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Benutzername: 
gagamaus
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 510 Bewertungen
Bewertung vom 03.06.2016
Endgültig / Jenny Aaron Bd.1
Pflüger, Andreas

Endgültig / Jenny Aaron Bd.1


ausgezeichnet

Jenny Aaron ist seit einem missglückten Zugriff mit ihrer Sondereinheit vollkommen erblindet. Aber stur und energiegeladen hat sie sich zurückgekämpft – ins Leben und ihren Job als Ermittlerin. Sie hat sich mit ihrer Behinderung arrangiert. Hat gelernt mit ihren anderen Sinnen zu sehen. Außerdem trainiert sie eine Kampfsportart und vermittelt auch bei ihren Kollegen den Eindruck dass sie auch weiterhin wehrhaft und kompetent ist. Ihre Verunsicherung über das Fiasko bei dem damaligen Einsatz behält sie weitgehend für sich. Die teilweise Amnesie über den Vorfall beginnt bereits zu bröckeln und sie hofft ständig, dass ihr Gedächtnis wieder vollständig zurückkehrt.

Der Einsatz, zu dem sie nach Berlin gerufen wird, ist von Anfang an ein ungewöhnlicher. Ein Inhaftierter Gewaltverbrecher, den sie einst selbst mit hinter Gitter gebracht hatte, hat eine Psychologin ermordet und will nur mit Jenny sprechen. Aber dahinter steckt viel mehr, als alle ahnen.

Andreas Pflügler hat mit seiner Heldin Jenny Aaron eine sehr ungewöhnliche Hauptdarstellerin und Ermittlerin in einem Kriminalroman erschaffen. Ihre Behinderung gibt diesem Buch eine weitere, mir so noch unbekannte Erzählebene. Die Empfindungen und Gefühle einer blinden Polizistin werden sehr glaubwürdig geschildert. Es stellte sich mir gar nicht wirklich die Frage, ob es überhaupt so etwas gäbe – eine blinde Ermittlerin? In Jennys Fall erschien es mir ganz logisch und sogar teilweise hilfreich, dass sie durch ihre Behinderung viel empfindsamer und aufmerksamer geworden ist. Das Aufeinandertreffen mit dem inhaftierten Boenisch ist ein Psychoduell, welches mich in seiner Dramatik an „Das Schweigen der Lämmer“ denken lies, auch wenn Boenisch natürlich nicht Lektors Charisma hat und auch ganz andere Beweggründe ihn zu seinem Handeln getrieben haben.
Mir hat dieser erste Teil überaus gut gefallen und ich hoffe sehr, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Unbedingt hervorheben möchte ich die tolle Optik dieses Romans. Ich bin in den gelben Schnitt und die gelbe Blindenschrift total verliebt. Liebe Verlags-Verantwortlichen: Bitte unbedingt beim nächsten Teildieser Reihe ähnliche Hardcoverausstattung. Ist wirklich ein Eyecatcher.

Bewertung vom 21.03.2016
Memory Wall
Doerr, Anthony

Memory Wall


ausgezeichnet

Der Einband des kleinen Büchleins „Memory Wall“ ist wunderschön mit seinem seidigen schimmernden Papier und den vielen spiralförmigen Schneckenhäusern. Er verspricht einen Anspruch, der sich durchaus in der Novelle von Anthony Doerr widerfindet.
Ich habe nach dem Vorgänger „Alles Licht das wir nicht sehen“ nicht lange überlegen müssen, um mich für dieses neue Buch von Doerr zu erwärmen. Die Geschichte war für mich umso mehr eine Überraschung, da ich vorher die Inhaltsangabe nicht gelesen hatte. Erzählt wird von Alma Konachek, einer 74-jährigen weißen Südafrikanerin, die allein in einem großen Haus wohnt, nur tagsüber betreut von ihrem dunkelhäutigen Diener für Alles, Pheko. Almas Mann ist vor 4 Jahren gestorben und seitdem ist sie an Demenz erkrankt und verliert Stück für Stück alle Erinnerungen. Aber es gibt inzwischen eine Firma, die eine Möglichkeit gefunden hat, Erinnerungen in kurzen Abschnitten auf Kassetten zu speichern, so dass man sie immer wieder in einem Gehirn abspielen kann. Alma hat inzwischen hunderte solcher Kassetten und schaut“ sie sich ständig aufs Neue an; vor allem diejenigen, in denen sie sehr glücklich war.
Nachts, wenn Alma alleine ist, kommt der Gauner Roger in ihr Haus. Er hat den Jungen Luvo dabei, mit dessen Hilfe er in Almas Kassetten nach einer ganz bestimmten Erinnerung sucht. Einer, die ihm sehr viel Geld verspricht, so er sie denn finden sollte und die Informationen darauf an einen anderen verkaufen kann. Dank Almas Demenz kann er immer wieder kommen und niemand weiß davon.
In dieser Novelle, die ja nur 134 Seiten umfasst, steckt ein ganzes Universum voller interessanter Figuren und ein Panoptikum an menschlichen Gefühlen, Wünschen und Fragen über den Wert der Erinnerungen und was das große Vergessen mit den Betroffenen macht.
Obwohl Alma sicherlich vor ihrer Erkrankung eine sperrige Persönlichkeit hatte, war sie mir sympathisch. Vielleicht auch, weil der liebenswerte Pheko sie so sorgfältig und fast hingebungsvoll versorgt, dass ich seine Fürsorge für Alma nachempfinden konnte. Die Frage, ob es nicht eine Bereicherung wäre, wenn man tatsächlich Erinnerungen speichern könnte, ist nicht nur eine rein philosophische, denn es wird ja hier sogar versucht sie zu stehlen. Es gibt wohl einen Markt für gestohlene Erinnerungen und das Ganze hat bereits eine Dimension, die nicht nur positiv für die Betroffenen ist.
Besonders hervorheben möchte ich die wunderschöne Sprache, die nicht nur neue Wortschöpfungen kreiert, die mit der Erinnerungsspeicherung einhergehen, sondern auch Stimmungen, Augenblicke und Gefühle auf eine eindringliche und warme Art und Weise beschreibt. Auch das Setting Südafrika erhält hier viel Raum und ist wichtig für die Handlung.
Es gibt mehr als eine überraschende Wendung und das Ende ist für mich weder zu kitschig-glücklich noch allzu deprimierend.

Ich bin begeistert von dieser Novelle und kann es nur wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 07.03.2016
Die Falle
Raabe, Melanie

Die Falle


sehr gut

Die Schwester von Linda Conrads wird von einem Mann brutal ermordet. Zufällig kommt Linda dazu, als der Täter gerade fliegt. Er bemerkt sie zwar nicht aber da er nicht gefasst wird, plagen sie seitdem schwere Angstzustände und sie schafft es wegen einer psychischen Störung nicht mehr ihr Haus zu verlassen. Sie baut sich eine kleine eigene Welt in ihrem Haus auf, reist nur noch in Gedanken und mit Hilfe von Büchern und Bildern um die Welt. Ihre Assistentin versorgt sie mit Lebensmitteln und anderen notwenigen Dingen, ihr Verleger ist der einzige richtige Kontakt zur Aussenwelt. Eines Tages glaubt sie, den Mörder im Fernsehen bei den Nachrichten zu erkennen, wo er als Journalist einen Beitrag moderiert. Schnell packt sie die fixe Idee, sie müsste ihm eine Falle stellen. Sie will in zu sich ins Haus locken und ihm die Wahrheit abringen.

Zugegeben eine etwas seltsame Idee aber ich habe akzeptiert, dass Linda zwar Angst hat rauszugehen aber nicht sehr viel Angst den Mörder zu sich ins Haus zu lassen. Oft träumt und phantasiert sie so lebhaft, dass der Leser überlegt, ob er hier die Wahrheit liest oder nur Phantasie von Linda. Man erfährt sehr viel über Lindas Innenleben, ihre Gedanken und ihre Pläne. Nachdem sie begonnen hat, einen Roman über den Mord an ihrer Schwester zu schreiben, gibt es Auszüge daraus und der Leser bekommt nun auch beschrieben, was vor 11 Jahren passiert ist. Zumindest dass, was Linda glaubt zu wissen. Ich habe mich immer wieder gefragt, ob sie außer ihrer Angstneurose nicht noch andere Symptomen einer Geisteskrankheit ausweist. Auf jeden Fall hätte sie dringend einen Therapeuten gebraucht. Überraschend ist auch, dass die Polizei ihren Ausführungen damals wohl keinen rechten Glauben geschenkt hat und man dadurch nicht weiß, wie viel wahr und wieviel unwahr sein könnte.

Alle in allem also ein gut lesbarer Psychothriller, der vielleicht noch ein bisserl Luft nach oben gehabt hätte. Gute vier Punkte von mir.

Bewertung vom 22.02.2016
Eleanor & Park
Rowell, Rainbow

Eleanor & Park


sehr gut

Die Freundschaft von Eleanor und Park beginnt im Schulbus nicht ganz freiwillig, denn viele freie Plätze gibt es nicht mehr und sie setzt sich einfach neben ihn, obwohl er doch am liebsten alleine sitzen und am liebsten unauffällig bleiben würde. Aber wer neben ihr sitzt, bleibt nicht lange unauffällig, denn sie ist groß, kräftig, rothaarig und reizt manche Nervensäge dazu, sie zu trietzen.

Aber Park stellt bald fest, dass sie noch mehr ist. Sie interessiert sich erst für seine Comics, dann für seine Musik und am Ende auch für ihn. Und er findet sie nett, ja er bewundert ein bisschen, wie sie sich mit ihrer verkorksten Familie durchs Leben laviert. So ganz anders als er, der es gut getroffen hat, der geliebt wird, der intelligent ist und auch ganz gut ausschaut. Für einen Asiaten freilich. Aber die beiden Außenseiter fühlen sich zueinander hingezogen und erleben zusammen ein erstes wunderschönes Gefühlschaos. Sie helfen einander und sie stärken sich den Rücken.

Ein bisschen sehr amerikanisch finde ich die Beschreibungen von Eleanors Familie und den Zuständen, in denen sie lebt. Ihr Vater ist fürchterlich und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sie einfach manchmal bei Nachbarn lebt, nur um ihm zu entgehen. Eine sehr seltsame Situation. Bei uns würde da doch sicherlich das Jugendamt eingreifen, denke ich.

Toll sind die Gespräche der Jugendlichen. Sie finde ich sehr gut getroffen und ehrlich und amüsant zugleich. Da es sich ja um einen Jugendroman handelt, wird manches etwas abgeschwächt und oberflächlich erzählt. Die Geschichte hätte für meinen Geschmack gerne noch etwas intensiver und ernster sein dürfen. Alles in allem wurde ich aber gut unterhalten und empfehle das Buch allen Kids die Spaß an einer unkonventionellen Liebes geschichte haben.

Bewertung vom 27.11.2015
Wo die Angst ist / Behrens & Kamm Bd.1
Golch, Dinah Marte

Wo die Angst ist / Behrens & Kamm Bd.1


ausgezeichnet

In ihrem Erstlings-Krimi überzeugt Dinah Marte Golch mich vor allem durch eine interessante Konstellation der Ermittler und einen wohl durchdachten Plot.
Zum einen ist da Kommissar Sigi Kamm, ein kluger Kopf, engagiert in seinem Job allerdings mit ein paar Vorurteilen und Resentiments gegenüber der Psychologin Alivia Behrens, der zweiten im Bunde. Die Ärztin lebt für und mit ihren Patienten, sieht auch hinter Tätern das Opfer, dass auch sie meist sind, durch Umstände und Kindheit. Sie ist rebellisch und unangepasst, eckt nicht nur bei der Polizei sondern auch in der Klinik bei ihren Chefs an. Ihre berufliche Leidenschaft und die Emphatie, die sie den Menschen gegenüber empfindet, legt ihr wohl manchmal Steine in den Weg, wenn es um Karriere und Zwischenmenschliches geht.
Man lernt die Personen schnell und intensiv kennen. Man erfährt einiges aus der Vergangenheit der Akteure, ein paar Geheimnisse werden für den Leser anfangs noch nicht gelüftet, das erhöht gleich mal die Spannung. Es geht um Rassenhaus und Angst vor Vergeltung, in die sich alle Beteiligten mehr oder weniger zu verstricken drohen.
Hier wird gleich ziemlich gehaltvoll fabuliert und erzählt. Das Buch liest sich wirklich hervorragend und man merkt, dass die Autorin bereits sehr erfahrene Drehbuchschreiberin ist. Die Szenen rollen vor einem inneren Auge sehr gut ab - filmreif sozusagen. Es mangelt nicht an Spannung, die aber nicht durch Blut sondern vor allem durch Suspense erzeugt wird. Das Ermittlerteam ist etwas sperrig und muss erst zusammenwachsen aber die unterschiedlichen Charakter geben dem Krimi zusätzlich Farbe.
Diese Autorin werde ich sicherlich im Auge behalten.

Bewertung vom 28.10.2015
Das eiserne Haus
Hart, John

Das eiserne Haus


sehr gut

Sicherlich ist dieser Thriller nicht jedermanns Geschmack. Dies liegt zum einen am Schreibstil des Autors, der relativ anspruchsvoll und teilweise ziemlich tiefschürfend ist. Manche Sätze und Weisheiten sind fast lyrisch zu nennen und manchmal sind sie auch etwas überzogen oder zumindest zu typisch amerikanisch-schwülstig. Dennoch durchaus ein Stil, der mir persönlich gefällt. Außerdem ist das Tempo in der Geschichte von Anfang an sehr hoch. Das heißt aber auch, dass es ziemlich viele Tote gibt und jede Menge seelische und körperliche Grausamkeiten. Die Menschen in diesem Buch gehen zum Großteil nicht nett miteinander um. Sie lügen und betrügen, quälen und verletzen einander teils schon seit Jahren oder Jahrzehnten. Liebe ist schwierige und zerbrechlich ebenso wie die menschliche Seele, die bei einigen ziemlich ins Taumeln gerät. Auch hier wieder, ist die Story manchmal etwas überzogen dramatisch, die Hauptdarsteller werden arg gebeutelt und müssen alle über sich hinauswachsen - was natürlich nicht jedem gelingt. Nicht jeder Protagonist ist ganz glaubwürdig. Einige Wendungen und Kniffe sind eingebaut, die die Spannung gleichbleibend hoch halten können und man fragt sich von Anfang an, kann das Alles wirklich gut enden?

Also ein guter Thriller jenseits der Massen, mit Niveau und einem ganz eigenen Stil des Erzählens. Er fesselt und lässt einem bis zum Ende miträtseln. Nicht mein erstes und sicher nicht mein letztes Buch dieses Autors - aber nicht sein Bestes, deshalb ein kleiner Stern Abzug, da er es meiner Meinung nach noch besser kann.

Bewertung vom 28.10.2015
Raum
Donoghue, Emma

Raum


sehr gut

Dieses Buch ist wirklich etwas ganz Ungewöhnliches. Einmal ist hier der Erzähler, der im Buch gerade fünf Jahre alt geworden ist und neben seinem kindlichen Tonfall auch noch das Handicup hat, dass er noch nie ausserhalb des Raums war und deshalb ein etwas verzerrtes Bild von der "echten" Welt hat. Und zu anderen ist es natürlich die Geschichte an sich, die von einer jungen Frau handelt, die mit Anfang 20 entführt und dann über Jahre in einem Schuppen festgehalten wird, wo sie jede Nacht ihrem Peiniger ausgeliefert ist und dort auch ein Kind zur Welt bringt, welches dann mit ihr fünf Jahre in dem einen Raum lebt.

Das Buch ist in 3 Phasen zerteilt. Zum einen die Zeit im Raum, in der der Leser erfährt, wie die Frau versucht ihrem Kind die Welt in diesem einen Raum zu erklären und durch Weglassen und Schönreden ein einigermaßen erträgliches Leben zu schaffen. Der auf das Minimum reduzierte Alltag - kein Spielzeug, schlechtes Essen, keine Bewegung, keine äußeren Reize - bestimmen das innige Zusammenleben von Mutter und Kind. Der Entführer wird nur schemenhaft und beklemmend geschildert, seine Auftritte machen Angst und schüren den Groll, den man auf ihn empfindet.

Teil 2 handelt von Planung und Durchführung eines Fluchtversuches. Eines Ausbruchs des Kindes, welcher auch der Mutter zur Flucht verhelfen soll. Ich will hier nicht zu viel verraten, aber die Spannung steigt hier ziemlich an und ich fand es fast schade, dass diese Phase viel zu schnell vorbei war.

Im dritten Teil wird erzählt, was nach der Durchführung der Flucht passiert. Hier kommt es dann wieder zu fast poetischen Erkenntnissen von der realen Welt "draußen", die durch die Augen eines Fünfjährigen dem Leser nahegebracht werden.

Mit viel Liebe zum Detail, mit einem wunderbar kindlichen Blick auf die Welt, wird hier von einem Trauma und dem Versuch seiner Bewältigung erzählt. Mir gingen ständig die Bilder der wirklichen Entführungsfälle durch den Kopf, der Frauen, die geretten wurden, und ich empfand das Buch als Homage an diese Opfer, denen man viele Jahre ihres Lebens geraubt hat und die dennoch meist zuversichtlich und stark in die Zukunft blicken.

Ein schönes Buch, das berührt und aufwühlt.

Bewertung vom 03.09.2015
Staubige Hölle
Smith, Roger

Staubige Hölle


ausgezeichnet

Da ich den Schauplatz Afrika in Thrillern sehr interessant finde, hat es mich sofort zu diesem Buch hingezogen. Außerdem bin ich hart im nehmen, was Gewalt in Büchern betrifft und dies konnte mich also auch nicht schrecken. Der Autor versteht es durch eine kraftvolle und doch kühle Sprache und kurze knappe Kapitel mit ständig wechselnden Perspektiven den Leser sofort an ein hohes Tempo zu gewöhnen und den Lesefluss zu steigern. Dazu kommt noch die Handlung, die stetig voranschreitet und trotz ihrer Verwicklungen nie unübersichtlich oder verwirrend ist. Die Brutalität ist wirklich hervorzuheben, da in jedem zweiten oder dritten Kapitel, also ungefähr alle 10 Seiten mindestens ein Mensch zu Tode kommt. Dies geschieht mit Härte und meist auf eine schnelle direkte Art, die überrascht und durch ihre Konsequenz schockiert. Dabei wird auch vor Babys und Kleinkindern nicht Halt gemacht, dieses Buch ist also tatsächlich nichts für zarte Gemüter. Frustrierend sind die politischen und sozialen Gegebenheiten und die Tatsäche, dass sich im Verhältnis zwischen Schwarz und Weiß nichts gebessert hat und selbst die dunkelhäutigen Afrikaner sich untereinander bekriegen, verachten und massakrieren. Dazu kommt AIDS und abergläubische Riten, die beispielsweise durch den Verkehr mit einer Jungfrau von Heilung aller Krankheiten sprechen.

Als Deon-Meyer-Fan, bei dem Südafrika auf einem guten Weg zu Frieden und Einheit scheint, ist bei Smith davon nichts zu spüren. Hier wird dem europäischen Leser ein grausames und gewalttätiges Land vorgeführt, in dem Korruption und Unterdrückung sämtlicher Schwachen an der Tagesordnung sind. Dennoch schafft Smith es zu fesseln und nicht abzustoßen, spanennd zu erzählen und zum Nachdenken anzuregen. Er verpackt große Gefühle in kurze Sätze, schafft es mit nüchternen Beschreibungen eine unter die Haut gehende Atmosphäre zu zeichnen, die einen gefangen nimmt und ungeduldig durch das Buch hetzen lässt, um zu erfahren, wie es weiter geht.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, obwohl es wohl eher für Männer was ist und für Frauen die Bücher wie "Kein Land für alte Männer" lesen. Daran erinnert es tatsächlich ein wenig. Ich werde jetzt auf jeden Fall auch die ersten zwei dieses Autors ins Auge fassen. Danke für die Chance einen neuen Autor für mich zu finden.