Klassikern und modernen Gerichten. Ein Buch mit alltagstauglichen Rezepten, ideal geeignet auch für Anfänger und ungeübte Köche, zum immer wieder Anschauen und Inspirieren lassen.

Bewertung vom 14.10.2020
Wings of Silver. Die Rache einer Frau endet nie / Golden Cage Bd.2 (eBook, ePUB)
Läckberg, Camilla

Wings of Silver. Die Rache einer Frau endet nie / Golden Cage Bd.2 (eBook, ePUB)


gut

Fayes Rachefeldzug geht in die nächste Runde: spannend, aber ohne Tiefe

Faye lebt mit ihrer Tochter Julienne und ihrer Mutter nun in Italien. Davon darf niemand wissen, hat sie doch Juliennes Ermordung vorgetäuscht und Exmann Jack sitzt als ihr Mörder in Haft. Fayes Firma „Revenge“ läuft bestens und wirft viel Gewinn ab. Aber schlagartig scheint alles aus dem Ruder zu laufen: Jack ist aus dem Gefängnis geflohen und plant mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, sich an Faye zu rächen. Außerdem versucht ein Unbekannter Mehrheitseigner von Fayes Unternehmen zu werden. Das riecht nach großer Gefahr für die junge Frau. Ausgerechnet jetzt lernt sie David kennen, nach langer Zeit der erste Mann, für den sich Faye ernsthaft interessiert.

Camilla Läckberg erzählt flüssig und klar. Sie beschreibt aktuelle Entwicklungen in der dritten Person und Rückblenden in Ich-Form aus Fayes Sicht. Eine lebendige und abwechslungsreiche Gestaltung!

Faye hat mehr als ein Päckchen zu tragen. Sie hat in ihrem Leben zahllose schlimme, leidvolle Erfahrungen machen müssen, doch hat sie sich dadurch nicht brechen lassen. Im Gegenteil sie hat sich zu einer starken,selbstbewussten, aber auch skrupellosen Frau entwickelt, die über Leichen geht, um das zu schützen, was ihr lieb ist. Ein faszinierender, starker Charakter, aber nicht unbedingt sympathisch. Überaus unsympathisch auch der Bösewicht wie er im Buche steht, Exmann Jack, und sein früherer Kompagnon Hendrik. Im Laufe des Romans tauchen immer weitere Frauen auf, die unter der Tyrannei ihrer Männer leiden. Eine Beziehung zwischen mehreren betrogenen Frauen kann sich extrem effektiv und produktiv gestalten, das zeigt die Autorin erneut sehr anschaulich. Insgesamt sind mir Läckbergs Figuren allerdings leider zu einseitig, zu schwarz-weiß, dargestellt.

Wer möchte Faye ihre Firma wegnehmen? Wird Faye die Bedrohung für ihr Unternehmen aufhalten können? Wann taucht Jack auf und was hat er vor? Und findet Faye weitere Verbündete? Durchaus spannend Läckbergs Thriller. Allerdings empfinde ich die Handlung als insgesamt viel zu sehr auf Effekt konstruiert: zu viel lauter Krawall, zu viel Sex, zu wenig Tiefe. Ein Roman zum Verschlingen an einem Stück, aber danach bleibt wenig davon im Gedächtnis. Camilla Läckberg, die ich als Autorin sehr schätze, kann meiner Meinung nach viel mehr. Ich hoffe sehr, dass sie sich in Zukunft wieder intensiver auf die Fjällbacka-Krimis mit Erika Falck und Patrick Hedström konzentriert, die beiden sind mir deutlich sympathischer als Faye.

Bewertung vom 12.10.2020
Funkenmord / Kommissar Kluftinger Bd.11
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Funkenmord / Kommissar Kluftinger Bd.11


sehr gut

Klufti kann auch Cold Case

Kommissar Kluftinger lässt der Mord an der Lehrerin Karin Kruse vor 35 Jahren einfach keine Ruhe. Er hat dem damals zu Unrecht Verurteilten, Harald Mendler, kurz vor seinem Tod noch versprochen, den wahren Mörder zu finden. Also setzt er alles daran, diesen „Cold Case“ endlich aufzuklären. Keine einfache Aufgabe für Klufti, der mit Luzia Beer eine neue junge Kollegin und Nachfolgerin für Eugen Strobel ins Team einarbeiten muss. Nebenher gilt es auch noch eine weitere berufliche Herausforderung zu meistern, Polizeipräsidentin Birte Dombrowski wurde versetzt, Klufti muss ad interim für sie einspringen. Außerdem sorgt sich der Kommissar um seine Frau Erika, die ungewöhnlich antriebslos wirkt. Ganz schön viele Baustellen....

Volker Klüpfel und Michael Kobr schreiben wie gewohnt direkt, angenehm und sehr unterhaltsam. Dank des klaren, amüsanten Schreibstils findet der Leser sofort einen unkomplizierten Einstieg ins Geschehen.

Schön, wieder nach Altusried und Kempten zurückzukehren und in die Welt des Allgäuer Kommissars einzutauchen. Kommissar Adalbert Ignazius Kluftinger ist und bleibt ein Original. So unbeholfen und plump wie scharfsinnig und sympathisch, ihn muss man einfach mögen. Seine gepflegte Feindschaft zu Doktor Langhammer, seine Leidenschaft für Kässpatzen, seine Begeisterung für das Enkelkind, sein kreatives Fremdsprachentalent: Kluftinger ist Kult. Da verzeihe ich gerne, dass manche Verhaltensweisen des originellen Ermittlers stark überzeichnet und übertrieben rüberkommen. Auch das zeichnet diese unverwechselbare Figur aus.
Natürlich erfreut Doktor Martin Langhammer auch diesmal wieder mit diversen bizarren Auftritten. Und Richards Maiers Engagement, nach Eugen Strobls tragischen Tod mehr Zuhausegefühl und Zusammenhalt in die Diensstelle zu bringen und seine typisch maierschen Reaktionen sorgen ebenso für viele komische Momente und haben großen Unterhaltungswert. Selbstverständlich sind auch Erika, die sich diesmal recht trübsinnig gibt, Kluftingers Eltern, Sohn Markus und Familie, Sekretärin Sandy Henske und die Kriminaler Roland Hefele, Willi Renn und Georg Böhm wieder mit von der Partie. Ebenso erlebt Ex-Chef Dietmar Lodenbacher ein Comeback.

Klassische Kluftingerfälle bauen in der Regel nach und nach Spannung auf und entfalten gegen Ende erst ihr volles Potential. Am Anfang wird meist Kluftingers Alltag ausgiebig thematisiert, sein aktueller Fall gerät dabei in den Hintergrund. Aber im Laufe der Geschichte nimmt auch der Kriminalfall immer mehr Fahrt auf und zum Schluss platzt man fast vor Neugier. So auch hier: Wer ermordete denn nun wirklich Karin Kruse?
Insgesamt ein solider, packender Fall, wie üblich nicht außergewöhnlich spektakulär und effektvoll, aber durchaus interessant und für Kluftinger gerade richtig. Die Auflösung ist logisch, durchdacht, gut nachvollziehbar und dabei nicht unbedingt vorhersehbar. Und endlich, endlich, endlich wird auch das große Geheimnis um Kluftis Enkelkind gelüftet.
Das, was die Kluftiromane eigentlich ausmacht, herrlich komische Alltagssituationen, skurrile Dialoge und absurde Verhaltensweisen, kommt auch im neuesten Werk nicht zu kurz: Klufti sortiert Wäsche, Klufti goes WhatsApp, Klufti besucht einen Thermomixverkaufsabend oder nimmt an ungewöhnlichen Aktionen zum Teambuildung teil. Und auch ein erneuter Kässpatzengate darf nicht fehlen. Da reiht sich ein witziger Moment an den nächsten, ein echtes Lesevergnügen. Und dass mit den Autoren manchmal die Pferde durchgehen, wenn Klufti denglische Mails an seinen japanischen Freund oder Briefe und Reden formuliert, ist bekannt. Ein wenig überdrehter Klamauk gehört einfach auch zu jedem Kluftiband dazu.
Insgesamt zwar nicht der beste, aber ein sehr guter Roman aus der Reihe. Unterhaltsam, lustig und zum Ende hin ganz schön aufregend. Ich bin jetzt jedenfalls noch ein kleines bisschen mehr zum Kluftifan geworden. So geht es mir immer, wenn ich einen netten Menschen noch besser kennenlerne.