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Lesendes Federvieh
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München
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Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 539 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2018
Schuld
Schirach, Ferdinand von

Schuld


sehr gut

Die Frage nach der Schuld beschäftigt die Menschheit seit jeher. Der Anwalt und Strafverteidiger Ferdinand von Schirach hat sich in seiner 15 Erzählungen umfassenden Kurzgeschichtssammlung mit ebenjener Frage auseinandergesetzt. So wird ein Internatsschüler nach dem Vorbild der Illuminaten fast zu Tode gefoltert, ein Ehepaar treibt seine sexuellen Spiele so weit, bis sie tödlich enden und ein Täter wird erst Jahre später durch die Einführung der DNA-Analyse als Beweismittel verurteilt.

Ferdinand von Schirach ist einer jener Autoren, von denen ich schon eine gefühlte Ewigkeit ein Buch lesen möchte. Bei meiner letzten Stöberrunde in den Regalen meiner Lieblingsbuchhandlung habe ich seine Kurzgeschichtensammlung "Schuld" entdeckt, gekauft und breits am nächsten Tag komplett durchgelesen, weshalb das Buch von mir vier Sterne bekommt. Der Kontrast konnte kaum stärker sein, als ich zuvor die Entführungsstory "Seelenspiel" von Tarryn Fisher gelesen und nun Schirachs Erzählungen vor mir liegen habe. Strotzte ersteres nur so vor Emotionen, ist bei diesem Buch die beinahe gänzliche Abstinenz selbiger auffällig. In seiner klaren und direkten Sprache schildert er einen Fall von häuslicher Gewalt, der in einem Befreiungsmord endet, genauso präzise und authentisch wie er von den Irrungen und Schwächen der Justiz erzählt. In 15 Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein können, begibt sich der Erzähler auf die Suche nach Schuld und Unschuld, Gut und Böse. Doch der Seiltanz zwischen richtig und falsch gestaltet sich oftmals komplizierter als gedacht und noch schwieriger ist es, dabei die Balance zu halten und nicht in die Tiefe zu fallen, wo das Böse nur darauf wartet einen zu verschlingen. Das Besondere an diesem Buch ist die Wandlungsfähigkeit der Erzählweise. So weiß man tatsächlich bei keiner einzigen Geschichte, in welche Richtung sie sich entwickeln wird, mal beginnt sie mit Statistiken, mal durchlebt man die Biografie einer Person im Schnelldurchlauf ohne jedoch zu wissen, ob es sich dabei um Täter oder Opfer handelt. Jede Story ist in ihrem Inhalt sowie ihrem Verlauf einzigartig, nie lassen sich gleiche Erzählmuster erkennen, was ein herausragendes Qualitätsmerkmal darstellt. Bei einer Sammlung von 15 Stories kann es natürlich vorkommen, dass einem nicht alle vollkommen zusagen, was aber durch den einmaligen Schreibstil Schirachs sogleich aufgewogen wird. Unglaublich ist übrigens auch die letzte Erzählung mit dem Titel "Geheimnisse", die das Buch in einer Weise abrundet, wie es nichts anderes zu können vermag. "Schuld" ist eine Sammlung von 15 Erzählungen aus dem Bereich des Strafrechts, die auf wahren Begebenheiten basieren und sich mit der Frage der Schuld beschäftigen, wobei sie sich durch die glasklare, punktgenaue Sprache förmlich ins Gedächtnis einbrennen.

Bewertung vom 17.03.2018
Palace of Glass - Die Wächterin / Palace-Saga Bd.1
Bernard, C. E.

Palace of Glass - Die Wächterin / Palace-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Rea Emris wuchs in einer Gesellschaft auf, die kaum Ähnlichkeiten mit dem London hat, das wir kennen. Hautkontakt ist gesetzlich verboten, um die Bevölkerung vor den sogenannten Magdalenen zu beschützen, die mittels einer einfachen Berührung in den Geist einer Person eindringen und diesen manipulieren können. Tagsüber hält die junge Rea sich an dieses Gesetz, doch des Nachts streift sie ihre Handschuhe ab, um im Ring zu kämpfen. Denn sie ist eine Magdalena, deren Bedürfnis nach Hautkontakt ab einem gewissen Punkt nicht mehr durch das helfende Seidenband gestillt werden kann. Dass das zierliche Mädchen einen Gegner nach dem anderen in die Knie zwingt, bleibt auch dem britischen Geheimdienst nicht verborgen, der eines Tages vor der Tür steht, um sie mitzunehmen. Allerdings wollen diese sie nicht in die Korrektive für Magdalenen stecken, sondern sie als persönlichen Leibwächter für den Kronprinzen engagieren, dessen Leben auf dem Spiel steht. Keiner im Palast scheint auch nur ansatzweise zu ahnen, dass Rea seine größte Feindin ist.

Bei "Palace of Glass - Die Wächterin" handelt es sich um den Auftakt zu einer neuen, fulminanten Trilogie, der mich von der ersten Seite an überzeugt hat und somit fünf Sterne bekommt. Bevor ich allerdings zu lesen begonnen habe, musste ich das Buch ein paarmal in der Hand wenden und den sanft schillernden Bucheinband bestaunen, der meine Neugier auf die Geschichte nochmal steigerte. Bereits in den ersten Sätzen erhält man einen guten Eindruck von der Protagonistin Rea Emris, mit der man auf den folgenden Seiten noch so einiges erleben wird. Hautkontakt ist in London zu ihrer Zeit strengstens untersagt, doch sie ist eine Magdalena, jenes mystische Geschöpf vor dem sich die Bevölkerung dank der negativen Propaganda des Königs fürchtet, deren Hautdurst ab einem bestimmten Punkt nicht mehr durch das wertvolle Seidenband gestillt werden kann. Tritt dieser Zustand ein, wird sie von einer sogenannten "Kreatur", die für meinen Geschmack etwas zu häufig erwähnt wurde, seelisch als auch körperlich niedergedrückt. Genau hier liegt nun auch das Problem: Denn am Hof des Königs ist es mehr als verpönt Haut zu zeigen, weshalb sie auch während des Trainings Handschuhe tragen muss, was ihre Fähigkeit zu kämpfen deutlich einschränkt. Ihrem Durst nach Hautkontakt und der Möglichkeit in einen fremden Geist einzutauchen kann sie kaum widerstehen, wie auch ihren aufkeimenden Gefühlen für den Kronprinzen selbst. Erwartungsgemäß entspinnt sich eine Liebesgeschichte zwischen den beiden, was natürlich nicht jeder bei Hofe gutheißt. Intrigen werden gesponnen, Attentate mit mehr und weniger Erfolg durchgeführt und nicht zuletzt Geschichten für die Presse inszeniert. Ich war schon beinahe enttäuscht, als der Verräter endlich gestellt war, denn das hieß zugleich, dass das Ende des Buches gekommen ist. Glücklicherweise handelt es sich bei diesem Buch aber um den ersten Band einer Trilogie, deren weitere beiden Teile im Abstand von zwei Monaten erscheinen werden, sodass sich mein begeistertes Leserherz nicht mehr allzu lange gedulden muss. "Palace of Glass - Die Wächterin" begeistert durch ein faszinierendes Grundszenario, in dem Hautkontakt gesetzlich unter Strafe steht, charismatische und einzigartige Protagonisten, sowohl was die Haupt- als auch die Nebencharaktere betrifft und nicht zuletzt durch eine große Verschwörung, deren Ausgang bis zu den letzten Seiten ungewiss ist.

Bewertung vom 13.03.2018
Seelenspiel
Fisher, Tarryn

Seelenspiel


sehr gut

Nichts als Eis und Schnee. Das sieht Senna, als sie an ihrem 33. Geburtstag in einem fremden Haus erwacht und aus dem Fenster blickt. Ein Stockwerk tiefer findet sie ihren Arzt Isaac an ein Bett gefesselt, der ebenso keine Ahnung hat, wer ihnen das angetan hat oder wie sie aus dieser Hölle im Eis entkommen sollen. Überall entdecken die beiden Hinweise, die ihnen der Entführer hinterlassen hat und die allesamt auf Sennas Vergangenheit deuten. Auf die Kapitel ihres Lebens, an die sich die Romanautorin nie wieder erinnern möchte geschweige denn Gefühle zuzulassen. Nicht an die Vergewaltigung, die Krankheit oder die große Liebe. Doch der Weg in die Freiheit führt nicht daran vorbei.

Dieses Buch ist mir wegen des interessanten Covers ins Auge gefallen, auf welchem man nichts anderes als Schnee und ein Holzhaus sieht, lediglich geschmückt mit den Schriftzug "Seelenspiel", welches von mir vier Eier bekommt. Von den ersten Worten an ist die Spannung immens hoch, was mich zugleich verwirrt und begeistert hat. Einerseits ist es natürlich toll, wenn es gleich zur Sache geht, aber auf der anderen Seite habe ich mich gefragt, wie man dieses Niveau auf knapp 400 Seiten aufrecht erhalten kann. Außerdem spielt sich die gesamte Handlung nur im Haus ab, was theoretisch langweilig werden könnte. Die Betonung liegt hierbei auf könnte, denn tatsächlich gelingt es der Autorin, die Erzählung immer wieder in neue Richtungen zu lenken, sowohl was den Umgang zwischen Isaac und Senna betrifft als auch den Handlungsstrang selbst. Es dauert seine Zeit und man muss sich wirklich auf die Geschichte einlassen, wie auf die spezielle Protagonistin selbst, doch dann entfaltet sich die Erzählung in einer Intensität und mit solcher Eindringlichkeit, dass man eine Seite nach der anderen verschlingt. Senna Richards ist eine der komplexesten Charaktere, denen ich je in einem Buch begegnet bin. Immer wenn ich der Überzeugung war, ich hätte sie endlich verstanden, kommt sie wieder mit einer Aussage über den Weg, die alles verändert oder tut etwas, dass den gesamten Handlungsverlauf in eine vollkommen andere Richtung lenkt. Sie bezeichnet sich selbst als schwachen und kaputten Menschen, den man meiden sollte, weshalb sie jeden von sich stößt, selbst wenn dieser ihr wie Isaac nur helfen will. Demgegenüber steht ihre beständige Rationalität mit dem messerscharfen Verstand, ihre innere Stärke, die viel zu selten unter der schroffen Oberfläche hervorblitzt, und nicht zuletzt ihr literarisches Talent. War Senna vor der Gefangenschaft zu nahezu keiner Gefühlsregung fähig - wahrscheinlich ihre Art die schreckliche Vergangenheit zu verdrängen - durchbricht sie die emotionale Stille inmitten eines Gesprächs ein ums andere Mal mit tiefgründigen Aussagen, die mir kurz die Sprache verschlagen haben. Verglichen mit Senna Richards ist Dr. Isaac Asterholder beinahe farblos und schlicht, doch je mehr Zeit man mit ihm auf den Seiten verbringt und je tiefer man in seine gemeinsame Vergangenheit mit Senna eintaucht, die anders als erwartet ist, desto vielschichtiger erscheint auch er. Nach der langen Zeit, die man mit Isaac und Senna in der Holzhütte verbracht hat, war ich beinahe enttäuscht, als sie mir gegen Ende abrupt entrissen wurden, zumal der Grund der Entführung für meinen Geschmack etwas zu weit an den Haaren herbeigezogen war. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto besser passt dieser etwas außergewöhnliche Schluss, auch wenn er den Leser in bedrückter Stimmung zurücklässt. Im Zentrum von "Seelenspiel" steht die Entführung zweier Personen und die differente Entwicklung ihrer jeweiligen Psyche, deren Geschichte durch eine der komplexesten Protagonisten getragen wird, von denen ich je gelesen habe. Wenn man bereit ist, sich auf diesen außergewöhnlichen Charakter einzulassen, dann verspricht es einen wahren Lesegenuss.

Bewertung vom 02.03.2018
Written on my heart
Gibsen, Cole

Written on my heart


ausgezeichnet

Vor sechs Monaten sah Ashlyn ihren gesamten Besitz in Flammen aufgehen, nachdem sie das erste Mal seit vielen Jahren das Wort gegen ihren gewalttätigen Stiefvater erhoben hat, der sie mit einer gebrochenen Rippe aus dem Haus warf. Tagelang lebte sie mit ihren wenigen Habseligkeiten in ihrem Auto und übernachtete auf Raststätten. Jetzt hat sie zwar ein Dach über dem Kopf, doch ihre Mitbewohnerin feiert jeden Abend wilde Partys in der gemeinsamen Wohnung, ohne auch nur einen Gedanken an anschließendes Aufräumen zu verschwenden. Das letzte was sie gebrauchen kann, ist noch mehr Ärger, vor allem nicht in Person des attraktiven Tätowierers Lane Garrett. Aber das Knistern zwischen ihnen beiden kann selbst Ashlyn nicht ignorieren, aber da gibt es ein Problem: Lanes Brust ziert der riesige Schriftzug "Harper".

"Written on my heart" ist mir aufgrund der interessanten Thematik unter den Neuerscheinungen sofort ins Auge gefallen, weshalb ich es unbedingt lesen wollte. Die berührende Geschichte von Ashlyn und Lane hat mich unmittelbar in ihren Bann gezogen, weshalb das Debüt von Cole Gibsen fünf Eier von mir bekommt. Es erzählt die Geschichte eines Mädchens, das seit frühester Kindheit von ihrem Stiefvater tyrannisiert wurde, was natürlich nicht spurlos an ihr vorbeigegangen ist. Sie will es jedem recht machen, hat einen regelrechten Sauberkeitswahn entwickelt, auch nachdem sie nicht mehr in ihrer persönlichen Hölle leben muss, weil sie vor die Tür gesetzt wurde. Einerseits ist dieser Rauswurf absolut schrecklich, denn die Mutter hat rein gar nichts dagegen unternommen und zugelassen, dass Ashlyn dabei zusehen musste, wie ihre Habseligkeiten vor dem Haus verbrannt wurden. Andererseits ist es das Beste, was ihr in dieser Situation passieren konnte, denn es birgt die Chance für einen Neuanfang ohne den gewalttätigen Stiefvater. Durch den angenehm lockeren und direkten Schreibstil fühlt man von der ersten Seite mit Ashlyn mit und bekommt sehr eindringlich vor Augen geführt, dass eine seelische Misshandlung mindestens genauso schlimm ist wie eine körperliche. Trotz ihrer schweren Kindheit ist Ashlyn zu einer bewundernswert starken selbstständigen Frau herangereift, die jedoch nicht erkennt, wie wenig sie mit dem wehrlosen Mädchen von damals gemein hat. Hier kommt unser männlicher Protagonist ins Spiel, Lane Garret, der auf Außenstehende mit seinen vielen Tattoos wie ein typischer Bad Boy wirken mag, doch nach den ersten Szenen wird deutlich, dass das alles nur Fassade ist. Obwohl er sich Beziehungen abgeschworen hat, weil er es nicht erträgt seine kleine Tochter Harper, deren Name seine Brust ziert, nochmals zu enttäuschen, geht ihm Ashlyn nicht aus dem Kopf. Natürlich entspinnt sich dennoch eine Liebesgeschichte zwischen den beiden bei der das Herz aufgeht, denn endlich haben beide wieder die Chance auf etwas Glück. Dabei wird abwechselnd aus der Sicht von Ashlyn und Lane erzählt, wodurch man beide unmittelbar auf ihrer Gefühlsreise begleitet und so selbst Teil der Erzählung wird. "Written on my heart" handelt vom Abschließen mit der schwierigen Vergangenheit sowie dem Mut, einen Neustart zu wagen und beeindruckt mit fein ausgearbeiteten Charakteren, die besonders Fans von Colleen Hoover und Mona Kasten gefallen dürften.

Bewertung vom 28.02.2018
Die Chocolaterie der Träume / Valerie Lane Bd.2
Inusa, Manuela

Die Chocolaterie der Träume / Valerie Lane Bd.2


sehr gut

Keira gehört die kleine Chocolaterie in der Valery Lane. Hier verkauft sie ihre selbst gemachten Pralinen, Kekse und schokolierte Früchte, die ihre Kunden lieben. Bei so viel leckeren süßen Sachen bleibt es natürlich nicht aus, dass Keira ein paar Pfunde zulegt. Das wäre auch gar kein Problem, wenn da nicht ihr Freund Jordan wäre, der schon an einem Schlankheitswahn leidet und sie ständig wegen ihrer Pfunde nervt. Doch Keira hat ja ihre besten Freundinnen stets an ihrer Seite. Außerdem gibt es da einen ganz besonderen Kunden, bei dessen Besuch sie schon seit längerer Zeit ein angenehmes Bauchkribbeln verspürt...

Auch mit Teil zwei der Reihe um die Läden in der Valery Lane ist Manuela Inusa wieder ein ganz tolles Buch gelungen. Diesmal steht Keira mit ihrer Chocolaterie im Mittelpunkt der Geschichte und somit Schokolade in allen möglichen Variationen - herrlich.

Auch diesmal wieder begeisterte mich der flotte, angenehme Schreibstil der Autorin und die ansprechenden Dialoge. Dazu passen die sympathischen und lebensfrohen Charaktere. Ich habe Keira, Laurie, Susan, Orchid, Ruby und die wunderbare Mrs. Witherspoon richtig ins Herz geschlossen. Diese Frauen verbindet eine ganz wunderbare Freundschaft wie es sie selten gibt, sie gehen durch dick und dünn und sind immer füreinander da. Gerade in unserer erfolgsorientierten und hektischen Zeit sind die Bücher von Manuela Inusa so etwas wie eine friedliche Oase, in der sich der Leser vom Alltag zurückziehen kann.

Ihre Geschichten sind aus dem Alltag gegriffen und wunderschön zu lesen, weil sie einfach authentisch rüberkommen. Das gefällt mir sehr gut.

Zum Schluss gibt es als zusätzliche Praline noch einige leckere Rezepte aus Keiras Laden. Das verleiht diesem unterhaltsamen Lesevergnügen noch den zusätzlichen Pfiff. Perfekt.

Fazit: Auch der zweite Band hat mich vollkommen überzeugt. Ich freue mich schon auf die nächsten Erlebnisse mit Ruby aus "Der zauberhafte Trödelladen".

Bewertung vom 19.02.2018
Nachtlichter
Liptrot, Amy

Nachtlichter


ausgezeichnet

Die Autorin Amy Liptrot ist Alkoholikerin. Nach einem Entzug in London, kehrt sie zurück auf die abgelegenen, rauen Orkneyinseln, wo sie aufgewachsen ist. Dort schafft sie es Stück für Stück wieder in ein normales Leben ohne Alkohol zurückzufinden. Dabei sind ihr die wundervolle, ganz besondere Natur und die einzigartige Tierwelt große Helfer...

Was für ein herausragendes Buch über Sucht und Heilung. Schonungslos berichtet Amy Liptrot von ihrer jahrelangen Alkoholsucht ohne irgendetwas zu beschönigen, einfach nur mutig und ehrlich. Ihre Rückkehr zu den Orkneyinseln war die beste Entscheidung, die sie treffen konnte.
Durch ihren klaren, detaillierten und schnörkellosen Schreibstil nimmt sie den Leser mit in ihre Welt. Ihre Alkoholabstürze und die daraus resultierenden Probleme und Niederlagen hat sie ebenso treffend geschildert wie ihre Mühen aus diesem Sumpf herauszukommen. Das war absolut ergreifend und berührend zu lesen.

Die Landschaftsbeschreibungen dieser Inseln und des Alltags dort, sind grandios. Ich habe es besonders genossen, diese Schilderungen von Fauna und der einzigartigen Flora zu lesen, da ich vor einigen Jahren selbst dort sein durfte und von den wilden, windigen Orkneys total begeistert war. Dieses Buch ist eine für mich sehr gelungene Mischung aus Biografie und fast schon einem Naturführer, der unheimlich viel Interessantes und Wissenswertes zu bieten hat.

Fazit: Wer mit Natur zu begeistern ist, ist bei diesem Buch genau richtig. Neben wirklich spannenden Einblicken in das Leben Amy Liptrots ist es für mich auch eine Hommage an diese wunderschöne schottische Inselgruppe. Klasse.

Bewertung vom 09.02.2018
Die Frau im hellblauen Kleid
Maxian, Beate

Die Frau im hellblauen Kleid


sehr gut

Die Wienerin Marianne Altmann, die einst ein gefeierter Filmstar war, ist entsetzt, als sie erfährt, dass ihre Tochter Vera einen Dokumentationsfilm über ihre Familie drehen möchte und dabei ausgerechnet auch noch selbst Regie führen will. Denn es gibt einige wohl gehütete Geheimnisse und ein lange zurückliegendes Verbrechen, die niemals ans Tageslicht gelangen sollten. Alles begann 1927, als Mariannes Mutter Käthe in einem geliehenen hellblauen Kleid zu einem Vorsprechen im Theater ging. Es war der Anfang einer glorreichen Karriere und einer folgenschweren Begegnung mit Hans Bleck, der zum mächtigen Produzenten der UFA aufsteigen sollte.

Mit ihrer mittlerweile sieben Bände umfassenden Krimireihe rund um die Journalistin Sarah Pauli erlangte Beate Maxian Bekanntheit, nun wagte sie sich mit "Die Frau im hellblauen Kleid" in neue Gefilde, welches von mir vier Sterne mit eindeutiger Tendenz nach oben bekommt. Es erzählt die Geschichte vierer Schauspielerinnen aus vier unterschiedlichen Generationen und das auf ganz interessante Art und Weise. Vera, die Tochter der Filmdiva Marianne Altmann, möchte nämlich einen Dokumentationsfilm über die Altmann-Schauspielerdynastie unter ihrer Regie drehen, zeitlich angefangen mit ihrer Mutter Marianne bis hin zu ihrer Tochter Sophie, die ein aufstrebender Star am Schauspielerhimmel ist. Marianne jedoch weigert sich zunächst, weil sie fürchtet, die dunklen Abgründe der Familie könnten ans Tageslicht gelangen, doch zeitgleich will sie Vera keine falsche Geschichte erzählen lassen, sodass sie schließlich einwilligt, jedoch unter der Bedingung wirklich ganz von vorne anzufangen und zwar bei ihrer Mutter Käthe. So dient das Jahr 2015 als feste Basis und wird durchflochten von Rückblenden in die Vergangenheit, die ich als sehr erfrischend empfand. Im Zuge der Recherchen für die Filmdoku wird ein Familiengeheimnis nach dem anderen gelüftet, wodurch die Spannung konstant zunimmt und man auf die Auflösung des letzten Mysteriums hinfiebert, was für meinen Geschmack dann aber etwas zu dürftig ausfiel und der finale Wow-Effekt ausblieb. Dafür hat mir die restliche Geschichte mit ihren authentischen Charakteren richtig gut gefallen, denn sie spielt fast ausschließlich in Wien, München, Berlin und ein bisschen in Prag, allesamt Städte, die ich kenne und die ich gerne mag, sodass ich den gelungen eingeflochtenen Lokalkolorit sehr gut nachempfinden konnte. Ein weiterer positiver Aspekt sind die interessanten Einblicke in die Filmbranche, die man gewinnt. "Die Frau im hellblauen Kleid" ist die fesselnde Geschichte vierer Frauen aus einer Schauspielerdynastie, die in zwei Zeitschienen erzählt wird und mit historisch fundiertem Wissen aufwartet sowie durch die wechselnden Schauplätze samt Lokalkolorit beeindruckt.

Bewertung vom 08.02.2018
Kain und Abel Bd.1
Archer, Jeffrey

Kain und Abel Bd.1


ausgezeichnet

Abel Rosnovski ist der uneheliche Sohn eines polnischen Adeligen und flieht über mehrere Stationen aus der russischen Kriegsgefangenschaft nach Amerika. Dort arbeitet sich der mittellose Mann im Hotelfach von ganz unten bis zum Hotelmanager hoch. Der am selben Tag geborene William Lowell Kane hingegen stammt aus einer millionenschweren Bankiersfamilie in Boston und wird das Amt des Bankpräsidenten übernehmen. Über 60 Jahre lang kreuzen sich ihre Wege im Ringen um Macht, Geld und Liebe immer wieder und sie verzehren sich in gegenseitigem Hass.

Jeffrey Archer hat mit seiner siebenbändigen Clifton-Saga die letzten Jahre die Bestsellerlisten gestürmt und nun seine Trilogie um das Wetteifern zweier aus unterschiedlichen Welten stammender Männer nochmals überarbeitet, wovon "Kain und Abel" der erste Teil ist, der von mir fünf Eier bekommt. Vorneweg sollte noch erwähnt werden, dass ich über die Clifton-Saga auf dieses Buch gekommen bin, ohne die Erstausgabe von 1979 zuvor gelesen zu haben. Die Geschichte der beiden Männer, die am selben Tag jedoch in vollkommen unterschiedlichen Umständen geboren wurden, beginnt mit ihrer Geburt und erzählt noch kurz über ihren Tod hinaus ohne die historischen Ereignisse außer Acht zu lassen. Dabei wechselt die Erzählperspektive geschickt zwischen Abel Rosnovski und William Kane hin und her, sodass man nahezu ihr gesamtes Leben hautnah miterlebt. Das ewige Machtgerangel der beiden wird auch auf mehr als 700 Seiten nicht langweilig, denn die doch sehr extremen Charaktere sind konsequent ausgearbeitet und bestechen durch ihre jeweilige Einzigartigkeit. Während der aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Amerika geflohene Abel Rosnovski sich von unten nach ganz oben hocharbeiten muss, wird William Lowell Kane buchstäblich mit dem silbernen Löffel im Mund geboren. Da Abel als Manager bald eine ganze Kette von Hotels besitzt, gerät er durch die Finanzierung selbiger immer wieder mit Kane ins Gehege. Auch wenn die beiden sich auf den Tod nicht ausstehen können, was sich als besonders schwierig gestaltet als ihre Familien sich ineinander verflechten, helfen sie sich oft gegenseitig, meistens ohne das Wissen des anderen, was stets unglaublich amüsant zu lesen war. So investiert Kane beispielsweise in Abels Hotelkette, da er diese als lukrative Anlage ansieht, wodurch er diesem so den Erhalt des Hotelimperiums sichert, wohingegen Abel Kane im Krieg das Leben rettete, indem er den verletzten Millionärssohn kilometerweit zur medizinischen Versorgung trug und ihn anschließend heimtransportieren ließ. Die Feindseligkeit von Kain und Abel ist offen zu spüren und doch schätzen sich die beiden insgeheim, was natürlich keiner der beiden je zugeben würde. Dabei wird ihre Lebensgeschichte frisch, fesselnd und überzeugend erzählt, sodass die Spannung bis zu den letzten Seiten erhalten bleibt, wo noch einige geheimnisvolle Verstrickungen aufgedeckt werden. "Kain und Abel" erzählt auf packende Art und Weise die Geschichte zweier einzigartiger Männer, die aus unterschiedlichen Welten stammen und durch ihr Verlangen nach Macht, Geld und Liebe miteinander verbunden sind. Wem bereits die Clifton-Saga gefallen hat, wird bei dem Auftakt zu Jeffrey Archers überarbeiteter Trilogie vollkommen auf seine Kosten kommen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2018
Sonntags Tod / Ira Wittekind Bd.1
Berling, Carla

Sonntags Tod / Ira Wittekind Bd.1


sehr gut

Die Lokalreporterin Ira Wittekind hat es wieder in ihre alte Heimat Westfalen verschlagen. Doch kaum ist sie wieder zurück, erfährt sie vom Tod ihrer Jugendfreundin Verena und dessen Ehemann. Es sieht nach erweitertem Suizid aus. Als Ira einen Polizeieinsatz begleiten darf, wird ein weiterer Toter in einer völlig zugemüllten Wohnung gefunden. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den drei Todesfällen? Bei ihren Ermittlungen stößt Ira auf lange unter den Teppich gekehrte Abgründe...

"Sonntags Tod" ist der erste Krimi, den ich von Carla Berling gelesen habe. Ich habe das sehr gerne getan, denn ich mag besonders Krimis mit Inhalt, die einen gewissen Nervenkitzel und die richtige Portion Spannung enthalten. "Sonntags Tod" ist genau so einer.

Die Handlung ist gut und schlüssig aufgebaut und hat es in sich. Besonders durch die Wahl des Hofes Eskendor als Hauptschauplatz wurde die Intensität der Schicksale noch verstärkt. Zuerst dachte ich, dass dieser tolle, moderne Hof wirkliche Idylle und Harmonie verspricht. Doch man sollte sich nie von Äußerlichkeiten täuschen lassen, denn wie heißt es so schön, oder so ähnlich: „Hinter den dicksten Gardinen werden die dicksten Tränen vergossen.“

Die Journalistin Ira Wittekind finde ich als Ermittlerin klasse. Völlig unverkrampft und mit gesundem Menschenverstand versucht sie die Todesfälle aufzuklären. Stück für Stück kommt man als Leser dabei immer näher an düstere Familiengeheimnisse und Abgründe aus der Vergangenheit. Durch immer wieder neue, unvorhersehbare Wendungen schafft es die Autorin dabei die Auflösung des Rätsels um den Täter erst ganz zum Schluss aufzulösen.

Fazit: Carla Berling hat mit "Sonntags Tod" einen absolut lesenswerten Krimi geschaffen, der durch ein gutes Konzept besticht und beim Leser ohne großes Blutvergießen Gänsehaut erzeugt. Ich freue mich schon auf weitere Krimis dieser Autorin.

Bewertung vom 21.01.2018
Audrey & Ich / A Girls' Night In Bd.1
Holliday, Lucy

Audrey & Ich / A Girls' Night In Bd.1


sehr gut

Bei Libby Lomax funktioniert im Moment gar nichts. Ihre erste Mini-Sprechrolle sollte endlich der Anfang einer Filmkarriere sein, doch Libby verpatzt alles. Nachdem sie ihr Alienkostüm versehentlich bei einer Unterhaltung mit dem umschwärmten Filmstar Dillon O‘Hara in Brand setzt, wird sie fristlos gefeuert. Auch ihre neue Miniwohnung entpuppt sich als kleine Katastrophe. Doch als sie frustriert auf ihrem Sofa sitzt, taucht plötzlich ihre Lieblingsschauspielerin Audrey Hepburn in ihrem Zimmer auf und plaudert mit ihr. Libby ist einerseits begeistert, aber auf der anderen Seite beginnt sie an ihrem Verstand zu zweifeln. Was nun? Kann Audrey neuen Schwung in Libbys Leben zaubern...

"A Girls' Night In - Audrey und ich" ist der erste von drei Bänden dieser Reihe, die ich unbedingt haben muss. Die Geschichte von Libby Lomax ist witzig, unterhaltsam und kurzum einfach schön zu lesen. Die Handlung ist rasant und wird nie langweilig. Das liegt vor allem am spritzigen, flüssigen Schreibstil der Autorin und den lebendigen Dialogen.

Aber auch die Charaktere sind eine Wucht. Direkt aus dem Leben gegriffen und liebenswert mit all ihren Macken sind sie mir beim Lesen sofort and Herz gewachsen. Besonders sympathisch ist mir natürlich die unkonventionelle Libby, die so herrlich chaotisch ist. Aber auch alle anderen Personen passen perfekt zur Geschichte. Ich denke da sofort an Bogdan, Sohn von Bogdan, der mich jedesmal zum Schmunzeln brachten. Super.

Aufmerksam wurde ich auf dieses Buch durch das wirklich gelungene Cover und den Titel. Die Idee in einem Buch Audrey Hepburn als Beraterin und Freundin einzubauen, finde ich klasse.
Wer ein kurzweiliges Lesevergnügen mit einer ordentlichen Portion Humor haben möchte, ist bei Libby genau richtig. Mir hat diese Lektüre jedenfalls sehr gut gefallen.

Fazit: Kurzweiliges, amüsantes Lesevergnügen. Ich bin schon ganz gespannt, was Libby so alles in Band zwei mit Marilyn erlebt...